Trevellian und die rechte Hand des Henkers: Action Krimi
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Fred McCall sah nicht gut aus, als er mich in seinem Arbeitszimmer empfing. Darüber vermochte nicht einmal sein Dreihundert-Dollar-Anzug mit der handgemalten Krawatte hinwegzutäuschen. Nur die hellen, leicht verwaschen wirkenden Augen in seinem gebräunten faltigen Gesicht waren noch von vitaler Leuchtkraft. Sie zeigten, daß McCall noch nicht verlernt hatte, Herr seiner Entscheidungen zu sein. Wir setzten uns. Vor den großen Terrassentüren kochte der Sommer, aber hier drin war es angehnem kühl. Fred McCall hatte mir ein Gespräch unter vier Augen zugesichert, aber ich bezweifelte, daß wir unbelauscht bleiben würden. Nicht einmal der mächtige Fred McCall konnte sich dem Spitzel- und Abhörsystem seiner Organisation entziehen.
Er schaute mich an, mit gekrümmter Unterlippe und zuckenden Mundwinkeln. »Der Tod hat viele Gesichter, Mr. Trevellian«, sagte er. »Ich möchte einige davon abtreten - an Sie.«
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Trevellian und die rechte Hand des Henkers - Cedric Balmore
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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
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© Roman by Author / COVER FIRUZ ASKIN
© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
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Trevellian und die rechte Hand des Henkers: Action Krimi
Cedric Balmore
Ich traute ihm nicht. Niemand traute ihm. Aber es war meine Pflicht, ihn anzuhören. Ich war sogar verdammt neugierig auf die Unterhaltung. Was mich erwartete, passierte nicht alle Tage. Ein Henker zog Bilanz!
Fred McCall sah nicht gut aus, als er mich in seinem Arbeitszimmer empfing. Darüber vermochte nicht einmal sein Dreihundert-Dollar-Anzug mit der handgemalten Krawatte hinwegzutäuschen. Nur die hellen, leicht verwaschen wirkenden Augen in seinem gebräunten faltigen Gesicht waren noch von vitaler Leuchtkraft. Sie zeigten, daß McCall noch nicht verlernt hatte, Herr seiner Entscheidungen zu sein. Wir setzten uns. Vor den großen Terrassentüren kochte der Sommer, aber hier drin war es angehnem kühl. Fred McCall hatte mir ein Gespräch unter vier Augen zugesichert, aber ich bezweifelte, daß wir unbelauscht bleiben würden. Nicht einmal der mächtige Fred McCall konnte sich dem Spitzel- und Abhörsystem seiner Organisation entziehen.
Er schaute mich an, mit gekrümmter Unterlippe und zuckenden Mundwinkeln. »Der Tod hat viele Gesichter, Mr. Trevellian«, sagte er. »Ich möchte einige davon abtreten - an Sie.«
***
Im Nebenzimmer ratterte eine elektrische Schreibmaschine. Als sie einen Moment schwieg, hörte ich das Ticken eines Fernschreibers. Selbst hier, in seinem riesigen Landhaus auf Long Island, war Fred McCall ein Gefangener seiner weitreichenden skrupellosen Verpflichtungen.
Er schaute mich an. Wer etwas von Physiognomie verstand, konnte Fred McCalls Kopf bewundern. Die herrischmarkanten Gesichtszüge mit dem stolzaggressiven Raubvogelprofil, die leuchtenden Augen, das dichte silbergraue Haar. Allerdings war auch nicht das lastende Grau zu übersehen, das sich unter der Bräune seiner schlaff gewordenen Gesichtshaut angesiedelt hatte.
Er schien zu ahnen, was mich beschäftigte, denn er sagte plötzlich: »Ich kann meinen Stammbaum bis ins vierzehnte Jahrhundert zurückverfolgen. In meinen Adern fließt das Blut der Borgias. Wir haben uns stets genommen, was Wir vom Leben haben wollten. Es war für uns das einzige Gesetz, dem wir gehorchten. Eine Selbstverständlichkeit. Wir haben gekämpft und niemals verloren.«
Ein Nachfahre der Borgias mit dem Namen McCall! Vielleicht hatte er einmal Macalli oder so ähnlich geheißen. Die äußere Anpassung hatte ihm keine Schwierigkeiten bereitet, aber im Wesen war er seiner Sippe treu geblieben.
»Ja, ich war stets auf der Gewinnerseite!« betonte er.
