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Flügelschatten: Herz aus Flammen
Flügelschatten: Herz aus Flammen
Flügelschatten: Herz aus Flammen
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Flügelschatten: Herz aus Flammen

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About this ebook

Wenn du Gefahr witterst verstecke dich. Wenn du in die Enge getrieben wirst sei bereit für den Angriff. Du brauchst keine Waffen, du bist schneller als sie. Stärker. Besser.Manchmal frage ich mich, wie es wäre, Erinnerungen zu haben. Nicht bloß diese Visionen, die mich überkommen und mir einen kurzen Blick in die Vergangenheit schenken. Wie es wäre, nicht von dieser Gier nach Blut angetrieben zu werden, oder wie es wäre, eine von ihnen zu sein ohne die eingerissenen Flügel aus Haut und Knochen und ohne violette Augen voller Finsternis. Vor allem frage ich mich, wie es wäre, jemandem zu vertrauen. Celdon vielleicht. Aber genau er hat mir gesagt, dass es in Zeiten wie diesen niemanden gibt, dem man trauen kann.Die Mauern aus Eis, die ich um mich errichtet habe, er schlägt Risse in sie und ich weiß nicht, ob ich das zulassen darf. Was ist, wenn er hinter sie blickt und das Monster sieht, das in mir schlummert?
LanguageDeutsch
Release dateJun 16, 2021
ISBN9783959915540
Flügelschatten: Herz aus Flammen
Author

Carolin Herrmann

Carolin Herrmann wurde 2000 geboren und lebt derzeit im ländlichen Osnabrücker Raum (um das Wort Kuhkaff nicht zu verwenden). Nach einem freiwilligen sozialen Jahr studiert sie Grundschullehramt für Deutsch und Religion… Und wenn sie sonst das Gefühl hat, sie platzt, wenn sie ihre Ideen nicht aufschreibt, bloß weil sie ein schönes Gebäude gesehen hat und schon eine ganze Geschichte voller mystischer Kreaturen durch ihren Kopf schwirrt, ist dieser jetzt wie leergefegt, wenn es darum geht, in ein paar Sätzen etwas über sich selbst zu erzählen. Kitschigerweise hat sie sich bereits als junges Mädchen gerne Geschichten ausgedacht und sie mit anderen Kindern nachgespielt. Und nach krakeligen Buntstiftzeichnungen zum Vater- und Muttertag wurden diese dann, sobald sie schreiben konnte, auf Papier oder Laptop festgehalten. Neben diesem Hobby füllt nun kochen, alles nach Farben sortieren und vor allem Unmengen an Schokolade verdrücken ihre Freizeit.

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    Book preview

    Flügelschatten - Carolin Herrmann

    Kapitel 1

    Bree

    Da soll mich doch das Feuer holen!«

    Mein Herz beginnt zu rasen und ich wage nicht, mich herumzudrehen. Das brauche ich auch nicht, um zu wissen, dass ich ein Problem habe. Wann immer du einen Flügelschatten siehst, lauf, hat Celdon zu mir gesagt. Celdon. Der jetzt unten in der Schlucht liegt, zerschellt an den gezackten Felsen. Ich spüre, wie ich zittere. Für Laufen ist es ohnehin zu spät, denn bereits Wimpernschläge nachdem ich den gigantischen Schatten bemerkt habe, erbebte die Erde und ich konnte den heißen Atem in meinem Nacken spüren, der mir einen Schauer über den Rücken jagt. Die Anwesenheit von etwas Großem ist mehr als deutlich spürbar und ich schlucke heftig. Drehe mich langsam herum und blinzele, als ich mich Auge in Auge mit dem gewaltigen Ducayran befinde. Tiefes Violett trifft auf Tintenschwarz.

    Ehrfürchtig lasse ich meinen Blick über die schillernden Schuppen gleiten, die im Sonnenlicht sicher überirdisch schön funkeln würden, in dem diesigen Grau in den Südlichen Klippen jedoch stumpf wirken – ganz im Gegensatz zu den ungläubig aufgerissenen Augen der jungen Frau, die auf dem Rücken dieses unglaublichen Tieres thront und die ich nur sehen kann, wenn ich den Kopf weit in den Nacken lege. Sie trägt eine dunkle Kampfmontur und hinter ihren Schultern ragt das schimmernde Heft einer riesigen Klinge hervor. Die kunstvoll geflochtenen Haare betonen ihr kantiges Gesicht und lassen mich den zahlreichen Schmuck in ihren spitzen Ohren erkennen – eines wird schräg von einem glänzenden kleinen Pfeil durchbohrt, der mir vor allem ins Auge fällt, als sie den Kopf zu mir neigt.

    »Du bist …«

    Bevor sie weitersprechen oder ich reagieren kann, packt mich jemand und reißt mich zu Boden. Mein Gesicht wird in den Schnee gepresst und der Ducayran stößt ein furchterregendes Brüllen aus, als ein grelles Licht am Rande meines Blickfeldes aufflackert. Es ist so gleißend und hell, dass mir die Augen brennen und ich glaube, Sterne zu sehen.

    »Steh auf, los!«, fährt mich Azal an und zerrt mich auf die Beine. Der Ducayran vor uns ist auf die Hinterbeine gestiegen und seine scharfen Krallen fahren durch die Luft, während er den Kopf wild hin und her wirft, gequält kreischend. Ein Ratschen ertönt, als die Kriegerin auf seinem Rücken ihr Schwert zieht, dann stiebt der Schnee auf und sie landet direkt vor mir. Einen Moment lang blicke ich in ihr Gesicht, in dem eine wilde Entschlossenheit den ersten Schreck fortwischt. Mit ihren Augen fixiert sie erst mich, dann Azal, der im selben Wimpernschlag die Arme um mich schlingt.

    »Ihr werdet sie niemals finden«, zischt er und eine gewaltige Druckwelle schleudert die Schattenelfe von uns. Noch während sie sich aufrappeln will, geht die Welt um mich herum in einem Wirbel aus Farben auf.

    »Nein!«, kreischt die Frau und streckt die Hand aus, da versinken wir bereits in dem Strudel. Wir taumeln nicht in ihm umher, weil Azal mich fest gepackt hält, und ich spüre nur, wie der Boden unter uns weggerissen wird, ehe ich ihn kurz darauf wieder berühre und der Farbstrudel sich nach und nach auflöst. Die bunten Fäden materialisieren sich zu dunkeln Holzdielen und alten Tapeten, einem herabhängenden Kronleuchter und einer geschwungenen Treppe zu meiner Linken. Völlig entkräftet sinke ich in mich zusammen, ohne mich zu fragen, ob das wahrhaftig die Villa ist, in der wir gelandet sind, oder zu überlegen, wie ich mich in Sicherheit bringen kann. Zum ersten Mal fürchte ich nicht um mein Leben und vermute Feinde in nächster Nähe, denn ich habe keine Kraft dafür. Azal hat mich gerettet, er beschützt mich, das weiß ich. Was ich nicht weiß, ist, was ich denken oder gar fühlen soll. Der Ducayran, die Schattenelfe, sie rücken in den Hintergrund, werden zu einer Erinnerung, die in meinem Kopf nachhallt. Ich kann mich nicht auf sie konzentrieren und mich fragen, was es bedeutet, dass sie mich erkannt haben.

