Viele Wege führen zum Glück: Experten stellen vor
Von Springer
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Über dieses E-Book
Dieses Buch richtet sich an alle Menschen, die sich mit dem Thema Glück für sich und andere beschäftigen, und zeigt, dass das Glück oft näher und greifbarer ist als gedacht.
Für jeden bedeutet Glück etwas anderes und jeder Mensch darf dabei selbst herausfinden, was ihn glücklich macht. Wissenschaftlich fundiert und praxisnah bieten die Autoren vielseitige Inspirationen zum Thema. Sowohl aktuelle Forschungsfelder als auch individuelle Projekte werden verständlich und konkret dargestellt. Dabei wird der Leser eingeladen zu reflektieren und eigene Impulse zu setzen. Ziel ist mehr Lebensfreude, eine ganzheitliche positive Ausrichtung und Einstellung, sowohl für den Einzelnen als auch die Gesellschaft und damit eine bessere Gesundheit und mehr Wohlbefinden. Entdecken Sie Ihren Weg zum Glück und gestalten Sie ihn selbst aktiv mit!
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Buchvorschau
Viele Wege führen zum Glück - Springer
© Der/die Herausgeber bzw. der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer-Verlag GmbH, DE, ein Teil von Springer Nature 2021
A. Fischer, C. Prizelius (Hrsg.)Viele Wege führen zum Glückhttps://doi.org/10.1007/978-3-662-61979-7_1
1. Was uns wirklich glücklich macht
Detlef Beeker¹
(1)
Köln, Deutschland
Detlef Beeker
Email: detlef@detlefbeeker.de
In diesem Kapitel erfahren Sie die wichtigsten Fakten zum Thema Glück. Zuerst widmen wir uns der Frage, was Glück eigentlich ist. Dann erfahren Sie, warum wir selten dauerhaft glücklich sind. Wenn Sie möchten, können Sie in diesem Kapitel einen kurzen, aber aussagekräftigen Glückstest machen. Und dann kommt die verblüffende Wahrheit über die Ursachen des Glücks. Ich rate Ihnen: „Setzen Sie sich hin, denn sie werden Sie überraschen!" Zum Abschluss spendiere ich Ihnen eine kleine, aber feine Übung, die Ihr Glücksniveau mit nur wenigen Minuten täglich auf ein neues Level bringt.
„Unsere wahre Aufgabe ist es, glücklich zu sein." Dalai-Lama
Darf ich Ihnen eine ungewöhnliche Frage stellen? Keine Sorgen, es ist nichts Schlimmes: „Was würden Sie wählen: Einige Millionen im Lotto gewinnen oder für ein paar Jahre ins Gefängnis gehen?" Die Antwort ist offensichtlich: Natürlich würde jeder die Lottomillionen bevorzugen. Was soll dann diese Frage? Jetzt wird es spannend, denn die Glücksforschung hat dazu interessante Ergebnisse. Aus Ihrer Sicht ist es egal, denn nach etwa einem halben Jahr werden Sie etwa gleich glücklich sein, egal ob Sie ein paar Millionen Euro erhalten haben, oder ins Gefängnis gingen. Ist das nicht erstaunlich? Warum das so ist, werden Sie später erfahren.
Was ist Glück?
Was ist eigentlich Glück?! Je mehr wir darüber nachdenken, desto schwieriger ist es, diese Frage zu beantworten. Übrigens ist nicht „Glück im Sinne von „Glück haben
gemeint: „Ich hatte gestern Glück, ich habe einen 20-Euro-Schein gefunden." In diesem Artikel ist Glücklichsein gemeint. In den Glückswissenschaften hat sich durchgesetzt, dass Glück vor allem zwei Merkmale hat:
Emotionales Wohlbefinden: Hier geht es um Gefühle. Wenn wir positive Gefühle wie Freude, Neugier, Liebe usw. haben, dann sind wir glücklich. Sind wir dagegen betrübt, ängstlich oder sorgen uns, dann sind wir weniger glücklich.
Das bedeutet, emotionales subjektives Wohlbefinden ist die Anwesenheit positiver und die Abwesenheit negativer Gefühle.
Kognitives subjektives Wohlbefinden:Diese Eigenschaft des Glücks hat weniger mit Gefühlen zu tun, sondern mehr mit der Frage, ob wir mit unserem Leben im Allgemeinen zufrieden sind. Das bedeutet: Führen wir nach unserer eigenen Einschätzung ein gutes lebenswertes oder sogar sinnvolles Leben? Diese Fragen führen uns zum kognitiven subjektiven Wohlbefinden.
