Mehr Erfolg im Technischen Vertrieb: 15 Schritte, die Sie voranbringen
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Book preview
Mehr Erfolg im Technischen Vertrieb - Dirk Preußners
Teil I
Schritte zu Ihrem Vertriebserfolg
© Springer Fachmedien Wiesbaden 2015
Dirk PreußnersMehr Erfolg im Technischen Vertrieb10.1007/978-3-658-05066-5_1
1. Wie Sie Ihren Vertrieb sehen sollten, um Erfolge zu steigern
Dirk Preußners¹
(1)
Kaiserstr. 31, 80801 München, Deutschland
Dirk Preußners
Email: dp@preussners.de
Vertrieb sagen, Bedarfsdeckung meinen
Gewinnen oder nur nicht verlieren
Kästchendenken in der Praxis
Nur Profis sorgen für Profit
Fokus
Kunden erobern
Grundsatz-Einstellung klären
Vertriebshindernisse ausmachen
Verbesserungen erkennen und umsetzen
Vertrieb sagen, Bedarfsdeckung meinen
Wenn ich mit Fach- und Führungskräften über das Thema Vertrieb spreche, setzen sie in der Regel die Bedarfsdeckung mit Vertrieb gleich. Ein fataler Irrtum. Die reine Bedarfsdeckung, sprich ein Kunde sendet eine Anfrage und der Vertrieb erarbeitet ein Angebot in der Hoffnung, einen Auftrag zu bekommen, ist kein Vertrieb, sondern bestenfalls die Abarbeitung von Anfragen. Vertrieb fängt da an, wo der Kunde noch gar nichts über Sie, Ihr Unternehmen und Ihre Produkte weiß. Zum späteren Zeitpunkt kommt dann die eigentliche Vertriebsarbeit. Nämlich dann, wenn der Kunde nein sagt. Kunden müssen nicht nur akquiriert, sondern auch überzeugt und erobert werden.
Der Vertrieb ist Dreh- und Angelpunkt des Unternehmenserfolgs!
Die wahren Erfolge erfahren Sie, indem Sie über den Tellerrand schauen und bisher verdeckte Bereiche aufdecken und nutzen. Wenn Sie nur das tun, was alle in Ihrer Branche tun, dann bekommen Sie auch nur das, was alle bekommen. Nehmen Sie die Herausforderung an: Verbessern Sie Ihren Vertrieb.
Bemerkenswert ist, dass heutzutage der Umsatz sehr stark im Mittelpunkt der Unternehmen steht, obwohl Umsatz allein tatsächlich nichts aussagt. Gerade im Technischen Vertrieb kann man mit kleinen Umsätzen und hohen Deckungsbeiträgen eine Menge Geld verdienen. Umgekehrt gilt allerdings auch: Mit hohen Umsätzen kann man sehr wenig Geld verdienen und sogar Geld verlieren. Hier gibt es beispielsweise Unternehmen, die mit jedem Euro Umsatz ein Minus machen. Weniger wäre in dem Fall mehr. Sicher nicht auf Dauer, aber über einen kurzen Zeitraum. In einer solchen Situation muss frühzeitig gegengesteuert werden.
Die meisten vertreiben so, wie sie schon immer vertrieben haben, wünschen sich aber gleichzeitig eine erhebliche Verbesserung sowie eine Abgrenzung zum Wettbewerb. Doch Erfolg ist kein Selbstläufer. Oft muss man neue Wege gehen, um zu erfahren, ob diese in der Praxis den gewünschten Erfolg bringen. Und auch, wie wertvoll neue Ideen sind, zeigt sich erst in der Umsetzung.
Gewinnen oder nur nicht verlieren
Um Verbesserungen im Technischen Vertrieb zu erreichen, sollte man sich vorab über seine Grundeinstellung in Bezug auf Chancen und Risiken im Klaren sein. Wie im „richtigen Leben zeigt sich auch im Technischen Vertrieb, dass die einen leben, während die anderen nur existieren. Ein gewaltiger Unterschied. Deshalb müssen Sie sich im Technischen Vertrieb bei jedem Projekt fragen, ob Sie nur dabei sein oder mitspielen wollen. Wenn Sie nur dabei sein wollen, so sind die Erfolgsaussichten sehr gering. Und selbst wenn Sie mitspielen, so darf die innere Haltung keinesfalls „nur nicht verlieren wollen
sein. Nein, die innere Haltung muss sein: „Ja, ich spiele mit und ich will gewinnen."
