Pandoras Buch: Anthologie
Von Dana Müller
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Über dieses E-Book
Pandoras Buch
ist eine Sammlung ausgewählter Kurzgeschichten.
Sie alle haben das Paranormale, das für den menschlichen Geist schwer Erfassbare gemein.
Das Buch der Wünsche
Bei einem Parkspaziergang findet Melanie ein Buch, das verspricht, Wünsche zu erfüllen. Doch bald schon stellt sie fest, dass alles seinen Preis hat.
Elfentanz
Es ist der heißeste Junitag seit hundert Jahren. Am Nachmittag zieht sich der Himmel zusammen und verspricht Abkühlung. Doch statt des ersehnten Regens wird der Himmel von starken Blitzen durchzogen. Andy steht auf dem Balkon, als er eine seltsame Entdeckung auf dem Feld macht.
Hochzeitstag
Es ist ein Morgen wie jeder andere. Oder etwa doch nicht?
Lisa spürt die plötzliche Kälte zwischen ihr und Steven. Sie kann sich nicht daran erinnern, einen Streit mit ihm gehabt zu haben, und doch ignoriert ihr Mann sie. Selbst die Tochter verhält sich ihr gegenüber unangemessen kalt.
Dann entdeckt Lisa einen Eintrag in Stevens Timer, der alles verändert.
Die Kamera
Es ist einer dieser Tage, an denen Selina ganz alleine zu Hause ist. Eigentlich nichts Ungewöhnliches, stünde ihr Haus nicht fernab jeglicher Nachbarn. Ihre Mutter verspätet sich und mit jeder Minute, die vergeht, ahnt Selina, dass etwas nicht stimmt. Als der Hund dann noch anschlägt, bekommt es Selina mit der Angst. Dann entdeckt sie vor der Haustür eine Kamera und das Unglück nimmt seinen Lauf.
Der lesende Junge
Für Mina steht ein guter Schulabschluss an erster Stelle. Dafür verbringt sie den Großteil ihrer Freizeit in der Schulbibliothek. Dort hat sie ihre Ruhe und kann sich voll und ganz dem Lernen widmen. Doch eines Tages bekommt sie Gesellschaft, die für Ablenkung sorgt.
Hinter der Welt
Mitten in der Nacht findet sich Alessa auf der Straße wieder. Wie war sie hierhergekommen? Der Stadtteil wirkt wie ausgestorben und seltsame Schatten huschen durch die Dunkelheit. Wo sind all die Menschen hin? Warum sind keine Autos zu sehen?
Der Duft der Jugend
Das Leben hat Walter zugesetzt. Ohne seine geliebte Gertrude ist die Welt für ihn ein Ort, der ihn nicht will und an dem er nicht sein mag.
Eines Tages spürt er das nahende Ende. So trifft er die letzten Vorbereitungen, um seiner geliebten Frau zu folgen.
Doch dann kommt alles anders...
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Buchvorschau
Pandoras Buch - Dana Müller
Pandoras Buch
Eine Kurzgeschichten-Sammlung
von
Dana Mülelr
Das Buch der Wünsche
Unter Melanies Schuhen knirschte der Kies und die Sonne kitzelte ihre Haut während des Spaziergangs durch den Park. Es war der erste sonnige Tag in diesem Jahr, der die Herrschaft des Winters zu verdrängen vermochte. Fast hatten sie die tristen Wintermonate vergessen lassen, wie gut die Sonnenstrahlen taten. Heute nahm sie die Ankunft des Frühlings besonders wahr. Die Luft hatte sich verändert und die Frische kribbelte in Melanies Nase. All ihre Sinne wurden angeregt. Sie genoss das Gefühl der alljährlichen Wiedergeburt.
Eine Parkbank lud zum Verweilen ein. Melanie hielt auf die Sitzgelegenheit zu. Mit einem Seufzer setzte sie sich und ließ ihre Gedanken schweifen. Es war nicht zu übersehen: Der Park erwachte zum Leben, wo auch immer sie hinsah, ihr Blick erfasste Regung.
Melanie streckte ihre Beine aus. Sie blickte sich um und bemerkte ein Buch, das verlassen auf dem Rand der Bank lag. Sie reckte den Hals nach allen Seiten auf der Suche nach dem Besitzer. Nach jemandem, der aussah, als suche er etwas. Doch sie konnte niemanden entdecken. Alle Parkbesucher genossen offensichtlich diese herbeigesehnten Sonnenstunden.
Sie nahm das Buch und legte es auf ihren Schoß. Es war schwer, von einem seltenen Format und in weichem, braunen Leder eingebunden. Sie wagte kaum, es zu öffnen. Zögerlich hob sie den Buchdeckel und blätterte darin. Die Seiten waren leer. Offensichtlich war es ein Notizbuch, ein sehr wertvolles Notizbuch. Gerade, als sie es schließen wollte, bemerkte sie eine verspielte, geschwungene Schreibschrift auf der ersten Seite:
Ich bin das Tor zu Deinen Wünschen. Schreibe sie nieder und siehe, was geschieht.
