5 glorreiche Western 3/2020 - Helden, Halunken, Halsabschneider: Sammelband mit 5 Wildwestromanen
Von John F. Beck und Franc Helgath
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Franc Helgath: Der Lockvogel heißt Layla
John F. Beck: Donovans Fort
John F. Beck: Töte deinen Freund, den Sheriff
Franc Helgath: Der Rebellen-General
Franc Helgath: Texaner-Bluff
Jeff Lorrimers kommt nach Jahren wieder nach Jessupville. Dort empfängt ihn der junge Doyle Jessup, der nach dem Tod seines Vaters das Sagen in der Stadt hat, und bietet ihm einen Job an. Jeff soll Big Bill Donovan töten, der sich mit seiner Enkelin verschanzt hat. Er nimmt zum Schein den Job an, denn er ahnt, dass Jessup ihn Blei schmecken lässt, würde er ablehnen.
Von Big Bill erfährt Jeff, was vorgefallen ist und macht sich auf den Weg, die Männer der alten Crew zu suchen, um gemeinsam Jessup und seinen Revolverschwinger das Handwerk zu legen.
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5 glorreiche Western 3/2020 - Helden, Halunken, Halsabschneider - John F. Beck
John F. Beck, Franc Helgath
5 glorreiche Western 3/2020 - Helden, Halunken, Halsabschneider: Sammelband mit 5 Wildwestromanen
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Inhaltsverzeichnis
5 glorreiche Western 3/2020 - Helden, Halunken, Halsabschneider: Sammelband mit 5 Wildwestromanen
Copyright
Der Lockvogel heißt Layla
Donovans Fort
Töte deinen Freund, den Sheriff!
Der Rebellen-General
Texaner-Bluff
5 glorreiche Western 3/2020 - Helden, Halunken, Halsabschneider: Sammelband mit 5 Wildwestromanen
John F. Beck, Franc Helgath
Dieser Band enthält folgende Western:
Franc Helgath: Der Lockvogel heißt Layla
John F. Beck: Donovans Fort
John F. Beck: Töte deinen Freund, den Sheriff
Franc Helgath: Der Rebellen-General
Franc Helgath: Texaner-Bluff
Jeff Lorrimers kommt nach Jahren wieder nach Jessupville. Dort empfängt ihn der junge Doyle Jessup, der nach dem Tod seines Vaters das Sagen in der Stadt hat, und bietet ihm einen Job an. Jeff soll Big Bill Donovan töten, der sich mit seiner Enkelin verschanzt hat. Er nimmt zum Schein den Job an, denn er ahnt, dass Jessup ihn Blei schmecken lässt, würde er ablehnen.
Von Big Bill erfährt Jeff, was vorgefallen ist und macht sich auf den Weg, die Männer der alten Crew zu suchen, um gemeinsam Jessup und seinen Revolverschwinger das Handwerk zu legen.
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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author / Cover: JotEm,2020
© dieser Ausgabe 2019 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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Der Lockvogel heißt Layla
SALTILLO
Roman von Franc Helgath
Der Umfang dieses Buchs entspricht 102 Taschenbuchseiten.
Endlich gelingt es Saltillo, ein unterschriebenes Geständnis zu bekommen, in dem einer der Mädchenhändler Miguel Gomez als Auftraggeber benennt. Doch damit hat der Haziendero weder sein Eigentum zurück, noch ist er sofort rehabilitiert. Noch immer hockt Gomez auf der Hazienda del Saltillo und ist nicht gewillt, sie wieder zu verlassen, ganz im Gegenteil, er hat sie zu einer waffenstarrenden Festung ausgebaut.
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© Roman by Author / Cover: Tony Masero
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Die Hauptpersonen des Romans:
Saltillo (30) – heißt eigentlich Sam O'Hara. Ihm gehört die Hazienda del Saltillo. Der Besitz ist das Erbe seines Vaters, des Alamo-Kämpfers Jim O'Hara. Saltillo ist ein halber Comanche. Er versteht mit Bullpeitsche und Paterson-Colt gleichermaßen virtuos umzugehen – was seine Gegner immer wieder schmerzhaft zu spüren bekommen.