Wenn wir dies aus Sicht des Gehirns betrachten, so betrifft glücklich sein sowohl das limbische System, welches für unsere Emotionen zuständig ist, als auch unseren präfrontalen Kortex. Dieser neueste Teil des Gehirns beinhaltet unser Denken, unsere Kognition, d. h. Glück bezieht unser ganzes Gehirn mit ein, es ist ganzheitlich.
Die berühmte Glücksforscherin Sonja Lyubomirsky hat Glück treffend auf den Punkt gebracht:
„Ich verwende den Begriff ‚Glück‘, um eine Erfahrung der Freude, der Zufriedenheit oder des Wohlbefindens zu beschreiben, die mit dem Gefühl einhergeht, dass unser Leben gut, sinnvoll und lebenswert ist."
Warum ist es so schwierig, langfristig glücklich zu sein?
Ich kann mich noch sehr gut an die Zeit erinnern, als ich mein neues Auto kaufte. Es stand vor mir, ich schaute es begeistert an, seine schönen Formen, seine Eleganz. Ich konnte es kaum erwarten, es zum ersten Mal zu fahren. Ich öffnete die Tür und kann jetzt noch das „Plop" der Tür hören. Ich stieg ein und roch den Neuwagengeruch. Es war herrlich. Ich fuhr los, der Wagen lag auf der Straße wie ein Brett. Kurzum, ich war glücklich. Das ist 2 Jahre her. Wenn ich nun in mein Auto steige, so empfinde ich gar nichts. Ich mache die Tür auf, lasse den Motor an, fahre los, meistens telefoniere ich dabei. Das Auto hat nun keinen positiven Effekt auf mein Wohlbefinden mehr.
Was ist passiert? Wo ist das Glücksgefühl hin? Die Ursache ist die hedonistische Anpassung. Das bedeutet, dass wir nach einem positiven oder negativen Ereignis nach einer gewissen Zeit zu unserem vorherigen Glückslevel zurückkehren. Diese hedonistische Anpassung macht es uns schwierig, langfristig glücklich zu sein.
Sogar eine Unmenge an Geld hat keinen langfristigen positiven Effekt: Studien über Lottogewinner haben gezeigt, dass der Gewinn der Lottomillionen den Empfänger glücklich macht, aber nur für etwa ein halbes Jahr. Danach war das Glücksniveau wie vorher. Solche Glückseffekte können auch länger anhalten: heiraten wir beispielsweise, so erhöht sich unser Glücksniveau für durchschnittlich zwei Jahre. Das ist lang. Aber auch dann kehren wir zu unserem ursprünglichen Glücksniveau zurück. Das Interessante ist, dass dies ebenfalls für negative Ereignisse gilt. Zum Beispiel für einen Gefängnisaufenthalt. Gefängnisinsassen sind zuerst sehr unglücklich. Aber nach etwa einem halben Jahr ist das Glücksniveau wie vorher. Erstaunlich! Sogar extreme Schicksalsschläge, wie durch Krebs Gliedmaße zu verlieren, hindert unser System nicht daran, glücklich zu sein. Auch hier kehren wir nach etwa einem halben Jahr zu unserem ursprünglichen Glückslevel zurück.
Warum ist das so?! Unser Gehirn ist in erster Linie eine Überlebensmaschine. Es geht ihm nicht darum, dass wir glücklich und zufrieden sind, nein, in erster Linie will unser Gehirn, dass wir überleben. Stellen Sie sich vor, ein Mensch hat mit einem bestimmten Glücksniveau 40 Jahre lang wunderbar überlebt. Nun gewinnt dieser Organismus im Lotto. Warum sollte das Gehirn von diesem 40 Jahre lang bewährten Zustand abweichen? Das kann gefährlich sein. Weil sich dieser Zustand langfristig als hilfreich erwiesen hat, kehrt das Gehirn dahin zurück. Hinter der hedonistischen Anpassung steckt also eine positive Absicht. Oftmals führt sie allerdings zu der hedonistischen Tretmühle. Ein Beispiel:
Linda hatte unglaublich viele Schuhe (aus der beschränkt-männlichen Sicht des Autors). Der Grund war folgender: Jedes Mal, wenn Linda gelangweilt oder sogar frustriert war, kam ihr der Gedanke: „Oh, ich muss mir was Gutes tun. Vielleicht gönne ich mir eine leckere Pizza, ein Eis, oder soll ich mir Schuhe kaufen?" Oft gewannen die Schuhe. Sogleich hatte Linda bessere Laune. Sie schwang sich in ihr Auto und fuhr in die Stadt. Gut gelaunt zog sie von Laden zu Laden, probierte Schuhe an, und der gesamte Prozess bereitete ihr Freude. Schlussendlich entschied sie sich für ein schickes Paar Schuhe, und ihr Glücksniveau stieg weiter an. Leider wirkte auch hier die hedonistische Anpassung, d. h. nach ein paar Tagen meist gefielen ihr die Schuhe schon gar nicht mehr so stark. Und bald begann das Spiel von neuem, und sie kaufte neue Schuhe. Dies wiederholte sich des Öfteren, und deswegen hatte Linda so viele Schuhe.
