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Bioökonomie im Selbststudium: Nachhaltigkeit und ökologische Bewertung
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Bioökonomie im Selbststudium: Nachhaltigkeit und ökologische Bewertung
Ebook174 pages1 hour

Bioökonomie im Selbststudium: Nachhaltigkeit und ökologische Bewertung

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About this ebook

Der menschengemachte Klimawandel, knapper werdende natürliche Ressourcen und eine stetig wachsende Weltbevölkerung sind globale Herausforderungen, die ein Umdenken und Umsteuern der Wirtschaft erfordern, um Ernährung und Wohlstand der Menschen auch in Zukunft zu sichern. Die Bioökonomie bietet dafür vielfältige moderne Lösungsansätze, die nicht auf fossilen Ressourcen, sondern auf der effizienten Nutzung von biologischen Ressourcen, wie Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen basieren. Dennoch sind nicht alle Technologien und Produkte der Bioökonomie per se nachhaltig. Was genau unter einer nachhaltigen Bioökonomie verstanden wird, mit welchen Indikatoren und Methoden Nachhaltigkeit gemessen werden kann und wie die Zertifizierung von nachhaltigen Produkten erfolgt, erfahren Sie in diesem Band. Wir erläutern Ihnen, wie sich nachhaltiges Denken und Handeln in Unternehmen integrieren und dessen Umsetzung quantifizieren und überwachen lässt. Wir führen Sie in die Methodik zur ökologischen Bewertung von Wertschöpfungsketten ein und zeigen Ihnen, wie Lebenszyklusanalysen erstellt und Ressourcen-Fußabdrücke berechnet werden. Zudem lernen Sie Szenarien als Werkzeug kennen, um Pfade der zukünftigen Bioökonomie zu analysieren. Am Ende vertiefen wir mit Ihnen das gewonnene Verständnis und die gelernten Methoden anhand aktueller und politischer relevanter Fallstudien der Bioökonomie.
LanguageDeutsch
Release dateDec 17, 2020
ISBN9783662613832
Bioökonomie im Selbststudium: Nachhaltigkeit und ökologische Bewertung

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    Book preview

    Bioökonomie im Selbststudium - Christine Rösch

    Book cover of Bioökonomie im Selbststudium: Nachhaltigkeit und ökologische Bewertung

    Zertifikatskurs Bioökonomie

    Weitere Bände in der Reihe https://​link.​springer.​com/​bookseries/​16188

    Christine Rösch, Rüdiger Schaldach, Jan Göpel und Martina Haase

    Bioökonomie im Selbststudium: Nachhaltigkeit und ökologische Bewertung

    ../images/489961_1_De_BookFrontmatter_Figa_HTML.png

    Logo of the publisher

    Christine Rösch

    Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Karlsruhe, Deutschland

    Rüdiger Schaldach

    Center for Environmental Systems Research (CESR), Universität Kassel, Kassel, Deutschland

    Jan Göpel

    Center for Environmental Systems Research (CESR), Universität Kassel, Kassel, Deutschland

    Martina Haase

    Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Karlsruhe, Deutschland

    ISSN 2524-7107e-ISSN 2524-7115

    Zertifikatskurs Bioökonomie

    ISBN 978-3-662-61382-5e-ISBN 978-3-662-61383-2

    https://doi.org/10.1007/978-3-662-61383-2

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://​dnb.​d-nb.​de abrufbar.

    © Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2020korrigierte Publikation2021

    Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

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    Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral.

    Planung/Lektorat: Stephanie Preuß

    Springer Spektrum ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer-Verlag GmbH, DE und ist ein Teil von Springer Nature.

    Die Anschrift der Gesellschaft ist: Heidelberger Platz 3, 14197 Berlin, Germany

    Die Originalversion des Buchs wurde revidiert. Ein Erratum ist verfügbar https://​doi.​org/​10.​1007/​978-3-662-61383-2_​6

