Sammelband 4 Western: Todestrail und andere Wildwest-Romane
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Über dieses E-Book
Dieses Buch enthält folgende Western:
John F. Beck: Colts für San Felipe
Horst Weymar Hübner: Reiter ohne Namen
Heinz Squarra: Zahltag für Lynn Barrel
Pete Hackett: Todestrail
5.000 Dollar hat Lynn Barrel dem Rancher Tom Calhoun geraubt. Aber jetzt reitet Jay Durango, der Vormann von Rancho Bravo, auf seiner Spur. Er wird den Revolvermann suchen, bis er ihn gefunden, ihm die Dollars abgenommen und seine Rechnung präsentiert hat — was immer sich auch in seinen Weg stellen mag.
Die Spur des Räubers führt nach Austin, und dort begegnet Durango Barrels Schwester Kate, die als Sängerin in einem Saloon arbeitet. Sie scheint etwas über den Verbleib ihres Bruders zu wissen, will aber nichts sagen. Auch wenn Lynn Barrel ein gewissenloser Verbrecher ist, so schützt ihn Kate immer noch. Aber irgendwann kommt einmal der Zeitpunkt, an dem man eine Entscheidung treffen muss - und die fällt auf schicksalhafte Weise!
COVER: KLAUS DILL
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Sammelband 4 Western - Pete Hackett
Sammelband 4 Western: Todestrail und andere Wildwest-Romane
Dieses Buch enthält folgende Western:
John F. Beck: Colts für San Felipe
Horst Weymar Hübner: Reiter ohne Namen
Heinz Squarra: Zahltag für Lynn Barrel
Pete Hackett: Todestrail
5.000 DOLLAR HAT LYNN Barrel dem Rancher Tom Calhoun geraubt. Aber jetzt reitet Jay Durango, der Vormann von Rancho Bravo, auf seiner Spur. Er wird den Revolvermann suchen, bis er ihn gefunden, ihm die Dollars abgenommen und seine Rechnung präsentiert hat — was immer sich auch in seinen Weg stellen mag.
Die Spur des Räubers führt nach Austin, und dort begegnet Durango Barrels Schwester Kate, die als Sängerin in einem Saloon arbeitet. Sie scheint etwas über den Verbleib ihres Bruders zu wissen, will aber nichts sagen. Auch wenn Lynn Barrel ein gewissenloser Verbrecher ist, so schützt ihn Kate immer noch. Aber irgendwann kommt einmal der Zeitpunkt, an dem man eine Entscheidung treffen muss – und die fällt auf schicksalhafte Weise!
COVER: KLAUS DILL
IMPRESSUM
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker
© by Author/ Titelbild: Klaus Dill
Redaktion und Korrektorat: Alfred Wallon
© dieser Ausgabe 2018 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
www.AlfredBekker.de
postmaster@alfredbekker.de
Colts für San Felipe
Ein Western von John F. Beck
IMPRESSUM
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker
© by Author/ Titelbild: Klaus Dill, 2018
Redaktion und Korrektorat: Alfred Wallon
© dieser Ausgabe 2018 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
www.AlfredBekker.de
postmaster@alfredbekker.de
DIE KLEINE ORTSCHAFT San Felipe wird vom mexikanischen General Diego Carreras und dessen Truppen belagert. Auch ein Trupp Texas Rangers gehört zu den Eingeschlossenen. Die bedrohliche Lage spitzt sich zu. Carreras will die Texaner vernichten – um jeden Preis. Drei Texaner wollen den Ring der Soldaten durchbrechen – aber nur einem gelingt die Flucht. Aber durch dessen mutigen Einsatz erfährt man an anderer Stelle von der bedrohlichen Lage der Männer. Ein Wagenzug mit Waffen soll die Rettung bringen. Saltillo und seine Freunde sind ebenfalls mit dabei und wollen den Bedrohten helfen. Aber zunächst gilt es erst einmal, den Waffentransport möglichst unbemerkt ans Ziel zu bringen. Eine tödliche Mission ist das, denn die Soldaten des mexikanischen Generals durchkämmen die nähere Umgebung – und wenn sie auf Saltillo und die anderen Männer stoßen, dann wird es Tote geben!
Jeff Baker schwankte im Sattel. Der Verband an seiner linken Schulter war verrutscht. Die Wunde blutete wieder. Jeder Huftritt des Schecken verursachte dem Reiter heftigen Schmerz. Schweiß perlte über sein bärtiges Gesicht. Gehetzt schaute er sich um. Sie hatten aufgeholt. Mit wehenden Ponchos, tief auf die Hälse ihrer Pferde geduckt, preschten sie auf seiner Fährte heran. Spitzkronige Sombreros thronten auf ihren Köpfen. In ihren Fäusten lagen langläufige Pistolen. Die flimmernde Weite Mexikos dehnte sich hinter ihnen. Vereinzelte Kandelaberkakteen standen wie verzauberte Wächter auf der verbrannten Ebene. Der Horizont zerfloss in bleifarbenem Dunst.
»Lauf, was du kannst!» Jeff stieß dem Pferd die Fersen in die Flanken. Der Schecke stampfte durch niedriges Gebüsch. Verbissen umkrampfte Baker das Sattelhorn.
