»Einmal wissen, dieses bleibt für immer« CITY. Das Buch
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Über dieses E-Book
Toni Krahl, Fritz Puppel, Georgi Gogow und Manfred Hennig, die am 30. Dezember 2022 ihr allerletztes Konzert als CIT Y spielen, lassen fünf Rock-'n'-Roll-Dekaden Revue passieren und geben so manches Geheimnis preis. Zudem erinnern sie an den im Mai 2020 verstorbenen CITY-Schlagzeuger Klaus Selmke. Einmal wissen, dieses bleibt für immer ist Rockgeschichte pur – ein Muss nicht nur für CITY-Fans!
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Buchvorschau
»Einmal wissen, dieses bleibt für immer« CITY. Das Buch - Christian Hentschel
50 Jahre in
50 Runden
(Bild: Dirk Schmidt)
1
Schlagzeuger Klaus Selmke bei einem Konzert im Jahr 2019 (Bild: Dana Barthel / look-of-life)
V. l. n. r.: Keyboarder Manfred Hennig, Bassist und Violinist Georgi »Joro« Gogow, Sänger Toni Krahl und Gitarrist Fritz Puppel verkünden im September 2021 ihren Abschied zum Ende des kommenden Jahrgangs. Doch die Geschichte hier beginnt 50 Jahre früher … (Bild: Dana Barthel / look-of-life)
Noch keine wirkliche Runde, eher eine Vorrunde.
Ostberlin in der ersten Hälfte der 1960er Jahre. Der Teenager FRITZ PUPPEL verbringt die Nachmittage nach der Schule in einem Jugendclub. Er hängt dort mit seinem Kumpel Dieter Birr ab, den später alle »Maschine« nennen. Beide spielen Gitarre, aber noch mehr fachsimpeln sie über das Instrument:
»Kannste schon C-Dur?«
»Logo, sogar schon G-Dur!«
»Echt? Zeig mal …«
Auch alle anderen Gespräche kreisen ausschließlich um Musik:
»Schon ›Love Me Do‹ von den Beatles gehört?«
»Klar, schon auf Tonband – vom RIAS mitgeschnitten!«
»Und ›Wonderful Land‹ von The Shadows?«
»Jo! Kommt gleich danach.«
Bekanntermaßen werden die beiden den Rock-’n’-Roll-Virus nie wieder los – bis heute. Und als sie zwanzig Jahre jung sind, gründen sie gemeinsam eine Band. Die Lunics. Die Schreibweise variiert, manchmal schreiben sie »Luniks«. Ihr größter Erfolg: ein Konzert im Kreiskulturhaus Berlin-Treptow. Das ist die Beat-Hochburg. Die Leute stehen bis sonst wohin, um hereinzukommen. Aber es bleibt ein kurzes Kapitel. Im Mai 1965 werden Fritz und Maschine zur Armee einberufen. Obwohl beide nach anderthalb Jahren gleichzeitig zurückkehren, bleiben die Lunics Geschichte. Damals bedauerlich, aber für die Annalen des Deutschrocks gut. Denn nur so können einige Zeit später die Puhdys und CITY entstehen.
Auch KLAUS SELMKE möchte Gitarrist werden. Er ist siebzehn Jahre alt, als er die Idee hat. Bei einer Fahrt zu einem Ernteeinsatz trifft er auf einen, der Schlagzeug spielt, und einen weiteren, der Gitarre klampft. Wie cool. Klaus möchte das auch. Doch die Schulband, bei der er sich meldet, hat schon drei Gitarristen. Aber eben keinen Drummer. Seine Entscheidung ist pragmatisch – und eine mit Zukunft.
Nicht nur im Twistkeller Berlin-Treptow weltberühmt: The Lunics 1964 – mit CITY-Gründer Fritz Puppel (2. v. r.). Links neben ihm: der spätere Puhdys-Kopf Dieter »Maschine« Birr. 1965 war es aus mit der Beatsensation, Fritz und Maschine mussten zur Armee.
