24 Stunden Pflege zu Hause: So finden Sie die optimale Betreuung
Von Markus Küffel
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Über dieses E-Book
Finden Sie die richtige Betreuungsform zu Hause für Sie und Ihre Angehörigen!
Anschaulich und gut verständlich fasst dieser Ratgeber die wesentlichen Inhalte zum Thema Pflege und Betreuung im eigenen Zuhause für Betroffene und ihre Angehörige zusammen.
Besonders wenn die Situation der Hilfebedürftigkeit plötzlich und unverhofft eintritt, sind Familien und Betroffene überfordert und verunsichert. Denn das Thema Pflege und Betreuung ist komplex und im Dschungel der Gesetzestexte haben nur sehr wenige einen Durchblick. Welche Möglichkeiten gibt es und welche Angebote sind passend? Welche Unterstützung bekomme ich vom Staat?
Einfühlsam und authentisch berichtet der Autor aus seiner familiären Geschichte. Kompetent aus seinem beruflichen Erfahrungsschatz als Pflegekraft und Geschäftsführer der Beratungs- und Vermittlungsagentur für Betreuungskräfte aus Osteuropa führt er den Leser auf persönliche Weise zu möglichen Lösungen.Rezensionen für 24 Stunden Pflege zu Hause
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24 Stunden Pflege zu Hause - Markus Küffel
© Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer-Verlag GmbH, DE, ein Teil von Springer Nature 2021
M. Küffel24 Stunden Pflege zu Hause https://doi.org/10.1007/978-3-662-62589-7_1
1. Was Sie in diesem Ratgeber finden – wie Ihnen dieser Ratgeber hilft
Markus Küffel¹
(1)
Pflege zu Hause Küffel GmbH, Hamburg, Deutschland
Markus Küffel
Email: gl@pflegezuhause.info
1.1 Zahlen und Fakten zum Altern
1.2 So hilft Ihnen dieser Ratgeber
Literatur
../images/501422_1_De_1_Chapter/501422_1_De_1_Figa_HTML.png1.1 Zahlen und Fakten zum Altern
Unsere Bevölkerung wird immer älter. Heute geborene Mädchen haben gute Chancen, über 90 Jahre alt zu werden, Jungen haben heute eine Lebenserwartung von über 85 Jahren. Im Jahr 2040 werden in Deutschland laut Bundesministerium für Gesundheit aus dem Jahre 2017 voraussichtlich fast 21,5 Mio. Menschen leben, die 67 Jahre und älter sind. Das sind 6,3 Mio. mehr ältere Menschen als im Jahr 2013. Was sich zunächst gut anhört, hat jedoch auch seine Schattenseiten: Mit 80 Jahren steigt die Wahrscheinlichkeit stark an, auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. Je älter die Bevölkerung wird, desto mehr pflegebedürftige Personen gibt es. Die Familienstrukturen haben sich verändert: Die eigenen Kinder sind oft berufstätig, wohnen weit entfernt und können sich daher nicht mehr so intensiv um ihre Eltern kümmern. Dies verdeutlichen auch weitere Zahlen: Etwa 3,4 Mio. Menschen nehmen jeden Monat Leistungen der Pflegeversicherung in Anspruch. Die Mehrheit davon, rund 2,6 Mio., also etwa drei Viertel, erhält ambulante Leistungen (Statistisches Bundesamt 2018) und wohnt zu Hause.
1.2 So hilft Ihnen dieser Ratgeber
Wenn sich ein Mensch nicht mehr vollständig um sich selbst kümmern kann, bedeutet dies eine enorme Herausforderung für den Pflegebedürftigen selbst, aber auch für sein Umfeld. Meist tritt eine solche Situation schneller ein, als man denkt. Daher sind Angehörige häufig völlig unvorbereitet und wissen nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Es stellen sich dann viele Fragen, mit denen sie sich auseinandersetzen müssen: Wie können wir helfen? Wie viel Hilfe können wir geben? Was können wir überhaupt selbst leisten? Wann ist der ideale Zeitpunkt gekommen, um Hilfe von außen hinzuzuziehen? Welche Unterstützung können wir von außerhalb erhalten?