Plötzlich schimmerte der Wasserspiegel des Rio Bravo vor ihm. Ein schmaler Sandstreifen hob sich in der Flussmitte aus dem Wasser.
Die Furt!
Drüben leuchteten die weißen Mauern von Adobehütten hinter einem Saum von Weiden und Cottonwoods. Die Sonne brannte auf rote Ziegeldächer. Dort begann Texas. Das Dorf gehörte zur Hazienda del Saltillo, Jeff Bakers Ziel. Dort erhoffte er sich Rettung.
Er trieb das Pferd ins Wasser. Es reichte ihm bis an die Knie. Der Schecke durchpflügte es mit erhobenen Nüstern.
Baker war auf halbem Weg zur Sandbank, als die Verfolger durch das Ufergestrüpp brachen. Sie waren zu fünft.
»Maldito Gringo!« Der wilde Ruf ließ Jeff den Kopf herumreißen. Er brachte noch die Rechte an die im Scabbard steckende Hall Rifle. Da blitzte und krachte es. Pulverdampf umbrodelte die Gestalten vor der Buschmauer.
Eine Kugel schlitzte Bakers rechten Ärmel auf. Sie traf das Pferd hinter dem Ohr. Während neben dem Flüchtenden die Fontänen hochspritzten, sackte das Tier unter ihm weg. Bakers heiserer Aufschrei vermischte sich mit dem Dröhnen der Schüsse. Er zog die Füße aus den Steigbügeln, dann schlug schon das Wasser über ihm zusammen.
Nach Luft schnappend kam er hoch. Sein Hut schwamm neben ihm. Er ruderte, strampelte, aber sein linker Arm blieb taub. Der Schmerz in der verletzten Schulter trübte seinen Blick. Der Pferdekadaver war schon ein ziemliches Stück abgetrieben.
Baker tauchte wieder. Gleich darauf spürte er festen Boden und stemmte sich ein. Das Wasser reichte ihm hier bis zur Hüfte. Es wurde rasch niedriger, als er sich der Sandbank näherte. Er stolperte, taumelte und fiel wieder hin. Als er abermals hochkam und zurückschaute, hatten drei seiner Verfolger bereits die Gäule in den Rio Bravo gespornt. Die beiden anderen luden die Pistolen nach.
Baker zog das Bowiemesser aus der Lederscheide an seinem Gürtel. Es war die einzige Waffe, die er jetzt noch besaß. Keuchend watete er weiter. Als er den Sandstreifen erreichte, drehte sich alles um ihn. Er sank auf die Knie.
Drüben bei den Hütten von Nuevo Saltillo blieb alles still. Baker biss die Zähne zusammen. Er dachte an die Männer, deren Leben davon abhing, dass er durchkam.
Der Friedensschluss von Guadalupe Hidalgo hatte in diesem Jahr 1848 endlich den blutigen Krieg zwischen Mexiko und den Gringos beendet. Doch eine Schar Versprengter harrte in der Wildnis von Mexiko noch immer auf verlorenem Posten aus. Baker hatte sie aufgespürt. Seitdem machten die Reiter des fanatischen Generals Carreras, der den Krieg auf eigene Faust weiterführte, erbarmungslos Jagd auf ihn.
An diesem Morgen, dem fünften seit seiner Flucht, hätten sie ihn beinahe erwischt. Seitdem steckte dieses verdammte Stück Blei in seiner Schulter. Sie hatten ihn reingelegt. Sie waren in einfacher Reiterkleidung in sein Camp geritten. Als er die Säbel an ihren Sätteln entdeckte, war es fast schon zu spät gewesen.
Jetzt kämpfte Baker sich mit dem Messer in der Faust erneut auf die Beine.
»Noch habt ihr mich nicht, ihr Halunken!"
Sie ritten Bügel an Bügel durch den Fluss. Die leergeschossenen Pistolen steckten in den Sattelhalftern. Mit einem mitleidlosen Grinsen auf den braunen Gesichtern zogen sie die Säbel. Das Blitzen der Klingen schnürte Baker die Kehle zu.
»Du bist weit geflohen, Gringo«, hörte er die höhnische Stimme des Anführers, »aber nicht weit genug.«
Es war ein breitschultriger, wildäugiger Mexikaner. Seine Begleiter wirkten drahtig und gefährlich wie Raubkatzen. Die schmale Sandbank ließ dem Verwundeten keinen Platz zum Ausweichen. Er duckte sich. Der stoßweise Atem und das verzerrte Gesicht verrieten nur zu deutlich, wie erschöpft er war.
Die Reiter waren bis auf wenige Yards heran. Der Breitschultrige streckte die Faust mit dem Säbel nach vorn. »Vamos, Amigos! Holt ihn euch!«
Die Pferde stürmten vorwärts.
Baker warf sich dem in der Mitte reitenden Anführer entgegen. Die Säbelklinge fauchte knapp an seinem bärtigen, schweißnassen Gesicht vorbei.
Ein Pferd prallte gegen ihn. Er stürzte. Der Schmerz in der linken Schulter war so heftig, dass er aufschrie. Das Messer entglitt ihm. Er rollte auf den Rücken. Der Schatten der Reiter fiel drohend auf ihn. Sie lachten wild. Ihre Säbel blitzten.