    Elfen stürmen auf mich zu, Stimmen werden laut. Sie sind ein eigenartiges Rauschen, das ich nicht entwirren kann. Erst recht kann ich nicht antworten, selbst wenn ich wüsste, was sie fragen. Ich kann nur ausdruckslos vor mich hin starren und immer wieder dieselben Worte murmeln, wie um mich selbst von ihnen zu überzeugen: »Er ist nicht tot, er kann nicht tot sein.«

    Niemand, nicht einmal Elijah, den ich zu erkennen glaube, wie er aufgeregt und nur mit einer dunklen Hose bekleidet in den Flur stürmt, die schwarzen Haare wirr vom Kopf abstehend, entlockt mir mehr als diesen Singsang.

    Dafür ist mir bewusst, dass Azal hinter mir steht, und auch ihm kann ich mich nicht zuwenden, während die übrigen Bewohner neugierig zu tuscheln beginnen. Ich kann mir nicht einmal den Kopf darüber zerbrechen, was sie nun von mir halten sollen, der Frau, die plötzlich samt Hexenmeister auf ihrem Flur auftaucht. Ohne Celdon.

    Er ist nicht tot, er kann nicht tot sein!

    »Sie ist hier sicherer.« Mühsam kann ich Azals Stimme aus dem undeutlichen Rauschen heraushören. »In der Nähe der Südklippen wurde bereits ein Dorf überfallen – Ilbadír. Sie haben mich erreicht, aber Ducayran treiben sich an den Felsen herum. Einer hat mit seiner Kayséri auf dem Rücken Bree entdeckt und ich konnte sie nur mit Mühe von dort fortschaffen. Wir müssen vorsichtig sein!«, fügt er eindringlich hinzu und Elijah kniet sich nach einem kurzen Schweigen neben mich.

    »Bree«, keucht er und seine Stimme bebt. Zum ersten Mal erlebe ich ihn nicht fröhlich lächelnd, verschmitzt zwinkernd oder in beschwingt lockerer Stimmung. Seine Hände, die er nach mir ausstreckt, wie um mich an den Schultern zu packen, zittern. Er zieht sie zurück.

    »Wo ist Celdon?«, stößt er hervor.

    »Er ist nicht tot, er kann nicht tot sein«, summe ich und Elijah blickt verzweifelt zu Azal auf.

    »Was soll das bedeuten?!«, ruft er laut aus – ich fahre nicht zusammen wie sonst, wenn jemand die Stimme erhebt. Zu gefangen bin ich in der Szene, die sich vor so wenigen Momenten abgespielt hat. Wie ich Celdon habe fallen sehen. Seine Worte, die in meinen Ohren nachklingen. Es ist alles derart schnell gegangen, dass ich das Gefühl habe, es nicht begreifen zu können.

    »Elijah.« Das ist wieder Azal. »Wir müssen dringend darüber reden. Wenn diese Kayséri nicht ganz dumm ist, dann wird sie sicher Calypso von der Begegnung berichten. Das könnte uns alle in mehr als große Gefahr bringen.«

    Ich höre Elijah keuchen, als müsse er sich sammeln. »In Ordnung«, presst er hervor. »Verschwindet! Geht zurück an eure Arbeit, ich kann hier niemanden gebrauchen! Krinks!« Damit tritt er in einem unerwarteten Anfall von Wut gegen eine der Wände. Sein unterdrücktes Schluchzen ist es, das uns alle entsetzt aufblicken lässt. Ausgerechnet Elijah rauft sich verzweifelt die Haare. Seine Augen schimmern.

    Einige unsichere Blicke huschen zu mir, alle treten unschlüssig von einem Bein auf das andere. Azal legt Elijah eine Hand in den Rücken, sein Blick ruht auf mir, sodass ich mich schwankend auf­rappele. Ich will nicht von ihnen angesehen werden, das macht alles nur schlimmer! Denn dann werden sie erfahren, was geschehen ist. Und sie werden mir den Tod wünschen, nicht ihm.

    »Nein, er ist nicht tot!«, schreie ich laut, um es selbst glauben zu können, ehe ich panisch Reißaus nehme und mich in das Zimmer rette, das vor dieser Reise mir gehört hat. Ich höre, wie die kleinen Feen alle anderen aus der Eingangshalle verscheuchen, die sich nur langsam entfernen. Einige sehen sicher zum Fenster hinaus, ob nicht auch Celdon irgendwo landen wird.


    Aber Celdon kam nicht. Nicht an dem Tag, nicht am nächsten und auch nicht am übernächsten. Die Hoffnung lässt sich inzwischen nur mühsam aufrechterhalten, doch ich habe Angst zu zerbrechen, wenn ich sie vollkommen aufgebe.

    Die anderen Bewohner der Villa waren anfangs in heller Aufruhr, jetzt schweigen sie. Sie verhalten sich, als hätte es nie einen Celdon in diesem Haus gegeben, und Elena hat mir erklärt, dass es das Erste sei, was der Krieg einen lehrt: dass man loslassen und weitermachen muss. Dass man nichts rückgängig machen kann. An ihrem Gesichtsausdruck konnte ich erkennen, dass viele von ihnen schon jemanden verloren haben. Selbst wenn sie nicht darüber reden, weiß ich, dass es ihnen mehr zusetzt, als sie zugeben wollen. Zunächst versicherte Elijah mir stetig, er werde sicherlich zurückkommen, Celdon bekomme man nicht so leicht klein, inzwischen hat auch er nicht mehr als ein schwaches Nicken für mich übrig, wenn ich mein Zimmer verlassen sollte und wir uns flüchtig begegnen.

    Ich kann es nicht erwidern, ebenso wenig wie den trüben Blick, oder den Anblick seines Tellers ertragen, wenn er wieder einmal nichts gegessen hat. Weil ich ein schlechtes Gewissen habe. Weil ich tot in der Schlucht liegen und sein Sohn hier sein sollte. Weil sie ihn alle vermissen. Weil er mit seinem frechen Grinsen und den Streichen, die er mit dem Wolfsrudel geplant hatte, ein Lachen in diese Villa brachte, nachdem die Schrecken des Krieges die Elfen hierher­getrieben haben. Stattdessen lag ich in ihrem Flur. Eine Fremde, die sie von Anfang an misstrauisch beäugt haben. Eine Mutation, die dieses Grauen, das sie erleben müssen, geschürt hat.

    Meine Augen brennen schmerzhaft und meine Hände spüre ich nicht mehr, weil ich seit einer Ewigkeit meine Nägel in die verletzliche Handinnenfläche grabe. Obwohl ich schon die ganze Nacht am Fenster stehe und in die Dunkelheit hinausstarre, bin ich nicht müde. Ich darf es nicht zulassen, denn jedes Mal, wenn ich die Augen schließe, tauchen die schrecklichsten Bilder in der Dunkelheit auf. Ich halte mir die Ohren zu, um die Schreie nicht zu hören, bis ich schließlich aufgeben muss.

