Angst vor einer Bindung?: Dr. Norden Liebhaber Edition 13 – Arztroman
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Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Er sucht nach Hintergründen, nach der Ursache, warum dem Patienten nicht zu helfen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
»Frau Bärwald ist seit drei Stunden in der Backstube«, murmelte Tatjana Bohde, die Freundin des jungen Arztes Danny Norden, und drehte sich mit geschlossenen Augen noch einmal gemütlich im Bett um. Danny hörte ihre Stimme und rutschte ein Stück tiefer unter die Decke. Draußen sangen die Vögel ihr Morgenlied, ein untrügliches Zeichen dafür, dass es noch sehr früh war. Viel zu früh zum Aufstehen. »Wahrscheinlich schließt sie gerade die Ladentür auf. Ein köstlicher Duft nach frisch gebackenen Semmeln und Brezen strömt auf die Straße, während drinnen in der Backstube goldgelbe Rosinenschnecken darauf warten, mit Zuckerguss bestrichen zu werden«, fuhr Tatjana mit sanfter Stimme fort. Krampfhaft versuchte Danny, diese verlockende Vorstellung aus seinem Kopf zu verbannen. Es wollte ihm nicht gelingen. »Im Ofen liegen gerade die Croissants, und der leckere Butterkuchen steht schon in der Theke und wartet auf Kundschaft.« Tatjana klang, als spreche sie im Schlaf. Danny lief das Wasser im Mund zusammen. Aber er wusste genau: Wenn er jetzt zu erkennen gab, dass er wach war, hatte er verloren. »Am allerbesten schmeckt mir allerdings der Nusszopf. Die köstliche saftige Füllung im weichen Hefeteig …« »Schluss damit. Ich kann nicht mehr.« Abrupt setzte sich Danny auf. Und schrie Sekunden später auf vor Schmerz.
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Angst vor einer Bindung? - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Liebhaber Edition
– 13 –
Angst vor einer Bindung?
Adrian steht seinem eigenen Glück im Weg
Patricia Vandenberg
»Frau Bärwald ist seit drei Stunden in der Backstube«, murmelte Tatjana Bohde, die Freundin des jungen Arztes Danny Norden, und drehte sich mit geschlossenen Augen noch einmal gemütlich im Bett um. Danny hörte ihre Stimme und rutschte ein Stück tiefer unter die Decke. Draußen sangen die Vögel ihr Morgenlied, ein untrügliches Zeichen dafür, dass es noch sehr früh war. Viel zu früh zum Aufstehen. »Wahrscheinlich schließt sie gerade die Ladentür auf. Ein köstlicher Duft nach frisch gebackenen Semmeln und Brezen strömt auf die Straße, während drinnen in der Backstube goldgelbe Rosinenschnecken darauf warten, mit Zuckerguss bestrichen zu werden«, fuhr Tatjana mit sanfter Stimme fort.
Krampfhaft versuchte Danny, diese verlockende Vorstellung aus seinem Kopf zu verbannen. Es wollte ihm nicht gelingen.
»Im Ofen liegen gerade die Croissants, und der leckere Butterkuchen steht schon in der Theke und wartet auf Kundschaft.« Tatjana klang, als spreche sie im Schlaf.
Danny lief das Wasser im Mund zusammen. Aber er wusste genau: Wenn er jetzt zu erkennen gab, dass er wach war, hatte er verloren.
»Am allerbesten schmeckt mir allerdings der Nusszopf. Die köstliche saftige Füllung im weichen Hefeteig …«
»Schluss damit. Ich kann nicht mehr.« Abrupt setzte sich Danny auf. Und schrie Sekunden später auf vor Schmerz. »Aaaahhhh! Wer ist eigentlich auf die Idee gekommen, dieses bescheuerte Regal direkt über dem Bett anzubringen?«, fragte er und rieb sich die schmerzende Stelle auf seinem Kopf.
»Oje, mein armer schwarzer Kater.« Tatjana richtete sich neben ihm auf und streichelte ihm tröstend über die Wange. Sie kannte dieses Szenario inzwischen zu Genüge, um sich noch darüber aufzuregen. »Du weißt doch, dass in meiner kleinen Studentenbude viel zu wenig Platz ist. Deshalb hatte ich keine Wahl, als das Regal dort aufzuhängen. Mal abgesehen davon, dass ich dann meine Hörbücher nicht immer suchen muss. Geht’s wieder?«
Danny sank in die Kissen zurück und seufzte theatralisch.
»Ein köstlich saftiger Nusszopf könnte meine Schmerzen durchaus lindern.«
»Tut mir leid«, erwiderte Tatjana unbarmherzig und ließ sich neben ihm aufs Kissen fallen. »Wir haben eine Vereinbarung. Ich helfe dir bei der Wohnungssuche, damit du nicht jeden Morgen wieder versuchst, mein Regal zu zerstören. Dafür bist du für das Frühstück verantwortlich.«
»Aber ich bin schwer verletzt«, machte Danny einen letzten, stöhnenden Versuch, seine Freundin umzustimmen.
»Und ich bin halb blind«, konterte Tatjana mit einem gehörigen Schuss Selbstironie.