Dann verlor Jeff Baker die Besinnung.
DIE DREI MEXIKANER zogen ihre Pferde herum. Lauernd beobachteten sie den Reiter, der sein Pferd aus den Büschen am Nordufer in die Furt trieb. Für Sekunden waren sie bereit, ihre Säbel auf Baker herabsausen zu lassen, die Gäule zu wenden und zur mexikanischen Flussseite zurückzusprengen.
Doch der Ankömmling war allein. Er war groß, schlank, schwarzhaarig und ganz in abgewetztes Wildleder gekleidet. Ein rotes Seidentuch umschlang seinen Hals. Ein Amulett aus mehreren in Silber gefassten Türkisen lugte darunter hervor. Der Paterson Colt, aus dem er eben den Warnschuss abgab, steckte schon wieder in der Halfter.
Gelassen ritt er durch das steigbügeltiefe Wasser auf die Sandbank. Der Anführer der Mexikaner reckte sich, spuckte aus und knurrte:
»Lasst ihn kommen, Muchachos. Wenn er dem verfluchten Gringo helfen will, geben wir’s ihm.«
Saltillos Hände ruhten auf dem Sattelhorn, an dem die zusammengerollte, kurzstielige Rinderpeitsche hing. Seine Miene war ausdruckslos. Nur ein drohendes Schwellen in den grauen Augen verriet seine Entschlossenheit. Carreras Reiter übersahen es. Ihre am Mexiko-Ufer zurückgebliebenen Gefährten hatten die Waffen nachgeladen und sich wieder in die Sättel geschwungen. Sie hielten sich bereit, rechneten jedoch nicht damit, dass ihr Eingreifen nötig wurde. Die drei Kerle, die Baker gestellt hatten, grinsten nun wieder.
Saltillo hielt wenige Schritte vor ihnen. Der Fluss umspülte die Fesseln seines Braunen.
»Entweder seit ihr die nichtsnutzigsten Halunken oder die jämmerlichsten Feiglinge von ganz Mexiko, dass ihr zu dritt auf einen wehrlosen Verwundeten losgeht«, brach Saltillos Stimme das von Hitze gesättigte Schweigen. Seine lässige Haltung veränderte sich nicht.
Die Mexikaner starrten ihn an, als wäre er vom Mond gefallen. Ihr Grinsen war weg. Die Gesichter färbten sich noch dunkler, als sie ohnedies waren. Dann trieb der Breitschultrige sein Pferd so nahe an Saltillo heran, dass er ihn mühelos mit der Säbelspitze berühren konnte. Seine Augen funkelten.;
»Du weißt nicht, mit wem du sprichst, Hombre«, zischte er. »Ich bin Captain Carlos Escolanez von der mexikanischen Kavallerie.«
»Es gibt in jeder Armee Schurken«, erwiderte der große, indianerhafte Reiter achselzuckend. »Ich hoffe bloß, du hast genug Grips unter deinem Skalp, dass du jetzt dein Rasiermesser wegsteckst und mit deinen Spießgesellen verschwindest. Doch ohne diesen Hombre, ja?«
Er sprach so gleichmütig, als würde er sich mit Escolanez über den niedrigen Wasserstand des Flusses unterhalten. Nur die Gewissheit der Übermacht und der vermeintlichen Überlegenheit hielt den Mexikaner noch zurück. Er schüttelte langsam den Kopf.
»Seht ihn euch gut an, Amigos. So sieht ein Selbstmörder aus. Stell’ dich wenigstens vor, Hombre, bevor du zur Hölle fährst!«
»Ich bin Saltillo.«
Es war der Zündfunke, der sie handeln ließ. Sie hatten von ihm gehört. Es war bereits drei Jahre her, da war General Carreras, ihr Anführer, beim Kriegsausbruch auf Saltillos Land einmarschiert. Saltillos Hazienda war ihm zunächst durch Verrat in die Hände gefallen. Doch Saltillo hatte den berüchtigten »Wolf von Chihuahua« übertölpelt. Seit jener schmachvollen Niederlage hasste Carreras den Besitzer der großen Hazienda am Fluss mehr als alle anderen Tejanos. Für alle seine Soldados galt der Befehl, Saltillo sofort zu töten, wo auch immer sie auf ihn trafen.
Escolanez’ Säbel zuckte sofort hoch. Der tödliche Stahl zielte auf Saltillos Kehle.
Gleichzeitig spornten die beiden anderen Mexikaner ihre Pferde auf den Gegner zu.
Für die am Südufer Zurückgebliebenen schien der Kampf entschieden, ehe er begonnen hatte.
Doch Saltillo bog gedankenschnell den Oberkörper zur Seite. Im selben Augenblick lag auch schon der lederumwickelte Peitschenstiel in seiner Hand.
Escolanez’ Pferd prallte gegen ihn. Bevor der Mexikaner nochmals ausholen konnte, bekam er Saltillos Faust so wuchtig ins Gesicht, dass er rückwärts aus dem Sattel stürzte. Die stampfenden Hufe schleuderten glitzernde Kaskaden empor. Fluchend schwangen Escolanez’ Begleiter die Säbel.