    Am Tag gelingt es mir noch, die düsteren Schatten im hellen Licht der Sonne und im Funkeln des Schnees zu übersehen, doch sie drängen unerbittlich auf mich ein in dem Moment, in dem ich die Lampe auf meinem Nachttisch lösche und die Dunkelheit mich umfängt. Dann kann ich nicht länger vor ihnen fliehen, vor den grausam zugerichteten Opfern, dem Blut an meinen Händen, dem unstillbaren Verlangen. Immer wieder fahre ich hoch, am ganzen Körper zitternd, weil ich für einen winzigen Augenblick die Lider geschlossen habe.

    Ich beobachte, wie der Mond aufgeht, wie die Sterne langsam am Himmel auftauchen. Ich zähle die leuchtenden Punkte, nur um irgendetwas zu tun. Um nicht an Celdon denken zu müssen oder an all das, was diese Reise verändert hat. Mein Leben, meine Erinnerungen. Mich.

    Ich kann und will nicht glauben, dass es so zu Ende gehen soll.

    Denn wenn er zurückkommt, dann kann alles vielleicht wieder besser werden. Celdon glaubt an mich, er glaubt daran, dass ich mehr als dieses Monster bin. Er ist davon überzeugter als ich selbst. Ich brauche ihn, um meinerseits daran festhalten zu können. Um an mir festzuhalten, denn Nacht für Nacht wird es schwerer, den lockenden Rufen zu entkommen, die mir ins Ohr säuseln. Die Gefühle streiten in mir, während ich mich gleichzeitig ganz leer und steif fühle.

    Es ist einige Zeit vergangen, seitdem wir aufgebrochen sind, und doch erinnere ich mich genau an die Berührung seiner Hände, als er mich auf Sturmfluts Rücken gehoben hat. Auch meine Rückkehr ist inzwischen eine Weile her, sodass ich aufgehört habe, die Tage zu zählen. Es fällt mir schwer, weil alles in einem wabernden Nebel verschwimmt. Die Tage, an denen ich mich vor der nächsten Nacht fürchte, und die Nächte, in denen ich sehnsuchtsvoll und ängstlich das Morgengrauen erwarte.

    Gleichzeitig tut es gut, den Schmerz zu spüren. Dann weiß ich ganz genau, dass es echt war. Die Gefühle. Dass ich in den Momenten, in denen Celdon und ich uns geküsst haben und die prickelnde Hitze von meinem Körper Besitz ergriff, mehr war als eine eiskalte Mörderin.

    Endlich beginnt das dunkle Blau am Horizont zu verblassen, als habe der Himmel nicht mehr genug Kraft, die Intensität dieser Farbe bis dort in die Ferne erhalten zu können, und ich atme erleichtert auf. Die drei kleinen Feen schwirren in den Raum, und trotz dass sie winzig sind, haben sie erstaunlich viel Kraft, um mich mehr oder weniger in das große Bett zu zerren, wo sie mich zudecken und auf mich aufpassen, während ich das Wimmern nicht mehr länger unterdrücken kann.

    Die eigenartige Kraft, deren leises Summen ich in mir spüre, schwillt in diesen Momenten der Erschöpfung in mir an und droht, von mir Besitz zu ergreifen. Dann taucht Cassian auf. Sein Gesicht leuchtet unscharf vor meinen Augen und ich spüre, dass dieser andere Teil von mir ihn auf eine Weise vermisst, die ich nicht in Worte fassen kann. Ausgerechnet dieser Teil wird stärker.

    Dabei weiß ich nicht, ob ich diesem Mann begegnen will. Dem, der all das zugelassen hat. Genau wie Azal. Wie können sie nur glauben, dass irgendetwas rechtfertigt, was sie aus mir gemacht haben: ein Monster.

    Oder war Cassian nur für mich da, weil er selbst nicht fliehen konnte? Wie kam er zu der Eiskalten Königin? Die Stimme in meinem Kopf straft mich Lügen, als ich mir einreden will, es sei mir gleichgültig.

    Die Kissen liegen um mich herum verstreut und die Feen sitzen noch immer auf dem geschwungenen Kopfteil meines großen Bettes, als ich aus dem Dunst des Halbschlafes erwache, in den ich vor lauter Kraftlosigkeit gesickert bin. Benommen richte ich mich auf und steige aus dem Bett, meine nackten Zehen treffen auf die kalten Holz­dielen. Es knarrt laut und Lindariel, die zwischen ihren Schwestern liegt, kräuselt im Schlaf die Nase. Leise, um sie nicht zu wecken, schleiche ich auf den Flur. Niemand zu sehen. Ich zögere kurz, dann strecke ich langsam die Hand nach der Türklinke des Raumes links von mir aus. Beinahe andächtig drücke ich sie herunter. Die Tür lässt sich nicht öffnen. Ich rüttle ein wenig an ihr, aber sie gibt nicht nach. Resigniert und gleichzeitig erleichtert flüchte ich zurück in mein Zimmer, reiße die Vorhänge auf und Sonnenlicht flutet herein. Im warmen Licht glitzert der bläuliche Stein an meiner Kette.

    Wenn Celdon sie in seiner Tasche gehabt hat, muss er sie auf dem Markt in Ilbadír gekauft haben, und dann wollte er sie mir vermutlich schenken, oder? Er muss bemerkt haben, wie sehr mich die Art und Weise fasziniert hat, auf die der bläuliche Stein das Licht einfängt und in sich bricht, sodass seine Farbe in verschiedenen Abstufungen schillert, je nachdem, wie man ihn dreht.

    Das Gefühl des kühlen Steins in der Mulde zwischen meinen Schlüsselbeinen beruhigt mich. Wenn ich ihn berühre, habe ich weniger das Gefühl, ich verliere gerade nicht nur das Leben, das ich mir glaubte aufbauen zu können, sondern auch mich selbst.

    »Bree? alles in Ordnung?« Zarte Flügel streifen meine Hand. Ich blinzele abwesend, während die Feen sich auf meiner Schulter niederlassen. Sie sind so leicht, dass ich sie gerade eben spüre.

    »Weißt du, du kannst dich nicht ewig wie ein Lurkan vergraben und traurig sein. Es geht weiter. Das muss es. Immer«, meint Layla in ihrem gewohnt ruhigen und vernünftigen Tonfall, Leolynn hingegen zerrt ungeduldig an meinen Haaren.

    »Komm schon, draußen liegt Schnee! Wir könnten so viel unternehmen, von Schneefeen bauen bis zu Schlitten fahren!«

    »Bitte, Bree«, meint auch Lindariel, die Jüngste des Feentrios. »Hör auf, dich zu verschanzen. Es macht nichts besser.«

    »Ich weiß …«, erwidere ich leise und wage einen Blick nach draußen.

    »Wenn schon mal Schnee liegt, dann müssen wir das ausnutzen! Ich habe nie, nie, nie Schnee erlebt! Die Feenwiesen sind stets grün.« Leolynn überschlägt sich fast vor Aufregung, wohingegen Layla aufseufzt: »Und woran liegt das? Weil die Wächterinnen den Elfenwald verlassen mussten und ihnen die Kraft innewohnte, die die Kälte des Winters vertrieben hat.«

    »Ich will trotzdem raus!«, schmollt Leolynn. »Attacke, Bree! Du weißt, du wirst uns nicht los.«

    Kurz überlege ich, aus lauter Dickköpfigkeit nicht auf sie einzugehen, und ein winziges Lächeln huscht über mein Gesicht. Dick­köpfig. Celdon hat diesen Ausdruck oft für mich verwendet.

