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Emotional intelligent führen: Authentisch, motivierend, wirksam
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Ebook364 pages3 hours

Emotional intelligent führen: Authentisch, motivierend, wirksam

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About this ebook

Wer als Führungskraft erfolgreich sein will, muss Mitarbeiter, Kollegen und Vorgesetzte für sich und die Ziele des Unternehmens gewinnen. Gerade in disruptiven Zeiten gelingt das nicht allein mit Fakten. Vielmehr braucht es positive Emotionen, intrinsische Motivation und mentale Stärke. Das vorliegende Buch ist ein Plädoyer für ein zeitgemäßes Führen, bei dem emotional intelligentes Verhalten den Unterschied macht. Aufbauend auf ihrer langjährigen Führungs-, Berater- und Dozentenerfahrung verbinden die Autoren aktuelle St. Gallener Managementkonzepte mit neuen Erkenntnissen aus der Verhaltensökonomie und der Positiven Psychologie. Das Buch wartet mit vielfältigen praktischen Beispielen und Übungen auf. Der Leser wird dabei aufgefordert, sich selbst in konkreten Führungs- und Selbstführungssituationen zu reflektieren.













LanguageDeutsch
Release dateJun 1, 2021
ISBN9783658332198
Emotional intelligent führen: Authentisch, motivierend, wirksam

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    Emotional intelligent führen - Markus Müllner

    Teil IEmotionale Intelligenz

    © Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2021

    M. Müllner, C. MüllnerEmotional intelligent führenhttps://doi.org/10.1007/978-3-658-33219-8_1

    1. Purpose: das Warum und Wozu

    Markus Müllner¹   und Caroline Müllner¹  

    (1)

    new spirit Institut AG, Zürich, Schweiz

    Markus Müllner (Korrespondenzautor)

    Email: markus.muellner@new-spirit.ch

    Caroline Müllner

    Email: caroline.muellner@new-spirit.ch

    Zusammenfassung

    Nicht das „Was machen wir, sondern das „Warum und das „Wozu" ist für das Führen von Mitarbeitern, Abteilungen und Unternehmen heute entscheidend. Es geht um den Zweck, den Purpose, den wir mit unserem Wirken und Arbeiten verfolgen. Das Wozu, das Was sowie der Sinn und Zweck rufen Emotionen in uns hervor, die untrennbar mit unserer Motivation verbunden sind. Führungskräfte und Mitarbeiter wollen sich mit etwas Sinnvollem beschäftigen. Sie wollen sich mit ihrer Aufgabe identifizieren und sich für eine Sache begeistern und einbringen, anstatt einfach nur einen Job zu machen, Geld zu verdienen oder ihren Status zu verbessern. Führungskräfte sollten sich daher der Bedeutung von Emotionen und deren Einfluss auf die intrinsische Motivation bewusst sein. Gelingt es, positive Emotionen bewusst wahrzunehmen und bei sich selbst und den Mitarbeitern hervorzurufen und zweckgerichtet einzusetzen, können Führungskräfte das volle Potenzial ihres Teams, ihrer Abteilung und des gesamten Unternehmens wirksam ausschöpfen. Die wissenschaftlichen Ursprünge unserer Betrachtung finden sich in der St. Gallener Managementlehre, der Führungslehre, der Positiven Psychologie und den Neurowissenschaften wieder.

    PurposeVUKA-WeltUnternehmenszweckIdentifikationSinn

    1.1 Was ist Ihr Job?

    Stellen Sie sich vor, Sie sitzen im Flugzeug oder im Zug. Die Frau auf dem Nebensitz dreht sich zu Ihnen und nach einer kurzen Unterhaltung über das Wetter fragt sie Sie: „Was ist eigentlich Ihr Job?"

    Mit dieser Frage konfrontieren wir erfahrene Manager in unseren Führungsseminaren. Die meisten beschreiben ihren Job dann anhand ihrer Position oder Funktion. Als das, was sie sind: Ich bin Abteilungsleiter, Mitglied der Geschäftsleitung, Global Account Manager oder IT-Leiter. Oder sie zählen ihre Tätigkeiten oder Verantwortungsbereiche auf. Das, was sie tun: Ich leite bei uns die gesamte IT. Ich bin verantwortlich für den Verkauf in der DACH-Region. Meine Abteilung kümmert sich um unsere wichtigsten Kunden.

