Discover millions of ebooks, audiobooks, and so much more with a free trial

Only $11.99/month after trial. Cancel anytime.

Prävention im Alter – Gesund und fit älter werden: Medizinische Gesellschaft Mainz e.V.
Prävention im Alter – Gesund und fit älter werden: Medizinische Gesellschaft Mainz e.V.
Prävention im Alter – Gesund und fit älter werden: Medizinische Gesellschaft Mainz e.V.
Ebook282 pages2 hours

Prävention im Alter – Gesund und fit älter werden: Medizinische Gesellschaft Mainz e.V.

Rating: 0 out of 5 stars

()

Read preview

About this ebook

Dieses Buch stellt die wesentlichen Aspekte des Alters sowie die Prävention und Früherkennung der häufigsten Erkrankungen praxisnah dar. Dazu gehören psychische und neurodegenerative Erkrankungen – wie Demenz und Depressionen – ebenso wie kardiovaskuläre- und Stoffwechselkrankheiten, Osteoporose sowie maligne Erkrankungen.

Der Leser erfährt, wie er auch im Alter Krankheiten und deren Folgen entgegenwirken kann. Darüber hinaus findet er zahlreiche Tipps zu

Fragestellungen, die im Alter von Bedeutung sind:

  • ·         Erkennung und Vermeidung von Mangelernährung
  • ·         Kräftigung des Bewegungsapparates und Verhinderung von Stürzen
  • ·         Widerstandskraft (Resilienz) und Eigenständigkeit
  • ·         Mobilität

Die Herausgeber

Prof. Dr. Roland Hardt, Facharzt für Innere Medizin und Geriatrie, ist Inhaber der Stiftungsprofessur für Geriatrie der Universitätsmedizin Mainz.

Prof. Dr. Theodor Junginger, Facharzt für Chirurgie, Vorstandsvorsitzender der Medizinischen Gesellschaft Mainz e.V.

Prof. Dr. Monika Seibert-Grafe, Fachärztin für Anästhesie und Klinische Pharmakologie, Mitglied des Vorstands der Medizinischen Gesellschaft Mainz e.V.

Zusammen mit erfahrenen und kompetenten Kollegen haben sie diesen Leitfaden für Fragen zum Thema fit und gesund im Alter verfasst.

LanguageDeutsch
PublisherSpringer
Release dateSep 23, 2019
ISBN9783662567883
Prävention im Alter – Gesund und fit älter werden: Medizinische Gesellschaft Mainz e.V.

Related to Prävention im Alter – Gesund und fit älter werden

Related ebooks

Medical For You

View More

Related articles

Reviews for Prävention im Alter – Gesund und fit älter werden

Rating: 0 out of 5 stars
0 ratings

0 ratings0 reviews

What did you think?

Tap to rate

Review must be at least 10 words

    Book preview

    Prävention im Alter – Gesund und fit älter werden - Roland Hardt

    Hrsg.

    Roland Hardt, Theodor Junginger und Monika Seibert-Grafe

    Prävention im Alter – Gesund und fit älter werden

    Medizinische Gesellschaft Mainz e.V.

    ../images/462323_1_De_BookFrontmatter_Figa_HTML.png

    Hrsg.

    Prof. Dr.Roland Hardt

    Universitätsmedizin Mainz, Abteilung für Geriatrie, Mainz, Deutschland

    Prof. Dr.Theodor Junginger

    Medizinische Gesellschaft Mainz e.V., Mainz, Deutschland

    Prof. Dr.Monika Seibert-Grafe

    Medizinische Gesellschaft Mainz e.V., Mainz, Deutschland

    ISBN 978-3-662-56787-6e-ISBN 978-3-662-56788-3

    https://doi.org/10.1007/978-3-662-56788-3

    © Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2019

    Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

    Die Wiedergabe von allgemein beschreibenden Bezeichnungen, Marken, Unternehmensnamen etc. in diesem Werk bedeutet nicht, dass diese frei durch jedermann benutzt werden dürfen. Die Berechtigung zur Benutzung unterliegt, auch ohne gesonderten Hinweis hierzu, den Regeln des Markenrechts. Die Rechte des jeweiligen Zeicheninhabers sind zu beachten.

    Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag, noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral.

    Umschlaggestaltung: deblik Berlin

    Fotonachweis Umschlag: © AndreasG, stock.adobe.com

    © dolgachov, thinkstockphotos.de

    Springer ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer-Verlag GmbH, DE und ist ein Teil von Springer Nature.

    Die Anschrift der Gesellschaft ist: Heidelberger Platz 3, 14197 Berlin, Germany

    Geleitwort

    Die Medizinische Gesellschaft Mainz befasst sich mit medizinisch-wissenschaftlichen Themen und fördert den Austausch der Medizin mit den Natur- und Geisteswissenschaften. Regelmäßige Veranstaltungen, in denen aktuelle Themen der Medizin und anderer Wissenschaften behandelt werden, stellen einerseits eine Verbindung her zwischen den Wissenschaftlern und andererseits zwischen der Bevölkerung und den Wissenschaften.

    In Fortführung der Buchreihe der Medizinischen Gesellschaft Mainz widmet sich der vorliegende Band dem Erhalt der körperlichen und geistigen Gesundheit im Alter durch Prävention. Die im Buch dargestellten medizinischen Möglichkeiten sowie Verhaltensempfehlungen bieten die Chance, nicht nur Lebensjahre zu vermehren, sondern den Jahren mehr Lebensqualität zu verleihen und damit ein Mehr an gesunden Lebensjahren zu erreichen. Die aufgezeigten Präventionsmaßnahmen berücksichtigen sowohl den aktuellen Wissensstand als auch die Einschränkungen älterer Menschen bei der Umsetzung. Deshalb sind die Empfehlungen – wann immer möglich – abgestuft, orientiert am Alter bzw. der Lebenserwartung und dem Gesundheitszustand.

    Nicht jede Krankheit kann durch Früherkennung von Vorstadien, Vermeidung von Risiken oder gezielten Vorbeugungsmaßnahmen verhindert werden. Jedoch kann das Wissen um die Gefahren, die Nutzung von Vorsorgeuntersuchungen und die Aufmerksamkeit bei entsprechenden Befunden oder Beschwerden dazu führen, dass eine Erkrankung früh erkannt und behandelt wird. Dies zu ermöglichen, ist das Ziel des Buchs.

    Der Anspruch, die wichtigsten Aspekte der Gesundheit und der Lebensbedingungen im Alter darzustellen, wie z. B. den Alterungsprozess, die Prävention und Früherkennung zahlreicher, relevanter Erkrankungen, die Ernährung, die Resilienz und die Mobilität, hat die Beteiligung vieler Autoren mit Expertise im jeweiligen Fachgebiet erfordert.

    Das Zustandekommen des Buchs in seiner Breite und Vielfalt haben die Autoren als erfahrene Ärzte und Wissenschaftler ermöglicht. Ihnen gebührt unser ausdrücklicher Dank; nur durch das Einbringen ihrer Kompetenz und ihrer Zeit konnte das Buch verwirklicht werden.

    Darüber hinaus gilt unser Dank dem Springer-Verlag, insbesondere Frau Dr. A. Horlacher.

    Des Weiteren danken wir dem Wissenschaftlichen Vorstand und Dekan des Fachbereichs Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Herrn Univ.-Prof. Dr. U. Förstermann, für seine Unterstützung.

    Für den Vorstand der Medizinischen Gesellschaft Mainz e. V.

    ../images/462323_1_De_BookFrontmatter_Figb_HTML.png

    Monika Seibert-Grafe

    Theodor Junginger

    Mainz, Deutschland

    Vorwort

    Die steigende Lebenserwartung und das Ziel eines jeden Menschen, so lange wie möglich gesund zu bleiben, führen unweigerlich dazu, Vorsorge für die Gesundheit zu treffen.