Saltillo wich dem Pferd des Anführers aus, dann war er zwischen ihnen. Der Kampf dauerte nur Sekunden. Saltillo lenkte seinen Braunen mit den Schenkeln. Er wirkte wie verwachsen mit dem Tier. Seine Peitschenschnur umschlang das rechte Handgelenk des einen Angreifers. Der Mann brüllte wie am Spieß, als ihm der jähe Ruck den Arm verdrehte. Er ließ den Säbel fallen, klammerte sich mit der anderen Hand am Sattelknauf fest und musste dann doch ins Wasser, als sein Pferd strauchelte.
Währenddessen duckte sich der geschmeidige Texaner unter der sausenden Klinge des dritten Gegners. Die Pferde stoben aneinander vorbei. Gischt umhüllte sie. Saltillo drehte sich, und in dem Moment, da der Soldat sein Kavalleriepferd herumreißen wollte, legte sich die lange, geflochtene Lederschnur um seinen Oberkörper. Sie straffte sich und hob ihn aus.
Die beiden Reiter am Südufer waren erstarrt. Sie vergaßen die schussbereiten Pistolen in ihren Fäusten. Noch nie hatten sie einen solchen Kampf erlebt. Die Männer, die sich im seichten Wasser am Rand der Sandbank wälzten, und die erschreckten Gäule bildeten noch ein wirres Durcheinander. Da hatte Saltillo die Peitsche bereits mit dem fünfschüssigen Paterson vertauscht.
»Bleibt, wo ihr seid«, rief er den Reitern zu, die nun doch ihre Pferde in den Fluss spornten. Sie zögerten. Sie trauten ihm zu, dass er mit dem Revolver genauso gefährlich war wie mit der Peitsche und sie hatten recht damit.
Escolanez richtete sich nun triefend nass auf. Das schwarze Haar klebte wie ein Helm an seinem Schädel. Die Rechte umkrampfte immer noch den Säbelknauf.
Die Wildheit in seinen Augen erlosch jedoch, als Saltillos Waffe herumschwang.
Baker, der neben Saltillo auf dem Sandstreifen lag, bewegte sich stöhnend. Aber der Haziendero ließ sich nicht ablenken.
»Wirf endlich dein langes Messer in den Fluss, Compadre. Ich hab mich heute schon rasiert.«
Zähneknirschend schleuderte Escolanez seinen Säbel weg. Inzwischen hatten sich auch die beiden anderen Mexikaner wieder aufgerappelt. Einer stand bei seinem Pferd. Die Hand umschloss den Kolbenhals des im Scabbard steckenden Gewehrs. Saltillo bemerkte es aus den Augenwinkeln.
»Ich glaube nicht, dass du’s schaffst, Muchacho«, meinte er ruhig. Sein Paterson blieb auf Escolanez gerichtet.
»Sie werden dich töten, ohne Rücksicht auf mich«, keuchte der Breitschultrige. »Der General hat befohlen ...« Er verstummte, als drüben zwischen den Weiden und Cottonwoods weitere Reiter erschienen.
Es waren Männer der Hazienda. Saltillos Partner Tortilla-Buck führte sie an. Der bullige, blonde Kentuckier hatte die Zügel zwischen die Zähne geklemmt und zielte mit seiner »Betsy«, der langläufigen Harpers Ferry Rifle, auf die Mexikaner bei der Sandbank. Die Vaqueros waren mit Paterson Colts bewaffnet.
Schlagartig begriff Escolanez, dass sie schon die ganze Zeit da drüben gewartet hatten. Saltillo hatte es nur deshalb allein mit ihm und seinen Männern aufgenommen, damit Baker eine Chance bekam. Nach einem wilden Blick auf den Verwundeten stapfte Escolanez zu seinem Pferd.
Saltillo bewegte sich nicht, als die Männer sich in die Sättel schwangen. Hastig trieben sie ihre Pferde dem mexikanischen Ufer entgegen.
Saltillo glitt aus dem Sattel und kniete bei Baker nieder.
»Sind Sie der Kundschafter, den die Texas Ranger über den Fluss geschickt haben?«
»Jeff Baker ist mein Name«, keuchte der Verletzte. »Ich hab Captain Mitchells verschollene Abteilung aufgespürt. Bringen Sie mich sofort zu Captain Hays!«
»Keine Sorge, Mister. In einer Stunde sind wir auf der Hazienda. Hays wartet seit einigen Tagen auf Sie.«
COLONEL JACK HAYS’ Texas Ranger lagerten nahe der Hazienda am Ufer des Alamo Creek. Die rauen, wettergegerbten Männer waren noch von den Strapazen des Krieges gezeichnet. Auf ihren Mienen spiegelte sich aber auch die Genugtuung darüber, dass sie als Sieger über den Rio Bravo zurückgekehrt waren. Sie trugen keine Uniformen. Es war eine bunt zusammengewürfelte Schar von Haudegen in derber Reitertracht oder Wildlederkleidung.
Seit der Gründung der Einheit hatten die Männer sich mit Mexikanern, Comanchen und weißem Grenzgesindel herumgeschlagen. Bald würde aus ihnen jene straff organisierte, schlagkräftige Polizeitruppe entstehen, die die Texas Ranger weit über die Grenzen des Lone Star-Staates hinaus zu einem Begriff werden ließ.
