Unternehmensmodellierung: Grundlagen, Methode und Praktiken
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Unternehmensmodellierung - Kurt Sandkuhl
Kurt Sandkuhl, Matthias Wißotzki und Janis StirnaXpert.pressUnternehmensmodellierung2013Grundlagen, Methode und Praktiken10.1007/978-3-642-31093-5_1© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013
1. Einführung
Kurt Sandkuhl¹ , Matthias Wißotzki¹ und Janis Stirna²
(1)
Lehrstuhl Wirtschaftsinformatik, Universität Rostock, Rostock, Mecklenburg-Vorpomm., Deutschland
(2)
Department Computer and Systems Sciences, Stockholm University, Kista, Schweden
Kurt Sandkuhl (Korrespondenzautor)
Email: kurt.sandkuhl@uni-rostock.de
Matthias Wißotzki
Email: matthias.wissotzki@uni-rostock.de
Janis Stirna
Email: js@dsv.su.se
1.1 Zielsetzung – Kombination von Theorie und Praxis
1.2 Inhalte und Aufbau
1.3 Hinweise für den Leser
Zusammenfassung
Eine Vielzahl von Systemen und Sachverhalten erscheinen komplex, kompliziert und scheinbar unmöglich zu verstehen – bis zu dem Zeitpunkt, an dem ihre einzelnen Elemente und Strukturen erklärt und deren Beziehungen und Abhängigkeiten illustriert werden. Mit ihren unterschiedlichen Organisationeinheiten, Mitarbeitern, Arbeitsabläufen, Produktionsprozessen, Produkten und Dienstleistungen für verschiedene Kundengruppen oder Handelspartner, zählen auch Unternehmen zu dieser Kategorie von komplexen Systemen. Dieses Buch behandelt das Thema der Unternehmensmodellierung und beschreibt damit ein Werkzeug, das eingesetzt wird, um relevante Abläufe und Strukturen eines Unternehmens aufzunehmen und deren wechselseitige Beziehungen zueinander richtig darzustellen. Die Unternehmensmodellierung hat eine Vielzahl an Einsatzmöglichkeiten, z. B. die Erfassung der derzeitigen Unternehmensarchitektur, die Analyse von Ursachen für operative Probleme, die Entwicklung von Strategien für Geschäftsfelder und die Unternehmens-IT, die Optimierung von Prozessen oder das Aufsetzen von Kooperationen mit anderen Unternehmen.
Eine Vielzahl von Systemen und Sachverhalten erscheinen komplex, kompliziert und scheinbar unmöglich zu verstehen – bis zu dem Zeitpunkt, an dem ihre einzelnen Elemente und Strukturen erklärt und deren Beziehungen und Abhängigkeiten illustriert werden. Mit ihren unterschiedlichen Organisationeinheiten, Mitarbeitern, Arbeitsabläufen, Produktionsprozessen, Produkten und Dienstleistungen für verschiedene Kundengruppen oder Handelspartner, zählen auch Unternehmen zu dieser Kategorie von komplexen Systemen. Dieses Buch behandelt das Thema der Unternehmensmodellierung und beschreibt damit ein Werkzeug, das eingesetzt wird, um relevante Abläufe und Strukturen eines Unternehmens aufzunehmen und deren wechselseitige Beziehungen zueinander richtig darzustellen. Die Unternehmensmodellierung hat eine Vielzahl an Einsatzmöglichkeiten, z. B. die Erfassung der derzeitigen Unternehmensarchitektur, die Analyse von Ursachen für operative Probleme, die Entwicklung von Strategien für Geschäftsfelder und die Unternehmens-IT, die Optimierung von Prozessen oder das Aufsetzen von Kooperationen mit anderen Unternehmen.
Im Gegensatz zu vielen anderen Modellierungs- und Analysetechniken, bei denen Konzepte und Theorien im Vordergrund stehen, bietet die Unternehmensmodellierung neben der theoretischen Fundierung auch eine breite Palette von Vorgehensweisen, Werkzeugen und Praktiken. Diese Vorgehensweisen können dabei an verschiedene Situationen angepasst werden, wobei immer der Zweck der Modellierung im Fokus steht. Eines der Hauptanliegen dieses Buches ist es, eine Anleitung für die praktische Unternehmensmodellierung zu geben, d. h. von betrieblichen Problemen oder Aufgabenstellungen mit Hilfe der Unternehmensmodellierung zu konkreten Lösungsvorschlägen. Alle Methoden, Werkzeuge und praktischen Beispiele aus diesem Buch beruhen entweder auf Erfahrungen in Industrieprojekten oder stammen aus der Forschung im Bereich der Unternehmensmodellierung. Die Methoden der Unternehmensmodellierung definieren eine strukturierte Vorgehensweise zur Analyse verschiedener Aspekte eines Unternehmens. Dazu zählen unter anderem die Ziele des Unternehmens, aufgetretene Probleme, Prozesse und Rollen einer Organisation sowie deren Beziehungen zueinander.