    Nur wenige definieren ihren Job, indem sie das grundlegende Ziel beschreiben, das sie bei ihrer Arbeit verfolgen. Das, warum oder wozu sie es tun, den eigentlichen Zweck ihrer Tätigkeit: Ich sorge dafür, dass wir produktiver arbeiten können. Ich sorge dafür, dass unsere Produkte bekannter werden. Ich trage dazu bei, dass neue Ideen umgesetzt werden.

    Aber gerade dieser Zugang ist es, den Führungskräfte in einer volatilen, unsicheren, komplexen und ambivalenten Welt (vuka-Welt) benötigen, weil er Halt und Orientierung gibt. Ist uns das Warum beziehungsweise das Wozu, der eigentliche Zweck unseres Jobs klar, finden wir inneren Antrieb, um uns für eine Sache einzusetzen. Wir sind motiviert, uns zu engagieren. Für das Unternehmen. Unsere Abteilung. Unser Team. Für uns selbst (Sinek 2009).

    Diese Motivation kommt von innen. Wir spüren intrinsische Motivation. Es erfüllt uns mit Stolz und Genugtuung, uns zu engagieren. Wir identifizieren uns mit unserer Aufgabe. Wir entwickeln Leidenschaft für das, was wir tun. Wir fühlen uns gut mit dem, wofür wir es tun. Wir bleiben unterschiedlichen Herangehensweisen und neuen Methoden gegenüber offen, da sie uns helfen, unser Ziel bestmöglich zu erreichen. Und wir lassen uns von Hindernissen nicht bremsen. Wir ahnen, dass Umwege für uns eher die Ortskenntnis erhöhen, als dass sie uns frustrieren. Damit machen wir nicht nur unseren Job mit mehr Freude, wir sind langfristig auch erfolgreicher damit.

    Ein Beispiel: Es gibt die Taxifahrer, die ihren Job über das Ziel, den Zweck interpretieren: „Menschen dort hinzufahren, wo sie hinwollen. Diesem Typus merkt man die Freude an der wohldosierten Unterhaltung mit ihren Kunden an. Aus den Gesprächen ziehen nicht nur sie selbst Freude. Auch für die Fahrgäste sind nette Begegnungen mit interessierten Taxifahrern oft eine Bereicherung, wenn sie beispielsweise ein paar gute Restaurant-Tipps oder Hinweise auf die besten Besuchszeiten von Sehenswürdigkeiten erhalten. Meist fällt dann das Trinkgeld entsprechend großzügig aus. Freude und Erfolg sind für diese Taxifahrer damit grösser, als wenn sie sich auf ihre Funktion („Ich bin Taxifahrer, kein Auskunftsbüro) oder Tätigkeit („Ich fahre Taxi") beschränken (Kofman 2013).

    Ganz ähnlich verhält es sich auch mit uns selbst. Als Dozenten in der Management-Weiterbildung ist es unser Ziel, Seminarteilnehmern und Coaching-Kunden zu helfen, sich beruflich und persönlich weiterzuentwickeln. Mit dieser Sichtweise auf unsere Arbeit bleiben wir neuen Lern- und alternativen Coaching-Methoden gegenüber offen. Wir reflektieren uns selbst, unsere Rolle und unsere Aufgaben aus Sicht unserer Kunden. Dies macht uns in unserem Job vermutlich erfolgreicher, als wenn wir uns rein über unsere Position („Wir sind Dozenten) oder unsere Tätigkeit („Wir dozieren) definieren würden.

    1.2 Es geht um den Zweck

    Wirklich erfolgreiche Führungskräfte gehen in der Beschreibung ihres Jobs allerdings noch einen Schritt weiter. Sie unterstellen ihre persönlichen Ziele den Zielen ihres Unternehmens, ihrer Abteilung beziehungsweise ihres Teams. Es ist ihnen bewusst, dass sie nur gerade so erfolgreich sein können, wie es das von ihnen geführte Team, ihre Abteilung, beziehungsweise ihr Unternehmen zulässt.