    »Glaubst du, Celdon würde es gefallen, dass du dich versteckst, wie du es ganz am Anfang gemacht hast?«

    Layla boxt ihrer jüngeren Schwester Leolynn in die Seite, die die Arme verschränkt hat und das Gesagte keinesfalls bereut. »Ist doch so!«, murrt sie. Ich denke über ihre Worte nach.

    »Vielleicht … sollten wir rausgehen«, meine ich vorsichtig, in der Hoffnung, mich auf diese Weise ablenken zu können.

    »Und ob! Ziehe dir Schuhe an und los geht’s!« Leolynn überschlägt sich vor Freude in der Luft und Lindariel flattert von meiner Schulter auf und quietscht:

    »Nein, ich will Schuhe aussuchen!«

    »Hast du einen Mantel? Ach, wir haben sicher etwas für dich!«

    »Los, los, los, sonst ist schon alles geschmolzen!«

    Ich zwinge mich zu einem Lächeln und wende mich vom Fenster ab. Mein Zimmer wirkt groß und leer.

    »Keine Sorge, ich brauche nichts«, meine ich, obwohl die Feen nichts lieber tun, als mich neu einzukleiden. Reiß dich zusammen! Ein neuer Satz bleibt mir jedoch im Halse stecken, als ich eine Bewegung aus dem Augenwinkel wahrnehme. Unten im verschneiten Garten, in den ich durch die großen Fenster leicht blicken kann, meine ich zwei Gestalten zu erkennen, die sich hinter den hohen Bäumen verbergen. Im nächsten Moment springen sie aus ihrem Versteck hervor und stürzen sich auf Yavan, Iain und Cian, die wohl gerade von einem Beutezug aus dem Dorf zurückkehren. Ich stoße ein entsetztes Keuchen aus, das die Feen in ihrer Diskussion über die passende Mütze zu Leolynns Mantel unterbricht, da stürze ich bereits aus dem Raum, die Treppen hinunter und nach draußen.

    »Bree!«, rufen die Feen mir nach, die gar nicht schnell genug folgen können.

    »Holt die anderen!«, rufe ich zurück. »Wir werden angegriffen!«

    Schneller als der Wind fliege ich über das schneebedeckte Gras. Iain und die anderen sind inzwischen zu Boden gerungen worden und lautes Brüllen hallt zu mir herüber. Ich denke nicht nach. Mit einem Satz springe ich auf den ersten Angreifer zu, reiße ihn zu Boden. Routiniert nagele ich seine Handgelenke mit meinen Knien auf dem Boden fest und packe seine Kehle.

    Wenn ich auch Celdon nicht retten konnte, niemand wird es wagen, die anderen Rebellen in dieser Villa zu verletzen, solang ich es verhindern kann!

    »Krinks, was fällt dir ein?!«, stößt die Person unter mir erstickt hervor und ich starre entsetzt in Kiovars finstere Augen.

    Kapitel 2

    Bree

    Eine halbe Ewigkeit kann ich den entgeisterten Blick nicht von Kiovar wenden, während das Rauschen in meinen Ohren langsam abklingt. Ich bemerke, dass ich meine Zähne wie zum Angriff gebleckt habe, und mein gesamter Körper steht unter Spannung.

    Um mich herum rappeln sich Elfen auf und gehetzt blicke ich mich um. Iain. Yavan. Cian. Liam und Eriu. Ihnen ist nichts passiert, zumindest kann ich keine Verletzungen erkennen.

    »Bree! Bree, es ist alles in Ordnung!«

    Auch die Glitzerfeen haben mich erreicht und berühren mich behutsam. »Bree, lass ihn los. Er hat nichts getan«, beschwichtigen sie mich, doch ich kann mich nicht rühren. Wieder blicke ich irritiert von Kiovar zu den anderen, die sich den Schnee von der Kleidung klopfen, und zurück.

    »Er hat … Ihr wurdet angegriffen. Sie …« Ich kann das, was ich gesehen habe, nicht einordnen. Kiovar unter mir wehrt sich unterdessen heftig, sodass mein erster Impuls ist, seine Kehle noch fester zuzudrücken, was ein erschrockenes Quieken von Lindariel zur Folge hat.

    »Das war eine verdammte Schneeballschlacht, du dämliche Grunka!«, flucht Kiovar erstickt. »Wenn du nicht bald von mir runtergehst …«

    »Schneeballschlacht?« Ich verstehe gar nichts mehr. Schlachten sind schlecht. Schlachten bedeuten Opfer, Blut. Tod.

    »Ja, Bree, eine Schneeballschlacht. Man bewirft sich mit Schnee«, fällt nun auch Liam ein, der sich ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen kann. Auch die anderen Mitglieder des Wolfsrudels, zu denen ich irritiert blicke, lachen in sich hinein.

    »Aber … warum sollte man so etwas tun?«, frage ich.

    »Na, weil es lustig ist«, entgegnet Eriu mit einem verschlagenem Grinsen.

    Das irritiert mich. Ich mache selten etwas, weil es lustig ist.

    »Oh. In Ordnung«, murmele ich langsam, während ich die Hände von Kiovar zurückziehe. Irgendwie kann ich mir weiterhin nicht vorstellen, dass die Gefahr gebannt sein soll. Er jedoch stößt mich sofort grob von sich herunter und kämpft sich auf die Beine.

    »Ich schwöre dir, wenn du noch einmal auf die Idee kommst …«

    »Ach, lass gut sein, Kiovar«, grient Yavan. »Sie wollte uns nur vor dir beschützen.«

    Jetzt kichern auch die Feen, die gleichzeitig vereinzelte Schneeflocken von meiner Kleidung zupfen. »Eigentlich war es ganz niedlich.«

    »Ja, Bree. Ich finde es toll, dass du dir solche Sorgen um uns machst«, fügt Leolynn hinzu und knufft mich in den Arm. »Jetzt, wo wir schon draußen sind – wollen wir nicht auch ein paar tolle Sachen machen?«

    »Zum Beispiel Schneeengel!« Lindariel wirft sich voller Enthusiasmus auf den Boden und strampelt mit den Armen und Beinen. Als sie wieder in die Luft flattert, hat sie einen lustigen kleinen Abdruck im Schnee hinterlassen, der tatsächlich einer Person mit Kleid und Flügeln ähnelt. Ich stutze. Würde ich das versuchen, würden meine Flügel viel größere Abdrücke hinterlassen, abgesehen davon sähe die Schneefigur neben denen der Feen sicher hübsch und friedlich aus.

    Wenn auch der Schnee nicht offenbart, was in mir steckt, weiß ich selbst es nur zu gut.

    »Oder wir zeigen Bree, wie so eine Schneeballschlacht funktioniert«, meint Liam schmunzelnd, ehe er sich herabbeugt und eine Handvoll Schnee zu einer Kugel formt. Sie landet in meinem Gesicht, bevor ich reagieren kann, und mit einem panischen Satz bringe ich mich hinter dem nächstbesten Baum in Sicherheit.

