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KANDLBINDER UND DAS MÄDCHEN IM BIKINI: Ein München-Krimi
KANDLBINDER UND DAS MÄDCHEN IM BIKINI: Ein München-Krimi
KANDLBINDER UND DAS MÄDCHEN IM BIKINI: Ein München-Krimi
eBook209 Seiten2 Stunden

KANDLBINDER UND DAS MÄDCHEN IM BIKINI: Ein München-Krimi

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Über dieses E-Book

München 1963.
Ludwig 'Jack' Kandlbinder ist Privatdetektiv, und München ist seine Stadt...
In einer Münchner Bar rettet Jack die hübsche Blondine Merle Nittinger vor den gewalttätigen Übergriffen ihres Begleiters. Einen Tag später steht sie vor seiner Tür und bittet ihn um Hilfe. Ist ihr Leben tatsächlich in Gefahr?
Kandlbinder beschließt, die Sache eingehender zu untersuchen, und stößt zunächst auf einen Mord, der als Autounfall getarnt wurde...
 
 Kandlbinder und das Mädchen im Bikini  von  Christian Dörge, Autor u. a. der Krimi-Serien  Ein Fall für Remigius Jungblut ,  Die unheimlichen Fälle des Edgar Wallace  und  Friesland , ist der dritte Band der Roman-Serie um den Münchner Privatdetektiv Jack Kandlbinder. 
SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum14. Mai 2022
ISBN9783755413738
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    Buchvorschau

    KANDLBINDER UND DAS MÄDCHEN IM BIKINI - Christian Dörge

    Das Buch

    München 1963.

    Ludwig 'Jack' Kandlbinder ist Privatdetektiv, und München ist seine Stadt...

    In einer Münchner Bar rettet Jack die hübsche Blondine Merle Nittinger vor den gewalttätigen Übergriffen ihres Begleiters. Einen Tag später steht sie vor seiner Tür und bittet ihn um Hilfe. Ist ihr Leben tatsächlich in Gefahr?

    Kandlbinder beschließt, die Sache eingehender zu untersuchen, und stößt zunächst auf einen Mord, der als Autounfall getarnt wurde...

    Kandlbinder und  das Mädchen im Bikini von Christian Dörge, Autor u. a. der Krimi-Serien Ein Fall für Remigius Jungblut, Die unheimlichen Fälle des Edgar Wallace und Friesland, ist der dritte Band der Roman-Serie um den Münchner Privatdetektiv Jack Kandlbinder.

    Der Autor

    Christian Dörge, Jahrgang 1969.

    Schriftsteller, Dramatiker, Musiker, Theater-Schauspieler und -Regisseur.

    Erste Veröffentlichungen 1988 und 1989:  Phenomena (Roman), Opera (Texte).

    Von 1989 bis 1993 Leiter der Theatergruppe Orphée-Dramatiques und Inszenierung

    eigener Werke,  u.a. Eine Selbstspiegelung des Poeten (1990), Das Testament des Orpheus (1990), Das Gefängnis (1992) und Hamlet-Monologe (2014).

    1988 bis 2018: Diverse Veröffentlichungen in Anthologien und Literatur-Periodika.

    Veröffentlichung der Textsammlungen Automatik (1991) sowie Gift und Lichter von Paris (beide 1993).

    Seit 1992 erfolgreich als Komponist und Sänger seiner Projekte Syria und Borgia Disco sowie als Spoken Words-Artist im Rahmen zahlreicher Literatur-Vertonungen; Veröffentlichung von über 60 Alben, u.a. Ozymandias Of Egypt (1994), Marrakesh Night Market (1995), Antiphon (1996), A Gift From Culture (1996), Metroland (1999), Slow Night (2003), Sixties Alien Love Story (2010), American Gothic (2011), Flower Mercy Needle Chain (2011), Analog (2010), Apotheosis (2011), Tristana 9212 (2012), On Glass (2014), The Sound Of Snow (2015), American Life (2015), Cyberpunk (2016), Ghost Of A Bad Idea – The Very Best Of Christian Dörge (2017).