Alle, die nur dabei sind oder mitspielen, um nicht zu verlieren, werden vertrieblich gesehen nur Zufallstreffer landen. Das gilt ebenfalls für alle, die nicht herausfinden, worin sie besser werden müssen, um ihre Vertriebserfolge zu steigern. Der Klassiker aus der Praxis ist, dass zahlreiche Unternehmen ihre ohnehin hoch entwickelten Produkte immer weiter verbessern, um die Vertriebsergebnisse zu optimieren. Ein Vorgehen, das dem eines Patienten ähnelt, der sich in den Finger geschnitten hat, das Bein mit Salbe behandelt und sich wundert, dass die Schnittwunde am Finger nicht heilt.
Führen Sie eine gründliche Diagnose durch und finden Sie das Schmerzzentrum, bevor Sie mit der Therapie beginnen!
Vertriebserfolge lassen sich nicht durch eine große Aktion steigern. Nur in der Summe vieler kleiner Verbesserungen steckt das Potenzial! Das Patentrezept, um Erfolge im Technischen Vertrieb zu steigern, gibt es nicht.
Einen Auftrag zu bekommen, ist harte Arbeit, aber nicht schwer.
Sollte es doch schwer sein, einen Auftrag zu bekommen, können verschiedene Faktoren dafür verantwortlich sein:
Das Produkt ist nicht marktgerecht – nicht oder falsch positioniert.
Die Planzahlen sind zu hoch angesetzt.
Es mangelt dem Vertrieb an Begeisterung für die Vertriebsaufgaben.
Der Vertriebsleiter ist unfähig.
Die Vertriebsmitarbeiter sind unfähig.
Es mangelt dem Vertrieb an Entscheidungsfreiheit.
Woran es sehr selten liegt:
an der schlechten wirtschaftlichen Lage,
an fehlenden potenziellen Kunden,
an hohen Preisen.
Kästchendenken in der Praxis
Branchen, Märkte und Produkte ändern sich im Laufe der Jahre, und dem muss mit einer kontinuierlichen Anpassung der Organisation Rechnung getragen werden. Das starre Festhalten an eingeführten Strukturen führt dagegen dazu, wertvolles Potenzial zu verschenken, und damit auch mögliche Verbesserungen der Vertriebserfolge.
Die Praxis aber zeigt, dass Organisationen häufig starr sind und selten angerührt werden. Zum einen, weil man denkt, dass sie sich, so wie sie sind, bewährt haben, und sich auch weiter bewähren werden. Zum anderen, weil eine Änderung der Organisation eine Änderung der Zuständigkeiten und der Kompetenzen mit sich führt. Ein Dilemma im Technischen Vertrieb. Um sich dem Missmut von langjährigen Mitarbeitern nicht stellen zu müssen, bleibt alles beim Alten. Nicht der Markt und der Kunde stehen im Mittelpunkt, sondern die Mitarbeiter. Einer der Hauptgründe, warum oftmals alles beim Alten bleibt, oder – schlimmer noch – die Kästchen im Organigramm um die Mitarbeiter gezogen werden, statt die Mitarbeiter in die Kästchen zu setzen – um es einmal salopp zu beschreiben.
Erfahrungsbericht
Die Vertriebsabteilung eines Herstellers für Kompressoren besteht aus einem Vertriebsleiter und acht Vertriebsingenieuren. Der Vertriebsleiter ging in den Ruhestand. Als Nachfolger wurde einer der Vertriebsingenieure ausgewählt, der für sein arrogantes Verhalten innerhalb der Gruppe bekannt war.
Die Vertriebsmitarbeiter weigerten sich, den auserkorenen Mitarbeiter als neuen Vertriebsleiter zu akzeptieren. Man entschied sich, einen externen Vertriebsleiter zu finden. Als der für die Vertriebsleiterposition vorgesehene Mitarbeiter davon hörte, drohte er mit Kündigung, da er unbedingt Gruppenleiter werden wollte. Aus Angst, einen Vertriebsprofi zu verlieren, der gute Vertriebserfolge erzielte, entschloss man sich, ihm ein Kästchen als Gruppenleiter in die Organisation zu ziehen: ein Gruppenleiter ohne Gruppe.
