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Zielgruppe 50plus: Marketing im demografischen und digitalen Wandel: Neue Wachstumschancen im alternden Deutschland
Zielgruppe 50plus: Marketing im demografischen und digitalen Wandel: Neue Wachstumschancen im alternden Deutschland
Zielgruppe 50plus: Marketing im demografischen und digitalen Wandel: Neue Wachstumschancen im alternden Deutschland
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Zielgruppe 50plus: Marketing im demografischen und digitalen Wandel: Neue Wachstumschancen im alternden Deutschland

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About this ebook

Senioren, Best Ager, Zielgruppe 50plus oder Silver Surfer werden sie oft genannt. Hinter ihnen steckt unglaubliches Konsumpotenzial und immer mehr Unternehmen erkennen die Chancen dieses großen Wachstumsmarktes. Gleichzeitig befindet sich unsere Gesellschaft mitten im digitalen Wandel. Auch das hat erhebliche Konsequenzen für Kommunikation und Konsumverhalten und somit für das Marketing: Die Mediennutzung verändert sich, Machtverhältnisse verschieben sich und Kommunikationskanäle werden neu definiert.Dieses Buch will Entscheider ermutigen, tradiertes Denken aufzugeben und überfällige Veränderungsprozesse im Marketing einzuleiten. Es zeigt auf, wie Sie die Chancen des demografischen und digitalen Wandels verbinden und Ihr Unternehmen für digitales Marketing in unserem alternden Land fit machen können. Denn: Eine konsequente Digitalisierung im Marketing bei gleichzeitiger Fokussierung auf den wachsenden Markt der Best Ager verheißt eine Zukunft mit Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit.

LanguageDeutsch
Release dateJun 5, 2019
ISBN9783658258054
Zielgruppe 50plus: Marketing im demografischen und digitalen Wandel: Neue Wachstumschancen im alternden Deutschland

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    Zielgruppe 50plus - Thomas Bily

    Thomas Bily

    Zielgruppe 50plus: Marketing im demografischen und digitalen WandelNeue Wachstumschancen im alternden Deutschland

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    Thomas Bily

    München, Bayern, Deutschland

    ISBN 978-3-658-25804-7e-ISBN 978-3-658-25805-4

    https://doi.org/10.1007/978-3-658-25805-4

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://​dnb.​d-nb.​de abrufbar.

    © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019

    Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

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    Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag, noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral.

    Springer Gabler ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist ein Teil von Springer Nature

    Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany

    Dieses Buch widme ich Alois und Markus Erl. Sie fördern Digitalisierung und Geschäftsmodelle mit älteren Zielgruppen und sind, aus meiner Sicht, wegweisende Vorbilder für Unternehmensführung und Marketing im digitalen und demografischen Wandel.

    Vorwort

    Mitte der 90er-Jahre lief ein TV-Spot von IBM unter dem Titel der „Der Schock: Zwei amerikanische Touristen entdecken in einem italienischen Dorf ein schönes Schild, das Olivenöl zum Kauf anbietet. Gerade als der Mann ein Foto von seiner Frau vor dem Schild machen will, tritt eine alte Frau aus dem Haus. „Buongiorno!, sagt sie. Die beiden grüßen zurück und fragen, ob das ihr Geschäft sei. Ja, meint die alte Frau. Da sagt der Mann: „Wir haben auch ein eigenes Geschäft. Seine Frau springt stolz ein: „Ja, wir haben drei Läden in Ohio. Darauf die alte Frau: „Ohio, ja, da verkaufen wir auch. Und in Kalifornien, Kanada, Australien, Argentinien… und reicht der Touristin ihre Business-Card. Die liest und sagt: „Die sind im Internet. Wie können die sich das leisten?. Der Mann staunt ungläubig. Ende der Szene. Einblendung: IBM Netfinity Server. Willkommen im Internet (Quelle: https://​www.​youtube.​com/​watch?​v=​9QjYxiRlHF0 ).