In unserer täglichen Praxis begegnen wir diesen Fragen immer wieder. Wir wissen, wie hilflos und alleingelassen sich die meisten Menschen in solchen Situationen fühlen. Deshalb haben wir einen Ratgeber konzipiert, der alle wichtigen Aspekte rund um das Thema Organisation der Betreuung und Pflege von Angehörigen anspricht – und dies nicht in umständlichem Amtsdeutsch, sondern leicht verständlich und auf den praktischen Nutzen ausgerichtet. Denn auch wir wissen: Pflegende Angehörige können ihre Zeit besser nutzen, als sich durch unverständliche Ratgeber zu kämpfen.
Unser Ratgeber bietet:
leicht verständliche Informationen zu allen Fragen rund um die Betreuung und Pflege in den eigenen vier Wänden,
nützliche Checklisten zum täglichen Gebrauch für die unterschiedlichen Anliegen sowie
prägnante Überblicke über die verschiedenen Themenfelder und Leistungen.
In den einzelnen Kapiteln konzentrieren wir uns auf die für Sie relevanten Details. Der Fokus soll in diesem Ratgeber auf der häuslichen Pflege und Betreuung liegen und erhebt den Anspruch einer möglichst ganzheitlichen Betrachtung. Die Betreuung durch osteuropäische Laienpflegekräfte findet in deutschen Privathaushalten als gelebte Praxis Tag für Tag hunderttausendfach statt. Aus diesem Grund haben wir uns dazu entschieden, Ihnen sehr detailliert auch die Hintergründe zu dieser Betreuungsform zu erläutern. Denn nur ein aufgeklärter Verbraucher hat so die Möglichkeit, sich vor etwaigen Rechtsfolgen zu schützen.
Das sind die Themen unseres Pflegeratgebers:
Wie ermitteln Sie zielgerichtet den tatsächlichen Betreuungs- und Pflegebedarf?
Welche Pflege- und Betreuungsformen gibt es?
Welche Vorteile haben Teilzeit- und Vollzeitbetreuung? Welche Grenzen weisen sie auf?
Welche Betreuungsmodelle gibt es? Welche Kosten kommen bei den jeweiligen Betreuungsmodellen auf Sie zu?
Welche Leistungen deckt die gesetzliche Pflegeversicherung ab?
Wie hängen Pflegebedürftigkeit und Pflegegrad zusammen?
Was ist bei der Beantragung eines Pflegegrades zu beachten?
Wann können Betreuungskräfte aus Osteuropa eine sinnvolle Alternative darstellen?
Wie sieht die Rechtslage in Bezug auf Betreuungskräfte aus Osteuropa aus?
Wie geht man am besten mit Sterben, Tod und Trauer um?
Im folgenden Kapitel „Pflegebedürftigkeit" liegt der Fokus auf der familiären Situation. Vor allem der Wunsch der meisten älteren Menschen, möglichst lange in den eigenen vier Wänden zu leben, ist Gegenstand des Kapitels. Außerdem zeigen wir Ihnen, wie Sie den realen Pflegebedarf erkennen und mit Ihrer eigenen Leistungsfähigkeit abgleichen können.
Literatur
Statistisches Bundesamt (Destatis) (2018) Pflegestatistik 2017. Pflege im Rahmen der Pflegeversicherung. Deutschlandergebnisse. Erscheinungsdatum: 18. Dezember 2018, Grafik „Eckdaten der Pflegestatistik" korrigiert am 16.01.2019. Statistisches Bundesamt (Destatis), Wiesbaden
© Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer-Verlag GmbH, DE, ein Teil von Springer Nature 2021
M. Küffel24 Stunden Pflege zu Hause https://doi.org/10.1007/978-3-662-62589-7_2
2. Pflegebedürftigkeit – die Herausforderung als Familie angehen
Markus Küffel¹
(1)
