EdTech in Unternehmen: Lernen als Schlüssel für Innovation und Wachstum in Zeiten der Digitalisierung
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Machen Sie Ihr Unternehmen fit für die Zukunft – mit diesem Buch über EdTech
Unternehmen müssen in Zeiten der digitalen Transformation lernen, sich neu und dauerhaft zu organisieren, um erfolgreich zu sein. Das Buch „EdTech in Unternehmen: Lernen als Schlüssel für Innovation und Wachstum in Zeiten der Digitalisierung“ zeigt, welche Lernkonzepte zeitgemäß und zukunftsfähig sind.
Die Autoren Geschwill, Nieswandt und Zimmermann erläutern, wie sich Unternehmen und Mitarbeiter fit für die Zukunft im Bildungsmanagement und der Organisationsberatung machen und richten sich mit ihrem Buch damit insbesondere an Manager, Unternehmer, Personalverantwortliche und Leiter von Digitalisierungsprojekten sowie an Mitarbeiter von Bildungsinstitutionen.
Etablieren Sie intelligente Bildung dauerhaft in Ihrem Unternehmen
Besonders in den USA führt man seit einigen Jahren einen lebhaften Diskurs über Learning-Management-Systeme (LMS) und Educational Technology (EdTech). Trotz eines enormen Digitalisierungshypes in Deutschland gibt es hierzulande jedoch bislang kaum neue digitale Lernkonzepte, die erfolgreich sind. Auch die Start-Up-Szene für EDTech ist in Europa im internationalen Vergleich vernachlässigbar.
Viele Menschen verbinden institutionell computerbasiertes Lernen mit Lernzwang, hohen Abbruchquoten und Langeweile – dem Gegenteil erfolgreichen Lernens. Die Möglichkeiten des Online-Lernens scheinen nach wie vor limitiert.
Dieses Fachbuch über EdTech zeigt, wie Unternehmen intelligente Bildung dauerhaft etablieren und was sie tun können, um den digitalen Wettlauf durch Bildung zu gewinnen.
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Book preview
EdTech in Unternehmen - Martina Nieswandt
Martina Nieswandt, Roland Geschwill und Volker Zimmermann
EdTech in Unternehmen
Lernen als Schlüssel für Innovation und Wachstum in Zeiten der Digitalisierung
../images/474649_1_De_BookFrontmatter_Figa_HTML.pngMartina Nieswandt
Denkwerkstatt für Manager, Mannheim, Deutschland
Roland Geschwill
Denkwerkstatt für Manager, Geschwill + Nieswandt, Mannheim, Deutschland
Volker Zimmermann
Saarbrücken, Deutschland
ISBN 978-3-658-26843-5e-ISBN 978-3-658-26844-2
https://doi.org/10.1007/978-3-658-26844-2
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019
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Springer Gabler ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist ein Teil von Springer Nature.
Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany
Inhaltsverzeichnis
1 EdTech – die Zukunft der Bildung in Unternehmen 1
Unternehmen müssen Lernen neu denken 3
Warum wir dieses Buch schreiben 6
Wir brauchen eine neue Lernkultur! 9
Literatur 10
2 Digitalisierung: Warum Lernen in Unternehmen immer wichtiger wird 11
Literatur 16
3 Computerbasiertes Lernen: die Fehler in der Vergangenheit 17
Eine kurze Geschichte des computerbasierten Lernens 18
Warum computerbasiertes Lernen in der Vergangenheit gescheitert ist 22
Literatur 28
4 Wie Lernen heute funktioniert 31
Grundlagen erfolgreicher klassischer Bildung 32
Neue Didaktik – digital konzipierte Lernkonzepte 36
Das neue Zauberwort: nonformale Bildung 44
Neues Lernen am Arbeitsplatz: OKR und Kanban-Boards 50
Literatur 57
5 EdTech und Fußball – Interview mit dem Geschäftsführer der TSG 1899 Hoffenheim, Dr. Peter Görlich 59
Game Changer und digitales Vorbild für die Wirtschaft 60