Wie dieses Beispiel zeigt, sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Angst jedenfalls ist ein schlechter Berater und ein echtes Hindernis im Prozess notwendiger Veränderungen. Wie dem auch sei, das Kästchen gibt es wahrscheinlich heute noch.
Überdenken Sie deshalb Ihre Vertriebsorganisation und fragen Sie sich, wie Sie sich und Ihre Mannschaft aufstellen würden, hätten Sie freie Hand. Weicht Ihre Lösung von der jetzigen Organisation ab, dann sollten Sie aktiv werden und Ihre Vertriebsorganisation optimieren.
Nur Profis sorgen für Profit
Nahezu jeder Vertriebsmitarbeiter – ganz gleich ob Fach- oder Führungskraft – sieht sich als Vertriebsprofi. So steht es schließlich auch auf seiner Visitenkarte und im Organigramm. Doch die professionelle, aktive Tätigkeit im Technischen Vertrieb setzt bestimmte Eigenschaften und Fähigkeiten voraus, die über Erfolg und Misserfolg entscheiden. Sollten Sie Vertriebsmitarbeiter in Ihrem Team haben, die von ihren Eigenschaften und Fähigkeiten her keine Vertriebler sind, empfiehlt sich dringend eine Umstrukturierung Ihrer Organisation. Jemand, der ungerne mit Kunden in Kontakt ist und diese nicht mit Freude überzeugen will, wird nur selten Erfolge erzielen. Besetzen Sie die Positionen in Ihrem Vertriebsbereich möglichst entsprechend der jeweiligen Eignung Ihrer Mitarbeiter. Alle Beteiligten – inklusive Ihrer Kunden – werden damit glücklicher sein!
Praxistipp
Wenn Sie nicht die geeigneten Mitarbeiter in Ihrer Vertriebsmannschaft haben, dann müssen Sie erst einmal intern – in Ihrem Unternehmen – klar Schiff machen, bevor Sie Vertriebssteigerungen extern – im Markt – erreichen können.
Sie brauchen im Vertrieb Jäger und keine Bauern. Der Jäger zieht kraftvoll jeden Morgen in die weite Welt und ist erst zufrieden, wenn er Beute gemacht hat. Der Bauer verlässt sein Anwesen nur selten, versorgt sein Vieh und bestellt seine Felder. Es geht nicht darum, was richtig oder falsch ist, sondern darum, dass ein Jäger andere Eigenschaften benötigt als ein Bauer. Technischer Vertrieb ist kein Einzelhandelsgeschäft, zu dem die Kunden hinfahren, sich den Einkaufswagen vollpacken und an der Kasse zahlen. Und Laufkundschaft gibt es auch nicht.
Sie können Vertriebsmitarbeiter nicht motivieren. Entweder man ist Vertriebler und von sich aus motiviert oder nicht.
Wir sollen uns im Vertrieb nicht alle lieb haben, sondern ordentlichen Umsatz mit hohem Deckungsbeitrag generieren. Dafür bekommen wir unser Geld. Entweder eine Führungskraft hat ihren Vertrieb im Griff oder nicht. Vergessen Sie alle Motivationsversuche à la „Klettergarten & Co.". Investieren Sie lieber in die Neukundenakquisition und/oder in die Rekrutierung neuer, motivierter Vertriebsmitarbeiter.
Verbesserungen umsetzen
Wie viele Aufträge erhalten Sie im Jahr durch Bedarfsdeckung?
Wie viele Aufträge generieren Sie durch „echte" Vertriebsarbeit?
Welche Maßnahmen zur Steigerung Ihrer Vertriebserfolge haben Sie in den letzten drei Jahren umgesetzt?
Welche Veränderungen haben Sie damit ausgelöst?
Welche konkreten Verbesserungen können Sie bis wann umsetzen?