    An einem Beispiel ausgedrückt: Es sollte Ihnen beim Fußballspiel nicht in erster Linie darum gehen selbst als umjubelter Torschütze in Erscheinung zu treten. Es sollte Ihnen um den eigentlichen Zweck gehen, um das Warum beziehungsweise das Wozu. Der Zweck im Fußball besteht im Sieg der eigenen Mannschaft. Dazu verlassen Sie in den letzten zwei Spielminuten bei einer 1:0 Führung Ihre Stürmerposition (das Was) und verzichten auf Ihre Haupttätigkeit anzugreifen (das Wie). Stattdessen unterstützen Sie Ihre Abwehrkollegen darin, kein Gegentor mehr zu erhalten und helfen so Ihrem Team zu gewinnen (das Warum).

    Auf Unternehmen angewandt sprechen wir von Purpose. Die Erfüllung eines Zwecks stellt die vordringlichste Aufgabe eines Teams, einer Abteilung, beziehungsweise eines Unternehmens dar. Chefs müssen ihren Mitarbeitern diesen Purpose vermitteln, wenn sie Mitarbeiter wollen, die von innen heraus motiviert sind. Sie müssen dafür sorgen, dass ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht nur das Ziel verstehen, sondern sich uneingeschränkt mit dem Zweck identifizieren. Sich innerlich damit verbinden. Nur so können sie das volle Potenzial ihrer Mitstreiter ausschöpfen. Es reicht heute nicht mehr aus, das Personal dazu zu bringen etwas zu tun, weil es getan werden muss. Es geht vielmehr darum, die Leute dazu zu bewegen, von sich aus einen Beitrag leisten zu wollen.

    Die Frage nach dem Purpose hat Jeff Weiner, CEO von LinkedIn, auf der wisdom2.0-Konferenz 2016 in San Francisco wie folgt beantwortet: „We connect the world's professionals to make them more productive and successful" (Weiner 2016). Dabei führte er aus, dass es für das Unternehmen völlig egal sei, ob man programmiert, ein Marketing-Konzept entwickelt oder Kaffee kocht. Solange jeder der heute 15.000 Mitarbeiter sich dieses Zwecks bewusst sei und sich mit dieser Mission identifizieren könne, sei er bei LinkedIn Corporation willkommen.

    1.3 Emotionen und Motivation

    Wie aber lässt sich aus Zielen, die wir zwar rational verstehen und gedanklich verarbeiten können, Motivation gewinnen? Motivation, die aus unserem Inneren kommt? Wie lässt sich tun müssen in tun wollen verwandeln? Wie lässt sich Leidenschaft entwickeln, die dazu führt, Verantwortung übernehmen zu wollen? Dazu braucht es mehr als nur die Ratio, den Verstand. Herz und Bauch, also der emotionale Zugang, sind ebenso wichtig. Es geht um gemeinsame Handlungsformen, die sich an Werten orientieren. Die Groninger Philosophie-Professorin Lisa Herzog spricht in diesem Zusammenhang von sogenannten internen Gütern wie Identifikation oder Begeisterung, die sie gegen externe Güter wie Macht, Status oder Geld abgrenzt (Herzog 2019).

    Ein Beispiel: Beim Gips- und Grundstoffhersteller Knauf, einem global tätigen Hidden Champion, wirkt der Purpose sinn- und identitätsstiftend. Warum? Weil er mit einer Mission und mit den Unternehmenswerten verbunden ist. Knauf vermittelt seine Haupttätigkeit, nämlich der Bauindustrie gute Materialien zur Verfügung zu stellen, mit Werthaltungen wie Menschlichkeit, Partnerschaft, Engagement und Unternehmergeist (Zehnder 2019). Damit gelingt es dem Unternehmen, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Herz und Verstand bei ihrer Aufgabe sind. Gemeinsam stehen sie ein für Knaufs Mission „Wir sind Avantgarde".

    Sie sehen: Identifikation durch eine starke Mission sowie greifbare, vom Top Management bis zum Pförtner verinnerlichte und gelebte Unternehmenswerte kann die emotionale Nähe aller Mitarbeiter zum Unternehmen stärken. Dies hat mit der Sozialisierung von uns Menschen und unserem Verlangen nach Bindung zu tun: Wir möchten dazugehören. Deshalb sind wir fähig, uns einer Person, einer Gruppe, einer Idee, ja selbst einem Fußballverein nahe oder zugehörig zu fühlen. Das hat wenig mit Ratio zu tun, sondern in erster Linie mit Emotionen, mit Gefühlen, mit Atmosphäre und Stimmungen.