Datenanalyse als Lernfeld des Fußballs 61
Dr. Peter Görlich zum Thema digitales Lernen 62
Fußball als Pulsmesser für gesellschaftliche Entwicklungen 69
Literatur 69
6 Wie Sie EdTech im Unternehmen einführen – ein Überblick 71
Ohne Technologie geht nichts 72
Wohin geht die Reise? 74
Lerntechnologien für HR-Prozesse 76
Lerntechnologien im Digital Workplace 82
Zukunftstechnologien: KI, AR, VR und Co. 86
Learning Analytics 91
Erfolgsfaktoren für Online-Lernen aus technologischer Sicht 93
Best Practice: vier Unternehmen, die modernene Lerntechnologien erfolgreich einsetzen 96
Literatur 101
7 Online-Lernen aus Anbietersicht – Interview mit Merlet Behncke-Braunbeck von Springer Nature 103
8 EdTech als Chance für eine bessere Unternehmens- und Fehlerkultur 109
Die Lage der lernenden Klasse in Deutschland 110
Die digitale Revolution und Lernkultur 113
Literatur 129
9 EdTech verändert die Kompetenzmodelle 131
Kompetenzmodelle in Zeiten der Digitalisierung. Von Claudio Thunsdorff 132
Literatur 137
10 EdTech verändert Führung 139
Rolle, Organisation, Aufgaben, Verhalten und Haltung des Lerncoachs 141
Gezielte Gesprächsführung im Lerncoaching 149
Literatur 151
11 Wie Künstliche Intelligenz EdTech und das Lernen verändern wird 153
Wie funktioniert Künstliche Intelligenz? 155
Die neue Lernwelt: Mensch und Maschine 157
Literatur 160
12 Schluss 161
Über die Autoren
Martina Nieswandt
../images/474649_1_De_BookFrontmatter_Figc_HTML.jpgMBA Financial Management, Coach & Gründerin der Denkwerkstatt für Manager in Mannheim. Veröffentlichungen:Fast Cultural Change. The Role and Influence of Middle Management (2015, Palgrave MacMillan).Laterales Management (2016, Springer).
Roland Geschwill
../images/474649_1_De_BookFrontmatter_Figb_HTML.jpgDiplom-Psychologe, Managementtrainer, Veröffentlichungen: Im Springer-Verlag erschienen von ihmEmployer Branding (2013),Der Rhythmus der Innovation (2015) undLaterales Management (2016).
Volker Zimmermann
../images/474649_1_De_BookFrontmatter_Figd_HTML.jpgDiplom-Kaufmann, Strategie- und Technologieberater für Unternehmen, Hochschulen und Verwaltung; Digital Entrepreneur als Mitgründer und Geschäftsführer von NEOCOSMO GmbH sowie Mitgründer und Gesellschafter von imc AG – zwei Softwareunternehmen in den Bereichen „Digital Workplace und „Digital Learning
.
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019
M. Nieswandt et al.EdTech in Unternehmenhttps://doi.org/10.1007/978-3-658-26844-2_1
1. EdTech – die Zukunft der Bildung in Unternehmen
Martina Nieswandt¹ , Roland Geschwill² und Volker Zimmermann³
(1)
Denkwerkstatt für Manager, Mannheim, Deutschland
(2)
Denkwerkstatt für Manager, Geschwill + Nieswandt, Mannheim, Deutschland
(3)
Saarbrücken, Deutschland
Manchmal hat man in Unternehmen den Eindruck,
dass Eigenverantwortung der Feind der Volkswirtschaft sei.
Unternehmen müssen Lernen neu denken
Warum wir dieses Buch schreiben
Wir brauchen eine neue Lernkultur!
Literatur
Zusammenfassung
Die Digitalisierung verändert Unternehmen, aber auch das Lernen. Der Motor für mehr Produktivität war schon immer Bildung. Der technologische Wettlauf ist in Wirklichkeit ein Bildungswettlauf. Die traditionellen Formen der betrieblichen Bildung sind zu langsam, und ihre Inhalte meist schon veraltet, wenn sie gelehrt werden. In diesem Kapitel zeigen wir, warum der Einsatz von EdTech (Educational Technologies) der Schlüssel für die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen ist, und wir stellen die Themen des Buchs vor.
