Digital Learning: Was es ist und wie es praktisch gestaltet werden kann
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About this ebook
Dieses Buch gibt dem Leser einen Einblick in die vielfältigen Möglichkeiten, die das Digital Learning bietet. Diese kann er sogleich ausprobieren und selber anwenden.
Die Autoren zeigen, wie sich 360-Grad-Lernen im virtuellen Raum umsetzen lässt (Immersive Learning) oder welche nützlichen digitalen Tools beim Lernen und in der virtuellen Zusammenarbeit (Digital Collaboration) verwendet werden können. Der Einsatz der Blockchain-Technologie in der Bildung wird genauso behandelt wie die Umsetzung praktischer digitaler Unterrichtsformen wie der Hybridunterricht als Lernform der Zukunft.
Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Künstliche Intelligenz (KI) im Digital Learning. Dazu zählen die Anwendung digitaler Sprachassistenten und wissensbasierter Applikationen zur Lösungsfindung ebenso wie die Überprüfung von Home-Based-Prüfungen. Ergänzt werden die vielfältigen Möglichkeiten des digital unterstützten Lernens durch die Anwendung des Digital Storytelling und des spielbasierten Lernens.
Nach dem Lesen des Buchs weiß der Leser, was Digital Learning ist und wie es gestaltet werden kann. Für die verschiedensten Ideen und Anforderungen, die sich aus der individuellen Lern- bzw. Lehrsituation ergeben, finden sich einfach umsetzbare digitale Lösungen.
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Book preview
Digital Learning - Bodo Möslein-Tröppner
Bodo Möslein-Tröppner und Willi Bernhard
Digital Learning
Was es ist und wie es praktisch gestaltet werden kann
1. Aufl. 2021
../images/480736_1_De_BookFrontmatter_Figa_HTML.pngLogo of the publisher
Bodo Möslein-Tröppner
DHBW Ravensburg, Ravensburg, Deutschland
Willi Bernhard
Fernfachhochschule Schweiz, Brig, Schweiz
ISBN 978-3-658-32937-2e-ISBN 978-3-658-32938-9
https://doi.org/10.1007/978-3-658-32938-9
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© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2021
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Planung/Lektorat: Rolf-Guenther Hobbeling
Springer Gabler ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist ein Teil von Springer Nature.
Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany
Vorwort
Die digitalen Möglichkeiten im Bereich des Lernens nehmen ständig zu. Aufgrund der wachsenden Komplexität ist es jedoch teilweise äußerst schwierig, diese zu verstehen oder gar anzuwenden. Der Grund dafür liegt in dem rasanten technologischen Fortschritt, der eine Vielzahl neuer Gestaltungsformen im Zusammenhang mit dem digitalen Lernen (Digital Learning) hervorbringt. So ist es mittlerweile möglich, zu jeder Zeit (anytime), an jedem Ort (anywhere), mit jeder Technik (anyhow) in personalisierter Form (anybody) zu lernen.
Anhand dieses Buchs erhält der Leser einen Einblick in die zahlreichen Möglichkeiten, die das Digital Learning bietet. Darüber hinaus erhält er eine Anleitung, um diese sogleich auszuprobieren und selber anzuwenden.
Es wird beispielsweise aufgezeigt, wie sich 360-Grad-Lernen im virtuellen Raum umsetzen lässt (Immersive Learning) und welche nützlichen digitalen Tools sich beim Lernen oder in der virtuellen Zusammenarbeit (Digital Collaboration) einsetzen lassen. Der Einsatz der Blockchain-Technologie in der Bildung wird ebenso behandelt wie die Umsetzung praktischer digitaler Unterrichtsformen. Dazu zählen beispielsweise der Hybridunterricht als Lernform der Zukunft oder die Umsetzung des Digital Learning im Blended Learning.
Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Künstliche Intelligenz (KI) im Digital Learning. Dazu gehören die Anwendung digitaler Sprachassistenten und wissensbasierter Applikationen zur Lösungsfindung ebenso wie die Überprüfung von Home-Based-Prüfungen. Zudem wird aufgezeigt, wie sich digitale Lernassistenten auf KI-Basis selber erstellen und ausprobieren lassen. Ergänzt werden die vielfältigen Möglichkeiten, die das Digital Learning bietet, durch die Anwendung des Digital Storytelling und spielbasierten Lernens.
