Zwei Inselkrimis auf Rügen Juli 2022
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Zwei Inselkrimis auf Rügen Juli 2022
von Alfred Bekker
Über diesen Band:
Dieser Band enthält folgende Romane
von Alfred Bekker:
Ein kaltes Haus auf Rügen
Unglücksvögel
Sabine Drewitz arbeitet für ein angesehenes Hamburger Antiquariat. Sie bekommt den Auftrag, auf der Insel Rügen eine wertvolle Bibliothek einzuschätzen, die zum Verkauf angeboten werden soll. So gelangt Sabine auf den Landsitz der Firmenerbin Katharina Schäfer. Die alte Dame glaubt, dass man sie umbringen oder für verrückt erklären will, um an ihr Vermögen zu gelangen. Welche Rolle spielt dabei ihr Neffe Roland, in den Sabine sich gerade verliebt hat? Es kommt zu eigenartigen, unerklärlichen Vorfällen. Ist Katharina Schäfer tatsächlich verrückt oder kann sie wirklich mit der Kraft ihrer bösen Gedanken, Vögel dazu bringen, Menschen anzugreifen, wie sie selbst glaubt? In dem Moment, als Sabine mehr über den wahren Wert der Bibliothek herausfindet, gerät ihr eigenes Leben in Gefahr...
––––––––
Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton Reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden und Janet Farell.
Alfred Bekker
Alfred Bekker wurde am 27.9.1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und wuchs in den münsterländischen Gemeinden Ladbergen und Lengerich auf. 1984 machte er Abitur, leistete danach Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims und studierte an der Universität Osnabrück für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Insgesamt 13 Jahre war er danach im Schuldienst tätig, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Schon als Student veröffentlichte Bekker zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. Er war Mitautor zugkräftiger Romanserien wie Kommissar X, Jerry Cotton, Rhen Dhark, Bad Earth und Sternenfaust und schrieb eine Reihe von Kriminalromanen. Angeregt durch seine Tätigkeit als Lehrer wandte er sich schließlich auch dem Kinder- und Jugendbuch zu, wo er Buchserien wie 'Tatort Mittelalter', 'Da Vincis Fälle', 'Elbenkinder' und 'Die wilden Orks' entwickelte. Seine Fantasy-Romane um 'Das Reich der Elben', die 'DrachenErde-Saga' und die 'Gorian'-Trilogie machten ihn einem großen Publikum bekannt. Darüber hinaus schreibt er weiterhin Krimis und gemeinsam mit seiner Frau unter dem Pseudonym Conny Walden historische Romane. Einige Gruselromane für Teenager verfasste er unter dem Namen John Devlin. Für Krimis verwendete er auch das Pseudonym Neal Chadwick. Seine Romane erschienen u.a. bei Blanvalet, BVK, Goldmann, Lyx, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.
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Zwei Inselkrimis auf Rügen Juli 2022 - Alfred Bekker
Zwei Inselkrimis auf Rügen Juli 2022
von Alfred Bekker
Über diesen Band:
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Dieser Band enthält folgende Romane
von Alfred Bekker:
Ein kaltes Haus auf Rügen
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Sabine Drewitz arbeitet für ein angesehenes Hamburger Antiquariat. Sie bekommt den Auftrag, auf der Insel Rügen eine wertvolle Bibliothek einzuschätzen, die zum Verkauf angeboten werden soll. So gelangt Sabine auf den Landsitz der Firmenerbin Katharina Schäfer. Die alte Dame glaubt, dass man sie umbringen oder für verrückt erklären will, um an ihr Vermögen zu gelangen. Welche Rolle spielt dabei ihr Neffe Roland, in den Sabine sich gerade verliebt hat? Es kommt zu eigenartigen, unerklärlichen Vorfällen. Ist Katharina Schäfer tatsächlich verrückt oder kann sie wirklich mit der Kraft ihrer bösen Gedanken, Vögel dazu bringen, Menschen anzugreifen, wie sie selbst glaubt? In dem Moment, als Sabine mehr über den wahren Wert der Bibliothek herausfindet, gerät ihr eigenes Leben in Gefahr...
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Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton Reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden und Janet Farell.
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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker (https://www.lovelybooks.de/autor/Alfred-Bekker/)
© Roman by Author /
© dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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Ein kaltes Haus auf Rügen: Insel-Thriller
Ein kaltes Haus auf Rügen: Insel-Thriller
Alfred Bekker
Published by Alfred Bekker, 2022.