Pflege zu Hause Küffel GmbH, Hamburg, Deutschland
Markus Küffel
Email: gl@pflegezuhause.info
2.1 Welches Betreuungskonzept ist das richtige für Sie und Ihre Familie?
2.2 Wie stellen Sie den individuellen Betreuungs- und Pflegebedarf fest?
2.3 Welche Herausforderungen kommen bei der Pflege von Angehörigen auf Sie zu?
2.3.1 Achtung: Überforderung
2.3.2 Mehrfachbelastung durch Pflege, Job und Familie
Literatur
../images/501422_1_De_2_Chapter/501422_1_De_2_Figa_HTML.pngDie eigene Mutter stürzt immer wieder schwer, der Partner wird dement oder der einst so starke Vater kann sich kaum noch auf seinen eigenen Beinen halten. Wenn ein Mensch älter wird, verändert sich häufig auch das gewohnte Leben erheblich. Dies ist nicht nur für die älteren Menschen selbst, sondern oft auch für ihre Angehörigen eine große Herausforderung, da sich zwangsläufig die Rollenverteilung innerhalb der Familie ändert: Denn nun müssen die Angehörigen immer mehr Verantwortung für ihre pflegebedürftigen Familienmitglieder übernehmen, die zuvor jahrzehntelang die Verantwortung für die jüngere Generation getragen haben.
Es steht außer Frage: Jeder Mensch möchte gern gesund und selbstbestimmt alt werden. Doch die meisten Menschen gelangen an einen Punkt, an dem ihnen nicht mehr alles alleine gelingt. Sie benötigen zunehmend Unterstützung, um ihrem vertrauten Alltag nachgehen zu können. Bei der Mehrheit der über 70-Jährigen steigt der Bedarf an Hilfe bei der Haushaltsführung und bei den grundpflegerischen Verrichtungen stark an. Dann ist ein Leben im eigenen Zuhause oftmals nur noch schwer oder gar nicht mehr möglich. Vielen Angehörigen stellt sich dann die scheinbar unlösbare Frage: Was können wir jetzt zu tun? Mit diesem Ratgeber wollen wir helfen, diese Frage zu beantworten: Wir zeigen Ihnen verschiedene Lösungswege auf, wie Sie mit dieser Situation, dass Ihr Angehöriger Pflege und Betreuung benötigt, umgehen können. Wir wollen Ihnen so die Angst vor der Entscheidung nehmen, die meist auch mit einem Gefühl von Ohnmacht und Hilflosigkeit einhergeht.
Vor dem Eintreten einer tatsächlichen Pflegebedürftigkeit (im Sinne des Sozialgesetzbuches [SGB XI]) benötigen viele Senioren meist nur wenig Hilfestellung und Unterstützung, beispielsweise beim Einkaufen, im Haushalt oder wenn Arztbesuche anstehen. Doch bereits bei wenig Hilfebedarf stellt sich für die betroffene Person und ihre nahen Angehörigen die Frage, wie die benötigte Unterstützung organisiert werden kann. Um wie viel schwieriger wird es erst, wenn sich der Zustand durch eine Demenz oder eine akut einsetzende Erkrankung verschlechtert? In diesem Fall sind schnelles Handeln und eine durchdachte Organisation wichtige Kriterien, damit die Versorgung möglichst zeitnah und reibungslos umgesetzt werden kann. Daher sollte sich jeder bereits frühzeitig mit diesem Thema beschäftigen und gegebenenfalls Vorbereitungen in Bezug auf eine mögliche Pflege und Betreuung treffen. Lesen Sie hierzu auch Abschn. 4.5.
Um die bestmögliche Betreuungsform für die pflegebedürftige Person zu finden, müssen zunächst einige Fragen geklärt werden. Als Erstes sollte der konkrete Unterstützungsbedarf festgestellt werden. Ergibt sich hier, dass die Pflegebedürftigkeit im Sinne des Gesetzgebers (des Sozialgesetzbuches XI) bereits eingetreten ist, lohnt sich ein Blick auf die Leistungen der Pflegeversicherer. Denn diese bieten für viele Bedarfssituationen wertvolle Unterstützung für Betroffene und pflegende Angehörige gleichermaßen. So können Sie sich ein genaueres Bild über die möglichen Dienstleistungen verschaffen und überlegen, welche Lösung für Ihre Situation die beste sein könnte.