    Dieser Spot ist so kraftvoll, weil er in wenigen Sekunden die großen Chancen des digitalen Marketings im demografischen Wandel auf den Punkt bringt. Egal, wie alt Sie sind: Die ganze Welt ist Ihr Markt. Sie können von Ihrem geliebten (italienischen) Dorf mit der ganzen Welt kommunizieren und Geschäfte mit ihrer Leidenschaft machen. Das ist ganz einfach zu lernen und für alle wirtschaftlich darstellbar. Dieser Ausblick von damals ist Wirklichkeit geworden.

    Mein zweites Lieblingsbeispiel liefert mein Cousin Stephan, der sehr früh einen Webshop für seine Metzgerei eingerichtet hat und seitdem seine Wurst von Schweden bis Malta verkauft – und natürlich auch in seinem Laden in Niederbayern. Im Netz bestellen vorrangig Leute, die auf Bio und Qualität Wert legen, also: älteres Publikum.

    Nicht nur im Öl- oder Wurst-Business – in jedem Geschäft, auch in Ihrem Unternehmen, stecken Chancen im digitalen und demografischen Wandel. Es ist höchste Zeit, diese aufzugreifen. Wandel ist keine Frage des Alters, sondern der Einstellung. Das gilt für jeden von uns in jeder unserer Rollen – als Konsument, Marketingmanager, CEO oder als Händler im italienischen Bergdorf…

    2019: Der Umbruch nimmt an Tempo zu. Traditionelle Händlerstrukturen und Kommunikationsmodelle werden weiter leiden und schrumpfen. Täglich entstehen neue Geschäftsmodelle und Anwendungen. Die Demokratisierungskraft des Internets wird die Macht weiter zugunsten der Konsumenten verschieben. Atomisierung und Individualität in Kommunikation und Konsum auf Nachfrageseite werden zunehmen und die Angebotsseite wird – zwangsläufig – nachziehen. Das könnte bedeuten, dass große Konzerne und Marken durch viele kleine Anbieter teilweise ersetzt werden, die Werte und Nutzen der Konsumenten besser aufgreifen und diese dank Internet auch kommunizieren und bedienen können (siehe IBM-Spot).

    Die Zukunft der Arbeitswelt wird vom demografischen und digitalen Wandel profitieren. Künstliche Intelligenz wird nicht nur Prozesse effizienter gestalten, sondern auch enge Arbeitsmärkte überbrücken helfen. Digitale Kommunikation wird das Wissen älterer Generationen lange für Unternehmen nutzbar machen. Ausschlaggebende Kriterien für die Arbeitsplatzwahl werden Freiheit und Teilhabe am Unternehmen sein. Strenge Hierarchien sind Auslaufmodelle. Gleichberechtigung wird es nicht nur in der Geschlechterfrage geben.

    Natürlich bedeutet Wandel, dass wir auch Abschied nehmen müssen von alten Einrichtungen und Gewohnheiten. Schon lange gibt es keine Telefonzellen mehr. Bald gibt es auch keine Zeitungskioske mehr. Dafür bekommen wir neue Angebote, die uns helfen, dringende Probleme zu lösen und sehnliche Wünsche zu erfüllen. Gesundheit, Freiheit, Work-Life-Balance, Entzerrung der 9-to-5-Arbeitswelt, neue Formen von Mobilität, Sicherheit und Terrorbekämpfung – auf diesen und weiteren Feldern werden wir große Fortschritte und Verbesserungen erzielen. Digitaler und demografischer Wandel werden auf lange Sicht zwei markante Einflussgrößen für unsere Gesellschaft, Wirtschaft und Politik bleiben.

    Zukunft mit Wachstum wird es für Unternehmen nur geben, wenn sie die Chancen beider Megatrends verbinden und nutzen – auch und vor allem in Marketing und Kommunikation.

    Thomas Bily

    Danksagung

    Mein herzlicher Dank gilt meinen Interviewpartnern. Wenn das Buch ein Wegweiser ist, dann sind die Interviews die Wahrzeichen auf diesem Weg. Als aktuelle Belege aus der Praxis bestätigen sie Argumentation und Haltung des Buches. Das hat mich sehr erleichtert.