Dies nennt man hedonistische Tretmühle. Wir denken, durch das Kaufen von Dingen oder das Erreichen von Zielen werden wir glücklich. Wenn ich erst meinen Bachelor habe, dann bin ich glücklich! Wenn ich erst meinen Master habe, dann bin ich glücklich. Wenn ich erst mein neues Auto habe, dann bin ich glücklich! Wenn ich erst geheiratet und Kinder habe, dann bin ich glücklich usw. Und wir merken nicht, dass uns dies nicht langfristig glücklich macht. Was die Lösung ist und wie wir tatsächlich glücklich werden, das erfahren Sie gleich.
Wie glücklich sind Sie?
Wie misst man eigentlich Glück? Man kann es einfach oder kompliziert machen. Glücksforscher haben herausgefunden, dass die Menschen selbst sehr gut wissen, wie glücklich sie sind. Deswegen fragen wir sie doch einfach. Die einfachste Variante der Glücksmessung besteht aus einer einzigen Frage: „Wie glücklich sind Sie insgesamt mit dem Leben, das Sie führen? Hier malen Sie sich einfach eine Skala von 1 „völlig unzufrieden
bis 10 „völlig zufrieden" und schreiben die Zahlen 1–10 von links nach rechts nebeneinander auf und kreuzen die Zahl an, die der Zufriedenheit mit Ihrem Leben entspricht.
Und jetzt möchte ich Ihnen allerdings noch einen Test vorstellen, der 4 Fragen enthält und zu genaueren Ergebnissen führt. Er ist von der angesehenen Glücksforscherin Sonja Lyubomirsky entwickelt worden (Lyubomirsky 2018). Überlegen Sie am besten nicht zu lange, sondern antworten Sie aus dem Bauch heraus:
1. Im Großen und Ganzen halte ich mich für…
../images/497080_1_De_1_Chapter/497080_1_De_1_Figa_HTML.png2. Verglichen mit Menschen in meiner Umgebung halte ich mich für…
../images/497080_1_De_1_Chapter/497080_1_De_1_Figb_HTML.png3. Manche Menschen sind im Großen und Ganzen sehr glücklich. Sie genießen das Leben unabhängig von ihrer Situation und machen aus allem das Beste. Inwieweit trifft diese Beschreibung auf mich zu?
../images/497080_1_De_1_Chapter/497080_1_De_1_Figc_HTML.png4. Manche Menschen sind im Großen und Ganzen sehr unglücklich. Auch wenn sie keine Depressionen haben, scheinen sie nie so glücklich zu sein, wie sie es gerne wären. Inwieweit trifft diese Beschreibung auf mich zu?
../images/497080_1_De_1_Chapter/497080_1_De_1_Figd_HTML.pngMachen Sie um den jeweiligen Wert, der für Sie zutrifft, einen Kreis. Dann berechnen Sie den Durchschnittswert. Der sich ergebende Wert ist Ihr augenblickliches Glücksniveau.
Felix, ein Freund von mir, hat bei Frage 1 den Wert 6 eingekreist, bei Frage 2 die Zahl 5 genommen, bei Frage 3 wählte Felix die 6 und bei der letzten Frage kreiste er den Wert 5 ein. Er summierte seine Werte und teilte sie durch die Anzahl der Fragen, um den Durchschnittswert zu erzielen: (6 + 5 + 6 + 5)/4 = 5,5. Felix hat also ein Glücksniveau von 5,5.