Ein kaltes Haus auf Rügen: Insel-Thriller
von Alfred Bekker
––––––––
Eine junge Frau kehrt in das düstere Haus ihrer Familie nach Rügen zurück – und gerät schließlich selbst in Lebensgefahr. Franziska Bergius verließ einst die Insel, um zu studieren - und weil sie sich mit ihrem Vater überwarf. Nach dem frühen Tod ihres Bruders hätte Josef J. Bergius es gerne gehabt, wenn seine Tochter in die Firma eingestiegen wäre.
Kurz nachdem Franziska in das Haus ihres Vaters bei Wiek auf Rügen zurückgekehrt ist, wird dieser ermordet aufgefunden. Der Verdacht fällt plötzlich auf sie - und der Brief, mit dem ihr Vater sie bat, nach Hause zu kommen, scheint nie geschrieben worden zu sein! Nach und nach kommt das ganze Ausmaß eines perfiden Plans ans Tageslicht, der mit Franziskas Tod enden soll...
Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton Reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden und Janet Farell.
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1
Die ersten Herbststürme des Jahres fegten über die Insel Rügen. Der Wind kräuselte das Meer und bog die Bäume. Und er trieb wahre Gebirge an dunklen Wolken vor sich her - so schnell, dass die Schwärme von Zugvögeln ihnen kaum entkommen konnten.
„Es ist kalt geworden ... Ja, es wird Herbst!"
Der Wind fuhr pfeifend durch die uralten, knorrigen Bäume, die den Friedhof umgaben.
Die ersten braunen Blätter wurden durch die zuweilen ziemlich heftigen Windstöße von den Ästen gewirbelt. Nicht mehr allzu lange und sie würden völlig kahl sein.
Der ältere Herr, der sich an diesem stürmischen Tag hierher bemüht hatte, stand gedankenverloren da und starrte auf das Grab zu seinen Füßen.
Hans Bergius – so stand es dort in den grauen Marmor eingraviert.
„Hans ...", so flüsterte der Mann leise vor sich hin. Der Wind trug die Worte davon und verschluckte sie. Hans Bergius, das war sein Sohn gewesen. Jetzt lag er hier zu seinen Füßen unter der Erde. Der ältere Herr wischte sich kurz über das Gesicht. Seine Augen hatten sich gerötet. Vielleicht lag das an dem scharfen Wind, vielleicht waren es auch ein paar verstohlene Tränen der Trauer und des Zorns. Dann schlug er sich mit einer schnellen Bewegung den Kragen seines Mantels hoch, um sich besser gegen den eisigen Wind zu schützen, der über die Gräber fegte.
„Möge deine Seele in Frieden ruhen", murmelte er vor sich hin und atmete tief durch.
Unweigerlich musste er an den Fluch denken, von dem man behauptete, dass er seit Jahrhunderten auf den Nachfahren der Bergius‘ lastete ...
Alles nur Gerede!, hatte er sich immer einzureden versucht. Eine Legende, die sich im Laufe der Zeit gebildet hatte und an der wahrscheinlich nicht eine Spur von Wahrheit dran ist!, so hatte er immer gesagt.
Aber in Augenblicken wie diesen fiel ihm die Geschichte in steter Regelmäßigkeit wieder ein.
Der Fluch ...
Im Jahre 1697 war hier auf Rügen eine junge Frau als Hexe verbrannt worden. Es war in kleinen Stadt an der Küste Rügens gewesen, in der die Bergius‘ zu jener Zeit gelebt hatten. Und einer von ihnen – Martin H. Bergius – war damals als Zeuge der Anklage aufgetreten und hatte ausgesagt, er hätte die junge Frau bei der Ausübung schwarzer Magie beobachtet. Bevor die junge Frau schließlich auf dem Scheiterhaufen ein schreckliches Ende nahm, so hieß es, hatte sie dann ihren fürchterlichen Fluch ausgestoßen. Er sollte nicht nur Martin H. Bergius selbst, sondern all seine Nachfahren treffen, die allesamt vor ihrer Zeit eines unnatürlichen Todes sterben würden. Doch damit nicht genug! Die Seelen der Bergius-Nachfahren fänden nach dem Tod keine Ruhe und würden in finsteren Nächten die Lebenden heimsuchen und quälen."
Ja, dachte Josef J. Bergius, der ältere Herr, der noch immer vor dem Grab seines Sohnes stand, allen Flüchen zum Trotz hast du deine Ruhe gefunden, mein Sohn!
2
Franziska Bergius spürte den Brief in ihrer Manteltasche, und sie wusste noch immer nicht so recht, was sie nun eigentlich davon halten sollte.
Es war ein Brief von Papa, aber es war normalerweise gar nicht Papas Art, Briefe zu schreiben. Merkwürdig war auch, dass er maschinengeschrieben und nicht handschriftlich verfasst war.
