Discover millions of ebooks, audiobooks, and so much more with a free trial

Only $11.99/month after trial. Cancel anytime.

Allgemeine Psychotherapie: Schulenübergreifende Wirkprinzipien und gemeinsame Theorieaspekte
Allgemeine Psychotherapie: Schulenübergreifende Wirkprinzipien und gemeinsame Theorieaspekte
Allgemeine Psychotherapie: Schulenübergreifende Wirkprinzipien und gemeinsame Theorieaspekte
Ebook1,158 pages11 hours

Allgemeine Psychotherapie: Schulenübergreifende Wirkprinzipien und gemeinsame Theorieaspekte

Rating: 0 out of 5 stars

()

Read preview

About this ebook

Dieses Buch erarbeitet die gemeinsamen Potentiale der verschiedenen Psychotherapieschulen. Es lädt Psychotherapeuten ein, die neurophysiologische, entwicklungspsychologische sowie beziehungsorientierte, zugrundeliegende Matrix (die Basisbedürfnisse und ihre Regulation, die Defizit-, Trauma- und Konflikt-Verarbeitungsmuster samt flankierenden Übungsangeboten) sowie die heilsamen Korrektur- und Stabilisierungschancen zu erkennen – und sie im Sinne des Klienten therapeutisch achtsam zu nutzen. 

In der neuen, universitären Psychotherapie-Ausbildung sollen angehenden Therapeuten alle vier psychotherapeutischen Grundrichtungen erlernen, also sowohl die bisherigen Richtlinienverfahren plus die systemischen und humanistischen. Die Zentrierung auf den gemeinsamen Boden baut Verständnisbrücken und regt Übersetzungsarbeit an. Diese erweiterte, neue Zugangsvielfalt zum Patienten wird sich als Vorteil auswirken und mittelfristig auch die Psychotherapiepraxis gestandener Kollegen beeinflussen. 

Geschrieben für … 

… Psychologische und Ärztliche Psychotherapeuten, psychosomatisch tätige Ärzte, Psychiater und andere Fachärzte mit psychotherapeutischer Zusatzbezeichnung, Studierende des Faches Psychotherapie. 

Über die Autorin: 

Prof. Dr. med., Dipl. Psych. Lotte Hartmann-Kottek, FÄ für Innere Medizin, Neurologie und Psychiatrie/Psychotherapie (Tiefenpsychologie und Gestalttherapie; jeweils mit Lehrbefugnis) – sowie FÄ für Psychosomatische Medizin. Über 40 Jahre Aus- und Weiterbildungserfahrung. 


LanguageDeutsch
PublisherSpringer
Release dateMar 16, 2021
ISBN9783662612569
Allgemeine Psychotherapie: Schulenübergreifende Wirkprinzipien und gemeinsame Theorieaspekte

Related to Allgemeine Psychotherapie

Related ebooks

Psychology For You

View More

Related articles

Reviews for Allgemeine Psychotherapie

Rating: 0 out of 5 stars
0 ratings

0 ratings0 reviews

What did you think?

Tap to rate

Review must be at least 10 words

    Book preview

    Allgemeine Psychotherapie - Lotte Hartmann-Kottek

    © Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2021

    L. Hartmann-KottekAllgemeine PsychotherapiePsychotherapie: Praxishttps://doi.org/10.1007/978-3-662-61256-9_1

    1. Psychotherapie zwischen Tradition und Aufbruch sowie zwischen Vielheit und Ganzheit

    Lotte Hartmann-Kottek¹  

    (1)

    Kassel, Deutschland

    Lotte Hartmann-Kottek

    Email: Lotte.Hartmann-Kottek@t-online.de

    1.1 Psychotherapie als Wissenschaft in einer Zeit des Umbruchs und auf der Suche nach einem gemeinsamen Nenner

    1.1.1 Was ist Psychotherapie und wo ist sie als Fach zuhause?

    1.1.2 Vielfalt unserer Psychotherapieansätze – Verwirrung oder Reichtum?

    1.1.3 Gefahr: Wenn Forschung zum Spielball konkurrierender Verbände wird

    1.1.4 Gibt es schulenübergreifende Wirkfaktoren?

    1.2 Objektivität – das nicht unumstrittene Hauptmerkmal von Wissenschaftlichkeit

    1.2.1 Der Glaube an die Vernunft – ein Geschenk der Aufklärung

    1.2.2 Schattenseite der Einseitigkeit

    1.2.3 Die Versuchung, Wissenschaftlichkeit über die aktuell verfügbaren Messwerkzeuge zu definieren

    1.3 „Not-wendige" Wiederentdeckung der Subjektivität und ihr Anteil an einer heilsamen therapeutischen Beziehung

    1.3.1 Emotionaler Mangel gebiert eine neue Fülle

    1.3.2 Geburt von Ressourcenwahrnehmung, Begegnung und Sinnsuche

    1.3.3 Akzeptanz von Kreativität, Körperfreundlichkeit und Rollenspiel

    1.3.4 Entdeckung der geführten Kurzzeitregression zu Ort und Zeit der Schädigung

    1.3.5 Imaginationsarbeiten

    1.3.6 Konstruktive Desintegration – ein Paradoxon?

    1.3.7 Faszination und Bürgerschreck zugleich: Die humanistische Welle erreicht Deutschland

    1.4 Künstliche Intelligenz und die Komplexität natürlicher Gehirnaktivität

    1.5 Achtsamkeit – grenzwertige Berührung transzendentaler Räume

    1.5.1 Historische Begegnungswellen des Westens mit Fernost

    1.5.2 Aktuelles Interesse an achtsamkeitsbasierten Therapieansätzen

    1.6 Neue Psychotherapiewissenschaft

    1.6.1 Vielfalt mit gemeinsamen Bezugswissenschaften

    1.6.2 Allgemeine Entwicklungstrends

    1.6.3 Verlassene Therapieaspekte

    1.6.4 Zeitgeist im Umbruch

    1.6.5 Chancen der horizonterweiternden Zusammenschau

    Literatur

    ../images/464483_1_De_1_Chapter/464483_1_De_1_Figa_HTML.png

    Eingangsbild Tuschkreis

    Übersicht

    In der Psychotherapie begegnen sich Denktraditionen der Natur- und der Geisteswissenschaften. Auch der aktuelle Umbruch innerhalb der Naturwissenschaften spiegelt sich wider. 

    Die Sicht und Bewertung von Objektivität und Subjektivität hat in den letzten 2–3 Jahrhunderten stark geschwankt. Dies floss in die verschiedenen „Schulen ein. Die Reflektion darüber könnte Brücken bauen. Verständnisschwierigkeiten gibt es auch oft für die Äquivalenz von „Feld und Struktur, „Welle und Korpuskel und damit auch für das Einstein’sche E = mc², das die Äquivalenz von Materie und Geist berührt: zwei Seiten einer Medaille. Damit verknüpft ist die „digitale wie auch „analoge" Nutzung unseres Gehirns. Erstaunlich, dass diese Dimension psychotherapierelevant sein soll? Forschungsmäßig orientiert sich dieses Buch am schulenübergreifenden Geist und internationalen Standard, wie er dankenswerterweise seit einem halben Jahrhundert in Bergin and Garfield’s Handbook (Lambert 2013) niedergelegt wird. 

    1.1 Psychotherapie als Wissenschaft in einer Zeit des Umbruchs und auf der Suche nach einem gemeinsamen Nenner

    1.1.1 Was ist Psychotherapie und wo ist sie als Fach zuhause?

    Wahrscheinlich löst die Überschrift eine Reihe von Fragen aus: Kann man Psychotherapie überhaupt als eine Wissenschaft ansehen? Wenn ja, wohin gehört sie denn überhaupt? War sie und die Psychologie nicht ursprünglich ein Anhängsel der Philosophie? Ist sie nicht hauptsächlich von Meinungen, Modellen, Subjektivismen und Spekulationen getragen und sehr viel weniger von harten Fakten? Ist sie nicht erst in den letzten Jahrzehnten an den Universitäten allmählich in die naturwissenschaftlichen Fakultäten hinübergewechselt? Aber gehört sie insgesamt wirklich dorthin? Oder will sie dort mit aller Macht beweisen, dass sie zu den „exakten Naturwissenschaften" gehört und überbietet sich inzwischen selbst mit statistisch-methodischer Brillianz? Passt die traditionelle Einteilung in Natur- und Geisteswissenschaften für unseren Fachbereich oder sind wir damit bereits mitten im Umbruch, der das alte Entweder-Oder-Denken infrage stellt?

    Das methodische Verarbeitungsproblem: Manchmal scheint es, als würde die psychologische Psychotherapie noch heute dem Vorbild Wilhelm Wundts (1832–1920) nacheifern, der Mitte des 19. Jahrhunderts in Leipzig das erste universitär angebundene, hochangesehene, psychophysiologische, experimentelle Psychologielabor eingerichtet hatte. Er war ein Meister der exakten „objektiven" Beobachtung, die damals nicht hinterfragbar schien. Er beeinflusste die Kollegenschaft weltweit, z. B. Wladimir Bechterew (1857–1936) und dessen Schüler Iwan Pawlow (1849–1936) aus St. Petersburg, Hugo Münsterberg (1863–1916), der nach den USA auswanderte, Freud (1856–1939) aus Wien, Husserl (1859–1938), der zuletzt in Freiburg lehrte, und viele andere.   

    Aber wir wissen alle: Die Geschichte der Naturwissenschaft ging weiter. Sie hat einen geistigen Erdrutsch erlebt. Der ist noch nicht zu Ende. Auch wenn die theoretische Physik – so paradox das klingen mag – trotz vieler offener Fragen, in der „Unbestimmtheit der Quantentheorie – soweit das möglich ist – neuen, festen Boden gefunden zu haben scheint, und obwohl die „neue Physik im technischen Bereich schon lange voll umgesetzt wird und wirtschaftlich boomt, trotzdem sind andere Fächer der „angewandten Naturwissenschaft zögernd zurückgeblieben, das neue Gedankengebäude zu integrieren. Auch die Psychologie und die Medizin gehören dazu (Medizintechnik ausgenommen). Längere Zeit hieß es sowieso beschwichtigend, dass die „neue Physik nur für den Makro- und Mikrobereich gelte, aber nicht für den Mesobereich, in dem wir Menschen lebten. Das ist aber die offene Frage und sie betrifft die Psychotherapie fundamental.

    Der Quantenphysiker Hartmann Römer (Universität Freiburg) vertritt mit seiner „verallgemeinerten Quantentheorie" die Ansicht, dass die Prinzipien der Komplementarität, der Verschränkung etc. auch für den Mesobereich unseres Alltags gelten. Dazu gehört auch das Phänomen, dass die Reihenfolge von Messungen nicht, wie in der klassischen Physik postuliert, umkehrbar und dass ihre einzelnen experimentellen Ergebnisse nicht wiederholbar sind.

    Angewendet auf die Psychotherapie bedeutet dies zum Beispiel: Zwar braucht jeder Mensch für seine Entwicklung sowohl Zugehörigkeits- wie auch Abgrenzungserfahrungen, aber die Reihenfolge ist nicht beliebig, denn jede Erfahrung verändert die Ausgangslage.

    Auch in der Psychotherapie, wenn sie wirksam sein möchte, gilt es, eine „natürliche" Reihenfolge einzuhalten: Wir brauchen erst einen vertrauensvollen, therapeutischen Beziehungsaufbau, wir brauchen möglichst viel gute, existenzielle Begegnungserfahrungen mit Kohärenzqualität und Kontakt mit dem Potenzial und den Ressourcen des Patienten/Klienten, bevor eine Konfrontation mit korrekturbedürftigen Mustern vom Patienten angst- und abwehrfrei wahrgenommen und die Muster dabei verwandelt werden können.

    Analog geht es zu, wenn wir in der Gruppentherapie mit dem Mittel einer heilsamen, tragfähigen Gruppenmatrix arbeiten möchten, dann müssen wir erst ein vertrauensvolles Beziehungsnetz aufbauen, bevor tiefgreifend korrigierende Prozesse erfolgreich anlaufen können. Gruppenkonzepte, die von vornherein mit Konfrontations-, Differenzierungs- und Individualisierungsangeboten beginnen, mobilisieren primär die Schutz- und Abwehrebene und erreichen nur selten in korrekturfähigerweise die tieferen Ebenen darunter.