    Identifikation ist die Basis für motivierende, positive Gefühle wie Neugierde, Freude, Stolz und Spaß. Diese Empfindungen geben uns einen inneren Antrieb. Sie motivieren für eine Sache, eine Idee und für den Einsatz für ein Unternehmen, eine Gruppe und einzelne Kollegen. Diese intrinsische Motivation, die sich aus unserer Willenskraft speist, ist für das Erreichen von Zielen von überragender Bedeutung.

    Führungskräfte, die die Bedeutung positiver Emotionen für die intrinsische Motivation von Mitarbeitern erkennen und sich der Wirkung negativer Emotionen bewusst sind, sind besser in der Lage, das volle Potenzial bei sich und anderen auszuschöpfen. Dazu müssen sie verstehen, was Emotionen sind, was sie bewirken und wie man Emotionen (bei sich und anderen) liest und interpretiert. Das ist Voraussetzung dafür, positive Emotionen fördern zu können und damit der intrinsischen Motivation zur Entfaltung zu verhelfen. Aber auch dafür, negative Emotionen zu reduzieren (oder diese bei Bedarf auch einmal bewusst zu schüren). Kein Wunder also, dass es sich für Führungskräfte lohnt, sich mit der Kraft, die in Emotionen steckt, zu beschäftigen.

    Literatur

    Herzog, L. (2019). Die Rettung der Arbeit – Ein politischer Aufruf. Berlin: Hanser.

    Kofman, F. (2013). Conscious business – How to build value through values (2. Aufl.). Boulder: Sounds true.

    Sinek, S. (2009). Start with why: how great leaders inspire everyone to take action. Penguin US: Portfolio.

    Zehnder, E. (2019). Keine Corporate Poetry. Echte Werte. Im Gespräch mit Alexander Knauf. https://​www.​egonzehnder.​com/​. Zugegriffen: 21. Sept. 2019.

    © Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2021

    M. Müllner, C. MüllnerEmotional intelligent führenhttps://doi.org/10.1007/978-3-658-33219-8_2

    2. Zeitgemäß führen

    Markus Müllner¹   und Caroline Müllner¹  

    (1)

    new spirit Institut AG, Zürich, Schweiz

    Markus Müllner (Korrespondenzautor)

    Email: markus.muellner@new-spirit.ch

    Caroline Müllner

    Email: caroline.muellner@new-spirit.ch

    Zusammenfassung

    Der gesellschaftliche Wandel, die immer lauter vernehmbare Forderung der jüngeren Generation von Mitarbeitern und Führungskräften nach Verträglichkeit von Arbeits- und Privatleben, die Suche nach einer befriedigenden Tätigkeit sowie die Komplexität einer neuen Arbeitswelt verändern die Ansprüche an aktuelle und zukünftige Führungskräfte. In diesem Umfeld stellt emotional intelligentes Verhalten von Führungskräften keine weiche Variante des Führungsstils dar. Vielmehr dient es dazu, das Unternehmen auf die Herausforderungen der Zukunft auszurichten und die Menschen mitzunehmen. Das vorliegende Buch ist ein Plädoyer für eine zeitgemäße Führung von Mitarbeitern, Abteilungen, Kollegen und der eigenen Person. Die Ausführungen entsprechen unserer Überzeugung, wonach sich Identifikation, Inspiration, Leidenschaft und der Wille, einen Beitrag zu leisten, aus dem Zweck des Unternehmens ableiten sollten. Prinzipien, die Führungskräften eine Leitlinie für geschicktes Handeln an die Hand geben, kommt in der emotional intelligenten Führung eine zentrale Rolle zu.

    Schlagwörter

    Generation YDigitale TransformationWertewandelMillennialsWork-Life-Balance

    2.1 Von der Notwendigkeit des Umdenkens

    Unser Buch sehen wir als ein Plädoyer für ein zeitgemäßes Führen, bei dem emotional intelligentes Verhalten den Unterschied macht. Unser Ziel ist es, unsere Prinzipien emotional intelligenter Führung mit bereits etablierten Modellen und Praktiken der Management- und Führungsausbildung in informative Bezüge zu setzen. In der ersten Auflage unseres Buchs hatten wir die Sinnbegründung als Motivationsquelle noch wortspielerisch im Titel „Leadership Y berücksichtigt. Es diente uns als Hinweis auf das „Why, auf das „Warum oder „Wozu. Der Zweck (Purpose) steht für uns auch in der zweiten Auflage im Vordergrund, ohne dass wir dies noch explizit im Titel berücksichtigen.