Auch wenn der Begriff „Unternehmen in der Regel nur für Firmen, Konzerne und Betriebe aus dem privatwirtschaftlichen Sektor Verwendung findet, wollen wir die Unternehmensmodellierung nicht auf diesen Sektor beschränkt sehen. Die Ansätze und Techniken der Unternehmensmodellierung können auch in Behörden, öffentlichen Einrichtungen oder anderen nicht-privatwirtschaftlichen Gesellschaften eingesetzt werden. Wir verwenden zwar den in der Fachwelt etablierten Begriff „Unternehmensmodellierung
, verstehen darunter aber inhaltlich die „Modellierung von Organisationen". Außerdem muss nicht immer das komplette Unternehmen oder die komplette Organisation Gegenstand der Modellierung sein, wie dies vielleicht durch den Begriff Unternehmensmodellierung suggeriert wird. Die Modellierung wird sich vielmehr in der Praxis auf einzelne Teilbereiche oder Organisationseinheiten beschränken. Welche Bereiche modelliert werden müssen, hängt vom Zweck der Modellierung ab und muss vor Beginn der Modellierungsaktivitäten definiert werden.
Die Unternehmensmodellierung steht in engem Zusammenhang mit einer Vielzahl anderer Modellierungsdisziplinen, wie beispielsweise der Geschäftsprozessmodellierung, der Informationsmodellierung oder der Modellierung von Geschäftsmodellen. Die Modellierung von Geschäftsprozessen und die Unternehmensmodellierung haben das gemeinsame Merkmal, die relevanten Geschäftsprozesse im Unternehmen mit den beteiligten Akteuren und benötigten Ressourcen zu identifizieren und visuell darzustellen. Der Unterschied zwischen beiden Disziplinen liegt darin, dass die Geschäftsprozesse in der Unternehmensmodellierung nicht der zentrale Modellierungsgegenstand sind, wie es in der Geschäftsprozessmodellierung der Fall ist. In der Unternehmensmodellierung werden verschiedene Modellierungszwecke unterstützt (u. a. die Geschäftsprozessmodellierung), was zu einer höheren Flexibilität der eingesetzten Methoden führt. Diese Eigenschaft ist speziell für Anwendungsbereiche interessant, welche keine detaillierte Prozessmodellierung benötigen.
Es gibt ebenfalls Überschneidungen zwischen der Informationsmodellierung und der Unternehmensmodellierung. Das Hauptziel eines Informationsmodells, welches in gewissen Modellierungsprojekten auch ein Teil der Unternehmensmodellierung sein kann, ist die Identifikation von Informationsobjekten mit ihren jeweiligen Attributen. Die Informationsmodellierung wird in der Regel in der Entwicklung von Informationssystemen oder in Softwareprojekten eingesetzt und erfordert ein hohes Maß an Detailgenauigkeit. Hingegen werden in der Unternehmensmodellierung die Informationsmodelle zur Darstellung von Beziehungen und Abhängigkeiten verwendet und besitzen daher oft ein anderes Detailniveau.
Die Unternehmensmodellierung und die Modellierung von Geschäftsmodellen werden in der Literatur oft mit gleicher Bedeutung verwendet. Geschäftsmodelle umfassen jedoch weit mehr als das, was in Unternehmensmodellen enthalten ist, da ergänzende betriebswirtschaftliche Betrachtungen, Analysen und Darstellungen erforderlich sind. Die Unternehmensmodellierung trägt also zur Modellierung von Geschäftsmodellen bei, deckt hier aber nicht alle erforderlichen Aspekte ab.
