Ihre letzte Hoffnung (Ein Rachel Gift FBI-Suspense-Thriller – Band 3)

IHRE LETZTE HOFFNUNG

(Ein Rachel Gift FBI-Suspense-Thriller – Band Drei)

B L A K E   P I E R C E

Blake Pierce

Blake Pierce ist Autor der erfolgreichen Mystery-Reihe RILEY PAGE, die aus siebzehn Büchern besteht. Blake Pierce ist ebenfalls Verfasser der MACKENZIE WHITE Mystery-Reihe, die vierzehn Bände umfasst; der AVERY BLACK Mystery-Reihe mit sechs Büchern; der fünfbändigen KERI LOCKE Mystery-Reihe; den sechs Büchern der MAKING OF RILEY PAIGE Mystery-Reihe; der KATE WISE Mystery-Reihe, die aus sieben Büchern besteht; der CHLOE FINE Psycho-Thriller-Reihe, die sechs Bände umfasst; der fünfzehnteiligen JESSE HUNT Psycho-Thriller-Reihe (Fortsetzung folgt); der Psycho-Thriller Reihe DAS AU-PAIR, die aus drei Bänden besteht; der ZOE PRIME Mystery-Reihe, die sechs Teile umfasst; der ADELE SHARP Mystery-Reihe mit zehn Bänden (Fortsetzung folgt); der LONDON ROSES EUROPAREISE Cosy-Krimi-Reihe, die bisher aus sechs Büchern besteht (Fortsetzung folgt); den drei Büchern des neuen LAURA FROST FBI Thrillers (Fortsetzung folgt); der neuen ELLA DARK FBI Thrillern mit bisher sechs Büchern (Fortsetzung folgt); der EIN JAHR IN EUROPA Cosy-Krimi-Reihe aus bisher drei Bänden (Fortsetzung folgt); der dreiteiligen AVA GOLD Mystery-Reihe (Fortsetzung folgt); sowie der RACHEL GIFT Mystery-Reihe, die aktuell aus sechs Büchern besteht (Fortsetzung folgt).

Als treuer Leser und lebenslanger Fan des Genres rund um Mystery und Thriller, hört Blake gern von Ihnen, also besuchen Sie die Seite www.blakepierceauthor.com, um mehr zu erfahren und in Kontakt zu bleiben.

Copyright © 2021 by Blake Pierce. Alle Rechte vorbehalten. Vorbehaltlich der Bestimmungen des U.S. Copyright Act von 1976 darf kein Teil dieser Publikation ohne vorherige Genehmigung des Autors in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln reproduziert, verteilt oder übertragen oder in einer Datenbank oder einem Abfragesystem gespeichert werden. Dieses eBook ist nur für Ihren persönlichen Gebrauch lizenziert. Dieses eBook darf nicht weiterverkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit einer anderen Person teilen möchten, kaufen Sie bitte für jeden Empfänger ein zusätzliches Exemplar. Wenn Sie dieses Buch lesen und Sie es nicht gekauft haben, oder es nicht nur für Ihren Gebrauch gekauft wurde, dann senden Sie es bitte zurück und kaufen Sie Ihre eigene Kopie. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit dieses Autors respektieren. Dies ist eine erfundene Geschichte. Namen, Charaktere, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorfälle sind entweder das Ergebnis der Phantasie des Autors oder werden fiktiv verwendet. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Personen, ob lebendig oder tot, ist völlig zufällig. Jacket image Copyright oekka.k, verwendet unter der Lizenz von Shutterstock.com.

BÜCHER VON BLAKE PIERCE

EIN RACHEL GIFT FBI-SUSPENSE-THRILLER

IHR LETZTER WUNSCH (Band #1)

IHRE LETZTE CHANCE (Band #2)

IHRE LETZTE HOFFNUNG (Band #3)

DIE FÄLLE DER AVA GOLD

BEUTESTADT (Band #1)

ANGSTSTADT (Band #2)

EIN LAURA FROST FBI-THRILLER

VOR LANGEM VERSCHWUNDEN (Band #1)

VOR LANGEM ENTDECKT (Band #2)

BEREITS IN DER FALLE (Band #3)

BEREITS VERMISST (Band #4)

BEREITS TOT (Band #5)

EIN ELLA-DARK-THRILLER

IM SCHATTEN (Band #1)