Neue Technologien verändern Wirtschaft und Gesellschaft. Einige Experten sprechen von einem Innovationstsunami, dessen erste Wellen unser Leben heute schon entscheidend verändert hat. Dabei sind Breitband-Internet, digitale Fotografie, Social Media, das Smartphone als ständiger Begleiter, Streaming-Dienste und Cloud Computing nur die ersten Vorboten dessen, was uns in den kommenden Jahren erwartet. Die nächste Innovationswelle rollt bereits heran. Der neue Mobilfunkstandard 5G, Robotics, Künstliche Intelligenz, 3D-Druck, Blockchain, Quantum Computing, Gentechnik, synthetische Biologie und andere Innovationen werden unser Leben noch stärker verändern.
Die technologische Entwicklung verändert die Marktbedingungen immer schneller, auch die Erwartungen von potenziellen Kunden haben sich stark gewandelt. Das zwingt traditionelle Unternehmen dazu, sich radikal neu zu erfinden. Wollen sie ihre Marktposition behaupten, müssen sie ihre Produktivität steigern. In der digitalen Transformation gelingt dies, wenn sie Innovationen fördern und selbst neue Geschäftsmodelle entwickeln. Das haben viele Manager und Unternehmer inzwischen verstanden. Sie investieren Milliardenbeträge in Innovationsprojekte, den Zukauf von Start-ups und andere Maßnahmen, um sich moderner und „digitaler" aufzustellen.
Ein zentrales Problem haben viele Unternehmen aber noch nicht gelöst: eine zeitgemäße Art der Bildung. Dazu braucht es Lernformen, die mit dem Tempo der digitalen Transformation Schritt halten und die Mitarbeiter in die Lage versetzen, innovativ und produktiv zu sein. Der Motor für mehr Produktivität war schon immer Bildung. Nur wer mit den am besten qualifizierten und motivierten Menschen arbeitet, besteht im Wettbewerb. Und genau hier werden die Karten in Zeiten der Digitalisierung neu gemischt. Wirtschaft und Gesellschaft stehen vor einer digitalen Bildungsrevolution. Immer mehr Menschen müssen an ihren Arbeitsplätzen in immer kürzerer Zeit immer mehr Neues lernen. Der technologische Wettlauf ist in Wirklichkeit ein Bildungswettlauf.
Die meisten der gut ausgebildeten Menschen, die heute in den Unternehmen in Deutschland arbeiten, haben ihre entscheidenden Lernerlebnisse während der Lehre oder im Studium gemacht. Gelernt haben sie in erster Linie das zu dieser Zeit vorhandene Fachwissen auf ihrem Gebiet – als sogenanntes Vorratswissen. Vieles davon ist heute nicht mehr aktuell. Denn die digitale Transformation bedeutet, dass man immer schneller immer mehr Neues lernen muss. Vorhandenes Wissen veraltet immer schneller und wird für neue Probleme unbrauchbar. Was früher ein ganzes Arbeitsleben lang gültig war, ist heute innerhalb von Monaten nichts mehr wert.
Klassische Weiterbildungsmaßnahmen wie Präsenzschulungen und Seminare helfen nicht weiter. Geht man heute durch Bildungsstätten und Akademien, dann hat man den Eindruck, die Zeit sei stehengeblieben. Vielleicht gibt es ein paar Kreativräume mit schicken neuen Möbeln und modernen Visulisierungsmöglichkeiten, aber eigentlich hat sich nichts geändert. Die meisten Akademien wurden von der Digitalisierung noch nicht tangiert. Klar, es gibt Gruppenarbeit und Rollenspiele aber eigentlich steht immer noch der Dozent im Mittelpunkt des Lernens und nicht die, die eigentlich wichtig sind: Die Lernenden.
Weiterbildung, wie sie in den meisten Unternehmen heute noch betrieben wird, ist ein Produkt des 20. Jahrhunderts. Sie passt genauso wenig in die heutige Welt wie die Methoden von traditionellen Firmen mit ihren auf Jahre angelegten F&E-Plänen, die von Unternehmen mit Lean-Startup-Methoden im Eiltempo überholt werden.