    Inhaltsverzeichnis

    1 Einführung in die Nachhaltigkeit 1

    1.​1 Definition und historische Entwicklung 1

    1.​2 Nachhaltigkeitsp​olitik 4

    1.​3 Dimensionen der Nachhaltigkeit 5

    1.​4 Strategien zur Erreichung von Nachhaltigkeit 6

    1.​5 Nachhaltigkeit und Bioökonomie 8

    2 Normen, Indikatoren und Zertifizierung nachhaltigen Wirtschaftens 13

    2.​1 Normen nachhaltigen Wirtschaftens 13

    2.​2 Nachhaltigkeitsi​ndikatoren 14

    2.​3 Zertifizierung nachhaltigen Wirtschaftens 15

    3 Zielkonflikte zwischen Nachhaltigkeitsz​ielen der Bioökonomie und öffentlicher Diskurs 25

    3.​1 Grundlagen 25

    3.​2 Zielkonflikte im Klimaschutz 26

    3.​3 Zielkonflikte bei der Nutzung von Land- und Wasserressourcen​ 27

    3.​4 Zielkonflikte beim Schutz von Biodiversität 28

    3.​5 Lösungsansätze 29

    3.​6 Gesellschaftlich​er Diskurs 30

    4 Methoden zur ökologischen Bewertung 33

    4.​1 Übersicht 33

    4.​2 Ökologische Bewertung des Konsums auf nationaler Ebene 35

    4.​3 Bewertung auf Technologie und Produktebene 46

    5 Fallstudien 57

    5.​1 Ökobilanzierung des bioliq®-Verfahrens 57

    5.​2 Analyse einer zukünftigen Biomasseprodukti​on in Brasilien 65

    6 Erratum zu:​ Bioökonomie im Selbststudium:​ Nachhaltigkeit und ökologische Bewertung E1

    Literatur 77

    © Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2020

    C. Rösch et al.Bioökonomie im Selbststudium: Nachhaltigkeit und ökologische BewertungZertifikatskurs Bioökonomiehttps://doi.org/10.1007/978-3-662-61383-2_1

    1. Einführung in die Nachhaltigkeit

    Christine Rösch¹  , Rüdiger Schaldach²  , Jan Göpel²   und Martina Haase¹  

    (1)

    Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Karlsruhe, Deutschland

    (2)

    Center for Environmental Systems Research (CESR), Universität Kassel, Kassel, Deutschland

    Christine Rösch (Korrespondenzautor)

    Email: christine.roesch@kit.edu

    Rüdiger Schaldach

    Email: schaldach@usf.uni-kassel.de

    Jan Göpel

    Email: jan.goepel@usf.uni-kassel.de

    Martina Haase

    Email: martina.haase@kit.edu

    Das Konzept der Nachhaltigkeit hat sich aus einer Handlungsanleitung für die Forstwirtschaft zu einem global anerkannten Ziel-Konsens entwickelt. Das gilt spätestens, seit die Vereinten Nationen die universellen Nachhaltigkeitsziele (SDGs) beschlossen und vereinbart haben, diese gemeinsam zu erreichen (UN 2017). Dennoch gibt es eine große Diskrepanz hinsichtlich dessen, was als nachhaltig bezeichnet wird. Nicht alles, was sich nachhaltig nennt, erfüllt die ökonomischen, ökologischen und sozialen Anforderungen der Nachhaltigkeit.

    Die Entwicklung nachhaltiger Wirtschaftsweisen und Gesellschaften bringt Veränderungen mit sich und erhöht die Komplexität von politischen und strategischen Entscheidungen. Das liegt an der Vielschichtigkeit der Systeme und deren nichtlinearen und dynamischen Interaktionen und Rückkopplungen sowie Zielkonflikten. Hinzu kommt, dass die Umsetzung des Leitbilds einer nachhaltigen Entwicklung von einem grundlegenden Dilemma geprägt ist. Mit seinen positiven Zielsetzungen wie Umweltschutz oder globale Gerechtigkeit stößt es auf breite Zustimmung. Wenn es jedoch darum geht, betriebliche und volkswirtschaftliche Prozesse oder gar individuelles Verhalten zu ändern, entstehen massive Interessenskollisionen auf unterschiedlichen Ebenen.

    1.1 Definition und historische Entwicklung

    Der Begriff der Nachhaltigkeit geht auf den Freiberger Oberberghauptmann Carl von Carlowitz (1645–1714) und die Waldwirtschaft zurück (Carlowitz HC 2000). Carlowitz zufolge sollte in einem Wald nur so viel abgeholzt werden wie nachwachsen kann. Damit sollte der Raubbau am Wald verhindert und seine Regenerationsfähigkeit sichergestellt werden. Die Rede war von einer „klugen Art der Waldbewirtschaftung und einer „nachhaltenden Nutzung des Waldes. Das Prinzip Nachhaltigkeit sollte sicherstellen, dass ein regeneratives, natürliches System in seinen wesentlichen Eigenschaften dauerhaft erhalten bleibt. Damit war der Grundstein zum Verständnis von Nachhaltigkeit als ressourcenökonomisches Prinzip gelegt.