    Das Lachen der anderen weht zu mir herüber und ich blinzele vorsichtig hinter dem Stamm hervor. Machen sie sich etwa über mich lustig? Doch weder das Wolfsrudel im Allgemeinen noch Liam im Speziellen haben sich die Mühe gemacht, mich zu verfolgen, stattdessen bietet sich mir ein interessantes Bild: Yavan, Iain und Kiovar werfen die Feen mit Schneebällen ab, während diese sie mit einem abgebrochenen Zweig zerschlagen. Leolynn schleudert ihrerseits fleißig Geschosse zurück. Jedes Mal, wenn jemand getroffen wird, lachen die anderen lauthals und ich stutze. Es sieht … amüsant aus? Ich entdecke Eriu, der etwas abseits hockt und einige Kugeln zu einem großen Munitionshaufen auftürmt. Ein heimtückisches Grinsen breitet sich auf meinem Gesicht aus. Na warte! Langsam wage ich mich etwas näher heran, bis uns nur noch zwei Pferdelängen trennen. Ich richte mich auf, ziele, hole aus.

    Etwas eisig Kaltes trifft meinen Kopf und ich wirbele herum.

    Cian wiegt herausfordernd weitere Schneebälle in den Händen. »Du solltest das ein wenig üben«, zieht er mich auf, da schiebt sich bereits eine Hand voller Schnee in mein Gesicht, sodass ich kreische. Verflixt, Eriu! Er und Cian packen meine Arme und Beine und tragen mich zu einem großen Schneehaufen, in den sie mich fallen lassen. Prustend und strampelnd kämpfe ich mich frei.

    Die Wölfe lachen und klatschen in die Hände. Einer von ihnen drückt mir eine Mütze auf den Kopf und ich kreische laut auf – sie ist gefüllt mit Schnee. Sie prusten allesamt los und Leolynn stößt mich an. »Na komm schon, Bree. Hab ein wenig Spaß!«

    Ich wische mir das eisige Nass aus den Augen und blicke mich um. Wenngleich Kiovar gewohnt feindselig zu mir herüberstarrt und mir sicher liebend gern weitere Schneebälle ins Gesicht drücken würde, erkenne ich bei allen anderen Wölfen ein verschmitztes Grienen. Sie alle reißt der Schnee kurzzeitig aus dem lähmenden Griff, mit dem der Krieg sie umklammert hält. Spaß … das Wort ist mir eher fremd. Selten hat man mir gesagt, ich solle Spaß haben. Etwas für das reine Vergnügen tun. Wie genau hat man Spaß?

    Die Art, wie sie mich einkreisen, gibt mir eher das Gefühl, als stecke ich in der Klemme. Gerade als sie auf mich zustürmen wollen, geht dementsprechend ein Ruck durch meinen Körper. Mein Instinkt schaltet sich ein und meine Muskeln erwachen summend zum Leben, handeln wie von selbst.

    Im nächsten Moment stößt ein gewaltiger Luftstrom die Elfen zurück, sodass sie zurücktaumeln und Eriu sogar umfällt. Ich spüre, wie sich etwas in mir regt, ein Gefühl, ein Gedanke. Eine kurze Bewegung. Ich denke nicht nach und überlasse meinen Körper diesem Reflex, schließe kurz die Augen. Als ich sie wieder öffne, werden mir mehrere Dinge gleichzeitig bewusst: Alle Anwesenden starren mich mit offenem Mund an. Sogar Kiovar vergisst, bedrohlich das Kinn zu recken. Er sieht kleiner aus als sonst.

    Die Feen quietschen begeistert auf und schwirren aufgeregt um mich herum, während ich die Arme ausbreite und mich verwirrt umblicke. Wie kann das möglich sein?!

    »Bree, das ist ja unglaublich!«, kreischt Layla und flattert vor mir auf und ab.

    »Warum hast du uns denn nichts davon gesagt?!«

    »Das hast du früher nie getan!«

    »Seit wann kannst du es wieder?«

    Ich sehe irritiert zwischen ihnen hin und her, genau wie das Wolfsrudel, das bisher außer überraschtem Japsen keinen Ton hervorgebracht hat.

    »Was ist denn?!«, frage ich entsetzt.

    »Bei allen Sternenblüten, Bree«, stößt Liam hervor. »Du fliegst!«

    Ich … fliege?! Wie kann das möglich sein, meine Flügel … sie waren … Ich konnte nie mit ihnen fliegen, der linke war eingerissen, zerstört. Sie haben mich nicht mehr getragen, weil sie zerfetzt waren, und jetzt … Ich spüre ein seltsames Kribbeln im Bauch und … der Boden unter meinen Füßen ist verschwunden. Ich schwebe ein gutes Stück in der Luft, meine Zehen berühren die weiße Schneedecke nicht länger und deshalb überrage ich die Wölfe erstmals um ein gutes Stück.

    Ich fliege! Sobald ich mich darauf konzentriere, spüre ich das Summen viel stärker und die unsicheren, leichten Bewegungen meiner Flügel, die an meinem Rücken zittrig auf und ab schlagen, sodass ich ein wenig durch die Luft taumele. Sie scheinen genauso verwirrt wie ich zu sein.

    Wer hat sie geheilt?! Etwa … Azal?

    Ich stoße einen Laut aus, der eine Mischung aus Schreien, Kichern und nach Luft schnappen sein muss.

    »Ich fliege – ich fliege tatsächlich!«, rufe ich aus und mein Lachen wird lauter, als ich mir meiner Schwingen bewusst werde und sie kontrollieren kann. Es ist wie eine Hand zu bewegen, es braucht nur einen Gedanken, ein Signal, und schon werden sie sicherer, schlagen ruhiger auf und ab und tragen mich höher und höher. Ich habe das Gefühl, vor Glück zu zerspringen, derart heftig schwillt das Kribbeln in meinem Bauch an. Begeistert breite ich meine Arme aus und steige weiter hinauf, bis die Elfen dort unten kleine Punkte sind und alles um mich herum sich in blendendem Weiß auflöst. Der Wind trägt mich zuversichtlich und auch die Feen schwirren an meiner Seite um mich herum, rufen mir Tipps zu.

    Ihre Stimmen können schwerlich durch das Rauschen an meinen Ohren durchdringen und ich stoße erneut ein schrilles Kichern aus, fühle mich wie von innen mit Freude ausgepolstert. Es kommt mir unwirklich vor und dennoch genau richtig. Sobald ich die Bewegungen das erste Mal ausgeführt habe, erinnert sich mein Körper. Es ist leicht, als hätte ich nie etwas anderes getan.

    Jauchzend tolle ich durch die Lüfte, drehe mich auf den Rücken, rase im Sturzflug auf das Wolfsrudel herab, um mich knapp über ihm in der Luft zu fangen.

    Ein unbändiges Gefühl der Freiheit überkommt mich und ich kann nicht fassen, dass ich tatsächlich vergessen habe, wie es ist, zu fliegen! Jetzt stürmt all das wieder auf mich ein, als wäre es nie fort gewesen. Der Wind zerrt an meinem Lächeln, die eisige Luft schlägt mir entgegen, und das lässt mich vor Freude nur lauter kreischen.