Zudem beschränkt sich Weiterbildung meist auf jährliche Fortbildungen oder Seminare. Das hat mehrere Nachteile: Die Qualität hängt stark vom jeweiligen Trainer ab und ist nicht konstant. Es gibt lange Vorlaufzeiten bei der Planung und Terminierung. Stellen Sie sich einmal vor, was dann vermittelt wird: Bis ein neues Seminarthema angeboten wird, ist das Thema selbst schon fast ein alter Hut. Was dann gelehrt wird, ist längst nicht mehr neu. Was noch wichtiger ist: Mit der Vermittlung von heute aktuellem Wissen ist kein Mitarbeiter in der Lage, die Probleme von morgen zu lösen. „Lebenslanges Lernen" ist ein Begriff, der mit wenig Leben gefüllt ist. Bleibt Weiterbildung auf diesem Niveau, dann ist es wie in der Geschichte von Hase und Igel: Man läuft der Entwicklung immer hinterher.
Unternehmen müssen Lernen neu denken
Unternehmen müssen in Zeiten der digitalen Transformation Lernen neu und dauerhaft organisieren, um erfolgreich zu sein. Wie aber muss Lernen heute organisiert werden? Eine Antwort finden wir – wie so oft bei Management- und Organisationsthemen – in den USA. Dort kursiert schon länger das Zauberwort EdTech. Es steht für „Educational Technologies, auf Deutsch: Bildungstechnologie. Ähnlich wie die Begriffe FinTech, InsurTech oder BioTech verweist es auf neue digitale Technologien – aber das ist noch nicht alles, EdTech bedeutet mehr. Die Definition der „Association for Educational Communications and Technology
lautet so: „Educational technology is the study and ethical practice of facilitating, learning and improving performance by creating, using, and managing appropirate technological processes and resources." (Januszewski und Molenda 2008).
Der Begriff EdTech steht nicht nur für den Einsatz neuer Technologien im Bildungssektor. EdTech umfasst auch die Art und Weise, wie man diese Technologien nutzt und dadurch besser, schneller, motivierter lernt. Dazu braucht es zwei zentrale Kompetenzen: Digitalkompetenz und Lernkompetenz.
Digitalkompetenz haben sich die Menschen in den vergangenen zehn Jahren in erster Linie im privaten Bereich erworben. Man kann den nächsten Urlaub online buchen, die Bankgeschäfte über eine App abwickeln und Informationen für die nächste Präsentation aus dem Internet herunterladen und in PowerPoint einbauen. Im internationalen Wissenswettbewerb scheidet man auf diesem Qualifikationsniveau bereits in der Vorrunde aus. 2018 lag Deutschland als viertgrößte Volkswirtschaft in Sachen Digitalkompetenz gerade einmal auf Platz 18 (vgl. IMD World Competitiveness Center 2018). Immerhin steigt die Einsicht in die Bedeutung von Digitalkompetenz in Unternehmen, wie eine Bitkom-Studie jüngst gezeigt hat. Vor allem Großunternehmen halten sie für die in Zukunft bedeutendste Fähigkeit, die Mitarbeiter mitbringen müssen – noch vor fachlichen Kompetenzen (vgl. Bitkom 2018, S. 28). Digitalkompetenz bedeutet aber nicht nur den Umgang mit Technik, sondern auch deren Gestaltung – also die Konzeption, Entwicklung und marktorientierte Einführung von innovativen Geschäftsmodellen, Anwendungen und digitalen Diensten. Weiterhin bedeutet es die Fähigkeit, mit anderen zu kommunizieren und zu kooperieren: die Kommunikation in Corporate Social Networks, das Lesen und Füllen von unternehmensinternen Wikis, das Nutzen von Chats, die Teilnahme an Video-Konferenzen gehören genauso dazu wie die digitale Kommunikation mit Kunden – und das nicht nur im Vertrieb.