WEGGENOMMEN (Band #2)

AUF DER JAGD (Band #3)

EIN JAHR IN EUROPA

EIN MORD IN PARIS (Band #1)

TOD IN FLORENZ (Band #2)

RACHE IN WIEN (Band #3)

EIN TODESFALL IN SPANIEN (Band #4)

LONDON ROSES EUROPAREISE

MORD (UND BAKLAVA) (Band #1)

TOD (UND APFELSTRUDEL) (Band #2)

VERBRECHEN (UND BIER) (Band #3)

EIN UNGLÜCKSFALL (UND GOUDA) (Band #4)

EIN UNHEIL (UND EIN PLUNDERSTÜCK) (Band #5)

CHAOS (UND EIN HERING) (Band #6)

ADELE SHARP MYSTERY-SERIE

NICHTS ALS STERBEN (Band #1)

NICHTS ALS RENNEN (Band #2)

NICHTS ALS VERSTECKEN (Band #3)

NICHTS ALS TÖTEN (Band #4)

NICHTS ALS MORD (Band #5)

NICHTS ALS NEID (Band #6)

NICHTS ALS FEHLER (Band #7)

NICHTS ALS VERSCHWINDEN (Band #8)

NICHTS ALS JAGEN (Band #9)

NICHTS ALS ANGST (Band #10)

NICHTS ALS PLÜNDERN (Band #11)

NICHTS ALS KÖDERN (Band #12)

DAS AU-PAIR

SO GUT WIE VORÜBER (Band #1)

SO GUT WIE VERLOREN (Band #2)

SO GUT WIE TOT (Band #3)

ZOE PRIME KRIMIREIHE

GESICHT DES TODES (Band #1)

GESICHT DES MORDES (Band #2)

GESICHT DER ANGST (Band #3)

GESICHT DES WAHNSINNS (Band #4)

GESICHT DES ZORNS (Band #5)

GESICHT DER FINSTERNIS (Band #6)

JESSIE HUNT PSYCHOTHRILLER-SERIE

DIE PERFEKTE FRAU (Band #1)

DER PERFEKTE BLOCK (Band #2)

DAS PERFEKTE HAUS (Band #3)

DAS PERFEKTE LÄCHELN (Band #4)

DIE PERFEKTE LÜGE (Band #5)

DER PERFEKTE LOOK (Band #6)

DIE PERFEKTE AFFÄRE (Band #7)

DAS PERFEKTE ALIBI (Band #8)

DIE PERFEKTE NACHBARIN (Band #9)

DIE PERFEKTE VERKLEIDUNG (Band #10)

DAS PERFEKTE GEHEIMNIS (Band #11)

DIE PERFEKTE FASSADE (Band #12)

DER PERFEKTE EINDRUCK (Band #13)

DIE PERFEKTE TÄUSCHUNG (Band #14)

DIE PERFEKTE GELIEBTE (Band #15)

DAS PERFEKTE IMAGE (Band #16)

DER PERFEKTE SCHLEIER (Band #17)

DER PERFEKTE FEHLTRITT (Band #18)

CHLOE FINE PSYCHOTHRILLER-SERIE

NEBENAN (Band #1)

DIE LÜGE EINES NACHBARN (Band #2)

SACKGASSE (Band #3)

STUMMER NACHBAR (Band #4)

HEIMKEHR (Band #5)

GETÖNTE FENSTER (Band #6)

KATE WISE MYSTERY-SERIE

WENN SIE WÜSSTE (Band #1)

WENN SIE SÄHE (Band #2)

WENN SIE RENNEN WÜRDE (Band #3)

WENN SIE SICH VERSTECKEN WÜRDE (Band #4)

WENN SIE FLIEHEN WÜRDE (Band #5)

WENN SIE FÜRCHTETE (Band #6)

WENN SIE HÖRTE (Band #7)

DAS MAKING OF RILEY PAIGE MYSTERY-SERIE

BEOBACHTET (Band #1)

WARTET (Band #2)

LOCKT (Band #3)

NIMMT (Band #4)

LAUERT (Band #5)

TÖTET (Band #6)

RILEY PAIGE MYSTERY-SERIE

VERSCHWUNDEN (Band #1)

GEFESSELT (Band #2)

ERSEHNT (Band #3)

GEKÖDERT (Band #4)

GEJAGT (Band #5)