Melanie klappte das Buch zu und überlegte, ob sie nicht einem gemeinen Scherz aufsaß. Vielleicht beobachtete sie jemand, nur um aus seinem Versteck aufzuspringen und sie bloßzustellen, wenn sie es mit sich nahm. Deshalb legte sie die Jacke über ihren Schoß, auf dem das Buch lag. Sicherheitshalber blieb Melanie noch eine Weile sitzen. Die Sonne wanderte in dieser Zeit ein kleines Stück und die Parkbesucher kamen und gingen. Sie schaute sich in alle Richtungen um und stand auf. Schnellen Schrittes steuerte sie auf den Parkausgang zu und stieg in den nächsten Bus, der an der Haltestelle gegenüber hielt. Melanie fuhr einige Stationen mit. Immer wieder schaute sie sich um, ob ihr jemand folgte. Straße um Straße rannte sie, ging und blieb gelegentlich stehen, um zu verschnaufen.
Nicht mehr weit, sagte sie sich stets. Ist nur ein Notizbuch. Du hast es nicht geklaut, nur sichergestellt.
Wie James Bond eilte sie, in Begleitung eines Schulterblicks den Treppenaufgang zu ihrer Wohnung hinauf. Mit zittriger Hand, teils durch die Anstrengung, teils durch ihr schlechtes Gewissen, das Buch mitgenommen zu haben, schloss sie die Haustür auf und schlängelte sich durch einen schmalen Spalt, um sie dann von innen mit einem Knall zufallen zu lassen. Das Herz trommelte wild gegen ihr Brustbein, sie atmete flach. Einige Minuten blieb sie mit dem Rücken an der Tür gelehnt stehen, während sie das Buch mit beiden Händen fest umklammerte. Erst als sich ihre Atmung verlangsamt und ihr Herz seinen Rhythmus wiedererlangt hatte, setzte sie sich an den Schreibtisch, legte das Buch vor sich hin und öffnete es.
»Wollen wir mal sehen, ob du Wort hältst«, flüsterte sie. Melanie nahm einen Kugelschreiber aus der Stiftebox und klickte ihn mehrmals. Das Klicken half ihr beim Nachdenken.
Ich wünsche mir eine blaue Vase, schrieb sie und wartete. Und wartete. Nichts. Keine blaue Vase. Enttäuscht schlug sie das Buch zu und stöhnte: »Ich bin so naiv. Wie konnte ich nur auf so was reinfallen. Irgendjemand sitzt bestimmt immer noch im Park und kommt aus dem Lachen gar nicht mehr raus.« Kopfschüttelnd stand sie auf und ging zum Fenster, um es zu öffnen. Und dann traute sie ihren Augen nicht. Auf der Kommode neben dem Fenster stand eine blaue Vase. Das Seltsame daran war, dass sie gar keine blaue Vase besaß. Um sicherzugehen, führte sie weitere Versuche durch. Sie wünschte sich gekringelte Socken, gerade Bananen, eine Rose, ein Dutzend Rosen und einen lila Apfel. Immer wieder hatte Melanie sich in den Arm gekniffen, um sicherzustellen, dass sie nicht träumte. Es funktionierte und das veränderte alles. Sie musste genau überlegen, was sie sich wünschte. Um den Kopf frei zu bekommen, schaltete sie den Fernseher ein.
»So ein Potenzial. Was fang ich mit dir nur an? Denk nach Mel, denk nach.«
Aus dem Fernseher ertönten die gewohnten Schreckensnachrichten. Von Flutopfern war die Rede, von hungernden Kindern und Sachschäden. Melanie ertrug die Not nicht. Wie gerne hätte sie geholfen, die Not gelindert. Aber was konnte sie schon ausrichten? Sie schnappte sich die Fernbedienung und zappte durch die Kanäle, bis ihr einfiel: »Das Buch! Ich kann euch allen helfen.«
Sie öffnete voller Vorfreude ihren Fund und begann zu schreiben.
Ich wünsche mir genug Essen für die Flutopfer. Ich wünsche mir, dass jeder, der kein Dach über dem Kopf hat, ein wunderschönes Haus besitzt und ich wünsche mir, dass alle Opfer schöne Kleidung besitzen…
Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sich Melanie wie eine gute Fee. Sie schrieb und schrieb und legte den Stift erst beiseite, als sie den Eindruck hatte, niemanden vergessen zu haben. Selbst der verarmten Frau von gegenüber hatte sie das verrostete Fahrrad in ein nagelneues verwandelt. Nur sich selbst hatte sie noch keinen persönlichen Wunsch erfüllt. Sie wusste nicht, ob ihr Wunsch sich so einfach herbeizaubern ließe. Melanie war nicht durch materielle Güter glücklich zu machen. Bei ihr war es etwas komplizierter. Sie wünschte sich, geliebt zu werden. Nicht von irgendjemandem. Nein. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als die Liebe ihres Nachbarn. Seit fünf Jahren wohnten sie nun Tür an Tür und das einzige Wort, das sie miteinander gewechselt hatten, war Hallo. Tag für Tag, Woche für Woche, Jahr für Jahr. So konnte das nicht weitergehen. Melanie haderte mit sich selbst. Doch letztendlich war ihr Herz stärker als die Moral und so notierte sie ihren Wunsch.
Erwartungsvoll suchte sie nach einem Nachrichtensender. Eine warme Glückseligkeit erfüllte sie, als sie die Liveübertragung der Flutopfer sah. Während sie vor einigen Minuten noch vor den Ruinen ihrer Existenzen gestanden hatten, glaubten sie nun an ein Wunder. Nicht