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Recht im Bereitschaftsdienst: Handbuch für Ärzte und Kliniken
Recht im Bereitschaftsdienst: Handbuch für Ärzte und Kliniken
Recht im Bereitschaftsdienst: Handbuch für Ärzte und Kliniken
Ebook898 pages6 hours

Recht im Bereitschaftsdienst: Handbuch für Ärzte und Kliniken

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About this ebook

Im Blickpunkt des Buchs stehen die Fragen, mit denen Ärzte im Rahmen ihres Notdienstes/Bereitschaftsdienstes konfrontiert sind. Angefangen bei der Pflicht zur Teilnahme am Bereitschaftsdienst werden die Themen Behandlung, Suizid, Zwangseinweisung in die Psychiatrie, Verdacht auf Kindesmisshandlung und Feststellen des Todes erläutert. Auch Fragen der Haftung, das Vorgehen im Schadensfall sowie die Abrechnung im Bereitschaftsdienst werden behandelt. Die Autorin führt zahlreiche Praxisfälle an und berücksichtigt umfassend die aktuelle Rechtsprechung.

LanguageDeutsch
PublisherSpringer
Release dateFeb 29, 2020
ISBN9783662606179
Recht im Bereitschaftsdienst: Handbuch für Ärzte und Kliniken

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    Recht im Bereitschaftsdienst - Beate Bahner

    © Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2020

    B. BahnerRecht im Bereitschaftsdiensthttps://doi.org/10.1007/978-3-662-60617-9_1

    1. Einführung und Begriffsbestimmungen

    Beate Bahner¹ 

    (1)

    Fachanwaltskanzlei BAHNER, Heidelberg, Deutschland

    1.1 Einführung

    In der gesamten Bundesrepublik Deutschland muss flächendeckend ein allgemeiner ärztlicher Bereitschaftsdienst (auch Notdienst oder Notfalldienst genannt)¹ eingerichtet sein.² Dieser ärztliche Bereitschaftsdienst wird von den 17 Kassenärztlichen Vereinigungen³ für die rund 73 Millionen gesetzlich krankenversicherten Bürger organisiert. Er dient der Sicherstellung einer ambulanten ärztlichen Versorgung in dringenden Fällen außerhalb der Sprechstundenzeiten, insbesondere nachts, an Wochenenden und an Feiertagen.⁴ Nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung wird der kassenärztliche Bereitschaftsdienst jährlich etwa 10 Millionen Mal in Anspruch genommen.⁵

    Der ärztliche Bereitschaftsdienst ist jedoch für die meisten Ärztinnen und Ärzte⁶ eine eher ungeliebte Pflicht, für manche ist er gar angstbesetzt. Dies ist durchaus nachvollziehbar, denn im Bereitschaftsdienst trifft der Arzt zumeist auf unbekannte Patienten, deren medizinische Vorgeschichte er nicht kennt. Darüber hinaus ist er in seinem beruflichen Alltag typischerweise auf bestimmte medizinische Fachgebiete spezialisiert, während er im Bereitschaftsdienst mit Beschwerden aller Art konfrontiert wird, die er richtig einordnen muss, um den Patienten fachgerecht zu behandeln. Nun läge es zwar nahe, den Bereitschaftsdienst einfach denjenigen Ärzten zu überlassen, die in diesem Bereich nicht nur kompetent sind, sondern den Bereitschaftsdienst sogar gerne versehen. Diese Möglichkeit scheidet indessen derzeit aus, da nach aktueller Rechtslage grundsätzlich alle niedergelassenen Ärzte zum Bereitschaftsdienst verpflichtet sind – unabhängig von ihrer Facharztrichtung, ihrer Erfahrung oder ihrer Kompetenz.⁷

    Das vorliegende Buch bietet einen Überblick aller rechtlichen Facetten des Bereitschaftsdienstes und soll zugleich helfen, juristische Probleme frühzeitig zu erkennen und zu vermeiden.

    Zahnärzte sind ebenfalls zum Bereitschaftsdienst verpflichtet. Das Buch richtet sich daher auch an Zahnärzte, wobei sich freilich einige Themen und Rechtsfragen im zahnärztlichen Bereich nicht stellen, wie etwa Behandlungsabbruch, Zwangseinweisung oder Leichenschau. Die grundsätzlichen Rechte und Pflichten des Zahnarztes aus dem Behandlungsvertrag sind jedoch für den Zahnarzt ebenso gültig, wie die berufsrechtliche und vertragszahnärztliche Pflicht zur Teilnahme am Bereitschaftsdienst. Das Buch richtet sich daher hinsichtlich der mit dem zahnärztlichen Bereitschaftsdienst verbundenen Rechtsfragen gleichermaßen auch an Zahnärzte, wenngleich im Folgenden zur besseren Lesbarkeit nur die Bezeichnung „Ärzte" verwendet wird.

    1.2 Uneinheitliche Sprachregelung

    1.2.1 Verwirrende Bezeichnungen

    Der Begriff „Bereitschaftsdienst " wird in Deutschland bislang nicht einheitlich verwendet. Vielmehr sind unterschiedliche Bezeichnungen gebräuchlich.⁸ So benutzen der Landesgesetzgeber, die Landesärztekammer sowie die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg die Bezeichnung „Ärztlicher Notfalldienst".⁹ Dagegen verwendet der Bundesgesetzgeber im Vertragsarztrecht den Begriff „Notdienst".¹⁰ Demgegenüber wird derzeit in elf Kassenärztlichen Vereinigungen der Begriff „Ärztlicher Bereitschaftsdienst" gebraucht (Abb. 1.1).¹¹

    ../images/300793_2_De_1_Chapter/300793_2_De_1_Fig1_HTML.png

    Abb. 1.1

    Uneinheitliche Bezeichnungen

    Alle drei Begriffe bezeichnen jedoch dieselbe Aufgabe und Zielsetzung: Die Versorgung der Patienten im Falle ihrer akuten Behandlungsbedürftigkeit ¹² außerhalb der Sprechstundenzeiten. Diese Aufgabe ist indessen streng zu trennen vom lebensbedrohlichen Notfall,¹³ in welchem der Rettungsdienst, eventuell ein Notarzt und ein Notfalltransport zur Lebensrettung oder zur Vermeidung schwerer Gesundheitsschäden schnellstmöglich erforderlich sind.¹⁴ Leider sind jedoch gerade die Bezeichnungen „Notdienst" oder „Notfalldienst" immer wieder ursächlich dafür, dass Patienten den ärztlichen Bereitschaftsdienst mit dem Rettungsdienst und dem dort integrierten rettungsdienstlichen Notarzt verwechseln.¹⁵ Dies kann dazu führen, dass lebensrettende Minuten unnötig dadurch verschwendet werden, dass zuerst versehentlich der ärztliche Bereitschaftsdienst angerufen wird, statt sofort den für lebensbedrohliche Notfälle zuständigen Rettungsdienst über die Rettungsleitstelle um Hilfe zu rufen.¹⁶

    Auch die Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs zeigt, wie verwirrend die Begrifflichkeiten sind:

    „Im Ausgangspunkt ist dem Berufungsgericht darin zuzustimmen, dass zwischen dem Notarztdienst, um den es im Streitfall allein geht, und dem allgemeinen (kassen-)ärztlichen Notfalldienst zu unterscheiden ist. Der Notfallarzt stellt im Rahmen des durch die Kassenärztlichen Vereinigungen und die Ärztekammern organisierten ambulanten Notfall- und Bereitschaftsdienstes die ambulante ärztliche Versorgung bei dringenden Behandlungsfällen in solchen Zeiträumen sicher, in denen die in freier Praxis niedergelassenen Ärzte üblicherweise keine Sprechstunden abhalten. Dagegen ist der Notarztdienst Bestandteil des Rettungsdienstes. Seine Aufgabe ist es, im organisierten Zusammenwirken mit diesem den Notfallpatienten durch notfallmedizinisch ausgebildete Ärzte ärztliche Hilfe zukommen zu lassen."¹⁷

    1.2.2 Notwendigkeit der Definition und Abgrenzung

    Wie soll es Patienten, Angehörigen oder sonst anwesenden Personen ernsthaft gelingen, zutreffend zwischen „Notarztdienst und „Notfalldienst zu unterscheiden, wenn sie aufgrund einer lebensbedrohlichen Notfallsituation im Stress sind oder gar unter Schock stehen? Man hätte sich gewünscht, dass schon der Bundesgerichtshof vor fast 30 Jahren im Interesse der Patienten eine klare sprachliche Regelung gefunden und die Bezeichnung als „Bereitschaftsdienst" gefordert hätte, anstatt sich selbst mit diesen unsinnigen und unscharfen Bezeichnungen zu mühen.