Lernkompetenz bedeutet zu wissen, wie man selbstständig und im Verbund mit anderen lernt. Nur durch stetiges Weiterlernen könnten die Mitarbeiter ihr Wissen aktuell halten. Was sie lernen müssen, kann ihnen kein Manager oder Personalentwickler vorgeben, dafür sind die Anforderungen an jeden Expertenjob heute zu komplex und zu speziell. Tritt ein neues Problem auf, muss es sofort gelöst werden: „Learning on Demand". Eine Fachkraft muss in Zukunft selbst entscheiden können, was sie zu welchem Zeitpunkt lernen muss, wie sie das tut und wie sie den Lernprozess organisert. Lernkompetenz wird zu einem ganz entscheidenden Faktor für jeden Einzelnen, aber auch für Unternehmen.
Um Educational Technologies sinnvoll nutzen zu können, muss ein Unternehmen seine Mitarbeiter dabei unterstützen, Digitalkompetenz und Lernkompetenz zu erlangen. Das ist der erste Schritt. Der nächste ist: Freiräume schaffen, damit die Mitarbeiter auch wirklich lernen können – das ist auch eine Frage von Vertrauen. Immer mehr Unternehmen wollen dies tun. Sie gewähren ihnen die für digitale Bildung notwendige Zeit und sind bereit, dafür die Kosten zu übernehmen (Bitkom 2018, S. 30). Die Frage ist, wie sie das tun. Die entscheidenden weiteren Schritte für Unternehmen sind folgende: Sie müssen eine Infrastruktur schaffen, die zeitgemäßes Lernen ermöglicht. Und gleichzeitig Leitplanken setzen, damit das Lernen in die richtige Richtung geht. Sie sehen: EdTech ist weit mehr als eine Technologie. Es bedeutet, innerbetriebliche Weiterbildung und Kompetenzerwerb komplett neu zu denken und sich – wie bei Management und Führung – von hierarchischen Top-down-Strukturen zu verabschieden.
In den USA wird seit geraumer Zeit um EdTech nicht nur ein lebhafter Diskurs geführt, es wird auch sehr viel getan: Wurden 2017 in den USA knapp drei Milliarden Euro in Risikokaptal jährlich in EdTech investiert, sind es in Deutschland weniger als 200 Millionen Euro (QS Intelligence Unit 2017). Die Start-up-Szene für EdTech entwickelt sich in Deutschland nur sehr langsam, es entstehen nur wenige neue Jobs (Joblift 2018). Das ist gefährlich. Denn wenn Bildung der Schlüssel für Innovation und Produktivität ist, dann müssen die Unternehmen in Deutschland Bildung schnell neu organisieren, um nicht bald ins Hintertreffen zu geraten. Es geht dabei nicht nur um finanzielles Engagement, sondern darum, wie Lernen künftig funktionieren kann.
Trotz eines enormen Digitalisierungshypes in Deutschland gibt es hierzulande kaum neue und erfolgreiche digitale Lernkonzepte. Das hängt auch damit zusammen, dass viele Geschäftsführer und Personalentwickler nicht beurteilen können, welche Art von Weiterbildung überhaupt sinnvoll ist. Ihnen fehlt der Überblick, oder sie können die Qualität von Weiterbildungsmaßnahmen nicht einschätzen (Bitkom 2018, S. 34). Zwar gab und gibt es immer wieder Bildungsoffensiven, die einen digitalen Anstrich haben. Was dann aber als digitales Lernen verkauft wird, ist oft nicht wirklich neu und geht an der Lebensrealität und den Erwartungen derjenigen vorbei, die erreicht werden sollen. Das Nutzen von Tablet, Computer und Cloud bedeutet noch kein neues Lernkonzept. Im Gegenteil: Viele Menschen verbinden institutionell computerbasiertes Lernen mit Lernzwang und Langeweile – folglich mit dem Gegenteil erfolgreichen Lernens. Die Abbruchquoten bei solchen pseudo-digitalen Lernmethoden sind hoch. Die Möglichkeiten des Online-Lernens scheinen im Kernland der Reformpädagogik limitiert.
EdTech als ganzheitlicher Ansatz bedeutet eine riesige Chance für neue Bildung. Er umfasst neben der Technologie selbstverantwortliches, selbstorganisiertes und kollaboratives Lernen, im Gegensatz zu hierarchisch organisiertem Lernen, wie wir es noch heute von der Schule über die Uni bis zur betrieblichen Weiterbildung vorfinden.
