Dieser Hof ist kein Heim: Bergroman Doppelband - Zwei Romane in einem Band!
Von Anna Martach und G. S. Friebel
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Über dieses E-Book
Dieser Band enthält folgende Bergromane:
Der Erbe des Hofes (G.S.Friebel)
Wir lassen unsere Kirche nicht im Stich (Anna Martach)
St. Antonius, die katholische Kirche von Hindelfingen, muss dringend restauriert werden, doch dieses Unternehmen steht unter keinem guten Stern. Als mehrere junge Menschen in der Kirche kollabieren, steht Daniel Ingold vor einem vertrackten Rätsel. Werden Pfarrer Feiningers Gebete letztlich erhört werden? Unterstützung erhält er von der ganzen Gemeinde, die für St. Antonius kämpft.
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Dieser Hof ist kein Heim - Anna Martach
G.S.Friebel, Anna Martach
Dieser Hof ist kein Heim: Bergroman Doppelband - Zwei Romane in einem Band!
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Inhaltsverzeichnis
Dieser Hof ist kein Heim: Bergroman Doppelband - Zwei Romane in einem Band!
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Der Erbe des Hofes
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Wir lassen unsere Kirche nicht im Stich
Dieser Hof ist kein Heim: Bergroman Doppelband - Zwei Romane in einem Band!
G.S.Friebel, Anna Martach
Der Umfang entspricht 240 Taschenbuchseiten.
Dieser Band enthält folgende Bergromane:
Der Erbe des Hofes (G.S.Friebel)
Wir lassen unsere Kirche nicht im Stich (Anna Martach)
St. Antonius, die katholische Kirche von Hindelfingen, muss dringend restauriert werden, doch dieses Unternehmen steht unter keinem guten Stern. Als mehrere junge Menschen in der Kirche kollabieren, steht Daniel Ingold vor einem vertrackten Rätsel. Werden Pfarrer Feiningers Gebete letztlich erhört werden? Unterstützung erhält er von der ganzen Gemeinde, die für St. Antonius kämpft.
Copyright
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author / COVER STEVE MAYER
© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten.
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Der Erbe des Hofes
Roman von G. S. Friebel
Der Umfang dieses Buchs entspricht 121 Taschenbuchseiten.
Die Ehe ist eine Hölle, so empfindet es Johannes Weitgasser, denn seine Frau kümmert sich nur um sich selbst und hat nicht einmal einen Gedanken für die kleine gelähmte Tochter übrig...
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COVER MARA LAUE
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author
© dieser Ausgabe 2019 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten.
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1
Die kleine Katrin blickte mit großen Augen zum Himmel hinauf und beobachtete die Vögel. Fliegen müsste man können, dachte sie sehnsüchtig. Fliegen, weit fort, über die Berge und immer weiter. Bis zum Königssee und noch weiter. Und wenn sie müde wurde, würde sie sich auf den höchsten Bergspitzen ausruhen. Das wäre schön, wunderschön.
Onkel Tobias hatte ihr einmal gesagt, von der Spitze eines Berges sähe alles ganz winzig aus. Und man habe das Gefühl, in den Himmel sehen zu können. Wunderschön musste das sein.
Sie seufzte leise.
Katrin schloss ein wenig die Augen. Aber noch immer sah sie die Berge.
Sie wohnte am Fuße des Watzmann. Dahinter lag der viel besungene Königssee, und dann kamen wieder Berge. Man nannte sie Steinernes Meer. Katrin wusste das alles von Onkel Tobias. Er konnte wunderbar erzählen. Viele Fremde kamen jedes Jahr, um ihre Heimat zu bewundern. Sie stiegen auf die Berge und konnten sich die Welt von oben betrachten.
Das Kind legte die Hände in den Schoß und seufzte. Einsamkeit und Verlassenheit, das war ihr Los; und so würde es auch immer bleiben.