Sie können gerne diesen Test für sich selbst machen. Damit Sie sich einordnen können, folgen ein paar Untersuchungsergebnisse: Im Durchschnitt erzielen die Menschen zwischen 4,5 und 5,5. Studenten erzielen durchschnittlich weniger Glückspunkte, und zwar knapp unter 5. Erwachsene Berufstätige und Rentner erzielen dagegen etwas mehr. Sie liegen im Schnitt bei 5,6. Sind Sie beispielsweise Student und liegen über 5, dann sind Sie überdurchschnittlich glücklich. Übrigens: Wie Ihr Ergebnis auch immer sein mag, Ihr Glücksniveau lässt sich verbessern.
Was uns glücklich macht
Wollen wir nicht alle glücklich sein? Über die Jahrtausende gab es viele Ideen, Techniken und Systeme, die uns glücklich machen sollten. Einige funktionieren gut, andere weniger. Vielen ist ein eher intuitiver Ansatz gemein. Oftmals werden Methoden empfohlen, die bei dem Empfehlenden selber gut gewirkt haben, oder es wird einfach dem gesunden Menschenverstand gefolgt. Das hört sich gut und schön an, aber klappt nicht immer.
Dazu ein Beispiel: Dankbarkeitstagebücher. Davon gibt es viele auf dem Markt, und es wird empfohlen, täglich mehrere Dinge aufzuzählen, die einen glücklich machen. Unser gesunder Menschenverstand sagt uns, je öfter wir dankbar sind, desto besser. Hört sich plausibel an, deckt sich aber nicht mit wissenschaftlichen Fakten. Die Glücksforschung hat herausgefunden, dass ein tägliches Nutzen von Dankbarkeitstagebüchern nichts bringt. Optimal ist eine Dosis von einmal wöchentlich. Das scheint kontraintuitiv zu sein, aber die Forschung hat herausgefunden, dass eine tägliche Dankbarkeitspraxis sehr schnell mechanisch wird, und dann wirkt sie nicht mehr. Sie sehen also, dass es wichtig ist, solche Aussagen wissenschaftlich zu hinterfragen. Deswegen ist die Glückswissenschaft einmalig in der Geschichte der Menschheit. Zum ersten Mal wurde wirklich wissenschaftlich und systematisch untersucht, was uns wirklich glücklich macht. Ich möchte Ihnen in diesem Zusammenhang eine bemerkenswerte Metastudie der eben schon genannten Glückswissenschaftlerin Sonja Lyubomirsky vorstellen. Sie hat mehr als 300 Studien zum Thema Glück ausgewertet. Das Ergebnis ist bemerkenswert. Bevor Sie sie sich ansehen, stellen Sie sich die Frage, was Sie meinen, was Sie glücklich macht?! Ist es Ihr Einkommen, ob Sie ein Haus haben oder nicht oder vielleicht Ihr gutes Aussehen? In unserer Gesellschaft werden ein hohes Einkommen und gutes Aussehen hoch gehandelt: Wenn man gut aussieht und dabei auch noch reich ist, muss man ja glücklich sein! Ist das wirklich so? Sind die Schönen und Reichen glücklicher als der Durchschnittsbürger? Die definitive Antwort der Glücksforschung ist: Nein! Schauen Sie sich die Ergebnisse in folgendem Kuchendiagramm an:
../images/497080_1_De_1_Chapter/497080_1_De_1_Fige_HTML.pngEinflussgrößen des Glücks. (Quelle: Lyubomirsky 2018)
Lassen Sie mich kurz erklären, wie dieses Diagramm gelesen wird. Hier geht es um die Unterschiede im Glück: Wenn also Sie glücklicher als Ihr Nachbar sind, dann liegt es zu beispielsweise 10 % an äußeren Umständen.
Unter „äußere Einflüsse" fallen unser Einkommen, unser Vermögen, ob wir ein Haus oder Auto haben und wie wir aussehen. Also Dinge, die von außen kommen. Und diese machen nur 10 % unseres Glücks aus. Ist das nicht ein erstaunliches Ergebnis?
Unser Erbgut macht 50 % aus. Das heißt, wenn Ihre Eltern zufrieden sind, dann sind Sie es mit einer recht hohen Wahrscheinlichkeit ebenso.
Was aber ist mit „steuerbaren Reaktionen"? Damit ist gemeint, wie wir mit unserem Leben gedanklich, emotional und auf Verhaltensebene umgehen.
Dazu ein Beispiel: Florian hat seinen Job verloren. Seine Gedanken sind immer die gleichen: „Oh Gott, das ist furchtbar! Ich bin schon 42 Jahre und werde nie wieder einen Job finden. Meine Frau wird mich verlassen – das ist ganz sicher. Ich werde alles verlieren und in der Gosse landen! Er ist wie erstarrt und unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Sein Kollege Manfred verlor ebenfalls seine Stelle beim gleichen Unternehmen. Er dachte selbstbewusst: „Das ist eine Herausforderung. Ich bin sehr gut qualifiziert und habe viele Jahre Berufserfahrung – ich werde eine bessere Stelle finden!
