Erfolgreiche Abgabe einer Zahnarztpraxis: Praxiswert, Zeitpunkt, Praxismarketing, Recht, Steuern, Altersvorsorge
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Wie übergebe ich erfolgreich meine Zahnarztpraxis?
Im modernen Gesundheitssystem muss sich der niedergelassene Zahnarzt während seiner Berufstätigkeit vielfältigen Herausforderungen stellen. Will er seine Praxis später erfolgreich übergeben, so müssen viele Punkte beachtet werden. Nicht nur das eigene "gute Gefühl", sondern auch die persönlichen und fachlichen Erwartungen des übernehmenden Zahnarztes sowie die Bedürfnisse des Praxisteams und der Patienten müssen erfüllt sein.
Relevante Eckdaten
- Wie sieht das Marktumfeld aus
- Wie berechne ich den Wert meiner Praxis
- Mit welchen Maßnahmen kann ich den Wert meiner Praxis erhöhen
- Wann ist der richtige Zeitpunkt
Strategisch vorausschauend agieren
- Chancen nutzen, Risiken minimieren
- Wie vermeide ich typische Fehler
- Die richtigen Strategien für Ihre Gespräche mit Bank, Steuerberater, Praxisübernehmer
Fit für die Verhandlung mit
- Checklisten
- Glossar der wichtigsten betriebswirtschaftlichen Begriffe
Organisation, Verwaltung
- Berufsrecht
- Bestehende Verträge
- Personal und Gerätepool
- Finanzen, Steuern
- Kaufvertrag
Frühzeitige, gute Planung zahlt sich aus!
Für alle Zahnärzte, die Ihre Praxis bzw. Praxisanteile bestmöglich verkaufen und Ihre Patienten und Mitarbeiter in die Hände eines kompetenten Nachfolgers übergeben wollen.
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Book preview
Erfolgreiche Abgabe einer Zahnarztpraxis - Francesco Tafuro
© Springer-Verlag GmbH Deutschland 2018
Francesco Tafuro und Felix Heimann (Hrsg.)Erfolgreiche Abgabe einer ZahnarztpraxisErfolgskonzepte Zahnarztpraxis & Managementhttps://doi.org/10.1007/978-3-642-29283-5_1
1. Der Zahnarzt im Übergang
Franco Tafuro¹
(1)
TAFURO & TEAM, Grelckstraße 36, 22529 Hamburg (Lokstedt), Deutschland
Franco Tafuro
Email: tafuro@tafuro.de
1.1 Persönliche Seite des Praxisverkaufs
1.1.1 Die Wahl des richtigen Zeitpunkts
1.2 Der Käufermarkt: Die Nachfrage bestimmt das Angebot
1.3 Checkliste zur erfolgreichen Praxisabgabe
Untersuchungen zeigen zum einen, dass Neugründungen heute im Durchschnitt höhere Investitionen nach sich ziehen als früher, und zum anderen, dass die Übernahme einer Einzelpraxis nach wie vor die vorherrschende Gründungsform ist. Deutlich wird, dass die zahnärztlichen Existenzgründer bereit sind, für eine moderne Behandlung in attraktiven Praxisräumen auch hohe Investitionen in Kauf zu nehmen. Erhöht hat sich die Anzahl an Frauen als Praxisübernehmer; die zunehmende Anzahl an Zahnärzten, die vor ihrer Selbstständigkeit in einem Anstellungsverhältnis tätig sind, führt zu einem Altersanstieg bei den potenziellen Praxiskäufern. Daneben zeigen die Entwicklungen klar eine Akzeptanz von Kaufpreisen bei jenen Praxen, die ihren Preis wert sind. Praxisinhaber, die ihre Praxis zum Ende hin »auslaufen lassen«, werden ihre Praxis dagegen nur schwer oder dann nur über einen für den Käufer günstigen Preis veräußern können.
1.1 Persönliche Seite des Praxisverkaufs
Die eigene Praxis zu verkaufen und in gute, geeignete Hände zu übergeben, ist der Wunsch vieler Zahnärzte. Trotzdem bemerken wir, dass sich viele Zahnärzte zu schlecht oder zu spät auf den Praxisverkauf vorbereiten. Drei bis 5 Jahre werden nach einhelliger Meinung verschiedener Experten benötigt, um den Praxisschlüssel dann in die passenden Hände geben zu können. Dabei sind die Einstiegsfragen klar und geben dem Praxisverkäufer zusammen mit den Antworten eine gute Orientierung.