2.1 Welches Betreuungskonzept ist das richtige für Sie und Ihre Familie?
Je nachdem, welche Punktzahl bei der Prüfung des Hilfebedarfs erreicht wurde, werden die Pflegebedürftigen einem der fünf Pflegegrade zugeordnet (siehe auch Abschn. 3.1.3). Der Pflegegrad und die persönlichen Wünsche des Pflegebedürftigen bestimmen, welches Betreuungskonzept infrage kommt. Auch eine Kombination aus verschiedenen Betreuungsformen ist denkbar. Nicht jedes Betreuungskonzept ist für jeden Pflegebedürftigen gleichermaßen geeignet. Manchmal müssen sogar verschiedene Betreuungskonzepte ausprobiert werden, um zu einer dauerhaften Lösung zu gelangen. Pflege und Betreuung sind keine starren Prozesse, sie unterliegen immer auch einer gewissen Dynamik. Deshalb muss die Situation fortlaufend beobachtet, evaluiert und möglicherwiese an sich verändernde Bedingungen angepasst werden.
Ermitteln Sie Ihre zeitlichen und finanziellen Ressourcen
Mit der Beantwortung der Frage, welches Betreuungskonzept für Sie geeignet sein könnte, kommen Sie ein gutes Stück weiter, wenn Sie Ihren potenziellen Bedarf an Pflege und Betreuung und Ihre zeitlichen und finanziellen Ressourcen kennen. Dazu sollten Sie sich folgende Fragen stellen:
Wie viel Betreuung bzw. Pflege ist notwendig?
Wie viel Zeit können Sie (und andere Familienmitglieder) tatsächlich für die Pflege aufwenden?
Gibt es ein bestehendes Netzwerk – und kann bei Bedarf darauf zugegriffen werden?
Welche finanziellen Ressourcen sind vorhanden? Welche generellen Mittel stehen zur Verfügung?
Unsere Checkliste „Netzwerke für den Alltag und im Notfall" (siehe Checkliste 6 in Abschn. 7.1.6) bietet Ihnen eine ausführliche Übersicht über mögliche Netzwerkakteure.
Nehmen Sie sich Zeit, um sich in Ruhe Gedanken über die genannten Fragen zu machen. Denn es ist wichtig, dass Sie sich mit den verschiedenen Betreuungskonzepten intensiv auseinandersetzen. Nur so können Sie entscheiden, welche Betreuungsform für Sie die richtige ist. Im eigenen Zuhause sind die Pflege durch Angehörige, die Einbindung eines ambulanten Pflegedienstes oder einer osteuropäischen Betreuungskraft möglich. Alternativen stellen betreute Wohn- oder Hausgemeinschaften dar, die ebenfalls eine häusliche Atmosphäre bieten. Teil- oder vollstationäre Betreuung bzw. Pflege sind externe Optionen.
Wenn Sie diese Fragen für sich geklärt haben, sind Sie einer realistischen Lösung schon einen guten Schritt näher.
Welche Betreuungsformen es im Einzelnen gibt und für wen sie geeignet sind, darüber informieren wir Sie ausführlich in Kap. 4.
../images/501422_1_De_2_Chapter/501422_1_De_2_Figb_HTML.png2.2 Wie stellen Sie den individuellen Betreuungs- und Pflegebedarf fest?
Dies gelingt am einfachsten, indem Sie die Zeiten dokumentieren, die Sie oder andere Beteiligte zur Unterstützung der pflegebedürftigen Person aufwenden. Unterscheiden Sie hierbei zwischen Hilfestellungen bei der hauswirtschaftlichen Versorgung (zum Beispiel beim Einkauf, Kochen oder Reinigen der Wohnung), der allgemeinen Betreuung und Ansprache sowie der direkten Grund- und Körperpflege (Unterstützung bei der täglichen Hygiene, beim An- und Auskleiden und/oder bei der Mobilisation).
Legen Sie sich hierfür idealerweise ein Pflegetagebuch zu, in das Sie die Zeiten und die Verrichtungen eintragen, die Sie und andere pro Woche für die Unterstützung, Betreuung und Pflege aufwenden. Runden Sie dabei gern auf – schließlich geht es um eine geliebte Person, der Sie persönliche Nähe und gute Pflege gönnen wollen. So erhalten Sie ein konkretes Bild des tatsächlichen Unterstützungsbedarfs einschließlich des nötigen Zeitaufwandes. Sie sollten sich dann überlegen, ob Sie diesen Aufwand auch längerfristig leisten können und wollen.
Als Alternative zu einem Pflegetagebuch können Sie auch unsere Checkliste zur Ermittlung des Betreuungsbedarfs (siehe Checkliste 1 in Abschn. 7.1.1) verwenden, mit der Sie ganz unkompliziert Ihren Bedarf ermitteln können.