Layla Sheen (28) – hat eine bewegte Vergangenheit im Rotlichtbezirk von New Orleans hinter sich. Die aparte, etwas zur Fülle neigende Kreolin betreibt die Cantina von Nuevo Saltillo, weil sie unabhängig bleiben will. Als gebranntes Kind scheut sie das Feuer, auch wenn Saltillo die Flamme der Leidenschaft in ihr immer wieder neu entfacht.
Tortilla-Buck Mercer – weiß selbst nicht genau, ob er Anfang Vierzig ist. Doch das ficht den schlitzohrigen, mit allen Wassern gewaschenen Haudegen nicht an. Auf den Vormann und seine »Betsy«, die Rifle, kann Saltillo sich auch in brenzligen Situationen blind verlassen. Denn auf der Hazienda glaubt Buck nach einem langen, rauchigen Trail jenen Platz gefunden zu haben, den es zu verteidigen lohnt.
1
In der Bodega war es totenstill. Das verängstigte Mädchen hatte sich mit vor der Brust gekreuzten Armen in eine Mauernische gedrückt. Es starrte die fremden Männer an, die erst vor zwei Stunden gekommen waren. Die vier wilden Kerle mit den brutalen Gesichtszügen waren mit den besten Waffen ausgerüstet, die zu haben waren.
Eine davon war auf Luis Ottero gerichtet, ein Onkel des Mädchens und der Besitzer der Bodega. Auch in seinen Augen nistete das nackte Entsetzen, doch tapfer war der Mann trotzdem.
»Mit mir macht ihr das nicht!«, stieß er keuchend hervor. »Juana bleibt. Sie ist mein Mündel, und ich sorge für sie.«
»Ab sofort sorgen wir für sie, Hombre«, sagte der Mann mit der Waffe in einem Ton, als würde er sich über das Wetter unterhalten. »Unterschreib endlich den Vertrag.«
Doch Luis Ottero war nicht in Not, Juana war die Tochter seiner verstorbenen Schwester. Am Totenbett hatte er versprochen, für Juana wie für das eigene Kind zu sorgen.
Juana war fünfzehn und für ihr Alter gut entwickelt. Eine Kindfrau. Von den Bordellen in New Orleans wurden gerade solche Mädchen gesucht. Luis Ottero hatte davon gehört. Er wusste auch um das künftige Schicksal Juanas, falls er den Kontrakt unterschrieb.
Das vorgedruckte Papier lag auf dem Tresen.
»Wir haben dir ‘nen guten Preis gemacht«, fuhr der Wortführer der Fremden fort. »Juana ist hübsch. Du bekommst zehn Goldpesos. Wir kümmern uns dann schon um sie.«
»Ich will aber nicht, dass ihr euch um sie kümmert!«
Luis Ottero heulte fast. »Juana bleibt bei mir«, wiederholt er fest. Seine Hände zitterten, als er es sagte.
Der Mann mit der Waffe in der Faust grinste infam.
»Wir sind keine Bettler«, sagte der Mann dann. »Wir sind Geschäftsleute. Obwohl es die Regeln eigentlich gar nicht erlauben, werde ich das Angebot um zwei Goldpesos erhöhen. Das sind vierzig Dollar, Mann. Einen besseren Schnitt hast du noch nie gemacht.«
»Ihr bekommt sie nicht!«, ächzte Luis Ottero. »Niemals werde ich diesen Kontrakt unterschreiben!«
»Wirklich nicht?«, fragte der Mann mit dem hin und her pendelnden Revolverlauf. »Hombre, dir ist klar, dass du den letzten Fehler deines Lebens machst?«
»Ich weiß, was ich will. Juana bekommt ihr nicht in eure schmutzigen Finger. Und wenn ich …«
»Und wenn du …«, meinte der Frager lässig und spannte den Hahn seines Revolvers.
Der Anführer der Mädchenhändler nannte sich Sarto Singal. Der Name passte zu ihm. Er war so geheimnisvoll wie die Zusammensetzung seines Blutes. Den größten Teil seiner Vorfahren hatten sicherlich Europäer ausgemacht, doch da war die breite, negroide Nase, melanesisch schräg gestellte, tückische, jedoch wasserhelle Augen mit dunklen Rändern und Lider, wie sie bei Indern typisch sind.