    Das Anliegen dieses Buchs ist es, älteren Menschen aus ärztlicher Sicht medizinisch sinnvolle und wirksame Präventionsmaßnahmen zur Verhinderung von Krankheiten (primäre Prävention) oder zur Vermeidung von Folgekrankheiten (sekundäre Prävention) zu vermitteln.

    Wenngleich das Alter an sich ein Risiko für die Entstehung von Krankheiten ist, so kann den Einschränkungen, die mit dem Alterungsprozess verbunden sind, dennoch zumindest durch das Training geistiger und körperlicher Kraft und Beweglichkeit sowie sozialer Kontakte und Interessen entgegengewirkt werden.

    Primäre Prävention bedeutet einerseits, mit Früherkennungsuntersuchungen (z. B. Krebsvorsorge) Vorstadien oder Risiken zu erkennen und zu behandeln, um so den Ausbruch von Krankheiten zu verhindern oder zu begrenzen. Zur primären Prävention gehört es andererseits, bekannte Risikofaktoren, wie z. B. Übergewicht oder hoher Blutdruck, zu behandeln und auf diese Weise eine Erkrankung, wenn nicht zu verhindern, so doch zu verzögern.

    Bei der sekundären Prävention wird die Vermeidung von Folgeerkrankungen und Komplikationen bei bereits bestehenden Erkrankungen angestrebt, wie z. B. der Gebrechlichkeit, der Muskelschwäche oder dem Diabetes.

    Oft liegen im Alter mehrere Krankheiten gleichzeitig vor. Die Herausforderungen, die damit verbunden sind, und die Herangehensweise werden im Kap.  4 (Vorgehen bei Multimorbidität ) dargestellt.

    Nicht zuletzt geht das Buch auf die Lebensqualität, die Ernährung und die psychisch-geistige Widerstandskraft (Resilienz) im Alter ein. Des Weiteren werden die Erkenntnisse zur Fahrtauglichkeit und die Vermeidung von Verkehrsunfällen älterer Menschen diskutiert.

    Die empfohlenen Maßnahmen sind von den Autoren kritisch bewertet worden, v. a. im Hinblick auf die Umsetzbarkeit im Alter, insbesondere wenn körperliche und/oder geistige Einschränkungen bestehen.

    Wie ein roter Faden zieht sich die Sinnhaftigkeit eines gesunden Lebensstils durch alle Kapitel, wohlwissend, dass dieser dem Leser einiges abverlangt, sich aber lohnt.

    Wir wünschen, dass dieses Buch dazu beiträgt, den noch jüngeren und schon älteren Menschen zu helfen, ihre körperliche, geistige und seelische Gesundheit zu pflegen und zu erhalten.

    Roland Hardt

    Theodor Junginger

    Monika Seibert-Grafe

    Mainz, Deutschland

    Sommer 2019

    Inhaltsverzeichnis

    1 Einführung – Charakteristik des Alters und Demografie 1

    Roland Hardt und Andreas Fellgiebel

    2 Prävention im Alter – Was ist gesichert?​ 21

    Roland Hardt, Monika Seibert-Grafe, Andreas Fellgiebel, Jascha Wiechelt, Gerhard Schulz und Susanne Thomczyk

    3 Prävention im Alter durch Risikovermeidung​, Früherkennung und frühe Behandlung 73

    Kathrin Stewen, Katharina Böhm, Axel Haferkamp, Florian Thieringer, Helmut Neumann, Peter R. Galle, Caroline M. T. Mann, Stephan Grabbe, Paul-Rolf Preußner und Christoph Matthias