Vielleicht hat er den Brief diktiert, hatte Franziska spontan überlegt.
Und wenn sie genauer darüber nachdachte, dann kam sie zu dem bitteren Schluss, dass das unpersönliche Äußere dieses Briefes nur zu gut zu ihrem Vater passte! Es war der erste Brief, den ihr Vater ihr aus dem trüben, herbstlichen Rügen ins sonnige München geschickt hatte, seit sie ihn vor gut zwei Jahren zuletzt gesehen hatte.
Ja, sie erinnerte sich noch sehr genau daran.
Es war auf der Beerdigung ihres älteren Bruders Hans gewesen, der bei einem tragischen Verkehrsunfall ums Leben gekommen war.
Sie dachte an jenen kalten, unfreundlichen Tag und an die einschläfernden Worte des frierenden Geistlichen, auf dem Friedhof von Wiek, Rügen.
Aber sie dachte in diesem Moment auch an das versteinerte Gesicht ihres Vaters.
Sie hatten an jenem Tag nicht miteinander gesprochen. Nicht ein Wort, obwohl sie beide in jener Stunde vielleicht ein paar Trostworte des anderen hätten gebrauchen können.
Aber sie hatten beide geschwiegen.
Vielleicht ist das falsch gewesen, dachte Franziska jetzt. Vor allem nach diesem Brief, in dem ihr Vater sie bat, so schnell wie möglich nach Wiek zu kommen.
Er wollte sich mit ihr aussöhnen und hätte auch akzeptiert, dass sie ihren eigenen Weg ging, der so ganz anders war, als das, was ihr Papa sich für sie vorgestellt hatte.
Seltsam, dachte sie. Das klang alles so gar nicht nach ihrem Papa ...
Aber vielleicht hatte er sich ja geändert und tatsächlich eingesehen, dass es nicht nur seine Sichtweise der Welt gab.
Franziska studierte Germanistik und noch ein paar andere Dinge und würde eines Tages Lehrerin sein. Ihr Vater hingegen hatte immer gehofft, dass sie eines Tages ihren Platz in seinem Unternehmen finden würde – so wie Hans, der Papas Nachfolger hatte werden sollen.
Aber damit war es nun vorbei.
Hans war tot und für Papa bedeutete das, dass all das, wofür er sein Leben lang gearbeitet hatte, keine Zukunft hatte. Keine Zukunft über den Tag hinaus, an dem er die Augen schließen würde. Ich habe ihn sehr enttäuscht, dachte Franziska, als sie den schweren Koffer nahm und die Bahnhofshalle von Wiek verließ. Ja, ich habe ihn enttäuscht und dennoch kam jetzt dieser Brief und dieses Angebot zur Versöhnung, nachdem wir jahrelang nicht miteinander gesprochen haben, ging es ihr noch einmal durch den Kopf. Bei dem Brief war auch ein Scheck gewesen, denn eine Reise von München nach Rügen war für eine Studentin, die sich mit Nebenjobs über Wasser hielt, ein ziemlich großer Brocken. Der Scheck bedeutete, dass das für sie nun kein Problem gewesen war. Er bedeutete aber auch, dass Papa es offenbar sehr ernst meinte. Vielleicht war er krank und wollte deshalb eine schnelle Versöhnung ... Sie hatte nicht eine Sekunde überlegen müssen, um mit dem Zug weiter nach Rügen zu fahren, dem großen, düsteren Herrenhaus ihres Vaters entgegen, das irgendwo in der Nähe von Wiek lag.
„Franziska?"
Es war eine dunkle Männerstimme, die da ihren Namen aussprach.
Franziska Bergius drehte sich herum und blickte in ein hart geschnittenes Gesicht, in dessen Mitte zwei kalte graue Augen zu finden waren. Im ersten Moment erschrak sie etwas, aber dann entspannten sich Franziskas Gesichtszüge wieder.
„Du wirst doch nicht etwa behaupten wollen, dass du mich nicht mehr kennst", meinte der Mann, und Franziska versuchte ein Lächeln, das ihr allerdings nicht so recht gelingen wollte.
„Es war nur im ersten Moment ...", begann sie und brach dann ab.
Natürlich kannte sie diesen Mann! Es war Karsten Rudolph, der Neffe ihres Vaters und seit vielen Jahren auch sein persönlicher Sekretär. Franziska hatte Karsten nie gemocht.
Sie wusste nicht recht, weshalb eigentlich.
Vielleicht lag es an der düsteren Ausstrahlung, die er hatte, oder dem kalten Blick seiner grauen Augen, die alles zu durchdringen schienen.
Es war einfach ein Gefühl, das sie nicht näher erklären konnte.