2.3 Welche Herausforderungen kommen bei der Pflege von Angehörigen auf Sie zu?
Jede Pflegesituation ist so individuell wie die Menschen selbst, um die es geht. Jedoch gibt es einige Faktoren, welche die familiäre Pflege zu Hause über kurz oder lang stark belasten oder sogar unmöglich machen können:
Besonders häufig verändert sich durch die häusliche Betreuung die Beziehung zwischen dem Pflegebedürftigen und seinen Angehörigen. So kann sich die Rollenverteilung zwischen Kindern und Eltern umkehren oder die Balance zwischen den Partnern verschieben.
Aufgrund der emotionalen Nähe zu der pflegebedürftigen Person fällt es zudem meist schwer, Abstand zu nehmen.
Außerdem werden die eigenen Pläne und Wünsche häufig zurückgestellt oder aufgeschoben, mit der Folge einer körperlichen und seelischen Überforderung.
2.3.1 Achtung: Überforderung
Eine Datenanalyse des Datenbestandes (bis 2016) der BARMER Krankenkasse ergab, dass sich 10 % der pflegenden Angehörigen so stark überlastet fühlen, dass sie kurz davorstehen, die Pflege aufzugeben – nachzulesen im Pflegereport 2018 (Müller und Rothgang 2018). Nur jeder achte Pflegende ist mit seiner gegenwärtigen Situation zufrieden.
Eine solche dauerhafte Überforderung entsteht auch deshalb, weil pflegende Angehörige häufig noch in anderen Verantwortungsbereichen stehen, um die sie sich kümmern müssen: sei es die Partnerschaft, die Erziehung der Kinder oder die Berufstätigkeit. Die ohnehin schon knappen zeitlichen Ressourcen lassen so kaum Spielraum für eine Pflege der geliebten Person, die den eigenen Ansprüchen gerecht wird.
Beachten Sie
Viele Menschen neigen dazu, ihre eigene Leistungsfähigkeit deutlich zu überschätzen, was nicht selten dazu führt, dass die Angehörigen an der Überforderung durch die Pflege ihrer Angehörigen zerbrechen.
2.3.2 Mehrfachbelastung durch Pflege, Job und Familie
Hinzu kommt, dass sich durch den gesellschaftlichen Wandel auch das klassische Familien- und Frauenbild und somit die einst daraus resultierende familiäre Pflegestruktur verändert hat und sich auch weiterhin verändern wird: Viele erwachsene Kinder wohnen nicht mehr in der Nähe ihrer Eltern und können deshalb nur selten vor Ort sein. Immer mehr Frauen sind heutzutage berufstätig – auch in Vollzeit. Sie übernehmen aber trotzdem meist nach wie vor den Großteil der häuslichen Pflege. Sie müssen also Job und Familie unter einen Hut bringen – eine Doppelbelastung, die es früher in dieser Art nur selten oder gar nicht gab.
Beachten Sie
Gesellschaftlich ist es leider nach wie vor der Regelfall, dass die Pflege und Betreuung primär von weiblichen Angehörigen übernommen wird. Das heißt, die Angehörigen entscheiden nicht immer freiwillig, die Pflege und Betreuung von nahen Angehörigen zu übernehmen, sondern fühlen sich aus gesellschaftlichem Druck heraus dazu verpflichtet. Deshalb sollten Sie einen solchen Schritt und alle damit verbundenen Konsequenzen sehr genau überdenken. Lassen Sie sich nicht zu etwas drängen, was Sie selbst nicht leisten können oder wollen. Weder die eigene Familie noch unsere Gesellschaft hat das Recht, Ihnen dies vorzuschreiben.
Trotzdem wollen die meisten Angehörigen ihre Eltern „nicht ins Altenheim abschieben", aber auch nicht alles alleine stemmen. Ist durch einen stetig gestiegenen Pflegebedarf die persönliche Belastungsgrenze erreicht – und reicht auch ein ambulanter Pflegedienst als Entlastung nicht mehr aus –, muss nach Alternativen Ausschau gehalten werden. In vielen Fällen hat sich dann die Einbindung einer Betreuungskraft aus Osteuropa bewährt. Diese Form der Betreuung entlastet alle Beteiligten in hohem Maße. Zudem empfinden die Beteiligten diese Art der Pflege im