    Was ist Psychotherapie?

    Wenn für die Psychotherapie allein die Logik der klassischen Physik samt ihrer Statistik Gültigkeit hätte, müssten alle Vorgänge in umgekehrter Reihenfolge die gleichen Ergebnisse bringen. Das ist eindeutig nicht der Fall, – so wie in der Quantentheorie auch. Die Psychotherapie ist eines jener Bereiche, in denen sich die Erscheinungs- und Verrechnungsweisen der klassischen Physik und der Quantentheorie begegnen und ergänzen.

    Die Gesetze der klassischen Physik beruhen auf statistischen Berechnungen. Es sind Aussagen aus der Perspektive des Menschen über das wahrscheinliche Verhalten von hypothetisch angenommenen kleinsten Teilchen. Im Beispiel von Gasmolekülen liegt ein riesiger Dimensionsunterschied zwischen Mensch und Molekül (man spricht von acht mathematischen Größendimensionen). Die Fehlerbreite für das Verhalten des einzelnen Gasmoleküls ist dabei vernachlässigbar, die Durchschnittsberechnungen sind so gut wie präzise.

    Anders, wenn kein dimensionaler Unterschied vorliegt, wenn es darum geht, dass ein Mensch einem anderen in all dessen einzigartiger Gewordenheit im 1-zu-1-Verhältnis gegenübersteht. Dann sind die Gesetze der klassischen Physik und Statistik nicht mehr aussagefähig. Sie können lediglich Rangreihenplatzierungen für die Bezugsgruppe angeben. Das ist eine vergleichsweise magere Information, auf die in der individuellen Psychotherapie zu allermeist verzichtet wird. Sie sagt nichts aus über die Zuordnung und Bedeutung eines Ereignisses durch die individuelle Erlebnisverarbeitung innerhalb der subjektiven Weltkonstruktion des Betroffenen.

    Wenn wir also glauben, wir könnten in der Psychotherapie allein oder hauptsächlich mit dem Denkgebäude der klassischen Physik auskommen, begehen wir einen Kategoriefehler.

    Analog zum sog. Unschärfephänomen in der Quantentheorie gilt es für den Therapeuten, eine Unsicherheitstoleranz zu entwickeln. Es braucht Achtsamkeit für Resonanzphänomene, für intuitive Selbstorganisationen und kreative Neustrukturierungen. Diese Seite fehlt weitgehend im Lehrplan der neu geplanten, universitären Psychotherapie, – vermutlich – weil sie wissenschaftlich schwerer zu greifen ist. Die Blindheit für sie wird leider bis auf weiteres an die nachfolgende Generation weitergegeben.

    In manchen psychotherapeutischen sowie (gestalt-)pädagogischen Feldern wird der Umgang mit einem unbestimmten Feld als Entfaltungsraum für latente Kräfte aber schon länger und erfolgreich kultiviert, z. B. in den verschiedensten Varianten der Spieltherapie, in gruppendynamischen „Experimenten, in der Aufstellungsarbeit von Soziogrammen, in der Familienaufstellung und den szenischen Therapiesequenzen vom Psychodrama (Moreno), ganz ausgeprägt in der Gestalttherapie (Perls), der Emotion Focused Therapy (Greenberg) und in deren „Experimenten zur Konkretisierung unbewusster Inhalte, in der Arbeitsweise des Jungianers A. Mindell, in der von R. Assagioli, von A. Pesso u. a.

    Mit dieser Bedeutungszuweisung eines Entfaltungsspielraums ist auch der Ruf nach Individualisierung der Psychotherapie als einer der Forderungen aus den Forschungsresultaten aus dem Übersichtsresümée der APA (American Psychological Association) durch ihre Autoren Norcross und Lambert im Herbst 2018 – neben der Hauptforderung nach Berücksichtigung der therapeutischen Beziehung und der Therapeutenpersönlichkeit – formuliert und veröffentlicht worden.

    1.1.2 Vielfalt unserer Psychotherapieansätze – Verwirrung oder Reichtum?

    Entspricht sie einem unübersehbaren, primären Facettenreichtum der Natur oder nur der variierenden Überlagerung von einigen wenigen Prinzipien?

    Es macht Sinn, die therapeutisch wirksamen Phänomene hinter den unterschiedlichen, schulenabhängigen Sichtweisen, Beschreibungen sowie auch den traditionellen Ausblendungen zu entdecken.

    Wir alle bekommen zunächst durch unsere psychotherapeutische „Erstprägung" einen Wahrnehmungs- und Zuordnungsfilter für Bedeutungen zum Verinnerlichen angeboten, der die therapeutisch relevanten Vorgänge scheinbar objektiv strukturiert. Aber, wenn sich unser Horizont weitet, entdecken wir meist, dass erstere zwar in gewisser Weise stimmen, aber nur Teilwahrheiten einfangen.

    Die eine Gruppe fokussiert auf die konflikthafte Verarbeitung längs der Sexualentwicklung, die andere auf nicht ausreichend kompensierte Minderwertigkeitskonflikte; wieder eine andere schärft ihren Blick auf primären Liebes- und Bindungsmangel am Lebensanfang, eine weitere filtert fehlgelerntes Verhalten mit stabilisierenden, günstigen Konsequenzen aus den Lebensgeschichten heraus, wieder eine andere zentriert sich auf unangemessene Bewertungen und weitere Gruppen orientieren sich ganz am unwillkürlichen, körperlichen Ausdrucksverhalten etc.

    Die einzelnen Schulen setzen zum einen mit ihrem Interesse auf unterschiedlichen Entwicklungsebenen an, zum anderen auf verschiedene Verständigungs- und Integrationsebenen: der intrapsychischen, der psychosomatischen, der interpersonalen, der organisatorischen oder gesellschaftlichen. Das ergibt wiederum unterschiedliche Wirklichkeitsausschnitte. Sie haben alle ihre Berechtigung.

    „In den Tausenden durchgeführten (RCT-)Studien haben wir jedoch keine spezielle Behandlung für eine bestimmte Störung gefunden, die einer beliebigen anderen Psychotherapie im Mittel klinisch und systematisch überlegen war." (Wampold et al. 2018, S. 336)

    Hier wird bewusst ein toleranter Maßstab benutzt. Gesucht wird nun nach einem geeigneten Koordinatensystem, in dem die Vielfalt ein „Zuhause" findet.

    1.1.3 Gefahr: Wenn Forschung zum Spielball konkurrierender Verbände wird

    Wenn wir uns für diese Suche allein und unkritisch an der schulengebundenen Forschung orientieren wollten, stünden wir auch hier leider im Minenfeld der interessengeleiteten Meinungsvielfalt.

    Dringender Wunsch

    Wissenschaftliche Forschung sollte der Wahrheitsfindung dienen. Leider wird sie weltweit, speziell leider auch in Deutschland, für berufspolitisch relevante Falschaussagen und Fehlinterpretationen missbraucht. Unser Fachbereich bräuchte einen verbandspolitisch unabhängigen Ethikrat für Forschungsfragen.

    Ein klassisches Beispiel für verzerrende Einflüsse ist die Auswirkung des Allegiance-Effektes. Er besagt, dass die Begeisterung und Überzeugung des Therapeuten von seiner Methode auf den hilfesuchenden Patienten übergeht, diesem Hoffnung und Vertrauen in die Kompetenz des Therapeuten vermittelt und bis zu einer Effektstärke (ES) von etwa 0,35 das Endergebnis im Sinne des von seiner Sache begeisterten Therapeuten verändert. Bei vergleichenden Studien sind in der Vergangenheit oft bewusst für das eigene Verfahren hocherfahrene Therapeuten, aber für das gegnerische Vergleichsverfahren unerfahrene oder nur angelernte Ersatzkräfte eingesetzt worden. Für diese Art von pseudowissenschaftlichen Falschaussagen ist in den letzten Jahrzehnten allerdings die Sensibilität gewachsen.

    Andere Klippe: Die Verfahren der Psychotherapie gründen sich auf unterschiedlichen Grundannahmen und erfordern zum Teil unterschiedliche Forschungsmethoden. Es sind andere Vorgehensweisen, mit denen prozessorientierte Verfahren erfasst werden können, als kleinschrittig manualisierbare. Aus berufspolitischen Interessen heraus laufen jedoch immer wieder Monopolisierungsversuche der einen zuungunsten der „anderen".

    Eine weitere Verzerrungsgefahr: Obwohl sich die hohe Einschätzung der RCT-Studien („randomized controlled trials), also der organisatorisch aufwendigen Studien, deren Teilnehmer zwischen der Verum-Behandlungs- und einer Kontrollgruppe ausgelost werden, unter Forschern schon längst gelegt hat, weil in der Psychotherapie keine „Verblindung möglich ist und der Allegiance-Effekt wirksam bleibt, wird an ihr von jenen Gruppen, die sich von der alleinigen Gültigkeit der RCT-Studien einen Vorteil ausrechnen, z. B. vom Deutschen WBP (Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie) nahezu alternativlos festgehalten. Dass sich in Metaanalysen keine Unterschiede haben feststellen lassen, ob ausschließlich RCTs verrechnet worden sind oder auch normal kontrollierte Studien (Lambert 2013, Kap. 13), wird vom deutschen Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie, obwohl er darauf hingewiesen worden ist, nicht zur Kenntnis genommen. Weiteres zu diesem Themenkreis gibt es für Interessierte in Kap. 8.

    Tipp

    Eine um Neutralität bemühte Haltung nimmt der Forscherkreis rund um den Herausgeber M. Lambert von Bergin and Garfield’s Handbook for Psychotherapy and Behavior Change (Lambert 2013) ein. Diese Gruppe verdient vollen Respekt. Sie bietet inmitten der konkurrierenden Verbandskämpfe um die Vorherrschaft auf der Psychotherapieszene eine Insel der relativen Ausgewogenheit und Integrität.

    1.1.4 Gibt es schulenübergreifende Wirkfaktoren?

    Auf der Suche nach Gesichtspunkten, die schulenübergreifend gefunden und verglichen werden können, fanden wir v. a.: die therapeutische Beziehung, die Therapeutenpersönlichkeit und die emotional korrigierende Erfahrung. Thematisch sind die Bedürfnisse nach Bindung, Sicherheit, Entfaltung, Selbstwirksamkeit, Ordnung und nachreifender Zentrierung weit verbreitet, werden aber bezüglich ihrer Bedeutung etwas unterschiedlich akzentuiert.

    Die therapeutische Beziehung ist der stärkste Wirksamkeitsfaktor der Psychotherapie (APA-Report 2018). Obwohl von ihr als „allgemeiner Faktor" gesprochen wird, gibt es in den einzelnen Psychotherapieschulen große Unterschiede ihrer Ausformung. Carl Rogers hat das therapeutische Beziehungsangebot seit den 1950er-Jahren in das Zentrum seiner Therapeutenausbildung gestellt und hat die Kandidaten über die Supervision mit Tonbandaufzeichnungen schulen lassen, in ihrem therapeutischen Verhalten Empathie, Echtheit (Kongruenz) und bedingungslose, positive Zuwendung (Wertschätzung) zu zeigen. Klaus Grawe empfahl ab den 1990er-Jahren, diese Grundhaltung in die Verhaltenstherapie zu übernehmen. Allerdings ist es dort zu einer analogen, systematischen Schulung nicht gekommen. Immerhin hat es die VT parallel zur Beachtung der emotionalen Qualität von einem mittleren Platz in Klaus Grawes Ranking-Tabelle seiner Metaanalyse (1934–1984) bis heute zu einem überdurchschnittlich guten Platz geschafft (ES 0,93; Lambert 2013, Kap. 13). Der Weltdurchschnitt ist mit 0,83 ES berechnet worden. Beim Mainstream der Gestalttherapeuten wird die therapeutische Beziehung mehrschichtig und relativ komplex nach dem Ich-und-Du-Modell Martin Bubers gestaltet. Das Modell wird in Kap. 2 detailliert erläutert. Es ist sehr wahrscheinlich die Hauptursache für den außerordentlich hohen Effektstärkenwert der Gestalttherapie, der weit über 1,0 liegt.

