Im Bann des Voight
Von Nova Edwins
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Über dieses E-Book
Tankol ist groß, hat einen Arm aus Metall und sieht gemeingefährlich aus – für meine Zwecke ist er perfekt. Allerdings hat das über zwei Meter fünfzig große Alien nicht die geringste Lust, mir zu gehorchen …
Dark Sci-Fi Romance Novelle. Düstere Themen. Eindeutige Szenen. Deutliche Sprache. In sich abgeschlossen. HEA.
Nova Edwins
Enjoying the average psychopath just like the next girl.
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Buchvorschau
Im Bann des Voight - Nova Edwins
1
Piper
»Ihn.« Ich hielt dem Vollzugsbeamten den Communicator hin und sah zu, wie die Augenbrauen des Thocods in die Höhe schossen. Da seine Spezies eine ohnehin schon ungewöhnlich lange Kopfform hatte, sah es aus, als hätten seine Augenbrauen den Aufzug ins oberste Stockwerk genommen.
»Sie wollen den Gefangenen 6357882-X-X-BD? Sind Sie sicher, dass er es sein soll?«, fragte er ungläubig.
Ich nickte tapfer und versuchte, mich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Seit meiner Ankunft gab ich vor, eine exzentrische Aristokratin zu sein, die ein neues Spielzeug wollte. Die Wahrheit war um ein Vielfaches grausamer, doch das ging den Thocod nichts an, bevor er noch auf dumme Ideen kam.
»Mal sehen.« Mit seinen langen Krallen scrollte der Beamte durch das Verzeichnis. »Ah, da haben wir ihn. Sechsfacher Mord. Ja genau. 6357882-X-X-BD wurde auf Leto 5 in Gewahrsam genommen, nachdem er im örtlichen Apivak während einer Schlägerei sechs Faenn getötet hatte. Nach der Verhaftung hat sich herausgestellt, dass er außerdem wegen Schmuggels, bewaffneter Raubüberfälle und schwerer Körperverletzung gesucht wurde. Ein echter Glücksgriff. Der soll es also sein? Wir haben wesentlich sanftmütigere Exemplare, die nicht zu allem Überfluss auch noch technisch erweitert wurden.« Er warf mir einen nett gemeinten Blick zu.
Bei der direkten Aufzählung der Taten des Voight, der zur Hälfte ein Cyborg war, fühlte ich durchaus einen Hauch Verzweiflung in mir aufsteigen, aber ich hatte keine Wahl. Ich brauchte keinen kleinen, netten Betrüger, der seine Strandsteuer nicht bezahlt hatte. Ich brauchte jemanden wie …
Ich seufzte, weil ich selbst kaum glauben konnte, dass ein sechsfacher Mörder meine beste Wahl war. Aber ich hoffte, dass die Aussicht auf seine baldige Freiheit ihn gefügig machen würde.
Er war der einzige Insasse in meinem Budget, der keine Gewalt gegen Frauen in seiner Akte aufgeführt hatte. Das musste zwar nichts heißen, aber irgendein Auswahlkriterium brauchte ich ja.
Und er sah furchterregend aus. Der Vollzugsbeamte war gerade mit dem Hologramm des Aliens beschäftigt und ich schluckte angesichts der Hörner. Auch seine schiere Größe war für mich bedrohlich, weil ich kaum ein Meter siebzig groß war und er mich um fast einen ganzen Meter überragte. Ganz zu schweigen davon, dass der Rest von ihm seiner Größe angepasst war. Die starken Oberarme und die breite Brust brachten den Gefängnisoverall beinahe zum Platzen. Außerdem war da noch sein linker Arm, der vollkommen aus silbrig glänzendem Metall bestand. Auch über dem rechten Auge hatte er ein Stück Metall eingesetzt. Ich wusste genug über die Voight, um mir der weitreichenden Wirkung dieser Modifikationen im Klaren zu sein. Er war von seinen Leuten verstoßen worden und scherte sich nicht mehr um seinen Ruf oder sein Ansehen. Das machte ihn wahrscheinlich zu einer tickenden Zeitbombe. Aber ich hatte keine andere Möglichkeit, um mich zu schützen. Er musste mir bloß ein bisschen Zeit verschaffen und dann würde ich ihn freilassen.
Ich wagte es nicht, meinen Blick tiefer zu senken, um herauszufinden, wie der … Rest von ihm gebaut war. Stattdessen holte ich die Credits aus meiner Handtasche und warf sie auf den Tisch, als wären sie in meiner Welt nichts wert. »Der soll es sein.« Meine Stimme klang überzeugend gelangweilt.
»Wie Sie wünschen, Gräfin.«
Ich lächelte schmallippig und erhob mich, weil der Thocod ebenfalls aufstand.
Nacheinander entsicherte er ein gutes Dutzend Türen, durch die ich ihm immer weiter ins Gefängnis folgte. In der vorletzten Schleuse gesellten sich vier weitere Thocods zu uns, die bis unter die Zähne bewaffnet waren.
»Zellenblock 9«, sagte der Beamte, der mich hergeführt hatte, und seine Kollegen stöhnten kollektiv. Ich ahnte bereits, dass dieser spezielle Zellenblock wohl nicht hoch im Kurs stand.
»Ausgerechnet einer der Härtefälle?«, fragte einer von ihnen und musterte mich. Es war klar, was er dachte. Die Menschenfrau hatte sich übernommen und würde die Konsequenzen bald deutlich zu spüren bekommen. Ich betete, dass er falschlag.
Obwohl die Zellen alle verriegelt waren, schrumpfte mein Magen mit jedem Schritt mehr. Selbst die Gefängniswärter sorgten nicht dafür, dass ich mich sicherer fühlte. Mir war bewusst, dass die Insassen mich anstarrten, und mehr als einer von ihnen gab anzügliche Geräusche von sich. Sie waren klug genug, mich nicht anzusprechen oder direkt zu adressieren, aber wie sie sich über die Lippen leckten und schmatzten, reichte schon aus, um mich zu traumatisieren. Menschenfrauen waren in weiten Teilen der Galaxie nur für zwei Zwecke zu gebrauchen – als Delikatesse oder als teures Sexspielzeug.
Das war auch der Hauptgrund, warum ich hier war. Ich hatte keine Lust auf eines dieser atemberaubenden Schicksale und ich hoffte, dass Insasse 6357882-X-X-BD sich als intelligent genug entpuppte, um zu sehen, was ich ihm bieten konnte, bevor er über mich herfiel.
Vor einer Gemeinschaftszelle mit drei Hochbetten blieben wir stehen. Ein Kerl mit einem langen Krokodilschwanz pinkelte gerade geräuschvoll in die Toilettenschüssel, war allerdings neugierig genug, um einen Blick über die Schulter zu werfen, als er uns hörte.
Er pfiff durch seine spitzen Zähne.
»Insasse 6357882-X-X-BD vortreten«, sagte einer der Gefängniswärter.
Ein Paar lange Beine schwang von der oberen Etage des hintersten Bettes und der Kerl sprang leichtfüßig zu Boden.
Meine Kehle wurde eng. Ich