Nach dem Lesen des Buchs weiß der Leser, was Digital Learning ist und wie es gestaltet werden kann. Für die verschiedensten Ideen und Anforderungen, die sich aus der individuellen Lern- bzw. Lehrsituation ergeben, finden sich Lösungen, die sich einfach digital umsetzen lassen.
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem Buch auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten natürlich gleichermaßen für alle Geschlechter.
Für die Unterstützung bei der Verwirklichung dieses Werks möchten wir dem Verlag Springer Gabler, insbesondere Rolf-Günther Hobbeling, recht herzlich danken.
Bodo Möslein-Tröppner
Willi Bernhard
Ravensburg (D)Brig (CH)
im Dezember 2020
Inhaltsverzeichnis
1 Digital Learning – wie es sich entwickelt hat und was es ist 1
1.1 Entwicklung hin zum Digital Learning 2
1.2 Smart lernen im digitalen Zeitalter 7
1.3 Definition und die vier Prinzipien des Digital Learning 14
Literatur 19
2 Bestandteile des Digital Learning 21
2.1 Übersicht 21
2.2 Digitale Identität (Internetsichtbarkeit) und Big Data 23
2.3 Künstliche Intelligenz (KI), Machine Learning und Learning Analytics – wie Maschinen versuchen so zu lernen wie Menschen 32
2.4 Digitale Assistenten zur Kontextualisierung der Daten 40
2.5 Lernen erleben mit Virtual Reality 43
2.6 Home-Based-Prüfungen mit KI 48
2.7 Verwalten von Kompetenzen und Skills mit Blockchains 50
Literatur 54
3 Praktische Gestaltungsformen des Digital Learning 59
3.1 Übersicht 60
3.2 Individuelles Lernen (Individual Learning) 62
3.3 Gemeinsames Lernen (Collaborative Learning) 69
3.3.1 Digital Collaboration 69
3.3.2 Social Learning 74
3.3.3 Learning Communities 80
3.4 Spielerisch lernen (Game-Based-Learning und Gamification) 83
3.5 Mit Geschichten lernen (Storytelling) 88
3.6 Immersives Lernen (Immersive Learning) 97
3.6.1 360 Grad-/3D-Learning 97
3.6.2 Virtual Classroom 101
3.6.3 VR-, AR- und MR-Applikationen 104
3.7 Kognitive KI-Applikationen zur Lösungsfindung 107
Literatur 112
4 Praktische digitale Unterrichtsformen 117
4.1 Online lernen im virtuellen Raum 117
4.2 Hybridunterricht als Lernform der Zukunft 128
4.3 Umsetzung des Digital Learning im Blended Learning 135
Literatur 143
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2021
B. Möslein-Tröppner, W. BernhardDigital Learninghttps://doi.org/10.1007/978-3-658-32938-9_1
1. Digital Learning – wie es sich entwickelt hat und was es ist
Bodo Möslein-Tröppner¹ und Willi Bernhard²
(1)
DHBW Ravensburg, Ravensburg, Deutschland
(2)
Fernfachhochschule Schweiz, Brig, Schweiz
Bodo Möslein-Tröppner (Korrespondenzautor)
Email: moesleintroeppner@dhbw-ravensburg.de
Willi Bernhard
Email: willi.bernhard@ffhs.ch
In den vergangenen Jahrzehnten und insbesondere in den letzten Jahren haben die technischen und technologischen Möglichkeiten, die das Lernen unterstützen, stark zugenommen. Technologie-Innovationen wie das World Wide Web, digitale Kameras, Machine Learning oder künstliche Intelligenz haben das Lernen in vielen Bereichen des täglichen Lebens revolutioniert. Dies kommt daher, dass die Rechenleistung der Prozessoren kontinuierlich rasant angestiegen ist. So ist es möglich, innerhalb kürzester Zeit und auf kleinstem Raum eine immense Rechenleistung zu erzielen und diese für das digitale Lernen (Digital Learning) zu nutzen. In diesem Kapitel wird dargelegt, wie sich das Digital Learning in den letzten Jahren entwickelt hat und was man darunter versteht.
Im ersten Schritt werden die Entwicklungsstufen hin zum Digital Learning vorgestellt. Der Weg vom klassichen Klassenzimmer über das E-Learning hin zum Digital Learning wird anhand einer einfachen Analogie erläutert. Durch das Digital Learning eröffnen sich zahlreiche neue Möglichkeiten rund um das Lernen, von denen einige beispielhaft vorgestellt werden.