Sie wusste es. So klein sie auch noch war, hatte sie sich damit abgefunden. Aber manchmal konnte sie es nicht mehr ertragen. Das Weh riss in ihrem Herzen. Aber sie konnte nur hier in ihrem Rollstuhl sitzen und mit tränenblinden Augen in den weitläufigen Park starren. Sie würde nie wie andere Kinder herumtollen können.
Katrin war erst sieben Jahre alt, von Geburt an gelähmt. Sie war von Reichtum umgeben. Aber was nützte es ihr?
In diesem Augenblick befand sie sich auf der Terrasse. Sie war dem Haus vorgelagert. Der Jasmin duftete betörend. Langsam ging die Sonne hinter den Bergen unter. Die Spitzen waren blutrot. Katrin dachte dann an ihr Lieblingsbuch »Heidi«. Ach, da hatte es auch ein gelähmtes Mädchen gegeben. Die Berge hatten es gesund gemacht.
Warum wurde sie nicht gesund?
Onkel Tobias wusste um ihren Lieblingsplatz und hatte sie hierher gefahren, war aber dann wieder gegangen. Er war Maler und konnte sich nicht immer um ein kleines Mädchen kümmern. Und Katrin war still und bescheiden, niemals beklagte sie sich. Nur ihre Augen sprachen von einem unendlichen Leid, von Weh und Sehnsucht.
Sie senkte den blonden Kopf. Eine Träne fiel auf ihre Finger. Plötzlich hörte sie Schritte, sie wandte den Kopf zur Seite und wischte hastig die Tränen fort.
»Onkel Tobias!« Sie liebte den alten Mann. Er hatte gute Augen und immer ein Lächeln für sie. »Du kommst zurück? Hast du denn dein Bild fertig?«
Der Mann stopfte sich eine Pfeife und blies das Streichholz aus. »Nein«, sagte er. »Aber jetzt habe ich wieder Zeit. Was soll ich dir bringen, mein Herzblatt? Ein Bilderbuch, deine Puppe? Du sitzt so still hier. Warum spielst du nicht?«
»Ach nein«, erwiderte sie zaghaft. »Was soll ich damit? Ich schaue mir lieber die Berge an. Sag, Onkel Tobias, können Berge kleine Mädchen gesund machen?«
Er wusste, was sie damit meinte. Musste er ihr doch immer wieder dasselbe Buch vorlesen. Sollte er sie enttäuschen? Aber durfte man Hoffnung machen, wo keine war?
Er legte den Arm um die zerbrechlichen Schultern. Katrin hatte auch so verstanden.
»Kannst du mich nicht ein wenig in den Park fahren, Onkel Tobias?«
Das Gesicht des alten Mannes verzog sich schmerzhaft. Er wich dem bittenden Blick der tiefblauen Augen aus. Behutsam legte er seine Hand auf Katrins blonden Scheitel.
»Ich würde es ja gern tun, mein Kind, aber du weißt doch – heute gibt deine Mutter wieder ein Fest, und gleich werden die Gäste erscheinen. Ich kann dich jetzt nicht spazieren fahren.«
Wusste Katrin, dass die Mutter nicht wollte, dass man ihr krankes Kind bemerkte?
Ein Schatten legte sich auf das Gesicht des Kindes. Es nickte traurig, ja, es hatte verstanden. Den Wünschen der Mutter durfte man sich nicht widersetzen, das war nicht gut, und dennoch tat es weh, wieder einmal verzichten zu müssen.
In diesem Augenblick erschien Johannes Weitgasser, Katrins Vater. Er war ein großer, schlanker Mann mit müden Augen und gebeugten Schultern. Erst achtunddreißig Jahre war er alt und Herr dieses herrlichen Bauerngutes. Es war seit Jahrhunderten im Besitz der Weitgassers. Früher sollte es mal einem echten Baron gehört haben, aber der war ohne Erben geblieben, und so hatte eine Seitenlinie das Gut geerbt. Der Name war geblieben, nur Baron waren sie nicht mehr.
