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Across Europe: Caspar läuft - 5.250 km quer durch Europa
Across Europe: Caspar läuft - 5.250 km quer durch Europa
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Across Europe: Caspar läuft - 5.250 km quer durch Europa

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In Laufschuhen über den Kontinent: Ein Ultralauf vom Nordkap bis nach Gibraltar

Vier Monate, sechs Länder, 5.250 Kilometer – ein Extremlauf quer durch Europa. Als Jan-Caspar Look im Sommer 2020 zu seiner Laufreise aufbricht, ahnt er noch nicht, welche Hürden vor ihm liegen. Seine geplante Laufstrecke soll ihn zum Nordkap und anschließend nach Gibraltar führen, einmal quer durch Europa. In seinem Laufwagen führt er nur das Nötigste bei sich.

In "Across Europe" nimmt uns der Extremläufer mit auf seine unglaubliche Entdeckungsreise. Er erzählt von den Unwägbarkeiten und den Herausforderungen, den Entbehrungen und der unendlichen Freiheit, von Kulturen und Begegnungen. Trotz des unfreiwilligen Endes seines Ultralaufs aufgrund des zweiten Corona-Lockdowns versammelt sein Erfahrungsbericht zahlreiche unvergessliche Erlebnisse.

• Laufen, um zu reisen: Der packende Erlebnisbericht eines Extremläufers
• Vom Nordkap bis nach Gibraltar: 5.250 Kilometer zu Fuß durch Europa
• Hochwertig gestaltetes Laufbuch mit mitreißenden Texten und zahlreichen Fotos der Laufstrecken
• Ideales Geschenk für Läufer, Abenteurer und Weltenbummler

Eine Europareise als sportliche Herausforderung

Seine Leidenschaft für den Ausdauersport entdeckt Jan-Caspar Look schon als Kind. Er trainiert im Triathlon und bestreitet sieben Mal den Ironman. Als er sich mit der Teilnahme am legendären Ironman Hawaii einen Lebenstraum erfüllt, macht er sich auf die Suche nach der nächsten großen Laufmotivation. Wohin führt der Weg, nachdem das Ziel erreicht ist? Look verlagert seinen sportlichen Schwerpunkt, vom Wettkampf hin zum Abenteuer. Sein neues Vorhaben: die Welt erlaufen.

Für seine Laufreisen geht der Extremsportler mental und körperlich an seine Grenzen und manchmal darüber hinaus. Begeben Sie sich mit ihm auf eine atemberaubende Reise durch Europa und lassen Sie sich anstecken von Looks unbändiger Lust am Laufen!
LanguageDeutsch
Release dateMay 3, 2022
ISBN9783667124104
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    Book preview

    Across Europe - Jan-Caspar Look

    DEUTSCHLAND TEIL 1

    DIE VORBEREITUNG

    Der Entschluss ist gefasst: Im Laufschritt einmal quer durch Europa, erst zum Nordkap, später dann nach Gibraltar. Bleibt nur die Frage: Mit welcher Ausrüstung mache ich mich auf? In Nord-, Mittel- und Südamerika hatte ich meine Ausrüstungsgegenstände in einem speziellen Laufwagen hinter mir hergezogen. Damals war ich darauf ausgelegt für zwei Jahre oder sogar länger unterwegs zu sein und ein weites Spektrum an verschiedenen Klimazonen abdecken zu müssen. Dennoch folgte ich dem Prinzip des Minimalismus und transportierte lediglich, was ich auch wirklich brauchte.

    Diesem Prinzip werde ich natürlich auch weiterhin treu bleiben, hoffe aber aufgrund der kürzeren Distanz sowie der Tatsache, dass der Sommer unmittelbar bevorsteht, noch leichter unterwegs sein zu können. Dieses Bestreben ist zudem durch die Hoffnung genährt, mit weniger Gepäck und ohne den Lauf-Anhänger, flexibler in der Auswahl meiner Wege zu sein. Denn der Laufwagen ist zwar prinzipiell geländegängig, wird verständlicherweise aber lieber auf asphaltierten Straßen und Wegen mit glattem Untergrund bewegt. Deshalb beschließe ich, es diesmal mit einen Rucksack von nur 15 Litern Packvolumen zu probieren.