    4 Vorgehen bei Multimorbidität 107

    Roland Hardt

    5 Ernährung – Erkennung und Vermeidung von Mangelernährung 111

    Hans Konrad Biesalski

    6 Senioren im Straßenverkehr – Prävention von Verkehrsunfällen​ 127

    Wolfgang Fastenmeier

    7 Widerstandskraft​ im Alter:​ Mit Resilienz gesund alt werden 141

    Donya Gilan, Isabella Helmreich und Klaus Lieb

    8 Ausblick 155

    Monika Seibert-Grafe und Theodor Junginger

    Autorenverzeichnis

    Hans Konrad Biesalski

    Universität Hohenheim, Ernährungswissenschaften, Deutschland

    Katharina Böhm

    Urologische Klinik, Universitätsmedizin Mainz der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland

    Wolfgang Fastenmeier

    Psychologische Hochschule Berlin (PHB), Berlin, Deutschland

    Andreas Fellgiebel

    Zentrum für psychische Gesundheit im Alter (ZpGA), Landeskrankenhaus (AöR), Mainz, Deutschland

    Peter R. Galle

    I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Universitätsmedizin Mainz der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland

    Donya A. Gilan

    Deutsches Resilienz Zentrum (DRZ) gGmbH i.G., Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin Mainz der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland

    Stephan Grabbe

    Hautklinik, Universitätsmedizin Mainz der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland

    Axel Haferkamp

    Urologische Klinik, Universitätsmedizin Mainz der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland

    Roland Hardt

    Abteilung für Geriatrie, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland

    Isabella Helmreich

    Deutsches Resilienz Zentrum (DRZ) gGmbH i.G., Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin Mainz der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland

    Theodor Junginger

    Medizinische Gesellschaft Mainz e.V., Mainz, Deutschland

    Klaus Lieb

    Deutsches Resilienz Zentrum (DRZ) gGmbH i.G., Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin Mainz der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland

    Caroline M. T. Mann

    Hautklinik der Universitätsmedizin Mainz der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland

    Christoph Matthias

    Hals-, Nasen-, Ohren-Klinik und Poliklinik, Universitätsmedizin Mainz der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland

    Helmut Neumann

    I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Universitätsmedizin Mainz der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland

    Paul-Rolf Preußner

    Augenklinik, Universitätsmedizin Mainz der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland

    Gerhard Schulz

    I. Medizinische Klinik, Universitätsmedizin Mainz der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland

    Monika Seibert-Grafe

    Medizinische Gesellschaft Mainz e.V., Mainz, Deutschland

    Kathrin Stewen

    Frauenklinik, Universitätsmedizin Mainz der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland

    Florian Thieringer

    I. Medizinische Klinik, Universitätsmedizin Mainz der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland

    Susanne Thomczyk

    Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universitätsmedizin Mainz der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland

    Matthias Weber

    I. Medizinische Klinik, Universitätsmedizin Mainz der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland

    Jascha Wiechelt

    Otto-Fricke-Krankenhaus, Bad Schwalbach, Deutschland

    © Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2019

    R. Hardt et al. (Hrsg.)Prävention im Alter – Gesund und fit älter werdenhttps://doi.org/10.1007/978-3-662-56788-3_1

    1. Einführung – Charakteristik des Alters und Demografie

    Roland Hardt¹   und Andreas Fellgiebel²

    (1)

    Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland

    (2)

    Zentrum für psychische Gesundheit im Alter (ZpGA), Landeskrankenhaus (AöR), Mainz, Deutschland

    Roland Hardt

    Email: roland.hardt@unimedizin-mainz.de

    1.1 Was ist Alter?

    1.2 Demografischer Wandel – Veränderung der Altersstruktur der Bevölkerung

    1.3 Physiologie des Alterns – Alternskonzepte

    1.4 Neurobiologie des gesunden Alters

    1.5 Alter und Krankheit (Morbidität)

    Literatur

    1.1 Was ist Alter?

    Roland Hardt

    Alter ist zunächst einmal ganz wertfrei eine chronologische Angabe. Nicht selten werden Personen oder Gegenstände bereits bei ihrer Nennung, z. B. durch Angabe ihres Entstehungsjahrgangs mit einer Altersangabe konnotiert. Auch dies mag zunächst neutral erscheinen, erhält jedoch relativ rasch durch begleitende Attribute einen wertenden Charakter. Dies kann sowohl eine negative Charakterisierung, z. B. veraltet bedeuten, aber auch durchaus positive Konnotationen durch Begriffe wie gereift oder klassisch enthalten.