Manfred fühlt sich motiviert und hoffnungsvoll. Sie sehen, beide waren in derselben Situation, aber gingen gänzlich anders damit um. Florian war unglücklich, während Manfred sich dadurch nicht aus der Fassung bringen ließ.
Unsere Reaktionen und Umgang mit dem Leben können wir steuern. Das beeinflusst unser Glücksniveau erheblich und zwar zu 40 %. Das kann beispielsweise ein Dankbarkeitstagebuch oder Meditation sein. Es gibt viele Möglichkeiten, unser Glück zu fördern, und diese machen immerhin 40 % unseres Glücksniveaus aus. Es lohnt sich also.
Es ist also klug, mehr Energie in solche Glücksursachen zu investieren, die auch etwas bringen, und zwar die steuerbaren Reaktionen. Deswegen zeige ich im Folgenden eine einfache, aber sehr wirkungsvolle Übung, die Sie einsetzen können, um glücklicher zu werden.
Was macht uns glücklich? Eine kleine, aber starke Übung
Jetzt wissen wir also, was uns nicht glücklich macht, und warum es schwierig ist, glücklich zu sein. Aber wie werden wir nun glücklich? Zum einen setzen wir an einem der drei Merkmale des „Glücklichseins" an:
positive Gefühle erschaffen oder verstärken
negative Gefühle mildern oder
unsere allgemeine Lebenszufriedenheit erhöhen.
Bei der Suche nach einer geeigneten Methode sollten wir allerdings aufpassen, dass uns die hedonistische Anpassung nicht einen Strich durch die Rechnung macht. Eine sehr wirkungsvolle Technik ist der positive Tagesrückblick. Wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass durch diese Technik Depressionen abnehmen und unser Wohlbefinden steigt. Der positive Tagesrückblick ist erstaunlich nachhaltig: Sogar sechs Monate später waren die positiven Effekte messbar. In einer anderen Studie verbesserten sich 94 % der mittel- bis stark depressiven Teilnehmer wesentlich. Zum Teil konnten die Probanden ihr Bett nicht verlassen, und nach nur zwei Wochen Anwendung des positiven Tagesrückblicks konnten sie ihren Zustand wesentlich verbessern.
Wie funktioniert der positive Tagesrückblick?
Der positive Tagesrückblick wird abends angewendet. Am besten machen Sie ihn schriftlich. Studien haben gezeigt, dass dies die Wirkung verstärkt. Fragen Sie sich: „Was war heute schön oder angenehm?" Und dann nennen Sie bzw. schreiben Sie drei Ereignisse auf, die heute angenehm oder schön waren. Es können ganz kleine Dinge sein, wie das wohlige Gefühl, als Sie sich auf Ihr Sofa gelegt haben. Es kann aber auch ein schöner Sonnenuntergang sein oder einfach nur eine Wolke am Himmel, die Sie in diesem Augenblick berührt hat. Vielleicht hat Ihre Frau Sie in den Arm genommen, und Sie haben sich einfach dabei wohlgefühlt. Wie gesagt, es kann alles Mögliche sein. Wichtig ist nur, dass Sie es als angenehm oder schön empfunden haben. Schreiben Sie nun diese drei Ereignisse auf. Sie müssen keine Romane schreiben, ein paar Sätze genügen. Am besten machen Sie den positiven Tagesrückblick täglich. Nach ein paar Wochen schon haben Sie sich daran gewöhnt und möchten ihn nicht mehr missen. Es ist ein abendliches Ritual geworden, wie das Zähneputzen. Der positive Tagesrückblick dauert nicht lange. 5–10 Minuten sollten vollkommen ausreichen.
Wichtig: Versuchen Sie, das positive Gefühl in dieser Situation erneut zu empfinden. Ein Hauch des Gefühls reicht aus. Sie können dies erreichen, indem Sie tiefer in die Situation eintauchen. Sie können sich fragen: „Warum war diese Situation angenehm oder schön?" Sie können sich aber auch vergegenwärtigen, was Sie in dieser Situation gesehen, gehört, gefühlt, gerochen oder geschmeckt haben. Auch dies lässt Sie tiefer in die Situation eintauchen. Wie gesagt, ein Hauch des Gefühls reicht