    Denen zahle ich ihre Schneeballschlacht heim! Ich lege die Arme eng an den Körper und stürze fast senkrecht auf die schneebedeckte Erde zu, wo ich Eriu mit meinem Fuß das Bein wegziehe, mir einen Arm mit Schnee belade und über sein Gesicht fallen lasse. Dann muss ich mich bereits wieder in Sicherheit bringen, denn die übrigen Wölfe gehen mit lautem Gejohle wieder aufeinander los. Ich springe auf, streiche die Haare zur Seite und stoße mich kraftvoll vom Boden ab, um wieder in die Lüfte aufzusteigen. Das übermütige Kribbeln ist aufs Neue überwältigend und ich mache mir einen riesigen Spaß daraus, über die Baumwipfel zu sausen, von ihnen Schnee zu klauben und meine Rivalen damit zu bombardieren, während ich gleichzeitig ihren Geschossen auszuweichen versuche.

    Meine Flügel sind stark und reagieren gleichzeitig blitzschnell, sodass ich selbst beeindruckt bin, wie rasch sie mich zur Seite reißen oder einen Überschlag vollführen lassen können. Einen Moment lang halte ich über der verschneiten Szene inne. Es ist der erste Tag seit Langem, an dem ich es schaffe, die düsteren Schattensplitter der Vergangenheit vom Wind davontragen zu lassen. Wenigstens für einen Augenblick spielen sie keine Rolle, als ich den Kopf in den Nacken lege und in den eisigen Winterhimmel blicke.

    Es fühlt sich gut an.

    Kapitel 3

    Bree

    Irgendwann sind alle reichlich durchgefroren und den Feen entweicht regelmäßig ein lautstarkes Niesen, das sie ein gutes Stück durch die Luft schleudert.

    »Genug Schnee für heute«, verkündet Yavan, als Lindariel beinahe Iain gegen den Kopf gesaust wäre und er sie gerade eben auffangen kann. »Lasst uns reingehen.«

    Es ist ungewohnt, gemeinsam mit ihnen allen zurück zur Villa zu schlendern, und ich bin überrascht, dass es mir sogar gefällt, zumindest dem Anschein nach ein Teil ihrer Gruppe sein zu können. Schließlich ist es nicht nur die Tatsache, dass ich in diesem Winter nicht frieren muss, die uns voneinander trennt. Um das etwas zu kaschieren, streife ich mir gleich drei Socken über, als alle sich von Elena ein gestricktes Paar in die Hand drücken lassen.

    »Hey, Bree! Willst du nicht mit uns an den Kamin kommen? Wir wollen es uns ein wenig gemütlich machen«, fragt Liam, als ich bereits einen Fuß auf der Treppe habe.

    »Danke, aber nein danke!«, entgegne ich knapp. Ich fühle mich etwas ausgelaugt von dem Tag, und gemütlich wäre nun nicht unbedingt das Wort, mit dem ich einen gemeinsamen Abend mit ihnen beschreiben würde.

    »Och, komm schon, was willst du sonst machen? Du solltest kurz mitkommen.«

    »Nein, ich muss … he!«, protestiere ich, als Iain sich bei mir unterhakt, und ehe ich mich’s versehe, hat sich Liam auf meiner anderen Seite postiert.

    »Offensichtlich kennst dich nicht gut genug im Haus aus – wir zeigen dir mal, wo es ins Kaminzimmer geht«, meint er feixend. Auf diese Weise ziehen sie mich über den Flur, während ich zappele, ihrem Griff indes nicht entkommen kann, denn dank meiner tollen Socken rutsche ich problemlos hinter ihnen her. Ich sollte dringend mit Elena reden! Die blöden Wolldinger sind wahrlich nicht der Renner.

    Liam stößt die Tür zu dem üppigen Raum im unteren Stockwerk auf und setzt mich in einen Sessel. Als ich aufstehen will, drücken mich ein Dutzend Hände gleichzeitig herunter, darunter auch eine, die zu Elijah gehört. Ich funkle ihn an und ernte dafür ein warmes Lächeln.

    »Ich möchte mir keine Sorgen um dich machen müssen«, verkündet er und ich unterdrücke ein Augenrollen. Er weiß mit Sicherheit genau, dass ich nicht erfrieren kann, also ist das hier wohl wieder ein Versuch, mich in das Leben in der Villa einzubinden, ganz gleich, wie abgeneigt mir einige Bewohner gegenüber eingestellt sein mögen.

    Seufzend sehe ich mich um. Das Kaminzimmer ist riesig und öffnet sich zu einem weiteren Raum, wo ein großer Tisch Platz findet. In der Ecke, in der wir sitzen, befindet sich der offene Kamin, in dem ein lebhaftes Feuer prasselt. Die Funken springen lustig hin und her, als würden sie tanzen. Mir kommt sofort das Dorf in den Sinn, das in Flammen aufgegangen ist, und ich schrecke zurück.

    Die Wände werden von dunklen Bücherregalen eingenommen und schwere dunkelgrüne Vorhänge aus Samt befinden sich neben den mannshohen Fenstern. Eine gewaltige Landschaft aus Kissen, Decken und weichen Sitzsäcken nimmt den Großteil des Raumes ein und ein gewebter Teppich bedeckt den Boden. Nicht nur das Wolfsrudel, sondern auch sämtliche anderen Bewohner des Hauses haben sich rasch darauf verteilt, strecken sich auf den Decken aus und machen es sich in den Kissen bequem. Luana und Maylee haben sich aus einigen bunten Exemplaren ein kleines Fort gebaut und kichern verhalten.

    Dalia wacht in unmittelbarer Entfernung über die beiden und wirft mir tatsächlich einen eher feindlichen Blick zu, als könne ich auf die Idee kommen, die Kissenburg ihrer Mädchen anzugreifen, um die beiden mit einem federgefüllten Stoffding zu ersticken. Ich unterdrücke ein Knurren und versuche, mich unsichtbar zu machen.

    Gerade nach dem, was ich von Azal erfahren habe, kann ich nur schwer einem von ihnen in die Augen sehen. Spüren sie, was ich bin? Was ich getan habe?

    Viele der Anwesenden haben die Hände um hölzerne Becher gelegt, in denen eine dampfende Flüssigkeit schwappt, und Ilóris reicht nun auch mir einen davon herüber. Der Dunst steigt mir in die Nase und ich atme wohlriechende Kräuter ein, die meine Sinne beleben.

    »Mein bester Trulan-Tee gegen Schnupfen. Der wirkt wahre Wunder!«, verkündet sie mit einem kleinen Zwinkern und ich nehme brav einen Schluck, bei dem ich mir prompt die Zunge verbrenne.

    »Wie nett, dich mal wieder zu Gesicht zu bekommen, Bree«, kommt es unerwartet von Kiovar und ich schrecke sofort alarmiert auf, ziehe meine unsichtbaren Schutzwände höher um mich und verdichte sie mit Schweigen. Er bleckt die Zähne auf angriffslustige Weise.