    15 Liter sind nicht viel, wenn man bedenkt, dass die Dinge, die ich mitnehmen möchte, auch mein Schlaf-Arrangement berücksichtigen müssen. Denn nicht nur wegen Covid, auch aus Gründen des Budgets plane ich, vollständig autark unterwegs zu sein und die Nächte vornehmlich unter freiem Himmel zu verbringen. Die Möglichkeit, hin und wieder Privatunterkünfte wahrzunehmen oder mir eine Jugendherberge zu leisten, werden vermutlich die Ausnahme bleiben und die Regel Zelten bestätigen.

    Ich packe meinen Koffer, bzw. Rucksack — mit minimaler Ausrüstung bis nach Aarhus (DK).

    Was sind also die Dinge, die den Weg in den Rucksack finden und den Cut machen? Mit dabei sind ein Leichtbauzelt, bestehend aus Innenzelt, Regenmembran, Gestänge und reduzierter Anzahl von Heringen sowie ein Footprint zum Schutz des Zeltbodens. Ein superleichter 3-Jahreszeiten-Schlafsack, eine Survival-Decke, ein Longsleeve, ein Thermo-Singlet, eine Laufhose als Ersatz, ’ne Schirmmütze, ein Buff-Tuch, Sonnenbrille, Moskitohaube, eine ultraleichte Regenjacke, ’ne Baumwollunterhose und ein paar Socken zum Wechseln. Die Elektronik betreffend führe ich einen mobilen 18.000-Milliamperestunden-Akku mit mir, ein kleines Stativ oder auch Tripod genannt, mein Handy, die Laufuhr und entsprechende Ladekabel. Die Stirnlampe bleibt zurück, schließlich ist Sommer. Meine Kultur besteht aus einem Rasierhobel, Ersatzklingen, Zahnbürste, Zahnpasta und einer Rolle Tape. Einen Titanlöffel habe ich dabei um Flüssiges, Kleinteiliges oder weiche Nahrungsmittel zu essen, beziehungsweise zu verstreichen. Da neben den zwei Wasserflaschen der Löffel meine gesamte Küchenausrüstung darstellt, bin ich darauf eingestellt, dass es für absehbare Zeit lediglich kalte Kost geben wird. Zuletzt finden Geldkarten, eine Packung Taschentücher, mein Reisepass und etwas Bargeld den Weg in die letzten Winkel meines Rucksacks.

    Ohne Verpflegung oder Wasser mit einzurechnen, kommt meine Ausrüstung so auf 4.450 Gramm. Realistisch betrachtet, muss man ein Kilo für Wasser berücksichtigen sowie ein weiteres für Essen. Beides variiert natürlich im Zuge eines Tagesverlaufes und ist davon abhängig, wann und ob ich meine Vorräte aufgestockt habe. Grundsätzlich laufe ich aber ungern von Bäcker zu Bäcker und habe lieber ein Back-up, auch wenn dies etwas mehr Gewicht auf den Schultern bedeutet. Für den Tag versorgt zu sein, gibt mir eine höhere Flexibilität bei der Auswahl der Route und mental eine größere Freiheit, die es mir erlaubt, mich kompromissloser auf das Laufen an sich einzulassen.

    Einzig der Gang zum Supermarkt am Ende eines Lauftages ist obligatorisch. Nach dem Einkauf habe ich dann in der Regel deutlich mehr als sechseinhalb Kilo aufgeladen, dafür aber die Sicherheit, all die verbrauchten Kalorien wieder auffüllen zu können und nicht hungern zu müssen. Nicht dass ich Kalorien zählen würde, die bis zu 4.000 verbrannten Extra-Kalorien aber müssen im Zuge einer Nacht ersetzt werden, wenn ich amnächsten Tag wieder Leistung erbringen möchte.