Die Flammenröte des Sonnenuntergangs übergoss die Wagen und Zelte, als der Colonel in Begleitung von Saltillo und Tortilla-Buck ins Camp ritt. Sie kamen von der Hazienda. Dort wurden die Verwundeten des Ranger-Regiments von Frauen aus dem Dorf betreut. Es war typisch für diese Männer des Sattels, dass sie die wenigen hundert Yard vom Tor der Hazienda zum Camp nicht zu Fuß zurücklegten.
Paco, der kleine, mausgesichtige Koch der Hazienda, beendete gerade die Verteilung eines Stapels frischgebackener Tortillas.
Layla Sheen, die die Bodega am Fluss führte, füllte die Becher der Männer, die Pacos Karren umdrängten, mit rotem Wein. Es war ein Lärmen und Lachen wie bei einer Fiesta. Es verstummte beim Herannahen der Reiter.
Laylas Augen leuchteten auf, als sie Saltillo sah. Die aparte Kreolin drückte einem pockennarbigen Texaner, der sie mit Ausdauer angehimmelt hatte, den bauchigen Tonkrug in die Hände und eilte dem Haziendero entgegen.
Gleichzeitig löste sich ein graubärtiger, untersetzter Mann von einem der Planwagen. Er hatte Kugelbeutel und Pulverhorn umgehängt und trug eine schwere Kentucky Rifle. Die Stiefel der derben Farmerkleidung reichten bis zu den Oberschenkeln. Ein breitkrempiger Hut beschattete sein Gesicht. Seine düsteren Augen brannten sich an der kräftigen Gestalt des Rangerkommandanten fest.
»Na endlich, da sind Sie ja, Colonel. Was hat Baker Ihnen berichtet? Sind Captain Mitchells Männer bereits auf dem Weg hierher?«
Das war die Frage, die alle bewegte. Doch keiner wartete so begierig auf eine Antwort wie der Graubart. Die Ankömmlinge saßen ab. Ihre Mienen waren ernst. Layla lehnte sich stumm an den Haziendero. Hays brannte eine Maisblattzigarre an.
»Ich wollte, ich könnte Ihnen bestätigen, Harrison, dass Mitchell und seine Leute in den nächsten Tagen über den Fluss kommen. Doch es scheint mehr als fraglich, dass sie den Boden von Texas jemals wieder betreten.«
»Mein Sohn ist bei ihnen«, stieß der graubärtige Dave Harrison hervor. »Wir sind in der Schlacht um Buena Vista voneinander getrennt worden. Seit Monaten warte ich auf ein Lebenszeichen von Ned. So reden Sie doch, Colonel!«
Hays’ Miene spannte sich.
»Da drüben geht in einem gottverlassenen Nest am Fuß der Sierra der verdammte Krieg weiter, Mitchell, der die Patrouillen und Posten im Gebiet um Buena Vista und Monterrey sammeln und nach Texas zurückführen sollte, steckt mit den Männern in einer üblen Klemme. Da gibt’s einen halb verrückten Mexikanergeneral, der sich den Teufel um den in Guadalupe Hidalgo geschlossenen Frieden schert. Sie haben sicher schon von ihm gehört, Harrison: Diego Carreras. Einige nennen ihn auch den >Wolf von Chihuahua<. Er war als Offizier bereits beim Sturm auf den Alamo dabei. Saltillo kennt ihn. Er kann ein Lied vom fanatischen Hass dieses Burschen besonders auf die Texaner singen. Und Jeff Bakers Meldung bestätigt die schlimmsten Befürchtungen.«
Er paffte heftig. Alle warteten gespannt. Schweißtropfen glänzten auf Harrisons Stirn. Der Colonel räusperte sich.
»Mitchell hat etwa fünfzig Mann bei sich, Ranger, Blauröcke, auch einige Mitglieder der Missouri Volunteers, zu denen Sie und Ihr Sohn gehören, Harrison. Das Dorf heißt San Felipe. Saltillo war schon mal dort. Die Bewohner haben es während des Krieges verlassen. Carreras belagert dort unsere Jungs mit einer fünf bis sechsfachen Übermacht seit Wochen. Baker erzählt von täglichen Schießereien und davon, dass Mitchells Männern allmählich die Munition ausgeht. Wenn das geschieht, gibt’s dort einen zweiten Alamo!«
Betroffenes Schweigen herrschte. Harrisons schwielige Hände umkrampften die Kentucky Rifle. Seine Augen brannten.
