Aron Lubor und die vergessene Kolonie: Weg in die Galaxis: Neue Abenteuer #6
Von Conrad Shepherd und W. K. Giesa
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Über dieses E-Book
Weg in die Galaxis
Science Fiction-Roman von Werner K. Giesa & Conrad Shepherd
Der Umfang dieses Buchs entspricht 244 Taschenbuchseiten.
Lynsha Nash und die Besatzung der PLUTO versuchen, im Kampf der TARAVAT-Völker untereinander zu vermitteln. Um wirksam Hilfe zu bringen, müssen sie sich mit der Obersten Instanz in Verbindung setzen, doch das scheint unmöglich, denn eine Depressionswelle macht das Näherkommen fast unmöglich. Als Nash und Qui doch endlich bis zur Obersten Instanz vordringen, versucht man, sie zu töten. Warum?
Aron Lubor fliegt auf dringende Bitte von Abrahamson nach Ramatag, weil die KI behauptet, nur dort zum Ursprung der eigenen Existenz zu gelangen. Doch das Raumschiff mit Aron Lubor stürzt ab...
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Aron Lubor und die vergessene Kolonie - Conrad Shepherd
Aron Lubor und die vergessene Kolonie
Weg in die Galaxis
Science Fiction-Roman von Werner K. Giesa & Conrad Shepherd
Der Umfang dieses Buchs entspricht 244 Taschenbuchseiten.
Lynsha Nash und die Besatzung der PLUTO versuchen, im Kampf der TARAVAT-Völker untereinander zu vermitteln. Um wirksam Hilfe zu bringen, müssen sie sich mit der Obersten Instanz in Verbindung setzen, doch das scheint unmöglich, denn eine Depressionswelle macht das Näherkommen fast unmöglich. Als Nash und Qui doch endlich bis zur Obersten Instanz vordringen, versucht man, sie zu töten. Warum?
Aron Lubor fliegt auf dringende Bitte von Abrahamson nach Ramatag, weil die KI behauptet, nur dort zum Ursprung der eigenen Existenz zu gelangen. Doch das Raumschiff mit Aron Lubor stürzt ab...
Im Kosmos der Serie ‚Weg in die Galaxis′ sind bisher erschienen:
Spur ins andere Kontinuum
Planet der Maschinen
Die Rebellen von G’oerr
Jagd durch das Sol-System
Das Cyborg-Projekt
Aron Lubor und die Energiefalle
Aron Lubor und der Sprung ins All
Aron Lubor und die Sklavenwelt Pygma
Aron Lubor und die Macht im Dunkeln
Aron Lubor und das Echo aus der Vergangenheit
Aron Lubor und die Falle im Nichts
Aron Lubor und die vergessene Kolonie
Copyright
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker
© by Author
© dieser Ausgabe 2018 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten.
www.AlfredBekker.de
postmaster@alfredbekker.de
Die Hauptpersonen des Romans:
Aron Lubor: Augenfarbe schockgrün, silberglänzendes Haar, schulterlang, hat mit seinen breiten Schultern und schmalen Hüften Ähnlichkeit mit Peter Lorre. Alter: Laut eigenen Angaben ca. 26 bis 29 Jahre. Humanoide aus dem Lyk-System vom Planeten Ramon.
Peter Lorre: Sohn des Connor Lorre, Besitzer der HFL, der größten Raumschiffwerft der Erde, 27 Jahre alt, 1,78 groß, strohblond mit dem Aussehen eines Wikingers und 81 Kilo schwer. Er ist Inhaber der ›Großen Lizenz‹ und weltraumsüchtig. Trotz seiner Jugend schon examiniert in Kybernetik, Raumschiffbau und Astronavigation. Zuverlässig, reaktionsschnell und draufgängerisch, aber kein Supermann.
Elaine Tacled: 23 Jahre, die attraktive Jugendfreundin Peter Lorres schwarz und langhaarig, technisch hochbegabt, bekommt aber jedes Mal einen Wutanfall, wenn man bei Verteilung der Arbeit auf sie als Frau Rücksicht nimmt. Geht netten Männern nie aus dem Weg.
Björn Grenell: 26 Jahre, 1,76 groß, 84 Kilo schwer, Peter Lorres Studienfreund aus den letzten Semestern. Dunkelbraunes Haar, eisgraue Augen, ein Mann der Ruhe und der Zurückhaltung und der richtige Ausgleich für Peter Lorre und Elaine Tacled.