VERZEHRT (Band #6)

VERLASSEN (Band #7)

ERKALTET (Band #8)

VERFOLGT (Band #9)

VERLOREN (Band #10)

BEGRABEN (Band #11)

ÜBERFAHREN (Band #12)

GEFANGEN (Band #13)

RUHEND (Band #14)

GEMIEDEN (Band #15)

VERMISST (Band #16)

AUSERWÄHLT (Band #17)

EINE RILEY PAIGE KURZGESCHICHTE

EINST GELÖST

MACKENZIE WHITE MYSTERY-SERIE

BEVOR ER TÖTET (Band #1)

BEVOR ER SIEHT (Band #2)

BEVOR ER BEGEHRT (Band #3)

BEVOR ER NIMMT (Band #4)

BEVOR ER BRAUCHT (Band #5)

EHE ER FÜHLT (Band #6)

EHE ER SÜNDIGT (Band #7)

BEVOR ER JAGT (Band #8)

VORHER PLÜNDERT ER (Band #9)

VORHER SEHNT ER SICH (Band #10)

VORHER VERFÄLLT ER (Band #11)

VORHER NEIDET ER (Band #12)

VORHER STELLT ER IHNEN NACH (Band #13)

VORHER SCHADET ER (Band #14)

AVERY BLACK MYSTERY-SERIE

MORDMOTIV (Band #1)

FLUCHTMOTIV (Band #2)

TATMOTIV (Band #3)

MACHTMOTIV (Band #4)

RETTUNGSDRANG (Band #5)

SCHRECKEN (Band #6)

KERI LOCKE MYSTERY-SERIE

EINE SPUR VON TOD (Band #1)

EINE SPUR VON MORD (Band #2)

EINE SPUR VON SCHWÄCHE (Band #3)

EINE SPUR VON VERBRECHEN (Band #4)

EINE SPUR VON HOFFNUNG (Band #5)

INHALT

KAPITEL EINS

KAPITEL ZWEI

KAPITEL DREI

KAPITEL VIER

KAPITEL FÜNF

KAPITEL SECHS

KAPITEL ELF

KAPITEL ACHT

KAPITEL NEUN

KAPITEL ZEHN

KAPITEL ELF

KAPITEL ZWÖLF

KAPITEL DREIZEHN

KAPITEL VIERZEHN

KAPITEL FÜNFZEHN

KAPITEL SECHZEHN

KAPITEL SIEBZEHN

KAPITEL ACHTZEHN

KAPITEL NEUNZEHN

KAPITEL ZWANZIG

KAPITEL EINUNDZWANZIG

KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG

KAPITEL DREIUNDZWANZIG

KAPITEL VIERUNDZWANZIG

KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG

KAPITEL SECHSUNDZWANZIG

KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG

KAPITEL ACHTUNDZWANZIG

KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG

KAPITEL ACHTUNDZWANZIG

KAPITEL NEUNUNDZWANZIG

KAPITEL DREISSIG

KAPITEL EINS

Noch vor einem Monat hatte Maria Ramirez’ größte Sorge darin bestanden, keine ausreichend großen Fußballschuhe für ihren Sohn zu finden. Die blöden Schuhe aufzutreiben, bevor das Probetraining begann, war ihr wie ein gewaltiges Problem vorgekommen. Ganze drei Tage lang hatte sich ihre Welt ausschließlich um die Suche nach diesen Schuhen gedreht. Als sie das Krankenhaus verließ und in Richtung des dunklen Parkplatzes ging, kam ihr der Stress, den die endlose Suche nach den Schuhen verursacht hatte, regelrecht lächerlich vor.

Seitdem hatte sich einiges geändert, was ihr geholfen hatte, ihre Prioritäten neu zu definieren. Fußballschuhe. Fußball. Alles, was Spaß machte … Was hatte das jetzt noch für einen Sinn?

Natürlich musste sie das Ganze für ihre beiden Kinder in einem anderen Licht darstellen. Sie nahm an, dass sie es verstehen würden; schließlich waren sie alt genug, um zu begreifen, was die jüngste schlechte Nachricht für sie bedeuten würde. Nach der Diagnose, die sie gerade erhalten hatte, würde sich ihr Leben für immer verändern. Es würde einige sehr schwierige Gespräche mit den Kindern und ihrem Vater geben. Maria und ihr Ex-Mann hatten in den letzten drei Jahren nie länger als fünf Minuten miteinander geredet, jetzt würden sie jedoch nicht darum herumkommen.