    Auch der Therapeutenpersönlichkeit wird in Kap. 2 ein eigenes Kapitel gewidmet.

    Psychotherapeuten sollten nach innen und außen beziehungsfähig sein. Sie sollten ihre eigenen, immer noch nicht verheilten Stellen soweit kennen, dass, wenn sie angetriggert werden, sie sie von denen ihres Gegenübers unterscheiden und aus dem therapeutischen Prozess heraushalten können. Psychotherapeuten sollten durch ihre Ausbildung zu einem „selektiv authentischen, therapeutischen Beziehungsangebot" befähigt werden, was bedeutet, dass der Therapeut für seine eigenen Bedürfnisse in anderweitigen Beziehungen sorgt und sie nicht in den Patientenkontakt hineinträgt. Das ist die Mindestanforderung, um nicht die Missbrauchsgrenze zu überschreiten. Darüber hinaus braucht es ein Gegenüber, das sich flexibel in die Bedürfnisse seiner Patienten einfühlen können muss. Hier ist die ganze Entwicklungsleiter mit allen wesentlichen Lebensthemen gefragt. Der Therapeut sollte dabei jene Haltung einnehmen können, die dem Patienten hilft, seinen anstehenden Entwicklungsschritt zu wagen.

    Ein altbekannter Wirksamkeitsfaktor, der in Variation in allen Psychotherapieansätzen gefunden werden kann, ist die „emotional korrigierende Erfahrung". Dieser Ausdruck stammt aus der psychoanalytischen Arbeit und geht auf Franz Alexander (1891–1964) zurück. Ein vergleichbares Geschehen kann – bei verhaltenstherapeutischer Sozialisation – auch als eine überzeugende Lernerfahrung mit belohnender Konsequenz beschrieben werden, zu der der Verhaltenstherapeut ermutigt hatte. Am eindrucksvollsten scheint sie auf der Handlungsebene zu wirken, die real, symbolisch oder imaginär angeboten werden kann. Die humanistischen Verfahren, speziell die Gestalttherapie, das Psychodrama, die Psychosynthese, die Peso-Arbeit, zum Teil die Körpertherapien sowie auch systemische Methoden arrangieren bewusst Szenen und Rollenspiele, bei denen sich emotional korrigierende Erfahrungen leicht einstellen. Die korrigierende Erfahrung wird mit der neurophysiologischen Vorstellung verbunden, dass die alten, aktivierten Engramme mit denen der Neuerfahrung überschrieben, bzw. zusätzlich verkoppelt werden.

    Sie wurde bereits von Louis G. Castonguay 2005/2012 schulenübergreifend untersucht. Derselbe bereicherte die schulenübergreifende Forschung auch mit Untersuchungen über Therapeutenverhalten und zum Prinzip der Einsicht, eine Zielvorstellung, die traditionellerweise von der Psychoanalyse verfolgt wird.

    Emotionalen Ordnungsbedarf im intrapsychischen oder zwischenmenschlichen Raum gibt es in vielen Variationen. Dabei gilt es zum einen die Reifungsebene des belastenden Wesens zu erfassen. Zum anderen geht es um die Zuordnung der Chronifizierung: Liegt ein ausschließlich aktuelles, ein chronifiziertes oder auch ein fixiertes, also persönlichkeitsverstörendes Problemfeld vor? Bei dieser Zielvorstellung bewährt sich die Analyse und Belebung der partiellen Teilaspekte: ihre Konkretisierung, die Identifizierung ihres blockierten Anliegens im Rahmen ihres Entstehungskontextes, die bislang vermiedene dialogische Auseinandersetzung und ihre Reintegration zu einem stimmigeren Ganzen.

    Nachreifungsangebote verschiedener Variation beziehen sich überwiegend auf strukturschwache Persönlichkeiten, auf Menschen mit mangelhafter, früher Bindungs- bzw. Kohärenzerfahrung, auf krisenhaft Traumatisierte und auch auf Suchtgefährdete. Bei psychosenahen Menschen stabilisiert die Sensibilisierung für Gleichgewichtszustände, bzw. eine feinfühlige Regulierungsarbeit nach innen und außen. Ein entscheidendes, frühes Lernziel ist, polarisierte Emotionen regulieren, integrieren und feinabstimmen zu lernen. Als Aufgabe dafür bieten sich verschiedene, emotional erlebte Gegensatzpaare an wie Wert und Unwert, Nähe und Distanz, Kontakt und Rückzug, Liebe und Hass, Idealisierung und Entwertung, Aktivität und Passivität, Außen- und Innengerichtetheit etc.

    Zentrierung durch Bewusstheit und Achtsamkeit in Variationen von (säkularen) Meditationsangeboten ist sowohl als ein Nachreifungsangebot bei Strukturschwäche anzusehen wie eines für die Weiterentwicklung der Persönlichkeit. Es ist ein Bündel von Methoden, das aus der ursprünglich religiösen Praxis des fernen Ostens stammt und das in mehreren Wellen den Westen erreichte. Es löste bei einem großen Teil der Bevölkerung gute Resonanz und Interesse an nachreifender Zentrierung aus. Vor allem aufgrund seiner physiologisch stabilisierenden Stressreduktion hat es Eingang in die psychosomatischen Gesundheitsprogramme der Kliniken wie in den Vor- und Nachsorgebereich gefunden. Achtsamkeitsangebote sind flankierend und anschlussfähig bei allen Psychotherapieschulen denkbar. In den 1970/1980/1990er-Jahren gehörten sie zum integrierten Standard von humanistischen Therapieangeboten, speziell zur Gestalttherapie, der es dabei um eine innere Stimmigkeitserhöhung ging. Danach stellte sich die Verhaltenstherapie zunehmend auf genormte Achtsamkeitsprogramme ein und macht sich seitdem – v. a. bei der Behandlung strukturschwacher Patienten – um die Verbreitung der Achtsamkeitsangebote verdient.

    1.2 Objektivität – das nicht unumstrittene Hauptmerkmal von Wissenschaftlichkeit

    1.2.1 Der Glaube an die Vernunft – ein Geschenk der Aufklärung

    Zurück zur „Geburt der neueren Psychotherapie", die wir trotz vieler, sehr viel früherer, interessanter Quellen, die noch an späterer Stelle erwähnt werden, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ansetzen. Die für die damalige naturwissenschaftliche Grundhaltung maßgebende Koryphäe Wilhelm Wundt ist schon erwähnt worden. Es herrschte der Glaube an die Vernunft und den Geist der Aufklärung. Dieser war nach den langen Zeiten des Missbrauchs von Glauben und Emotionalität leider bitter nötig geworden.

    Als besondere Tugend erschien nun als menschliches Reifungsziel die affektfreie Beobachtung, die Rücknahme von jeglichen persönlichen Bedürfnissen, die Fähigkeit zu neutralem Abwägen von Vernunftgründen. Sachlichkeit wurde Trumpf, v. a. für wissenschaftliches Arbeiten.

    So wirkte es folgerichtig, dass Freud, der mit Wilhelm Wundt im Briefwechsel stand, im ausgehenden 19. Jahrhundert für seine Behandlungsform vom Therapeuten eine Haltung forderte, die ausschließlich exakte Beobachtung verlangte – ohne Beimengungen von irgendwelchen eigenen, emotionalen Regungen –. Der Behandler möge zu einer Art neutralem Spiegel des Patienten werden.

    Die unbestechlich neutrale Beobachtung stand von vornherein Pate für die Lern- und Verhaltenstherapie. Sie lehnte es ab, ein theoretisches Gebäude aufzubauen, das sich um Hypothesen gruppierte, wie z. B. um die Libidohypothese. Sie ließ ausschließlich beobachtbare Daten gelten und verzichtete auf Aussagen über alles, was nicht neutral bzw. „wissenschaftlich" erfassbar war.

    1.2.2 Schattenseite der Einseitigkeit

    Es ist die vergleichbare Haltung, die aus dem gleichen Geist geboren ist, aus der heraus Pawlow seine Mitarbeiter und deren spätere, kollegiale Nachfahren exakte Aufzeichnungen seiner Tierexperimente machen ließ. Es geht dabei um sachliche, „wissenschaftliche" Beobachtung ohne Beziehungsaufnahme. Sachlichkeit und Wissenschaftlichkeit wurden damals fast als gleichbedeutend verstanden. Das bedeutete jedoch, dass die Verhaltenstherapie für den zentralen Bereich der Psychotherapie, in dem es um Emotionales geht, kaum etwas Hilfreiches beisteuern konnte. Sie bekam daher lange nur eine relativ randständige Bedeutung zugemessen.

    Dass sich Menschen mit brüchigen, primären Beziehungserfahrungen durch ausschließlich sachliche Beobachtung, also ohne jegliche haltgebende Basisakzeptanz, ziemlich rasch existenziell verunsichert fühlen können, dürfte für Freud jenseits des Erfahrungshorizontes gelegen haben. Er war ein von seiner Mutter überaus geliebtes und „sicher gebundenes" Kind gewesen; außerdem war er als Erstgeborener einer jüdischen Familie auf den bedeutungsvollen Sonderstatus hin erzogen worden, später die Rolle des Familienoberhauptes zu übernehmen. Die Psychoanalyse hat sich aufgrund dieses Starts ihrer Leitfigur zunächst recht schwergetan, für Menschen mit brüchigen Beziehungserfahrungen an ihrem Lebensstart eine förderliche, therapeutische Beziehungsgestaltung anzubieten.

    Seit der vorvorigen Jahrhundertwende begann allmählich ganz langsam das neue, schwer verständliche Paradigma der „neuen Physik in die Köpfe einzudringen und es begann die Erkenntnis zu reifen, dass es offenbar gar keine neutrale, objektive Beobachtung ohne Beobachtereffekt geben könne, sondern dass sowohl Beziehung wie „Nichtbeziehung Wirkfaktoren sind.

    Parallel zu den verwirrenden Erkenntnissen der neuen Physik beschrieb 1923 Martin Buber (1878–1965) aus einer völlig anderen, fast visionären Perspektive in seinem weltweit berühmt gewordenen, philosophisch-literarischen Text: „Ich-und-Du (I-and-Thou), die existenzielle Bedeutung von zwischenmenschlicher Beziehung im Vergleich zum beziehungsleeren Sachbezug. Letzteren nannte er „Ich-Es-Ebene (diese ist ausdrücklich nicht mit Freuds „Es" zu verwechseln!).

    Sehr viel später (1967) formulierte Paul Watzlawick (1921–2007), der den Buber-Ansatz lediglich etwas zu modulieren schien, den berühmt gewordenen Ausspruch: Kein Mensch kann nicht nicht kommunizieren! Entweder er nimmt Beziehung auf oder er verweigert sie, was auch eine Aussage ist. Jemanden bewusst oder unbewusst zu übersehen, ist eine Variante von existenziellem Auslöschen.

    Von der ursprünglich hochgehaltenen und idealisierten „Objektivität" wurde Schritt für Schritt für den psychotherapierelevanten, zwischenmenschlichen Bereich die problematische Kehrseite der Medaille herausgearbeitet.

    Diejenigen Verfahren, für die die oben geschilderte „wissenschaftliche Objektivität zum traditionellen Herzstück ihrer Identität gehört(e), also die lerntheoretisch geprägte Verhaltenstherapie und die traditionelle Psychoanalyse, haben es deutlich schwerer, sich auf die Erkenntnisse der aktuellen Forschung einzulassen, nämlich darauf, dass das Therapieergebnis am allermeisten mit einer positiven therapeutischen Beziehung korreliert, als Verfahren, die ihre Hauptprägung erst nach der Zeit der „Objektivitätsgläubigkeit bekommen haben, das ist v. a. die humanistische, aber auch die systemische Verfahrensgruppe. 

