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Mission Sternenstaub
Mission Sternenstaub
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Ebook240 pages2 hours

Mission Sternenstaub

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Mission Sternenstaub
von Jo Zybell

Der Umfang dieses Buchs entspricht 226 Taschenbuchseiten.

Seit Tausenden von Jahren bekämpfen sich zwei Völker, ohne dass ein nennenswerter Vorteil für eine Seite erlangt werden kann. Erst als durch Zufall ein Raumschiff des Kelradan-Imperiums auftaucht, eskaliert die Lage, denn das Schiff wird von einer automatischen Station beschossen und zur Notlandung gezwungen. Die Kelradan versuchen die Station zu erobern und finden Alien-Technik. Die Kämpfe alarmieren auch das Raumschiff Sternenstaub unter Ryan Whittaker. Aus dem kleinen begrenzten Konflikt droht eine intergalaktische Auseinandersetzung zu werden, denn die Kelradan wollen nicht einfach abziehen. Die Menschen müssen nicht nur gegen die Außerirdischen kämpfen, sondern auch die Yuparen retten, denen im wahrsten Sinne des Wortes der Himmel auf den Kopf zu fallen droht.
LanguageDeutsch
PublisherAlfredbooks
Release dateMar 9, 2018
ISBN9783745203769
Mission Sternenstaub

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    Mission Sternenstaub - Jo Zybell

    Mission Sternenstaub

    SF-Roman von Jo Zybell

    Der Umfang dieses Buchs entspricht 226 Taschenbuchseiten.

    Seit Tausenden von Jahren bekämpfen sich zwei Völker, ohne dass ein nennenswerter Vorteil für eine Seite erlangt werden kann. Erst als durch Zufall ein Raumschiff des Kelradan-Imperiums auftaucht, eskaliert die Lage, denn das Schiff wird von einer automatischen Station beschossen und zur Notlandung gezwungen. Die Kelradan versuchen die Station zu erobern und finden Alien-Technik. Die Kämpfe alarmieren auch das Raumschiff Sternenstaub unter Ryan Whittaker. Aus dem kleinen begrenzten Konflikt droht eine intergalaktische Auseinandersetzung zu werden, denn die Kelradan wollen nicht einfach abziehen. Die Menschen müssen nicht nur gegen die Außerirdischen kämpfen, sondern auch die Yuparen retten, denen im wahrsten Sinne des Wortes der Himmel auf den Kopf zu fallen droht.

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

    © by Author  / Cover: Michael Heywood/123rf/Steve Mayer/Pixabay

    © dieser Ausgabe 2018 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

    1.

    Er hieß Tanka. Er war gut, und er wusste, dass er gut war. Viele hielten ihn sogar für den Besten. Auch das wusste er. Doch was spielte das für eine Rolle in einem Augenblick wie diesem? Heute kam es darauf an zu beweisen, dass er der Beste war. Heute kam es darauf an, seinem Lebenswerk die Krone e aufzusetzen.

    Er fuhr die Augen weit aus und spähte in das Gelände. Es stieg sanft an. Morgendunst wallte über dem rötlich grünen Farnteppich, der den Hang bis hinauf zu dem lichten Silberbaumwäldchen bedeckte. Rötlicher Nebel schwebte zwischen deren hohen, dünnen Stämmen und hing in ihren Wipfeln. Rötlicher Nebel hüllte auch den Gittersockel des Werkes ein. Dort oben lag die größte Hochebene des Kontinentalplateaus. Dort oben erstreckte sich über zweitausend und mehr Kilometer die Seenplatte von Muntarion, dem nördlichsten Nutzlandplateau von Korsky.

    Dort oben hatte sich der Feind verschanzt.

    Von den Bleichköpfen und ihren Maschinen sah er nicht einmal eine Antenne. Das würde sich ändern. Nicht mehr lange, und er würde seine Späher hinaufschicken. Dann würde der ganze fade Stolz der Bleichköpfe wie ein Geschwür im grellen Scheinwerferlicht eines Chirurgen vor ihm liegen: ihre Maschinen, ihre mobilen Stellungen, ihre Zentrumsgenerator, ihre Flugschweberen und ihre Festungsanlagen. Bald; sehr bald.

