Voice-Marketing: Der Siegeszug der digitalen Assistenten
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Der Siegeszug der Steuerung durch Sprache – auch von komplexen Systemen und Prozessen – ist nicht zu stoppen. Denn Innovationen werden von den Nutzern immer dann gerne angenommen, wenn neue Lösungen mit einem hohen Maß an Bequemlichkeit einhergehen, und das ist hier der Fall: Statt eines Keyboards oder eines Touchscreens wird zur Eingabe das verwendet, worüber die meisten Menschen auch ohne weitere technische Hilfsmittel verfügen: die Sprache. Alle Unternehmen sollten deshalb frühzeitig prüfen, welche Anforderungen des Voice-Marketings zu berücksichtigen sind und wie es genutzt werden kann. Die Autoren arbeiten heraus, wie Sie Ihr Unternehmen schon heute auf den Einsatz von Voice und der digitalen Assistenten vorbereiten können. Dabei werden nicht nur die Handlungsnotwendigkeiten verdeutlicht, sondern auch konkrete How-to-Ideen vermittelt.
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Book preview
Voice-Marketing - Ralf T. Kreutzer
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020
R. T. Kreutzer, D. Seyed VousoghiVoice-Marketingessentialshttps://doi.org/10.1007/978-3-658-29474-8_1
1. „Mobile First" – Der Siegeszug der digitalen Assistenten
Ralf T. Kreutzer¹ und Darius Seyed Vousoghi²
(1)
Königswinter, Deutschland
(2)
Michendorf, Deutschland
Ralf T. Kreutzer (Korrespondenzautor)
Email: kreutzer.r@t-online.de
Darius Seyed Vousoghi
Email: darius.seyed@t-online.de
Die Welt, in der wir leben, verändert sich immer schneller. Das Internet – Dreh- und Angelpunkt der modernen Welt – existiert erst seit gut 20 Jahren. Das erste iPhone, heute für viele Milliarden Nutzer ein tagtäglicher Begleiter, wurde erst im Jahr 2007 auf den Markt gebracht. Smartphones dominieren die Kommunikation weltweit – und die Unternehmen müssen sich diesen veränderten Nutzungsgewohnheiten anpassen. Deshalb haben die Marketing-Experten rund um den Globus inzwischen gelernt, dass Mobile First angesagt ist. Da die große Mehrheit der Nutzer Websites heute mobil ansteuert, darf ein Internetauftritt nicht mehr vorrangig für den Desktop (Big Screen) konzipiert werden, sondern muss sich am Small Screen der Tablets und vor allem der Smartphones orientieren.
Jetzt stehen wir am Beginn des Zeitalters der digitalen Assistenten. Hinter einem digitalen Assistenten (auch virtuelle Assistenten oder Sprachassistent genannt) verbirgt sich eine Software, die auf NLP (Natural Language Processing) basiert – einem Anwendungsbereich der Künstlichen Intelligenz (KI). NLP versetzt einen digitalen Assistenten in die Lage, gesprochene Sprache zu verstehen, zu verarbeiten und in gesprochener Sprache zu antworten (vgl. Kreutzer und Sirrenberg 2019, S. 28–35). Hierdurch entsteht ein neues Phänomen, mit dem sich alle Marketing-Verantwortlichen – eher früher als später – intensiv beschäftigen sollten: Voice-Search. Deshalb heißt es jetzt schon Voice First – und bald vielleicht sogar Voice Only!
Wichtig
„Sprache ist das neue Tippen oder Wischen." (Classen 2019, S. 20).
Welche Bedeutung Amazon, Google und weitere Hersteller der Entwicklung von digitalen Assistenten beimessen, wird an deren aktuellen Angeboten deutlich. Apple startete schon früh mit dem digitalen Assistenten Siri, allerdings ohne diese Anwendung frühzeitig umfassend aufzuzeigen. Das übernahm Amazon mit Amazon Echo bzw. mit Alexa, wie der Aktivierungsruf für den digitalen Assistenten bei Amazon lautet. Hier wurde erstmals das umfassende Anwendungsspektrum der digitalen Assistenten sichtbar. Anschließend folgten weitere Anbieter wie Google mit Google Assistant, Microsoft mit Cortana sowie Samsung mit Bixby. Alle verfolgten das gleiche Ziel: einen wichtigen, vielleicht sogar marktdominierenden Trend nicht zu verschlafen. Gleiches gilt für die Vorherrschaft im asiatischen Raum, in dem die drei Tech-Giganten Alibaba, Xiaomi und Baidu den Markt vorerst beherrschen.