    Um „das Kind nicht mit dem Bade auszuschütten: Die Zielvorstellung der Objektivität ist eine wichtige Funktion, wir können nicht auf sie verzichten, aber wir müssen uns dessen bewusst sein, dass sachliche Aufmerksamkeit ein Gegen- bzw. Ergänzungspol zum Einlassen auf Beziehung ist. Es handelt sich um zwei unterschiedliche Fähigkeiten. Es ist situations- und funktionsabhängig, was angezeigt ist und ob und wann ein „Entweder-oder oder ein „Sowohl-als-auch" angemessen ist. Insofern macht es Sinn, dem Aufbau der therapeutischen Beziehung in der Aus- und Weiterbildung unser maximales Interesse zu widmen.

    1.2.3 Die Versuchung, Wissenschaftlichkeit über die aktuell verfügbaren Messwerkzeuge zu definieren

    Zweifelsohne steht jeder mit seiner Aussage auf objektiv gesichertem Boden, wenn er Messdaten präsentieren kann. Das macht ein gutes Gefühl. Aber wenn wir nicht zur Diskussion stellen, ob das Messwerkzeug ausreichend adäquat ist für das, was es messen sollte, ob es nicht einen Nebeneffekt einfängt und den auch noch verzerrt etc., dann bauen wir nur eine Welt aus Scheinobjektivität auf. Diese Tendenz hat eine lange Tradition.

    An solchen Stellen pflegte der Quantenphysiker Hans-Peter Dürr in seinen Vorlesungen über quantentheoretisches Grundverständnis für Psychotherapeuten schmunzelnd die folgende Parabel von Sir Arthur Eddington, einem englischen Astrophysiker (1882–1944) zu erzählen. Eine Parabel, die er dessen Buch Philosophy of Physical Science entnommen hatte. Hier sei sie dem Hörensagen nacherzählt.

    Darin verglich Eddington den Naturwissenschaftler mit einem Ichthyologen, also einem Fischsachkundigen, der das Leben im Meer erforschen will. Er wirft dazu sein Netz aus, zieht es an Land und prüft seinen Fang nach der gewohnten Art eines Wissenschaftlers. Nach vielen Fischzügen und gewissenhaften Überprüfungen gelangt er zu der Entdeckung eines Grundgesetzes der Ichthyologie: Alle Fische sind größer als 5 cm! Er nennt diese Aussage ein Grundgesetz, da sich diese Aussage bei jedem Fang ohne Ausnahme bestätigt habe. Versuchsweise nimmt er an, dass sich diese Aussage auch bei jedem künftigen Fang bestätigen, also wahr bleiben wird.

    Ein Freund, den wir den Metaphysiker nennen könnten, bestreitet jedoch diese grundsätzliche Bedeutung dieses „Grundgesetzes", weil er dieses als eine Folge der 5-cm-Maschenweite des Netzes ansieht. Der Ichthyologe ist von seinem Einwand keineswegs beeindruckt und entgegnet: Was ich mit meinem Netz nicht fangen kann, liegt prinzipiell außerhalb fischkundlichen Wissens. Es bezieht sich auf kein Objekt derart, wie es in der Ichthyologie als Objekt definiert ist. Für mich als Ichthyologe gilt: Was ich nicht fangen kann, ist kein Fisch.

    Sie schmunzeln? Sie denken, solch eine allseits durchschaubare Engstirnigkeit konnte es nur noch im 19. Jahrhundert geben – heute gewiss nicht mehr? Sie irren leider. In der deutschen Berufspolitik ist mit verhaltenstherapeutischer Hilfe ein pseudowissenschaftliches „Netz geknüpft worden, genannt „Methodenpapier, das den Definitionsanspruch erhebt: Was durch unsere Maschen hindurchschlüpft, ist keine „wissenschaftlich anerkannte Psychotherapie", egal wie wirksam es mit anderen Messwerkzeugen identifiziert werden kann. Im Unterschied zu Sir Eddingtons Ichthyologen, der an sein Tun zu glauben schien, gibt es Hinweise dafür, dass die besagten Berufspolitiker sehr wohl wissen, dass sie ihr speziell geknüpftes Netz samt seinem wissenschaftlichen Anschein als ein Werkzeug für anderweitige Ziele einsetzen (Abb. 1.1).

    ../images/464483_1_De_1_Chapter/464483_1_De_1_Fig1_HTML.png

    Abb. 1.1

    Fischzug

    1.3 „Not-wendige" Wiederentdeckung der Subjektivität und ihr Anteil an einer heilsamen therapeutischen Beziehung

    1.3.1 Emotionaler Mangel gebiert eine neue Fülle

    Vergegenwärtigen wir uns die Szenerie der 1950/1960er-Jahre in den USA, als sich der Mainstream der Verhaltenstherapie sehr wissenschaftsorientiert v. a. um Trial and Error sowie um außengesteuerte Lern- und Belohnungsexperimente kümmerte, während sich die Psychoanalyse trotz ihres theoretischen Interesses am zwischenmenschlichen Beziehungsraum in ihrem professionellen Verhalten an erstarrter Abstinenz überbot (sodass z. B. Ralph R. Greenson (1911–1979) in einem psychoanalytischen Lehrbuch in den 1950ern die Frage stellte und diskutierte, ob es einem Lehranalytiker gestattet sei, dem Kandidaten, der gerade von der Beerdigung seines Vaters in die Stunde käme, als Beileidsbekundung dieses Mal ausnahmsweise nicht doch die Hand zu geben). Die hochstilisierte Abstinenz ließ damals (er)frieren.

    Der etwas zeitversetzte Versuch Heinz Kohuts, den Wert der Empathie für die Psychoanalyse zu erschließen, kostete ihm fast seine Zugehörigkeit zu ihr. Ihm gebührt Respekt für seine mutige Pionierarbeit.

    Im Kontrast zu dieser traditionsverpflichteten, rational ausgebremsten, überkontrollierten, emotionalen Kargheit der damaligen akademisch etablierten Mainstream-Psychotherapie waren die praktizierenden Psychotherapeuten, die zum Teil selbst Emigranten waren, durch die Versorgung der zumeist traumatisierten Holocaust-Generation mit deren Hunger nach Trost, Verständnis, Sicherheit, wertschätzender Menschlichkeit sowie mit der Wiederherstellung ihrer Würde konfrontiert, ohne dafür offiziell ausgerüstet zu sein.

    Hinzu kamen bald auch Heimkehrer aus dem Vietnamkrieg. (Die Jugend ihrerseits reagierte oppositionell und setzte über ihre „Flower-Power- und „Make-Peace-No-War-Bewegung die Sehnsucht weiter Kreise der Bevölkerung um.)

    Die Opposition der Psychotherapeuten gegen das damalige, akademische Establishment, die sich schon während der 1950er-Jahre vorbereitet hatte, gipfelte in der Human-Potential-Bewegung. In ihrem Manifest von 1962 stellten die dafür verantwortlichen Psychotherapeuten (Maslow, Bühler, Rogers, Köstler, May, Goldstein, Huxley, Mumford, Sutich, Bugental u. a., in lockerer Verbundenheit auch V. Satir und F. Perls) wieder den subjektiv erlebenden und sinnsuchenden Menschen in die Mitte des Interesses ihrer Arbeit. Sie fokussierten wertschätzend, was ein schicksalsgebeutelter Mensch trotz allem noch zu Wege brachte und bereicherten die Psychotherapie durch eine (bis dahin als unprofessionell verpönte) ressourcenorientierte Sichtweise, die heute, ca. 80 Jahre später, in der gesamten Psychotherapieszene zur Selbstverständlichkeit geworden ist. Die Chance der therapeutischen Beziehungsachse wurde erkannt und avancierte im humanistischen Lager zum bewusst eingesetzten, heilsamen Instrument. Sowohl Martin Buber (1878–1965), Maurice Friedman (1921–2012), Lore Perls (1905–1990), als auch in besonderer Weise Carl Rogers (1902–1987) u. a. standen dafür Pate. In der heutigen Generation ist die Avantgarde der Psychoanalyse, gemeint ist die „relationale Psychoanalyse, und der Gestalttherapiezweig der „relationalen Gestalttherapeuten derart aneinander gerückt, dass sie fast nur noch von Insidern zu unterscheiden sind.    

    1.3.2 Geburt von Ressourcenwahrnehmung, Begegnung und Sinnsuche

    Ressourcenfokussieren ist ein ursprünglich humanistisches Anliegen. Dabei wird darauf Wert gelegt, auch alle Fähigkeiten, Potenziale und geglückte Leistungen des Patienten zu sehen und nicht nur seine Pathologie, wie es zunächst in der alten Psychoanalyse üblich war. Es wird auch ausdrücklich von den systemischen Verfahren hochgehalten. Es wurde über die Empfehlung von Klaus Grawe seit einem Vierteljahrhundert in die Verhaltenstherapie übernommen, ist über seine Affinität zu humanistischen Verfahren in die Tiefenpsychologie diffundiert und scheint auch in Teilbereichen der Psychoanalyse angekommen zu sein. Die ressourcenorientierte Haltung ist entgegen der ihr von der damals etablierten Verfahrensseite vor etwa 60 Jahren entgegengeschlagenen Skepsis inzwischen zu einem mehr oder weniger gemeinsamen, verbindenden Boden aller Therapierichtungen geworden. Sie hat die Atmosphäre der Psychotherapie insgesamt menschenfreundlicher gestaltet.

    Ressourcenorientierte Vorgehensweise verschiebt den Bewertungsmaßstab und arbeitet mit Bezugssystemveränderungen, um zu einer günstigeren emotionalen Bewertung der Person und ihrer Situation zu kommen.

    Die Dimensionen der humanistischen Bewegung standen in Kontrast zu den damaligen Leerstellen der etablierten Psychotherapien:

    aufgrund einer persönlichen, dialogischen und heilsamen therapeutischen Begegnungskultur zwischen Patienten und Therapeuten, wobei sich der Therapeut in Solidarität mit dem in Not geratenen Anteilen des Patienten sah (und daher rechtzeitig auf Ablösung von einer etwaigen negativen Übertragung zu achten hat),

    durch eine ressourcenorientierte, statt einer bislang ausschließlich defizitären Wahrnehmung des Patienten,

    durch Wertschätzung des Umgangs mit Emotionen und deren Ausdrucksmöglichkeiten sowie mit körperorientierter Ressourcenarbeit,

    durch Kontakt mit dem Unbewussten und mit seinen Assoziationsketten auf sämtlichen Sinneskanälen,

    durch Akzeptanz der bewusst erlebten Subjektivität und Intersubjektivität in jeder echten Begegnung als Wert an sich,

    durch ein verändertes Selbstverständnis des Therapeuten als lebens- und entwicklungsförderliches, mitmenschliches Gegenüber, das meist in einer Elternvariation gebraucht wird, 

    durch die Fokussierung der Wertvorstellungen und der Würde eines jeglichen Menschen, speziell auch der Würde des Patienten,

    durch den psychotherapeutisch akzeptierten Wert von erlebter Stimmigkeit, von Sinnerfahrung sowie von Sinnsuche. 

    1.3.3 Akzeptanz von Kreativität, Körperfreundlichkeit und Rollenspiel

    Auch im Stil zeigte sich ein Kontrastphänomen: Es wurde der zwischenmenschlich authentische, lebendige Ausdruck gefördert, aber auch das experimentierfreudige, körpernahe und künstlerische Ausdrucksverhalten des Einzelnen, sei es in Tanz und Bewegung, in Musik, Poesie, sei es im Ausdruck mit „kreativen Medien (Malerei, Bildhauern, Tonarbeit etc.), sei es im Rollen- oder Stegreifspiel, bzw. im improvisierten Theater. Szenische Aufbereitung von Problemfeldern wurde nicht länger als „Ausagieren abgetan, körperlicher Ausdruck nicht verpönt, sondern als weitere, wenn nicht sogar als Hauptinformationsquelle genutzt.

    Für das Therapeutenverhalten mit Patienten galt die „selektive Authentizität, das heißt, vom Therapeutenerleben wurde von ihm selbst nur das angesprochen, was dem Prozess des Patienten diente, aber damit war er emotional interaktiv im Geschehen und für den Patienten spürbar dabei (in Seminaren, die der „Persönlichkeitserweiterung von belastbaren Nichtpatienten dienen sollten, durfte sich der Leiter voll authentisch einbringen).