    Sie hatten die gesamte Hochebene besetzt, an die vier Millionen Quadratkilometer. Das ganze Gebiet, das schon die Urväter den »Brunnen von Korsky« genannt hatten. Rund um das Fundament des Werkes verlief die Front; und damit rund um den Hauptsee und die Brennstofffabrik an seinem Westufer. Seit Langem schon; viel zu lange schon.

    Heute würde sie zusammenbrechen. Er hatte hart dafür gearbeitet, viele Umläufe lang.

    Er zog die Augen ein, klappte die Schutzgläser vom Stirnhelm über sie und drehte sich um. Bis zur Hälfte hatte die rote Sonne sich bereits hinter dem Horizont in den Himmel geschoben. Die Wolken schienen zu brennen. Er nickte zufrieden.

    Ein letzter Rundblick in die Umgebung: In jeweils zweihundert Meter Entfernung standen die beiden Flugschweberen bereit. Aus ihren Türmen lehnten schwarze Gestalten mit roten Helmen und in roten Kampfanzügen: Lankok und Hintor, seine beiden Strategieberechner. Sie warteten auf den Einsatzbefehl.

    Und hinter ihnen Tankas Zentrumsgenerator. In einer fast fünf Kilometer langen Reihe ragten seine Panzerbrecher und wölbten sich seine neuen Multikämpfer aus dem Farn. 1200 Multikämpfer und 3900 Panzerbrecher würden er und seine beiden Strategieberechner an diesem Morgen in die Schlacht führen. Dazu die 3900 Späher; jeder Panzerbrecher führte eine dieser faustgroßen Kleinstraketen mit sich. Die Hälfte von ihnen würde als Geschosse dienen, wenn sie ihre Aufklärungsarbeit erledigt hatten.

    Und gut getarnt im Hinterland, keine dreißig Kilometer entfernt, wartete die riesige Armee des Generals darauf, durch das Tor zu stürmen, das er heute aufstoßen würde.

    Tanka winkte zu Lankok und Hintor auf ihren Flugschweberen hinüber. Ein letzter Blick auf die Sonne – fast den zehnten Teil des Himmels füllte sie inzwischen aus –, dann stieg er in seinen Zentrumsgenerator hinunter, klappte die Schutzgläser hoch und zog die Turmluke zu.

    Wie geplant würden sie die Sonne im Rücken haben. Nicht dass die Bleichköpfe keine optischen Geräte besessen hätten, die gegen das grelle Blendlicht immun waren. Das schon. Die verdammten Bleichköpfe konnten auf fast alle technischen Geräte zurückgreifen, über die auch die Darak verfügten. Anders hätten sich diese Schmarotzer niemals so lange dort oben am Fundament des Werkes halten können.

    Über fast alle – das war der entscheidende Begriff.

    Entscheidend war einer wie Tanka.

    Mindestens drei der Neuentwicklungen, die er heute in die Schlacht werfen würde, hatten die Bleichschädel nicht. Die Multikämpfer. Vor allem sie würden Furcht und Schrecken unter den Strategen der verdammten Schmarotzer vom Mond verbreiten. Und ihre beiden stärksten Waffen erst recht: der Lumenator und der Neutronenwerfer. Beides Neuentwicklungen aus Tankas Denkschmiede. Der Lumenator arbeitete mit Sonnenlicht. Auch fünfhundert Panzerbrecher hatte Tanka mit der neuen Waffe aufgerüstet.

    Tankas Großvater hatte einst die Armeen der Darak in die verlustreiche Schlacht geführt, bei der 104 Umläufe zuvor das Fundament des Werkes und der Hauptsee verlorengegangen waren; oder besser: wieder verlorengegangen waren. Denn im Laufe des immerwährenden Krieges hatte Tankas Volk die Bleichschädel wohl hundertmal von dort oben vertrieben und war wohl hundertmal von den Bleichschädeln wieder von dort oben vertrieben worden.