© Springer Fachmedien Wiesbaden 2015
Dirk PreußnersMehr Erfolg im Technischen Vertrieb10.1007/978-3-658-05066-5_2
2. Wie Sie Ihren Kunden zeigen, dass Sie Experte sind
Dirk Preußners¹
(1)
Kaiserstr. 31, 80801 München, Deutschland
Dirk Preußners
Email: dp@preussners.de
Sich als Lösungsfinder positionieren
Was bieten Sie, was Wettbewerber nicht bieten?
„Nur Innovationen bringen uns weiter."
Interview mit Dietrich Eberhardt, Kaeser Kompressoren GmbH, Coburg
Fokus
Vom Generalisten zum Spezialisten
Vom Lieferanten zum Lösungsanbieter
Alleinstellungsmerkmale für den Kunden
Grundlage für die Durchsetzung hoher Preise
Sich als Lösungsfinder positionieren
Die Frage, die jedem Kunden direkt durch den Kopf geht, wenn er Sie, Ihr Unternehmen und Ihre Produkte noch nicht kennt, ist: Warum sind Sie besser als der Wettbewerb und was habe ich als Kunde davon? – Um Alleinstellungsmerkmale herauszuarbeiten, sollten Sie Ihren Wettbewerb genau kennen. Ebenso wichtig ist, dass Sie wissen, wie Sie sich im Markt positionieren.
Die Zeiten, in denen Allrounder und Generalisten gefragt waren, sind vorbei. Wer heute noch alles anbietet und keinen Schwerpunkt hat, der wird vom Markt kaum als kompetenter Lösungsanbieter wahrgenommen. Gesucht sind vielmehr Spezialisten. Nachvollziehbar, oder? Denn wo gehen Sie hin, wenn Sie seit Wochen Ohrenschmerzen haben? Zum Allgemeinmediziner um die Ecke oder zum Hals-Nasen-Ohren-Arzt? Wenn Sie sich einen Swimmingpool für Ihren Garten kaufen, kontaktieren Sie dann eine Baufirma, die sich auf Swimmingpools spezialisiert hat, oder eine Baufirma, deren Schwerpunkt Mülldeponien sind, die sich aber zutraut, einen Swimmingpool zu bauen? – Ganz klar. Wir tendieren zum Spezialisten. Und als solcher müssen Sie vom Markt wahrgenommen werden. Positionieren Sie sich als Lösungsfinder und bieten Sie klaren Kundennutzen. Grenzen Sie sich von Ihren Wettbewerbern ab. Gehen Sie messerscharf mit Ihrem Leistungsangebot in den Markt. Orientieren Sie sich an Ihren Kunden und finden Sie heraus, worin deren größter „Engpass" besteht. Mit anderen Worten:
Was suchen Ihre Kunden, was sie noch nicht bekommen? Beantworten Sie bitte für sich folgende Fragen im Hinblick auf Ihre Kernkompetenz:
Was ist der größte „Engpass" meiner Zielgruppe?
Wie kann ich diesen „Engpass" für meine Kunden beseitigen?
Welche Forderungen stellt meine Zielgruppe, auf die nur ich als Anbieter eingehen kann?
Ändern Sie nicht gleich Ihre Produkte. Ändern Sie zuallererst die Wahrnehmung Ihrer Kunden in Bezug auf Ihre Produkte. Diese kaufen schließlich keine Produkte, sondern Lösungen und den daraus resultierenden Nutzen. Soll heißen: Jemand, der eine Klimaanlage kauft, kauft eigentlich keine Klimaanlage, sondern einen klimatisierten Raum.
Welche Vorteile, Nachteile, Parallelen, Einzigartigkeiten im Vergleich zum Wettbewerb haben Sie? Erst wenn Sie sich darüber im Klaren sind, können Sie sich auf Ihre Einzigartigkeiten, sprich Alleinstellungsmerkmale und Ihren Nutzen für den Kunden konzentrieren.
Insbesondere Unternehmen, die sich noch im Markt etablieren müssen, oder neu entstandene Profitcenter innerhalb einer Unternehmensstruktur sollten beim Markteintritt mit einem neuen Produkt berücksichtigen: Gehen Sie hoch spezialisiert in den Markt. Je spezialisierter, desto besser. Je spitzer Sie in den Markt gehen, desto stärker nimmt man Sie als Experte wahr. Erst wenn Sie etliche Kunden haben, können Sie bei diesen (aber nur bei diesen!) etwas in die Breite gehen und Ihre