    »Ich meine ja nur«, behauptet er in die Runde, als andere ihn ebenfalls fragend anblicken, und ein hämisches Grinsen schleicht sich auf seine Lippen, das mir gar nicht gefällt. »Nachdem sie so lange verschwunden war und sich dann in ihrem Zimmer verschanzt hat – ich war ganz … besorgt

    Der fiese Unterton in seiner Stimme verärgert mich und ich muss mich beherrschen, um ihm nicht an den Hals zu springen.

    »Apropos«, meint er spöttisch und richtet sich in dem Berg aus Kissen auf, die er sich allesamt gesichert hat. »Wo genau wart ihr zwei Turteltäubchen denn? Und wie kamt ihr zu der Reise?«

    Meine Ohren beginnen zu klingeln und ich spüre die Wut in mir aufbrodeln, gepaart mit diesem lauernden Gefühl von Angst, die mir im Nacken sitzt. Die Schuldgefühle überschwemmen mich erneut und all das vermischt sich zu einem unheimlichen Gebräu, das meine Finger zum Beben bringt.

    »Also ich meine ja nur, dass dich das nicht im Entferntesten etwas angeht«, knurre ich, Kiovar fest im Auge behaltend. Leider lässt sich sein herablassendes Lächeln nicht allzu leicht vertreiben. Im Gegenteil. Es wird gefährlich breiter.

    »Ach, ich glaube, ich bin nicht der Einzige hier, der sich das fragt«, behauptet er und blickt überlegen in die Runde. Tatsächlich wandern nun mehr Blicke zu mir und legen sich schwer auf mich. Ich spüre, wie die Nervosität in mir ansteigt. Wie soll ich all das nur erklären? Der Gedächtnisverlust, die Probleme, mit denen ich zu kämpfen habe? Ich will ihnen nicht davon berichten, denn dann müsste ich auch erklären, was ich von Azal erfahren habe. Ein Schaudern packt meinen Körper. Wenn sie erführen, was ich bin – wer ich bin –, nicht nur Kiovar würde mir dann den Tod wünschen.

    »Celdon verschwindet mitten in der Nacht mit dir und Tage später schlägst du wieder auf – ohne Celdon, dafür mit einem Hexenmeister, und keiner weiß, wo ihr gewesen sein könntet. Ein kleines romantisches Abenteuer?« Er hüstelt.

    »Vorsicht, Kiovar«, brummt Elijah aus einer Ecke. »Dieser Hexenmeister ist einer unserer Verbündeten und hilft, wo er kann.«

    »Das wollte ich nicht anzweifeln. Ich war nur neugierig, was Bree mit ihm zu schaffen hatte. Vielleicht sollte er ihr ein kleines Liebes­elixier zusammenbrauen, damit Celdon ihr verfallen bleibt?«

    Ich schnappe nach Luft angesichts so viel Dreistigkeit und bin in der Kürze eines Wimpernschlags wieder auf meinen Beinen.

    »Wie kannst du es wagen!«, fauche ich ihn an. Ausgerechnet er ist derjenige, der diesen Namen in den Raum wirft, als würde seine Erwähnung uns alle nicht ohnehin schon schmerzen. »Mir vorwerfen, ich würde … ich könnte …«

    Sofort springt auch Kiovar auf und seine Augen blitzen, als habe er nur darauf gewartet, dass ich den Zorn in mir endlich nicht mehr zügeln kann. Sein Kinn senkt sich bedrohlich und ich zweifele nicht daran, dass er liebend gern auf mich losgehen würde. Er wartet, dass ich den ersten Schritt mache – doch die Genugtuung werde ich ihm nicht gönnen, selbst wenn das Blut in meinen Ohren rauscht und meine Zähne aufeinander mahlen.

    »Was? Was könntest du?«, spuckt er nun aus. »Celdon war so dumm und hat etwas an dir gefunden. Das hat er nun davon, dass er dich vor uns beschützen wollte – er ist tot! Und wessen Schuld ist es?! Deine, ganz allein deine Schuld!«

    »Ist es nicht!«, kreische ich und mein Herz brennt in meiner Brust. »Er ist nicht tot, er kann nicht … es war nicht meine Schuld!«

    »Wessen sonst?!«, brüllt Kiovar mich an und zeigt mit dem Finger auf mich, während nun mehr und mehr der anderen Bewohner aufspringen. Cian packt Kiovar an seinem Arm und Jorak taucht an meiner Seite auf, als wolle er mich beschützen. Sogar Elijah erhebt sich langsam und hält eine Hand hoch.

    »Es reicht, Kiovar!«, sagt er und seine Stimme durchschneidet den Raum wie ein Messer. »Du hast kein Recht, Bree diese Dinge vorzuwerfen.«

    »Wie könnt ihr nur so blind sein!«, stößt dieser verächtlich hervor und spuckt mir vor die Füße, ehe er sich grob von Cian losmacht und Yavan zurückstößt, der ebenfalls hinter ihn getreten ist. »In Ordnung, vielleicht ist nicht sie schuld, sondern Celdon selbst. Er hätte uns machen lassen sollen, denn sie gehört nicht zu uns und das wird sie niemals!«

    Damit stürmt er aus dem Kaminzimmer, ehe jemand etwas sagen kann. Wie erstarrt stehe ich da und seine Worte jagen wie Messerspitzen in mein Herz. Nicht weil ich in Kiovar unbedingt einen Freund finden wollte, sondern weil ich Angst habe, er könnte recht haben. Es könnte wahr sein: dass ich niemals zu ihnen gehören kann, ganz gleich, wie sehr ich mich bemühe. Ich werde ausgestoßen bleiben.

    »Celdon wollte den Widerstand stärken und Rebellen zum Kampf gegen die Königin finden«, kommt es nun trocken von Elijah. »Darum ist er zu Azal gegangen. Noch jemand Fragen?«

    Keiner sagt etwas und Jorak legt mir flüchtig eine Hand auf den Arm, als wolle er mich beruhigen, während die Feen sich auf meiner Schulter und neben mir niederlassen, um tröstend ihre kleinen Köpfchen an mir zu reiben, sobald ich mich wieder hingesetzt habe. Energie fließt durch meinen Körper und bringt ihn zum Summen, denn die Anspannung im Raum ist mehr als deutlich spürbar. Die Stimmung verhärtet sich und schuld daran ist dieser Krieg, den ich kenne und doch nicht kenne. Nicht verstehe.

    Das musste ich nie. Ich musste nur Befehle ausführen.

    »Das hier ist ein sicherer Hafen für alle, die Hilfe brauchen. Ich will nicht, dass wir uns anschreien und Vorwürfe machen«, greift nun Elijah meine Gedanken auf. »Wichtig ist, dass Bree wieder hier und wohlauf ist. Ob wir Celdons Einstellung teilen, können wir in der nächsten Versammlung besprechen. Müssen wir besprechen.«

    Damit erklärt es das Thema offenbar für beendet und nach einem kurzen Schweigen beginnen die Gespräche der anderen wieder lauter zu werden, nachdem sie mich lang genug angestarrt haben.

