Theoretische Ansätze der Personalwirtschaft: Ein Überblick
By Dirk Lippold
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Dirk Lippold erläutert in der 2., überarbeiteten Auflage des essentials die Grundzüge der allgemeinen theoretisch-konzeptionellen Ansätze des Personalmanagements sowie spezifischer, um neue Führungsansätze ergänzter Konzeptionen, die ausschließlich bestimmte Teilbereiche des Personalmanagements betreffen. Das Verständnis solcher zentralen Ansätze, die von grundlegender Bedeutung für das Management und seine Gestaltungsmöglichkeiten sind, stellt eine wesentliche Voraussetzung für eine fundierte akademische Ausbildung in einem betrieblichen Funktions- oder Marktbereich dar. Diese Maxime gilt in ganz besonderer Weise auch für das Personalmanagement.
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Theoretische Ansätze der Personalwirtschaft - Dirk Lippold
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019
Dirk LippoldTheoretische Ansätze der Personalwirtschaftessentialshttps://doi.org/10.1007/978-3-658-26089-7_1
1. Sachlich-systematische Grundlegung
Dirk Lippold¹
(1)
Berlin, Deutschland
Dirk Lippold
Email: dirk@dialog-lippold.de
Für das Verständnis der Zusammenhänge und Wirkungsweisen in der Personalwirtschaft sind solche gedanklichen Gebilde von Bedeutung, die geeignet sind, Phänomene der Realität zu erklären. Diese Gedankenkonstrukte, die als Theorien bezeichnet werden, stellen Aussagen über Ursache-Wirkungsbeziehungen dar und dienen der Identifizierung allgemeiner Gesetzmäßigkeiten (vgl. Kuß 2013, S. 47).
Allerdings konnte eine umfassende Theorie der Personalwirtschaft bislang nicht vorgelegt werden. Da man sie aufgrund der besonderen Struktur und Komplexität personalwirtschaftlicher Aktionen wohl auch kaum erwarten kann, „… hat es mehrere Versuche gegeben, die Probleme der Personalwirtschaft mit Hilfe von fachfremden, zunächst in anderen Wirtschaftsbereichen entwickelten Theorien neu zu ordnen und in heuristischer Form vereinzelt auch neu zu lösen" (Drumm 2000, S. 14).
Unter diesen (fachfremden) Theorieansätzen, die von grundlegender Bedeutung für die Personalwirtschaft sind, lassen sich ökonomische und verhaltenswissenschaftliche Ansätze unterscheiden.
Ökonomische Ansätze mit Bezug zur Personalwirtschaft befassen sich vorwiegend mit alternativen Personalbeschaffungs- und Personalbindungsentscheidungen im Hinblick auf ihre Erfolgsauswirkungen.
Verhaltenswissenschaftliche Ansätze betrachten in erster Linie kognitive Prozesse, d. h. die Reaktionen der Beschäftigten auf verschiedene Aktivitäten des Personalmanagements. Im Gegensatz zu den ökonomischen Theorien befassen sich die verhaltenswissenschaftlichen Ansätze nicht mit den Erfolgsaussichten von personalwirtschaftlichen Maßnahmen, sondern mit den Wechselwirkungen zwischen den Aktivitäten des Personalmanagements und dem Verhalten der Beschäftigten. Dabei leisten austauschtheoretische Ansätze und motivationstheoretische Ansätze einen besonderen Erklärungsbeitrag.
Sowohl die ökonomischen als auch die verhaltenswissenschaftlichen Erklärungsansätze zählen zu den allgemeinen theoretisch-konzeptionellen Ansätzen der Personalwirtschaft, weil sie sich in der Regel auf mehrere Personal-Aktionsfelder beziehen. Daneben existiert eine Reihe von spezifischen Erklärungsansätzen, die lediglich für bestimmte Teilaspekte der Personalwirtschaft relevant sind. Dazu zählen vornehmlich Ansätze zu den Aspekten der Personalführung.