Icinu: Aron Lubors Frau, mit schulterlangem, silberglänzendem Haar, schockgrünen Augen, besitzt die Idealfigur einer terranischen Frau, ausgeglichener Typ mit enormen Kenntnissen der ramonischen Technik, nach eigenen Angaben 25 Jahre alt.
1.
Elaine Tacled sah sich gehetzt um ... Sie rannte mit keuchender Lunge ... rannte tiefer hinein in das unterirdische Labyrinth der Katakomben von Klatt und empfand das Gefühl hilflosen Terrors wie einen tiefen, lähmenden Schrecken ...
Sie rannte weiter ...
... die Beine wurden schwerer und schwerer ...
... eine Ader begann auf ihrer Stirn zu pulsieren. Sie konnte kaum noch klar denken. Ihr ganzes Sinnen und Trachten war darauf gerichtet, die Katakomben zu verlassen ...
Sie konnte nicht mehr laufen. Die Beine gehorchten ihr nicht länger. Langsam ging sie in die Knie, stützte den Körper auf die Hände, fühlte den grob geglätteten Boden des Ganges, roch diesen Geruch nach erdigem Moder, der dem Labyrinth zu eigen war ...
... und stöhnte erstickt, keuchend. Ihre Kiefermuskeln verkrampften sich. Schweiß lief ihr über den Rücken, einen irrwitzigen Moment lang konzentrierte sie sich darauf, die Bahnen der Tropfen auf ihrer Haut zu verfolgen ...
Sie schloss kurz die Augen, während sie gegen die aus ihrem Magen hochspülende Übelkeit ankämpfte, dann riss sie sie wieder auf. Wo war ein Versteck? Gehetzt sah sie sich um ...
... kauerte sich hinter die Pylone der verlassenen Tempelanlage und hoffte, so vor den Bionics in Sicherheit zu sein, der sie wie eine ins Gigantische mutierte Gottesanbeterin auf seinen doppelgelenkigen Vogelbeinen ohne Unterlass durch den Irrgarten der Gänge verfolgte ...
Sie machte sich noch kleiner hinter ihrer Deckung ...
... fürchtete sich so sehr, dass sie fast wie gelähmt war ...
... dieser Bionic ...
... wiegte den monströsen Kopf wie eine angriffslustige Kobra von links nach rechts, die farnähnlichen Fühler, aus denen seine Sinnesorgane bestanden, zitternd und vibrierend nach jeder noch so winzigen Regung, jedem Atemzug von ihr gierend ...
Angst überschwemmte Elaines Gedanken. Der Bionic kam auf sie zu, beugte sich über sie ...
... und sie wand und krümmte sich ...
... rasiermesserscharfe Mandibeln öffneten und schlossen sich klickend, Geifer tropfte in langen Fäden aus diesem Alptraum von einem Maul, Tentakel, aus seinen Schultern sprießend, bewegten sich ruckartig, griffen nach ihr ... rasiermesserscharfe Krallen fuhren über ihren Körper, rollten sie auf den Rücken ...
... und sie empfand Furcht. Namenlose, entsetzliche Furcht. In ihrem Innern schien etwas zu zerreißen und ...
... ein Geräusch wie ein Echo von den fernen Gestaden Taikats durchdrang diesen Alptraum.
Elaine erwachte schweißgebadet.
Ihr Herz klopfte, und sie konnte den Puls in ihren Schläfen hämmern spüren. Sie lag auf der Seite. Langsam nur klärte sich ihr Geist; die Schimären der Nacht zogen sich zurück, lösten sich in Nichts auf.
Willkommen unter den Lebenden.
Das hier war die Wirklichkeit.
Die Wirklichkeit in Gestalt eines der Apartments in First Town, die die HFL für ihre leitenden Angestellten ständig reserviert hielt. Mit einem tiefen Seufzer rollte sie sich auf den Rücken. In einem Reflex fuhr sie sich mit einer Hand über die schweißfeuchten Brüste. Aber da war nichts, keine Spur von Verletzungen, die von einer Alienkralle herrührten. Ein unsicheres Lachen löste sich aus ihrer Kehle.
»Ein Traum«, murmelte sie. »O Mann, o Mann. Nur ein Traum ... Aber was für einer!«
Welch ein Lichtblick!
Die Erleichterung machte Elaine vollends wach. Sie atmete geräuschvoll ein und aus; fürs erste war sie den vielbeinigen, klauenbewehrten Bionic-Monstren ihrer Phantasie entronnen. Für wie lange?
