Trevellian und der späte Erfolg: Action Krimi
By Pete Hackett
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Der Umfang dieses Buchs entspricht 118 Taschenbuchseiten.
Ein einflussreicher Bauunternehmer wird ermordet. Da er in einem Bauskandal verwickelt war, der viele Menschen das Leben kostete, ist die Auswahl an Motiven und Tätern umfangreich. Die FBI-Agenten Tucker und Trevellian müssen mühsam die Verdächtigen befragen, doch dann entwickelt sich eine gefährliche Situation, als der Hauptverdächtige auf seiner Flucht keine Rücksichten mehr nimmt.
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Krimi von Pete Hackett
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1
Thomas Colvin erwachte. Dunkelheit umgab ihn. Die Fenster zeichneten sich als hellere Rechtecke in der Wand ab. Der Vierundfünfzigjährige vernahm neben sich die ruhigen, gleichmäßigen Atemzüge seiner Frau. Sekundenlang starrte er zur Decke hinauf. Dann drehte er den Kopf und schaute auf die Uhr. Die roten Leuchtziffern zeigten an, dass es 1.26 Uhr war.
Der Bauunternehmer verspürte Durst. Er schlug die Bettdecke zurück, richtete den Oberkörper auf und schwang die Beine vom Bett. Dann drückte er sich hoch. Die Uhr zeigte jetzt 1.27 Uhr an.
Von diesem Moment an hatte Thomas Colvin noch genau zwei Minuten zu leben.
Colvin machte Licht und verließ das Schlafzimmer. Er befand sich in einer großen Diele, die mit gläsernen Vitrinen ausgestattet war. Die Mitte des Raumes nahm eine schwere Polstergarnitur ein, die um einen niedrigen Tisch herum gruppiert war.
Der Bauunternehmer ging in die Küche und öffnete den Kühlschrank. Er nahm eine Packung Orangensaft heraus und holte sich ein Glas aus einem der Schränke. In dem Moment vernahm er hinter sich ein Geräusch. Colvin drehte sich halb herum. Da er dabei eingoss, verschüttete er etwas von dem Orangensaft.
Seine Augen weiteten sich.
In der Tür zum Wohnzimmer stand ein maskierter Mann.
Einbrecher!, durchfuhr es den Bauunternehmer. Und jetzt nahm er auch die Pistole in der Hand des Maskierten wahr. Siedend heiß durchrann ihn der Schreck. Die Angst kam wie eine graue, alles verschlingende Flut. Orangensaft verteilte sich auf der Arbeitsplatte des Schranks und tropfte auf den Fußboden. Colvin hielt die Luft an. Sein Herz klopfte hinauf bis zum Hals. Die kreisrunde Mündung des klobigen Schalldämpfers, der auf den Lauf der Waffe geschraubt war, starrte den Bauunternehmer an. Und aus dieser Mündung brach jetzt eine feurige Lohe. Colvin spürte den Einschlag. Seltsamerweise fühlte er keinen Schmerz. Nur eine grenzenlose Schwäche überfiel ihn. Die Dinge verschwammen vor seinem Blick. Dann wurde es ihm schwarz vor den Augen und er brach zusammen.
Die Detonation war kaum zu hören gewesen. Der Maskierte bewegte sich. Er ging zu der reglosen Gestalt am Boden und beugte sich über sie, nahm Colvins Hand und fühlte den Puls. Der Bauunternehmer war tot. Der Mörder richtete sich auf. In dem Moment erfasste sein Blick die Frau, die in der Tür stand und eine Hand auf den Mund gepresst hielt. Sie war nur mit einem Nachthemd bekleidet. Entsetzt blickte sie den Eindringling an. Dieser richtete die Pistole auf sie.
»Ihr Mann war ein elender Schurke!«, stieß der Maskierte hervor, dann schoss er. Mrs. Colvin bekam die Kugel in die Brust. Am Türrahmen rutschte sie zu Boden.
Der Mörder verstaute die Waffe unter seiner Jacke im Hosenbund und begann, die Wohnung zu durchsuchen. Er öffnete Schränke und Schübe und durchwühlte alles. Einige Schmuckstücke und etwas Bargeld, das er fand, steckte er in die Tasche. Dann nahm er die Sturmhaube ab und stopfte sie in die Innentasche seiner Jacke. Danach verließ er die Wohnung. Im Treppenhaus zog er die Latexhandschuhe aus, die er getragen hatte.
Er nahm die Treppe, ums ins Erdgeschoss zu gelangen. Niemand begegnete ihm.
2
Wir kamen von der Besprechung mit Mr. McKee. Es war 8.35 Uhr. Der Assistant Director hatte mir einen dünnen Ordner überlassen. Darin, meinte er, fänden wir alles, was bisher an Unterlagen angefallen war.