Führungstheoretische Ansätze, die auch als klassische Führungsansätze bezeichnet werden, befassen sich schwerpunktmäßig mit der Frage, wie Führungserfolg erklärt und wie gute Führung erreicht werden kann.
New Work-Ansätze, die aufgrund disruptiver Organisationsumgebung, Digitalisierung und veränderter Bedürfnisse neuer Generationen Hochkonjunktur haben, ermöglichen dagegen eine breitere Perspektive auf Führung, indem sie den Interaktionsprozess zwischen Führungskräften und Mitarbeitern, die Bedeutung der Mitarbeiter und den organisationalen Kontext stärker in den Vordergrund rücken. Allerdings lassen sich die New Work-Führungsansätze nur bedingt den führungstheoretischen Ansätzen zuordnen, denn die Beweise einer Ursache-Wirkungsbeziehung zur Identifizierung allgemeiner Gesetzmäßigkeiten stehen noch aus.
Abb. 1.1 gibt einen Überblick über die wichtigsten theoretisch-konzeptionellen Ansätze, die eine grundlegende Bedeutung für die Personalwirtschaft haben.
../images/339489_2_De_1_Chapter/339489_2_De_1_Fig1_HTML.pngAbb. 1.1
Theoretisch-konzeptionelle Ansätze mit Relevanz für die Personalwirtschaft
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019
Dirk LippoldTheoretische Ansätze der Personalwirtschaftessentialshttps://doi.org/10.1007/978-3-658-26089-7_2
2. Ökonomische Ansätze
Dirk Lippold¹
(1)
Berlin, Deutschland
Dirk Lippold
Email: dirk@dialog-lippold.de
Zu den ökonomischen Ansätzen zählt vor allem die erst seit geraumer Zeit in der Personalwirtschaft behandelte (Neue) Institutionenökonomik. Im Gegensatz zur neoklassischen Theorie befasst sich die Institutionenökonomik (engl. Institutional economics) mit der Unvollkommenheit realer Märkte und mit den Einrichtungen (Institutionen), die zur Bewältigung dieser Unvollkommenheit geeignet sind. Institutionen sind gewachsene oder bewusst geschaffene Einrichtungen, die quasi die Infrastruktur einer arbeitsteiligen Wirtschaft bilden. Märkte, Unternehmen, Haushalte, Dienst-/Werkverträge und Gesetze sind ebenso Institutionen wie Handelsbräuche, Kaufgewohnheiten, Geschäftsbeziehungen oder Netzwerke (vgl. Kaas 1992, S. 3).
Vereinfachend werden hier die Ansätze folgender Teildisziplinen behandelt:
Ansätze der Neuen Institutionenökonomik mit der Theorie der Verfügungsrechte, der Prinzipal-Agent-Theorie und der Transaktionskostentheorie sowie der
Ressourcenbasierter Ansatz.
2.1 Ansätze der Neuen Institutionenökonomik
2.1.1 Theorie der Verfügungsrechte
Die Theorie der Verfügungsrechte (engl. Property-Rights-Theory) setzt sich mit der Regelung von Handlungs- und Verfügungsrechten über Ressourcen auseinander. Als Verfügungsrecht gilt jede Art von Berechtigung, über Ressourcen zu verfügen. Die elementarste Form des Verfügungsrechts ist das Eigentum. Die Theorie besagt, dass nicht die physischen Eigenschaften eines Gutes, sondern die bestehenden Rechte an diesem Gut und seiner Nutzung für dessen Wert und Austauschrelation maßgeblich sind. Somit beschäftigt sich dieser Ansatz, der gegenüber dem Kauf (mit dem Übergang des Eigentumsrechts) deutlich differenzierter ist, mit der Übertragung von Rechten, ein Gut zu benutzen, dessen Form zu verändern, sich den Ertrag aus der Nutzung zu sichern und die genannten Rechte zu veräußern (vgl. Gümbel und Woratschek 1995,