»Worauf warten wir dann noch, Colonel? Hier sind genug Männer, die diesem verfluchten >Wolf von Chihuahua< das Heulen beibringen werden.«
»Nicht zu machen, Harrison. Gewiss, wir haben den Krieg gewonnen und Mexiko hat alle Ansprüche auf das Land nördlich vom Rio Bravo und Gila River aufgegeben. Doch nach dem Frieden von Guadalupe Hidalgo hat kein amerikanischer Soldat, kein Ranger und kein Milizangehöriger mehr etwas auf mexikanischem Gebiet zu suchen. Wenn das doch geschieht, bricht da unten garantiert erneut die Hölle los.«
»Alles gut und schön, doch nicht Mitchell, sondern einer von Santa Anas Generälen bricht den Vertrag. Und wenn die Burschen in Mexiko City es nicht schaffen, ihn an die Kandare zu nehmen, müssen wir das eben selbst besorgen.«
»In Mexiko City geht noch alles drunter und drüber. Da verschwendet keiner auch nur einen Gedanken an ein Nest wie San Felipe. Doch das ist nicht das Problem. Es geht darum, dass ich mit meinen Rangern jenseits des Flusses keine zwanzig Meilen weit komme, bis Carreras Wind davon kriegt. Und dann, Harrison, wird dieser Bastard nicht mehr warten, bis den Eingeschlossenen Pulver und Blei ausgeht. Dann schlägt er los, ohne Rücksicht auf Verluste.«
Hays kantiges Gesicht verschwand hinter einem Schleier aus Tabakqualm. Der Graubart trat einen Schritt zurück.
»Heißt das, Sie geben den Captain und seine Abteilung auf, Sir?«
»Reden Sie keinen Unsinn, Mann! Ich sagte, dass kein Soldat und kein Texas Ranger die Grenze überschreiten darf, wenn es nicht zu neuen Verwicklungen kommen soll. Das gilt jedoch nicht für Privatpersonen - schon gar nicht für Mexikaner, die diesseits .der Grenze leben.«
»Die Greaser soll alle miteinander der Teufel holen - ich traue keinem von ihnen!«
»Das lassen Sie Saltillos Männer lieber nicht hören«, brummte der Colonel mit einem Blick auf den kleinen Paco.
»Was haben die damit zu tun?«
»Eine ganze Menge. Weshalb, zum Teufel, glauben Sie, dass ich Saltillo und seinen Vormann ins Camp gebracht habe?«
»Wollen Sie etwa ihn und die Mexikaner über den Fluss nach San Felipe schicken?«
»Saltillo ist nicht der Mann, der sich von irgendwem irgendwohin schicken lässt«, lächelte Hays grimmig. »Sein Vater war einer der Kämpfer, die im Alamo für die Freiheit von Texas gefallen sind. Er selbst hat noch eine Rechnung mit dem >Wolf von Chihuahua< zu begleichen. Und einer von den Rangern in San Felipe, Duff Lorman, hat ihm und Mercer mal das Leben gerettet...«
Der Colonel verstummte. Der Blick seiner zusammengekniffenen Augen folgte einem schwarzen Punkt am Abendhimmel, der rasch näherkam und größer wurde. Ein Bussard. Er zog lautlose Kreise über dem Rangercamp und Saltillos Weideland. Hays nickte Saltillo und Tortilla-Buck zu.
»Jetzt werden Sie gleich erleben, wovon ich vorhin auf der Hazienda gesprochen habe. Warten Sie, Harrison, das wird Sie ebenfalls interessieren.«
Er zog einem neben ihm stehenden Ranger den Revolver aus der Halfter. Es war im Gegensatz zu dem lange Jahre einzig existierenden Coltmodell, dem Paterson, ein wahres Monstrum von Schießeisen mit neun Zoll langem Lauf und klobiger Trommel. Der rotbraune Walnussholzkolben wirkte fabrikneu.
»Samuel Colts neueste Schöpfung«, erklärte Hays, während sein Blick wieder den kreisenden Raubvogel suchte.
Harrison starrte auf die schwere Waffe.
»Es heißt, Sam Colt hat längst pleite gemacht.«
Der Colonel nickte dazu.
»Stimmt. Aber ein Bursche wie er ist nicht so leicht unterzukriegen. Erst recht nicht nach einem Tausend Stück-Auftrag von den Texas Rangern für die Spezialanfertigung einer solchen Gürtelkanone. Die Waffe wurde nach einer Idee von Captain Sam Walker gebaut, in einer Waffenfabrik in Whitneyville. Daher der Name, den Sie sich merken sollten, Gents: Colt Whitneyville Walker, Kaliber 44.«
Während er sprach, wanderte der brünierte Lauf des Revolvers hoch, bis die Visierlinie den Bussard erfasste. Kopfschüttelnd stützte sich Harrison auf die Rifle.
»Ihre Treffsicherheit in Ehren, Colonel, aber für einen Revolver ist diese Entfernung viel zu groß. Sie sollten ein Gewehr benutzen.«
Jack Hays zögerte tatsächlich. Doch aus einem anderen Grund, als der Missouri-Farmer das zuerst dachte. Der Colonel blickte Saltillo an.
»Wollen Sie’s versuchen?«
Zweifelnd ergriff der Haziendero die fast viereinhalb Pfund schwere Waffe. Er war überrascht, wie gut sie in der Hand lag. Buck bleckte grinsend sein Gebiss.
»Trag’s mit Fassung, Häuptling, wenn du dich mal blamierst.«
Der Schuss krachte. Es war ein Knall, als würde eine Kanone abgefeuert. Der Bussard stieß einen krächzenden Schrei aus, Federn flogen, dann fiel der Vogel wie ein Stein in die Tiefe. Er verschwand weit jenseits des Buschgürtels am Creek.