    Gleichwohl sind wir überzeugt, dass sich Identifikation, Inspiration, Leidenschaft und der Wille, einen Beitrag zu leisten, idealerweise aus dem Purpose einer Organisation ergeben. Drei Argumente sind für uns dabei ausschlaggebend:

    Der ökonomische und gesellschaftliche Wandel, der mit dem Aufkommen einer jungen Generation von Mitarbeitern und Führungskräften sich auch in Unternehmen bemerkbar macht,

    die gesellschaftspolitische Erkenntnis, dass Empathie nichts mit Schwäche zu tun hat und

    die Komplexität unserer neuen Arbeitswelt, in der bloße Rezepte nicht mehr ausreichen, um gute Führungsarbeit zu leisten.

    2.2 Einfluss der Generation Y auf die Führung

    Die Generation Y, die Mitte der achtziger bis Ende der neunziger Jahre Geborenen, prägt mit ihrer Forderung nach Sinn in der Arbeit, ihrem Wunsch nach Wertschätzung und Anerkennung und ihrer Vorstellung einer ausgewogenen Work-Life-Balance die derzeitige Management- und Führungsliteratur (z. B. Schulenburg 2016). Grund genug, uns in der Auseinandersetzung mit zeitgemäßem Führen von dieser Strömung inspirieren zu lassen.

    Wichtig erscheint uns jedoch zu betonen, dass das Streben nach sinnvoller Beschäftigung und sinnhafter Arbeit kein Privileg der Jungen, der sogenannten Millennials, ist. In unseren Leadership-Seminaren treffen wir auf Führungskräfte anderer Generationen, für die Sinn, Erfüllung und die richtige Balance zwischen Anspannung und Entspannung ebenfalls eine zentrale Rolle spielen. Aus diesem Grund betrachten wir die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Generation Y als generationenübergreifende Impulsgeber für mehr Sinn und Befriedigung im (Arbeits-) Leben.

    2.3 Es geht nicht um einen weichen Führungsstil

    One of the criticisms I’ve faced over the years is that I’m not aggressive enough or assertive enough, or maybe somehow, because I’m empathetic, it means I’m weak. I totally rebel against that. I refuse to believe that you cannot be both compassionate and strong. Jacinda Ardern, Premierministerin von Neuseeland (Braininyquote 2020)

    Es geht uns nicht darum einen „weichen Führungsstil zu propagieren – was immer das auch sein mag. Es geht uns um eine smarte Art der Führung. Wenn Sie so wollen, um einen „smarten Führungsstil. „Smart bedeutet für uns „zeitgemäß und „geschickt. Eine „zeitgemäße Führung richtet sich an aktuellen Entwicklungen aus: Disruption, Digitale Transformation, Disengagement, Orientierungsmangel oder Wertewandel. „Geschickt bezieht sich auf bewusstes Handeln. Das bedeutet, sich nicht dauernd vom Autopiloten – unseren gelernten und von Kindesbeinen antrainierten mentalen Programmen – leiten zu lassen. Sondern uns und unser Handeln aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtend so zu beeinflussen, dass es dem Zweck des großen Ganzen – dem Unternehmenszweck, dem Purpose oder dem „Why – dienlich ist.

    2.4 Prinzipien beachten anstatt starren Regeln folgen

    Ohne Prinzipien wären wir gezwungen, auf all die Dinge, die das Leben uns vorsetzt, individuell zu reagieren. Ray Dalio, CEO Bridgewater (Dalio 2019)

    Ein geordnetes und vorhersagbares Umfeld kann mit Regeln gemanagt werden. Doch in einer globalisierten, digitalen Welt fehlen Ordnung und Berechenbarkeit aufgrund gesteigerter Dynamik und Komplexität. Regelwerke können ihr beschränkt gerecht werden. Doch im Umgang mit emotionsfähigen, sozialen Wesen – seien es Mitarbeiter, Kollegen oder Kunden – sind starre Regeln wenig hilfreich. Oft sogar kontraproduktiv. Prinzipien, denen sich alle Beteiligten verpflichtet fühlen, erlauben es uns hingegen auch in nie dagewesenen und nicht vorhersehbaren Situationen das Richtige zu tun.