„Ich bin mit dem Wagen hier", erklärte Karsten mit bemühter Freundlichkeit und nahm ihr den Koffer ab.
„Wie geht es Papa?"
Karsten zuckte mit den Schultern. Dann runzelte er die Stirn.
„Was meinst du damit, Franziska? Eine Frohnatur ist er doch schon seit Langem nicht mehr ... Seit deine Mutter starb! Das hat ihn wohl so bitter und hart gemacht. Karsten schien die Veränderung jetzt zu bemerken, die in Franziskas Gesicht vor sich gegangen war und meinte dann: „Verzeihung, ich hätte ...
„Nein, schon gut!"
„Ich wollte sagen: Ich hätte das nicht erwähnen sollen. Das war taktlos von mir. Entschuldige bitte!"
Franziska schluckte.
Ja, dachte sie, das war taktlos.
Aber es waren Tatsachen. Tatsachen, die sich nicht verleugnen ließen. Franziskas Mutter war bei ihrer Geburt gestorben. Sie hatte sie nie kennen gelernt. Möglicherweise hatte Franziskas Vater sie unbewusst immer für den Tod seiner Frau verantwortlich gemacht oder sie zumindest damit in Verbindung gebracht. Vielleicht ist das der Grund, weshalb es nie zwischen Papa und mir gestimmt hat, dachte Franziska plötzlich, während sie den Wagen erreichten. Es war ein flotter Sportwagen. Karsten hatte eine Vorliebe für so etwas. Der Kofferraum war zu klein für Franziskas Gepäck, deshalb packte er es auf den schmalen Rücksitz. Dann machte er eine Geste, die einladend und galant wirken sollte, in Wahrheit aber nur steif war.
„Bitte, steig ein, Franziska!"
„Danke."
3
Karsten hatte einen rasanten Fahrstil, mit dem er Franziska vielleicht imponieren wollte. Aber das konnte kaum irgendwelchen Eindruck auf sie machen, jedenfalls keinen positiven. Sie ertappte sich dabei, wie sie sich angstvoll am Sitz festklammerte, obgleich sie angeschnallt war.
„Könntest du nicht etwas langsamer fahren, Karsten?"
„Wenn du willst." Ein ziemlich dünnes Lächeln machte sich um seine Lippen breit.
Franziska blieb fest. „Ich will es. Sonst hätte ich auch mit einem Taxi fahren können, die rasen auch immer wie die Verrückten ... Aber für die ist Zeit ja auch Geld."
„Für mich ebenfalls!"
Er verzog das Gesicht zu einer Maske.
Nein, entschied Franziska. Es hatte sich nichts zwischen uns beiden geändert. Sie mochte Karsten Rudolph noch immer nicht. Er war ihr zu glatt, zu kalt – und zu undurchsichtig, um ihn sympathisch finden zu können! In schneller Fahrt verließen sie die Stadt, gelangten von großen auf kleine Straßen und hatten schließlich das Haus von Josef J. Bergius erreicht, jenes Haus, in dem Franziska groß geworden war. Eine hohe Mauer umgab das Anwesen wie ein Schutzwall, dahinter waren weiträumige Parkanlagen und dann schließlich das Haus selbst, sowie einige Gebäude, in denen Bedienstete einquartiert waren. Karsten Rudolph stoppte den Wagen vor dem herrschaftlichen Portal, und Franziska ging bei dem Anblick des riesigen, aus grauem, kaltem Stein erbauten Haus ein Schauer über den Rücken. Alles hier schien düster, kalt und feucht zu sein: Die Luft, das Wetter, der bewölkte Himmel, das Haus ... Franziska hatte schon gute Gründe gehabt, um diesen trüben Ort gegen das quirlige München einzutauschen! Aber nun war sie wieder hierher zurückgekehrt und jetzt gab es wohl auch erst einmal kein Zurück mehr.
„Ich bringe den Wagen weg, meinte Karsten. „Wenn du willst, kannst du schon einmal ins Haus gehen.
„Mein Koffer ..."
„Darum kann ich mich kümmern!"
Er sagte das sehr bestimmt, so als wollte er unbedingt, dass sie jetzt den Wagen verließ, die Stufen des Portals hinaufging und im Haus verschwand.
Und dort würde sie unweigerlich auf Papa treffen! Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, dann musste sie zugeben, dass sie vor diesem Moment eine Heidenangst hatte. Sie versuchte sich selbst ein wenig zu beruhigen, indem sie sich sagte, dass ihr Vater sie schließlich nicht ohne Grund zu sich gerufen haben würde. Ganz gleich, wie das Zusammentreffen auch immer verlaufen mochte