Die Kunst der Ehezerrüttung
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Book preview
Die Kunst der Ehezerrüttung - E. Noni Höfner
VORBEMERKUNG
Frauen wurden jahrtausendelang unterdrückt, für minderwertig und dumm erklärt. Inzwischen sind sie gleichberechtigt. Dadurch geriet einiges aus den Fugen der bisher angeblich gottgewollten Ordnung. Diese schrieb vor, dass der Mann der Herr im Hause sei und die Frau sich seinem überlegenen Verstand und seiner gewaltigen Kühnheit unterzuordnen habe.
Nun kracht es in jeder Beziehung. Die Machtkämpfe zwischen den Geschlechtern sind offen ausgebrochen und ein zähes Ringen um die Vorherrschaft hat eingesetzt. Frauen haben eine Ewigkeit lang geduldet und alle Marotten ihrer teuren Gatten zähneknirschend, aber schweigend (was diese durchaus zu schätzen wussten) hingenommen. Nun beginnen die Frauen, ihren lang aufgestauten Groll und ihre unterdrückten Wünsche zu artikulieren - und Wünsche an ihn gibt es zu Hauf.
Wie die ideale Frau heutzutage auszusehen hat, wissen wir: Stark, durchsetzungsfähig, klug und unbegrenzt belastbar. Die drei K`s - Küche, Kinder, Kirche - haben ausgedient. Aber wie sollte der ideale Mann aussehen? Wilde Glaubenskämpfe - nicht nur unter Frauen, sondern auch unter besonders fortschrittlichen Männern - haben hinsichtlich dieser Frage eingesetzt. Kein Wunder, dass die Männer sehr verunsichert darüber sind, wie die Frauen sie nun eigentlich haben wollen. Männliche Machos? Oder poetische Softies? Oder mal so und mal so? Auf jeden Fall immer anders als Mann
dachte!
Während die Glaubenskämpfe toben hat sich erstaunlicherweise nicht nur die Zahl der Ehescheidungen drastisch erhöht, sondern auch die Zahl der Eheschließungen! Das beweist allerdings nichts außer dem Sieg der Hoffnung über den Verstand.
In der Bundesrepublik wird heute jede dritte Ehe geschieden, in Großstädten sogar jede zweite, die Tendenz ist steigend. Und die Statistik erfasst nicht die wilden, sondern nur die registrierten, ordentlichen Ehen. Deshalb müssen wir mit einer gewaltigen Dunkelziffer bei den wilden Trennungen rechnen! Dabei sind Scheidungen und Trennungen nur für wenige Ausnahmenaturen ein reines Vergnügen. Im allgemeinen wollen die Beteiligten das Beste und landen immer wieder vor einem Scherbenhaufen, weil sich Ist- und Sollzustand nicht in Einklang bringen lassen. Vor allem die Frauen kämpfen erbittert um das Paradies, notfalls mit einem Partner nach dem anderen, nach dem Grundsatz: Je mehr Partner, um so wahrscheinlicher wird es, dass irgendwann der genau Richtige dabei ist.
Die Statistiken beweisen nämlich, dass die endgültige Trennung meist von der Frau ausgeht, die es aufgibt, den Frosch, der ihr über den Weg gehüpft ist, immer wieder an die Wand zu werfen, um einen Prinzen aus ihm zu machen. Merkwürdigerweise sieht sie sich meist sofort nach einem neuen Prinzen um und landet wieder bei einem Frosch. Oft resigniert sie erst nach soundso viel Fröschen, kratzt die Tapete sauber und beschließt, entweder alleine zu bleiben, lesbisch zu werden oder sich mit dem männlichen Ausschuss zu begnügen, der auf dem Markt zu haben ist.
Frauen sind sicher nicht die besseren Zerrütter, bloß weil sie Frösche an die Wand und die Flinte schneller ins Korn werfen. Aber sie sind der aktivere Teil im Zerrüttungsprozess, denn sie sind anspruchsvoller und haben nicht aufgehört zu träumen. Männer finden sich eher mit einer freudlosen Beziehung ab. Nach ihrer Traumfrau suchen sie sowieso gern außerhalb der Ehe weiter. Und Frauen sind weniger duldsam, seit sie sich emanzipiert haben. Zwar verfügen auch altmodische Frauen, die von Emanzipation nichts wissen wollen, über ein reichhaltiges Repertoire an Zerrüttungswerkzeugen. Aber für eine emanzipierte Frau ist Rücksichtnahme auf das zarte Pflänzchen des männlichen, evolutorisch stark zurückgebliebenen Egos selbstverständlich ein Rückschritt, der inakzeptabel ist.
Vor allem wegen der ausgeprägteren Anspruchshaltung der Frauen kommt den männlichen Zerrüttungstechniken in einer Partnerschaft nicht dieselbe herausragende Rolle zu wie den weiblichen. Es gibt aber noch weitere Gründe, warum die Männer in diesem Konzert die zweite Geige spielen:
Erstens ist der männliche Zerrüttungseinsatz meistens weniger offensichtlich, weil Männer strittige Punkte bei Auseinandersetzungen nicht in dem schrillen Diskant vortragen, der die Frauen auf Grund ihrer kürzeren Stimmbänder von vorne herein ins Unrecht setzt.
Zweitens geht das männliche Interesse in eine andere Richtung als das weibliche. Frauen sind vielseitiger. Erst wollen sie die Männer und über diesen Umweg ihre Partnerschaft verbessern, Männer dagegen haben im allgemeinen ein anderes, viel wichtigeres Anliegen, nämlich ihre eigene wertvolle Persönlichkeit. Am interessantesten ist für sie daher die Frage: Liebling, wie findest du mich??
Da greifen weiblicher Verbesserungs- und männlicher Wissensdrang ganz vorzüglich ineinander.
Drittens entfalten Männer ihre Dynamik bevorzugt im außerhäuslichen Bereich, das heißt im richtigen Leben
, wo sie im rauen Wind des Wettbewerbs mit überwiegend männlichen Konkurrenten ihren Mann stehen müssen. Im Hause genießen sie am liebsten ihre Ruhe mit möglichst wenig (weiblicher) Hektik und beschränken ihre Aktivitäten auf sparsame Bewegungen, zum Beispiel dem Heben des rechten Armes, um beim abendlichen Fernsehen das Bierglas in die richtige Höhe zu bringen. Ihre Partnerin, die versucht, Harmonie im trauten Heim zu verbreiten, erfreuen sie dann mit aufbauenden Fragen, wie: Was tust du eigentlich den ganzen Tag?
Obwohl die Männer bei der Zerrüttung vordergründig nicht so ins Rampenlicht treten, haben sie natürlich trotzdem vorzügliche Taktiken auf Lager. Der Mann wird zum Beispiel versuchen, seiner Partnerin stets aufs Neue zu beweisen, wie intelligent, stark, unerschrocken und hart er ist und ihr deutlich zu zeigen, daß er immer Herr der Lage bleibt. Da er es nur
mit einer Frau zu tun hat, muß