»Noch nicht müde, mein Herz?«, fragte er, als er auf seine kleine Tochter zuging.
»Nein, Vaterl!« Ihre Augen leuchteten auf. Sie liebte ihn über alles. Johannes strich ihr sanft über die blassen Wangen:
Jetzt, wo der Vater neben seiner kleinen Tochter stand, sah man die große Ähnlichkeit. Beide hatten blonde Haare, tiefblaue Augen und edle Züge. Die des Kindes waren zart, leidvoll, die des Mannes herb. Aber es war ein hübscher Mann, der Ruhe und Sicherheit ausstrahlte. Beide hatten einen edlen Charakter und liebten alles Schöne und Gute.
Bei Katrin erinnerte nichts an die Mutter. Vater und Tochter waren ernst und verschlossen. Kummer, Demütigungen und Resignation hatten sie vorsichtig gemacht. Vater wie Tochter waren äußerst menschenscheu geworden. Sie ließen keinen Fremden an sich heran.
Johannes Weitgasser strich sich müde über das Haar, das an den Schläfen schon grau wurde. Ja, die Jahre flogen so schnell dahin. Im Nu war man alt und verbraucht, und was zurückblieb, war nur diese kleine Tochter. Immer wenn er sie sah, krampfte sich sein Herz zusammen. Er bemerkte sehr wohl die stumme Qual in ihren Augen. Nie lachte sie. Viel zu ernst war das kleine Mädchen.
»Bist du nicht müde?«, fragte er sie noch einmal, da sie so einen abgespannten Eindruck machte.
Katrin schob ihre Hand in die seine, und so blieben sie für eine Weile. Tobias sah es und lächelte. Er war ein Bruder von Johannes‘ Vater. Da er nie geheiratet hatte und als Maler oft in der Welt herumreiste, hatte ihm der Neffe ein Wohnrecht auf dem Gut gewährt.
»Ich bin nicht müde, Vaterl, nur einsam, sehr einsam. Niemand ist da, mit dem ich spielen könnte. Keiner möchte mit mir zusammen sein. Warum sehen mich die Kinder aus dem Dorf so komisch an, Vaterl?«
»Ja«, sagte der Vater leise. Sein Herz schmerzte, als er nun auf seine kleine Tochter niederschaute. Die großen, traurigen Augen, das blasse Gesicht, die zerbrechliche Gestalt in dem hellblauen Kleid. Da hatten die Bauernkinder wohl Angst, sie würden sie zerbrechen. Sie kraxelten und stiegen in die Berge. Stillsitzen, nein, das kannten sie nicht. Katrin war ein Mensch mit einem empfindsamen Herzen. Niemand nahm sich Zeit für sie, auch er nicht, weil er sich mit seinem Kummer vergrub und um sich herum alles vergaß. Wie sehr musste das Kind leiden, und er konnte ihr nicht helfen.
»Armes Hascherl!«, sagte er zärtlich. »Weißt du, im Winter habe ich wieder mehr Zeit, und dann werden wir spielen, du und ich. Möchtest du das?«
»O ja, wirst du dann auf dem Klavier spielen, mir vorlesen und mir alle die hübschen Sachen in deinem Zimmer zeigen?
»Gewiss, wenn du das wünschst.«
Sie nickte strahlend.
Er wollte ihr noch etwas Tröstendes sagen, aber er kam nicht mehr dazu. In diesem Augenblick erscholl eine Stimme aus dem Hintergrund, hart und metallisch. Alle drei, Vater, Tochter und Onkel, zuckten zusammen und starrten sich an, als hätte man sie bei einer verbotenen Tat ertappt.
»Johannes, Johannes! Ich habe dir doch gesagt, dass heute das Rosenfest ist und du dich beeilen sollst. Nun stehst du noch immer hier herum, und du hast dich noch nicht einmal umgezogen.«
Viola Weitgasser kam näher, ihre Nasenflügel bebten vor Zorn. Johannes sah kurz auf, aus seinem Gesicht war alle Fröhlichkeit wie weggeweht.