Sarto Singal war ein gnadenloser Revolverheld, der über Leichen ging, das einmal gesteckte Ziel zu erreichen.
Und das schien er auch jetzt zu haben. Es war etwa eins-sechzig groß, kauerte immer noch in der Mauernische und hieß Juana.
Das Hindernis auf seinem Weg zum Ziel hieß Luis Ottero.
»Sprich nur weiter«, ermunterte Sarto Singal den Wirt höhnisch.
Luis Otteros Schultern wurden steif. Gehetzt huschte sein Blick zwischen dem Wortführer der Mädchenhändler und seiner Nichte hin und her.
Rauchige Schleier tanzten auf einmal vor seinen Augen. Nur undeutlich nahm er die abgesägte Schrotflinte wahr, die in Haken unter dem Tresen hing. Die beiden Läufe waren zwar nur mit Hühnerschrot geladen, doch der würde auf diese Entfernung seine Wirkung tun.
Gnadenlose wasserhelle Augen sprangen ihn an. In ihnen war nicht die geringste Regung zu lesen. Kühl wie Glasmurmeln starrten sie.
Dann handelte Luis Ottero.
Gerade hatte Singal den Revolver etwas gesenkt, und die Schrotflinte war nicht gesichert.
Ich muss es wenigstens versuchen, schoss es Luis Ottero noch durch den Kopf. Das war sein letzter Gedanke.
Er erlosch im grellen Mündungsblitz einer Feuerblume, die aufblühte, rasend schnell größer wurde und sein Leben zerstörte.
2
Eine blass-blaue Wolke Pulverdampf kräuselte zur niedrigen Decke, als Luis Ottero zusammenbrach und das Mädchen zu kreischen begann. Es hatte die schrille, hohe Klagestimme vieler Mexikanerinnen.
Sarto Singal machte auf dem Absatz kehrt und holte zum Schlag aus. Er traf das Mädchen an der Schläfe.
Der Schrei riss ab.
Juana glitt die Wand herab und blieb auf dem Lehmboden liegen.
Singal kümmerte sich nicht um sie. Er halfterte das Schießeisen, als hätte er es eben nur mal kurz überprüft.
Einer seiner Männer behielt die Straße im Auge. Sie lag nach wie vor ausgestorben. Dabei musste der Schuss gehört worden sein. Singal griente geringschätzig und spuckte aus.
»Feiges Pack«, murmelte er. In anderen Dörfern in ähnlichen Situationen war es ihm bisher nicht anders ergangen. Geprügelte Hunde verkrochen sich gewöhnlich. Die Einwohner von Sueco waren Bestandteil eines geprügelten und geknechteten Volkes.
Der Revolverheld spuckte ein zweites Mal aus, griff dann zu einer Flasche Tequila, setzte sie an die Lippen und nahm einen kräftigen Schluck, bevor er über den Tresen flankte, um nach dem Toten zu sehen.
Mit ausgebreiteten Armen lag er da. Ein faustgroßer, hellroter Fleck breitete sich auf seiner Brust aus; andere Verletzungen hatte er nicht.
Sarto Singal war mit sich zufrieden.
Seine Männer standen in abwartendem Schweigen. Sie schauten zu, wie der Boss nach dem Kontrakt griff und sich neben dem Toten niederbeugte.
Der Revolverheld praktizierte einen Bleistiftstummel zwischen die schlaffen Finger.
Luis Ottero hatte Lesen und Schreiben gelernt. Singal hatte es bemerkt, als der Wirt zuvor den Text ohne fremde Hilfe entzifferte. Nun führte Singal die Hand des Toten.
»Alles muss seine Ordnung haben«, meinte er, nachdem er wieder aufgestanden war und den Kontrakt zusammenfaltete, um ihn dann bedächtig neben anderen Papieren in einer Ledermappe zu verstauen. »Ihr wart Zeugen, Compadres«, wandte er sich an die drei Begleiter. »Wir waren bereits handelseinig, als dieser krumme Hund plötzlich mehr Geld als vereinbart verlangte. Er griff zum Gewehr, und ich musste mich wehren.«
»Alles klar, Boss.«
Sie nickten ernsthaft.