Sie setzte sich auf, zog die Knie an und schlang die Arme darum. Dann blickte sie sich um, als müsste sie sich jede Einzelheit genau einprägen.
Tageslicht sickerte durch die heruntergelassenen Sonnenblenden; von draußen drang aus der Tiefe der Lärm der Riesenstadt First Town mit ihrer überbordenden, hektischen Betriebsamkeit herauf.
Schmale Streifen aus Licht und Schatten erstreckten sich über den Bodenbelag. Der schwache Wind, kaum mehr als ein Luftzug, bauschte die leichten Vorhänge; die sanfte Brise trocknete langsam den Schweiß auf ihrer Haut. Das dünne Laken von sich strampelnd, schwang Elaine die langen Beine vom Lager. Sie stellte die Füße auf den weichen Belag und stand gähnend auf. Gedankenverloren kratzte sie sich unter den Brüsten und gähnte wieder. Dann schüttelte sie den Kopf. Ihre schwarze Haarpracht bewegte sich wie im Wind.
Mit leicht verquollenen Augen trottete sie ins Bad.
Auf ihrem Weg dorthin stolperte sie fast über den schildkrötenförmigen Reinigungsautomaten, der durch das Apartment glitt und nahezu unhörbar seine Arbeit verrichtete.
In der zweckmäßig ausgestatteten Hygienezelle ließ sie für knappe drei Minuten einen kleinen Hurrikan unterschiedlicher Reinigungsvorgänge über sich ergehen, die wesentlich dazu beitrugen, ihre physische Verfassung zum größten Teil wiederherzustellen.
Während sie sich abschließend unter dem warmen, mit Duftstoffen angereicherten Luftstrom drehte, betrachtete sie sich selbst im wandhohen Spiegel.
Was sie sah, fiel nicht zu ihren Ungunsten aus.
Nein, konnte man nicht behaupten.
Tatsächlich war Elaine außergewöhnlich attraktiv, langbeinig, braunhäutig, schwarz- und langhaarig, besaß weich schimmernde Augen in einem leichten Grünton; von Natur aus etwas zu breit geratene Lippen, ein ovales Gesicht, üppige Oberweite. Aber das waren rein physische Attribute. Daneben besaß sie jede Menge praktischer und theoretischer Intelligenz, war technisch hochbegabt – und seit ihrer Jugend raumfahrtsüchtig.
Aber trotz ihrer jetzt vierzig Lebensjahre war sie noch immer unverheiratet.
Woran das wohl lag?
Sie hatte sich das schon öfter gefragt, ohne jedoch eine eindeutige Erklärung dafür zu finden.
Sie beugte sich näher zum Spiegel und betrachtete prüfend ihr Gesicht. Und dann wusste sie es plötzlich: Das Problem war sie. Sie ganz allein! Nicht so sehr der Umstand, dass sie älter wurde und die ersten winzigen Fältchen sichtbar zu werden drohten. Das bedeutete lediglich irgendwann einmal eine kosmetische Korrektur. Auch ihre physische Kraft hatte noch kein Jota gelitten. Nein, daran lag es nicht, sondern daran, dass sie schon viel zu lange das Leben führte, das sie schon immer hatte führen wollen.
Unabhängig.
Niemandem Rechenschaft schuldig.
Und dass sie diese Unabhängigkeit nicht mehr aufzugeben gedachte. Es sei denn ...
Plötzlich streckte sie sich die Zunge heraus.
»Was soll diese elegische Gefühlsduselei, altes Mädchen?« sagte sie zu ihrem Spiegelbild. »Die Galaxis ist voll von Wundern, die es noch zu entdecken gibt.«
Mitten in ihre Überlegungen zirpte der Interkom. Sie schlüpfte in einen kurzen, ärmellosen Morgenmantel und ging ein paar Schritte in den Wohnraum. Sekundenlang starrte sie das Gerät an, dann sagte sie achselzuckend: »Ja?« Ihre Stimme aktivierte den Phonsensmodus des Gerätes.
Eine Sekunde später erhellte sich der Monitor. Das schmale Gesicht der Ramonerin Icinu Lubor wurde sichtbar. Das schulterlange Silberhaar und die intensiv grünen Augen waren typische Merkmale ihrer Rasse.
»Sieh an, sieh an, wenn das nicht Icinu ist«, sagte Elaine, legte den Kopf schief und grinste flüchtig.
