Kollegiale Beratung im Pflegeteam: Implementieren - Durchführen - Qualität sichern
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Pflegende müssen schwierige Situationen häufig allein bewältigen; gezielter Rat im Kollegenkreis wird meist nur beiläufig „Zwischen-Tür-und-Angel“ gesucht. Für eine gleichbleibende Pflegequalität und gesunde Mitarbeiter ist jedoch ein gezielter und professioneller Austausch bei belastenden Situationen notwendig. Eine systematische Methode der gegenseitigen Unterstützung stellt die „kollegiale Beratung“ dar.
Ausgearbeitet von der Sektion „Beraten, Informieren, Schulen“ (BIS) der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft (DGP) finden Sie als professionell Pflegende, Pflegemanager oder Pflegepädagoge für die Einführung und Umsetzung dieser Beratungsmethode das notwendige Handwerkszeug.
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Book preview
Kollegiale Beratung im Pflegeteam - Andreas Kocks
© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2019
Andreas Kocks und Tanja Segmüller (Hrsg.)Kollegiale Beratung im Pflegeteamhttps://doi.org/10.1007/978-3-662-57789-9_1
1. Einführung in die kollegiale Beratung
Andreas Kocks¹ und Tanja Segmüller²
(1)
Pflegedirektion, Stab Pflegewissenschaft, Universitätsklinikum Bonn (AöR), Bonn, Deutschland
(2)
Department of Community Health, Hochschule für Gesundheit, Bochum, Deutschland
Andreas Kocks (Korrespondenzautor)
Email: andreas.kocks@ukbonn.de
Tanja Segmüller (Korrespondenzautor)
Email: tanja.segmueller@hs-gesundheit.de
Der Beruf der Gesundheits- und Krankenpflege ist herausfordernd und anspruchsvoll. Unterstützungs- und Beratungsbedarfe von Patienten, Angehörigen und auch Kollegen nehmen zu, gleichzeitig entwickeln sich die therapeutischen Möglichkeiten kontinuierlich weiter. Um den komplexen Anforderungen des Pflegeberufes gerecht zu werden, brauchen Pflegende ein Instrument, das ihnen regelmäßig Feedback und eigene Beratung gibt.
Mit nur einer Hand lässt sich kein Knoten knüpfen.
(Sprichwort aus der Mongolei)
Die Herausforderungen an beruflich Pflegende nehmen stetig zu. Die Unterstützungsbedarfe von Patienten und Bewohnern werden komplexer, die therapeutischen Möglichkeiten steigen, gleichzeitig gilt es – bei oftmals sehr begrenzten Rahmenbedingungen, die bestmögliche Evidenz und Versorgungsqualität für Patienten, Angehörige und auch Kollegen zu finden (Rohde und Kocks 2015). Dies wirft in der täglichen Arbeit zahlreiche Fragen auf: Welche Intervention ist für welche pflegerische Fragestellung die richtige? Welche anderen, vielleicht noch besseren Lösungsmöglichkeiten gibt es? Wie kann den Erwartungen und Bedürfnissen von Patienten, Angehörigen, Kollegen und mir selbst bestmöglich Rechnung getragen werden?
Hinzu kommt, dass Pflegende immer wieder erleben, dass unterschiedliche Zielsetzungen aufeinandertreffen, die kaum gleichzeitig oder gar vollständig erreicht werden können. Wie ist eine betroffene Angehörige umfassend zu trösten, wenn gleichzeitig noch zehn Patienten aufgenommen werden müssen? Wie sollen Pflegequalität und Patientensicherheit gesteigert werden, wenn mit Aushilfspersonal gearbeitet wird? Viele dieser Situationen können sehr gut als Dilemmata bezeichnet werden, also als Situationen, in denen weder der eine noch der andere Weg die beste anzustrebende Wahl darstellen. Pflegende können dies gerade vor dem hohen Anspruch an die Qualität der eigenen Arbeit als sehr belastend und stressfördernd erleben (Hasselhorn et al. 2003; Borchart et al. 2011; Li et al. 2011; Galatsch et al. 2013; Zander und Busse 2014).
Häufig müssen solche Probleme allein bewältigt werden, obwohl gerade der Pflegeberuf im Krankenhaus oder in der stationären Altenpflege als ein Teamberuf anzusehen ist (Lexa 2014; Werner 2014). Eine Ratsuche bei Kollegen erfolgt, wenn überhaupt, zumeist eher beiläufig in Form von „Zwischen- Tür- und- Angel-Gesprächen" oder Randgesprächen mit einzelnen Teammitgliedern bei der Schichtübergabe. Dabei sind Teams eine reiche Quelle von Fachwissen und Erfahrungen. Sie können kollegiale Unterstützung bieten. Es scheint vermessen, zu erwarten, dass einzelne Pflegende alleine für sich über alle nötigen Antworten verfügen. Dies lässt doch die Chance aus, sich von Erfahrungen und dem Wissen der Kollegen inspirieren und bereichern zu lassen.
1.1 Pflege ist Interaktion
Pflege ist zu wesentlichen Teilen Kommunikation und Interaktion mit Patienten, Angehörigen und Kollegen. Für diese wichtige psychosoziale Interaktionsarbeit brauchen Pflegende Instrumente, die ihnen Rückmeldung geben und ihre Fachkompetenz weiter entwickeln. Kollegiale Beratung ist demnach immer auch Personalentwicklung.
Dass der Beruf der Gesundheits- und Krankenpflege komplex und anspruchsvoll ist, erschließt sich in der gesellschaftlichen und zumeist auch politischen Diskussion häufig erst in der eigenen Betroffenheit. Immer wieder wird Pflege auf das rein händische Tun im Sinne eines Handwerks reduziert, dabei ist gerade der Pflegeberuf zu einem hohen Maß von Interaktion und damit auch psychischen und sozialen Aspekten geprägt (Abt-Zegelin 2009; Kocks und Abt-Zegelin 2012; Altmann und Roth 2014; Altmann 2015; Kocks et al. 2017; Strohbücker et al. 2018). Dieser Anspruch an den Pflegeberuf spiegelt sich in einem Bedarf an Qualifikation, Erfahrungen und Kompetenzen (Kellerer et al. 2018; Olbrich