Es ging um den Mord an dem Bauunternehmer Thomas Colvin. Er war vor drei Tagen, in der Nacht vom 2. auf den 3. September, zusammen mit seiner Frau in seiner Wohnung ermordet worden. Man ging von einem Raubmord aus. Die ballistische Analyse hatte jedoch ergeben, dass mit der Waffe, die der Mörder benutzte, vor sechs Jahren ein Mann namens Jeff Howard ermordet worden war. Howard war Mitglied des City Councils von New York gewesen und gehörte den Republikanern an.
Der Mord an dem Stadtverordneten war nie geklärt worden. Das FBI hatte den Mörder in der terroristischen Szene gesucht. Jedenfalls war der Fall vor vier Jahren als ungeklärt geschlossen worden.
Ich holte mir die Akte auf den Monitor und studierte sie. Milo schaute mir dabei über die Schulter. Es gab keine Hinweise auf den Mörder des Stadtverordneten. Er hatte vor Howards Haus in Staten Island gelauert und den Stadtverordneten erschossen, als dieser aus seinem Wagen stieg.
Es war zu einigen vorläufigen Festnahmen gekommen, aber keiner der Festgenommenen erwies sich als Täter. Die Spuren hatten sich im Sande verlaufen.
Jetzt sah es so aus, als steckte hinter den Morden an Howard und Colvin System.
Ich rief bei der Mordkommission an und hatte wenig später Ed Schulz an der Strippe. »Guten Morgen, Ed.«
»Ah, Jesse. Wie geht es dir?«
»Ich kann nicht klagen. Man hat uns mit den Ermittlungen in der Mordsache Colvin beauftragt.«
»Sieht so aus, als stünde der Mord an dem Stadtverordneten Howard vor sechs Jahren in irgendeinem Zusammenhang mit der Ermordung von Colvin«, meinte Ed Schulz.
»Oder es war ein bezahlter Killer am Werk«, gab ich zu bedenken. »Dass Howard und Colvin mit derselben Waffe ermordet wurden, kann Zufall sein. Ich meine, dass vielleicht derselbe Killer am Werk war, es sich bei den Auftraggebern aber um unterschiedliche Personen handelt.«
»Das können wir natürlich nicht ausschließen«, versetzte Ed Schulz. »Die Sache damals wurde von euch eingestellt. Durch den neuerlichen Mord seid ihr gezwungen, die Ermittlungen wieder aufzunehmen.«
»Hat man nach dem Mord an Colvin und seiner Frau die Nachbarn des Ehepaares befragt?«
»Natürlich. Niemand hat etwas gehört oder gesehen. Wir haben auch mit dem Bruder und dem Schwager des Ermordeten gesprochen. Was sie aussagten, kannst du den Protokollen entnehmen. Eine Spur zum Mörder haben die Aussagen nicht ergeben.«
»Was ergab die Spurensicherung?«
»Die Tür wurde mit einem Nachschlüssel oder Dietrich aufgesperrt. In der Wohnung wurden eine Reihe von Fingerabdrücken festgestellt, doch die konnten nicht zugeordnet werden. Die DNA-Analysen sind noch nicht abgeschlossen. Wir sind der Meinung, dass der Mörder ziemlich professionell vorgegangen ist.«
»Wir wissen also nichts«, murmelte ich.
»So sieht es aus«, pflichtete Ed mir bei.
Ich bedankte und verabschiedete mich und legte auf, dann lehnte ich mich auf meinem Stuhl zurück und sagte zu Milo: »Nichts. Keine Spuren. Wir haben nur die Kugeln, mit denen das Ehepaar Colvin und der Stadtverordnete ermordet wurden. Leider steht auf ihnen nicht der Name des Mörders.«
»Wir sollten mit unseren Ermittlungen im Umfeld des Bauunternehmers beginnen«, schlug Milo vor.
Wir fanden heraus, dass in New York ein Bruder und ein Schwager von Thomas Colvin lebten. Der Bruder hieß Ed Colvin und wohnte in West 47th Street. Der Name des Schwagers war Roger Millard, seine Wohnung befand sich in East 74th Street.
Wir begaben uns zunächst in die 47th Street. Ed Colvins Apartment lag in der zwölften Etage eines Wohn- und Geschäftshauses. Wir benutzten einen der drei Aufzüge. Es war das Apartment Nummer 1204. Milo klingelte. Wenige Sekunden später erklang es aus dem Lautsprecher der Gegensprechanlage: »Wer ist da?«
Es war die Stimme einer Frau.
»Die Agents Tucker und Trevellian vom FBI New York«, stellte ich uns vor. »Wir würden gerne mit Mister Colvin sprechen.«
Jetzt ging die Tür auf und die Frau präsentierte sich uns. Ich schätzte sie auf Ende der vierzig. Ihre Haare wiesen eine rötliche Färbung auf. »Ich bin Joyce Colvin. Mein Mann ist auf der Arbeit. Sie kommen sicher wegen des Mordes an seinem Bruder.«
»Sehr richtig«, antwortete ich. »Wo arbeitet denn Ihr Mann?«
»Er ist im Außendienst tätig. Der Sitz seines Arbeitgebers befindet sich in Boston. Es handelt sich