Daran anschließend wird ein Einblick gegeben, wie das smarte Lernen im digitalen Zeitalter das Lernen an sich verändert. Es wird aufgezeigt, wie sich die Lernrichtung durch das Digital Learning verändert. Einige im Digital Learning eingesetzte smarte Technologien wie Mobile Learning, digitale Assistenten oder Virtual Reality werden beispielhaft beschrieben.
Abschließend erfolgt eine Definition des Digital Learning und der vier Prinzipien, die dem Digital Learning zugrunde liegen. Digital Learning ermöglicht es, zu jeder Zeit (Anytime), an jedem Ort (Anywhere), mit jeder Technik (Anyhow) und für jede Person (Anybody) zu lernen. Im Vergleich zum E-Learning bietet das Digital Learning insbesondere eine weitaus größere technische Flexibilität so wie die Möglichkeit der Personalisierung.
1.1 Entwicklung hin zum Digital Learning
Die technischen und technologischen Möglichkeiten, die das Lernen unterstützen, haben sich in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts stetig weiterentwickelt bis sie schließlich in den vergangenen Jahren rasant an Fahrt zugenommen haben. Dies liegt insbesondere daran, dass sich die Rechenleistung der Prozessoren über viele Jahrzehnte hinweg stark gesteigert hat. Die gegenwärtig erzielte Rechenleistung ist bereits gewaltig. Gleichzeitig ist der Preis für die Technologien laufend gesunken, so dass sich diese leicht verbreiten konnte. Hinzu kommen regelmäßige Technologie-Innovationen wie z. B. der Computer, das World Wide Web, die Digitalkamera, der 3D-Drucker oder die künstliche Intelligenz.
Die wichtigsten technologiebasierten Entwicklungsstufen hin zum Digital Learning sind in Abb. 1.1 dargestellt und werden nachfolgend aufgeführt:
../images/480736_1_De_1_Chapter/480736_1_De_1_Fig1_HTML.pngAbb. 1.1
Entwicklungsstufen hin zum Digital Learning.
(Quelle: Eigene Darstellung)
Sprachlabore mit Tontechnik und Kopfhörern: Der Einzug der so genannten Sprachlabore in das Schulsystem der 1960er Jahre markierte den Beginn. (Ziemann 2013) Dabei saßen Schüler an Hörplätzen, die mit Tontechnik und Kopfhörern ausgestattet waren. Sie folgten den französischen und englischen Spracheinspielungen, die sie aufforderten, anschließend selbst in der jeweiligen Sprache ins Mikrofon zu sprechen. Die Lehrperson konnte sich dann individuell dazuschalten, bewerten und den Lernenden bei Bedarf korrigieren – so das Lernszenario. Allerdings scheiterte die Idee an der praktischen Umsetzung: Die aufwendig eingerichtete Technik störte die Schüler beim Lernen der Fremdsprache mehr, als dass sie diese unterstützte. Die überwiegende Anzahl an Sprachlaboren verschwand daraufhin wieder.
Taschenrechner und Personal Computer: In den 1970er Jahren fanden die Taschenrechner den Weg in den Unterricht. Der Personal Computer (PC), der in 1980er Jahren erfunden wurde, ermöglichte es dann, Unterrichtsmaterial elektronisch zu erstellen, zu drucken und zu speichern. Die Vervielfältigung erfolgte über sog. Photokopierer.
WWW und E-Learning: Einen weiteren Meilenstein bildet das Online-Learning, das Mitte der 1990er Jahre mit der Verbreitung des Internets und des World Wide Web den Anfang nahm. Online-Learning bezeichnet lediglich die Tatsache, dass die Lernquelle online, also via Internet benutzt wird. Der Begriff des E-Learning – des elektronisch unterstützten Lernens – geht weiter. Das E-Learning ermöglicht örtlich und zeitlich verteiltes Lernen, zentralistisch geführt über ein sog. Learning Management System (LMS) wie z. B. die Lernplattform Moodle. Es ist gekennzeichnet durch die folgenden Merkmale:
Distribution (Verteilung): Die online zur Verfügung stehende Lernquelle bzw. der Lerninhalt bildet die Grundlage für die Distribution der Lerninhalte, deren Unterlagen elektronisch verteilt werden.
Interaktion (Wechselbeziehung): Dann findet eine synchrone und/oder asynchrone Interaktion zwischen Lehrenden und Lernenden statt. Im Gegensatz zum traditionellen Unterricht in Klassenzimmern erfolgt die Lernerfahrung überwiegend asynchron.