Pragmatismus steht ebenso für GEORGI GOGOWs Weg zur Bassgitarre. Denn eigentlich hat der gebürtige Bulgare Geige studiert. 1971 kommt er in die DDR, zuerst in die Nähe von Erfurt, nach Gotha, wo eine Tanzkapelle Ersatz benötigt. Dann locken ihn die Nontschew-Brüder nach Berlin. Die Bulgaren bespielen die exklusivsten Bars und genießen beinahe Kultstatus in der Tanzmusikszene. Doch ihr Bassist wird krank. Eine Chance für Georgi, den alle »Joro« nennen. Das Problem: Er hat noch nie Bass gespielt. Dennoch: Das Casting, das damals noch nicht so heißt, entscheidet er für sich.
Lange Haare tragen und Gitarre spielen – das wäre der Zeitgeist in den 1960ern gewesen, behauptet TONI KRAHL. Und so ist er bereits als Oberschüler in einer Band zu sichten. Wurzel minus 4 heißt sie. Wurzel aus minus vier ist nicht lösbar. Genauso wie sich die Band nicht auflösen lässt. Doch das eine ist Mathematik, und das andere ist das Leben. Die Kleinen heißt seine nächste Band.
Die erste Halbzeit von 50 Jahren CITY wurde von zwei Besetzungen geprägt – die der 1970er mit dem Geiger und Bassisten Georgi Gogow und die der 1980er mit Keyboarder Manfred Hennig. Pünktlich zur zweiten Halbzeit wurden beide Ären zusammengeführt. V. l. n. r.: Klaus Selmke, Fritz Puppel, Toni Krahl, Georgi Gogow und Manfred Hennig (Bild: Andreas Weihs / AWPress)
Zahnarzt oder Musiker? In MANFRED HENNIGs Brust schlagen anfangs zwei Herzen. Längst ist das Studium der Stomatologie angefangen, doch Bandkollegen überreden ihn zum Wechsel an die Musikschule in Berlin-Friedrichshain. Der Keyboarder von Neue Generation willigt ein und wird schließlich Profimusiker. Beispielsweise bei Pond.
Was alle fünf Musiker zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen: Dass sie nur wenig später mit CITY Musikgeschichte schreiben werden. Dass sie einer Band angehören werden, die weit mehr als ein paar schnelle Hits liefert. Eine, der es gelingt, am Zahn der Zeit zu sein und dennoch zeitlos zu agieren. Der es gelingt, aus der kleinen DDR heraus auch international aufhorchen zu lassen. – Einmal wissen, dieses bleibt für immer.
2
Herbst 1971. Die Puhdys haben gerade »Türen öffnen sich zur Stadt« und die Klaus Renft Combo »Wer die Rose ehrt« im Rundfunkstudio in der Berliner Nalepastraße aufgenommen, und in Karl-Marx-Stadt, dem heutigen Chemnitz, wird der 42 Tonnen schwere Karl-Marx-Bronze-Kopf (»Dor Nischl«) eingeweiht.
Fritz Puppel denkt indessen darüber nach, eine neue Band zu gründen. Dabei hat er gut zu tun. Er ist ein gefragter Studiomusiker. Ob eine neue Nummer von Frank Schöbel oder der Soundtrack eines Fernsehfilms, ein Gitarrist wird immer gebraucht. Bei Fritz ist auf der Habenseite, dass er über erstklassiges Equipment verfügt sowie nach Noten spielen kann – beides keine Selbstverständlichkeit.
Auch live ist er zur Stelle, wenn Ersatz gesucht wird. Er spielt als Gitarrist in keiner festen Band, gleichwohl fühlt es sich so an, in jeder Band gespielt zu haben. Selbst in der Band des Jazzmusikers Klaus Lenz, den er sehr bewundert, fühlt es sich wie ein Aushilfsjob an. War ja auch so, nirgends Herzblut. Fritz will aber die Musik mit Ernsthaftigkeit betreiben. Was so viel bedeutet, nicht an der eigenen Band vorbeizukommen.