    Meiner Familie danke ich dafür, dass sie mir Zeit, Verständnis und Unterstützung gaben – vor allem während der Wochen des intensiven Schreibens. Meine Frau Gabi war, wie immer, meine engste Vertraute, intensive Sparringspartnerin, genaue Korrekturleserin und harte Kritikerin: 1000 Dank dafür! Das hat mir Luft und Energie gegeben.

    Meinen Kollegen bei wize.life danke ich, dass sie mir den Rücken stärkten. Das gewährte mir den nötigen Freiraum. Explizit hervorheben darf ich meinen Zimmerkollegen und Art Director René Kunkel, der die Abbildungen in diesem Buch in schöne Form brachte – ruhig und verlässlich wie immer. Vielen Dank, dass du dir Zeit genommen hast, René. Ich weiß, dass du auch so genügend um die Ohren hattest.

    Schließlich danke ich meiner Lektorin Imke Sander vom Verlag Springer Gabler, die mich offen, entspannt und kundenfreundlich auf dem Weg zu meinem ersten Buch begleitet hat. Das hat mir Mut und Zuversicht gegeben.

    München

    im Winter 2018/2019

    Thomas Bily

    Inhaltsverzeichnis

    1 Einleitung in das Buch 1

    1.​1 Für alle, die Veränderung wollen 6

    1.​2 Deutschland Anfang 2019 11

    Weiterführende Literatur und Quellen 18

    2 Wandel wagen 21

    2.​1 Megatrends sind verlässlich 23

    2.​2 Die Ohnmacht der Gewohnheit 26

    2.​3 Der Weg zum Wandel 30

    2.​3.​1 Spuren des Lebens 31

    2.​3.​2 Schubladen machen unbeweglich 35

    2.​3.​3 Die Alters-Schublade 42

    2.​3.​4 Die Digital-Schublade 48

    2.​4 Pflegen Sie Ihren Ruf 52

    2.​5 Der Wert des Status Quo 54

    2.​6 Wem sind Sie verpflichtet?​ 61

    2.​7 Keine Ausreden mehr 66

    Weiterführende Literatur und Quellen 72

    3 Wandel vorbereiten 75

    3.​1 Kontext fördert Verständnis 81

    3.​2 Perspektive motiviert 83

    3.​3 Wandel ist Chefsache 87

    3.​4 Wandel braucht Plan 94

    3.​5 Wandel braucht Ziele 98

    3.​6 Wandel braucht Teilhabe 101

    3.​7 Wandel braucht Technik 103

    3.​8 Mit den Besten messen 113

    3.​9 Mutig in eine neue Zukunft 116

    Weiterführende Literatur und Quellen 117

    4 Deutschlands neue Mehrheit 119

    4.​1 Was Sie schon immer über Alter nicht wissen wollten 120

    4.​1.​1 Konsumentenlands​chaft 2019 125

    4.​1.​2 Konsum-Klimawandel 129

    4.​1.​3 Was sind denn das für Leute?​ 132

    4.​2 Der lange Weg zum Kunden 139

    4.​2.​1 Labile Entscheider im stabilen Prozess 140

    4.​2.​2 Missverständnis zwischen Werbung und Kunden 144

    4.​2.​3 Wandel braucht Weitblick 147

    4.​2.​4 Mehr Konsum dank Down-Aging 150

    4.​2.​5 Vierfach-Effekt im demografischen Wandel 152

    Weiterführende Literatur und Quellen 154

    5 Kundenzentrierun​g dank Digitalisierung 157

    5.​1 Die totale Emanzipation des Kunden 160

    5.​2 Aus Daten werden Kunden 163

    5.​2.​1 Big Data und Künstliche Intelligenz 163

    5.​2.​2 Datenschutz ist Hilfe – nicht Hürde 168

    5.​2.​3 Digitale Bedürfnisanalyse​ 172

    5.​2.​4 Digitaler Nutzen-Check 175

    Weiterführende Literatur und Quellen 179

    6 Digitale Kommunikation 183

    6.​1 Digitale Völkerwanderung 186

    6.​2 Revolution der Kommunikation 189

    6.​2.​1 Aufmerksamkeit bleibt die Währung 191

    6.​2.​2 Content als Botenstoff 191

    6.​2.​3 Vernetzte Daten als Leistungsträger 198

    6.​2.​4 Kommunikation wird programmatisch 200

    6.​3 Digitale Kommunikation braucht Menschenverstand​ 207

    6.​3.​1 Social Media:​ Reservat oder Republik?​ 209

    6.​3.​2 Katharsis im Wandel 214

    6.​4 Fazit 216

    Weiterführende Literatur und Quellen 217

    © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019

    Thomas BilyZielgruppe 50plus: Marketing im demografischen und digitalen Wandelhttps://doi.org/10.1007/978-3-658-25805-4_1