»Nicht schlecht!«, nickte Hays dem Haziendero anerkennend zu.
»Nicht schlecht?«, schnaufte Buck. »Mann, einen solchen Schuss mit einem Revolver hab ich noch nie erlebt. Das war eine Entfernung von mindestens ...«
»Mit dem Whitneyville Walker schießen Sie noch auf fünfhundert Schritte jeden Angreifer aus dem Sattel. Vorausgesetzt, Sie haben Arme aus Eisen, damit Sie den Rückschlag ausgleichen. Sehen Sie sich bloß die Kammern an. In jede sind vier Gramm Pulver gepackt. Fast soviel wie in eine Rifle.«
»Es sind sechs und nicht fünf Schuss wie beim Paterson«, stieß Harrison krächzend hervor.
Hays paffte genussvoll an seiner Zigarre.
»Der erste Sechschüsser. Ich wette, er wird Sam Colt reich und berühmt machen. Das Ding ist vielleicht noch ein bisschen zu schwer, aber Colt wird sich auch da was einfallen lassen, wie ich ihn kenne. Eine Lieferung von vierhundertachtzig dieser Revolver hat uns mitten in Mexiko erreicht. Und verdammt will ich sein, wenn die Teufelsdinger nicht mitgeholfen haben, den Krieg zu entscheiden. Drücken Sie einem Ranger zwei Whitneyville Walker Colts in die Hände, und er wird für jeden Gegner zum unüberwindbaren Schreckgespenst. Ich kann hundert davon entbehren, wenn ich die richtigen Leute finde, die sie unseren Jungs in San Felipe bringen. Dazu natürlich ausreichend Pulver und Blei.«
»Gemacht, Colonel«, nickte Saltillo gelassen. Er wollte Hays die schwere Waffe zurückgeben.
Der Kommandant der Texas Ranger winkte ab. »Behalten Sie das Ding, aber benutzen Sie’s erst, wenn Carreras keinen vorzeitigen Verdacht mehr schöpfen kann. Ich werde Ihre ganze Crew damit ausrüsten, Saltillo, wenn den Eingeschlossenen von San Felipe damit der Durchbruch zur Grenze gelingt.«
»Saltillo kann vielleicht dreißig Männer in den Sattel bringen, Sie mehr als hundert, Colonel«, keuchte Harrison.
»Ich werde überhaupt keinen Mann in den Sattel bringen, höchstens auf einen Wagenbock. Und ich nehme auch nicht dreißig Leute mit, sondern fünf. Je weniger wir sind, umso größer ist die Chance, die hundert Colts nach San Felipe zu schmuggeln.«
Harrison starrte erst ihn, dann Hays an.
»Was, zum Teufel, redet er da? Das ist doch blanker Wahnsinn!«
Hays Blick war ebenso ausdruckslos wie der von Saltillo.
»Wir haben bereits alles besprochen. Saltillo will mit fünf Freiwilligen und drei Wagen losziehen. Ein Siedlertreck oder so was. Mexikaner, die nach dem verlorenen Krieg Texas verlassen haben, um irgendwo am Fuß der Sierra eine neue Existenz aufzubauen. So wie Saltillo aussieht, kann er sich jederzeit selbst für einen Mexikaner ausgeben und ...«
»Und ich mich für eine Mexikanerin«, mischte sich Layla ein. Alle Blicke hefteten sich auf sie. Sie lächelte. »Bevor du ablehnst, Sam«, wandte sie sich an Saltillo, »überleg dir, wieviel echter alles wirken wird, wenn eine Frau auf einem der Wagen mitfährt. Außerdem hab ich’s satt, immer nur in der Bodega zu hocken und mir Sorgen um dich zu machen.«
Ein paar Männer grinsten. Harrison machte ein Gesicht, als wäre ihm eben klar geworden, dass er unter lauter Verrückten stand.
»Colenel, genauso könnten Sie die hundert Colts gleich direkt an Carreras liefern. Diese Handvoll Leute haben doch nicht den Schimmer einer Chance, die Wagen in das von nahezu dreihundert Mexikanern belagerte Dorf zu schaffen.«
»Es ist die einzige Hilfe, die ich Captain Mitchell und seinen Männern geben kann. He, Harrison, wo wollen Sie hin?i<
Der derb gekleidete, untersetzte Missourier stand bereits bei seinem Pferd.
»Ich reite über den Fluss. Ich bring Ned heim, und wenn ich mir diesen Oberbastard Carreras selbst vor die Knarre holen muss.«
DREI STUNDEN SPÄTER fühlte sich Dave Harrison als einsamster Mann der Welt. Mitternacht war nahe. Wolkenstreifen trübten die bleiche Helligkeit des Mondes. Die turmhohen, weit verstreuten Kandelaberkakteen ragten wie Gespenster über den niedrigen Hügelkämmen auf. Tintige Schwärze durchfloss die Senken.
Der graubärtige Reiter hatte sein Pferd gezügelt. Die Rifle lag quer vor ihm auf dem Sattel. Der Flügelschlag eines Nachtvogels rauschte über ihm. Ein Kojotenchor erfüllte die Nacht mit schaurigem Geheul. In den kniehohen Fettholzstauden raschelte und knisterte es. Das tagsüber tote Land war nach Einbruch der Dunkelheit zu geisterhaftem Leben erwacht.