»Leider«, sagte ich.
Mein bitterer Einwurf war ohne Leidenschaft. Ich sah, daß Fred McCall ein vom Tode gezeichneter Mann war. Ein Schwerkranker. Nur deshalb hatte er mich zu sich gebeten. Trotzdem blieb mir seine Einladung rätselhaft.
Fred McCall war siebzehn Jahre lang ein großer Boß der Cosa Nostra gewesen. Es nahm sich reichlich seltsam aus, daß er einen G-man zu seinem Beichtvater bestimmt hatte.
Die Millionen, die er als Syndikatsboß verdient hatte, dokumentierten sich in diesem luxuriösen weißen Landhaus, das von harten, schweigsamen Männern und scharfen Hunden bewacht wurde. Darüber hinaus wurde es von einem Elektrozaun und mehreren Alarmanlagen gesichert — vor allem aber von der Angst und dem Terror, die sich für seine Gegner mit dem Namen McCall verbanden.
Fred McCall lächelte müde. »Ich gebe zu, daß wir manche Schlacht erst nach großen Verlusten gewinnen konnten — nach Verlusten, deren Höhe den Erfolg in Frage stellte. In den letzten Jahren wurde es immer schwieriger, gegen das FBI zu bestehen. Gerade Sie haben uns viel Mühe gemacht, G-man. Ich habe Sie oft gehaßt und mir nicht selten Ihren Tod gewünscht — aber irgend etwas brachte mich dazu, Sie zu schonen.«
»Was denn«, sagte ich mit mildem Spott. »Soll das heißen, daß ich in Ihnen meinen Lebensretter sehen soll?«
Er blieb ernst. »Durchaus«, nickte er. »Selbst der Tüchtigste und Geschickteste ist nicht gegen die heimliche Kugel oder einen mustergültig vorbereiteten Sprengstoffanschlag gefeit. Ja, ich habe Sie geschont.«
»Warum?«
»Um dieser Stunde willen«, sagte er. »Ich wußte, daß sie eines Tages kommen würde. Mir war auch klar, daß ich einen richtigen Mann brauchen würde, um sie zu nutzen. Dieser Mann sind Sie, Jesse Trevellian!«
»Ich bin Ihr Feind«, machte ich ihm klar.
»Man kann sich auch mit einem Feind arrangieren«, sagte er. »Es ist meine letzte Chance, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen.«
»Wollen Sie auspacken?« fragte ich. »Ja«, erwiderte er.
Mein Herz klopfte hoch oben im Hals, aber ich schaffte es, meine Gesichtsmuskeln unter Kontrolle zu halten. Nur meine Hände wurden plötzlich feucht, und über meinen Rücken kroch ein flüchtiges Frösteln.
Ich blickte ihm in die Augen.
Der Henker wollte singen! So etwas geschah nur einmal in zwanzig oder dreißig Jahren. Oder waren McCalls große Worte nur Teil eines ausgekochten Manövers, das sich gegen meine Dienststelle oder mich richtete?
Fred McCall war niemals aufrichtig gewesen. Lüge und Verstellung hatten zu den Waffen gehört, mit denen er die Gesellschaft und ihre Gesetze bekämpft hatte.
»Ich hasse die Cosa Nostra«, sagte er. »Ich habe sie immer gehaßt!«
Was er äußerte, glich einer Sensation. Sein Blick ging dabei ins Leere. Ich hatte einen sauren Geschmack auf der Zunge. Plötzlich war meine ganze Spannung zum Teufel.
Fred McCall log. Er machte mir etwas vor! Ein Mann, der zum großen Clan der Sizilianer gehörte und durch ihn Millionen verdient hatte, konnte so etwas weder denken noch sagen. Es war absurd.
»Sie glauben mir nicht«, sagte er, ohne seinen Blick oder seine Haltung zu verändern. »Sie halten mich für einen Schauspieler, für einen Schwindler. Aber ich sage die Wahrheit. Damals, als wir mit einem Stiletto unsere Hände aufritzten und das Blut miteinander vermengten — damals, als ich in die Cosa Nostra aufgenommen wurde, war ich stolz und glücklich. Ich war vom Ehrgeiz zerfressen. Ich liebte meine Brüder. Ich kämpfte und tötete für sie, und ich wurde dafür belohnt. Ich kletterte rasch nach oben, steil und unaufhaltsam. Aber ich brauchte nur wenige Jahre, um zu erkennen, daß ich kein Führer, sondern ein Gefangener meiner Organisation geworden war. Sie bestimmte' über mein Leben, sie diktierte seinen Rhythmus. Ich war nur ihr Werkzeug. Die Cosa Nostra ließ es vergolden — aber es blieb ein Instrument ihrer Interessen. Deshalb haßte ich sie.«
Er erhob sich. Als er zur Terrassentür schritt, sah ich, daß ihm der Anzug in den Schultern zu weit geworden war.