    1.3.4 Entdeckung der geführten Kurzzeitregression zu Ort und Zeit der Schädigung

    Sie ist in der Gestalttherapie schon seit 1969 (Finney) beschrieben worden. Es gibt sie zeitgleich in der Psychodramaform Morenos. Sie wird auch von der Traumatherapie und Tiefenpsychologie genutzt. Als Gestalttherapievariante begegnet sie uns auch in der Schematherapie. In einer Wachtrance, also in enger Beziehung durch den Leiter, verfolgt der Protagonist seine biografische Spur rückwärts bis er in einer Szene oder Konstellation innehält, die mit dem derzeit aktualisierten Thema in Resonanz geht. Ausgehend von der Situation des damaligen Kindes, aber mit Unterstützung des heutigen Erwachsenen, der therapeutischen Beziehung und bedarfsweise auch mit Rückenwind eines imaginierten Helferkreises, kann sich der Betreffende aktuell in der damaligen Problemsituation stimmiger, überzeugender und erfolgreicher einbringen und sie zu einem anderen, für ihn stimmigeren Ende kommen lassen. Dies verändert im Allgemeinen seine innerste Identität und erlaubt oft einen „Neubeginn". Bei frühen Mangelschäden können im Rahmen regressiver Wachtrancen kompensatorische Wunschfantasien (z. B. nach einer guten, Sicherheit und Liebe spendenden Mutter oder einem schützenden Vater/großen Bruder) szenisch-symbolisch erfüllt werden, um die Definitionsmacht der alten Kinderidentität zu relativieren. Sie bekommt in lebendiger Weise zu spüren, dass es für ihre Entwicklung auch diese oder andere Möglichkeiten gegeben hätte (z. B. in der Peso- und Gestalttherapie). 

    Die Traumatherapie nutzt ähnliche Angebote, um Engramme von Ohnmachtserlebnissen wieder mit Selbstwirksamkeitserfahrung zu verkoppeln und die subjektiv beschädigte Identität wieder heilsam regenerieren zu lassen.

    1.3.5 Imaginationsarbeiten

    Damit verbindet man geführte Fantasiereisen in Trance, auf denen es einerseits über die inneren Resonanzen zu Begegnungen mit bedeutungsvollen inneren Anteilen kommt, andererseits können neue Herausforderungen latente Kräfte und Potenziale wecken. Sämtliche symbolträchtigen Als-ob-Spiele in Parallelwelten gehören dazu. Sie sind besonders in der Kindertherapie beliebt und zuhause. Für Erwachsene lohnt sich bei anstehenden Entscheidungen immer auch ein imaginärer Besuch bei der/dem eigenen „alten Weisen", der/dem bereits ein sinnträchtiger Lebensrückblick gelingt.

    Wenn Beziehungsreste, aus denen heraus Übertragungsphänomene projiziert werden, imaginativ in hypnotischer Trance – wie oben beschrieben –, zu einem Abschluss gebracht werden können, hört die verzerrende, unfreiwillige Selbsthypnose auf und gibt den Weg frei für echtere Beziehungsformen. Dies gilt in besonderer Weise für Persönlichkeitsstörungen und deren notwendigen Deidentifikation von überwertigen Überlebenskonzepten.

    Es ist bekannt, dass eine hoffnungsfrohe Erwartung bereits vor Therapieanfang beim Patienten Besserungen zu bringen pflegt und ferner, dass auch der Spielraum der Placebo- und Nocebo-Forschung in die Psychotherapie überlagernd eingeht. Es darf angenommen werden: Wenn von einer Vorgehensweise gesagt wird, sie sei „wirksamkeitsmäßig Weltspitze, bekommt sie beim Patienten innerlich eine andere Resonanz, als mit der Aussage, sie sei „wissenschaftlich nicht anerkannt, auch wenn ansonsten alles gleichgelaufen sein sollte. – Suggestionen können Kampfmittel werden, natürlich ebenso auch ihr Gegenteil.

    Das war eine Verdichtung von ubiquitären Aspekten in der Psychotherapie, die dem hypnotischen Formenkreis zugerechnet werden können. 

    1.3.6 Konstruktive Desintegration – ein Paradoxon?

    Dieser Abschnitt ist dem Umgang mit trauma-bedingten, emotionalen Überflutungen gewidmet. Aus der Not heraus wurden innerhalb der Krisenintervention der Gestalttherapie über Stabilisierungs- und Distanzierungstechniken (kombiniert mit kontralateralen Selbstberührungen im Stehen während der Exposition – also damals ohne EMDR) der Grundstock der späteren Traumatherapie entwickelt, der 1987 von F. Shapiro aufgegriffen wurde. Gestalttherapeutischen Ausbildungskandidaten, also auch der Autorin, ist dieses Know-how hierzulande anfangs der 1970er-Jahre bereits in ihrer Grundausbildung vermittelt worden. Es schien zunächst verwirrend, dass eine willentliche und symbolische Grenzziehung (gegen die Traumaquelle) als eine Zwischenphase letztlich der heilsamen Reintegrierung dient. Die deutschen psychoanalytischen Kollegen, die ehemals Frau Shapiro in den USA kontaktierten, um die Traumatherapie „über den Teich zu holen", konnten die Herkunft des Verfahrens nicht erkennen (das hat dem Verfahren berufspolitisch die Verbreitung in Deutschland erleichtert).   

    An anderer Stelle (s. Abschn. 3.​4) werden auch noch die vielen anderen sinnvollen Varianten der Kontaktunterbrechung und ihrer Bedeutung zur Feinregulierung im intrapsychischen wie im zwischenmenschlichen Raum beschrieben. Das nuancenreiche Mischungsverhältnis von „Ja und „Nein im zwischenmenschlichen Raum wie auch im Bereich der intrapsychischen Steuerung bedingt die Kultivierung des Individuums wie seines gesamten sozialen Kontextes. Diese Muster der „Ja/Nein-Mischungsverhältnisse" werden von den Werthaltungen mit geprägt, die ihrerseits bezugsgruppen- und zeitgeistabhängig sind (s. Kap. 7).

    1.3.7 Faszination und Bürgerschreck zugleich: Die humanistische Welle erreicht Deutschland

    In offiziellen Einladungen, über inoffizielle Kontakte sowie über den Jugendaustausch kam das Gedankengut der humanistischen Psychotherapiewelle von den USA nach Europa. Ich erinnere mich, dass 1961 Charlotte Bühler und ihr Mann Karl Bühler, die zu einer offiziellen Ehrung in Bonn über den Teich geflogen kamen, auch am Psychologischen Institut in Freiburg zu einem Vortrag eingeladen waren. Charlotte Bühler stellte ihre „Live-Event-Forschung" vor, erzählte vom neuen Psychotherapieverständnis ihrer erstarkenden Avantgarde-Bezugsgruppe und erwähnte Maslows Forschung zum menschlichen Wachstum und Höhepunkterleben. Etwa zeitgleich befand sich Gretel Leutz zufällig als Au-pair in der Familie Morenos und nahm mit Begeisterung die Behandlungsweise des Psychodramas in sich auf, die sie später in Deutschland weiterverbreitete.

    Amerikanische Repräsentanten der humanistisch-interaktionellen Welle, bzw. der Encounter-Bewegung, wurden Mitte/Ende der 1960er-/Anfang der 1970er-Jahren u. a. vom gruppendynamischen Lehrstuhlinhaber in Bonn, Prof. A. Däumling, als Seminarleiter eingeladen. Dort kam es zu begeisterten Inkognitobegegnungen und Zusatzausbildungen von Psychoanalytikern, z. B. des Ehepaares Franz und Anneliese Heigl (1967–1969), die den humanistischen Therapiestil der Begegnungskultur gegen den erbitterten Widerstand des psychoanalytischen Mainstreams in die Psychoanalyse einführen wollten. (Ich kann mich noch an empörte Diskussionsbeiträge am DPG-Jahreskongress von 1979 erinnern, die F. Heigl auszuhalten hatte). Franz Heigl gestand mir einmal persönlich, wie glücklich er über diese neu entdeckte Gruppenleiteridentität war, in der er sich ziemlich seiner Natur gemäß verhalten konnte und nicht auf Übertragungsneurosen und auf die Entfesselung deren Aggressionen hinzuarbeiten hatte. Die Heiglsche „psychoanalytisch-interaktionelle Psychotherapie hatte schon sehr bald darauf trotz des Widerstands ihrer Zunft einen eindrucksvollen Siegeszug durch die psychoanalytisch geleiteten Kliniken machen können – allerdings unter bewusst zurückgehaltener Quellenangabe –. Heigls Prinzip „Antwort soll auf das beliebte Wortspiel von Fritz Perls zurückgehen: „response ability – responsability". Die Fähigkeit, antworten zu können, bedingt die Verantwortung dafür zu übernehmen, es auch zu tun. Oder auch: Übernimm die Verantwortung für dein Antworten sowie für dein Nichtantworten.

    Ganz ähnlich wurde eine Generation später die Quellenangaben der Gestalttherapie für die „Psychoanalytische Strukturbezogene Psychotherapie" (Rudolf, 2004 ff.) verschwiegen, als bedeutete eine solche vernetzende Bezugnahme für den psychoanalytischen Mainstream eine unzumutbare Kränkung.

    Die humanistisch-systemische Welle (die zunächst noch als etwas Gemeinsames mit nur gewissen Akzentunterschieden schien) wurde v. a. von der jungen nachwachsenden Generation aufgenommen und mit ihren Idealismen und Sehnsüchten nach einer emotional heileren, spontaneren und integeren Welt verbunden. Das bedeutete auch Kritik an der teilweise emotional erstarrten Nachkriegsgeneration.

    Die Jugend gebärdete sich zum Teil als provokanter Bürgerschreck. Der allgemeine Zeitgeist spiegelte sich in der Psychotherapie und polarisierte sie. Die zunehmende Generationsspannung bereitete einerseits die 68er-Revolte vor. Andererseits forderte sie echte Beziehungsqualitäten statt leeres Rollenverhalten.

    Das berühmte Ich-und-Du-Feld von Martin Buber (1923) geht mit seinem Zuspruch noch etwas über das allgemeine Empathiekonzept hinaus; es ist als Wegbereiter der heutigen Gestalttherapie der prägende Faktor, auf den nicht verzichtet werden kann (Wegscheider 2014). Diese entsprechend anders akzentuierte Gestaltung der therapeutischen Beziehung war der Hauptgrund für die Ablösung der Gestalttherapie von der Psychoanalyse in den 1930/1940er-Jahren.

    1.4 Künstliche Intelligenz und die Komplexität natürlicher Gehirnaktivität

    Auf der Basis von Computercodes bzw. Algorithmen werden maschinelle Lernvorgänge aufgebaut, die auf Rückkopplungsschleifen beruhen zwischen künstlichen, belohnungsgesteuert lernenden Neuronen und einem fremdsteuernden Lernprogramm, das auch einen zufallsgesteuerten Spielraum umfassen kann, z. B. bei einem Sprach- oder Mustererkennungsprogramm. Algorithmen sind problemlösungsorientierte Handlungsvorschriften aus definierten Einzelschritten für definierte Ergebnisse. Auf einer solchen Basis werden in unserer Zeit Lernmaschinen entwickelt, die in begrenzten Bereichen wertvolle Hilfsfunktionen übernehmen und leisten können.

    Sie sind der basalen, neuronalen „Sprache von „Erregung oder „Nichterregung" nachgebildet. Die bisher weitgehend übliche Computersprache verwendet analog 1 oder 0. Das ist auch – vereinfacht gesehen – das fraktionierende Verarbeitungsprinzip unserer dominanten Hirnhälfte bzw. unserer logisch denkenden Intelligenz.

    Freuds Sekundärebene des Bewusstseins ist von diesem kausalen wie raumzeitlichen Ordnungssinn geprägt und wird in weiten Kreisen als die Krönung der Entwicklung hochgehalten. Das westliche Wissenschaftsverständnis baut weitgehend auf ihr auf und kann sich dabei nahtlos auf das Prinzip der Lernpsychologie stützen. Wenn dieses Prinzip nicht nur auf Maschinen, sondern auch auf Menschen angewendet wird, wird vom Menschen als einer absolut prägbaren „Tabula rasa" ausgegangen bzw. von einem unbeschriebenen Blatt. Die Existenz von Impulsen oder Bedürfnissen, die aus dem System selbst aufsteigen, wird darin nicht berücksichtigt, sondern als vernachlässigbarer Faktor angesehen. Philosophisch entspricht diese Haltung dem Empirismus wie auch dem Materialismus und kann sich sogar auch auf antike Vordenker (z. B. auf die Schule um Demokrit) berufen.