Die Praxisabgabe planen – Hard Facts
Welche Berater (Steuer, Recht, Praxiscoach) sollen die Nachfolgeplanung Ihrer Praxis begleiten?
Haben Sie einen Notfallplan, falls Ihre Handlungsfähigkeit einmal durch einen Unfall oder eine Krankheit eingeschränkt sein sollte?
Gibt es in Ihrer Familie einen Angehörigen, der für die Nachfolge in Frage kommt? Wie sollen ggf. dann die anderen Angehörigen berücksichtigt werden?
Bei familienfremder Praxisübernahme: Haben Sie bereits ein Netzwerk, welches Sie hier nutzen können? Wen genau?
Wollen Sie eine harte Übergabe – also indem Sie die Praxis abgeben und dann sofort aufhören zu arbeiten? Oder sind Sie offen für eine weiche Übergabe, bei der Sie den Übernehmer noch eine Zeit lang in Ihrer Praxis begleiten und unterstützen?
Haben Sie finanziell genügend vorgesorgt, um den Ruhestand auch genießen zu können?
1.1.1 Die Wahl des richtigen Zeitpunkts
Die Planung des Ausstiegs fängt bei der persönlichen Lebensplanung an. Das bedeutet die Antwort auf die Frage: Wann kann und will ich es mir leisten, aufzuhören? Dabei spielt auch die Altersversorgung aus Leistungen des Versorgungswerks, privater Rentenversicherung und erwarteter Verkaufssumme eine Rolle. Wichtig ist bei der zeitlichen Planung: Die Praxis sollte entschuldet sein. Mit einer rechtzeitigen persönlichen Planung sind Zahnärzte deshalb auf der sicheren Seite (Tab. 1.1).
Tab. 1.1
Fragen, die sich ein Praxisabgeber stellen sollte
Die ökonomische Frage: Ab wann ist der Ausstieg wirtschaftlich möglich?
Der Praxisabgeber sollte sich gemeinsam mit seiner Familie und seinem Steuerberater die Frage stellen, wie lange er noch arbeiten muss oder soll, um seine Altersvorsorge gesichert zu haben. Oftmals wird mit der Fälligkeit der letzten Rate eines Praxisdarlehens und der daraus folgenden Freiheit von Hypotheken und Darlehen beim Abgeber der Gedanke aufgeworfen, nicht mehr arbeiten zu müssen. »Der Zwang ist für mich weg«, sagte mir ein 63-jähriger Zahnarzt mit Recht, der zudem die Zahlungen aus seinen Versorgungsansprüchen beim zahnärztlichen Versorgungswerk auf sich zukommen sah.
Trotzdem hat der zukünftige Praxisverkäufer einen Lebensstandard, der bezahlt werden muss (Tab. 1.2). Die Kosten für Krankenversicherung, Kleidung, Ernährung, Telefon und Wohnen bleiben meist gleich. Das Budget für Reisen sollte ebenso frühzeitig realistisch erfasst werden. Dagegen entfallen bestimmte Ausgaben wie die Zahlungen an das Versorgungswerk, Versicherungsprämien für die Altersvorsorge und Belastungen aus dem Praxisleben wie Berufskleidung und Fahrtkosten. Ideal ist es, wenn die Immobilie abbezahlt ist oder auch die Ausbildung der Kinder schon abgeschlossen ist. Anderenfalls sind gerade die Kosten für Schule und Studium ebenso realistisch zu planen und dem Finanzierungsbedarf hinzuzurechnen.
Tab. 1.2
Ihre Lebenshaltungskosten im Alter
Als Faustformel hat sich bei der Berechnung des Finanzbedarfs ergeben, dass die Ausgaben im Alter meist 30–40% geringer sind als die letzten durchschnittlichen Bruttoeinkommen. Hinzugerechnet werden muss eine jährliche Inflation von 1,5–2%, was Sie berücksichtigen sollten, wenn Sie sich Gedanken über die Investition in eine Immobilie im Ausland machen sollten. Ihre persönlichen Lebenshaltungskosten im Alter können Sie mithilfe von Tab. 1.2 errechnen.