    Deutlich weiter als die auf natürliche Ressourcen begrenzte Sichtweise von Carlowitz geht die Definition der sogenannten Brundtland-Kommission, die ihren Ursprung im Brundtland-Bericht von 1987 hat. Unter Vorsitz der damaligen norwegischen Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland wurde im Bericht der „World Commission on Environment and Development (WCED 1987) erstmals folgende Definition von Nachhaltigkeit festgeschrieben: „Dauerhafte Entwicklung ist Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre Bedürfnisse nicht befriedigen können. Inhaltlich ist bei dieser Definition der Aspekt der räumlichen wie zeitlichen (zwischen heutigen und zukünftigen Generationen) Gerechtigkeit maßgebend. Vorrangiges Ziel ist eine gerechtere Verteilung von Wachstum und Wohlstand sowie der Lebenschancen und -qualität, damit die Kluft zwischen reichen Industriestaaten und armen Entwicklungsländern nicht weiter zunimmt. Die Brundtland-Definition ist seit den 1980er Jahren das politische Leitprinzip für eine nachhaltige Entwicklung.

    Einige Jahre später verständigte sich die internationale Staatengemeinschaft auf der UN-Konferenz zu Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro auf das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung (Sustainable Development). In der Rio-Deklaration von 1992 wird hervorgehoben, dass die Ressourcen der Erde künftig so zu nutzen seien, dass alle Länder gerechte Entwicklungschancen erhalten, ohne dass dadurch die Entfaltungschancen zukünftiger Generationen geschmälert würden (UN 1992).

    Im Jahr 2000 wurde auf der Millenniumskonferenz der Vereinten Nationen die Millenniumserklärung mit vier programmatischen Handlungsfeldern für die internationale Politik definiert:

    Frieden, Sicherheit und Abrüstung,

    Entwicklung und Armutsbekämpfung,

    Schutz der gemeinsamen Umwelt und

    Menschenrechte, Demokratie und gute Regierungsführung.

    Aus dieser Erklärung leitete eine Arbeitsgruppe aus Vertretern der UNO, der Weltbank, der OECD und mehreren NGOs im Jahr 2001 acht internationale Entwicklungsziele ab, Diese acht Ziele für das Jahr 2015 wurden als Millennium-Entwicklungsziele (englisch: Millennium Development Goals, MDGs) bekannt (Abb. 1.1).

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    Abb. 1.1

    Millennium-Entwicklungsziele für das Jahr 2015.

    (Quelle: Vereinte Nationen 2015)

    Die Umsetzung der von Kritikern als überambitioniert und unrealistisch bezeichneten MDGs stellte die Weltgemeinschaft vor enorme Herausforderungen. Auch wurde bemängelt, dass die Industriestaaten den Entwicklungsländern mit den Millenniumszielen vorschreiben würden, was diese zu tun hätten. Dennoch konnten die UN nach Ablauf des gesteckten Zeitraums von 15 Jahren eine positive Bilanz zum Erreichen der MDGs ziehen (Vereinte Nationen 2015).

    In Anlehnung an den Entwicklungsprozess der MDGs und mit der Überzeugung, dass sich die globalen Herausforderungen nur gemeinsam lösen lassen, wurde im Jahr 2015 von den Vereinten Nationen die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung beschlossen. Im Unterschied zu den MDGs, die insbesondere für die Entwicklungsländer relevant waren, gilt die Agenda 2030 für alle Staaten gleichermaßen, also für Entwicklungs-, Schwellen- und Industrieländer. Das Kernstück der Agenda 2030 bildet ein ehrgeiziger Katalog mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs), die bis 2030 umgesetzt werden sollen (UN 2017; Abb. 1.2). Die 17 SDGs berücksichtigen erstmals alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit: Soziales, Umwelt, Wirtschaft. Sie sind gleichwertig, unteilbar und bedingen einander.

    ../images/489961_1_De_1_Chapter/489961_1_De_1_Fig2_HTML.png

    Abb. 1.2

    Nachhaltigkeitsziele „Sustainable Development Goals" der Vereinten Nationen (Grafik: Bundesregierung)

    Die 17 SDGs wurden in 169 Unterziele aufgeteilt. Dazu gehören 232 Indikatoren, die Auskunft über den Grad der Zielerreichung geben sollen. Dieser globale Indikatorenrahmen wurde von der „Inter-Agency and Expert Group on SDG Indicators (IAEG-SDGs)" entwickelt und von der Generalversammlung der Vereinten Nationen im Juli 2017 verabschiedet (UN 2017).

    1.2 Nachhaltigkeitspolitik

    Die deutsche Nachhaltigkeitspolitik orientiert sich – abgestimmt mit der europäischen und internationalen Politik – an den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen. In ihrem Zentrum steht die „Nationale Nachhaltigkeitsstrategie" mit konkreten Zielen und klar definierten Indikatoren zur Messung der Zielerreichung (Bundesregierung

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