1.1 Zielsetzung – Kombination von Theorie und Praxis
Eine wichtige Zielsetzung dieses Buchs ist die Verknüpfung von Theorie und Praxis. Die Theorieabschnitte des Buchs schaffen die Voraussetzungen, die für das Verstehen der Methode zur Unternehmensmodellierung erforderlich sind. Dazu gehören die Definition und Erklärung von Begriffen auf dem Gebiet der Modellierung im Generellen und der Unternehmensmodellierung im Speziellen, die Beschreibung grundlegender Tätigkeiten im Rahmen eines Modellierungsprozesses und Grundprinzipien der Unternehmensmodellierung, welche als Ausgangspunkt für ein ganzheitliches Verständnis des Unternehmensmodellierungsprozesses nötig sind. Um den Transfer von der Theorie in die Praxis zu unterstützen, wird ein Fallbeispiel eingeführt und zur Illustration der Theorie verwendet.
Das Hauptanliegen dieses Buches ist jedoch nicht die Theorie, sondern die Vermittlung einer praxisnahen Methode aus dem Bereich der Unternehmensmodellierung. Die Unternehmensmodellierung selbst ist ein nützliches Werkzeug für verschiedene Anwendungsgebiete, wenn sie in richtiger Art und Weise und mit den entsprechenden Hilfsmitteln und Ressourcen eingesetzt wird. Die ausgewählte Methode, die in diesem Buch im Detail vorgestellt wird, verbindet theoretische Grundlagen des Felds mit praxiserprobtem Vorgehen. Die Methode gibt kein starres Ablaufschema mit fest definierten Arbeitsschritten vor, sondern kann an die jeweiligen Anforderungen des Modellierungsprojekts angepasst werden. Wie die Anpassung konkret aussehen muss, ist dabei immer von dem zu lösenden Problem des Unternehmens und den Kompetenzen des Modellierungsteams abhängig. Die Methode verwendet die oben erwähnte die Fallstudie, um die praktische Durchführung von Modellierungsprojekten anhand von Herausforderungen des Beispielunternehmens zu demonstrieren.
Im Kontext von Praxisprojekten zur Analyse und Lösung betrieblicher Herausforderungen ist das Wissen über die Anwendung der Methoden alleine nicht ausreichend. Zusätzlich ist eine zuverlässige Projektorganisation notwendig, damit die gewünschten Resultate erreicht werden können. Dazu zählen beispielweise die Allokation benötigter Ressourcen, die Definition und Besetzung von Rollen und das Etablieren von Entscheidungsstrukturen. Empfehlungen für eine sinnvolle Projektorganisation werden in diesem Buch ebenfalls gegeben.
Obwohl dieses Buch aus dem akademischen Umfeld stammt, wird nicht angestrebt, alle relevanten Entwicklungen und Ansätze der Unternehmensmodellierung vorzustellen. Es existiert eine Vielzahl wissenschaftlich orientierter Bücher auf diesem Fachgebiet, die diese Aufgabe übernehmen.
1.2 Inhalte und Aufbau
Dieses Buch soll seinen Lesern als ein praxisorientierter Leitfaden zur Durchführung von Unternehmensmodellierungsprojekten dienen und das Erstellen von Unternehmensmodellen unter Nutzung der 4EM-Methode erleichtern.
Zu Beginn werden in Kap. 2 typische Herausforderungen aus der Praxis von Unternehmen beschrieben, bei denen der Einsatz der Unternehmensmodellierung sinnvoll ist. Für diese Herausforderungen wird diskutiert, wie die Unternehmensmodellierung bei der Problemlösung helfen kann.
Kapitel 3 behandelt die Grundbegriffe der Unternehmensmodellierung. Was sind Modelle und wofür werden diese verwendet? Warum werden Methoden zur Erstellung von Modellen benötigt? Welche Grundbegriffe sind in der Unternehmensmodellierung etabliert und finden im Buch Verwendung?
Eines der zentralen Elemente der Unternehmensmodellierung ist die Analyse der bestehenden Unternehmenssituation und der damit verbundenen Herausforderungen. Diese Analyse erfolgt in enger Zusammenarbeit mit den Entscheidungsträgern und anderen Anspruchsgruppen des Unternehmens. In diesem Zusammenhang sind Analysetechniken, wie z. B. Interviews, Beobachtungen, Dokumentenanalyse und gemeinschaftliche Modellierungssitzungen, sehr wichtige Fertigkeiten für einen Modellierer. Kap. 4 stellt die wichtigsten Analysetechniken vor und gibt Empfehlungen für deren Gebrauch in der Praxis, wie zum Beispiel Checklisten und Richtlinien.