    Die Wahrnehmung von Alter ist daher in den seltensten Fällen neutral oder gar objektiv, sondern meist bewusst oder unbewusst durch eine wertende Wahrnehmung geprägt: Wenn wir in der Folge von Alter sprechen, und das ist der Inhalt dieses Bands, muss uns bewusst sein, dass allein der Begriff des Alters bereits unterschiedlichste und auch unterschiedlichst bewertete Assoziationen hervorruft. Es darf sicher angenommen werden, dass ein langes Leben für die meisten Menschen erstrebenswert ist. Die Tatsache, dass man darüber, zumindest im chronologischen Sinn, zwangsläufig alt werden muss, führt jedoch bereits zu diversen semantischen Abwehrreaktionen. Der Begriff der ewigen Jugend erscheint hier noch romantisierend harmlos. Der Begriff des Anti-Aging zeugt jedoch bereits von grimmiger Kampfbereitschaft, das Unvermeidliche doch noch abwenden zu wollen. Ist schließlich die Einsicht eingekehrt, dass dieses Unterfangen letztlich doch zum Scheitern verurteilt ist, wird das Alter selbst verbal zunehmend verschleiert: aus alten Menschen werden schließlich Senioren (eigentlich nur die lateinische Übersetzung) oder aber Best Agers oder Golden Agers.

    Auch soziokulturelle Unterschiede prägen den Blick auf das Alter in hohem Maß. Bereits in der Antike finden sich hier die unterschiedlichsten Reaktionsmuster. Während in Sparta der Rat der Geronten (sic!), eine Versammlung der über 60-Jährigen, das Sagen hatte und die Politik bestimmte, pflegten die Athener bereits einen durchaus neuzeitlichen Jugendlichkeitskult. Dies scheint heute auch eher dem Zeitgeist zu entsprechen. In der Fernsehwerbung endet die relevante Zielgruppe bei einem Lebensalter von 49 Jahren und auch Produkte für ältere und alte Menschen werden ausnahmslos mit jungen oder jung gebliebenen Protagonisten beworben. Ein Automobil der Oberklasse verfügt heute über multiple Assistenzsysteme (Bremsassistent, Spurassistent, Müdigkeitserkennung und vieles andere mehr), die eigentlich geeignet sind, ältere Menschen mit sensorischen und motorischen Einschränkungen beim Fahren zu unterstützen. Niemand käme jedoch auf die Idee, diese Fahrzeuge (Freude am Fahren!) ausgerechnet mit ihrer Alterstauglichkeit zu bewerben.

    Wir wollen in diesem Band, der sich der Gesunderhaltung älterer Menschen widmet, versuchen darzustellen, wie es möglich ist – trotz altersbedingter Risiken und Einschränkungen – Gesundheit zu erhalten, um gesund alt zu werden.

    Einer der Nestoren der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie, Prof. Dr. Erich Lang aus Erlangen, hat Anfang des Jahrtausends dem Anti-Aging-Gerede mutig den Begriff des Pro-Aging entgegengesetzt und in diesem Sinn wollen wir unser Buch verstanden wissen: Natürliche Alterungsprozesse, die unvermeidlich sind, müssen von spezifischen, alterskorrelierten Risiken abgegrenzt werden, die im Einzelfall vermeidbar oder kontrollierbar sind. Die Einsicht in das Unvermeidbare bedeutet nicht das Ergeben in Nihilismus, sondern macht den Blick frei auf rational erreichbare Ziele. Prävention bedeutet in diesem Zusammenhang also nicht, dem Alter als solchem vorzubeugen, sondern durch Früherkennung und Abwenden vermeidbarer Risiken (primäre Prävention) möglichst gesund alt zu werden. Und es geht in vielen Fällen auch um die Vermeidung von Krankheitsfolgen durch die Kontrolle und Modulation behandelbarer, meist chronischer Erkrankungen im fortgeschrittenen Lebensalter.