Dann setzte Singal auch noch die »Kaufsumme« ein.
Zwei Goldpesos.
Die beiden Münzen warf er achtlos neben den Leichnam.
»Wir übernachten hier in Sueco«, entschied er. »Mit der kleinen Puta dort drüben haben wir nun erst sechs Mädchen. Doch wir brauchen mindestens acht. Sehen wir uns im Dorf ein wenig um. Wär‘ doch gelacht, wenn wir hier keinen zweiten Kontrakt unter Dach und Fach brächten.«
Die Männer packten die Nichte des Wirtes und schleppten sie hinter das Haus in einen von Mauern umgebenen Hof, wo ein geschlossener Kastenwagen stand. Luft drang nur durch ein paar kleine, vergitterte Fenster ins Innere.
Sie stießen Juana zu fünf gleichaltrigen Mädchen.
Sie waren angekettet.
3
Brüllende Hitze lastete auf dem Trockental, das sich durch die ausgedörrte Mesa südwärts schlängelte. Obwohl die Sonne den Zenit bereits überschritten hatte, gab es keinen Schatten.
Erst weit im Westen ragten die Massive der Sierra Occidental mit ihren Vulkanen empor. Von hier aus wirkten sie nicht größer als Fingerhüte. Und auch im Osten gab es nichts als staubverkrustete verbrannte Weite.
Dem Auge bot sich kein Ruhepunkt, von einigen schroffen Steinzacken abgesehen, die allein der gnadenlosen Witterung dieses Landstrichs in der mexikanischen Teilrepublik Sonora getrotzt hatten.
Ein paar kümmerliche Büsche hatten trotzdem ihre Wurzeln in das Erdreich gekrallt. Davonhuschende Eidechsen legten Zeugnis davon ab, dass in dieser öden Region dennoch Leben existierte.
Die Punkte bewegten sich das Trockental entlang, immer tiefer nach Mexiko hinein.
Aus der Ferne war den Reitern ihre Gefährlichkeit nicht anzusehen. Trotzdem trugen sie den Tod in ihren Revolvergurten und die wilde Entschlossenheit im Herzen, Unrecht zu sühnen.
Ein Mann auf einem Rappen ritt allen voran durch die hitzeflirrende Glast. Er unterschied sich schon deshalb von den anderen, weil er keine Kopfbedeckung trug. Die Comanchen, unter denen er aufgewachsen war, stülpten sich nun mal keine Sombreros auf den Schädel.
Der Mann auf dem Rappen hatte sich zum Schutz vor dem allen Poren verstopfenden feinen Staub ein rotes Halstuch vor Mund und Nase gezogen. Darüber glitzerten graue Augen.
Ein kurzer Ruck am Zügel, und der Rappe blieb stehen.
Die anderen Reiter holten auf, und nun war auch zu sehen, dass sich eine Frau unter ihnen befand. Sie saß locker im Sattel. Sie trug Männerhosen von undefinierbarer Farbe. Die ehemals weiße Bluse wies unter den Achselhöhlen große Schweißflecken auf.
Dass die Frau verdammt anziehend war, konnte auch die Staubschicht nicht verbergen, die wie Puder ihre olivfarbene Haut bedeckte.
Ebenso wie Saltillo, er war der Mann auf dem Rapphengst, hatte Layla Sheen nur eins im Sinn: zusammen mit einigen treuen Vaqueros der Hazienda mussten sie den Beweis erbringen, dass Dr. Miguel Gomez ein durchtriebener Verbrecher war.
Denn nur wenn es ihnen gelang, den Advokaten aus El Paso als Drahtzieher eines schwunghaften Mädchenhandels zwischen Mexiko und Texas zu überführen, würde Saltillo seine Hazienda als rechtmäßigen Besitz zurückerhalten.
In Carrizal war es Saltillo immerhin gelungen, das Tagebuch des Rebellen-Generals Santamara an sich zu bringen. Die darin enthaltenen, wenngleich verschlüsselten, Aufzeichnungen sollten ihm den Weg zur Rehabilitierung ebnen.