Sie spürte das Krankenhaus hinter ihr aufragen, fast wie ein Spukhaus in einem schlechten Horrorfilm. Die Neuigkeiten, die sie dort erfahren hatte, waren nicht ermutigend, sondern geradezu entsetzlich gewesen. Dennoch beschloss sie, sich davon nicht auffressen zu lassen. Sie entschied sich dafür, dies als Möglichkeit zu nutzen, ihren Kindern zu zeigen, dass es im Leben wichtigere Dinge gab als Fußballschuhe oder eine neue Xbox, weil die alte sich überhitzt hatte und kaputtgegangen war.

Sie zückte ihr Handy und wollte Teddy, ihren Sohn, anrufen, um ihm zu sagen, er solle etwas Hühnchen aus dem Gefrierschrank holen. Sie hatte noch keine Ahnung, was sie heute Abend kochen sollte, aber sie musste sich auf die täglichen, alltäglichen Dinge konzentrieren. Vielleicht würde sie es ihnen beim Abendessen sagen. Es würde schwierig werden, und auch die nächsten Tage würden nicht leicht sein, doch es führte kein Weg daran vorbei.

Als sie sich ihrem Auto näherte, dachte sie an das Hühnchen im Tiefkühlfach und kicherte nervös. „Zur Hölle damit."

Maria kam zu dem Schluss, dass sie sich angesichts der Neuigkeiten, die sie gerade erhalten hatte, einen kochfreien Abend gönnen konnte. Außerdem wollten die Kinder schon seit zwei Wochen Chinesisch. Vielleicht würde sie einfach etwas beim Lieferservice bestellen, um ihnen den Schock zu versüßen, den sie ihnen gleich verpassen würde.

Ihr Handy leuchtete in der Nacht, als sie neben ihrem Auto stehen blieb und die Telefonnummer ihres Lieblings-Chinesen googelte. Bevor sie die Anruftaste drückte, versuchte sie, sich an das Gericht mit dem seltsamen Namen zu erinnern, das ihr Sohn so gerne mochte. „Moo shoo? Irgendetwas mit Schweinefleisch", murmelte sie.

Die Augen immer noch auf ihr Handy gerichtet, nahm sie aus dem Augenwinkel wahr, wie eine Gestalt um die Vorderseite ihres Autos herumlief. Einen seltsamen Moment lang dachte sie, es sei ein Geist – eine seltsame körperlose Gestalt, die sich durch die Nacht bewegte. Doch dann erkannte sie, dass es lediglich daran lag, dass die Gestalt ganz in Schwarz gekleidet war. Sie erkannte die Umrisse einer Kapuze, die über den Kopf gezogen war, doch das war auch schon alles.

Bevor Maria mehr in der Dunkelheit ausmachen konnte, verspürte sie einen stechenden Schmerz in ihrer Magengegend. Sie öffnete den Mund, um zu schreien, bekam jedoch keine Luft. Die dunkle Gestalt vor ihr schien immer dunkler zu werden, je stärker der Schmerz wurde.

Ich bin erstochen worden.

Diese Tatsache wurde ihr schlagartig klar, als die Klinge aus ihrem Körper gezogen wurde. Maria ließ sich gegen die Seite ihres Autos sinken und versuchte, Luft zu holen und gleichzeitig einen klaren Blick auf ihren Angreifer zu erhaschen. Als sie in sein Gesicht blickte, tauchte jedoch schnell ein Messer vor ihren Augen auf, das mit ihrem eigenen Blut befleckt war. Nur den Bruchteil einer Sekunde sah sie dem Mörder in die Augen. Sie konnte erkennen, dass es ein Mann war, denn er murmelte etwas vor sich hin. Die Stimme war männlich und hektisch. Sie konnte nicht verstehen, was er sagte, aber es schien auf jeden Fall eine einseitige Unterhaltung zu sein.

„…, wenn ich es erledigen will  … und zwar schnell  … dann mach es einfach und …"

Der befremdliche Monolog lenkte sie lange genug ab, um das Messer zu übersehen, das ihr brutal in den Hals gerammt wurde.