Kapitel 5 konzentriert sich auf allgemeine Werkzeuge aus der Unternehmensmodellierung, die entweder zur Unterstützung von Analysetechniken (Kap. 4) oder zur Entwicklung der verschiedenen Teilmodelle (Kap. 8) eingesetzt werden. Diese Werkzeuge basieren dabei nicht nur auf IT-Anwendungen, sondern schließen traditionelle Hilfsmittel ein, wie z. B. Flip Charts, Plastikfolien und papierbasierte Modellierung. Obwohl IT-basierte Tools einer ständigen Weiterentwicklung und Verbesserung unterliegen, gibt es eine Vielzahl an Modellierungsaufgaben, die generell von Modellierungswerkzeugen unterstützt werden. Dieses Kapitel gibt eine Einführung in verschiedene Werkzeugkategorien und deren Funktionen.
Kapitel 6 gibt eine Einführung in die Methode „4 Enterprise Modeling" (4EM). Die drei zentralen Bestandteile der Methode werden im Überblick vorgestellt: eine definierte Vorgehensweise und Notation, die partizipative Arbeitsweise zur Einbindung der Interessengruppen und die Durchführung der Unternehmensmodellierung in Projektform mit vorgegebenen Rollen.
Für ein besseres Verständnis und zur Vereinfachung der Modelldarstellung wird ein Beispielunternehmen im Rahmen einer Fallstudie eingeführt. Die Fallstudie beruht auf einem realen Unternehmen aus dem Einzelhandel, welches sowohl im stationären Handel als auch im e-Commerce aktiv ist. Kap. 7 beschreibt das Unternehmen und schildert die aktuelle Situation sowie die Ziele für die Zukunft des Unternehmens. Das Kapitel beinhaltet auch eine kurze Einführung in die Grundlagen des E-Commerce, die beim Verständnis der Fallstudie helfen.
Die 4EM-Methode beinhaltet sechs Teilmodelle, die in Kap. 8 vorgestellt werden. Jedes Teilmodell repräsentiert eine andere Perspektive der Unternehmensmodellierung und wird mit seiner grundlegenden Zielsetzung, der Vorgehensweise und Notation sowie Hilfsmitteln zur Modellierung vorgestellt. Außerdem ist im Kapitel für jedes Teilmodell ein Beispiel aus der Fallstudie enthalten, das die Anwendung der Notation veranschaulicht und sowohl die Modellierung der aktuellen Situation (IST-Modell) als auch der zukünftigen Situation (SOLL-Modell) im Fallstudienunternehmen umfasst. Dieses Kapitel behandelt auch die Integration der Teilmodelle in ein Gesamtmodell, indem mögliche Querbeziehungen und deren Modellierung dargestellt werden.
Damit ein Projekt aus dem Bereich der Unternehmensmodellierung erfolgreich durchgeführt werden kann, ist grundlegendes Wissen über Analysetechniken und verschiedene Betrachtungsweisen der Unternehmensmodellierung notwendig, jedoch allein nicht ausreichend. Sowohl die Planung als auch das Vorgehen innerhalb eines konkreten Modellierungsprojekts sind ebenfalls ein entscheidender Aspekt in der Unternehmensmodellierung. Kap. 9 beschreibt daher, wie ein solches Projekt strukturiert und aufgebaut werden sollte. Dementsprechend werden verschiedene Rollen in einem Projektteam, Rahmenbedingungen innerhalb der Organisation und Phasen eines Projektes vorgestellt. In diesem Zusammenhang wird auch die partizipative Vorgehensweise bei der Modellierung behandelt und besonders auf moderierte Modellierungssitzungen eingegangen.
Kapitel 10 gibt eine Einführung in ausgewählte Techniken zur Überprüfung der technischen Qualität und der Verwendbarkeit eines Modells unter Berücksichtigung des jeweiligen Zwecks. Des Weiteren werden grundlegende Techniken für die Identifikation von organisatorischen Problemen beschrieben. Unternehmensmodelle sind für ein Unternehmen nur von Nutzen, wenn sie eine entsprechende Qualität aufweisen. Es werden unterschiedliche Konzepte vorgestellt, mit denen die erstellten Modelle hinsichtlich Qualität und Nutzen bewertet werden können.
1.3 Hinweise für den Leser
Dieses Buch ist für alle interessant, die mehr über das Fachgebiet der Unternehmensmodellierung erfahren wollen. Dies schließt die Grundlagen der Unternehmensmodellierung und das Etablieren und Durchführen eines Modellierungsprojekts in der Praxis ein. Um die Inhalte des Buchs zu verstehen, ist kein Vorwissen aus dem Gebiet der Unternehmensmodellierung erforderlich. Es ist aber von Vorteil, wenn grundlegende Kenntnisse darüber existieren, wie ein Unternehmen aufgebaut ist und was typische Abläufe in Unternehmen sind. Außerdem sind Grundkenntnisse in der Modellierung von Vorteil, wie z. B. hinsichtlich der Entwicklung von Informationsmodellen. Dabei spielt es keine Rolle, ob diese Grundkenntnisse aus praktischen Erfahrungen in der Wirtschaft stammen oder in Lehrveranstaltungen der Betriebswirtschaftslehre oder Informatik erworben wurden.