    Rückkehr zur Literatur im Jahr 2013: Veröffentlichung der Theaterstücke Hamlet-Monologe und Macbeth-Monologe (beide 2015) und von Kopernikus 8818 – Eine Werkausgabe (2019), einer ersten umfangreichen Werkschau seiner experimentelleren Arbeiten.

    2021 veröffentlicht Christian Dörge mehrere Kriminal-Romane und beginnt drei Roman-Serien: Die unheimlichen Fälle des Edgar Wallace, Ein Fall für Remigius Jungblut und Friesland.

    2022 folgen zwei weitere Krimi-Serien: Noir-Krimis um den Frankenberger Privatdetektiv Lafayette Bismarck und München-Krimis mit Jack Kandlbinder, der in der bayrisches Landeshauptstadt die merkwürdigsten Verbrechen aufzuklären hat.

    KANDLBINDER UND DAS MÄDCHEN IM BIKINI

    Die Hauptpersonen dieses Romans

    Ludwig 'Jack' Kandlbinder: Privatdetektiv aus München, 40 Jahre alt.

    Nora Brecht-Dubois: Schriftstellerin und Kandlbinders Geliebte.

    Korbinian Russenschluck: Jacks Partner in der Detektei Kandlbinder und Russenschluck.

    Hans Grohe: ein ehemaliger Polizeibeamter.

    Merle Nittinger: seine Freundin.

    Eisi Granthamm: sein Leibwächter.

    Helene Stanarius: eine Schauspielerin.

    Sandra Büchner: Kandlbinders Sekretärin.

    Teddy Dornberger: ein Filmstar.

    Erik Winterhammer: Hauptkommissar bei der Münchner Kriminalpolizei.

    Konrad Reismann: ein Gangsterboss und Drogenhändler.

    Karl Rheinlander: Münchens großer Unterweltboss.

    Stefan Diestelkamp: Privatdetektiv.

    Dieser Roman spielt im München des Jahres 1963.

      Erstes Kapitel

    Fünfunddreißig Minuten, nachdem Noras Maschine nach West-Berlin abgehoben hatte, hatte ich schon jede Menge Ärger am Hals. Oder genauer gesagt: den Ärger eines Dritten.

    Bei der Rückfahrt vom Flughafen war ich in die Bar Zur Brezn eingekehrt, einem Treffpunkt von Nachteulen, Schlaflosen, Rebellen, Säufern, zufällig hereingeschneitem und ausgesuchtem Treibgut einer rastlosen, niemals Ruhe findenden Großstadt. Damit will ich beileibe nicht andeuten, dass es sich bei der Brezn um einen besonders üblen Schuppen handelte. Im Gegenteil, damals war es ausgesprochen schick, sich dort in der Maxvorstadt zu treffen, und die Gäste, die sich in dem Lokal die Nacht um die Ohren schlugen, waren überwiegend von der gutbetuchten Sorte. Dennoch: Trotz all dem freundlichen Grinsen ringsum, dem Lächeln kritikloser und oberflächlicher Kameraderie, schwamm man hier viel eher in einem Meer von Einsamkeit.

    An diesem Abend fehlten noch knapp zwanzig Gäste, dann wäre es überfüllt gewesen – ein geräumiges, hellerleuchtetes Etablissement mit einer langgezogenen Bartheke an der einen Seite und genügend Platz zwischen den Barhockern und den Nischen an der gegenüberliegenden Wand. Ich bahnte mir einen Weg von der Tür her und entdeckte am entfernten Ende der Theke einen freien Hocker, wo ich mich niederlassen wollte.

    Und als dann das Glas mit zwei Fingerbreit Johnny Walker vor mir stand, fragte ich mich allen Ernstes, welche pervertierten Instinkte mich ausgerechnet in die Brezn getrieben haben mochten. Eigentlich... war ich nämlich hungrig, nicht durstig.

    Ich dachte wieder daran, wie ich vorhin Nora zum Flugplatz hinausgefahren hatte.