    Das Gewicht ist das A und O, wenn es darum geht, mit einem Rucksack zu laufen. Während man mit einer geringen Zuladung von etwa ein bis zwei Kilo kaum einen Unterschied zum ballastfreien Laufen spürt, ändert sich dies merklich, sobald die Zuladung eine Größenordnung von vier Kilo erreicht, und der Bereich von sechs Kilo ist schließlich absolut grenzwertig. Dies ist meine persönliche Erfahrung und mag bei einer größeren, sprich schwereren Person, aufgrund des veränderten Verhältnisses vom Körpergewicht zur Zuladung, weniger ins Gewicht fallen. In meinem Fall aber, bei einer Körpergröße von 1,70 Meter und etwa 65 Kilo Körpergewicht, ist bei mir mit sechs Kilo definitiv ein Grenzbereich erreicht.

    Unter diesen Bedingungen sprechen wir bereits nicht mehr von Laufen, sondern von einem wie auch immer gearteten Schleichen oder Powerwalken. Denn mit einer Zuladung dieser Größenordnung lassen sich die Füße einfach nicht mehr vernünftig vom Boden abstoßen, der Kniehub und ein artikulierter Laufschritt kommen unweigerlich zum Erliegen. Wie dem auch sei, ich habe meine Sachen gepackt, bin startklar und werde bald herausfinden, wie das Unterfangen ausgehen wird.

    Den Vorteil, mit dem Rucksack unterwegs zu sein, möchte ich nutzen, um so viel wie möglich auf Feld- und Waldwegen unterwegs zu sein. Mein Plan ist es, vorerst dem Fernwanderweg E6 Richtung Norden zu folgen, später den Heidschnuckenweg zwischen Celle und Hamburg zu nehmen, schließlich Richtung Lübeck zu laufen und von dort dem Küstenverlauf der Ostsee bis nach Flensburg zu folgen.

    Bedingt dadurch, dass ich die vergangenen drei Monate nur sporadisch laufen war, folglich meine Trainingskilometer eher zu belächeln sind und selbst eine gezielte Vorbereitung mit Rucksack nicht stattgefunden hat, bin ich darauf eingestellt, dass es ein harter, schmerzhafter Start werden wird. Um meinen Körper nicht völlig zu überfordern, habe ich mir eine Strategie zurechtgelegt. Der Plan ist es, täglich mindestens 60 Kilometer zurückzulegen und wöchentlich einen Ruhetag einzulegen. Ich nenne es die Strategie-60-plus. Die 60 Kilometer pro Tag plane ich in vier 15-Kilometer-Segmente zu unterteilen, die jeweils aus zehn Kilometern Laufen und fünf Kilometern Spazieren bestehen werden. Der Zyklus wird sich vier Mal wiederholen, bis ich das Minimalziel von 60 Kilometern erreicht habe. Alles, was ich darüber hinaus laufen würde, ist ein Extra — daher 60 plus.

    DEUTSCHLAND

    ES GEHT LOS. TAG 1

    Lauftage beginnen in der Regel früh. Ich bevorzuge es, den Dingen voraus zu sein und den Tag noch vor mir zu haben. Zeit zu haben ist die Grundlage und Garantie dafür, dass man alles in einer entspannten Art und Weise macht, ohne sich unter Zeitdruck wiederzufinden. Der Wecker klingelt also um 5 Uhr, ich meditiere für eine halbe Stunde, tätige letzte Handschläge an meinem Rucksack, den ich abends zuvor gepackt hatte, und bin alsbald startklar.

    Nachdem ich mich von meiner Mutter verabschiedet habe, trete ich hinaus in die empfindlich kühle Morgenluft. Die Laufuhr wird gestartet, noch einmal tief durchatmen, und schon kann es losgehen. Das Gewicht des Laufrucksacks liegt schwer auf meinen Schultern. Dank seines laufspezifischen Designs aber, das ihn mehr zu einer eng anliegenden Weste macht, sitzt dieser satt am Körper. Nur das punktuelle Gewicht der Wasserflaschen, die vorn in den Schultergurten stecken, sorgt für ein gewisses Bouncen.