    Daher ist es zwingend erforderlich, die jeweils völlig unterschiedlichen Aufgaben und Zielsetzungen des Bereitschaftsdienstes und des Rettungsdienstes darzustellen und eine klare Abgrenzung zwischen diesen beiden Diensten zu ziehen.

    1.3 Aufgabe des Bereitschaftsdienstes

    1.3.1 Zuständigkeit für den akuten Behandlungsfall

    Aufgaben und Organisation der Bereitschaftsdienste sind in sogenannten Bereitschaftsdienstordnungen bzw. Notdienst- oder Notfalldienstordnungen geregelt.¹⁸ Es gibt landesweit 17 verschiedene Regelungen, die allesamt in jeweils aktueller Version entweder auf der Homepage der jeweiligen KV oder auf der Homepage der Autorin¹⁹ auffindbar sind. Die Angaben in diesem Buch beziehen sich auf die aktuellen Regelungen der KV Baden-Württemberg,²⁰ da die Autorin in Baden-Württemberg ansässig ist und die Bezugnahme auf jeweils 17 verschiedene Regelungen zur Unübersichtlichkeit führen würde.²¹

    Aufgabe des ärztlichen Bereitschaftsdienstes ist es, eine ambulante ärztliche Versorgung auch in den sprechstundenfreien Zeiten – insbesondere nachts, an Wochenenden und an Feiertagen – zu gewährleisten, um in dringenden Fällen, die keinen Aufschub bis zu den regulären Praxissprechzeiten dulden, eine medizinische Versorgung sicherzustellen.²² „Dringender Fall in diesem Sinne bedeutet „dringende Behandlungsbedürftigkeit.²³ Zur Abgrenzung der Situation einer dringenden Behandlungsbedürftigkeit von einer lebensbedrohlichen Notfallsituation empfiehlt sich allerdings die zutreffende Bezeichnung als akuter Behandlungsfall. Als akuter Behandlungsfall wird ein Zustand des Patienten bezeichnet, der nicht lebensbedrohlich, sondern in medizinischer Hinsicht „lediglich" behandlungsbedürftig ist, dessen Behandlung allerdings keinen Aufschub bis zum Zeitpunkt der nächsten Praxisöffnungszeit duldet, um Schmerzen zu lindern oder eine Verschlechterung des Patientenzustandes zu verhindern.²⁴ Der Bereitschaftsdienst ist nur zuständig bei akuter Behandlungsbedürftigkeit, um Schmerzen zu lindern oder eine Verschlechterung zu vermeiden.

    Das neue Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) spricht von Akutfällen.²⁵

    Im „akuten Behandlungsfall oder „Akutfall liegt also – im Gegensatz zum medizinischen Notfall – keine unmittelbare vitale Bedrohung vor. Es handelt sich lediglich um ein akut entstandenes pathologisches Geschehen.²⁶

    Beispiele für typische Akutfälle sind Atemwegsinfekte, Magen-Darm-Erkrankungen, Schmerzen am Bewegungsapparat, Bauchschmerzen, Harnwegsinfekte, grippale Infekte oder sonstiger schlechter Allgemeinzustand. In Betracht kommen auch einfache Frakturen oder Luxationen, wobei hier in jedem Fall eine Röntgenaufnahme zu fertigen ist und der Patient daher in die Klinik eingewiesen werden muss, falls im Bereitschaftsdienst keine Möglichkeit zum Röntgen vorhanden ist.

    Der Akutfall kann sich zwar im weiteren Verlauf zu einem medizinischen Notfall²⁷ entwickeln, dies ist aber eher die Ausnahme. Dennoch existiert eine gewisse Schnittmenge bei der Zuordnung als akuter Behandlungsfall oder als Notfall, da das Vorliegen eines medizinischen Notfalls bzw. das Ausmaß der Erkrankung im Vorfeld oftmals nicht eindeutig erkennbar ist. Die richtige Einordnung kann daher im Einzelfall schwierig sein und wird im Vorfeld bei der telefonischen Entgegennahme von Anrufen gelegentlich auch falsch vorgenommen, was freilich dramatische Konsequenzen haben kann.

    Der akute Behandlungsfall ist nicht lebensbedrohlich.

    Der akute Behandlungsfall kann typischerweise von den in freier Praxis niedergelassenen Ärzten bedarfsgerecht versorgt werden.²⁸ Dies erfolgt an Werktagen während der Sprechstundenzeiten in den Praxen der niedergelassenen Ärzte. Außerhalb der Sprechstundenzeiten gehört die Behandlung akuter Fälle zu den Aufgaben des Bereitschaftsdienstes. Die Dringlichkeit hängt somit von den Sprechstundenzeiten der niedergelassenen Ärzte ab und ist deswegen beispielsweise unter der Woche anders zu beurteilen als am Wochenende.²⁹ Im Gegensatz dazu hängt die höher anzusetzende Dringlichkeit des medizinischen Notfalls nicht von den Sprechstundenzeiten der niedergelassenen Ärzte ab, da ein unvorhergesehener Notfall zu jedem Zeitpunkt eintreten kann.³⁰

    1.3.2 Einsatz nur außerhalb der Sprechstundenzeiten

    Der organisierte ärztliche Bereitschaftsdienst steht abends und nachts sowie an Wochenenden und Feiertagen zur Verfügung, wenn die Praxen der niedergelassenen Ärzte üblicherweise geschlossen sind.³¹ Die Dienstzeiten im Bereitschaftsdienst variieren zwischen den einzelnen Notdienstbezirken zum Teil erheblich. In der Regel dauern sie an Werktagen von ca. 18 Uhr bis zum Folgetag um 8 Uhr. Mittwochs beginnt der Notdienst meist bereits um 13 Uhr, am Wochenende und an den gesetzlichen Feiertagen sowie am 24.12. und am 31.12. dauert der Dienst in der Regel von 8 Uhr bis 8 Uhr des Folgetages.³²

    Der ärztliche Bereitschaftsdienst gewährleistet lediglich eine medizinisch notwendige Versorgung außerhalb der Sprechstundenzeiten.