    1.2 Demografischer Wandel – Veränderung der Altersstruktur der Bevölkerung

    Roland Hardt

    Der sog. demografische Wandel bestimmt mittlerweile nahezu alle gesundheitspolitischen, sozialpolitischen, aber auch wirtschafts- und strukturpolitischen Diskussionen. Dieser gesellschaftlichen Umwälzung liegen im Wesentlichen zwei Entwicklungen zugrunde:

    Die Geburtenrate ist in Deutschland niedriger als die Sterberate mit der Folge einer abnehmenden Bevölkerungszahl bei gleichzeitig zunehmendem Alter der Bewohner. In Industrienationen wird ein kontinuierlicher Zuwachs der Lebenserwartung beobachtet. Die Zunahme der zu erwartenden Le-bensspanne beträgt etwa drei Monate pro Jahr, was bisher dazu geführt hat, dass sich die Lebenserwartung Neugeborener mehr als verdoppelt und für neugeborene Mädchen nunmehr über 80 Jahre beträgt.

    Neben den Fortschritten in der medizinischen Versorgung trägt die Verbesserung der sozioökonomischen Verhältnisse (Hygiene, sauberes Trinkwasser, Luftqualität, Wohnsituation, Ernährung, Erleichterungen in der Arbeitswelt, Erholungszeiten) zu dieser Entwicklung bei. Schließlich wird auch ein verbesserter Bildungsstand ursächlich mit der Verlängerung der Lebenserwartung in Zusammenhang gebracht. Nicht zuletzt hat auch eine seit 1945 anhaltende Friedensperiode im Großteil der Industrienationen zu einer Erhöhung der statistischen Lebenserwartung beigetragen.

    Es wird derzeit diskutiert, ob der sog. westliche Lebensstil mit einem Überangebot an Nahrungsmitteln sowie einer Abnahme der körperlichen Aktivität und daraus resultierend einem hohen Anteil übergewichtiger Menschen den weiteren Anstieg der Lebenserwartung bereits zum Stillstand bringt oder gar zu einer Trendumkehr führt. Hochrechnungen basieren jedoch (korrekterweise) auf einem anhaltenden Trend und prognostizieren eine deutliche Zunahme älterer und hochbetagter Menschen für die nächsten drei bis vier Jahrzehnte.

    Ein weiterer wichtiger Faktor, der die Alterszusammensetzung unserer Gesellschaft in der Zukunft wesentlich beeinflusst, ist das Reproduktionsverhalten der Menschen. Nach einem Anstieg der Geburtenzahlen in den 1950er- und frühen 1960-Jahren (Babyboom) ist es seit Mitte der 1960er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts in nahezu allen Industrienationen zu einem deutlichen Rückgang der Geburtenraten trotz Zunahme der Menschen in reproduktionsfähigem Alter gekommen. Über viele Jahre sank die Geburtenrate auf Werte bis unter 1,2 Geburten pro Frau in gebärfähigem Alter; etwa 2,2 Geburten wären zu einer konstanten Erhaltung von Zahl und Altersstruktur der Bevölkerung notwendig. Auch wenn derzeit wieder ein deutlicher Anstieg der Geburtenrate zu verzeichnen ist, sind die demografischen Auswirkungen aufgrund der deutlich rückläufigen Zahl reproduktionsfähiger Menschen

    Enjoying the preview?
    Page 1 of 1