Zuerst war es fast so, als hätte sie sich an einem Blatt Papier geschnitten. Dann jedoch fühlte es sich an, als wäre ihr gesamter Hals aufgeschlitzt worden, und das Letzte, was Maria Ramirez spürte, bevor sie an der Seite ihres Autos auf den Bürgersteig sank, war ihr warmes Blut, das ihr die Brust hinunterlief. Sie konnte den Mörder immer noch reden hören, was seltsam war, denn selbst während das Leben aus ihr herausströmte, war sie sich ziemlich sicher, dass ihr Mörder allein gewesen war.

KAPITEL ZWEI

Rachel saß auf ihrer Couch, mitten in ihrem ruhigen Haus, und beobachtete ihre Tochter. Paiges Augen wanderten unruhig hin und her, so wie sie es schon seit etwa einem Tag taten. Rachel spürte, dass Paige wusste, dass etwas vor sich ging, aber zu viel Angst hatte, um zu fragen. Paige Gift war schon immer die Art von Kind gewesen, das leicht in Verlegenheit geriet, wenn andere in Schwierigkeiten steckten. Sogar wenn Menschen oder Zeichentrickfiguren sich im Fernsehen stritten, wandte sie den Blick ab und hielt sich manchmal die Ohren zu.

Wenn sie also spürte, dass die Stimmung in ihrem Zuhause angespannt war, schlug ihre eigene Laune dramatisch um.

„Seid Daddy und du sauer aufeinander?", fragte Paige.

Rachel tat ihr Bestes, um ihre Tochter nie anzulügen, aber sie wusste, wann sie einen Schock abmildern musste. „In gewisser Weise, gab sie zu. „Die letzten Tage waren einfach etwas schwierig.

„Wegen dem, was du in meinem Zimmer gefunden hast?"

Rachel nickte und griff nach Paiges Hand. „Unter anderem, ja."

Paige hatte mehrmals versucht, Rachel zu erklären, wie es ihr mit diesem Vorfall ging. Sie war immer noch ein wenig verwirrt darüber, dass sie vor zwei Tagen ein totes Eichhörnchen auf dem Boden ihres Zimmers gefunden hatte. Angesichts der Reaktion ihrer Eltern hatte sie den ganzen nächsten Tag über geschworen, dass sie es nicht getan hatte. Sie hatte sogar darauf bestanden, eine Beerdigung für das arme Eichhörnchen abzuhalten – was jedoch nicht möglich war, da es als Beweismittel sichergestellt worden war.

Abgesehen davon, tappte Paige mehr oder weniger im Dunkeln. Weder Rachel noch Peter oder die Polizei und die FBI-Agenten, die das Haus durchsucht hatten, hatten ihr etwas von der Notiz erzählt, die in dem Eichhörnchen gesteckt hatte. Es war die Nachricht von Alex Lynch, die vermutlich ein alter Freund oder Bekannter von Lynch in Paiges Zimmer platziert hatte, die Rachel am meisten beunruhigt hatte.

Und später, nachdem die Polizei und das FBI das Haus schließlich verlassen hatten, hatten Rachel und Peter ihr nichts von Rachels Diagnose erzählt. In einem eiligen Gespräch zwischen Polizeibesuchen und einer weinenden, aufgeregten Paige hatten sie beschlossen, es für ein paar Tage für sich zu behalten – zumindest bis der Schock über das Eichhörnchen und die Nachricht abgeklungen war. Und selbst, als sie unmittelbar nach dem Vorfall mit dem toten Eichhörnchen über den Tumor gesprochen hatten, hatte Rachel gespürt, dass etwas zwischen ihnen anders war. Etwas hatte sich verändert, und es würde nie wieder so sein wie früher.

„Mommy?"

„Ja, mein Schatz?"

„Ich weiß, ihr seid sauer  … Aber kann ich einen Film sehen?"

„Klar."

Sie wollte nicht, dass Paige die Anspannung zwischen ihnen so deutlich zu spüren bekam. Peter hatte in den letzten zwölf Stunden nicht viel mit ihr gesprochen. Rachel wusste, dass ihn die Nachricht über Alex Lynch verletzt und überrumpelt hatte. Außerdem schien er zutiefst erschüttert und wütend darüber zu sein, dass bei ihr nicht nur ein Tumor diagnostiziert worden war, sondern dass sie es ihm auch noch verheimlicht hatte. Seit sie das tote Eichhörnchen mit dem Zettel in Paiges Zimmer gefunden hatten, war er ihr gegenüber kalt und distanziert. Sie hatten sich schon früher gestritten, sich sogar ein oder zweimal angeschrien, aber dieses eisige Schweigen war etwas Neues. Und die Schwere ihrer Diagnose machte alles noch schlimmer. Es war schwer genug gewesen, es ihm endlich zu sagen, aber dann auch noch diese Sache mit Alex Lynch. Das war eine ganz andere Art von Belastung.