    Die Behandlung im Bereitschaftsdienst ist lediglich darauf ausgerichtet, den Patienten bis zur nächstmöglichen regulären (ambulanten oder stationären) Weiterbehandlung zweckmäßig und ausreichend zu versorgen.³³ Die Versorgung im Bereitschaftsdienst hat sich somit außerhalb der Sprechstundenzeiten auf das Notwendige zu beschränken.³⁴

    1.3.3 Abgrenzung „akuter Behandlungsfall – „Notfall

    Ein Notfall ist demgegenüber eine andere medizinische Situation als ein akuter Behandlungsfall außerhalb der üblichen Sprechstundenzeiten: Notfallpatient en sind Verletzte oder Kranke, die sich in Lebensgefahr befinden oder bei denen schwere gesundheitliche Schäden zu befürchten sind, wenn sie nicht unverzüglich die erforderliche medizinische Versorgung erhalten.³⁵ Mit einem medizinischen Notfall kann jeder Arzt in den unterschiedlichsten Situationen konfrontiert werden. Dies kann beispielsweise während einer laufenden Behandlung, im Rahmen der normalen Sprechstunde, während des Bereitschaftsdienstes oder sogar rein zufällig geschehen, wenn der Arzt in seiner Freizeit als Privatperson mit einem medizinischen Notfall konfrontiert wird.³⁶

    Der medizinische Notfall wird in der medizinischen Literatur überwiegend definiert als akuter, lebensbedrohlicher Zustand durch Störung der Vitalfunktionen ³⁷ oder durch Gefahr schwerer Gesundheitsschäden infolge von Trauma, akuter Erkrankung oder Vergiftung.³⁸ Schwere Gesundheitsschäden sind irreparable Schädigungen eines Organs oder der Verlust bzw. die dauernde Gebrauchsunfähigkeit eines für den Gesamtorganismus bedeutenden Körpergliedes. Mit der Gefahr schwerer Gesundheitsschäden sind nur die Fälle gemeint, die nicht typischerweise von den in freier Praxis niedergelassenen Ärzten bedarfsgerecht versorgt werden können.³⁹

    Ein medizinischer Notfall ist eine lebensbedrohliche oder schwer gesundheitsgefährdende Situation.

    Häufige Ursachen für einen Notfall sind plötzlich auftretende Erkrankungen, unfallbedingte Verletzungen, Vergiftungen oder plötzliche Verschlechterungen bereits bestehender gesundheitlicher Beschwerden.⁴⁰ Zum medizinischen Notfall gehört das Merkmal der Plötzlichkeit, das heißt, dass der Notfall unvermittelt und unvorhersehbar eintreten muss.⁴¹ Kennzeichen des medizinischen Notfalls ist ferner stets der immanente Zeitdruck.⁴² Allerdings verfügt jede dieser Notfallsituationen über bestimmte individuelle Sachverhaltsmerkmale, die sie von den anderen Situationen unterscheidet.⁴³

    1.3.4 Keine Kompetenz des Bereitschaftsdienstes für den „Notfall"

    Der Bereitschaftsdienst ist im lebensbedrohlichen Notfall der falsche Adressat. Denn die zum ärztlichen Bereitschaftsdienst verpflichteten Ärzte⁴⁴ sind zur fachgerechten Behandlung solcher Notfälle nicht ausgebildet⁴⁵ und daher fachlich nicht geeignet. Bei Notfallpatienten muss vielmehr der Rettungsdienst unter der allgemeinen Notrufnummer 112 gerufen werden.⁴⁶ Dieser leitet umgehend die notfallmedizinischen Maßnahmen zur Erhaltung des Lebens oder zur Vermeidung gesundheitlicher Schäden ein und macht den Patienten transportfähig, um ihn sodann unter fachgerechter Betreuung in eine für die weitere Versorgung geeignete Einrichtung zu befördern.⁴⁷

    Im Unterschied zum ärztlichen Bereitschaftsdienst ist der Rettungsdienst umfangreich notfallmedizinisch ausgestattet.⁴⁸ So verfügt der Rettungsdienst unter anderem über Defibrillator, EKG-Gerät (heute in der Regel 12-Kanal-EKG-Geräte), externen Herzschrittmacher, Notfallbeatmungsgerät, Absaugpumpe, Perfusor, Pulsoxymeter, Kapnometer, digitales Glucose-Messgerät und sämtliche notfallmedizinisch relevanten Medikamente.⁴⁹ Notfallpatienten werden in Rettungswagen transportiert, die auf Grund ihrer Ausstattung und personellen Besetzung für die Versorgung von Notfallpatienten ausgelegt sind.⁵⁰ Es gibt Notfallsituationen, in denen zusätzlich ein – für den medizinischen Notfall besonders ausgebildeter – Notarzt⁵¹ entsendet wird.

    Im medizinischen Notfall muss der Rettungsdienst unter der Telefonnummer 112 gerufen werden. Der Rettungsdienst ist Tag und Nacht dienstbereit.

    Der ärztliche Bereitschaftsdienst ist für die Versorgung von medizinischen Notfällen also nicht zuständig und folglich weder entsprechend ausgestattet noch entsprechend kompetent. Er ist daher für den „echten" Notfall nicht die richtige Anlaufstelle.⁵² Zuständig ist allein der Rettungsdienst.

    Zwar ist auch der Arzt im Bereitschaftsdienst verpflichtet, bei lebensbedrohlichen Notfällen bis zum Eintreffen des zuständigen Rettungsdienstes eine überbrückende medizinische Erstversorgung durchzuführen.⁵³ Es gilt insofern nichts anderes als für den niedergelassenen Arzt während der Sprechstundenzeiten. Grundsätzlich steht der Bereitschaftsdienst jedoch nur für den sogenannten „akuten Behandlungsfall" außerhalb der Sprechstundenzeiten zur Verfügung⁵⁴ und gerade nicht für den lebensbedrohlichen Notfall (Abb. 1.2).

    ../images/300793_2_De_1_Chapter/300793_2_De_1_Fig2_HTML.png

    Abb. 1.2

    Abgrenzung: akuter Behandlungsfall/Notfall

    1.4 Notfallrettung als Aufgabe des Rettungsdienstes

    1.4.1 Einsatz von Notärzten nur im Rettungsdienst

    Im lebensbedrohlichen Notfall muss folglich der hierfür kompetente Rettungsdienst gerufen werden. Denn die Notfallrettung ist nach dem Willen des Gesetzgebers Aufgabe des Rettungsdienstes.⁵⁵ Nur im Rettungsdienst werden speziell ausgebildete Notärzte eingesetzt.⁵⁶ Wollen Ärzte als Notärzte im Rettungsdienst tätig sein, müssen sie die Zusatzbezeichnung Notfallmedizin "⁵⁷ erlangen, die ebenso wie die Ausbildung des Rettungsfachpersonals (Rettungsassistenten, Rettungssanitäter, Rettungshelfer) eine zusätzliche notfallmedizinische Ausbildung in Theorie und Praxis erfordert.⁵⁸

    Notarzt und Arzt im Bereitschaftsdienst sind nicht dasselbe!

    Voraussetzung für den Erwerb der Zusatzbezeichnung Notfallmedizin ist in Baden-Württemberg eine mindestens zweijährige klinische Tätigkeit in einem Akut-Krankenhaus, eine mindestens halbjährige intensivmedizinische Tätigkeit, ein Weiterbildungskurs im Umfang von 80 Stunden und der Nachweis von 50 Notarzteinsätzen unter Anleitung eines erfahrenen Notarztes. Weiterhin erforderlich ist unter anderem die hinreichend sichere Beherrschung der Notfall-Intubation sowie das Legen eines Zentralen Venenkatheters und einer Thorax-Drainage.⁵⁹ Der Arbeitskreis Notfallmedizin der Ärztekammer Berlin fordert sogar die Einführung eines Facharztes für Notfallmedizin.⁶⁰

    Der „Arzt im Bereitschaftsdienst" braucht hingegen bislang keine spezifische Zusatzausbildung. Er muss sich lediglich regelmäßig fortbilden, um sich die allgemeinen medizinischen Kenntnisse zum Einsatz im Bereitschaftsdienst zu erhalten (Abb. 1.3).⁶¹

    ../images/300793_2_De_1_Chapter/300793_2_De_1_Fig3_HTML.png

    Abb. 1.3

    Unterschiedliche Qualifikationserfordernisse

    Der im Bereitschaftsdienst tätige Arzt ist also kein Notarzt. Die Bezeichnung „Notarzt" wird in Deutschland jedoch leider ebenfalls unterschiedlich gebraucht. Tatsächlich sind Notärzte nur im Rettungsdienst tätig und gerade nicht im ärztlichen Bereitschaftsdienst.⁶² Demgegenüber wird häufig in der Bevölkerung sowie in der Presse irrtümlich auch der Arzt im Bereitschaftsdienst als „Notarzt" bezeichnet.