    Sie hatte ihre Wange – die linke, die ich von meinem Platz aus sehen konnte, soweit sie nicht von der Flut ihres Haares verdeckt wurde – an den Pelzkragen ihres Mantels gekuschelt. Ich hatte Nora von Zeit zu Zeit einen Blick zugeworfen, ohne zu wissen, woran sie jetzt gerade denken mochte. Ich nahm an, sie dachte an den Nachmittag, den wir sehr harmonisch miteinander verbracht hatten, und an die Konferenz, die ihr in West-Berlin bevorstand, den Vertrag, der zwischen ihr, dem Literatur-Agenten und ihrem Verlag abgeschlossen werden würde.

    Nora war eine hochgewachsene, rothaarige Frau mit einer kurvenreichen Figur, wie sie zurzeit aus der Mode gekommen zu sein schien. Der Begriff rothaarig ist freilich nicht so festgelegt wie die Schablone Blondine, aber selbst in diesem Fall wäre es Nora gelungen, sich über die Schablone hinaus zu charakterisieren. Sie trug seit jeher ihr Haar lang, und die Mode hatte sich allmählich ihrer Entscheidung angepasst. Ihr Gesicht, das von dem Haar eingerahmt wurde, wirkte dank irgendeiner geheimnisvollen Geometrie schön, obwohl es eigentlich zu rund war, um die ausdrucksvollen Züge richtig zur Geltung zu bringen: den breiten, weichen Mund, die lange, fast ein wenig aristokratische Nase und die strahlenden Augen, deren Farbe nicht so ohne weiteres zu bestimmen war... Wenn man ihre Züge im Ganzen gesehen als arrogant oder sogar abweisend bezeichnen konnte – das waren sie für die meisten Leute tatsächlich in gewisser Hinsicht –, die Augen standen dazu in einem hinreißenden Gegensatz: In ihnen lagen eine Sanftheit und eine deutlich spürbare Sinnlichkeit, welche den anderen Facetten ihres Ausdrucks, ihren Blicken und der keineswegs affektierten, aber dennoch irgendwie königlichen Haltung, eine ganz besondere, hochinteressante Note verliehen.

    Ich nannte sie Prinzessin, aber nicht mit dem Tonfall eines Leibeigenen.

    »Ruf mich bitte gleich an, wenn du im Hotel bist«, sagte ich. »Egal, wie spät es ist.«

    Sie nickte und erteilte mir ihre eigenen Instruktionen mit einer tiefen, ein wenig belegten Stimme, die mich immer schwach in den Knien werden ließ, wenn ich sie aus dem Hörer eines Telefons vernahm.

    »Und gib auf dich acht, Liebling. Sieh zu, dass du nicht wieder in irgendwelchen Schlamassel gerätst.«

    Das gab mir nun doch einen Ruck. »Was ist denn das für ein sonderbarer Ratschlag?«

    »Ein guter. Zwei Wochen sind eine lange Zeit. Und du hast die schlechte Angewohnheit, mit der Gefahr zu flirten, wenn ich nicht bei dir bin.«

    »Der Freud'sche Unterton in deinem Satz macht mich stutzig«, nörgelte ich. »Das hört sich ganz so an, als zöge ich aus, um die Gefahr zu suchen...«

    »Das hast du gar nicht nötig. Ein Privatdetektiv in einer Großstadt voll Irrer und Halb-Idioten stolpert früher oder später mitten hinein in den schönsten Schlamassel, ob er es will oder nicht. In letzter Zeit war es bemerkenswert still rings um dich her. Du bist seit mindestens einem Monat nicht mehr aus dem Hinterhalt beschossen worden.«

    »Du wirst es nicht glauben, Prinzessin, aber mir gefällt die ruhige Kugel, die ich schiebe. Ich werde mich also in Zukunft auf entlaufene Pudel und vermisste Familienangehörige spezialisieren und...«

    »So ist es recht. Und denk immer daran: Es wird erst dann gefährlich, wenn man dich engagiert, um verlorengegangene Würde und verletzte Ehre wiederherzustellen. Halte dich an die Realitäten – das ist sicherer!«