Tortilla-Buck Mercer schloss zu Saltillo auf. Mit einem Teil der Mannschaft hatte sich der bullige Vormann noch in Carrizal dem Haziendero und seinen Begleitern angeschlossen.
Und dort hatte Saltillo kurz vor dem Abritt einen Hinweis bekommen, dass Gomez‘ Mädchenfänger nach wie vor ihrem schmutzigen Geschäft nachgingen; vermutlich derzeit in Sueco.
»Verdammt trockene Gegend hier herum«, knurrte Tortilla-Buck nun missbilligend und fuhr sich mit der Zunge über die aufgesprungenen Lippen.
»Du hast wie so häufig recht«, antwortete Saltillo schmunzelnd, während er das Tuch von Mund und Nase nahm. Seine asketischen Züge wurden sichtbar, von einem freundlichen Lächeln in ihrer Härte gemildert. »Lange kann‘s nicht mehr dauern, bis wir Sueco erreichen.«
»Bestimmt nicht«, stimmte Buck Mercer zu und kratzte sich in seinen Bartstoppeln, die einem blonden Kaktus verzweifelt ähnelten. »Vielleicht noch fünf Stunden. Wir sind gut vorangekommen. Am Ende des Trockentals wagt sich dieser hinterlistige Creek wieder ins Freie. Und da liegt dann auch das Dorf. Du glaubst, wir kommen zu spät?«
Saltillo zuckte mit den Schultern.
»Mal noch einmal den Teufel an die Wand, und ich hau sie dir samt seinem Gemälde um die Ohren.«
Tortilla-Buck ignorierte die Warnung.
»Hörst du das Knurren in meinem Magen?«, lenkte er ab. »Es ist Mittag, meldet er. Und wir sollen ‘ne Pause einlegen und nachsehen, was vom Proviant übrig ist. Wäre doch zu schade, wenn das Zeug verrottet.«
»Dein Magen ist ganz in Ordnung«, ging Saltillo auf das Geplänkel ein. »Er knurrt immer. Schlimm wird‘s erst, wenn er‘s mal nicht mehr tut. Denn dann hast du dich zu deinen Ahnen versammelt, Compañero. Also lass ihn knurren.«
Inzwischen waren auch die Vaqueros aufgerückt. Sie saßen in ihren Sätteln und hatten die Blicke auf den Patron gerichtet.
Da war Mateo mit dem pockennarbigen Gesicht. Noch nie hatte ihn jemand lachen sehen. Neben ihm hielt der einäugige Alonso mit seiner schwarzen Augenklappe, ein hagerer, sonnenverbrannter Mann.
El Toro hieß eigentlich Pedro, doch keiner nannte den Riesen so, der Fäuste von den Ausmaßen eines Männerkopfes besaß. Damit ersparte El Toro der Hazienda eine Ramme.
Paco Perez war klein und krummbeinig. Wieselflink huschten die Augen des Kochs dem »Busenfreund« von Buck Mercer. Die beiden stritten sich bei jeder Gelegenheit. Doch wenn‘s drauf ankam, gingen sie füreinander durchs Feuer.
Die kleine Mannschaft wurde von Modesto, dem Messerwerfer, und von Joaquin, dem Fährtenleser, komplettiert – und natürlich von Antonio mit seiner Gitarre, dem Benjamin unter den Vaqueros.
Schließlich hatte es sich auch Ramon Ruidosa, der eisgraue Mayordomo, nicht nehmen lassen, Saltillo zu begleiten. Der Haziendero sah in Ramon so etwas wie einen väterlichen Berater.
Die Gefährten waren von den Strapazen der letzten Tage gezeichnet. Dennoch verrieten die Mienen auch den Willen zum bedingungslosen Durchhalten. Es waren gute und ehrliche Gesichter.
Saltillo räusperte sich.
»Buck meint, dass wir gegen Abend in Sueco sind«, sagte er. »Eine knappe Meile davor gibt‘s ein Wasserloch. Dort werden wir das Camp aufbauen und eine Nacht Augenpflege betreiben. Abgekämpft, wie wir jetzt sind, möchte ich nicht auf Banditen stoßen. Außerdem wissen wir nicht, mit wie vielen Gegnern wir‘s zu tun bekommen.«
4
Die Leute von Sueco hätten sich wohl auch für den Rest des Tages in ihren Häusern verkrochen, wenn Sarto Singal nicht auf die Plaza getreten wäre und ein paar Schüsse in die Luft abgefeuert hätte.