    1.4.2 Einsatz von Rettungsdienstfahrzeugen nur im Rettungsdienst

    Der Einsatz im Rettungsdienst erfolgt mit sogenannten Rettungsdienstfahrzeugen.⁶³ Im bodengebundenen Rettungsdienst werden Krankentransportwagen⁶⁴ (KTW), Rettungswagen⁶⁵ (RTW), Notarztwagen⁶⁶ (NAW), Intensivtransportwagen⁶⁷ (ITW) und Notarzteinsatzfahrzeuge⁶⁸ (NEF) eingesetzt.⁶⁹

    Luftrettungsmittel sind z. B. Rettungshubschrauber (RTH) und Intensivtransporthubschrauber (ITH).⁷⁰ Als Wasserrettungsmittel werden in Binnengewässern (Seen und Fließgewässern) Wasser- und Motorrettungsboote (MRB), an der Nord- und Ostseeküste sowie auf dem offenen Meer Seenotrettungsboote (SRB) und Seenotrettungskreuzer (SRK) eingesetzt.⁷¹

    Sämtliche dieser Rettungsdienstfahrzeuge sind mit Rettungsgeräten⁷² und Rettungsmaterial⁷³ ausgestattet, die meisten auch mit Transportgeräten.⁷⁴

    Der Unterschied zwischen einem Rettungswagen (RTW) und einem Krankentransportwagen (KTW) besteht in der personellen Besetzung:⁷⁵

    Ein KTW muss mindestens mit einem Rettungssanitäter besetzt sein.⁷⁶

    Im RTW hingegen muss mindestens ein Rettungsassistent ⁷⁷ oder ein Notfallsanitäter ⁷⁸ im Dienst sein.⁷⁹

    Im KTW und im RTW ist indessen kein Notarzt im Einsatz. Vielmehr ist die Begleitung durch ausgebildetes Rettungsfachpersonal oftmals ausreichend.⁸⁰

    Der Arzt im Bereitschaftsdienst verfügt demgegenüber grundsätzlich nicht über ein Rettungsdienstfahrzeug, sondern fährt – falls er Hausbesuche unternimmt – meist mit seinem eigenem PKW, der abgesehen von der mitgeführten Arzttasche keine weitere besondere Ausstattung hat.

    1.4.3 Notfallindikationen für den Einsatz des Rettungsdienstes

    Die Bundesärztekammer hat für den „echten" Notfall einen Notarzt-Indikationskatalog als „Handreichung für Telefondisponenten in Bereitschaftsdienstzentralen und Rettungsleitstellen" beschlossen, da einheitliche Kriterien für die Entscheidung über einen Notarzteinsatz bei Notfallpatienten von großer Bedeutung sind.⁸¹ Einige Bundesländer haben jeweils einen eigenen „Indikationskatalog für den Notarzteinsatz" erstellt.⁸²

    1.4.3.1 Notfallbezogene Indikationen

    Nach dem „Indikationskatalog für den Notarzteinsatz" der Bundesärztekammer muss in folgenden Situationen der Rettungsdienst gerufen werden:

    schwerer Verkehrsunfall mit Hinweis auf Personenschaden

    Sonstiger Unfall mit Schwerverletzten

    Unfall mit Kindern

    Brände/Rauchgasentwicklung mit Hinweis auf Personenbeteiligung

    Explosions-, thermische oder chemische Unfälle, Stromunfälle mit Hinweis auf Personenbeteiligung

    Strom- und Blitzunfälle

    Wasserunfälle, Ertrinkungsunfälle, Eiseinbruch

    Maschinenunfall mit Einklemmung

    Verschüttung

    drohender Suizid

    Sturz aus Höhe (≥ 3 m)

    Schuss-/Stich-/Hiebverletzungen im Kopf-, Hals- oder Rumpfbereich

    Geiselnahme, Amoklage und sonstige Verbrechen mit unmittelbarer Gefahr für Menschenleben

    unmittelbar einsetzende oder stattgefundene Geburt

    Vergiftungen mit vitaler Gefährdung

    1.4.3.2 Indikationen für den zusätzlichen Einsatz eines Notarztes

    Nur bei Verdacht auf fehlende oder deutlich beeinträchtigte Vitalfunktion ist nach dem Indikationskatalog der Bundesärztekammer in folgenden Situationen zusätzlich zum Rettungspersonal noch ein Notarzt einzusetzen (Abb. 1.4):

    ../images/300793_2_De_1_Chapter/300793_2_De_1_Fig4_HTML.png

    Abb. 1.4

    Indikationen für Notarzteinsatz

    1.4.3.3 Keine Indikationen für den Notarzteinsatz

    Demgegenüber ist beispielsweise nach dem Notarzt-Indikationskatalog Bayern ein Notarzteinsatz bei folgenden Ausschlusskriterien nicht erforderlich (Abb. 1.5):⁸³

    ../images/300793_2_De_1_Chapter/300793_2_De_1_Fig5_HTML.png

    Abb. 1.5

    Keine Indikationen für Notarzteinsatz

    In diesen Fällen kann – in Abhängigkeit vom Einzelfall (z. B. bei chronischen Schmerzen ohne plötzliche Verschlechterung) – ein Rettungsdiensteinsatz auch nur mit Rettungssanitätern ganz entbehrlich sein. Ausreichend ist in diesen Situationen das Aufsuchen des Bereitschaftsdienstes oder der Hausbesuch durch den Arzt im Bereitschaftsdienst, falls die Beschwerden außerhalb der üblichen Sprechstundenzeiten eintreten oder sich verschlechtern.

    1.4.4 Unterschiedliche Trägerschaft und Organisation

    Der Rettungsdienst ist nicht Aufgabe der Kassenärztlichen Vereinigungen und damit auch nicht Aufgabe der niedergelassenen Ärzte, sofern nicht das Landesrecht in den einzelnen Bundesländern ausdrücklich etwas anderes vorsieht.⁸⁴

    In Baden-Württemberg und den meisten anderen Bundesländern sind die Kassenärztlichen Vereinigungen daher nicht zur Sicherstellung der notärztlichen Versorgung im Rahmen des Rettungsdienstes verpflichtet.

    In Bayern⁸⁵ und in Sachsen-Anhalt⁸⁶ wird der Rettungsdienst allerdings auch von der KV sichergestellt.

    Rechtsgrundlage für die Organisation des Rettungsdienstes sind die landesrechtlichen Rettungsdienstgesetze und die dazugehörigen Ausführungsvorschriften.⁸⁷

    In Baden-Württemberg werden der Rettungsdienst und die rettungsdienstliche Notarztversorgung von Hilfsorganisationen wie Deutsches Rotes Kreuz (DRK), Feuerwehr, Malteser Hilfsdienst (MHD), Johanniter Unfall-Hilfe (JUH), Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) oder Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) sichergestellt.⁸⁸ Diese Organisationen sind aufgrund entsprechender Vereinbarungen mit dem Innenministerium Baden-Württemberg Träger des Rettungsdienstes und zu dessen Durchführung berechtigt und verpflichtet.⁸⁹

    In den anderen Bundesländern ist der Rettungsdienst eine Aufgabe der kommunalen Selbstverwaltung. Träger des Rettungsdienstes sind die Landkreise bzw. die kreisfreien Städte oder sog. (Rettungs-)Zweckverbände, die mehrere Gebietskörperschaften umfassen.⁹⁰ Diese Rettungsdienstträger können die Durchführung des Rettungsdienstes an Leistungserbringer übertragen (z. B. an die Hilfsorganisationen ASB, DRK, JUH, MHD) oder den Rettungsdienst selbst durchführen (z. B. mit der Berufsfeuerwehr oder mit kommunalen Rettungsdienst(gesellschaft)en). Üblicherweise stellen die Akutkrankenhäuser in den jeweiligen Rettungsdienstbereichen die dort eingesetzten Notärzte an die rettungsdienstlichen Leistungserbringer.⁹¹

    Allerdings wird derzeit diskutiert, den Rettungsdienst vollständig zu reformieren, als eigenen Leistungsbereich in das System der Gesetzlichen Krankenversicherung zu integrieren, bundesweit zu vereinheitlichen und damit die Länderkompetenz zu entziehen.⁹² Ein Gesetzentwurf lag zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses allerdings noch nicht vor.