    »Und wie steht es mit dir?«

    »Mit mir? Nun, ich werde mich mit so gefährlichen Dingen wie Abstraktionen und mit Vertragsformulierungen befassen.«

    »Und mit den ach so glattzüngigen, scharfsinnigen Schriftstellern.«

    »Jawohl. Mit glattzüngigen, scharfsinnigen Schriftstellern. Bereitet dir das etwa Sorgen?«

    »Klar. Es ist doch jedes Mal dasselbe. Der eine oder andere von ihnen versucht dich davon zu überzeugen, dass dein Leben mit mir so etwas wie die geistige Sanierung eines Abbruchhauses darstellt. Wer weiß, ob es nicht eines Tages einem besonders redegewandten Burschen gelingt, dich einzuwickeln.«

    »Wer weiß. Aber auf der anderen Seite sind redegewandte Schriftsteller, in größeren Dosierungen genossen, ausgesprochen unverträglich. Scott Fitzgerald sagte einmal, er ziehe Leute mit zerfurchten Oberflächen den glatten bei weitem vor. Und deine Oberfläche ist schon ganz schön zerfurcht, mein Lieber!«

    Ich lachte, griff nach ihrer Hand und drückte sie fest.

    Anschließend fuhr ich eine Weile schweigend dahin, fragte mich, was wohl ein Außenstehender mit unserer Konversation, den vielen Codewörtern und Chiffren anfangen würde, dieser Privatsprache, mit der wir äußerlich so festgefügt die ernstesten Gedanken ausdrückten – eine Sprache, welche wir in Jahren gemeinsamen Erlebens und Mitteilens entwickelt hatten.

    Dann plötzlich sagte ich, ohne mir viel dabei zu denken: »Mein Gott, bin ich hungrig!«

    Sie wandte sich mir zu, amüsiert, vielleicht auch ein wenig ungläubig, aber zugleich tadelnd und enttäuscht.

    »Du bist hungrig?«, wiederholte sie.

    »Und wie.«

    »Aha, du bist also hungrig.« Sie lachte. »Der Herr ist hungrig, nichts weiter.«

    Auf dem Papier – und sie hatte schon eine ganze Reihe von Büchern geschrieben – war sie hart und unsentimental. Aber es gab auch noch eine andere Nora Brecht-Dubois, und die war soeben zu hören gewesen: Sie war alles Mögliche, aber nicht zuletzt auch empfindsam, eine Frau, die enttäuscht war darüber, dass ich nichts weiter als Hunger empfand in einem solchen Augenblick, in dem wir davor standen, uns für zwei Wochen zu trennen, zwei Wochen, in denen gut und gern fünfhundert Kilometer zwischen uns liegen würde.

    Ich kannte diese kleinen, erträglichen Enttäuschungen. Sie waren mitunter tödlicher als unerträglicher Kummer.

    Ich wollte, ich hätte das mit dem Hunger nicht gesagt.

    Aber allzu schuldbewusst wollte ich auch wieder nicht erscheinen. Sie war mindestens genauso stark wie ich, und es gehörte eben dazu, eine solche Situation zu überstehen, wenn man erwachsen sein wollte. Sicher, das Flugzeug konnte abstürzen – und doch würde ich nach einiger Zeit wieder da fortfahren zu leben, wo ich aufgehört hatte. Und wenn mich die Kugel eines Gangsters erwischte, würde Nora mich eine Weile betrauern – aber das Leben würde auch für sie weitergehen.

    Nicht, dass es noch einmal so werden würde wie früher. Aber es würde weitergehen. Irgendwie.

    Während ich also jetzt in der Brezn saß und mein Glas mit dem Whisky in der Hand hielt, dachte ich an Noras leise Enttäuschung wegen meiner Gelassenheit und freute mich darüber. Ich dachte wieder daran, wie sie sich vor dem Flugsteig noch einmal in meine Arme geworfen hatte, wie ihre kühle Wange meine Bartstoppeln berührte. Und ich dachte an unseren gemeinsamen Nachmittag, an die Umarmungen und Liebkosungen, die erotische Anspannung und Entladung.

