Internationale Finanzwirtschaft: Strategien zwischen Autonomie und Globalisierung
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Dieses essential stellt in kompakter Form die Zusammenhänge von Export, Import, Investitionen und Kapitalverkehr vor und fragt nach dem optimalen Währungsraum. Die Wirtschaftswissenschaften haben Ansätze entwickelt, die einem Land bei der Festlegung der Rahmenbedingungen und bei der Wahl der Strategie für den Tausch von Waren, Dienstleistungen und Kapital helfen. Nach den Merkantilisten haben Smith, Ricardo, Heckscher, Ohlin, Samuelson, Stolper das Wesentliche herausgearbeitet: Die Verfügbarkeit von Ressourcen, ein Alleinstellungsmerkmal und vor allem der Wissensvorsprung haben zentrale Bedeutung.
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Internationale Finanzwirtschaft - Klaus Spremann
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019
Klaus SpremannInternationale Finanzwirtschaftessentialshttps://doi.org/10.1007/978-3-658-23820-9_1
1. Einleitung
Klaus Spremann¹
(1)
Schweizerisches Institut für Banken und Finanzen, Universität St. Gallen, St. Gallen, Schweiz
Klaus Spremann
Email: klaus.spremann@unisg.ch
Wenn jemand Überlegenheit ausspielt, musst Du die Volatilität rausnehmen
Karl Frauendorfer
Mit Internationaler Finanzwirtschaft (International Finance) wird ein Teilgebiet der Wirtschaftswissenschaften bezeichnet, das durch diese Stichworte beschrieben ist: Zwischen Nationen fließende Ströme von Waren, grenzüberschreitende Dienstleistungen, internationale Kapitalströme, Freihandelszonen, Währungsregimes, Optimale Währungsräume, Investitionen in anderen Ländern, Finanzmärkte, Verträglichkeit der Öffnung eines Landes mit Autonomie und Demokratie im Inneren, Internationale Organisationen.
Da praktisch alle Unternehmen auf verschiedene Weise mit dem Ausland in Verbindung stehen, gibt das Gebiet jenen, die im Beruf stehen, eine Orientierung bei ihren Entscheidungen und bei der Beurteilung der Konstellation, die sich zwischen verschiedenen Ländern und Wirtschaftsräumen herausbildet. Das Gebiet der Internationalen Finanzwirtschaft ist aus der Kombination mehrerer ökonomischer Themenkreise entstanden, darunter Außenhandel, Finanzwirtschaft, Strategiebildung. Auch durch Digitalisierung verändern sich Bestimmungsfaktoren der Position eines Landes im internationalen Vergleich. Deshalb wird die International Finance zunehmend durch die ökonomischen Eigenschaften digitaler Plattformen geprägt, also durch die Skalenerträge und die damit verbundenen neuen Geschäftsmodelle. Das vorliegende essential zeigt, welche Entwicklungslinien sich daraus ergeben.
Die Gliederung betont vier Hauptpunkte des Gebiets. Das Kap. 2 über Kostenvorteile behandelt Bestimmungsfaktoren für Exporte und Importe. Im Kap. 3 liegt die Betonung auf den Ressourcen und der Ressourcenausstattung eines Landes, darunter dem Wissen. Kap. 4 ist Währungsregimes und optimalen Währungsräumen gewidmet. Es behandelt weiter das Fleming-Mundell-Trilemma und die sich daraus ergebenden strategischen Möglichkeiten. Sie werden anhand der Theorie der Hyperglobalisierung von Rodrik geprüft. Kap. 5 bietet Ergänzungen zur Zinsparität, zur Kaufkraftparität und zum Fisher-Effekt. Zum Schluss des essentials folgen eine Zusammenfassung der Aussagen sowie Literaturhinweise.
Dieses essential soll 1) den Studierenden als Vorbereitung für Lehrveranstaltungen dienen, und hilft dazu, 2) die Essenz des Themas auf rund 40 Seiten zu erfassen. Selbstverständlich bietet sich die Darstellung für Personen an, 3) die in Unternehmen, in Banken, in Verbänden und in den Medien arbeiten und die sich schnell über die wichtigsten Ansätze und Ergebnisse im Themenkreis der internationalen Wirtschaft und der internationalen Finanzen informieren wollen.
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019
Klaus SpremannInternationale Finanzwirtschaftessentialshttps://doi.org/10.1007/978-3-658-23820-9_2
2. Kostenvorteile
Klaus Spremann¹
(1)
Schweizerisches Institut für Banken und Finanzen, Universität St. Gallen, St. Gallen, Schweiz
Klaus Spremann
Email: klaus.spremann@unisg.ch
Die Lehre des Merkantilismus ist heute noch populär, obwohl sie zur Konfrontation führt. Adam Smith (1723–1790) hat demgegenüber argumentiert, Kostenvorteile würden Exportmöglichkeiten eröffnen. David Ricardo (1772–1823) hat das etwas korrigiert und gezeigt, dass es auf relative, nicht auf absolute Kostenvorteile ankommt. Die Erkenntnisse von Smith und Ricardo erklären, warum so viele Länder den freien Handel suchen und Freihandelszonen einrichten.
2.1 Merkantilismus
Der Warentausch zwischen räumlich weit getrennten Handelspartnern besteht seit zweitausend Jahren. Anfangs wurden Dinge getauscht, welche die andere Seite schlichtweg nicht kannte oder nicht selbst produzieren konnte.
Die Bernsteinstraße hatte die Ostseeküste mit Aguilera (südlich von Udine) verbunden. Die Seidenstraße, ein über 6000 km langes Handels- und Wegenetz zwischen China und dem Mittelmeerraum, hatte ihre größte Bedeutung zwischen 115 BC und dem 13. Jahrhundert. Seide und Gewürze wurden gegen Wolle und Silber getauscht. Im Mittelalter bestanden verschiedene Salzstraßen, mit denen die aufkommenden Städte mit entfernten Salinen und Salzbergwerken verbunden waren. Ganz neue Handelswege wurden durch die Seefahrt erschlossen: Christoph Kolumbus (1451–1506) ermöglichte mit seinen Reisen eine Kolonisierung Amerikas durch Europäer. Vasco da Gama (1469–1524) segelte um das Kap der Guten Hoffnung und erschloss so den Seeweg nach Indien. Später ließen die Regierungen neue Verkehrs- und Transportwege eigens errichten: Frankreich forcierte den Bau des Sueskanals (Eröffnung 1869). Die USA übernahmen die Vorarbeiten zum Panamakanal und stellten ihn 1914 fertig.
Der Handel wurde zu einem Thema der Regierenden, die für ihre Staaten eine wirtschaftspolitische Konzeption suchten. Vorbild waren die italienischen Stadtstaaten, die Wirtschaft und Handel als Staatsangelegenheit begriffen. Die erste, Handel, Geld und Arbeit umfassende Wirtschaftspolitik, gestützt durch wirtschaftstheoretische Überlegungen, war der Merkantilismus. Als einer der Begründer gilt Jean-Baptiste Colbert (1619–1683), Finanzminister von Frankreich unter dem Sonnenkönig Ludwig XIV. Ebenso wie andere absolutistisch regierte Staaten benötigte Frankreich Einnahmen, um das Heer, die Marine, den wachsenden Beamtenapparat, sowie den Repräsentationsaufwand des Herrschers zu bezahlen. Steuern konnten nicht so leicht eingetrieben werden. So kam die Idee auf, einen Überschuss im Außenhandel zu erzielen. Dazu sollte der Staat in die