    Demgegenüber ist der ärztliche Bereitschaftsdienst ureigenste Aufgabe aller niedergelassenen Ärzte⁹³ und wird typischerweise von den KVen und den Ärztekammern bzw. deren Unterorganisationen organisiert.⁹⁴

    1.5 Notwendigkeit einer einheitlichen Sprachregelung

    1.5.1 Zwingende Verwendung des Begriffs „Bereitschaftsdienst"

    Verwechslungen der Patienten können aufgrund der in Abschn. 1.2.1, S. 32 ff. beschriebenen Begriffsverwirrungen wegen des damit verbundenen Zeitverlustes (insbesondere bei Herzinfarkten und bei reanimationspflichtigen Patienten) lebensgefährlich bzw. sogar tödlich sein. Die Autorin plädiert daher eindringlich dafür, die Begriffe „Ärztlicher Notfalldienst oder „Ärztlicher Notdienst abzuschaffen und bundesweit einheitlich den für alle Patienten und Angehörige verständlichen Begriff „Ärztlicher Bereitschaftsdienst" zu verwenden. Gerade wenn es um die Gesundheit und das Leben der Patienten geht, muss für alle Patienten in allen Bundesländern sofort klar und bekannt sein, wer für welche Situation der richtige Ansprechpartner ist. Dies ist gegenwärtig jedoch nicht der Fall, da es für dieselbe ärztliche Institution drei verschiedene und damit verwirrende Begriffe gibt.

    Nur der Begriff „Bereitschaftsdienst" beschreibt zutreffend die tatsächlichen Gegebenheiten und medizinisch begrenzten Möglichkeiten, die einem Arzt im Bereitschaftsdienst zur Behandlung außerhalb der Sprechstundenzeiten zur Verfügung stehen. Der Bereitschaftsdienst ist nämlich gerade kein Rettungs- oder Notdienst und insbesondere auch nicht mit hierfür spezialisierten Notärzten und Notfallgeräten ausgestattet. Vielmehr sind – wie später noch eingehend dargestellt wird – alle niedergelassenen Ärzte jeglicher Fachrichtung zum Bereitschaftsdienst verpflichtet, selbst wenn sie hierfür keine besonderen Kompetenzen aufweisen, sondern seit Jahren oder Jahrzehnten nur in ihrem spezifischen Fachgebiet tätig sind (z. B. als Hautarzt, als HNO-Arzt oder als psychotherapeutisch tätiger Arzt).⁹⁵

    Der Bereitschaftsdienst bietet daher lediglich eine überbrückende medizinische Versorgung für „nur" akut behandlungsbedürftige Fälle außerhalb der regulären Sprechstunden. Die im lebensbedrohlichen Notfall erforderliche notfallmedizinische Versorgung kann der Bereitschaftsdienst indessen gerade nicht leisten.

    Zur Vermeidung lebensgefährdender Irrtümer ist ein bundesweit einheitlicher Sprachgebrauch zwingend notwendig.

    Ebenso sollte auch der im Bereitschaftsdienst tätige Arzt keinesfalls als Notfallarzt", „Notdienstarzt" oder als „Notarzt " bezeichnet werden. Denn auch dies impliziert eine potenziell lebensgefährliche Verwechslung mit dem im Rettungsdienst tätigen und besonders ausgebildeten Notarzt. Der im ärztlichen Bereitschaftsdienst tätige Arzt sollte daher nur als „Arzt im Bereitschaftsdienst" oder als „Arzt in Bereitschaft" oder kurz als „Bereitschaftsarzt" bezeichnet werden (Abb. 1.6).

    ../images/300793_2_De_1_Chapter/300793_2_De_1_Fig6_HTML.png

    Abb. 1.6

    Mögliche Bezeichnungen für Arzt im Bereitschaftsdienst

    Im Übrigen ist der Begriff „Bereitschaftsdienst (ebenso wie der Begriff „Rufbereitschaft) als Bezeichnung für abgeschwächte Formen der Arbeitsleistung bereits hinlänglich bekannt und außerhalb der regelmäßigen Arbeitszeit unter anderem auch in Krankenhäusern gebräuchlich. Auch im Arbeitsrecht werden je nach Intensität der Beanspruchung abnehmend folgende Stufen der Arbeitsleistung unterschieden: Volle Arbeitstätigkeit, Arbeitsbereitschaft, Bereitschaftsdienst, Rufbereitschaft, volle Arbeitsruhe.⁹⁶

    1.5.2 Appell zur bundesweiten Bezeichnung als „Bereitschaftsdienst"

    Die nach Ansicht der Autorin zutreffende, nicht irreführende Bezeichnung als „Bereitschaftsdienst" wird derzeit (nur) von den folgenden elf Kassenärztlichen Vereinigungen verwendet:

    Bayern

    Berlin

    Brandenburg

    Hessen

    Mecklenburg-Vorpommern

    Niedersachsen

    Rheinland-Pfalz

    Saarland

    Sachsen

    Sachsen-Anhalt

    Thüringen

    Auch in der Literatur wird von einigen Autoren zutreffend der Begriff „Bereitschaftsdienst in Abgrenzung zum „Notfalldienst/„Rettungsdienst" verwendet.⁹⁷

    Seit der Erstveröffentlichung dieses Werks im Jahre 2013 haben immerhin fünf weitere Kassenärztliche Vereinigungen den zutreffenden Begriff „Bereitschaftsdienst" eingeführt. Folgende sechs Kassenärztliche Vereinigungen führen demgegenüber bislang noch die verwechslungsträchtige Bezeichnung „Notdienst oder „Notfalldienst:

    Baden-Württemberg

    Bremen

    Hamburg

    Nordrhein

    Schleswig-Holstein

    Westfalen-Lippe

    Hiermit appelliert die Autorin dringend an diese sechs Kassenärztlichen Vereinigungen zur Abschaffung der irreführenden Bezeichnung als „Notdienst oder „Notfalldienst und zur schnellstmöglichen Einführung der einzig zutreffenden Bezeichnung „Ärztlicher Bereitschaftsdienst und „Arzt im Bereitschaftsdienst.

    Denn es ist eine schwere Fehleinschätzung, anzunehmen, dass alle Bürger und Patienten tatsächlich wissen, dass sie im „richtigen" Notfall – also bei einer lebensbedrohlichen Situation – gerade nicht den „Notfalldienst" oder den „Notdienst", sondern (über die zuständige Leitstelle) den Rettungsdienst anrufen müssen. Die Autorin ist davon überzeugt, dass der größere Anteil der Bürger und Patienten im Gegenteil gerade davon ausgeht, auch bei lebensgefährlichen Situationen den „Not(fall)dienst anrufen zu können, um dort sofortige kompetente notfallmedizinische Behandlung zu erlangen. Denn der Begriff „Not impliziert ja gerade die besondere und gefahrenträchtige Situation.⁹⁸ Genau dies ist jedoch falsch und fatal!

    Nur der Begriff „Bereitschaftsdienst" bezeichnet zutreffend die begrenzten Behandlungsmöglichkeiten außerhalb der Sprechstundenzeiten.

    Auch die von der Bundesärztekammer verwendete Bezeichnung „Ärztlicher Notfalldienst in § 26 Musterberufsordnung für Ärzte muss als „Vorbildfunktion für die Landesärztekammern dringend in „Ärztlicher Bereitschaftsdienst" geändert werden. Dasselbe gilt für die vom Bundesgesetzgeber ebenfalls unzutreffend verwendete Bezeichnung als „Notdienst" in § 75 SGB V.

    Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KVB) hingegen verwendet erfreulicherweise den zutreffenden Begriff „Bereitschaftsdienst. Sie sollte die Kassenärztlichen Vereinigungen daher dringend zur einheitlichen Bezeichnung als „Bereitschaftsdienst auffordern.

    Die Bezeichnung „Notfallpraxis " kann und darf ausnahmsweise nur dann verwendet werden, wenn der Bereitschaftsdienst an ein Krankenhaus angegliedert ist und dieses aufgrund seiner Infrastruktur und seiner personellen Besetzung (z. B. nachts) tatsächlich in der Lage ist, auch einen lebensbedrohlichen Notfall unverzüglich und fachgerecht zu versorgen.⁹⁹

    1.5.3 Einheitliche Rufnummer „116 117" für den Bereitschaftsdienst

    Die Europäische Kommission hat die Telefonnummer „116 117" als einheitliche europäische Rufnummer bestimmt, unter der Patienten den Ärztlichen Bereitschaftsdienst erreichen können. Daraufhin hat die Kassenärztliche Bundesvereinigung den Zuschlag der Bundesnetzagentur erhalten, um mit den Kassenärztlichen Vereinigungen die bundeseinheitliche Bereitschaftsdienstnummer in Deutschland einzurichten und bereitzustellen.¹⁰⁰ Der ärztliche Bereitschaftsdienst ist seit dem 16. April 2012 unter der bundesweit einheitlichen Nummer 116 117 erreichbar. Im Jahre 2017 haben bereits über 6,5 Millionen Anrufer diese Nummer in Anspruch genommen.¹⁰¹

    EU-weite Telefonnummer für den Bereitschaftsdienst: 116 117

    Es ist sehr zu begrüßen, dass für den Ärztlichen Bereitschaftsdienst – wie schon für den Rettungsdienst mit der Telefonnummer 112 – eine europaweit einheitliche Telefonnummer eingeführt wurde. Die Einführung dieser Nummer kann sehr zur Verbesserung einer schnellen Hilfe durch den Bereitschaftsdienst und zur noch effizienteren Durchführung von Rettungsmaßnahmen durch den Rettungsdienst beitragen.¹⁰² Voraussetzung ist freilich, dass schon am Telefon entsprechend qualifiziertes Fachpersonal zur Verfügung steht, das durch richtiges Telefonmanagement den lebensbedrohlichen Notfall vom akuten Behandlungsfall abzugrenzen weiß, um sodann die richtigen weiteren Maßnahmen zu empfehlen.¹⁰³

    Durch das neue Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) soll die Nummer 116 117 bis spätestens Januar 2020 mit den Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen zusammengelegt werden.¹⁰⁴ Nach einem standardisierten Einschätzungsverfahren wird der Patient an die richtige Stelle vermittelt. Wenn die medizinische Ersteinschätzung ergibt, dass sich der Patient möglichst schnell bei einem Arzt vorstellen sollte, wird innerhalb von 24 Stunden ein Termin vermittelt.¹⁰⁵ Die einheitliche Rufnummer 116 117 bietet darüber hinaus für die zum Bereitschaftsdienst eingeteilten Ärzte in haftungsrechtlicher Hinsicht erhebliche Vorteile: Denn die unter der Nummer 116 117 erreichbaren Ärzte im Bereitschaftsdienst sind für die zutreffende Einordnung als lediglich „akuter Behandlungsfall oder als „echter lebensbedrohlicher Notfall nun nicht mehr verantwortlich. Anders ist dies, wenn sie mit eigenem Personal den Bereitschaftsdienst versehen, etwa in der eigenen Praxis.¹⁰⁶

    1.5.4 Begrifflichkeiten in diesem Buch

    Die Autorin wird weitestgehend den von ihr dringend empfohlenen Begriff „Bereitschaftsdienst" bzw. ergänzend die Bezeichnungen „Arzt im Bereitschaftsdienst" oder „Bereitschaftsarzt verwenden. Es werden sich jedoch auch weiterhin die Begriffe „Notdienst und „Notfalldienst" finden, wenn und soweit sich diese Begriffe in Rechtsnormen oder Urteilen finden und wortgetreu übernommen wurden. Hierfür werden die Leserinnen und Leser um Verständnis gebeten.

    1.6 Aktuelle Situation und Reformpläne

    1.6.1 Die Not- und Akutversorgung in Zahlen

    Die Anlaufstellen der Notaufnahmen in Krankenhäusern und des ärztlichen Bereitschaftsdienstes werden durch falsche oder unnötige Inanspruchnahme erheblich fehl- und mehrbelastet: Nach den bei den Kassenärztlichen Vereinigungen abgerechneten Fallzahlen wurden 2009 insgesamt 18,3 Millionen ambulante Notfälle jährlich behandelt, 2015 waren es bereits 19,0 Millionen. Dieser Anstieg verteilt sich allerdings nicht gleichmäßig auf den Bereitschaftsdienst und die Notfallambulanzen: Vielmehr ist die Anzahl der Notfälle im kassenärztlichen Bereitschaftsdienst in diesem Zeitraum um 15 % gesunken, die der Notfallambulanzen hingegen um 42 % angestiegen!¹⁰⁷

    Jüngste Zahlen aus Versichertenbefragungen der KBV zeigen, dass sich im Jahr 2019 für ärztliche Hilfe außerhalb der Sprechstundenzeiten 42 % der Befragten direkt in das Krankenhaus begeben, 23 % an den Rettungsdienst wenden und (nur) 26 % den ärztlichen Bereitschaftsdienst aufsuchen.¹⁰⁸ Dabei zeigen Erhebungen aus den Wartebereichen der Notfallambulanzen, dass nur rund 28 % der dort untersuchten Notfälle auch zeitkritisch waren – mehr als die Hälfte aller Notaufnahmen benötigte also keinesfalls eine dringende Behandlung. Die gefühlte Dringlichkeit der Patienten selbst lag im Schnitt im jeweils mittleren Bereich.¹⁰⁹

    Es werden verschiedene Gründe für das ungerechtfertigte Aufsuchen der Notfallambulanzen aufgeführt. Häufig wird grundsätzliche Unkenntnis von der Existenz der ärztlichen Bereitschaftsdienste genannt: Aus einer Versichertenbefragung der KBV ergibt sich, dass im Schnitt nur 19 % aller Befragten Versicherten überhaupt von der Existenz des ärztlichen Bereitschaftsdienstes und der Rufnummer 116 117 wissen.¹¹⁰ Hinzu kommt die Erwartungshaltung der Patienten gegenüber den Notfallambulanzen im Krankenhaus beim zeitlichen Ablauf der Untersuchung und Behandlung.¹¹¹ Erhebungen aus 2016 zeigten, dass Ängste und der Wunsch nach schneller Abklärung von gesundheitlichen Problemen, sowie lange Wartezeiten auf Facharzttermine die Patienten zum Gang in die Notaufnahme motivieren.¹¹²

    Als Reaktion hierauf bieten die Kassenärztlichen Vereinigungen bereits seit 2016 regional Terminservicestellen an, um den Patienten einen zeitnahen Termin zu einem Facharzt zu vermitteln. Das am 11. Mai 2019 in Kraft getretene Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) soll nun eine noch schnellere Vermittlung garantieren, etwa durch Maßnahmen wie verpflichtende, offene Facharztsprechstunden oder durch finanzielle Anreize für Ärzte zur Aufnahme neuer Patienten. Ab Januar 2020 sollen die Terminservicestellen auch unter 116 117 erreichbar sein.¹¹³

    1.6.2 Ausblick: Reform der Notfallversorgung

    Künftig sollen Gemeinsame Notfallleitstellen (GNL) die Verteilung der Patienten in medizinischen Notsituationen übernehmen, um die Problematik der Einteilung des Akutfalls als Notfall oder als ambulanter Behandlungsfall und die anschließende Zuweisung an die entsprechenden Behandler besser vornehmen zu können. Diese Gemeinsame Notfallleitstellen sollen sowohl unter der Telefonnummer 112 als auch unter 116 117 erreichbar sein und eine qualifizierte Ersteinschätzung (sog. Triage) leisten, auf deren Grundlage der Patient dann an die entsprechende Versorgungsstelle vermittelt wird.¹¹⁴ Im Juli 2019 hat das Bundesministerium für Gesundheit unter Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) einen entsprechenden Diskussionsentwurf zur Reform der Notfallversorgung vorgelegt.¹¹⁵ Ein entsprechender Gesetzesentwurf lag zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses allerdings noch nicht vor.