    Tankas Großvater war damals gefallen, und seit 104 Umläufen kontrollierten die verdammten Bleichschädel nun schon wieder den Wasserabfluss vom Hauptsee hinunter in die Siedlungsgebiete der Darak. Sie ließen gerade genug Wasser abfließen, dass die Darak in dieser Gegend Trinkwasser hatten; aber viel zu wenig, um daraus ausreichend Brennstoff zu gewinnen. Die acht feingliedrigen Finger seiner Rechten tanzten über die Armaturentafel. Tanka sandte einen UKW-Impuls an das mobile Hauptquartier aus. Hinter ihm begann der Reaktor zu summen. Unter ihrer transparenten Verblendung leuchtete die Rechenspirale auf. Wie aus dem Nichts flammte über ihr der Sichtschirm auf. Und in ihm nahm das Gesicht des Oberbefehlshabers Konturen an. Die Augenstiele weit ausgefahren, musterte er Tanka.

    »Ich grüße meinen Oberbefehlshaber Jupanthor, General der Darak!« Tanka deutete eine Verneigung an. »Ich bin bereit zum Angriff und erwarte Ihren Befehl, General Jupanthor.«

    Genau wie Tanka – genau wie alle reinrassigen Darak – war Jupanthor schwarz. Nicht dunkelgrau, nicht braun, nicht dunkelbraun, nicht anthrazitfarben, sondern schwarz. So schwarz wie eine Srygork-Nacht niemals sein konnte, denn selbst während der kurzen Nächte auf dem innersten Planeten der roten Sonne Luut glühten noch Spuren ihres Lichtes in der Atmosphäre. Um die Schwärze der Haut eines Darak vor Augen zu haben, müsste man sämtliche Luken eines Zentrumsgenerators schließen, die Rechenspirale ausschalten und den Reaktor deaktivieren, damit auch die schwächste Bereitschaftsleuchte erlosch. So etwas aber kam niemals vor, denn die Darak von Korsky und die Schirins vom Mond Lauan führten praktisch ununterbrochen Krieg. Und das seit über zehntausend Umläufen. So konnte man von der Hautfarbe der Darak eigentlich nur soviel sagen: Sie war unvergleichlich schwarz.

    Die verfluchten Bleichschädel, die Schirins, waren nicht halb so schwarz – nicht halb so edel. Geschmeiß halt.

    »Und ich grüße meinen Ersten Vordenker Tanka. Es ist ein großer Tag. Das Volk der Darak schaut auf seinen Helden, schaut auf Sie. Von unseren Spionen weiß ich, dass General Labtor und seine Streitkräfte zittern, seit sie erfahren haben, dass der große Vordenker Tanka persönlich die Schlacht lenken wird! Der Scheinangriff am Westhang der Hochebene hat soeben begonnen. Wie wir hören, hat der Feind dort seine stärksten Kräfte massiert. Es läuft also alles nach Plan. Hiermit befehle ich nun den Hauptangriff! Heute holen wir uns den Brunnen von Korsky zurück! Heute noch erobern wir die Brennstofffabrik! Eine frohe Schlacht! Mögen die Götter mit Ihnen sein!«

    »Danke, mein General.« Wieder deutete Tanka eine Verneigung an, wieder tanzten seine sechzehn Finger über die Armaturen. Jupanthors Konterfei verblasste.

    Der General war ein Pathetiker und ein Frömmler dazu. Er redete zu gern und zu viel, und vermutlich glaubte er sogar noch an jene lächerlichen Mythen, nach denen die seit Jahrzehntausenden währende Ausdehnung der roten Sonne Luut eine Strafe für irgendeine Erbsünde der Urväter sei. Und nicht nur die Sonnenexpansion, sogar das prachtvolle Schwarz darakischer Haut führten diese Mythen auf eine Strafe der weißen Götter zurück; und die, welche solche kindischen Mythen seit Neuestem wieder für salonfähig hielten, ebenfalls.

    Eine Strafe welcher Götter? Und für welche »Erbsünde«? Tanka schnitt eine verächtliche Miene und schüttelte den schwarzen Schädel. Er würde niemals begreifen, weshalb der Glaube an die weißen Götter vor allem unter der Elite auf Korsky wieder modern werden konnte.

    »Erster Vordenker an Strategieberechner – setzen Sie Ihre Maschinen in Bewegung. Und hinaus mit den Spähern!«

    Lankok und Hintor bestätigten nacheinander. Jeder von ihnen steuerte eine Hälfte der Panzerbrecher; selbstverständlich würde Tanka ihre Arbeit über seine Rechenspirale kontrollieren. Seine neuartigen Multikämpfer persönlich zu steuern ließ er sich nicht nehmen. Er sandte den Programmimpuls aus.

