Rollentausch bei Familie Winter: Dr. Norden – Unveröffentlichte Romane 15 – Arztroman
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Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
»Du bist so blass, mein Schatz. Willst du mir nicht endlich sagen, was los ist mit dir?« Nachdem sie die Tür zu ihrem kleinen Ferienhaus am Starnberger See aufgeschlossen hatte, sah Nicole Winter ihren Mann Heiko fragend an. Die ganze Fahrt über war er still und in sich gekehrt gewesen. Zudem hatte der vierjährige Leon mit seinem unaufhörlichen Geplauder dafür gesorgt, dass ein elterliches Gespräch unmöglich war. Ehe Heiko auf die Frage seiner Frau antworten konnte, stürmte Leon die Treppe nach oben, um sein Reich wieder in Besitz zu nehmen. Heiko Winter stellte seufzend den Koffer ab. »Eigentlich kann ich es mir gar nicht leisten hier zu sein. Nicht in dieser hektischen Zeit im Büro.« Nicole lachte freudlos. »Ich kann mich nicht entsinnen, dass es je anders gewesen ist. Insofern hättest du also nie Zeit, um mit uns hier zu sein.« Sinnend sah sich Nicole in dem gemütlichen Haus um. »Das ist doch der Grund, warum ich unbedingt herkommen wollte. Ich finde, du brauchst hin und wieder ein bisschen Abstand vom Verlag. Schließlich ist es erst ein paar Jahre her, seit ich selbst aus diesem Hamsterrad ausgestiegen bin. Ich weiß also, wovon ich rede.« Sie lächelte ihrem Mann gutmütig zu. Heiko setzte sich an den großen Tisch mit der massiven Holzplatte. Eine schlichte Vase mit getrockneten Hortensien-Blüten schmiegte sich wie selbstverständlich in die heimelige Atmosphäre.
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Familie Dr. Norden
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Rollentausch bei Familie Winter - Patricia Vandenberg
Dr. Norden – Unveröffentlichte Romane
– 15 –
Rollentausch bei Familie Winter
Heiko und seine Frau wagen ein Experiment
Patricia Vandenberg
»Du bist so blass, mein Schatz. Willst du mir nicht endlich sagen, was los ist mit dir?« Nachdem sie die Tür zu ihrem kleinen Ferienhaus am Starnberger See aufgeschlossen hatte, sah Nicole Winter ihren Mann Heiko fragend an. Die ganze Fahrt über war er still und in sich gekehrt gewesen. Zudem hatte der vierjährige Leon mit seinem unaufhörlichen Geplauder dafür gesorgt, dass ein elterliches Gespräch unmöglich war. Ehe Heiko auf die Frage seiner Frau antworten konnte, stürmte Leon die Treppe nach oben, um sein Reich wieder in Besitz zu nehmen. Heiko Winter stellte seufzend den Koffer ab.
»Eigentlich kann ich es mir gar nicht leisten hier zu sein. Nicht in dieser hektischen Zeit im Büro.«
Nicole lachte freudlos. »Ich kann mich nicht entsinnen, dass es je anders gewesen ist. Insofern hättest du also nie Zeit, um mit uns hier zu sein.« Sinnend sah sich Nicole in dem gemütlichen Haus um. »Das ist doch der Grund, warum ich unbedingt herkommen wollte. Ich finde, du brauchst hin und wieder ein bisschen Abstand vom Verlag. Schließlich ist es erst ein paar Jahre her, seit ich selbst aus diesem Hamsterrad ausgestiegen bin. Ich weiß also, wovon ich rede.« Sie lächelte ihrem Mann gutmütig zu.
Heiko setzte sich an den großen Tisch mit der massiven Holzplatte. Eine schlichte Vase mit getrockneten Hortensien-Blüten schmiegte sich wie selbstverständlich in die heimelige Atmosphäre. »Ich möchte dir deine Illusionen nicht rauben. Aber seit damals ist nichts mehr, wie es einmal war.«
Der Chefredakteur ließ seinen gequälten Blick über die bunt zusammengewürfelte Einrichtung der Küche gleiten. Von der Eckbank mit den bunten Kissen über die weißen und holzfarbenen Hängeschränke bis hinüber zur Sprossentür, die den Blick auf die Holzterrasse und den herrlich verwilderten Garten freigab. »Eigentlich müsstest du verstehen, dass mir die Ruhe hier nicht guttut«, nörgelte er unzufrieden. »In dieser Stille kann ich nicht anders als unentwegt über die Firma nachzudenken. Noch dazu, wo mir Kellermann dieses sensationelle, aber durchaus riskante Angebot gemacht hat.«
»Was für ein Angebot?«, erkundigte sich Nicole interessiert, während sie sich daranmachte, die mitgebrachten Vorräte in der kleinen Speisekammer zu verstauen. Endlich schien sich Heiko zu öffnen, um mit ihr über seine Sorgen zu sprechen. Doch es sollte nicht dazu kommen.
»Mami, bei den Nachbarn laufen so komische Tiere durch den Garten«, eilte seine aufgeregte Stimme dem kleinen Leon voraus. Wenige Sekunden später kam er atemlos in die Küche gesaust. »Mit ganz langen Hälsen wie Giraffen. Aber der Rest sieht aus wie bei den Enten am Teich. Und schnell rennen können die …« Auf dem Gesicht des blonden Jungen malte sich ungläubiges Staunen.