Die Bekanntheit der digitalen Assistenten sowie deren Nutzungsintensität zeigt Abb. 1.1. Für diese Studie wurden 2019 in Deutschland 1006 Personen der deutschen Wohnbevölkerung im Alter von 18 bis 69 Jahren befragt (vgl. Splendid Research 2019). Bei der Nutzung der digitalen Assistenten dominiert momentan Google Assistant, gefolgt von Amazons Alexa und Apples Siri. Bei der Bekanntheit hat Amazons Alexa aufgrund der frühen Markteinführung immer noch die Nase vorne. Es bleibt offen, ob die anderen Anbieter zur Spitzengruppe aufschließen werden – oder als Late Mover vom Markt verschwinden werden.
../images/492996_1_De_1_Chapter/492996_1_De_1_Fig1_HTML.pngAbb. 1.1
Bekanntheit und Nutzung verschiedener Sprachassistenten in Deutschland 2019 – in % (Frage: Welche der folgenden digitalen Assistenten für Sprachsteuerung kennen bzw. nutzen Sie? n = 1006).
(Quelle: Splendid Research 2019)
Es stellt sich die Frage nach den regelmäßig genutzten Funktionen der digitalen Assistenten. Eine Studie von Statista (2019a) hat hierzu 579 deutsche Internetnutzer ab 18 Jahren befragt. In Abb. 1.2 wird deutlich, dass „Musik abspielen" heute an erster Stelle der Nutzung steht. Aber schon auf 2. Platz steht „Suchergebnisse erhalten", wozu auch „Wetterbericht erhalten" gezählt werden kann. Das Thema „Produkte bestellen" findet sich heute erst auf dem 12. Rang wieder.
../images/492996_1_De_1_Chapter/492996_1_De_1_Fig2_HTML.pngAbb. 1.2
Regelmäßig genutzte Funktionen virtueller Assistenten – in % (Frage: Welche der Funktionen Ihres virtuellen Assistenten benutzen Sie regelmäßig? n = 579).
(Quelle: Statista 2019a)
Interessant ist auch die Frage nach der Steuerung von Haushaltsgeräten über digitale Assistenten.
Hierzu hat Statista (2019b) 105 deutsche Internetnutzer ab 18 Jahren befragt. Abb. 1.3 zeigt, dass hierbei „intelligente Lichter, „Smart Speaker
sowie „Multiroom-Unterhaltungssysteme" die Einsatzfelder dominieren. Bei Smart Speakern handelt es sich um einen schnell wachsenden globalen Markt von Lautsprechersystemen mit einem integrierten digitalen Assistenten. Eine Besonderheit dieser intelligenten Lautsprecher ist, dass diese auf Spracheingaben der Nutzer ausgelegt sind und standardmäßig über kein Ausgabedisplay verfügen. Teilweise werden jetzt allerdings auch Bildschirme integriert, um Bilder und Videos zu präsentieren.
Abb. 1.3
Über digitale Assistenten gesteuerte Geräte – in % (Frage: Welche Geräte in Ihrem Haushalt steuern Sie mit Ihrem virtuellen Assistenten? n = 105).
(Quelle: Statista 2019b)
In diesem Kontext kommt dem Konzept des Smart Homes eine besondere Bedeutung zu. Im Kern handelt es sich beim Smart Home um ein nach innen und außen umfassend vernetztes Wohnumfeld. Nach außen ist auf jeden Fall eine Vernetzung mit dem Internet vorhanden (ggf. auch zu einem Smart Grid der Energieversorger). Nach innen können – je nach Technikbegeisterung der Bewohner – unterschiedlichste Geräte und Prozesse mit dem Internet verbunden sein (vgl. Abb. 1.4; vgl. auch Bendel 2019). Durch die Verknüpfung der unterschiedlichen Geräte steigern sich die Anwendungsbereiche und bieten einen höheren Komfort. Den wichtigsten Treiber für die Akzeptanz von Smart Homes stellt auch hier die Bequemlichkeit der Nutzer dar. Schließlich können diese Anwendungen über das Internet – meist über Apps auf mobilen Geräten – bedient werden. So können die folgenden Funktionen innerhalb einer Wohnung von jedem an das Internet angeschlossenen Ort dieser Welt gesteuert werden (vgl. Kreutzer und Sirrenberg 2019, S. 201–207):
../images/492996_1_De_1_Chapter/492996_1_De_1_Fig4_HTML.pngAbb. 1.4
Beispiel eines Smart Homes.
(Quelle: o. V. 2017)
Steuerung der Helligkeit der Wohnung
Regulierung der Temperatur, ggf. sogar umfassender des Klimas der Wohnung
Einstellen der Lautstärke von Radio, TV und anderen Sound-Systemen
Überwachung des Kinderzimmers (so durch Web-Cams)
Kochprozesse in der Küche (bspw. Anstellen des Backofens, der Kaffeemaschine u. Ä.)
Einblick in den