    Der Zentrumsgenerator rollte an, die Vorstoßmeldungen der Flugschweberen gingen ein. Umgeben von drei Ringeskorten aus je achtzehn Panzerbrechern würden die drei gepanzerten Amphibienfahrzeuge sich immer drei bis zehn Kilometer hinter der dritten und letzten Angriffswelle bewegen.

    Auf der oberen Hälfte des Sichtschirms glitt rasend schnell der farnbedeckte Hang vorbei – das war die Perspektive der Späher. Schon kamen die ersten Geschütztürme der Bleichschädel in Sicht.

    Auf der unteren Hälfte des Schirms sah Tanka die vorderste Angriffswelle seiner Maschinen. Die Panzerbrecher hatten ihre Späher ausgeschleust und pflügten nun, auf der Vorderseite liegend und die Gehstelzen zusammengelegt, wie mehrgliedrige Röhren durch den Farn. Ihre kleinen Kettenschuhe wühlten Blattwerk und Erde in die Luft. Die Brennkreise ihrer Kleinstdüsen leuchteten grell. Manche zogen einen Schweif aus Funken hinter sich her.

    Dazwischen die etwa zwei Meter durchmessenden und zu etwa einem Meter hohen Kuppeln gewölbten Körper der Multikämpfer. Sie erinnerten Tanka an stählerne Panzerechsen, wie sie da auf ihren sechzehn achtgliedrigen Beinen den Hang hinaufrasten. Unwillkürlich klatschte Tanka in die Hände. »Wunderbar!«, rief er. »Einfach wunderbar!«

    Feine grelle Strahlen lösten sich aus einigen Multikämpfern. Feindberührung, endlich! In der oberen Sichtschirmhälfte konnte Tanka beobachten, wie das gebündelte Licht in die Tarnnetze zweier mobiler Stellungen der Schirins eindrang. Im Zickzackkurs rasten die feindlichen Fahrzeuge in den Silberbaumwald. Ihre Navigationssysteme waren ausgefallen! Es gab gar keinen Zweifel mehr – die Waffe wirkte! Ein Späher schlug in eine der mobilen Stellungen ein. Eine Feuerkugel blähte sich auf, dann ein Rauchpilz. Ein paar Bäume brannten. Schade, aber nicht zu ändern.

    »Es geht los!« Tanka schrie vor Begeisterung. »Jawohl! Es geht los!« Es war erst der Anfang. Seine Finger tanzten über die Armaturen – er gab den Neutronenwerfer frei.

    »WEIßT DU, WIE ICH mich fühle?« Sergej Grigoff stapfte durch die Hallen des Raumjägerdepots. Überall Wartungsroboter, überall Reinigungsmaschinen, überall Aufräumkolonnen. »Nackt fühle ich mich, vollkommen nackt!« Makrod antwortete nicht.

    Grigoff bückte sich nach einem zusammengeknüllten weißen Etwas und hob es mit spitzen Fingern auf. Eine Einmalwindel. Sie stank entsetzlich. Grigoff verzog das Gesicht und schleuderte das Ekelteil in Richtung eines Abfallbehälters, den zwei Roboter in der Nähe vorbeizogen. Er verfehlte den Behälter und traf den vorderen Roboter. Der blieb stehen und richtete seine Optik auf den Raumjägerpiloten.

    Der winkte ab. »Tut mir leid, Blechmann. Weitermachen!« Und dann wieder an Makrods Adresse: »Ja, nackt fühle ich mich, verdammt noch mal!« Er entdeckte eine Plastikflasche, nahm Anlauf und trat sie in den Abfallbehälter. Diesmal traf er, und der Roboter, der gerade die zusammengeknüllte Windel aufhob, fuhr hoch und beäugte den Menschen. Fast hätte man meinen können, er fühlte sich von Grigoff provoziert.