    1. Einleitung in das Buch

    Thomas Bily¹  

    (1)

    München, Bayern, Deutschland

    Thomas Bily

    Email: seniorbily@googlemail.com

    1.1 Für alle, die Veränderung wollen

    1.2 Deutschland Anfang 2019

    Weiterführende Literatur und Quellen

    Zusammenfassung

    Sport statt Rauchen. Fleischlos statt Mettwurst. Mecklenburg statt Mallorca. Work-Life-Balance statt Burn-out. Jeder von uns kennt Situationen, in denen man glaubt, beste Argumente für einen veränderten Lebenswandel zur Hand zu haben. Und trotzdem können Sie Ihren Partner nicht für Veränderung gewinnen. Sie sehen ihn mit Volldampf auf gewohnter Spur weiter rasen in den Raucherhusten, in die Fettleibigkeit oder in den Ballermann. Das Angebot dieses Buches lautet: Mehr Digital + Alt bei weniger Analog + Jung. Ein verrücktes Angebot, ich weiß. Bloß: Es muss sein. Meine Motivation ist, Sie und Ihr Unternehmen rechtzeitig auf neue Ufer zu bewegen.

    Bis zur Jahrtausendwende schien die Lage der Nation in Deutschland stabil. Rezessions- und Wachstumsphasen wechselten sich im gelernten Rhythmus ab. Im Großen und Ganzen aber blieb alles einigermaßen berechenbar und bewegte sich im gewohnten Rahmen. Die Babyboomer der geburtenstarken Jahrgänge aus den 60er-Jahren prägten schon damals die Märkte des Landes. Sie waren zu einer gut situierten, bürgerlichen Mitte herangewachsen. Sie bildeten das breite Rückgrat der Gesellschaft. Sie stellten die Mehrheit und so würde es auf lange Sicht bleiben.

    Mitte der 90er kam das Internet über Deutschland und löste einen Gründerboom aus. Viele IT-Unternehmen und Start-ups schossen innerhalb kurzer Zeit aus dem Boden. Das ging so schnell, dass man nicht einmal einen vernünftigen Namen fand für diesen Wirtschaftssektor. Man nannte ihn kurzerhand „New Economy, weil sehr vieles sehr neu und anders war, als man es aus Wirtschaft und Unternehmen bisher kannte. Allerdings schien die „New Economy im März 2000 schon wieder am Ende. Die erste Dotcom-Blase platzte.

    Wer den Film „Das Boot gesehen hat, erinnert sich vielleicht an die Szene, als unter hohem Druck in großer Tiefe plötzlich Nieten aus den Wänden platzten und durch das Boot knallten. So ungefähr war die Gefühlslage, als die erste Dotcom-Blase platzte. Unternehmen gingen pleite. Investitionen lösten sich in Luft auf. Unsicherheit und Panik erfassten das Boot „Deutschland.

    „Das Boot" im Film konnte wieder auftauchen und durchschnaufen. Deutschland tauchte immer mehr ein in die digitale Transformation. Das Internet setzte Gesellschaft, Politik und Wirtschaft unter Dauerdruck. Viele Unternehmen und ganze Branchen fanden sich unter immer stärkerer Bedrängnis. Anfangs realisierten viele Manager das noch nicht und hofften, dass sich alles wieder einrenken würde. Das Gegenteil trat ein.