In diesem Buch gehen wir der Frage nach, welche Lernkonzepte ins 21. Jahrhundert passen und wie sich Unternehmen, Manager und Mitarbeiter mithilfe von EdTech-Lösungen in großer Zahl fit für die Zukunft machen können. Wir möchten zeigen, wie Unternehmen sinnvoll und zielgerichtet in EdTech investieren können, um den Bildungswettlauf zu gewinnen. Wie sieht eine Infrastruktur aus, die eine perfekte Lernumgebung bietet? Was muss passieren, damit Lernen nicht nur als lästige Pflicht angesehen wird, sondern auch Spaß macht?
Die folgenden Kapitel befassen sich konkret mit folgenden Fragen:
Warum ist Lernen der Schlüssel für Innovation und Wachstum in Zeiten der Digitalisierung? (Kap. 2)
Warum war computerbasiertes Lernen in der Vergangenheit nicht erfolgreich? Welche Fehler wurden gemacht? (Kap. 3)
Wie funktioniert Lernen heute? Wie verbindet EdTech die Grundlagen klassischer Bildung mit moderner Technologie? (Kap. 4)
Wie revolutioniert EdTech eine ganz besondere Branche: den Profi-Fußball? Dazu haben wir mit dem Geschäftsführer des Bundesligisten TSG 1899 Hoffenheim gesprochen. (Kap. 5)
Was kann EdTech für Unternehmen leisten – und wie führt man digitale Lernformen im Unternehmen ein? (Kap. 6)
Was hat Lernkultur mit Unternehmenskultur zu tun? (Kap. 7)
Wie verändern sich Kompetenzmodelle durch die digitale Transformation? (Kap. 8)
Wie verändert EdTech Führung im Unternehmen? (Kap. 9)
Wie wird sich Lernen in Unternehmen langfristig verändern – und welche Rolle spielt dabei Künstliche Intelligenz? (Kap. 10)
Es gibt rund vier Millionen Führungskräfte und acht Millionen Experten in Wirtschaftsunternehmen, die alle von der digitalen Transformation betroffen sind. Etwa jeder dritte Job in Deutschland wird sich in den kommenden Jahren stark verändern (OECD 2019). Bestimmte Arbeitsplätze wird es in wenigen Jahren gar nicht mehr geben. Andere Arbeitsplätze entstehen, von denen wir heute noch gar nichts wissen. Routinetätigkeiten werden zukünftig zu 100 Prozent von Computern erledigt. Selbst akademische Tätigkeiten von Ärzten und Juristen stehen zur Disposition. Unternehmen, Angestellte wie freie Mitarbeiter stehen vor der größten Lernherausforderung in der Geschichte. Und zwar in jeder Branche. Ob produzierendes Gewerbe und Industrie oder Dienstleister: Lernen betrifft alle. Das Buch richtet sich an Unternehmer, Geschäftsführer, leitende Manager, kreative Personalentwickler und Bildungsmanager, innovative Arbeitnehmervertreter, Leiter von Digitalisierungsprojekten, Gründer und Freiberufler – und an alle, die mit betrieblicher Bildung zu tun haben.
Warum wir dieses Buch schreiben
Zurzeit erleben wir, dass die schulische und universitäre Bildung in technologiegetriebenen Unternehmen immer unwichtiger wird. Google verzichtet beim Einstellungsverfahren von neuen Mitarbeitern auf die Bewertung von formalen Studienabschlüssen und Schulnoten. Das verwunderte uns nicht mehr, als wir erfuhren, dass die Gründer führender Tech-Unternehmen Montessori-Schüler oder Studienabbrecher waren. Die Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin, Jeff Bezos von Amazon und Wikipedia-Gründer Jimmy Wales besuchten alle eine Montessori-Schule (Sims 2011), Steve Jobs brach sein Studium ab, bevor er Apple gründete, genauso wie die Microsoft-Gründer Bill Gates und Paul Allen und Facebooks Mark Zuckerberg.
Wir haben uns gefragt,