    Neben einer gemeinsamen Leitstelle sollen in bestimmten Krankenhäusern zukünftig sog. integrierte Notfallzentren (INZ) als erste Anlaufstelle für den Patienten errichtet werden. Die Auswahl der Krankenhäuser treffen die Länder nach entsprechender Bedarfsplanung. Die INZ sollen jederzeit zugänglich und zur Triage qualifiziert sein, sowie eine angemessene Erstversorgung leisten können. In dieser zentralen Anlaufstelle („Ein-Tresen-Prinzip") sollen der ärztliche Bereitschaftsdienst und die zentralen Notaufnahmen integriert werden. Hierbei sollen schon bestehende, im Krankenhaus errichtete Bereitschaftsdienstpraxen in ein INZ überführt werden.

    Schließlich soll der Rettungsdienst als eigenständiger Leistungsbereich im Recht der GKV geregelt werden.¹¹⁶ Da die Versorgung am Notfallort und die Rettungsfahrt derzeit separate Leistungen darstellen, soll dem Problem der bisher nicht vergüteten Notfallversorgung vor Ort begegnet werden, um Leerfahrten zu vermeiden.¹¹⁷

    Die sogenannte „intersektorale Zusammenarbeit" in Form einer gemeinsamen Anlaufstelle zur Ersteinschätzung wird zwar grundsätzlich begrüßt und als Schnittstellenoptimierung aufgefasst. Allerdings lehnen sowohl die KBV als auch die Kliniken die Etablierung einer neuen, eigenständigen Versorgungseinheit ab. Angestrebt wird vielmehr die Optimierung bereits existierender Versorgungsstrukturen. Der Vorsitzende der KBV Andreas Gassen forderte daher dazu auf, die bereits bestehenden Bereitschaftsdienstpraxen sinnvoll in die neuen Strukturen zu integrieren.¹¹⁸ In Bezug auf die anstehende Rahmengesetzgebung wird ein großer Gestaltungsspielraum für die an der Versorgung Beteiligten gefordert. Der Marburger Bund hat insoweit gemeinsam mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung sogenannte „Gütekriterien für eine gemeinsame Anlaufstelle in der Notfallversorgung" aufgestellt und im Juni 2019 veröffentlicht.¹¹⁹

    Auch wenn die Notfallversorgung reformiert wird, bleibt der Bereitschaftsdienst zur Versorgung von Akutfällen außerhalb der Sprechzeiten auch künftig bestehen. Ärzte sind daher auch in Zukunft zum Bereitschaftsdienst verpflichtet und müssen über die damit verbundenen Rechte und Pflichten informiert sein.

    Fußnoten

    1

    Vgl. zur Begrifflichkeit und zum Plädoyer für die bundesweit einheitliche Einführung des Begriffs „Bereitschaftsdienst" nachfolgendes Abschn. 1.2, S. 34 ff.

    2

    § 75 Abs. 1 S. 2 SGB V i. V. m. dem Sicherstellungsauftrag der KVen.

    3

    Jedes Bundesland hat eine KV, in Nordrhein-Westfalen gibt es 2 KVen (Nordrhein und Westfalen-Lippe).

    4

    Vgl. hierzu näher Abschn. 1.3, S. 36 ff.

    5

    Vgl. Pressemitteilung der KBV vom 10.10.2017 unter https://​www.​kbv.​de/​html/​2017_​31420.​php.

    6

    Die Autorin bittet um Verständnis dafür, dass sie zur besseren Lesbarkeit die traditionell maskulinen Bezeichnungen „Arzt bzw. „Ärzte verwendet.

    7

    Vgl. zur Teilnahmepflicht und zu den Befreiungsmöglichkeiten Kap. 3, S. 81 ff.

    8

    Vgl. hierzu auch Bahner, ZMGR 04/2019, S. 148 ff.; kritisch ebenso Lippert, § 26, Rn. 16.

    9

    § 31 Abs. 1 S. 2 HBKG BaWü, § 26 BO Ärzte BaWü, NFD-O KVBW 2018. Früher war allerdings auch in Baden-Württemberg die Bezeichnung „Bereitschaftsdienst" üblich.

    10

    § 75 Abs. 1 S. 2 SGB V.

    11

    Vgl. hierzu Abschn. 1.5.2, S. 52.

    12

    Vgl. zur Definition des akuten Behandlungsfalls Abschn. 1.3.1, S. 36.

    13

    Vgl. zur Definition des Notfalls Abschn. 1.3.3, S. 39.

    14

    Vgl. hierzu Abschn. 1.4, S. 42.

    15

    Vgl. auch Killinger, S. 5, Rn. 4 und S. 16, Rn. 24, der im weiteren Verlauf seiner profunden Arbeit allerdings leider selbst bei diesen verwirrenden Begriffen verbleibt.

    16

    So die Erfahrung des früher in der Kanzlei der Autorin tätigen Anwaltskollegen Dennis Lentz (vgl. Literaturverzeichnis) aus dessen langjähriger Tätigkeit als Rettungssanitäter.

    17

    BGH, Urt. v. 12.11.1992 – III ZR 178/91.

    18

    Vgl. hierzu näher Abschn. 2.​1.​2, S. 60.

    19

    Vgl. www.​beatebahner.​de.

    20

    NFD-O KVBW 2018.

    21

    Die Leserinnen und Leser aus anderen Bundesländern werden hierfür um Verständnis gebeten.

    22

    Vgl. Präambel der NFD-O KVBW 2018 und § 26 Abs. 2 MBO.

    23

    Vgl. BGH, Urt. v. 12.11.1992 – III ZR 178/91.

    24

    Vgl. Killinger, S. 55, Rn. 100 m. w. N.

    25

    § 75 Abs. 1a S. 3 Nr. 3 SGB V. Das Gesetz ist am 11.05.2019 in Kraft getreten.

    26

    Vgl. Killinger, S. 54, Rn. 99 m. w. N.

    27

    Vgl. zur Definition des Notfalls nachfolgendes Abschn. 1.3.3, S. 39 f.

    28

    Vgl. Killinger, S. 55, Rn. 100 m. w. N.

    29

    Vgl. Killinger, S. 55, Rn. 100.

    30

    Killinger, S. 55, Rn. 100.

    31

    Die Einrichtung eines Bereitschaftsdienstes entbindet den behandelnden Arzt jedoch nicht von seiner Verpflichtung, für die Betreuung seiner Patienten zu sorgen, wie es deren Krankheitszustand erfordert, vgl. Präambel der NFD-O KVBW 2018.

    32

    Vgl. für BaWü § 3 Abs. 3 NFD-O KVBW 2018.

    33

    Vgl. hierzu näher Abschn. 5.​3.​1, S. 141 f.

    34

    Vgl. § 1 Abs. 4 NFD-O KVBW 2018. Es ist somit auch im Bereitschaftsdienst das sogenannte Wirtschaftlichkeitsgebot gem. § 12 SGB V einzuhalten, vgl. hierzu ausführlich Bahner, Honorarkürzungen, S. 23 ff.