    Das Internet löste Grenzen auf, radierte Strukturen aus, änderte Gewohnheiten, kappte alte Verbindungen, etablierte neue Kanäle, Formate und Regeln und verschob die Machtverhältnisse. Heute können Bürger als Konsumenten jederzeit und an jedem Ort entscheiden, was sie wie nutzen wollen. Die Babyboomer sind mittlerweile 50plus und halten die Macht in der Hand – mit hoher Kaufkraft und großem Wachstumspotential im Rücken.

    Diese Einflüsse von digitalem und demografischem Wandel begleiteten mich von Anfang meines Berufslebens. Bald eignete ich mir die Perspektive an, Veränderung als sportliche Herausforderung zu sehen – und nicht als nervige Abzweigung oder lästige Hürde. Je sportlicher es zuging, desto lieber war es mir. Wenn es um neue Projekte, Standortwechsel oder Aufbauarbeiten ging, warf ich sofort meinen Hut in den Ring. Wenn Projekte ihre Reiseflughöhe erreicht hatten, schaute ich mich bald um nach neuen Ufern. So etwas wie Normalbetrieb konnte mich auf Dauer nicht begeistern und ich strebte nach Veränderung. Weil ich sah, dass Wandel Fortschritt erzeugte.

    Im gleichen Zuge wie ich Veränderung gerne in Angriff nehme, lehne ich Trägheit, Bequemlichkeit und Ignoranz ab. Wenn Manager festhalten am Status quo, Wandel zerreden oder aussitzen wollen, obwohl sie sehen und spüren, dass Veränderung notwendig wäre, halte ich das seit langem für verantwortungslos – gerade bei Führungskräften. Dieses Verhalten habe ich regelmäßig erleben müssen – gerade in Konzernen. Das spürte ich als Mitarbeiter in der eigenen Arbeitsumgebung und in der Kommunikation mit Unternehmen, die sich selbst zu einfachsten, glasklaren Entscheidungen nicht durchringen wollten – nur weil sie Veränderung bedeutet hätten. Diese Veränderung hätte man begründen müssen. Wenn man nichts ändert, fragt seltener jemand nach. Das ist der leichtere Weg, der aber leider in den Abgrund führt.

    Den Wandel nicht aufschieben

    Weiterentwicklungen von Unternehmen werden oft verschleppt, weil Entscheider persönliche Interessen wahren wollen und sich nicht zu einer positiven Haltung für Veränderung durchringen können. Sie schieben den Wandel,

    weil es gerade so schön und gut läuft;

    weil sie das, was sie jahrelang aufgebaut haben, nicht erneuern wollen;

    weil sie Angst haben vor unerfreulichen Gesprächen und Handlungen;

    weil sie fürchten, dass ihre eigene bequeme Position darunter leiden könnte.

    Dieses Verharren in der persönlichen Komfortzone sowie das Festkleben an Stühlen, Klischees und Stereotypen finde ich nicht nur traurig, sondern völlig inakzeptabel. Das Wachstum der deutschen Wirtschaft der letzten Jahre bettet diese stagnative Haltung vieler Manager auf rosa Zuckerwolken und scheint sie zu belohnen für ein Bekenntnis zum Status quo. Erfolg ist in diesen Zeiten eine klebrige Masse, die eine ohnehin überschaubare Veränderungsbereitschaft deutscher Manager noch ein Stück zäher macht. Eine Krise würde den Zuckerguss wegspülen und deutlich mehr Schwung in den notwendigen Wandel bringen. Eine veritable Krise ist aber auch 2019 nicht in Sicht. Abgesehen davon: Die sollte man auch nicht abwarten, weil dann braucht man die Kraft an anderer Stelle. Vielmehr gilt es, den Weg zum Wandel frühzeitig selber zu entdecken und zu beschreiten. Dieses Buch will ein Wegweiser sein im demografischen und digitalen Wandel. Es handelt sich um zwei gewaltige Bewegungen, die parallel und im Verbund Gesellschaft und Unternehmen verändern.

    Digitaler Wandel

    Die digitale Transformation (auch „digitaler Wandel") bezeichnet einen fortlaufenden, in digitalen Technologien begründeten Veränderungsprozess, der als Digitale Revolution die gesamte Gesellschaft und in wirtschaftlicher Hinsicht speziell Unternehmen betrifft. Basis der digitalen Transformation sind digitale Technologien, die in einer immer schneller werdenden Folge entwickelt werden und somit den Weg für wieder neue digitale Technologien ebnen (Wikipedia 2019).