    Dass es in unserer Hirnphysiologie zwei Verarbeitungsprinzipien gibt, die ineinandergreifen, wird in diesem Fachbereich eher zögerlich genannt und beschrieben. Es gibt energetische Ganzheitsphänomene, angefangen von saltatorischer Erregungsleitung, Schleifenbildung, Reentry-Kreisen, Synchronisationsphänomenen bis hin zu kreisenden, energetischen Verteilungsmustern mit asymmetrischer „Beobachterposition", die sich von der neuronalen Einzelerregung abgekoppelt haben und das Verständnis von einem energetischen, partiell bewusstseinsfähigen, ganzheitlichen Fließgleichgewicht haben aufkommen lassen. Anatomisch kommt dieser Ansicht vom doppelten Verarbeitungsprinzip im menschlichen Gehirn die Tatsache entgegen, dass es in ihm Teile gibt, die funktionell lokalisierbar und mit der Peripherie zuordenbar sind, und andere Teile, die ausschließlich der assoziativen Vernetzung und der ganzheitlicheren Verarbeitung zu dienen scheinen.

    Von der Wellenseite der hirnphysiologischen Arbeit greifen wir seit fast einem Jahrhundert das von Hans Berger entdeckte elektromagnetische Feld als extrakranial fassbarer Summenvektor in Form des EEGs (Elektroenzephalogramm) ab. Wir staunen sowohl über dessen Vielfalt an elektromagnetischen Einzelereignissen, bereichsweisen Gruppenaktivitäten, unterschiedlichen Frequenzen und Amplitudenhöhen, Rhythmisierungen und Synchronisationsphänomenen, wie auch über seine weitreichende Ausstrahlung, für die wir kein direktes Sinnesorgan besitzen. Die genannten Erscheinungen verweisen bei wechselnder Funktion auf unterschiedlich integrierte Aktivitätsmuster der Hirnareale. Der nicht abschätzbare Freiheitsgrad der menschlichen Gehirnaktivität scheint von den überschaubaren Handlungsanweisungen der computeraffinen Programme extrem entfernt.

    Die Forschung zur künstlichen Intelligenz bzw. das „maschinelle Lernen sowie das „Deep Learning nutzen fast ausschließlich die auf die 0-und-1-Informationssprachenebene hinuntergebrochene Seite der neurophysiologischen Aktivität.

    Höhere Erkenntnisfunktionen werden davon nicht berührt und nicht erreicht. Intuition wie auch psychotherapeutisch relevante Stimmigkeitsmuster scheinen an ganzheitlichere Verarbeitungsmöglichkeiten gebunden zu sein.

    1.5 Achtsamkeit – grenzwertige Berührung transzendentaler Räume

    1.5.1 Historische Begegnungswellen des Westens mit Fernost

    Ein Sonderthema ist das Grenzgebiet zur Spiritualität, der oft in einer suchenden, von religiösen Festlegungen relativ oder ganz befreiten Form nachgegangen wird und wurde. Wann immer es für Europa vermehrte Kontakte mit „Fernost gab, entstanden Wellen von Faszination, die einen kulturellen Niederschlag in den Künsten fanden. Es wäre ein eigenes Buch, sich diesem Thema zu widmen. Wir begnügen uns hier mit wenigen Andeutungen, z. B. auf „west-östliche Thematiken bei J. W. von Goethe, bei Hermann Hesse (Siddharta), in Herrigels Kultbuch Die Kunst des Bogenschießens etc. Immer geht es um eindrucksvoll starke Geisteshaltungen.

    Nicht zuletzt durch das tragische Schicksal Tibets hat in den 1950er- bis 1990er-Jahren das Interesse an institutionell nicht gebundenen, spirituellen Traditionen, zunächst v. a. das Zen-Konzept aus Fernost allgemein, auf den „Westen" eine allgemeine Faszination ausgeübt. Es hat speziell die Gestalttherapie, aber auch weite Kreise der damaligen jungen Generation fundamental geprägt. Sein Awareness-Konzept, das heute begrifflich eher mit Achtsamkeit belegt wird, gehört zu ihren zentralen Haltungen. Die Bewusstheit wuchs dafür, dass Meditation einen persönlichkeitsreifenden Einfluss ausübt.

    Wir neigen v. a. im „Westen dazu, in naiver Weise unsere Wahrnehmung durch unsere Vorannahmen zu beeinflussen, unser Gehirn Konstrukte zusammen puzzeln zu lassen und uns durch unsere „Warum-Fragen zu Rationalisierungen anzuregen. Es zeigt sich, dass wir auf diese Weise eine tiefergehende, wesentliche Lebenserfahrung zu verpassen pflegen. Diese lässt sich eher in achtsamer Weise und in vielen Facetten im Hier und Jetzt erfahren; manchmal spiegelt sie uns zunächst unsere persönlich schmerzhaft begrenzende Enge, oft führt sie in eine beglückende, innere Weite und vermittelt eine Chance zur persönlichen Verwandlung, zur Souveränität und Reifung. Dieser Weg vergrößert gegenüber dem Leben unsere Unsicherheitstoleranz. Durch den fernöstlichen Einfluss sind unserer Kultur alte Erkenntnisse mit einem großen therapeutischen Potenzial zugeflossen, die ein gutes Gegengewicht zur einseitigen Entwicklung der Rationalität bilden können. (Fritz Perls, der Hauptbegründer der Gestalttherapie, reiste in den 1960er-Jahren zweimal nach Kyoto/Japan, um sich dort in einem Kloster in Zen-Meditation unterweisen zu lassen.)

    1.5.2 Aktuelles Interesse an achtsamkeitsbasierten Therapieansätzen

    Ende der 1990er-Jahre belegten Vertreter der Verhaltenstherapie (John Kabat-Zinn, geb. 1944, u. a.) die stabilisierende, regulationsfördernde Anti-Stress-Wirkung von Meditation und Yoga für die Physiologie und die allgemeine Steuerungsfähigkeit der Persönlichkeit. Sie bahnten für eine Reihe von achtsamkeitsbasierten Ansätzen den Weg für die säkulare Anwendung von ursprünglich spirituellen Übungen, die von alters her der menschlichen Reifung, der Empathiefähigkeit, der emotionalen Regulierungsarbeit, Zentrierung und auch der intuitiven Wahrnehmungsfähigkeit dienten. Diese Haltung scheint zwar kaum mit einem behavioralen Hardliner-Konzept und einer rein kognitiven Ausrichtung in Einklang zu bringen sein, mag aber angesichts seiner überwältigenden Resonanz in der Kollegenschaft und in der Bevölkerung ein Indiz für deren Bedürfnisse und Sehnsüchte zu sein und vielleicht auch für den begrüßenswerten Wunsch aller, Einseitigkeiten hinter sich zu lassen.

    Ein neues wissenschaftliches Kapitel für diesen Begegnungsraum der Kulturen wurde zudem aufgeschlagen, als sich um die letzte Jahrtausendwende westliche Neurowissenschaftler (z. B. Prof. Dr. Wolf Singer mit Team) und eine Mönchsgruppe um den Dalai Lama dazu verabredeten, meditationserfahrene Mönche während der Meditation EEG-mäßig und mit bildgebenden Verfahren zu erfassen. Die Befunde wiesen auf eine besondere, zerebrale Potenzialentfaltung durch die Meditation hin und erlaubten zwischen Empathie und einer Kraft und Güte spendenden Meditationshaltung zu unterscheiden. Eindrucksvoll war dabei im EEG das starke, ausgestrahlte, energetische Kraftfeld mit seinem hohen Ordnungsgrad durch Synchronisation zu sehen.

    Für die weiterführenden Untersuchungen durch Prof. Tanja Singer u. a. sind schon viel Neugier und Erwartungen geweckt worden.

    1.6 Neue Psychotherapiewissenschaft

    1.6.1 Vielfalt mit gemeinsamen Bezugswissenschaften

    Die Fülle der heute praktizierten psychotherapeutischen Ansätze ist kaum mehr zu übersehen. Das scheint einerseits ein Reichtum, andererseits eine Überforderung. Niemand kann sich mehr über alle Varianten ausreichend informieren. Eine gewisse Hilfestellung finden wir in der groben Aufteilung in die Cluster der psychodynamischen, verhaltenstherapeutischen, humanistischen und systemischen Verfahrensgruppen. Sie geht auf Klaus Grawes Metaanalyse zurück, für die er die Studien eines halben Jahrhunderts (von 1934–1984) ausgewertet hatte. Jeder dieser Cluster umfasste neben gemeinsamen Aspekten seinerseits eine große Fülle von verschiedenen Ansätzen und eine eigene Entwicklungsgeschichte. Diese weist im Laufe der letzten etwa 150 Jahre einige typische Akzentverschiebungen auf.

    Als gemeinsamen Hintergrund werden von ziemlich allen die Forschungsergebnisse der Neurophysiologie zur Kenntnis und als Bezugsgröße angenommen sowie auch die der Entwicklungspsychologie, inkl. die Ergebnisse der neueren Mutter-Kind- sowie der Bindungsforschung.

    1.6.2 Allgemeine Entwicklungstrends

    Therapeutische Beziehung. Die Bedeutung der therapeutischen Beziehung – und die Erkenntnis über ihre Erfolgsrelevanz – hat in allen Clustern zugenommen, auch wenn die Ausgangslagen sehr stark differieren und auch wenn die Umsetzungen dieser Erkenntnis leider auch heute noch stark voneinander abweichen.

    Ressourcenorientierung. Die ressourcenorientierte Grundeinstellung, die sich aus der humanistisch-systemischen Entstehungswelle der 1950/1960er- Jahre ableitet und ursprünglich vom etablierten Mainstream als unseriös abgelehnt worden war, findet sich aktuell – wiederum aufgrund Grawes Empfehlung – seit etwa 2 Jahrzehnten zunehmend in allen Verfahrensgruppen wieder. Sie ist eigentlich ein Teilaspekt der therapeutischen Beziehungsgestaltung: Bin ich als Therapeutin bereit, primär das Potenzial meines Gegenübers wahrzunehmen und ihm gegenüber anzuerkennen? Damit entsteht primär oder teilweise eine Beziehung auf Augenhöhe. Zumindest relativiert diese Sichtweise die Bedeutung der aktuellen Krise, in der sich der Hilfesuchende aktuell befindet. Kann ich damit umgehen, mich sogar darüber freuen oder kann ich meine Therapeutenrolle nur in deutlicher Gefällekonstellation ausüben?

    Teile-Ganzes-Arbeit. Ein vergleichbarer Übernahmetrend gilt für die Teile-Ganzes-Arbeit, die mit unterschiedlichen Namen verbreitet ist, sowie für einer ihrer Varianten, der „Inneren-Kind-Arbeit". 1948/1949 hatten sich Moreno und F. Perls getroffen, zwei inszenierungsfreudige Theaterbegeisterte. Sie tauschten Erfahrungen aus. Moreno liebte es, mit biografisch bedeutsamen Schlüsselszenen in den therapeutischen Prozess einzusteigen, bei denen bereits die Rollenwahl der Statthalter ein psychotherapeutisch verwertbares Potenzial enthält. Fritz Perls interessierte sich (als ehemaliger Psychoanalytiker) mehr für die innere Dynamik der widerstreitenden Kräfte; der Proband hatte im Rollenwechsel abwechselnd für die Existenz beider bzw. aller Kontrahenten zu argumentieren, was die Bewertungen beider Pole zu modulieren pflegte. Durch die Standortwechsel gewann zumeist die Metaebene an Bedeutung und verhalf zu Lösungseinfällen oder auch zur Einsicht, dass diese oder jene Wünsche unerfüllbar bleiben würden und dafür Trauerarbeit angesagt sei. 