»Hallo, Elaine!«
»Was gibt es, Icinu? Warum die frühe Störung? Ich hoffe, es ist was Wichtiges?«
»Könnte man so sagen.«
Alarmiert registrierte Elaine eine gewisse Unruhe und auch Ratlosigkeit in der Stimme Icinu Lubors.
»Lass mich raten. Geht’s um unser Adoptivkind Abrahamson?«
»Genau um den.«
»Erzähle ...«, bat sie die ramonische Freundin.
Elaine Tacled lauschte aufmerksam. Hörte schweigend zu, was die HFL-Chefberaterin für extraterrestrische Kontakte zu berichten hatte. Und je länger diese sprach, um so mehr Falten bildeten sich auf ihrer Stirn. Schließlich sagte Icinu abschließend: »Du solltest dir unbedingt ansehen, was unser Schützling jetzt wieder kreiert. Du wirst dich wundern.«
»Gut«, antwortete Elaine. »Hier tut sich eh nichts mehr, meine Eltern kommen vermutlich mit einem späteren Schiff. Ich bin ...« Sie blickte kurz auf die Uhr, überschlug in Gedanken die Distanz, die sie mit dem Gleiter bis nach Mih und zur Defensiv-Zentrale zu überbrücken hatte, und nannte dann die Ankunftszeit.
Icinu nickte und unterbrach die Verbindung.
Nur zehn Minuten später verließ Elaine das Apartment.
Einer der vielen Lifte brachte sie zur Dachlandeplattform. Gleich darauf nahm sie im Pilotensitz ihres schnellen Gleiters Platz. Ihre Finger flogen über die Tastatur, schalteten den Flugcomputer und den Cockpitfunk ein.
Während der Computer die Funktionen checkte, nahm sie Verbindung mit der Flugkontrolle des Raumhafens auf und wartete auf die Freigabe; der Kurs nach Mih war im Autopiloten gespeichert.
Die Starterlaubnis kam.
Die Kontrollen zeigten Grün.
Alle Systeme sprangen auf GO.
Sie startete den Gravitron-Antrieb.
Dachhangar und Gebäude des Hotels blieben unter dem Gleiter zurück. Verschwanden in der Tiefe. Nachdem die vorgeschriebene Flughöhe erreicht war, übergab Elaine die Maschine dem Autopiloten.
Die Gigantstadt mit ihren im hellen Cremeton leuchtenden Bauwerken breitete sich unter dem Gleiter aus.
Elaine betrachtete im Abflug durch die Kanzelverglasung das faszinierende Panorama.
First Town. Die größte und modernste Stadt auf Enigma. Kulturelles und geistiges Zentrum des Alpha-Centauri-Systems, das durch fünf strahlenartig verlaufende, extrem breite, freischwebende Ausfallstraßen geteilt wurde.
Der Stadtmoloch hatte eine Ausdehnung, wie man sie eigentlich nur von Pacifica her kannte. Aber im Gegensatz zur kalifornischen Megalopole, die aus einer Vielzahl von Städten bestand und sich den gesamten Küstenstreifen vom ehemaligen San Francisco bis hinunter nach Los Angeles einverleibt hatte, bestand First Town aus einem Guss. Eine Riesenstadt für eine Bevölkerung von zwei bis drei Milliarden. Und doch schien sie zum jetzigen Zeitpunkt fast zu klein für den Ansturm der Flüchtlinge aus dem Sol-System zu sein.
Die Kolonisten, die die verlassene Stadt vor rund zwei Dekaden in Besitz genommen hatten, sahen sich mit einem Mal einer gigantischen Arbeit gegenüber. Hunderttausende Flüchtlinge waren bereits auf Enigma provisorisch untergebracht und mussten versorgt werden.
Und es wurden immer mehr.
Der Strom der Zuwanderer riss nicht ab. Ständig trafen weitere Schiffe ein. Erst vor zwei Tagen war die SPIRIT OF PROTEUS gelandet. Unter den Passagieren des HFL-Raumers hätten sich eigentlich Elaines Eltern befinden sollen. Deshalb hatte Elaine in First Town Quartier bezogen, um sie am Raumhafen zu empfangen, sobald sie den Boden Enigmas betraten. Daraus war zu ihrer Enttäuschung nichts geworden; die Informationen hatten sich als nicht zutreffend erwiesen ...
Der Gleiter schoss in südwestlicher Richtung über die Straßenschluchten und tangierte soeben das Zentrum mit seinen fünf wolkenstürmenden, gigantischen Bauwerken, deren ausgedehnte Flachdächer das gelbe Licht der Centauri-Sonne widerspiegelten.