Das Buch ist hauptsächlich für vier verschiedene Zielgruppen geschrieben worden:
Dozenten bzw. Lehrende an Fachhochschulen und Universitäten aus dem Bereich der Wirtschaftsinformatik, der Informatik oder der Betriebswirtschaftslehre, die Unternehmensmodellierung oder Systemanalyse lehren
Studierende der Wirtschaftsinformatik, Informatik oder Betriebswirtschaftslehre
Praktiker aus Unternehmen, die eine Unterstützung für die Praxis benötigen
Einsteiger in die Unternehmensmodellierung
Dozenten und Lehrende
Lehrende an Fachhochschulen und Universitäten erhalten mit diesem Buch Lehrmaterial für verschiedene Formen von Lehrveranstaltungen mit unterschiedlichem Umfang. Das im Buch bereitgestellte Material war bereits Grundlage für Veranstaltungen in Bachelor- und Master-Studiengängen und wurde auch für die Ausbildung von Doktoranden verwendet. Nachfolgend wird eine mögliche Struktur für eine Veranstaltung in einem Bachelor-Programm vorgeschlagen. Weitere Informationen über Foliensätze und zusätzliches Lehrmaterial finden sich auf der Webseite zu diesem Buch.
Im Falle einer Unternehmensmodellierungsveranstaltung für einen Bachelorstudiengang wird die Unterteilung in Vorlesungen und Übungen empfohlen. Ein möglicher Ablauf könnte dabei wie folgt sein:
Für eine Einführungsveranstaltung zum Begriff der Unternehmensmodellierung und typischen Einsatzfeldern können die Inhalte aus Kap. 2 und Kap. 3 verwendet werden. Des Weiteren können verschiedene Aspekte der Fallstudie aus Kap. 7 zur Motivation des Themas genutzt werden.
Eine oder zwei Veranstaltungen sollten die verschiedenen Analyse- und Erhebungstechniken innerhalb von Unternehmen behandeln. Der Umfang ist davon abhängig, inwiefern diese Thematik in anderen Vorlesungen bereits diskutiert wurde. Dafür kann Kap. 4 aus diesem Buch genutzt werden. Eine Vorlesung zu Werkzeugen der Unternehmensmodellierung (Kap. 5) ist hier eine sinnvolle Ergänzung, könnte aber auch nach der Einführung der Perspektiven (s. u.) erfolgen.
Drei bis vier Vorlesungen sollten genutzt werden, um eine Einführung in die verschiedenen Perspektiven der Unternehmensmodellierung zu geben. Des Weiteren sollte in diesem Zusammenhang die Vorgehensweise und die Notation der 4EM-Methode erläutert werden. Dementsprechend wird die Verwendung der Kap. 6 und 8 empfohlen.
Eine Veranstaltung sollte zur Einführung und grundlegenden Erklärung der Fallstudie genutzt werden. Dabei kann die Fallstudie aus diesem Buch, welche in Kap. 7 enthalten ist, oder alternativ eine selbsterstellte Studie verwendet werden.
Der Aufbau und die Durchführung eines Projektes, d. h. im Allgemeinen die Projektplanung, sollte in einer Vorlesung Thema sein. Hierfür gibt Kap. 9 einen ausführlichen Einblick.
Zwei Veranstaltungen sollten den Umgang mit Qualitätsmerkmalen für Modelle aus der Unternehmensmodellierung behandeln. Dabei sollten ebenfalls Methoden zur Bestimmung solcher Merkmale eingeführt werden, welche genauer in Kap. 10 beschrieben sind.
Abschließend sollten innerhalb einer Vorlesung die Effekte der Unternehmensmodellierung gezeigt werden, d. h. für welche Zwecke entwickelte Modelle eingesetzt werden können oder wie es zu Verbesserungen von Prozessabläufen oder Entwicklungen von Informationssystemen kommt.