Zuerst kümmert er sich ums Musikequipment. Was hier nach einem lässigen Gang ins nächste Fachgeschäft klingt, ist in Wirklichkeit ein schwieriges Unterfangen. Wenn es noch im Rahmen der Legalität ist, dann am äußeren Rand. Fritz trifft einen stadtbekannten Equipment-Dealer. Der rechnet kurz hoch, was alles gebraucht wird, und zieht mit der Kohle, die Fritz selbst und nicht von seiner Tante hat, wie er später in Interviews erzählt, los. Dann passiert eine ganze Weile nichts. Als das Gefühl immer mulmiger wird, folgt die Erlösung. Der Besorger hat alles zusammen und liefert. Es kann losgehen.
Derweil hat sich Fritz in der Szene nach Musikern umgehört. Durch die vielen Einsätze als Sub – so nennt man heute unter Musikern die Aushilfen – kennt er praktisch jeden. Als er schließlich Klaus Selmke fragt, sind sie schon zu zweit. Klaus spielt zu der Zeit bei Team 66 und bringt seinen Bandkollegen, den Organisten Klaus Witte, zur noch namenlosen Formation mit. Eine gute Wahl. Denn der ehemalige Team 66-Bandleader hat nicht nur einige Kontakte zu Veranstaltern, sondern auch ein Fahrzeug, eine Anhängerkupplung und eine Gesangsanlage.
Die Band Wurzel minus 4 im Jahr 1968 mit gleich zwei späteren CITY-Sängern: Frank Pfeifer (vorn) war erster CITY-Sänger, links hinter ihm an der Gitarre Toni Krahl – seit 1975 am Frontmikro von CITY.
Als Bassist wird schließlich Ingo Döring und als Sänger Frank Pfeifer verpflichtet. Ebenso kluge Entscheidungen. Letzterer hat echte Entertainer-Qualitäten und Ingo viele Ideen. Beispielsweise auch die Idee zum Bandnamen. Bei einer Probe soll jeder einen Namensvorschlag auf einen Zettel schreiben. Der Bassist schreibt »City«. Das gefällt allen. Es hat so etwas Urbanes, klingt lebendig, nach Großstadt, und es ist ein englischer Begriff, der überall auf der Welt verstanden wird. Demokratisch wird abgestimmt, dass an »City« noch »Band« herangehangen
wird.
3
Bandgründer Fritz im 50. CITY-Jahr (Bild: Michael Petersohn)
FRITZ PUPPEL wird am 2. November 1944 geboren und wächst in einer großbürgerlichen Familie auf. Dem Großvater, der auch Fritz Puppel heißt, und später dem Vater gehören bis zur Enteignung 1953 in der DDR die in Berlin ansässigen FRIPU-Werke (»FRIPU« steht für Fritz Puppel), in denen Haushaltsgeräte wie Küchenwaagen, Brotschneidemaschinen, Reiben und Bohnenschnippler hergestellt werden. Als Fritz nach dem Ende der achten Klasse auf die Mittelschule wechseln will und es ihm verwehrt wird, besucht er ein Gymnasium in Westberlin. Das ist möglich – bis zum Mauerbau 1961. Doch da hat Fritz gerade erst die elfte Klasse hinter sich.
Seine Mutter besorgt ihm eine Lehrstelle als Werkzeugmacher, was nicht so blöd wird, wie anfangs vermutet. Und er darf ein bisschen später zur Abendschule gehen, um das Abitur fertig zu machen. Als er das in der Tasche hat, beginnt Fritz an der Berliner Humboldt-Universität ein Studium: Lehrer für Polytechnik. Eigentlich möchte Fritz lieber Biologie studieren, jedoch bei der Ausbildung müsse es etwas Technisches werden, heißt es. Ein Kumpel rät ihm zum Werklehrer, da bleibe Zeit für die Musik.