»Kommt raus aus euren Löchern, ihr Ratten! Ihr habt nichts zu befürchten, solange ihr tut, was verlangt wird. Oder sollen wir euren Wirt vielleicht selbst unter die Erde bringen? Es war Notwehr, Leute. Luis Ottero hätte nicht so geldgierig sein dürfen. – So, und jetzt brauch ich ein paar Männer. Es ist verdammt zu heiß, ‘nen Leichnam rumliegen zu lassen.«
Zögernd zeigten sich die ersten Gesichter in den Türöffnungen der gekalkten Adobe-Häuser. Furcht war in sie eingekerbt, zugleich Schicksalsergebenheit. Diese Menschen hatten es verlernt, sich zur Wehr zu setzen. Sie beugten sich der Gewalt seit Generationen. Männer wie Luis Ottero bildeten die Ausnahme.
Drei oder vier Peons, allesamt Mestizen, kamen der barschen Aufforderung mit stumpfen Augen nach. Sie schleppten die Leiche Luis Otteros auf den Hof hinter dem Haus und wichen ängstlich dem Gefährt aus, das die Hälfte des gesamten Platzes einnahm. Das Tor zur Seitenstraße stand weit offen.
Die Pistoleros von Sarto Singal verfolgten argwöhnisch jeden Schritt und jede Handbewegung, aber da gab es keinen Widerstand mehr zu brechen.
Der Leichnam des Wirtes wurde in Lumpen gehüllt, die einer der Peons aus einem halbverfallenen Schuppen kramte.
Inzwischen blieb der Anführer der Mädchenhändler nicht untätig. Er sorgte dafür, dass die Bewohner des Dorfes auf der Plaza zusammenkamen.
Um diese Jahreszeit lebten nicht viele Menschen in Sueco. Die jüngeren Männer und ihre Frauen waren in den Süden gezogen, wo das Land fruchtbarer war und es auf den Plantagen der Großgrundbesitzer ein paar Pesos zu verdienen gab, denn der eigene Boden war verdorrt. Die Dürreperiode hatte sie an den Rand des Hungertodes getrieben.
Doch Sarto Singal hatte keinen Blick für das Elend, das ihn umgab.
Er marschierte die Reihen der verbliebenen Männer und Frauen ab, drückte manchmal einem Mädchen mit dem Revolverlauf das Kinn hoch, um das Gesicht besser betrachten zu können. Als er am Ende der armseligen Reihe angekommen war, stieß er einen Fluch aus.
»Das gibt‘s doch nicht!«, empörte er sich. »Kein einziges Gör in diesem Kaff, bei dem es sich lohnt, es aufzupäppeln? Lauter schlecht gewachsene, knochige Ziegen. Aber ich warne euch, Leute! Ihr werdet den Tag eurer Geburt verdammen, wenn ihr noch Mädchen versteckt habt. Ich zahle einen guten Preis, doch dafür verlange ich einwandfreie Ware.«
Die Leute von Sueco schluckten auch diese Ungeheuerlichkeit. Sie verharrten mit hängenden Köpfen und leeren Mienen.
Der Mädchenhändler wandte sich ab und schniefte zornig.
»Wir bleiben noch diese Nacht«, rief er den Pistoleros zu. »Morgen früh ziehen wir weiter. Hier gibt‘s für uns nichts mehr zu holen. Wir haben die falsche Jahreszeit erwischt.«
5
Die Reiter näherten sich dem Wasserloch in der kleinen Senke. Die knorrigen Äste einer entlaubten Weißeiche wiesen den Weg.
Die Oberfläche des Tümpels war in der Windstille leicht gekräuselt. Ein sicheres Zeichen dafür, dass er einen unterirdischen Zufluss besaß. Das Wasser war einigermaßen sauber.
Tortilla-Buck wäre trotzdem nicht auf die Idee verfallen, davon zu trinken. Er hielt sich so lange wie möglich an die Sattelflasche mit dem Rest Höherprozentigem.