    Demografischer Wandel

    „Der demografische Wandel vollzieht sich in Form einer rückläufigen Bevölkerungszahl und einer steigenden Lebenserwartung der Bevölkerung. Die daraus resultierenden ökonomischen Konsequenzen sind beherrschbar, sofern sich die Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik der Herausforderungen annimmt, insbesondere im Bereich der Systeme der Sozialen Sicherung. Dabei ist keine Zeit zu verlieren, weil sonst die später erforderlichen Anpassungen umso einschneidender ausfallen werden" (Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Expertise im Auftrag der Bundesregierung, Mai 2011).

    Abb. 1.1 zeigt die zwei Bewegungen, die im Zentrum der Überlegungen dieses Buches stehen: den digitalen Wandel, der alle Teilnehmer der Gesellschaft vernetzt, und den demografischen Wandel, im Zuge dessen die ehemalige Bevölkerungspyramide auf den Kopf gestellt wird.

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    Abb. 1.1

    Symbolische Darstellung der beiden Trends „demografischer und digitaler Wandel"

    Viele deutsche Unternehmen operieren – geblendet durch den Erfolg der letzten Jahre – auf gefährlichem Terrain, das unterspült wird durch tief greifende Veränderungen in unserer Gesellschaft und Wirtschaft. Unternehmen, die sich nicht bewegen und sich nicht darauf vorbereiten, werden in große Schwierigkeiten geraten. Branchen wie Medien oder Versandhandel haben frühzeitig spüren müssen, dass die sicheren Prognosen eines radikalen Wandels in der vorhergesagten Schärfe und Geschwindigkeit eingetreten sind. Nicht selten trafen die Konsequenzen noch härter ein, als die Prognosen angekündigt hatten.

    Die Hoffnung, dass der Wandel ausgerechnet um Ihr Unternehmen oder Ihren Arbeitsplatz eine Kurve machen wird, können Sie begraben. Jeder ist, früher oder später, in den meisten Fällen direkt davon betroffen, mindestens aber indirekt durch verändertes Verhalten von Konsumenten oder Konkurrenten. Auch wenn Sie sich nicht ändern – Ihre Umgebung verändert sich bestimmt. Und damit steigt der Veränderungsdruck auch für Sie und Ihr Unternehmen.

    Anzeichen, Hinweise, Erfahrungswerte oder Untersuchungen dafür gibt es reichlich. Die Datenlage und die Menge an Informationen waren noch nie reichhaltiger, noch nie besser und schneller verfügbar als heute. Meist fehlt es „nur" an Zeit, Wille und Konsequenz, sich mit den anstehenden Veränderungen zu befassen und ihnen Raum und Zeit zu geben im Unternehmen. Diese Haltung will dieses Buch nicht akzeptieren – im Interesse all der Menschen, die am Tropf von Führungskräften hängen, die Wandel ignorieren, verschlafen oder gar verweigern. Zumal die anstehenden Aufgaben per se nicht schwierig sind und auch nicht alle auf einmal gelöst werden müssen:

    Dieses Buch wird aufzeigen, dass Wandel

    keine Frage der Technik, sondern der Haltung ist;

    keine Frage des Geldes ist, weil richtige Veränderungen mehr bringen als sie kosten;

    keinen Selbstzweck erfüllt, sondern Unternehmen und Mitarbeiter dienen muss;

    nicht lähmend, sondern befreiend wirkt;

    nicht schwer, sondern geradezu selbsterklärend ist;

    nicht auf einen Schlag, sondern Schritt für Schritt und dauerhaft erfolgen soll;

    alternativlos ist.