Viola machte eine herrische Bewegung. Tobias drehte sich brüsk um und ging davon.
»Jetzt bist du nicht fertig, und ich kann die Gäste allein begrüßen. Was bildest du dir eigentlich ein? Glaubst du, man ist erfreut darüber? Denkst du, du kannst dir das leisten? Ach«, sie lachte grell auf. »Nur weil du ein Weitgasser bist und dir das Herrengut gehört? Was bist du denn schon?«
Ihre Augen waren dunkel vor Zorn,und sie sah ihn hochmütig an.
»Bitte«, sagte Johannes, »doch nicht vor dem Kind, Viola, ich bitte dich!«
Sie sah für einen Augenblick ihr Kind an, hob den Kopf und lachte.
»Du und das Kind, ihr seid beide gleich, beide unnütz und zu nichts zu gebrauchen. Du bist gar nichts, Johannes, weder im Leben noch in der Liebe. Ein Bauerntölpel, mehr nicht. Einen Sohn hast du haben wollen, nicht mal das hast du geschafft. Sieh dir dein Werk an – ein Mädchen – und noch dazu ein Krüppel! Aber Klavier spielen, ja, das kann der feine Herr. Weißt du auch, dass du dich damit zum Gespött der Dörfler machst? Dass es unmännlich ist?«
Sie lachte erneut und weidete sich an der Verlegenheit ihres Mannes. Sie fühlte sich ihm überlegen. Sie, Viola, konnte alles, war schön, klug, begehrenswert. Und sie betrog ihren Mann, ohne dass er davon etwas ahnte.
Tobias stand in der weitläufigen Halle. Sein Herz blutete für das Kind. Konnte eine Mutter wirklich so grausam sein? Er wagte nicht, sich einzumischen. So wie er sie kannte, wurde dann alles noch viel schlimmer.
Und Katrin? Obwohl sie erst sieben Jahre alt war, wusste sie doch sehr gut, dass sie der Mutter eine Last war. Die Mutter hatte keine Kinder gewollt, aber der Vater; und dann war sie, Katrin, gekommen.
Und nun hasst Viola das Kind, dachte Johannes. Er sah seine Frau an. Wunderschön war sie, eine begehrenswerte Frau, groß und schlank. Keine Frau im Dorf war so schön wie Viola mit dem kupferroten Haar und den meergrünen Augen.
Im Augenblick trug sie ein Goldbrokatkleid, sehr tief ausgeschnitten. Für eine Bäuerin ungeheuerlich, denn das war sie doch? Wie eine Schlange wirkte sie darin, geschmeidig und gefährlich, und das war sie auch. Sie liebte nur das Leben und kümmerte sich nicht um Haus und Hof. Das Geld gab sie mit vollen Händen aus.
Johannes sah sie stumm an. Diese Frau hatte er einmal geliebt, so unendlich geliebt, sich selbst dabei vergessen. Sein Herz, seine Seele hatte er ihr geschenkt und geglaubt, mit ihr den Himmel auf Erden zu haben. Seine Mutter hatte ihn gewarnt und ihm gesagt, das ginge nie gut. Er solle an das Gut denken und sich eine Frau aus dem Dorf suchen. Eine gute Bäuerin, die es verstand, die Wirtschaft zu führen.
Viola war einst ein armes Mädchen. Er hatte sie in der Stadt kennengelernt. Dort neidete man ihm die schöne Frau und bewunderte ihn, weil er, der stille Mann aus den Bergen, diesen schillernden Schmetterling hatte einfangen können.
In Schönau hatte man sie angestarrt und den Kopf geschüttelt. Das sollte eine Bergbäuerin werden? Niemals, eher würde der Königssee austrocknen. Wenn es auch der reichste und schönste Hof war, ein Herrengut, so war es doch nicht gut, so eine Stadtfrau heimzuführen.
Die Dörfler sahen das Unheil kommen, sie glaubten Johannes bald verschuldet. Aber es kam alles ganz anders.