In den Übungen sollte besonders die Anwendung von erlernten Techniken und Methoden im Vordergrund stehen, d. h. die Bearbeitung einer Fallstudie und Erstellung der Teilmodelle wird empfohlen. Weiterhin sollte die Verwendung der Techniken zur Informationsbeschaffung geübt werden, wie z. B. die Vorbereitung von Interviews oder die Durchführung von Modellierungssitzungen. Es wird empfohlen, dass eine Veranstaltung zur Unternehmensmodellierung für Studierende durchgeführt wird, die bereits die Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre und die Grundlagen der Informatik gelesen haben.
Studierende
Im Falle des Selbststudiums sollten Studierende das Buch in der Reihenfolge seiner Kapitel durcharbeiten. Wird das Buch als Lehrbuch in einer Veranstaltung verwendet, wird der oder die Lehrende entsprechende Hinweise geben.
Praktiker
Praktiker werden dieses Buch vermutlich vor dem Hintergrund aktueller Herausforderungen oder Probleme in der eigenen Organisation oder dem eigenen Unternehmen lesen. Je nach Situation sind daher vermutlich unterschiedliche Aspekte von Interesse. Dieses Buch kann zum einen als Nachschlagewerk zu Themen rund um die Unternehmensmodellierung verwendet werden. Dazu zählen u. a. Techniken der Informationsbeschaffung, Methoden der Unternehmensmodellierung, deren Perspektiven sowie Maßnahmen zur Qualitätssicherung. Zum anderen zeigt dieses Buch, wie im Kontext der Unternehmensmodellierung vorgegangen werden kann, wenn Herausforderungen aus der Praxis bewältigt werden sollen. Diese Thematik wird in Kap. 2 und Kap. 6 behandelt, d. h. diese beiden Kapitel sollten zuerst gelesen werden. Kap. 2 beschreibt dabei, welche Perspektiven der Unternehmensmodellierung bei welchen Herausforderungen wichtig sind. Mit diesem Wissen kann auch gezielt in Kap. 8 der entsprechende Abschnitt zur Modellierung der erforderlichen Perspektive gelesen werden. Weiterhin wird dringend empfohlen, Kap. 9 hinsichtlich der Projektorganisation und der partizipativen Modellierung zu studieren, da beide Aspekte ein wichtiger Bestandteil der Unternehmensmodellierung sind.
Einsteiger in die Unternehmensmodellierung
Einsteiger in die Unternehmensmodellierung sollten zum einen verstehen, wofür die Unternehmensmodellierung geeignet ist und welche Potentiale und Einschränkungen sie mit sich bringt. Zum anderen sind die zu modellierenden Perspektiven und die Vorgehensweise bei der Modellierung wichtige Inhalte. Die empfohlene Vorgehensweise beim Lesen des Buchs ist daher wie folgt:
Als Einstieg in die Materie sollten Kap. 2 und 3 gelesen werden, die die Motivation für die Unternehmensmodellierung und die Grundbegriffe des Fachgebiets beschreiben. Damit wird die Grundlage für alle folgenden Kapitel gelegt.
Kapitel 4 enthält wertvolle Informationen über Techniken der Informationsbeschaffung innerhalb eines Unternehmens, z. B. durch Interviews, Beobachtungen, die Analyse von Dokumenten oder Modellierungssitzungen. Diese Analysetechniken finden nicht nur in der Unternehmensmodellierung ihre Anwendung, sondern auch auf anderen Gebieten. Sollte bereits Vorwissen hinsichtlich der Analysetechniken vorhanden sein, kann dieses Kapitel daher übersprungen werden.
Kapitel 6 und 8 sollten besonders aufmerksam gelesen werden. In diesen Kapiteln wird die Methode zur Unternehmensmodellierung genauer beschrieben, was die Vorgehensweise bei der Modellierung und die Modellierungssprache umfasst.
Kapitel 7 führt in die Fallstudie ein, die zur Illustration der Modellierungstechniken benutzt wird. Hier sollten zumindest die Abschn 7.2, 7.3 und 7.4 gelesen werden, damit die Grundzüge der Fallstudie bekannt sind.
Abschließend komplettiert Kap. 9 das Grundwissen über die Unternehmensmodellierung durch die Beschreibung der Vorgehensweisen bei Modellierungsprojekten.
