Integrität als Führungskompetenz: Bedeutung und neue Impulse für integres Verhalten
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In diesem essential zeigt Teresa Keller, wie integres Verhalten entwickelt und dauerhaft aufrechterhalten werden kann. Die Autorin verdeutlicht die Bedeutung sowie Wirkung von Integrität und erläutert Faktoren wie Achtsamkeit, Haltung, Anstand und emotionale Intelligenz, die maßgeblich an Integrität beteiligt sind. Vor allem aber macht sie die Relevanz von Integrität als Führungskompetenz klar – zu oft wird Integrität als nachrangiges Führungs- und Unternehmensziel behandelt.
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Integrität als Führungskompetenz - Teresa Keller
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019
Teresa KellerIntegrität als Führungskompetenzessentialshttps://doi.org/10.1007/978-3-658-25999-0_1
1. Einleitung
Teresa Keller¹
(1)
Flourishing Institut, München, Deutschland
Teresa Keller
Email: t.keller@flourishing-institut.com
Korruption, Missmanagement oder persönliche Bereicherung rücken in den Fokus der Medienberichterstattung. Unternehmensskandale werden immer häufiger und sind Thema öffentlicher Diskussionen. Ob Fehlverhalten oder Fehlkommunikation, ob Umsatz- oder Konkurrenzdruck als Auslöser für bestechliche Manager oder Unternehmer ausschlaggebend sind, ist nebensächlich. Entscheidend ist, wie Führungskräfte dem entgegenwirken können.
Die großen Unternehmenskrisen der vergangenen Jahre sind fast alle nur aus Gründen mangelnder Integrität entstanden. Angefangen beim großen Dieselskandal in der Automobilbranche oder dem Schmiergeldskandal bei Siemens bis zum Geldwäscheskandal bei der Deutschen Bank. Bei allen waren Manager involviert, die an irgendeiner Stelle dem Anspruch von Integrität nicht mehr standgehalten haben. Und jedes Mal hat es die Unternehmen Milliarden an Strafen oder Umsatzeinbußen gekostet, von den Imageschäden ganz zu schweigen. Auch in der Politik gibt es immer wieder Plagiats-, Dienstwagen- oder Spendenaffären. In der Kirche erleben wir eine große Welle von Offenlegungen vergangener Missbrauchsfälle, und in der Gesellschaft ist die Me-too-Debatte unter anderem Ausdruck von einem Wunsch nach mehr integrem Verhalten. Deshalb ist jeder von uns gefordert, sich verstärkt mit dem Thema Integrität auseinanderzusetzen. Führungskräfte aufgrund ihrer Vorbildfunktion betrifft dies im Besonderen.
Integrität ist eine Eigenschaft, die von der Mehrheit der Menschen positiv und als erstrebenswert angesehen wird. Wir alle kennen Persönlichkeiten, die uns durch ihr integres Verhalten beeindruckt haben, uns als Vorbild dienen und die manche Situation zum Besseren gewendet haben. Umso erstaunlicher ist es, dass trotz dieser positiven Besetzung integren Verhaltens immer wieder (so viele) Fehltritte auftreten. Aus diesem Grund soll dieses Buch darüber aufklären, was Integrität bedeutet, welches Potenzial darin für Führungskräfte liegt und wie man sich darin üben kann, im Alltag mehr und mehr integer zu agieren. Denn Integrität ist nicht etwas, das man hat oder nicht hat. Zu einem gewissen Grad ist jeder von uns integer. Die Frage ist nur, ob wir bereits unser ganzes Potenzial entdeckt und ausgeschöpft haben.
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019
Teresa KellerIntegrität als Führungskompetenzessentialshttps://doi.org/10.1007/978-3-658-25999-0_2
2. Definition von Integrität im Führungskontext
Teresa Keller¹
(1)
Flourishing Institut, München, Deutschland
Teresa Keller
Email: t.keller@flourishing-institut.com
2.1 Integrität
Integrität wird häufig als Makellosigkeit, Unbescholtenheit oder Unbestechlichkeit definiert, aber auch Anständigkeit, Zuverlässigkeit, Vertrauenswürdigkeit oder Unverletzlichkeit dienen als Charakteristika. Es stammt von dem lateinischen Wort „integer für „untadelig, unversehrt
ab.
Im ursprünglichen Sinn beschreibt Integrität eine ethische Forderung des Humanismus. Es geht um das Bestreben, eine weitgehende Übereinkunft zwischen den eigenen Idealen und Werten mit dem tatsächlichen Leben zu finden. Ein integrer Mensch handelt demnach in dem Bewusstsein, seine persönlichen Überzeugungen und Werte zu vertreten, sich selbst treu zu bleiben, andere Menschen in ihrer Integrität nicht zu verletzen und zudem noch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zu berücksichtigen. Es geht dabei um den Zustand, ganz bei sich zu sein, sich selber treu zu sein und so auch wahrgenommen zu werden. Eine integre Person erfasst und berücksichtigt ganzheitlich: Werte, Menschen (Familie, Freunde, Beruf) und Umstände fügen sich zusammen. Sie kennt und steht zu ihren eigenen Werten, sucht einen Weg, diese zu verfolgen und auch im Berufsleben mit dem Unternehmen zu vereinbaren. Die Person bleibt standhaft – selbst wenn sie keinen Vorteil oder Nutzen davon hat.
Auf die Arbeitswelt übertragen sind integre Persönlichkeiten wichtig, um das Ansehen des Unternehmens nach innen und außen zu stärken: Nach innen überträgt sich integres Verhalten auf die Kollegen und Mitarbeiter, nach außen auf eine positive Wahrnehmung des Unternehmens und dessen Leistungen und Erfolge. Gerade hier erfreut sich der Integritätsbegriff seit einiger Zeit großer Beliebtheit – in positiver wie negativer Hinsicht (z. B. Korruption). Dennoch sind integre Persönlichkeiten in Politik, Wirtschaft und im öffentlichen Leben immer noch nicht oft genug zu finden. Häufig liegt es daran, dass im Alltag diverse Faktoren auf uns einwirken, wir uns diesen nicht entziehen können und