Bei einem Unfall, bei dem vor einigen Jahren ihre Mutter ums Leben gekommen war, hatte sie sich eine so schwere Augenverletzung zugezogen, dass sie erblindet war. Doch anders als bei vielen anderen Menschen hatte das Handicap Tatjanas Ehrgeiz herausgefordert. Eine Reise nach Marokko, die sie mit ihrem Vater unternommen hatte, hatte ihre Sinne geschärft. Seither hatte sie ein Faible für Gerüche und Geräusche entwickelt, liebte es, ins Kino und auf Konzerte zu gehen. Und war überdies so selbstbewusst geworden, dass sie neben ihrem Studium der Orientalistik und trotz ihrer Behinderung sogar in einer Bäckerei als Bedienung jobbte. Doch mit der Liebe zu Danny war der Wunsch in ihr gewachsen, wieder sehen zu können. Sein geliebtes Gesicht nicht nur zu betasten, sondern selbst zu sehen, den Ausdruck seiner Augen, wenn er ihr sagte, dass er sie liebte. Danny hatte versucht, Tatjana diesen Wunsch durch eine Operation zu ermöglichen. Netzhautchips waren ihr eingesetzt worden. Das Ergebnis war nicht ganz so erfolgreich gewesen, wie Tatjana sich das gewünscht hatte. Doch zumindest konnte sie jetzt die Konturen ihrer Umgebung und Umrisse erkennen. Allein das war ein großer Fortschritt und erleichterte ihr das Leben ungemein. Nichtsdestoweniger spielte sie ihre Behinderung an diesem Morgen unerbittlich aus. »Was sollen da die Leute denken, wenn sie hören, dass du mich arme behinderte Frau zum Einkaufen schickst«, gluckste sie vergnügt in dem Wissen, dass sie Danny mit diesem Argument in der Hand hatte.
»Schon gut! Ich hab verstanden, du Sklaventreiberin«, scherzte Danny und beugte sich über sie. »Zum Glück bin ich wenigstens stärker als du. Betrachte es also als reinen Akt der Liebe, dass ich freiwillig zum Bäcker gehe. Ich könnte dich auch zwingen.« Scherzhaft fasste er sie an den Handgelenken.
Doch ehe Danny es sich versah, lag er im Bett auf dem Bauch, die Arme schmerzhaft auf den Rücken verdrehte. Triumphierend saß Tatjana auf ihm und blickte mit den fast blinden Augen auf ihn hinab.
»Aua!«, protestierte Danny dumpf.
»Wie war das? Du bist also der Stärkere und könntest mich zwingen?«, fragte sie kichernd und ließ seine Hände los. Sie schlang die Arme um seinen muskulösen Oberkörper und presste sich an ihn. »Aber ich werde noch einmal Gnade vor Recht ergehen lassen und dich verschonen.« Nie zuvor in ihrem Leben war Tatjana so glücklich gewesen. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte dieses Glück ewig währen können. Doch diese Tatsache behielt sie vorsichtshalber für sich. Auf keinen Fall sollte sich Danny ihrer zu sicher sein. Sollte er niemals denken, dass sie wegen ihrer Behinderung auf ihn angewiesen war. Trotz aller Liebe wollte sie sich ein Stück Unabhängigkeit bewahren.
Während Danny sich nach einem Abschiedskuss auf den Weg zur Bäckerei Bärwald gemacht hatte, kochte Tatjana Kaffee und deckte den Tisch. Glücklicherweise war Samstag, und während des gemütlichen Frühstücks mit Rosinenschnecken und köstlich weichem Nusszopf studierte Danny wie so oft in letzter Zeit die Wohnungsanzeigen.
»Hier haben wir eine schicke Drei-Zimmer-Wohnung, die verkehrsgünstig und praktisch liegt.«
»Kannst du vergessen«, winkte Tatjana ab und biss in ein knuspriges Schokocroissant. »Verkehrsgünstig ist gleichbedeutend mit einer stark befahrenen Straße«, wusste sie inzwischen aus Erfahrung. Sie konnte sich schon gar nicht mehr daran erinnern, zu wie vielen Wohnungsbesichtigungen sie Danny begleitet, wie viele Stunden sie schon in einer langen Schlange mit anderen Leidensgenossen gewartet hatte.
»Wie wär’s dann damit?« Ohne aufzusehen tastete Danny nach seiner Kaffeetasse und trank einen Schluck. »Unsere Drei-Zimmer-Wohnung befindet sich im zweiten Obergeschoss einer lebhaften Wohnanlage. Das Wohnzimmer und ein Kinderzimmer sind nach Süden ausgerichtet …«.
»Kannst schon aufhören. Dort wirst du keine ruhige Minute haben, weil in dem Haus bestimmt noch vierzig andere Parteien wohnen.« Inzwischen war Tatjana in der Interpretation von Wohnungsannoncen perfekt.
»Aber jetzt hab ich’s!«, triumphierte Danny nach einer Weile. »Von einem Makler. Charmante Altbauwohnung, drei Zimmer, 90 Quadratmeter, in einem Haus mit Charakter.«
Zu seiner Verwunderung brach Tatjana in lautes Gelächter aus.
»Gib den Namen des Maklers mal in deinen Computer ein. Auf der Internet-Seite wirst du schon sehen, was es mit dem Charakter-Haus auf sich hat.«
»Oh, mein Gott«, seufzte Danny nur ein paar Minuten später und blickte deprimiert auf die traurig aussehende Fassade des Altbaus, der schon wesentlich bessere Zeiten gesehen hatte. Das unscharfe Foto konnte nicht vertuschen, dass die Farbe abblätterte und der Putz von den Außenwänden fiel.
»Also schön, du hast ja recht«, seufzte Danny und wollte frustriert aufgeben, als ihm ein anderes Angebot auf der Seite des Maklers auffiel. »Aber gegen das hier wirst du ja wohl nichts einzuwenden haben«, erklärte er euphorisch