Kurt Sandkuhl, Matthias Wißotzki und Janis StirnaXpert.pressUnternehmensmodellierung2013Grundlagen, Methode und Praktiken10.1007/978-3-642-31093-5_2© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013
2. Unternehmensmodellierung für die Praxis
Kurt Sandkuhl¹ , Matthias Wißotzki¹ und Janis Stirna²
(1)
Lehrstuhl Wirtschaftsinformatik, Universität Rostock, Rostock, Mecklenburg-Vorpomm., Deutschland
(2)
Department Computer and Systems Sciences, Stockholm University, Kista, Schweden
Kurt Sandkuhl (Korrespondenzautor)
Email: kurt.sandkuhl@uni-rostock.de
Matthias Wißotzki
Email: matthias.wissotzki@uni-rostock.de
Janis Stirna
Email: js@dsv.su.se
2.1 Herausforderungen aus der Praxis
2.1.1 Verstehen von organisatorischen Abhängigkeiten
2.1.2 Ursache von Problemen und Veränderungsbedarf finden
2.1.3 Verbesserung von Geschäftsprozessen
2.1.4 Ausrichtung der IT an der Unternehmensstrategie
2.1.5 Entwicklung einer IT-Strategie
2.2 Wie hilft die Unternehmensmodellierung bei den Herausforderungen?
2.3 Methode zur Unternehmensmodellierung
Zusammenfassung
Sowohl im Industrie- als auch im Dienstleistungssektor sehen sich Unternehmen über die täglichen Betriebsabläufe und Routinetätigkeiten hinaus mit den unterschiedlichsten Herausforderungen konfrontiert. Beispiele für solche Herausforderungen sind
Anpassung der Unternehmensstrategie an neue Markt- bzw. Kundenbedürfnisse,
sich verändernde Geschäftsmodelle aufgrund neuer Konkurrenz,
kontinuierliche Prozessverbesserungen zur Leistungssteigerung,
neue Vorschriften oder Gesetze, die Änderungen in operativen Abläufen erfordern, oder
technische Innovationen, die zu verändertem Kundenverhalten und neuen Prozessen führen. Unter Verwendung typischer Herausforderungen aus der Unternehmenspraxis zeigt dieses Kapitel, wie die Unternehmensmodellierung bei der Bewältigung dieser Herausforderungen Unterstützung leisten kann.
Sowohl im Industrie- als auch im Dienstleistungssektor sehen sich Unternehmen über die täglichen Betriebsabläufe und Routinetätigkeiten hinaus mit den unterschiedlichsten Herausforderungen konfrontiert. Beispiele für solche Herausforderungen sind
Anpassung der Unternehmensstrategie an neue Markt- bzw. Kundenbedürfnisse,
sich verändernde Geschäftsmodelle aufgrund neuer Konkurrenz,
kontinuierliche Prozessverbesserungen zur Leistungssteigerung,
neue Vorschriften oder Gesetze, die Änderungen in operativen Abläufen erfordern, oder
technische Innovationen, die zu verändertem Kundenverhalten und neuen Prozessen führen.
Bei diesen Herausforderungen reicht es nicht mehr aus, sich ausschließlich auf die Verbesserung von Geschäftsprozessen zu konzentrieren, um die oben genannten Aufgaben zu bewältigen. Es muss vielmehr die Gesamtsituation des Unternehmens berücksichtigt werden, was u. a. bedeutet, dass die Beziehungen zwischen strategischen Zielen, Geschäftsregeln, Arbeitsabläufen, Organisationsstrukturen, Produkten und Services bei den Betrachtungen einbezogen werden müssen.
Die Unternehmensmodellierung (UM) ist ein bewährtes Instrument zur Bewältigung dieser Herausforderungen und beschäftigt sich generell mit Techniken, Methoden und Werkzeugen zur Modellierung der Organisation und deren Gesamtsituation im Allgemeinen, aber auch mit der Identifikation sowie Konkretisierung von Verbesserungspotenzialen. Unter Verwendung typischer Herausforderungen aus der Unternehmenspraxis (Abschn. 2.1) zeigt dieses Kapitel, wie die Unternehmensmodellierung bei der Bewältigung dieser Herausforderungen Unterstützung leisten kann (Abschn. 2.2) und vermittelt einen Überblick über eine Methode zur Unternehmensmodellierung, die einen praxisnahen Leitfaden für den Modellierungsprozess liefert (Abschn. 2.3).