Nachdenklich beobachtete sie, wie Paige Disney Plus aufrief und anfing, durch einige ihrer Lieblingsfilme zu scrollen. Coco lief bereits zwanzig Minuten, als sie bemerkte, dass sie immer noch Paiges Hand hielt und dass der Kopf ihrer Tochter auf ihrer Schulter ruhte. Plötzlich stieg ein Schwall von Gefühlen in ihr auf, und ehe Rachel sich versah, füllten sich ihre Augen mit Tränen.

Sie blinzelte sie zurück und wischte sie unauffällig weg, damit Paige sie nicht sah. Ihre Tochter wusste bereits, dass zwischen ihren Eltern etwas nicht stimmte. Zu sehen, wie ihre Mutter, die selten weinte, in Tränen ausbrach, würde alles nur noch schlimmer machen.

„Hey, Rachel?"

Sie drehte sich nach rechts, in Richtung Küche, als sie Peters Stimme hörte. Sie war leise, fast wie ein Flüstern. Er sah etwas entspannter aus als in den letzten zwei Tagen, was ein gutes Zeichen war.

„Können wir uns kurz in der Küche unterhalten?", fragte er.

Rachel nickte und gab Paige einen Kuss auf die Stirn. Paige war so in den Film vertieft, dass sie kaum mitbekam, dass ihre Mutter sich bewegt hatte. Rachel ging in die Küche, holte sich ein Wasser aus dem Kühlschrank und setzte sich an die Bar. Peter setzte sich nicht. Er stand auf der anderen Seite der Bar, starr wie eine Statue, und Rachel bemerkte zum ersten Mal, dass er nervös aussah. Sein dunkles Haar war zerzaust, und ein unsicherer Blick lag in seinen Augen – eine Seltenheit für Peter Gift. Er sah fast so aus wie der schüchterne College-Student, den sie vor so vielen Jahren kennengelernt hatte, und das traf sie zutiefst – nicht das Aussehen, sondern der Schmerz der süßen Erinnerung.

„Es waren ein paar harte Tage", sagte er schlicht.

„Das ist eine Untertreibung."

Er legte die Stirn in Falten, als wäre er verärgert darüber, dass sie es gewagt hatte, eine so flapsige Bemerkung zu machen. „Ich habe den ganzen Tag darüber nachgedacht. Buchstäblich den ganzen Tag, um herauszufinden, wie wir das hier durchstehen sollen. Aber mir fällt nichts ein, denn da sind diese beiden gewaltigen Hindernisse. Nicht nur ein Hindernis, sondern gleich zwei. Und je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr wird mir klar, dass du sie mir verheimlicht hast."

„Peter, ich weiß. Aber du …"

„Du wusstest drei Wochen lang von dem Tumor, bevor du dir die Mühe gemacht hast, es mir zu sagen. Du bist sogar zu Grandma Tate gefahren, nachdem du die Diagnose erhalten hattest, und hast mir dann ganz bestürzt berichtet, dass bei ihr Krebs diagnostiziert wurde! Man sollte meinen, dass dich das motiviert hätte, mit der Wahrheit herauszurücken, aber nein! Nein, du hast es für dich behalten  … und ich kann mir einfach nicht erklären, warum."

„Ich musste es selbst erst einmal verarbeiten, Peter. Es ging um mehr als nur darum, es dir zu sagen; es ging darum, es Paige zu sagen. Und mein Gott, ich habe immer noch keine Ahnung, wie ich …"

„Ich weiß. Das hast du in den letzten zwei Tagen mehrmals erwähnt."

„Nun, das ist die einzige Antwort, die ich habe!"

Sie ertappte sich dabei, dass ihre Stimme lauter wurde. Ein paar Sekunden lang starrten sie sich an, ohne zu sprechen. Sie hatte ihn noch nie so wütend gesehen.