    Keine schlechten Gedanken für einen Mann, der allein an der Theke sitzt, aber leider dauerte diese Selbstversunkenheit nicht an. Das, was sich rings um mich ereignete, stieß immer wieder bis in meine Gedanken vor, verdrängte sie zuletzt vollends.

    In meiner Umgebung wogte das Laut und Leise zahlreicher Unterhaltungen, aber eine einzelne Stimme – die raue, beharrliche Stimme eines Mannes – erhob sich mehr und mehr über das allgemeine Rhabarber, teils wegen der stählernen Schärfe ihres Tons, teils auch, weil sie immer lauter wurde. Allerdings war sie noch nicht laut genug, als dass man einzelne Worte hätte verstehen können. Von Zeit zu Zeit wurde die Rede des Mannes durch einzelne, ziemlich schrille Antworten seiner weiblichen Begleitung unterbrochen.

    Ich beschloss, mir das Paar genauer anzuschauen, und brauchte mich dazu nicht einmal umzudrehen.

    Eine der sympathisch altmodischen Eigenheiten der Brezn war der große Spiegel, der die ganze Wand hinter der Theke entlang verlief, gut für besinnliche Betrachtungen seiner selbst, wenn einem danach zumute war, aber ebenso gut geeignet zum Beobachten der anderen Gäste.

    Und mit Hilfe dieses Spiegels entdeckte ich rasch die Quelle des störenden Geräusches, das aus der hintersten Nische kam, und zwar von zwei oder drei Personen, die dort um das runde Tischchen saßen. Das Mädchen konnte ich von meinem Platz aus nicht erblicken, denn sie saß direkt an der Trennwand mit dem Rücken zu mir. Aber ihr gegenüber hockte ein ziemlich gewichtiger Mann mit weit aufgerissenen Augen, buschigen Augenbrauen und einer Nase, die an ein Stück Felsen erinnerte. Er wirkte so gefühlvoll wie ein Marmorblock. Der andere Mann – jener mit der scharfen Stimme – saß neben dem Mädchen.

    Jetzt verstand ich auch die Worte, mit denen er sie anschnauzte. »Du und Dornberger«, sagte er. »Darüber möchte ich mal ein Wörtchen reden.«

    Die ziemlich unsichere Antwort des Mädchens enthielt die Worte gar nichts und wurde einmal wiederholt, während sein nächster Satz das Wort Luder enthielt. Er sagte ihn mit einer Betonung, die mir klarmachte, dass er sich anscheinend eine ganze Weile zurückgehalten hatte.

    Das Dröhnen seines Unmuts setzte sich noch eine Minute lang fort, dann folgten ein scharfes, deutlich hörbares Klatschen und gleich darauf der Aufschrei des Mädchens.

    Der Barkeeper, der mich bediente, hatte plötzlich etwas Dringendes am anderen Ende der Theke zu erledigen. Zwei Stühle neben mir fasste eine hübsche Brünette ihren Freund an den Sakkoaufschlägen und sagte: »Harry, dagegen musst du doch einschreiten.«

    Harry drehte sich um, weil er die Sache erst einmal genauer in Augenschein nehmen wollte. Auch mehrere andere Gäste hatten sich umgedreht und reckten die Hälse ich Richtung Nische, als das zweite Mal ein charakteristisches, klatschendes Geräusch zu hören war. Jetzt sah Harry so aus, als sei ihm gar nicht wohl in seiner Haut. Ich konnte es ihm nachfühlen. Er schien nicht so gebaut, dass er gefahrlos einschreiten konnte, und die beiden Männer in der Nische waren bestimmt nicht aus Pappe.

    Irgendwie fühlte ich mich viel eher dazu erkoren. Aber ich beherrschte mich. Dachte an das Versprechen, das ich Nora gegeben hatte.

    Während ich mich immer noch mühsam zurückhielt, hatte Harry all seinen Mut zusammengenommen und war vom

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