Augenblicklich wurde Nicole warm ums Herz. Sie beugte sich zu ihrem Sohn hinab und strich ihm liebevoll lächelnd über das feine blonde Haar. So sah sie nicht, wie sich Heikos Miene verfinsterte.
»Das klingt ganz nach indischen Laufenten. Die sehen ganz lustig aus, wenn sie mit gereckten Hälsen durch den Garten watscheln«, mutmaßte sie.
»Ich will sie anschauen«, forderte der Junge und zerrte an Nicoles Hosenbein. »Bitte, Mami, komm mit.«
»Tut mir leid, mein Schatz. Das geht jetzt noch nicht. Es gibt noch jede Menge hier zu tun. Aber was hältst du davon, wenn du mit Papi gehst?«, fragte sie und warf einen hoffnungsvollen Blick auf Heiko. »Nanu, wo ist er denn?« Er saß nicht mehr auf der Bank. Während ihres Gesprächs musste er die Küche unbemerkt verlassen haben. Immerzu entzog er sich der Familie. Nicole unterdrückte ihren Unmut. »Weißt du was? Geh doch schon mal alleine rüber zu den Schmidts. Bestimmt zeigen sie dir die Enten gerne. Und vielleicht haben sie auch Katzenbabys. Ich komme gleich nach, wenn ich mit meiner Arbeit hier fertig bin.«
Mit diesem Vorschlag war Leon mehr als zufrieden. Er drückte seiner Mami einen schmatzenden Kuss auf die Wange und sauste davon. Nicole lächelte kurz, bis sie sich wieder an Heiko erinnerte. Das Lächeln verflog. Seufzend machte sie sich auf die Suche nach ihm. Nicole Winter fand ihren Mann Heiko in dem kleinen Wohnzimmer, an das ein Wintergarten angrenzte. Der Dielenboden knarrte leise, als sie darüber ging. Doch Heiko rührte sich nicht. In Gedanken versunken saß er in dem alten Ohrenbackensessel und starrte vor sich hin.
»Warum bist du einfach gegangen? Leon wollte mit dir die neuen Enten der Nachbarn anschauen.«
»Enten, Enten. Als gäbe es nichts Wichtigeres auf der Welt«, fauchte Heiko ungehalten.
Nicole zuckte zurück, als sie sein funkelnder Blick traf.
»Aber …«
»Für alles hast du Zeit. Für die Vorräte und das Gepäck und für Leon. Alles und alle bekommen deine uneingeschränkte Aufmerksamkeit. Aber selbst wenn ich einmal, ein einziges Mal, nur mit dir sprechen will, gibt es Wichtigeres.«
»Leon musste mir dringend etwas erzählen. Du warst doch dabei«, verteidigte sich Nicole hilflos. Heikos Angriff traf sie aus heiterem Himmel.
Er lächelte bitter.
»Ach ja? Indische Laufenten sind also wichtig. Meine Probleme sind es nicht.«
»Das stimmt doch nicht.«
»Und ob. Abgesehen mal davon finde ich, dass du den Jungen zu sehr verziehst. Er muss lernen zu warten.«
Langsam aber sicher wurde es Nicole zu bunt. Sie stemmte die Hände in die Hüften.
»Wir waren uns einig, dass die Erziehung von Leon meine Sache ist. Schließlich war es dein Wunsch, dass ich für ihn meine Berufstätigkeit aufgegeben habe.« Sie maß Heiko mit einem funkelnden Blick. »Außerdem, was verstehst du schon von Erziehung? Du bist ja kaum noch zu Hause.«
Nicole hatte nicht vorgehabt, ihrem Ehemann eine Szene zu machen. Schließlich wusste sie selbst nur zu gut, welcher Druck Heiko das Leben schwer machte. Als Chefredakteur lastete eine ständige Sorge auf ihm. Zudem war die Familie seit der Geburt von Leon auf sein Einkommen angewiesen. Angesichts ihrer Lebenshaltungskosten in einer mondänen Großstadt wie München war das beileibe eine große Aufgabe. Nicht auszudenken, was geschehen würde, wenn er in seinem Beruf versagte.
Nach ihren heftigen Worten starrte Heiko seine Frau feindselig an. Doch plötzlich erstarb die Emotion in seinem Blick. Er sackte in sich zusammen wie ein Luftballon, in den man eine Nadel gestochen hatte. Müde fuhr er sich mit der Hand über die Augen.
»Weißt du eigentlich, wie beneidenswert deine Situation ist? Du bist zu Hause, spielst die Chefin über eine Vier-Zimmer-Wohnung im besten Viertel Münchens. Eine Putzfrau kümmert sich ums Grobe, und du hast nichts als ein Kind zu versorgen. Wenn ich nicht mit dir in der Redaktion gearbeitet hätte und wüsste, wie viel du leisten kannst, würde ich dich für eine überforderte, verwöhnte Hausfrau halten. Aber so?« Heiko bedachte seine Frau mit einem abschätzigen Blick. »Es tut mir leid, meine Liebe. Wenn sich hier einer wirklich vernachlässigt fühlen kann, dann ich. Nicht Leon. Nicht du.«
Einen Moment lang fühlte Nicole, wie ihr die Wut den Atem abschnürte. Für ihren Sohn und auf Wunsch ihres Mannes hatte sie ihren heiß geliebten Beruf aufgegeben. Sollte sie sich