Er blickte in den großen, gepflegten Park, schweigend, und machte dann kehrt, um wieder am Schreibtisch Platz zu nehmen.
»Ich war der Henker der Organisation«, sagte er. »Mir blieb es Vorbehalten, die Feinde der Cosa Nostra aus dem Wege zu räumen. Ich brauche Ihnen nicht zu erklären, daß ich nur die dazu notwendigen Pläne ausarbeitete. Die eigentliche Schmutzarbeit verrichteten andere.«
»Wie viele Menschenleben haben Sie auf dem Gewissen?« fragte ich.
»So dürfen Sie die Sache nicht betrachten«, meinte er. »Die Todesurteile wurden nicht von mir ausgesprochen. Ich habe sie nur ausführen lassen.«
»Wie viele?« fragte ich.
»Zweiundvierzig«, antwortete er.
Die Feuchtigkeit meiner Hände nahm zu. Es war schwierig, angesichts dieses ungeheuerlich wirkenden Geständnisses die Ruhe zu bewahren, aber es hatte keinen Sinn, ihm die Dinge ins Gesicht zu schleudern, die mich in diesem Augenblick bewegten. Fred McCall hatte dafür keine Antenne. Er betrachtete sich als ein Werkzeug der Unterwelt. Er bedauerte nicht, daß er ein Henker gewesen war. Ihn betrübte nur, daß diese Aufgabe sein Leben in eine Schablone gepreßt hatte. Er war darin nicht freier gewesen als der Geheimdienstchef einer Diktatur.
»Zweiundvierzig«, wiederholte er. »Ich will Ihnen nichts vormachen, G-man. Es gab Zeiten, wo ich meine Aufgabe liebte. Ja, liebte! Ich war ein Mann der Perfektion. Wenn einmal eine Panne passierte, war sie mit Sicherheit auf das Versagen eines nervösen Killers zurückzuführen, auf alberne Zufälle. Meine Pläne hatten keine schwachen Stellen! Ich war ein Henker ohne Fehl und Tadel. Sie mögen mich deshalb verachten — aber ich war stolz darauf!«
»Wer erteilte Ihnen die Tötungsbefehle?«
»Ich habe darüber Buch geführt«, sagte er. »Handschriftlich. Mit diesen Unterlagen können Sie die gesamte Organisation hochgehen lassen. Die führenden Köpfe. Die Killer. Den ganzen verdammten Laden!«
Ich schluckte.
Fred McCalls Worte waren brisanter als eine Wasserstoffbombe. Wenn er mir nichts vormachte, hatten wir es plötzlich in der Hand, einen jahrzehntelangen Kleinkampf gegen die mächtigste Unterweltorganisation der Erde mit einem Paukenschlag zu beenden.
Wenn ich versagte, war diese einmalige Chance vertan! Die plötzliche Verantwortung ließ mich rascher atmen. Meine Blicke schweiften durch den Raum. Was war, wenn man das Gespräch über ein verstecktes Mikrofon belauschte?
»Keine Angst«, meinte Fred McCall, der meine Blicke richtig deutete. »Ich habe alle weggeschickt, denen ich mißtrauen muß. Wir sind völlig ungestört.«
»Wer tippt nebenan?«
»Grace, meine Sekretärin. Sie hören ja selbst an dem Geklapper, daß sie uns nicht belauscht. Im übrigen ist sie mir bedingungslos ergeben.«
»Wo sind die Unterlagen?«
»Hier, in diesem Raum«, erwiderte Fred McCall. »In meinem Safe.«
Ich holte tief Luft und sagte: »Ich weise Sie pflichtgemäß darauf hin, daß Sie nicht gezwungen werden können, sich durch ein Geständnis selbst zu belasten…«
Er winkte ab. »Lassen wir diese formaljuristischen Spitzfindigkeiten beiseite. Ich kenne das Gesetz. Ich habe es niemals respektiert, aber seine Details und Paragraphen sind mir so vertraut wie ein Jagdrevier eigener