    Die ersten Schritte fühlen sich schwer und behäbig an — Ich bin das zusätzliche Gewicht nicht gewohnt. Üblicherweise lösen sich meine Schuhe leichtfüßig vom Untergrund, sodass die Knie dynamisch den Schritt einleiten und das harmonische Zusammenspiel von Spann, Achillessehne und Wadenmuskulatur kraftvoll für Vortrieb sorgt. Nun aber scheint es, als würden die Füße am Boden kleben und meine Beine nicht von Luft umgeben, sondern von einem unsichtbaren Widerstand an ihrer freien Bewegung gehindert. Diese anfänglichen Herausforderungen werden sich im Laufe der Zeit vermutlich legen und weniger ins Gewicht fallen, sobald ich mich an das neue Set-up gewöhnt habe — so jedenfalls meine Hoffnung.

    Die ersten Meter laufe ich am Bückeburger Schloss vorbei, dann durch den Bückeburger Harrl Richtung Bad Eilsen und weiter Richtung Bückeberg. Die Umgebung ist vertraut, und doch erwische ich in dem Kurort die falsche Abzweigung. Am Rande des Wohngebietes suche ich vergeblich nach dem Trail, der mich in das angrenzende Waldgebiet führen soll. Anstatt gleich zu Beginn Umwege zu laufen, entscheide ich mich, zwischen den Flurstücken, über die Felder und Wiesen hinweg den direkten Weg zu nehmen. Das knöchelhohe Gras ist taugeschwängert und meine Schuhe sind nach wenigen Metern klitschnass. Spätestens hier bin ich hellwach und schmerzlich daran erinnert, dass der Orientierung eine nicht zu vernachlässigende Rolle zukommt. Den nassen Schuhen zum Trotz erreiche ich alsbald den Wald und somit auch wieder ausgewiesene Wege.

    Der Bückeberg ist für mich von Bedeutung, da er die nördliche Landschaftsbegrenzung des Auetals bildet, der Gemeinde und dem Zusammenschluss von 16 kleinen Ortschaften, in der ich meine Kindheit verlebt habe. Damals, aus der Perspektive eines Heranwachsenden, wurde der Kamm des Weserberglandes seiner Bezeichnung Berg gerecht. Heute aber nehme ich ihn und seine gut 300 Meter Höhe mehr als Hügel wahr. Dennoch ist er die letzte wahrnehmbare Erhebung des Weserberglandes, bevor sich die Norddeutsche Tiefebene ohne jegliche Profilierung flach bis zur Nordsee erstreckt.

    Als ich das Waldgebiet am östlichen Ende verlasse, begegne ich einem alten Herrn, der sich auf einer Bank niedergelassen hat und die Aussicht in die Tiefebene genießt. Über mein Erscheinen erfreut, ruft er mir zu: »Was für ein schöner Tag für einen Spaziergang, oder?« Ich stimme ihm zu. Das Wetter ist wirklich herrlich heute — nicht zu heiß und nicht zu kalt, ein paar Wolken, zwischendurch der wohltuende Sonnenschein. Es ist perfekt, um draußen zu sein und sich wie der alte Mann die Beine etwas zu vertreten. Er wohne nicht weit entfernt in der nächsten Ortschaft und käme jeden Tag hierher, lässt er mich wissen.

    Ich hingegen habe etwas andere Pläne, zum Nordkap will ich laufen. Aber das ist so weit weg, dass selbst ich mich mit diesem Ziel noch nicht richtig identifizieren kann. Heute bin ich einfach nur glücklich, wieder unterwegs zu sein. Insofern pflichte ich dem Spaziergänger lediglich bei, wünsche ihm einen schönen Tag und alles Gute. Mein Vorhaben behalte ich für mich und ziehe schmunzelnd weiter — wenn er

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