    Als früheste Veröffentlichung zur „Inneren-Kind-Arbeit" fand ich im ersten The Handbook for Gestalt Therapy einen Artikel von Ben C. Finney (1969/1976) „Let the Little Child Talk".

    Morenos Rollenspiele und Rollentauschinterventionen haben Anregungen sowohl an die Verhaltenstherapeuten gegeben, wo gerne halbstrukturierte, übungsorientierte Spielangebote gemacht werden, als auch technisch freibleibend an den tiefenpsychologischen Nachwuchs. Als es Jeffry Young, dem Begründer der Schematherapie, einmal persönlich schlecht ging, riet ihm ein Freund dazu, einen Gestalttherapeuten aufzusuchen. Jeffry Young habe hinterher berichtet, er habe dort in 10 h mehr über sich erfahren, als im Jahr zuvor bei seinen CBT-Kollegen; allerdings bräuchte er für sich mehr strukturelle Festgelegtheit. Darauf versuchte er die Gestalttherapie durchzustrukturieren und zu manualisieren, wie er es von der kognitiv-behavioralen Therapie her kannte. Die Gründlichkeit mag in gewisser Weise ein Zugewinn sein, der Preis dafür scheint ein Verlust von individuumzentrierter Passung zu sein, von Spontaneität und von dem Know-how, in Kontakt mit der tiefsten Schicht der frustrierten Grundbedürfnisse zu kommen und von dort her heilsam aufzubauen.

    In den 1980er-Jahren trat mit einem sehr ähnlichen Konzept die Ego-State-Therapie auf, die sich auf psychoanalytische Wurzeln beruft und sich weitgehend mit der Traumatherapie vergeschwisterte. In der Systemtherapie wurde in den 1980er-Jahren die „Familientherapie ohne Familie (Gunther Schmidt) als Novum veröffentlicht. Auch das „innere Team von Friedemann Schulz von Thun geht auf die beschriebene Wurzel von Moreno und Perls zurück.

    Bezugssystemforschung. Der innovative Gestaltpsychologe Kurt Lewin hat mit seiner intensiven Forschungsarbeit über das Bezugssystem in den 1930/1940er-Jahren wertvolle Impulse über die Relativierung von subjektivem Erleben eingebracht. Von der systemischen Gruppe sind sie mit der Bezeichnung „Reframing" übernommen worden. Innerhalb der Gestalttherapie wird von Bezugssystemveränderung gesprochen. Sie ist eine hilfreiche Intervention, v. a. wenn es um Identitätswandel geht, denn der Mensch bildet sich selbst im Innersten mitsamt seinem sämtlich erlebten Beziehungsgeflecht ab, sei es partnerschaftlich, familiär, sozial, traditions- oder nationsbezogen, spirituell etc.

    Körpertherapieformen. Die Körpersprache ist schon seit den 1920er-Jahren mehr oder weniger deutlich im psychodynamischen Prozess integriert. Sie wurde gezielt von verschiedenen großen Körperpsychotherapeuten in den Fokus gerückt und wurde speziell auch in der Gestalttherapie ein unverzichtbarer Bestandteil des therapeutischen Prozesses.

    Die körperorientierte Psychotherapie gibt es in vielen Facetten. Trotz ihrer weit über 100 Jahre zurückliegenden Wurzeln und trotz ihres Booms in der 2. Hälfte des vorigen Jahrhunderts hat sie im Allgemeinen nicht das Ansehen und das Ausmaß an Integration bekommen das ihr – entsprechend ihrer Wirksamkeit – gebührt.

    Traumatherapie. Als kompatibel zu allen Clustern hat sich die Traumatherapie definiert, die ursprünglich (nach Erfahrung der Autorin aus den früher 1970er-Jahren in Deutschland) der gestalttherapeutisch-humanistisch geprägten Krisenbewältigung entstammt und diese Grundhaltung als allgemein anschlussfähiges Vorgehen weiterverbreitet(e) sowie weiter ausdifferenzierte. Im Einzelnen geht es 1) um Sicherheit und Selbstwertstabilisierung, 2) um die Erlaubnis und Ermächtigung zur Abgrenzung als Schutz (therapeutische Distanzierung mit „Tresor-Übung) mit der Wiedererlangung von Selbstwirksamkeit und Wehrhaftigkeit, 3) um emotional abschattierende Differenzierung und Selbststeuerung in Bezug auf die integrationsfähige Konfrontation (Screen-Technik) und 4) um körperorientierte Selbstsicherheit (ursprünglich: kontralaterales Tapping im Stehen mit möglichen, bislang unbewusst eingehaltenen Abwehrreaktionen während der Exposition sowie um Zulassen von bislang eingefrorenen, emotionalen Reaktionen im Schutz einer einfühlsamen und wertschätzenden therapeutischen Beziehung). Hierzu gibt es verschiedene Variationen. – Das EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) kam erst später durch F. Shapiro hinzu (1984). Eindrucksvoll, dass Peter Levines aktuelle Umgangsweise mit Traumatisierten, „Somatic Experience, die aus eigener Erfahrung schöpft und nicht aus der oben geschilderten Tradition kommt, einer ganz ähnlichen Vorgehensweise folgt, als wäre hier gemeinsam ein naturgegebener Weg der heilsamen Restitution unabhängig voneinander entdeckt und beschritten worden.

    1.6.3 Verlassene Therapieaspekte

    Es gibt auch ein Verlassen von methodischen Wegen, weil sie sich nicht, wie erhofft, bewährt haben. Das angstauslösende emotionale Überfluten der frühen VT dürfte zur Vergangenheit gehören. Auch das Verbannen von Gefühlen und Beziehung in die Black Box ist schon lange Geschichte. Auf der psychodynamischen Seite wird es allmählich stiller um die Übertragungsneurose sowie um die (hypothesengeleitete) Deutung, auch um die Übertragungsdeutung, die vom Patienten oft als unangemessen und übertrieben empfunden wurde und die dann Distanzierungsbedürfnisse auslöste.

    Die Gestalttherapeuten hatten schon Ende der 1970er-Jahre auf überschießenden, emotionalen Ausdruck zugunsten von mehr Authentizität und Feinabstimmung zu verzichten gelernt. Die Systemiker haben die zwischenzeitlich allein bevorzugte Systemfokussierung wieder zugunsten einer Ausgewogenheit zwischen Individuum und System verlassen.

    1.6.4 Zeitgeist im Umbruch

    Alle Entwicklungstrends stehen schließlich auch unter der mehr oder weniger bewussten Zeitgeistvorgabe des auslaufenden, materialistisch-reduzierenden Menschenbildes unseres Mainstreams einerseits und den Geburtswehen bezüglich der Integration der herausfordernden Erkenntnisse der Quantentheorie mit ihren nicht berechenbaren Freiheitsgraden andererseits. Dabei geht es v. a. um die Entwicklung von „Unsicherheitstoleranz" in einem dynamischen Prozess, damit sich das in Resonanz gegangen Unbewusste entfalten und in Kontakt treten kann. Die Prinzipien der Quantentheorie sind zwar schon über drei Generationen unterwegs, das scheint jedoch – im geschichtlichen Vergleich betrachtet und gemessen an dem Ausmaß der geistig (r)evolutionären Umwälzung – immer noch ein adäquates Tempo zu sein.

    Im Menschen – wie in jedem Lebewesen – treffen sich und interagieren die beiden Prinzipien der naturwissenschaftlichen Systeme, 1) dem System der kleinsten „Teilchen" (Newtonsche oder klassische Physik) und 2) dem System der Ganzheitlichkeit (Quantentheorie). Unser Gehirn ist auf dieses Zusammenwirken eingerichtet und von ihm geprägt. Es spiegelt in einem komplexeren Format die Seinsweise eines einzelnen Quants wider, das sich pseudokorpuskulär in verschiedenster Weise zusammenfalten oder sich als Welle frei vernetzen kann, ganz im Sinne der Einstein-Formel E = mc².

    Es gibt Hinweise dafür, dass dies auch für die kosmische Makrowelt gilt und als ein durchgehendes Prinzip der energetischen Grundsubstanz angesehen werden kann.

    Daher haben wir allen Grund, die Spielbreite zwischen einerseits der strukturellen Festlegung auf Zeit und andererseits dem großen Potenzial der Möglichkeiten, also dem grundsätzlichen Entwicklungs- und Entscheidungsfreiraum, der damit verbunden ist, für unser Menschenbild und konsequenterweise auch für eine angemessene allgemeine Psychotherapie der Zukunft anzusehen und anzustreben.

    Aus dieser übergreifenden Sichtweise entpuppt sich das alte Körper-Geist-Dilemma westlicher Denktraditionen als Artefakt. Er entsteht, wenn die intellektuell-konstruierende Verarbeitung im dominierenden Großhirn, die auf der Hochrechnung der aus der Wirklichkeit über unsere Sinnesorgane eingespielten Puzzleteile beruht, als Wirklichkeitskonzept verabsolutiert wird. Diese Verarbeitungsweise folgt dem Entweder-Oder-Prinzip und raumzeitlichen Ordnungsvorstellungen. Es ist die Domäne des Sekundärebenenbewusstseins (nach Freud). Die ganzheitliche Wirklichkeitserfassung nutzt die Wellenidentität des Seins und folgt dem Resonanzprinzip. Unser Unbewusstes macht den größten Teil unserer Psyche aus, wie es uns scheint. Vor der Markscheidenreifung der Großhirnrinde, aber auch in Situationen, in denen die Kontrolle abgegeben wird, liegt die Steuerung sowieso ganz im Unbewussten. Dort scheint es eine eigene Art von Hochrechnung zu geben, die zu eigenen Wahrnehmungen, Einfällen oder intuitiven Entschlüssen führen können. Diese Seite wird zwar im künstlerischen Bereich geschätzt, aber ansonsten in der westlichen Welt – auch in der Erziehung (mit Ausnahme der Reform- und humanistischen Pädagogik) – eher wenig kultiviert, sodass sie uns nur rudimentär zur Verfügung steht.

    Im alten Kulturgebiet des fernen Ostens wurde die Seite der Wellenidentität unseres Seins als der höherwertige, eigentliche und realistischere Weg zur Wirklichkeitserfassung angesehen. Entsprechend könne es über das lauschende, innere Hören und Sehen gelingen, höhere geistige Zusammenhänge des vernetzten Seins zu erkennen („Mind) und seine Information aufzunehmen. Die Komplexität und Möglichkeiten des Ganzen kann von einem Teilaspekt nie erfasst, wohl aber in einer unterkomplexeren Weise gespiegelt werden. Die traditionell heilige Silbe Aum oder Om umfasst dabei symbolhaft das ganze Schwingungsspektrum des Seins. Hingegen wurde das auf die Wirklichkeit projizierte, zusammengesetzte Puzzlekonzept unseres menschlichen Intellekts („mind) als wirklichkeitsverzerrender Artefakt (Maja) verstanden.

    Für die westliche Kulturtraditionslinie, die sich hauptsächlich über Ägypten, Israel, Griechenland, Gesamteuropa, Amerika entfaltete, bekam von Anfang an das Sehen bzw. das „Auge Gottes eine besondere Bedeutung. Sehen begünstigt von allen Sinnesorganen am meisten die fokussierend-analysierende und dabei differenzierende Wahrnehmung. In quantentheoretischen Experimenten lässt die interessierte Beobachtung stets Wellenformationen kollabieren („Heisenberg’scher Schnitt). Unser eigener Bezug zur Umwelt gestaltet insofern etwas mit, in welcher Welt wir leben.

    Der Mensch ist offenbar von Natur aus auf das Zusammenspiel beider Seinsweisen eingerichtet. Einseitigkeit bedeutet Verarmung.

    Unsere Generation zeigt sich von dem technisch-digitalen Fortschritt in Richtung künstlicher Intelligenz fasziniert. Sie beruht bislang auf statistisch begründeten Programmierungen riesigen Ausmaßes. Es besteht bei diesen eindrucksvollen Operationen jedoch die Gefahr, das Menschenbild auf die prinzipielle Überschaubarkeit von Maschinen zu reduzieren. Es besteht des Weiteren die Gefahr, die Psychotherapie auf das Maschinenmodell und seine Lernprogramme zuzuschneiden und unter dem Eindruck der gigantischen Quantifizierung die prinzipiell qualifikatorische Reduktion und Einseitigkeit zu übersehen.