Verkaufserlös und Altersvorsorge
Wenn Sie Ihre Praxis verkaufen wollen, gibt es im Hinblick auf den Verkaufspreis und Ihren Finanzbedarf im Alter zwei Möglichkeiten:
1.
Sie rechnen mit einem Verkaufspreis, der nicht ausreicht, um die Finanzierung des gewünschten Lebensstandards zu ermöglichen. Am besten ist es hierbei, sich frühzeitig – also vor dem 50. Lebensjahr – mit diesem Gedanken zu beschäftigen, um dann entsprechend private Liquiditätsreserven aufzubauen. Sie sollten zudem in Absprache mit Ihrem Steuer-und Finanzberater ein Vorsorgekonzept entwickeln, wobei auch die Möglichkeiten der Ansparung von Renten (Rürup) durchdacht werden müssen.
2.
Sie rechnen mit einem Verkaufserlös, der Ihnen – ergänzt durch die weiteren finanziellen Reserven und Versorgungsansprüche – die gewünschte Altersversorgung bzw. den benötigten Finanzbedarf gewährleistet. Damit dies auch abgesichert ist, empfehlen wir hier die Rücksprache mit Ihrem Steuerberater, um unliebsame Überraschungen wie nicht einkalkulierte Ausgaben zu vermeiden.
Praxistipp
Verlassen Sie sich nicht auf den Verkaufspreis, um Darlehen abzulösen oder Ihre Altersvorsorge zu sichern. Generell empfiehlt es sich, spätestens ab dem 50. Lebensjahr so viel für das Alter anzusparen, dass auch ein nicht erfolgter Praxisverkauf Ihr Lebens- und Finanzkonzept im Ruhestand nicht zum Einsturz bringt.
Persönliche Vorbereitung auf den Übergang in den Ruhestand
Was nach dem Übergang in den Ruhestand kommt, ist für viele Zahnärzte eine unliebsame Überraschung, denn das Zurechtkommen mit der neuen Lebensphase ist psychologisch für viele schwerer als gedacht. »Ich kann doch nicht nur Golf spielen! Was soll ich denn danach machen?«, fragte mich einmal ein über 70-jähriger Zahnarzt aus Norddeutschland, nachdem er zum zweiten Mal aus eher fadenscheinigen Gründen eine Besichtigung durch einen potenziellen Praxiskäufer abgebrochen hatte. »Ich bin noch nicht bereit zur Abgabe«, so war sein ehrliches Feedback. Seine Frau im Hintergrund ergänzte sympathisch: »Ich war ohnehin dagegen, er hat keinen Plan B, was er mit seiner Zeit anfangen will.«
Es wird häufig unterschätzt, dass Zahnärzte, welche ihr Leben lang mit Herz und Hand am und für den Patienten tätig waren, ihre Praxis und damit ihre langjährige Aufgabe nicht einfach so abgeben können. Es gibt immer wieder Zahnärzte, die sich nach dem Verkauf ihrer Praxis anstellen lassen oder sich sogar wieder niederlassen – trotz der Vertragswidrigkeit dieses Verhaltens.
Der Hamburger Zahnarzt und Referent Jens-Uwe Jessen empfiehlt in dem Seminar »Sahnehäubchen – die schönste Zeit kommt noch« Praxisabgebern, eine Ist-Analyse zu machen. Dabei sollen u. a. die psychologischen Aspekte berücksichtigt werden, welche die Aufgabe der zahnärztlichen Tätigkeit mit sich bringt. Der Bedeutungsverlust von Zahnärzten nach der Beendigung der zahnärztlichen Tätigkeit wird häufig unterschätzt und führt für viele ins Jammertal. Warum? Weil oft gemeinsame Ziele mit dem Partner fehlen oder nicht abgestimmt wurden und somit die Perspektive leicht sinnlos erscheinen kann. Hilfreich sind folgende Leitfragen:
Was ist das Erste, was Sie nach der Niederlegung Ihrer Praxistätigkeit machen werden? Was wollen Sie außerdem in Ihrem neuen Lebensabschnitt tun? Was vielleicht auch nicht mehr?
Gibt es etwas, wovon Sie schon länger träumen und was bisher nicht zu realisieren war?
Wie stellen Sie sich Ihr zukünftiges Leben vor? Was wollen Sie tun? Was vielleicht nicht mehr?
Worauf freuen Sie