2.1 Herausforderungen aus der Praxis
Ziel dieses Abschnitts ist es, zu zeigen, wie die Unternehmensmodellierung bei der Bewältigung typischer Herausforderungen der Unternehmenspraxis unterstützen kann:
Verstehen von organisatorischen Abhängigkeiten
Ursache von Problemen und Veränderungsbedarf finden
Verbesserung von Geschäftsprozessen
Ausrichtung der IT an der Unternehmensstrategie
Entwicklung einer IT-Strategie
Diese Herausforderungen werden mit ihren charakteristischen Eigenschaften vorgestellt und der Unternehmensmodellierung in Verbindung gesetzt. Dabei spielt insbesondere die Möglichkeit der Unternehmensmodellierung eine wichtige Rolle, ein Unternehmen aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und zu modellieren. In den folgenden Abschnitten wird u. a. beschrieben, warum und in welchem Umfang diese Perspektiven genutzt werden sollten, um ein Problem zu verstehen und daraus eine adäquate Lösung zu entwickeln.
2.1.1 Verstehen von organisatorischen Abhängigkeiten
Viele Situationen und Aufgaben in Unternehmen erfordern ein umfassendes Verständnis von etablierten Organisationsstrukturen sowie existierenden Prozessen, was mit dem Einsatz von Unternehmensmodellen erreicht werden kann, die die Strukturen und Prozesse visualisieren. Diese Visualisierung beschreibt den „Ist-Zustand" des Unternehmens und trägt zur Verdeutlichung der Beziehungen und Abhängigkeiten bei. In vielen Szenarien ist die Visualisierung des Ist-Zustand der erste Schritt bei der Identifikation von Veränderungspotenzialen (siehe 2.1.2) oder der Prozessverbesserung (siehe 2.1.3). Sie kann aber auch für weitere Zwecke nützlich sein:
Dokumentationen in Form von Unternehmensmodellen können dazu beitragen, neue Mitarbeiter zu schulen und über die betriebliche Praxis zu informieren. Der Fokus dieser Dokumentation liegt dabei meistens auf den Arbeitsabläufen im Unternehmen, wie z. B. speziell auf zu implementierende standardisierte Arbeitsabläufe, oder auf Aufgaben und Kompetenzen, wie z. B. von Rollen, die für bestimmte Aufgaben in einem Organisationsbereich zuständig sind.
Bei der Planung neuer Produktvarianten oder Dienstleistungen ist es wichtig, die Zusammenhänge zwischen den neuen und den existierenden Varianten sowie die relevanten Prozesse und benötigten Ressourcen zu erkennen.
Die Bestandteile der IT-Landschaft eines Unternehmens beeinflussen sich gegenseitig und unterstützen die Durchführung unterschiedlicher Aufgaben und Geschäftsprozesse. Die Visualisierung dieser Beziehungen ist ein wichtiger Input bei der operativen Planung und bei der Weiterentwicklung.
Beim Aufbau von Kooperationen mit neuen Partnern oder Lieferanten ist es wichtig, darzustellen, an welchen Geschäftsprozessen sie in welcher Form beteiligt bzw. integriert sind.
Die Beispiele zeigen, dass sich die Visualisierung eines Unternehmens auf unterschiedliche Sichten wie Prozesse, IT-Systeme, Dienstleistungen oder organisatorische Strukturen fokussieren kann, um den jeweiligen Visualisierungszweck zu erfüllen.
Eine der wichtigsten Eigenschaften eines Unternehmensmodells, welches für Visualisierungszwecke eingesetzt werden soll, ist, dass es von der jeweiligen Zielgruppe einfach verstanden werden kann. Dies erfordert eine adäquate Modellierungssprache, Tool-Support für eine einfache Navigation durch die Modelle, das Layout des Modells zur Illustration von Beziehungen und Abhängigkeiten sowie die Verwendung adäquater Symbole für das betreffende Anwendungsgebiet. Weiterhin müssen diese Modelle den Ist-Zustand
des Unternehmens bzw. eines Teils des Unternehmens widerspiegeln, unter Berücksichtigung des gewünschten Detailierungsgrads. Um diese Genauigkeit zu erreichen, müssen die Fachexperten, welche fundierte Kenntnisse über die entsprechenden Prozesse und Strukturen haben, in den Modellentwicklungsprozess eingebunden werden.
Im Allgemeinen ist ein hoher Formalisierungsgrad dieser Modelle hier von geringerer Bedeutung, da die Modelle nicht für die Workflow-Engines oder andere Ausführungsumgebungen verwendet werden sollen, sondern hauptsächlich für zwischenmenschliche Anwendungszwecke bestimmt sind. Da der Visualisierungszweck meist von Beginn an bekannt ist, muss der Umfang des Modells klar definiert und abgegrenzt werden. In diesem Kontext ist eine „Top-Down-Modellierungsstrategie" anzuwenden, d. h. es wird mit allgemeinen Strukturen und Prozessen begonnen,