    Beziehungskonstellation der Verfahren. Wenn wir die Verfahrensgruppen der Verhaltenstherapie, der Psychoanalyse/Tiefenpsychologie und der humanistischen Ansätze in Jungs Quadrantenskizze zuordnen wollten, dann wäre offensichtlich, dass die „CBT, also die kognitive Verhaltenstherapie, auf das Denken, bzw. das Rationale, sowie auch auf das praktisch sinnliche Erfassen der Außenwelt ausgerichtet ist, dass die Psychoanalyse Freuds bemüht ist, die Emotionalität (und, sofern vorhanden, auch die Intuition, falls sie aus dem Unbewussten auftauchen darf), dem Denken und bewussten Erfassen bzw. seiner „Sekundärebene unterzuordnen und dass schließlich die humanistischen Verfahren, speziell auch die Gestalttherapie, dem Fühlen, Intuieren sowie der sinnlichen Erfahrung der Welt zunächst Vorfahrt einräumen und das reflektierende und kategorisierende Denken erst sekundär wertschätzend mit einbeziehen.

    Die mehrpersonalen Therapieformen (Paar-, Familien-, Gruppentherapie, Organisationsberatung) benötigen in etwa alle vier Funktionen gleich stark. Sie sind in einer auf- und absteigenden Reihe der Teile-Ganzes-Arbeit auch in Beziehung zur Psychosomatik zu sehen. Es entsteht eine vertikale Komplexitätsstufung, bei der es erfahrungsgemäß zu Spiegelphänomenen im Sinne der Störung wie der heilsamen Neuordnung kommen kann.

    Im Verlauf der letzten Jahrzehnte hat sich durchaus erwiesen, dass die primären Einseitigkeiten zumindest teilweise erkannt worden sind und dass Ergänzungsbemühungen eingesetzt haben. Die CBT hat nach den Empfehlungen Klaus Grawes (1934–2005) eine „emotionale Wende" eingeleitet und hat diesbezüglich von der Beziehungskultur der humanistischen Verfahren, v. a. der Gesprächstherapie profitiert, auch wenn die Befähigungskompetenz für die therapeutische Beziehung im Rahmen der VT-Ausbildung bislang nicht vergleichbar geschult worden sein dürfte und daher derzeit hinter ihren Möglichkeiten weit zurückbleiben dürfte.

    Die Tiefenpsychologie (TP) scheint in der Beziehungsgestaltung teilweise sehr nahe an die der humanistischen Art und Weise herangerückt zu sein. Allerdings scheint es bezüglich der graduellen Orientierung am traditionellen Psychoanalyse-Mainstream – vs. der Orientierung an der psychoanalytischen Avantgarde – institutsabhängig eine sehr große Spielbreite zu geben. Die TP hat sich in den letzten Jahren in sehr unterschiedlicher und oft eigenständig-kreativer Weise weiterentwickelt und ist – nicht zuletzt aufgrund günstigerer Forschungsergebnisse im Vergleich zur „größeren Schwester" – zu neuem Selbstbewusstsein gekommen.

    Auch die Psychoanalyse hat sich in den letzten 2 Jahrzehnten um Forschung nach neuen Kriterien bemüht. Um den Kampf um Sinn und Berechtigung zur Langzeitpsychoanalyse scheint es stiller geworden zu sein.

    Bezüglich der Forschungsbereitschaft hat die humanistische Gruppe den alten Skeptizismus gegen Theoretisieren und wissenschaftliche Aufarbeitung nicht nur deutlich gemildert, sondern ganz abgebaut. Für die Gestalttherapie besteht inzwischen eine gut eingespielte, überkontinentale Zusammenarbeit zwischen Europa, Nord- wie Südamerika, „Fernost" und Australien.

    Dankenswerterweise nehmen es hochkarätige Wissenschaftler auf sich, die gesamten Ergebnisse der Psychotherapieforschung neutral zu sichten und mit höchster methodischer Kompetenz sowie mit einem ausgewogenen Blick wirksame Wege nebeneinander zu stellen. Gemeint sind die Autoren und v. a. der/die Herausgeber (derzeit Michael Lambert) des seit einem halben Jahrhundert in Abständen regelmäßig erscheinenden Handbook of Psychotherapy Research and Behavior Change (Wiley, New York). Seine seriöse Neutralität hilft, Verbandsegoismen und nationale Auswüchse zu begrenzen.

    Einheit und Vielfalt. Auch wenn es die Psychotherapieszene schaffen sollte, zu einem gemeinsamen Rahmenentwurf zu kommen, braucht es dennoch gleichzeitig eine gewisse Variationsbreite an Vorgehensweisen. Ich denke an die ganze Spielbreite zwischen körpertherapeutischen Interventionen, szenischen Vergegenwärtigungen, künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten bis hin zu eher verhaltenen, verbalen Interaktionen. Das sind wir der Vielfalt unserer menschlichen Art geschuldet. Nur wer sein Tun und seinen Stil von innen heraus voll akzeptieren kann, ohne sich verbiegen zu müssen, wird sein Potenzial als Therapeut voll entfalten können und ein glaubwürdiges Gegenüber sein. Auch im Laufe des Lebens kann sich der Stil noch weiter ändern. Und das ist dann meist sehr stimmig.

    1.6.5 Chancen der horizonterweiternden Zusammenschau

    Es gibt von allen psychotherapeutischen Schulenrichtungen etwas zu profitieren – sowie zumeist auch etwas zu relativieren und zu ergänzen. Im besten Fall gelingt es uns, uns durch Würdigung der Teilwahrheiten dem Ganzen anzunähern. Im Sinne der Psychotherapie geht es um die Frage, was einen gesunden, heilen Menschen ausmacht und was ihm andernfalls fehlt. 

    Es gibt die Möglichkeit, das Ganze über die Veränderung eines Details zu beeinflussen und ebenso das Detail über eine Optimierung des Ganzen in sein Gleichgewicht zu bringen. Beide Wege können auch zusammenwirken.

    Im Menschen – als einem Teil der Natur – spiegeln sich die in der Natur wirkenden und beobachtbaren Gesetzmäßigkeiten. Sie finden ihren Niederschlag natürlich auch in der Psychotherapie, selbst wenn die menschliche Erkenntnis noch begrenzt sein dürfte und gut beraten ist, sich für erweiternde Horizonte offen zu halten.

    Im vorliegenden Entwurf wird versucht, neben dem bewährten Erfahrungswissen aus der Praxis sowohl neuere neurophysiologische Befunde, wie die aktuelle psychotherapiewissenschaftliche Sicht zur Wirksamkeitsforschung, als auch die über hundert Jahre überfällige Doppelgesichtigkeit der Naturwissenschaft zu integrieren. Dadurch gewinnt sie ihren eigenen Zugang zum Teil-Ganzen-Verhältnis. Letzteres kann zu neuen Sichtweisen führen, die altvertraute Tabus infrage stellen. Die Sowohl-als-auch-Integration, die in der Quantentheorie geleistet worden ist, erweist sich für die Hirnforschung und erst recht für die Psychosomatik und Psychotherapie als das ersehnte Tor, dem jahrhundertealten, selbstgemachten „Dualitätsdilemma Körper–Geist" zu entkommen, – sowie auch der Drei-Welten-Theorie Karl Poppers, sobald das Problem des Getrenntseins als scheinwirkliches Konstrukt unseres Gehirns erkannt werden kann.

    Erwin Schrödinger (1887–1961), einer der bedeutendsten Quantentheoretiker, philosophierte für sich: „Vielheit ist nur S c h e i n, s i e  b e s t e h t in W i r k l i c h k e i t  g a r  n i c h t. (Sperrdruck im Original, 1985, S. 67). Er hatte sich u. a. auch ausführlich mit der vedantischen Grundüberzeugung auseinandergesetzt, die sich in den wenigen Silben verdichten lässt, „tat twam asi (das bist du), und die sich durch das gleichnishafte Bild eines Kristalls, der von einem Ganzen viele kleine Abbilder reflektieren kann, ohne dass das Ganze dadurch in Teile zerfallen würde, illustrieren lässt. In Kap. 3 wird versucht, die relevanten Dimensionen, die auch den Hintergrundrahmen für unsere Psychotherapie bilden, in einem Übersichtsdiagramm zusammenzufassen.

    Im Vordergrund der Psychotherapie ist ihr über die Forschung in eindrucksvoller Weise die Bedeutung der emotionsmodulierenden Beziehungsachse bestätigt worden. Dadurch sind der Psychotherapie in den letzten Jahrzehnten neue Chancen zugewachsen.

    Literatur

    Buber M (1923/1983) Ich und Du, 11. Aufl. Lambert Schneider, Heidelberg

    Lambert M (2013) Bergin and Garfied’s Handbook of Psychotherapy Research and Behavior Change. Wiley, New York

    Watzlawick P, Beavin JH, Jackson, DD (1967) Pragmatics of human communication. A study of interactional patterns, pathologies, and paradoxes. W.W. Norton & Company, New York (Deutsch: Menschliche Kommunikation – Formen, Störungen, Paradoxien. Huber, Bern)

    Wegscheider H (2014) Dialog und Intersubjektivität in der Gestalttherapie. Vom jüdischen Hintergrund zur methodenübergreifenden Bedeutung. In: Hartmann-Kottek L (ed) Gestalttherapie – Faszination und Wirksamkeit. Psychosozial, Gießen

    Weiterführende Literatur

    Adler A (1920/1974) Praxis und Theorie der Individualpsychologie. Fischer, Frankfurt a. M.

    Assagioli R (1965) Psychosynthesis: a manual of principles and techniques. Hobbs, Dormann & Company, New York

    Atmannspacher H, Römer H, Walach H (2002) Weak quantum theory: complementarity and entanglement in physics and beyond. Found Phys 32:379–406Crossref

    Bauer J (2005) Warum ich fühle, was du fühlst – Intuitive Kommunikation und das Geheimnis der Spiegelneurone. Hoffmann und Campe, Hamburg

    Bauer J (2006) Prinzip Menschlichkeit – Warum wir von Natur aus kooperieren. Hoffmann und Campe, Hamburg

    Bauer J (2019) Wie wir werden, wer wir sind: Die Entstehung des menschlichen Selbst durch Resonanz. Blessing, München

    Beck Ch Joko (2000) (1. Aufl. 1989) Zen im Alltag. Droemersche Verlagsbuchhandlung Knaur Nachf., München

    Berking M, Rief W (Hrsg) (2012) Klinische Psychologie und Psychotherapie, Bd I Grundlagen und Störungswissen/Bd II Therapieverfahren. Springer, Heidelberg

    Berne E (2006) Transactional analysis in Psychotherapy: a systematic individual and social psychiatry. Deutsch: Die Transaktions-Analyse in der Psychotherapie: eine systematische Individual- und Sozialpsychiatrie. 2006. Junfermann, Paderborn (Erstveröffentlichung 1961)

    Buchholz MB, Gödde G (Hrsg) (2005) Das Unbewusste in aktuellen Diskursen. Psychosozial, Giessen

    Bühler C (1928) Kindheit und Jugend: Genese des Bewusstseins. Hirzel, Leipzig

    Bühler C (1933) Der menschliche Lebenslauf als psychologisches Problem. Hirzel, Leipzig

    Castonguay LG, Hill CE (2005a) Insight in Psychotherapie. Kindle-Ausgabe

    Castonguay L G, Hill CE (2005b) How and why are some therapists better than others? Understanding therapist effects. American Psychological Association, Washington.

    Castonguay LG, Constantino MJ, Boswell JF, Kraus DR (2012) The Therapeutic Alliance: Research and Theory Handbook of Interpersonal Psychology: Theory, Research, Assessment, and Therapeutic Interventions. 509–518. https://​doi.​org/​10.​1002/​9781118001868.​ch29

    Castonguay LG, Constantino MJ, Beutler LE (2019) Principles of change:

    Enjoying the preview?
    Page 1 of 1