    Mark Makrod, der einzige Raumjägerpilot in Hörweite, war damit beschäftigt, einen Trupp Wartungsroboter beim Abbau einer der zahlreichen Zeltbahnen zu dirigieren. Jetzt drehte er sich um und runzelte die Stirn. »Sagtest du, du fühlst dich nackt?«

    »Ja, das sagte ich, Mann! Und das meine ich auch! Oder wie soll man sich fühlen als Raumjägerpilot in einem Raumjägerdepot ohne einen einzigen Raumjäger?« Er drehte sich ein paarmal um sich selbst und wies mit ausgebreiteten Armen auf die leeren Beibootbuchten. »Na, wie soll man sich fühlen? Sag es mir, Mark! Los!«

    Makrod grinste. »Keine Ahnung!« Die pathetische Art seines Kollegen amüsierte ihn. Hin und wieder ging einfach sein ukrainisches Temperament mit Grigoff durch. So war er eben.

    »Ich glaube, ich fühle mich ein wenig wie im Urlaub.« Makrod trat ein paar Schritte zurück, damit die Roboter die nächste Zeltbahn lösen und umlegen konnten. »Ja, Sergej! Fühl dich doch einfach wie im Urlaub. Du bist Raumjägerpilot, es sind keine Raumjäger an Bord, also bekommst du in absehbarer Zeit keinen Einsatzbefehl. Daher bist du in Urlaub. Los, fühl dich wie im Urlaub!« Makrod winkte den Kollegen zu sich. »Komm her, pack mit an! Wenn du was zu tun hast, musst du nicht darüber nachdenken, wie du dich fühlst.«

    Die Zeltbahn fiel, Staubflocken stiegen vom Boden hoch. Grigoff hustete, wedelte mit den Armen und bückte sich nach einem Ende der Bahn, um sie gemeinsam mit Makrod glattzuziehen.

    »Ich hätte aber gern einen Einsatzbefehl, kapierst du das? Urlaub mache ich, wenn wir auf Terra gelandet sind. Dann geht’s in die Transmitterstation und ab nach Paradise, das schwöre ich dir.« Gemeinsam wickelten sie die Zeltbahn auf. »Ich weiß gar nicht, wie du von Urlaub sprechen kannst, während wir hier den Dreck all dieser Leute wegräumen müssen.« Er hob den Kopf, schnüffelte und rümpfte die Nase. »Und dieser Mief, den sie hinterlassen haben! Könnte man nicht endlich mal lüften hier?«

    »Nein«, sagte Makrod trocken. »Das tun wir besser erst, wenn wir gelandet sind.« Er griff in die Zeltbahn und zog ein großes Blatt Papier ab, das jemand mit Klebstreifen daran befestigt hatte. Eine Zeichnung, von einem Kind gemalt. »Wie niedlich!«

    Grigoff beugte sich über seine Schulter. Gemeinsam betrachteten sie das Kinderbild: ein gebogener Horizont, eine Sonne, drei Strichmännchen. Zweien davon, einem der beiden großen und dem kleinen, standen stachelartige Haare von den runden Köpfen ab. Über dem Bild hatte jemand mit krakeliger Kinderschrift geschrieben: Mama + Papa + Marie.

    »Da hat ein kleines Mädchen seine Landung auf Yolnur gemalt. Was machen wir damit?«

    »Keine Ahnung.« Grigoff klopfte sich die Hände am Overall ab. Mürrisch blickte er auf einen Stapel Gerümpel, den ein Roboter in seiner Nähe mit einem breiten Besen zusammenschob: Plastikflaschen, leere Pappkartons, Verpackungsmaterial, ein Schnuller, eine angebrochene und vergessene Packung Kondome, ein paar leere Konservendosen.

    »Wenn man bedenkt, dass es auf dem ganzen Schiff solche Dreckhaufen gibt ...« Grigoff rümpfte die Nase und schüttelte den Kopf.

    »Es werden doch von Minute zu Minute weniger.« Makrod faltete das Kinderbild zusammen und steckte es in eine Beintasche seiner Bordkombi. »Sieh es doch positiv, Sergej – es ist vorbei.«

    Vorbei war die größte Evakuierungsaktion in der Geschichte der Menschheit. Die Sternenstaub hatte sich daran beteiligt. Gleich nach dem tragischen Verschwinden der Seithnys in den Weiten des Kosmos hatte sich das Schiff von Commander Ryan Whittaker in die konzertierte Rettungsmission der Terranischen Flotte, der verbündeten Luhr und der Flotte von Paradise eingeklinkt.

    Die Enttäuschung war maßlos gewesen – hatten sie doch gehofft, die

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