    Unsere Ausführungen möchten wir daher nicht als Regeln oder als absolute Wahrheiten verstanden wissen. Stattdessen möchten wir unsere Ausführungen als Plädoyer verstehen für ein sinnstiftendes, erfüllendes und dennoch zielgerichtetes Miteinander im unternehmerischen Kontext. Unser Ziel ist es, Sie, liebe Leserin und lieber Leser, anzuregen und zu inspirieren. Sie sollen nach der Lektüre Ihr Handeln selbst reflektieren und Ihre eigenen Schlüsse ziehen. Zahlreiche Praxisbeispiele und Impulse sowie Übungen und Selbstreflexionen helfen Ihnen dabei, das eigene Denken und Handeln aus einer übergeordneten Perspektive zu betrachten. Denn gerade das bewusste Betrachten des eigenen Verhaltens aus einer Helikopterperspektive verbessert die Selbstwahrnehmung und damit die emotionale Intelligenz (Goleman und Boyatzis 2017). Prinzipien helfen uns dabei, dies zu tun, ohne dabei im Detail, wie beispielsweise hemmenden oder verärgerten Gedanken, steckenzubleiben.

    2.5 Wie Sie von diesem Buch profitieren

    Im nachfolgenden dritten Kapitel von Teil I dieses Buchs zeigen wir auf, was man unter emotionaler Intelligenz versteht und weshalb und wie das Thema unaufhaltsam in die Management-Literatur einfließt.

    Teil II des Buchs widmet sich der offensichtlichsten Aufgabe einer jeden Führungskraft: dem Führen von Unternehmen, Abteilungen und Teams. Und damit dem Führen von Menschen. Dabei spielt es zunächst keine Rolle, ob Sie in Ihrer Position mit disziplinarischer Weisungsbefugnis ausgestattet sind oder nicht. Projektmanager, Key Account Manager und Verantwortliche in Matrixfunktionen wissen nur zu gut, dass es keiner direkten Weisungsbefugnis bedarf, um wirksam zu führen. Ebenso wissen sie, dass eine hierarchische Position allein keine Gewähr für erfolgreiche Führung darstellt.

    Damit ist es auch von zweitrangiger Bedeutung, ob Sie Führungskraft in einem privatwirtschaftlichen Unternehmen, einer öffentlichen Institution oder einem Non-Profit-Unternehmen sind. In nahezu jeder Führungssituation kann emotional intelligentes Verhalten zielführend eingesetzt werden, denn beim Führen geht es heute mehr denn je darum, andere für sich und seine Vorhaben zu gewinnen. Und das hat, wie Martin Blessing, ehemaliger Chef der UBS Schweiz und ehemaliger CEO der Commerzbank in einem Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung bekundete, „nur am Rande mit Fakten zu tun" (Gallarotti 2017).

    Emotionen sind beim Verkaufen nach innen – an Mitarbeiter, Kollegen und Vorgesetzte – ebenso relevant, wie beim Verkaufen nach außen – an Kunden, Entscheider und Beeinflusser. Es erscheint uns daher naheliegend, dass wir in diesem Buch zur emotionalen Intelligenz auch unsere Erkenntnisse zum emotional intelligenten Überzeugen mit unseren Lesern teilen.

    Eine wichtige Erkenntnis dient uns dabei als Begründung und Überleitung zu Teil III des Buchs: Beim Verkaufen von Ideen und Projekten nach innen und außen wie auch beim Führen anderer spielt die eigene Persönlichkeit eine wesentliche Rolle. Daher ist es für Führungskräfte wichtig, sich mit sich selbst, den eigenen Stärken und Schwächen, seinen Vorlieben und wunden Punkten auseinanderzusetzen. Nur so ist es möglich, die Eigenmotivation über viele Jahre hinweg und in einem gesunden Masse aufrechtzuerhalten sowie sich nach Rückschlägen rasch zu

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