Seltenes Bild von Fritz: als Zwanzigjähriger mit Bass
So besucht er zeitgleich, also während des Studiums, die Musikschule Friedrichshain. Nachdem er seinen Abschluss hat, heuert er auch hier als Pädagoge an: als Gitarrenlehrer. Dass er überhaupt zur Gitarre gekommen ist, hat mit Mietschulden zu tun. Nicht mit seinen eigenen. Seine Tante hat einen Untermieter, der den Mietnomaden salonfähig machen will. Doch die Schwester von Fritz’ Vater reagiert kreativ: Der Untermieter, der Gitarre spielt, muss dem vierzehnjährigen Fritz sein Instrument zur Verfügung stellen und obendrein Musikunterricht erteilen.
Als »Pappe« ist die Zulassung zum öffentlichen Spielen eines Instruments in die Geschichte des Ostrocks eingegangen: hier ein kleines, ganz sicher unvollständiges Sammelsurium aus der Ausweis-Schatzkiste von Fritz.
Unverkennbar Fritz, auch wenn er nicht in die Kamera schaut – hier bei der Rock-Legenden-Tour 2018 beim Konzert in Neubrandenburg (Bild: Dana Barthel / look-of-life)
Nach dem Lehrerstudium arbeitet Fritz zunächst tatsächlich in dem Beruf. Als er 1971 kündigen will, löst er ein mittelschweres Erdbeben aus. Denn wer so ein Studium abgeschlossen hat, muss auch im entsprechenden Job bleiben. Wo kommt man denn sonst hin? Da lässt man mal einen studieren, der nie bei den Pionieren und nie in der Freien Deutschen Jugend (FDJ) war – und dann so etwas! Am Ende des Gerangels wird der Abtrünnige aus gesundheitlichen Gründen entlassen. Sein Chef, also der Schuldirektor, schenkt ihm zum Abschied ein Buch. Es steht bis heute bei Fritz und heißt: Aufstand der Träumer.
Fritz gründet schließlich CITY. Für die nächsten 50 Jahre ist die Band – natürlich neben der Familie – Lebensmittelpunkt und -elixier. Als die Band Halbzeit feiert, wechseln die CITY-Gespräche von »Wein, Weib und Gesang« zu Rückenschmerzen und anderen Wehwehchen. »Ein Ding der Unmöglichkeit«, findet Fritz und entdeckt für sich das Laufen. 2002 läuft er seinen ersten Marathon, und bis heute joggt er mindestens fünfmal pro Woche. Lediglich die ohne Leine herumstreunenden Hunde nerven. Das war schon immer so, selbst beim allerersten CITY-Konzert.
4
Hirschgarten ist zwar noch Berlin, Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik, aber irgendwie auch schon ganz weit draußen. Die Siedlung liegt im Stadtbezirk Köpenick und fristet ein bisschen ein Schattendasein. Man kennt halt das Zentrum von Köpenick in der Nähe des gleichnamigen S-Bahnhofs sowie die damals heruntergekommene Altstadt. Und natürlich die Ortsteile Friedrichshagen und Rahnsdorf – mit Wasser und Wald, überdies mit den Öffis gut zu erreichen. Für einige ist Köpenick ein Hoffnungsschimmer in Sachen Wohnraum; Anfang der 1970er Jahre entsteht hier das Neubaugebiet »Allende-Viertel«.
Die frühere Villenkolonie Hirschgarten liegt unweit davon und bleibt von alldem, was drum herum passiert, unberührt. Allerdings führen die Wege unzähliger Ostberliner und Ostberlinerinnen zwischen sechzehn und meinetwegen dreißig Jahren regelmäßig in das verschlafene Viertel. Denn nur fünf Fußminuten vom S-Bahnhof Hirschgarten entfernt ist das Klubhaus »Arthur Becker« zu finden. Ein Mekka der (Live-)Musik. Bereits seit den 1950ern. Hier wird geschwoft, getanzt, geraucht und gesoffen. Auf der Bühne des »ABC«, wie man das Haus später in Anlehnung an »Arthur-Becker-Club« nennt, kann man schon vorab bewundern, was nur kurze Zeit danach im ganzen Land angesagt sein wird. Wer es also halbwegs ernst mit der Musik meint, kommt am Jugendclub in Hirschgarten nicht vorbei.
Für CITY ist es gar die Location des allerersten Auftritts. Eine Gage gibt es für die