Dreißig Minuten später hatte er die Peripherie der Riesenstadt erreicht und folgte dann der freischwebenden Ausfallstraße, die auf über hundert Kilometern von keinem einzigen Stützpfeiler getragen wurde, in Richtung Mih-Kontinent.
Flüchtig blitzte eine Erinnerung an ihren ersten Flug über diese Straße in ihr auf, dieses Wunderwerk einer damals weithin unbekannten Fremdtechnik. Eine Erinnerung, die fast achtzehn Jahre zurücklag ... Sie hatten Enigma mit der PLUTO I erreicht.
Sie, das waren Peter Lorre, Aron Lubor, Onip Kat, der ruhige Bordingenieur, und der hektische, ständig nervöse Indonesier Kea Alston. Mit an Bord waren weiter Björn Grenell, ihr damaliger Freund – der zu dem Zeitpunkt noch nichts von seinem Schicksal in Gestalt der betörend schönen Lynsha Nash ahnte –, und Reza Katte, der Astronavigator der PLUTO.
Reza Katte!
Elaine lächelte in Gedanken versunken.
Dem Wissen des Eskimos um ein uraltes Hausmittel seiner Urgroßmutter verdankte sie ihr Leben, als sie sich damals in den Fluten des enigmaischen Ozeans mit einer Krankheit infiziert hatte, gegen die alle Künste der Medizinischen Station der PLUTO machtlos erschienen.
Sie empfand ihm gegenüber eine tiefe Dankbarkeit, die sich in all den Jahren seit ihrem ersten Erkundungsflug mit der PLUTO I über Enigma kein Jota verändert hatte.
Der Autopilot führte den Gleiter sicher auf das Ziel zu.
Bald lagen nur noch die Wellen des wild bewegten Ozeans unter Elaines Gleiter.
Eine Stunde verstrich.
Die zweite begann ...
Dann tauchten die langgestreckten, zwölftausend und mehr Meter hohen zerrissenen Fels- und Eismassive der phantastischen Gebirgswelt von Mih an der Berührungslinie von Meer und Himmel auf.
Dazwischen Gipfel, die über sechzehntausend Meter hoch bis fast in den luftleeren Raum ragten. Die ewigen Gletscher an ihren Flanken spiegelten das Licht der gelben Centauri-Sonne wider.
Kurze Zeit später befand sich der Gleiter im Anflug auf die riesige Gletscherwand, hinter der sich die Defensiv-Zentrale Enigmas versteckte. Nach der Identifikationsabfrage übernahm die Einflugsteuerung Elaines Gleiter, bremste seine Fahrt und dirigierte ihn in den gewaltigen Einflugschacht, dem Eingang zur HOME II, der sich drei Kilometer tief in den Berg erstreckte.
Der Gleiter flog in die Öffnung.
Elaine registrierte unbewusst das gewaltige Schott, das, einen Gletscherpfropfen täuschend echt imitierend, von turmdicken Teleskoparmen gehalten, an der linken Seite des Tunnels lag.
Licht flammte aus den spiegelglatten Wänden des Tunnels auf und erlosch wieder hinter dem Gleiter. Das Lichterspiel wirkte fast wie die Landebahnbefeuerung eines Verkehrsraumhafens. Nach fast drei Kilometern mündete der Tunnel in den gigantischen, tief im Berg liegenden Hangar des Startdepots.
Der Gleiter setzte auf der Rampe auf.
»TUT MIR LEID, SIR. Aber das geht nicht.«
Der, der das sagte, voller Ablehnung und Reserviertheit, war ein noch junger Mann. Er wirkte, als hätte er gerade erst die Akademie für angehende Führungskräfte absolviert. Trotz seiner zur Schau getragenen Forschheit war er jedoch mehr als unsicher. Es war sein erster wirklicher Job außerhalb der schützenden Mauern der HFL-Corporation, die etwas mehr als zweihundert Kilometer vom Großen Sklavensee entfernt lag. Seine Aufgabe bestand darin, als Puffer zwischen der Konzernspitze und dem alltäglichen Chaos auf Enigma zu dienen. Dafür durfte er sich zum internen Sicherheitsdienst der HFL zählend fühlen. Keine leichte Aufgabe, wie er oft genug feststellen musste. Im Augenblick erschien sie ihm ganz besonders schwer. Ein dünner Schweißfilm glänzte auf seiner Stirn, und er verwünschte zum hundertsten Mal, dass es ausgerechnet ihn erwischen musste.
Sein Gegenüber sah aus wie