Johannes stöhnte auf. So viele Jahre waren sie nun schon verheiratet, aber es hatte nur Wochen gedauert, bis er entdeckte, dass er eine Frau ohne Herz geheiratet hatte. Sie demütigte ihn, machte ihn lächerlich, setzte ihn herab und quälte ihn. Seine Liebe trat sie mit Füßen, amüsierte sich über seinen Schmerz, lachte und feierte alle Augenblicke irgendwelche Feste. Dazu lud sie alte Freunde aus der Stadt ein.
Enttäuscht hatte er sich zurückgezogen, für alle Zeiten, mit einem wunden Herzen. Resigniert und demütig lebte er an ihrer Seite. Qualvoll war dieses Leben. Aber wer wusste schon darum? Vor den Leuten spielte Viola die strahlende, glückliche Frau.
Dann wurde die Tochter geboren, und alles war noch schrecklicher geworden. Schon vor Jahren hatte er Viola die Scheidung angeboten. Etwas Ungeheuerliches für einen Bergbauern. Er wollte sie großzügig abfinden, wenn sie nur ginge. Aber sie hatte ihn ausgelacht und erwidert: »So, fortschicken willst du mich. O nein, mein Lieber, so haben wir nicht gewettet, so nicht. Ich bin deine Frau, ich bin die Mutter deines Kindes, und ich führe hier das Gut. Deshalb werde ich so lange bleiben, wie es mir passt. Oder willst du etwa einen Skandal und dich vor den Dörflern lächerlich machen? Willst du sagen, ich wäre davongelaufen, weil du mich misshandelt hättest?«
»Aber Viola, das ist doch nicht wahr! So etwas kannst du nicht behaupten«, hatte er geantwortet.
»Nein? Ich kann vieles, merk dir das, lass mich in Ruhe! Du ekelst mich an. Geh und spiel Klavier, amüsier‘ dich mit deinen Büchern! So etwas will ein Mannsbild sein! Ein Nichts bist du! Du kannst nichts! Dass du von der Liebe nichts verstehst, habe ich vorher nicht gewusst! Kann ich etwas dafür?«
So war sie dann geblieben – all die Jahre, acht Jahre schon.
Heute sollte wieder eines ihrer Feste stattfinden, und er musste dabei sein. O ja, sie wickelte alle um den Finger.
»Geh und zieh dich um«, herrschte sie ihn an. Sie drehte sich um, ohne auf eine Antwort zu warten, und ging in die große Stube. Es war ein wundervoller Raum, Wände und Decke waren mit Holz getäfelt. Uralter Bauernrat stand auf Regalen und Schränken. Das Haus war groß und weitläufig. Einst hatte ein Baron darin gelebt, Viola war stolz darauf.
Katrin zitterte und hielt die Lider gesenkt. Johannes beugte sich nieder und schloss sie in seine Arme.
»Mein Kleines, wein doch nicht. Bitte, weine nicht mehr!«
Sie schluchzte, und ihre Stimme bebte, als sie flüsterte: »Oh, Vaterl, warum ist Mama so? Wir haben ihr doch nichts getan! Oh, Vater!«
Es klang wie ein Aufschrei. Auch der Mann hätte vor Schmerz aufschreien mögen. Katrins Weh brachte ihn fast um den Verstand. Sie war doch wehrlos und noch so klein.
Seine Wangenmuskeln spielten. Jäh wandte er sich um und stürzte davon.
»Komm«, sagte Tobias rau. Er schob den Stuhl auf die Terrassentür zu. »Ich rufe Elisabeth, sie wird sich um dich kümmern.«
Das kleine gelähmte Mädchen schluckte noch ein paar Mal.
»Ja, ist recht«, sagte es dann ergeben.
2
Cordula Buxner saß auf den Treppenstufen, den Kopf in die Hand gestützt, und dachte nach. Ihre Stirn war gefurcht. Das war nämlich nicht so