    35

    § 1 Abs. 2 S. 2 RDG BaWü; vgl. auch Killinger, S. 39, Rn. 67 mit weiteren eingehenden Ausführungen zur Definition des Notfallpatienten auf Basis der verschiedenen Landesgesetze und der medizinischen sowie rechtlichen Literatur; Lentz, S. 444.

    36

    Vgl. zur Unterscheidung zwischen einer sogenannten „primären Notfall-Lage, die sich als Notfall noch vor Beginn der Behandlung ereignet, und einer sogenannten „sekundären Notfall-Lage, die während einer laufenden Behandlung als unvorhergesehene Überraschungssituation eintritt, Killinger, S. 63, Rn. 112.

    37

    Vitalfunktionen sind die Körperfunktionen zur Sicherung der Lebensvorgänge des Organismus. Dazu gehören im engeren Sinne die Atmung und Herz-Kreislauffunktion und im weiteren Sinne die höheren Funktionen (Bewusstsein). Die Vitalfunktionen werden durch folgende fünf Funktionskreise (auch Vitalfunktionen zweiter Ordnung) unmittelbar beeinflusst: das Bewusstsein, den Wasser- und Elektrolythaushalt, den Wärmehaushalt, die Nierenfunktion und den Säure-Basen-Haushalt, vgl. Pschyrembel, S. 2261 unter „Vitalfunktionen".

    38

    Pschyrembel, S. 1513 unter „Notfall, medizinischer".

    39

    Vgl. Killinger, S. 42, Rn. 77. Zu weiteren verschiedenen Definitionen des medizinischen Notfalls s. Killinger, S. 23, Rn. 34 ff.

    40

    Luxem/Kühn/Runggaldier, S. 154. Vgl. zu den Notfallindikationen Abschn. 1.4.3, S. 46 ff.

    41

    Killinger, S. 43, Rn. 78.

    42

    Killinger, S. 63, Rn. 10 m. w. N.

    43

    Killinger, S. 63, Rn. 111; vgl. zu den Besonderheiten der Notfallsituation im Zusammenhang mit dem Haftungsmaßstab Kap. 14, S. 317 ff.

    44

    Vgl. hierzu Kap. 3, S. 81 f.

    45

    Vgl. hierzu nachfolgendes Abschn. 1.4.1, S. 42 f.

    46

    Vgl. hierzu Abschn. 1.4, S. 42 ff.

    47

    Vgl. § 1 Abs. 3 S. 1 RDG BaWü.

    48

    Allerdings gibt es auch bei der Ausstattung des Rettungsdienstes und der jeweiligen Rettungswagen regional erhebliche Unterschiede und Standards.

    49

    Vgl. Luxem, S. 449.

    50

    Die Ausstattung von Rettungswagen bzw. weiteren Rettungsmitteln (vgl. hierzu Abschn. 1.4.2, S. 44) ist jedoch regional sehr unterschiedlich.

    51

    Vgl. zum Notarzteinsatz nachfolgendes Abschn. 1.4.1, S. 42.

    52

    So auch Killinger, S. 42, Rn. 77.

    53

    Vgl. zur Zusammenarbeit des Bereitschaftsdienstes mit dem Rettungsdienst ausführlicher Abschn. 6.​3, S. 154 ff.; vgl. auch Rieger „Rettungsdienst".

    54

    Vgl. hierzu vorheriges Abschn. 1.3.1, S. 36 f.

    55

    Vgl. für BaWü § 1 Abs. 1 S. 1 RDG: „Aufgabe des Rettungsdienstes ist die Sicherstellung einer bedarfsgerechten Versorgung der Bevölkerung mit Leistungen der Notfallrettung und des Krankentransports zu sozial tragbaren Benutzungsentgelten."

    Gegenstand des Krankentransportes ist es, „anderen Kranken, Verletzten oder sonst Hilfebedürftigen nötigenfalls Erste Hilfe zu leisten und sie unter fachgerechter Betreuung zu befördern", vgl. § 1 Abs. 3 S. 1 RDG BaWü. Nicht zum Krankentransport gehört die Beförderung von kranken Personen, die während der Beförderung keiner medizinisch-fachlichen Betreuung bedürfen (Krankenfahrten), § 1 Abs. 3 S. 2 RDG BaWü. Die Notfallrettung – je nach konkretem Einzelfall mit oder ohne Notarzt – und der qualifizierte Krankentransport bilden in der Bundesrepublik Deutschland somit die beiden Säulen des Rettungsdienstes. Die rettungsdienstlichen Organisationseinheiten absolvieren jährlich mehr als 10 Millionen Einsätze, vgl. Lentz, S. 446.

    56

    Vgl. zu den rechtlich zu differenzierenden Anforderungen eines Notarztes im Hinblick auf den „Facharztstandard" Killinger, S. 207, Rn. 361 ff.

    57

    Früher: Fachkunde „Rettungsdienst".

    58

    Vgl. weiter Lentz, S. 457.

    59

    Vgl. für BaWü die Regelungen in der WBO unter Abschnitt C, Zusatzweiterbildungen, Notfallmedizin, abgedruckt im Anhang, S. 421.

    Die Voraussetzungen zum Erwerb der Zusatzqualifikation „Notfallmedizin" unterscheiden sich aufgrund landesrechtlicher Zuständigkeit von Bundesland zu Bundesland im Detail. Zur Erhöhung der Anforderungen an den Fachkundenachweis und zu den damit verbundenen Auswüchsen und Konsequenzen vgl. die Kritik bei Lippert, § 26, Rn. 20, 21.

    60

    Er benennt hierfür zehn Gründe, vgl. Mißlbeck, S. 15.

    61

    Vgl. zur Fortbildungspflicht für den Bereitschaftsdienst Abschn. 3.​2.​1, S. 89.

    62

    In manchen Bundesländern – u. a. in Baden-Württemberg – gibt es gelegentlich Ausnahmen von diesem Grundsatz, weil der ärztliche Bereitschaftsdienst und der Rettungsdienst in bestimmten Notdienstbezirken aufgrund besonderer Vereinbarung mit der Kassenärztlichen Vereinigung, den Krankenkassen und den Rettungsdienstträgern von einem Arzt in Personalunion durchgeführt wird. Freilich muss dieser Arzt dann auch die Qualifikation zum Notarzt besitzen, die jährlichen Fortbildungen absolvieren und auf ein Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) mit rettungsdienstlicher Ausstattung entsprechend dem Rettungsdienstgesetz zurückgreifen können. Vgl. zur gesetzlich neu vorgesehenen Möglichkeit der Anbindung an den Rettungsdienst Abschn. 2.​3.​1, S. 70 f.

    63

    Vgl. Lentz, S. 448.

    64

    Krankentransportwagen sind konstruiert und ausgerüstet für Patienten, die keine Notfallpatienten sind, vgl. Lentz, S. 449.

    65

    Rettungswagen sind für die erweiterte Behandlung, den Transport und die Überwachung eines Patienten konstruiert und ausgerüstet. Sie dienen der Herstellung und Aufrechterhaltung der Transportfähigkeit von Notfallpatienten vor und während der Beförderung, vgl. Lentz, S. 449.

    66

    Notarztwagen sind zur Erstversorgung, zum Transport und zur Überwachung eines Patienten konstruiert und ausgerüstet vgl. Lentz, S. 449.

    67

    Intensivtransportwagen sind Krankenkraftwagen zur Durchführung von Patiententransporten unter intensivmedizinischen Bedingungen. Die Ausstattung eines ITW geht noch einmal deutlich über die eines RTW/NAW hinaus, vgl. näher Lentz, S. 449.

    68

    Ein Notarzteinsatzfahrzeug dient der schnellen Heranführung des Notarztes und der medizinisch-technischen Ausrüstung an den Einsatzort, vgl. näher Lentz, S. 450.

    69

    Vgl. hierzu weiter Lentz, S. 449.

    70

    Vgl.

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