    Ich hingegen sitze den restlichen Abend völlig verkrampft da und meide jeden misstrauischen und jeden aufmunternden Blick, der mir zugeworfen wird. Sorge schnürt mir die Kehle zu und ich kann es nicht aushalten, zwischen ihnen zu sein. Dafür spendet der Kamin angenehme Wärme und ab und zu steht jemand auf und legt ein Holzscheit nach. Dann fliegen Funken durch den Raum und die Flammen züngeln empor, gierig fressen sie das Holz auf und verwandeln es in Asche. Fasziniert beobachte ich es. Würde meine immer kalte Haut daran verbrennen? Wie die Flammenzungen sich wohl anfühlen?

    Nach und nach leert sich der Raum, Dalia bringt die Zwillinge ins Bett, Jorak und Sam gehen, Elena, Aramet und noch einige weitere. Elijah verschwindet ebenfalls, nachdem er die Hand gehoben und uns allen zugezwinkert hat, was im Gegensatz zu sonst eher gequält als beschwingt fröhlich wirkte. Mir ist aufgefallen, dass auch er stumm in das flackernde Feuer starrte und sich nicht an den Gesprächen und Kartenspielen beteiligt hat, die im Raum lautstark und begleitet von ausgelassenem Lachen ausgetragen wurden. So verlässt einer nach dem anderen das Kaminzimmer, bis nur noch Liam, Cian, Eriu, Elroy und die Glitzerfeen da sind. Letztere sitzen auf dem Kronleuchter, dessen Kerzen unruhig flackern, und mischen sich in jede Unterhaltung ein. Aufgeregt plappern sie mit und schlürfen dabei aus den kleinen Finger­hüten, die sie in der Hand halten.

    Hin und wieder schnippt Leolynn einen Tropfen daraus in Cians Tasse, woraufhin der böse nach oben sieht.

    »Was soll das?«

    »Feenspucke bringt Glück.«

    »Du spuckst in meinen Tee?!«

    »Weil ich dir Glück wünsche!«

    Leolynn schwingt fröhlich kichernd hin und her und der Kerzen­schein neigt sich bedrohlich zur Seite. Cian seinerseits droht an, der Fee ebenfalls auf den Kopf zu spucken, wenn er sie in die Finger bekomme, und streckt halbherzig die Hand nach ihr aus.

    »Seid still!«, unterbricht eine tiefe Stimme den Streit der beiden. Leolynn lässt sich von ihrem hohen Sitz fallen, fängt sich in der Luft und setzt sich auf den Rand einer leeren Tasse. Cian springt auf sie zu, greift an ihr vorbei, woraufhin sie zu gackern beginnt, und zwar so sehr, dass sie hintenüberfällt und in der Tasse landet. Daraufhin prustet nun Cian los.

    »Ich habe gesagt: Ruhe!«, donnert Elroys Stimme erneut durch den Raum. Schlagartig ist es still und selbst ich blicke von dem Feuer auf.

    »Hört ihr das?«, flüstert er und deutet zum Fenster hinüber, gegen dessen Scheibe die pechschwarze Dunkelheit der Nacht drückt. Ich spitze die Ohren und lausche neugierig. Es könnte sich um Gesang handeln … Wovon singen die Stimmen? Ich versuche genauer hinzuhören. Die Klänge werden zuerst undeutlich wie durch Nebel, dann schließlich klarer an mein Ohr getragen. Ein seltsamer Chor aus schönen Stimmen, begleitet von hellen Flötentönen und anderen Instrumenten. Eine weibliche Stimme hebt sich von den anderen ab, sie trägt den Text vor, während die übrigen mit tieferen, klingenden Stimmen andere Worte murmeln. Als ich den Inhalt der Worte vernehmen kann, jagen mir eisige Schauer über den Rücken.


    Wenn um Mitternacht,

    der Vollmond lacht!

    Wenn der Rabe kreischt,

    und kalter Wind pfeift!

    Es donnert und blitzt,

    schaurig schön!


    Die hohe Stimme setzt ein und zwar derart plötzlich, dass ich zusammen­fahre.


    Ja, dann ist es Zeit!

    Die Elfen machen sich bereit!

    Wir morden in der Dunkelheit!

    Unser Lachen hört man weit und breit!


    Die tiefen Stimmen wiederholen die ersten Zeilen, während die erste Frauenstimme sich klar von ihnen abhebt. Ihr Gesang zerschneidet die Nacht wie ein Messer.


    Schwerter über Steine schleifen,

    Nägel über Türen kratzen,

    Kinder nachts im Schlafe kreischen,

    Albträume unter den Matratzen.


    Versucht nur, euch zu verbergen.

    Lange könnt ihr nicht mehr fliehen.

    Wir sind euch schon auf den Fersen.

    Werden euch die Haut abziehen.


    Wie gebannt sitze ich da, lausche dem schaurig schönen Gesang. Im Raum ist es totenstill, nur die Musik durchbricht das Schweigen. Niemand rührt sich.

    Erst jetzt bemerke ich, dass ich zittere. Es läuft mir kalt den Rücken herunter, als ich an den Liedtext denke. Dunkel und gruselig, als würden sie näher kommen, als stecke ich schon längst in einer dieser Fallen fest. Die Stimmen lösen ein Gefühl der Panik in mir aus, das ich auch auf den Gesichtern aller anderen Anwesenden erkennen kann.

    »Singen das tatsächlich … Elfen?« Meine Stimme bebt. Die anderen im Raum starren mit leerem Blick vor sich hin. Keiner sieht mich an.

    »Die Schattenelfen«, murmelt Cian schließlich, steht auf und verlässt den Raum, ohne sich noch einmal umzusehen. Überfordert sehe ich ihm hinterher.

    Die Bewohner sind allesamt Elfen, doch während einige von ihnen blütenähnliche Flügel tragen, sind sie bei anderen eingerissen, zerfetzt oder fehlen vollständig; und fliegen, so wie ich es heute Morgen getan habe, können sie damit auch nicht. Die Schattenelfen sind die­jenigen, die ihnen das angetan und sie hierhergetrieben haben. Celdon hat mir davon erzählt. Ich lasse meinen Blick über die Anwesenden schweifen, die alle tief in ihren eigenen Gedanken versunken sind. Jeder von ihnen hat einen solchen Angriff, wie ich ihn in Ilbadír gesehen habe, überlebt und sich hier verstecken können.

    Eriu schüttelt resigniert den Kopf. »Es ist schwer, sich vorzu­stellen, sie seien einmal wie wir gewesen. Nun sind sie hinterlistig, skrupellos und boshaft.«

    Elroy lacht dumpf auf. »Ganz ehrlich, Bree, denen willst du nicht begegnen. Gruselige Gestalten, bis an die Zähne bewaffnet und gefährlicher als ein wütender Ducayran.«

    Mir ist schlecht. Denn was würden sie alle nur sagen, wenn sie wüssten, dass ich bereits an der Seite dieser grausamen Wesen gestanden und, ohne mit der Wimper zu zucken, mit angesehen habe, wie eine ganze Stadt niederbrannte?

    Die Gewissensbisse nagen schmerzhaft an mir, sodass ich mir die Hände auf meinen Bauch presse und das Gefühl habe, mich jeden Moment übergeben zu müssen. Wenigstens die kleinen Feen versuchen, die düstere Stimmung aufzulockern: »Ich will ihnen auch nicht

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