Doch diese Geräusche waren Harrison vertraut. Er lauschte auf etwas anderes. Eben noch hatte er ein Klirren wie von Stahl auf Fels hinter einem matt gegen den Nachthimmel abgezeichneten Höhenrücken gehört.
Nun rührte sich dort nichts mehr. Harrison wartete. Die Nacht war kühl wie meist auf dem Hochland südlich des Rio Bravo. Trotzdem perlte Schweiß auf Harrisons Stirn. Er wurde das Gefühl nicht los, dass unsichtbare Augen ihn beobachteten. Der Gedanke, das Pferd zu wenden und zur Hazienda del Saltillo zurückzureiten, schoss ihm durch den Kopf. Aber als nach zwei Minuten immer noch nur das Klagen der Kojoten durch die Nacht schallte, trieb er mit einer gemurmelten Verwünschung die Fuchsstute weiter nach Süden, wo die Silhouette der Sierra Madre als schwach erkennbare Zackenlinie über den Kämmen und Buschinseln stand.
Da war es wieder. Ein metallischer Ton, der sogar das Malmen der Hufe seiner Fuchsstute übertönte. Hinter dem Hügel hatte gleichzeitig mit ihm jemand ein Pferd in Bewegung gesetzt.
Harrisons Kentucky Rifle flog hoch. Ein Schatten huschte hinter einem zehn Schritte entfernten Kaktusstamm hervor. Um ein Haar hätte den Missourier abgedrückt. Es war ein Tier, vielleicht ein auf Beute lauernder Rotluchs, das in lautlosen Sätzen in die Dunkelheit flüchtete.
Doch Harrison hatte noch das Klirren im Ohr. Er war sicher, dass er sich nicht getäuscht hatte. Nur - da war keine Bewegung mehr, wohin er auch spähte. Der Mond stach zwischen flockigen Wolkenbänken in die milchige Dämmerung. Scharf zeichnete sich der Schatten des einsamen Reiters auf dem weißen Sand ab.
Plötzlich begriff Harrison, was für ein verlockendes Ziel er bot.
»Das könnt euch so passen, ihr Halunken«, schimpfte er und spornte die Stute auf eine Gruppe übereinander getürmter Felsen zu.
Eine silbrige Staubfahne hing auf seiner Spur. Beim Zurückschauen glaubte der Graubärtige für einen Moment eine schemenhafte Reitergestalt zu erkennen. Doch als er in die Schwärze zwischen den Felsen eintauchte, absprang und nochmals zurückblickte, war nichts mehr zu sehen.
Harrison schlang die Zügel um einen vorspringenden Felsen. Der Platz war gut, fand er. Er hatte Deckung und konnte seine Fährte mehrere hundert Yard weit beobachten, bis dort, wo sie zwischen den Bodenwellen und halb verdorrten Buschinseln verschwand - solange der Mond schien. Als sich eine Wolke vor ihn schob, reichte das Funkeln der Sterne nicht mehr aus.
Die Dunkelheit senkte sich wie ein schwarzer Schleier auf das Land. Harrisons Sicht schrumpfte auf ein Dutzend Schritte. Es war jetzt still. Die Kojoten heulten nicht mehr. Harrison kauerte hinter einem Felsbrocken. Er war einer von den Grenzfarmern, die vor einigen Jahren noch mit dem Gewehr auf dem Rücken hinter dem Pflug hergetrottet waren, immer auf einen Indianerüberfall gefasst. Er und sein Sohn waren unter General Taylors Oberkommando beim Sturm auf Monterrey und in der Schlacht um Buena Vista dabeigewesen. Sie hatten sich tapfer geschlagen. Nur hier in der Einsamkeit der Mexiko- Nacht, von unsichtbaren Feinden belauert, war alles anders.
Dave Harrison fröstelte. Der Gedanke, dass er seine Frau, den zweiten Sohn, Neds jüngeren Bruder, und die Farm am Osage River vielleicht nie wiedersehen würde, drückte ihm die Kehle zu. Die Stute schnaubte und stampfte. Ihre Nüstern waren gebläht. Sie warf den Kopf hin und her.
»Sie wittert die Burschen«, murmelte Harrison, entdeckte aber noch immer nichts.
Dann lugte der Mond wieder durch einen Riss zwischen den Wolken. Es war das Blinken von Metall, das Harrisons Blick anzog. Nur vierzig Schritte entfernt hatte sich eine dunkle Gestalt hinter einem Kreosotbusch aufgerichtet. Der Lauf einer Pistole schimmerte. Dann schallte ein kehliger Ruf durch die Nacht:
»He, Gringo, du hast auf dieser Seite der Grenze nichts zu suchen. Ich bin Capitan Carlos Escolanez von der mexikanischen Kavallerie. Ich fordere dich auf: Ergib dich!«
Harrison rührte sich nicht. Diese Kerle warteten jetzt nur auf seine Antwort oder seinen Schuss, damit sie wussten, wo er steckte. Escolanez lachte höhnisch.
»Du hältst dich für schlau, Gringo, aber du bist umstellt!