Kollaboration (Zusammenarbeit): Zudem ist eine Kollaboration möglich, das heißt die Zusammenarbeit von Lernenden untereinander sowie von Lehrenden und Lernenden.
Alles in allem stellt der E-Learning-Ansatz die Nachbildung des klassischen Klassenzimmers auf elektronische Weise dar.
Blended Learning: Eine Weiterentwicklung des E-Learning stellt das sog. Blended-Learning-Konzept dar, das auch als sog. Integriertes Lernen bezeichnet wird. Der fehlende direkte soziale Austausch wird durch das Integrieren von Präsenzveranstaltungen, bei denen sich Lehrende und Lernende physisch treffen, hergestellt. Damit soll eine didaktisch sinnvolle Verknüpfung traditioneller Präsenzveranstaltungen mit den verschiedenen Formen des E-Learning erzielt werden.
Dezentralisierung und Personalisierung der Lernangebote durch digitale Technologien: Ausgehend vom E-Learning, das als elektronisches Ablage-, Zugriffs- und Kommunikationssystem Verwendung findet, kommen in den 2010er Jahren digitale Komponenten hinzu. Diese stellen nicht nur eine verteilte Infrastruktur dar, sondern ermöglichen ein auf das Profil des Lernenden abgestimmtes Lernangebot.
Die digitalen Technologien werden smart, d. h. sie können sich dem Menschen individuell auf dessen Bedürfnisse, Fähigkeiten, Möglichkeiten und Wünsche anpassen – ohne dass dieser irgendwelche explizite Angaben machen muss. Das Wissen dazu stammt aus riesigen Datenmengen (Big Data), die mit Hilfe von Algorithmen (Machine Learning, Deep Learning) ausgewertet und auf brauchbare Inhalte hin untersucht werden. Lernangebote werden erstmals dezentralisiert. Unabhängig von Technologievorgaben, wie z. B. in einem Learning Management System, haben die Lernenden die Möglichkeit, im Büro oder Café mit eigenem Equipment (BYOD = Bring your own device) und persönlich bevorzugten Apps die Lernangebote zu nutzen. Personalisiertes und userzentriertes Lernen für jedermann wird möglich. Individuelles Vorwissen, mögliche Ziele, Interessen und Talente finden Berücksichtigung. Durch virtuelle Umgebungen, die dem Benutzer ermöglichen, darin einzutauchen und direkt mit dieser zu interagieren, entstehen eindringliche Lernerlebnisse (Immersive Learning). Andere dem Menschen naheliegende Formen wie spielerisches Lernen (Gamification) oder geschichtenbasiertes Lernen (Storytelling) lassen sich im 3D-Raum ebenfalls in immersiver Form finden.
Anhand einer einfachen Analogie mit einer Zugfahrt wird aufgezeigt, wie sich das klassische Klassenzimmer, E-Learning und Digital Learning unterscheiden (Abb. 1.2 bis 1.4): Der Reisende Herr Schwarz sitzt in einem Zug, der von Basel über Karlsruhe nach Frankfurt fährt. Er sitzt in einem Waggon, der nur bis Karlsruhe fährt und dort entkoppelt wird. Um nach Frankfurt zu gelangen, ist er gezwungen, den Waggon wechseln.
../images/480736_1_De_1_Chapter/480736_1_De_1_Fig2_HTML.pngAbb. 1.2
Zugfahrt-Analogie (1) – Das klassische Klassenzimmer als traditioneller Zug.
(Quelle: Eigene Darstellung)
Für den Fall, dass es sich um einen traditionellen Zug handelt (vgl. Abb 1.2), fordert der Schaffner den Reisenden Herrn Schwarz direkt im Abteil auf, den Waggon zu wechseln. Im traditionellen Zug stellt der Schaffner die Lehrperson und der Lernende den Reisenden Herr Schwarz dar – wie in einem klassischen Klassenzimmer. Die Lehrperson steht in direktem sozialen Kontakt mit dem Lernenden. Das Lernen erfolgt synchron.
In einem elektronischen Zug macht der Schaffner, der im vorderen Teil des Zuges sitzt, eine elektronische Durchsage per Lautsprecher, welche Waggons in Karlsruhe entkoppelt werden (vgl. Abb. 1.3). Der Reisende Herr Schwarz muss nun den Waggon ohne direkten sozialen Kontakt wechseln – wie beim E-Learning. Der Reisende Herr Schwarz ist der Lernende, der Schaffner eine Lehrperson mit veränderten Aufgaben. Der