    Kleine und mittelständische Unternehmen und Institutionen stehen für mehr als 50 % der deutschen Wirtschaftskraft und mehr als die Hälfte der Arbeitsplätze. Sie sind Motor der deutschen Wirtschaft. Sie sind oft wendiger und agiler als Großunternehmen. Sie leben kürzere Entscheidungswege und flachere Hierarchien und könnten daher Veränderungen und Anpassungen schneller einläuten. Dort lenken oft großartige Macher. Umsetzung ist selten ihr Problem. Im Gegenteil: Für Veränderung muss man sie aus dem geliebten operativen Gewerk herausholen und dem Alltagsbetrieb den Stecker ziehen – zumindest für ein paar Stunden pro Woche. Und das alles unter voller Auslastung und bei bester Ertragslage. Das ist so, als würde man während der Schlemmerwochen bei reich gedecktem Tisch um eine Auszeit bitten, um über eine Ernährungsumstellung zu sprechen.

    Großunternehmen oder Konzernen wird eine deutlich geringere Veränderungsfähigkeit attestiert als mittleren Unternehmen. Nur der Druck durch Shareholder und das öffentliche Interesse zwingen sie letztendlich zu handeln. In vielen Fällen werden dann externe Unternehmensberater engagiert, um Veränderungen mit Analysen zu begründen und im Alltag durchzusetzen.

    Die Mehrheit dieser Change-Prozesse scheitert, weil es den Führungskräften – mangels eigener Überzeugung – nicht gelingt, eine positive Aufbruchstimmung zu schaffen und die Mitarbeiter für Veränderung zu gewinnen. Mächtige, erfolgreiche Unternehmen wirken dann wie gelähmt. Sie finden nicht die richtige Einstellung und Perspektive für Wandel. Sie sehen überwiegend Bedrohung und wenig Chancen. Sie erwarten kaum Nutzen in einer Weiterentwicklung, sondern argwöhnen hauptsächlich Schaden und Kosten, wenn sie die gewohnten Pfade verlassen.

    1.1 Für alle, die Veränderung wollen

    Wenn in der Folge von Führungskräften, Entscheidern und Managern die Rede ist, dürfen sich alle angesprochen fühlen, die willens und in der Lage sind, Veränderungen in ihrem Unternehmen voranzutreiben; also ganz unabhängig von ihrer Position und ihrem Anstellungsverhältnis.

    Das Buch spricht Sie – ja, Sie! – direkt an. Was Sie heute selber verändern können, schieben Sie bitte nicht auf morgen und auch nicht auf einen anderen Kollegen. Formulierungen wie: „Das müsste sich mal jemand anschauen" sind Garantie dafür, dass sich keiner angesprochen fühlt und sich jeder auf den anderen verlässt. So viel Zeit haben Sie nicht mehr. In den folgenden Kapitel geht es deshalb um diese Themen:

    In Kap. 2 will das Buch Überzeugungsarbeit leisten für einen Aufbruch in die Veränderung, Nutzen aufzeigen, Perspektiven anbieten, Haltungen korrigieren. Vielleicht werden Sie sich an der einen oder anderen Stelle ertappt fühlen und die Erwartungen als zu fordernd empfinden. Dann befänden wir uns genau auf Kurs für den nächsten Schritt.

    In Kap. 3 finden Sie eine Change-it-yourself-Anleitung mit einfachen Modellen, um Veränderungen in Ihrem Unternehmen mit einem ersten groben Plan zu unterlegen. Die Überlegungen und Ideen zum Thema Wandel lassen sich für jedes Unternehmen jeder Branche und jeder Größe anwenden. Mit einer Ausrede der Art: „Das ist bei uns ganz anders", kämen Sie also nicht durch.

    Ab Kap. 4 richtet sich der Blick auf die Frage, wie sich im demografischen Wandel Märkte verschieben und wo Wachstum durch Veränderung abgeschöpft werden kann. Sie werden überrascht sein, welch großes Potential schon heute und noch mehr in Zukunft im demografischen Wandel steckt.

    Kap. 5 widmet sich den Chancen der neuen Kundenzentrierung. Daten und digitale Tools erleichtern und verbessern den Zugang zu Kunden und vernetzen diese mit Unternehmen. Im Idealfall ist das ganze Unternehmen in allen Aktivitäten auf die Bedürfnisse und Nutzen seiner Kunden ausgerichtet.

    Kap. 6 erklärt, warum digitale Kommunikation deutlich mehr ist als eine digitalisierte Anzeige oder

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