Die Männer saßen ab und führten die Pferde ans Wasser. Sie hatten unter der Tortur der vergangenen Tage am meisten gelitten. Die Vaqueros nahmen den Tieren die Sättel ab, solange sie soffen und rieben ihnen mit den Satteldecken die Flanken trocken.
Paco, der Koch, begann, von Tortilla-Buck wohlwollend beobachtet, seine Feldküche aufzubauen, die er auf einem Packpferd mit sich führte. Im Nu brannte ein Feuer unter dem Dreibein mit dem verrußten Wasserkessel.
Saltillo schielte zum Himmel hinauf und schätzte ab, dass es bis zum Einbruch der Dunkelheit nur mehr eine halbe Stunde dauern würde.
Es war zu spät, an diesem Tag noch etwas zu unternehmen. Weiler wie Sueco pflegten nachts nicht beleuchtet zu sein.
Andererseits wollte Saltillo nicht mit seiner ganzen Streitmacht dort einreiten. Nein – da war es schon besser, den nächsten Morgen abzuwarten.
Aus Pacos Topf duftete es verlockend.
Tortilla-Buck strahlte, auch wenn es diesmal nur Eintopf gab.
Während die Pferde das karge Gras abweideten, ließen sich auch die Gefährten rund ums Feuer nieder. Jeder erhielt einen gewaltigen Schlag Linsen mit Speck und abgehangenem Rindfleisch auf seinen Blechteller.
Buck Mercer nahm danach den Topf.
Sie aßen schweigend. Die Müdigkeit steckte allen in den Knochen. Die Vaqueros streckten sich bald aus.
»Ist die Wache schon eingeteilt?«, erkundigte sich Buck und leckte auch noch die Finger ab. Paco brauchte seinen Topf kaum mehr auszuwaschen.
»Du übernimmst die erste«, antwortete Saltillo, »obwohl ich nicht glaube, dass wir heute noch gestört werden. Es gibt keinen Mond.«
»In Ordnung. Werd ich mir eben noch die Ohren putzen«, meinte Buck in einem Tonfall, der ehrliches Bedauern ausdrückte. »Du legst dich jetzt hin.«
Saltillo schüttelte den Kopf.
»Ich hab noch ‘ne Kleinigkeit zu erledigen.«
»Dachte ich mir‘s doch. Du willst noch zum Dorf reiten?«
»Nein. Laufen.«
Buck Mercer schüttelte sich. Wie vielen Reitern, die ein Drittel ihres Lebens im Sattel verbracht hatten, graute ihm davor, mehr als hundert Schritt zu Fuß zurücklegen zu müssen.
Saltillo stand auf, ein schwarzer Schatten gegen den etwas helleren Himmel.
Kurz darauf hatte eine Bodenrinne ihn verschluckt, und so angespannt Buck Mercer auch lauschte, er hörte nicht einen Laut.
Schon nach einer Stunde war Saltillo wieder zurück.
Buck Mercer erschrak nicht schlecht, als sich ihm plötzlich eine Hand auf die Schulter legte, eine andere den Lauf der Harpers-Ferry-Rifle zu Boden drückte.
»Du verdienst ‘nen neuen Spitznamen. Wie gefällt dir Sleepin‘ Buck?«
»Heiliger Büffelmist! Du bist schon wieder zurück?«
»Zu deinem Glück.«
»Du weißt verdammt genau, dass keiner dich bemerkt, wenn du das nicht willst. – Sind unsere Freunde in der Stadt?«
»Ja.«
»Warum ziehen wir dann nicht gleich los und zeigen es den Brüdern!«
Buck Mercer wollte aufstehen, aber Saltillo drückte ihn sanft in die Hocke zurück.
»Weil mir das zu gefährlich ist, Buck. Sie haben ein paar Mädchen bei sich. Die werden streng bewacht. Sie können sie jederzeit als Geiseln benützen, wenn sie erst mal herausbekommen, worauf wir‘s abgesehen haben. Und Gomez beschäftigt nicht nur Dummköpfe. Der Anführer dieser Burschen gefällt mir gar nicht.«
6
Sie waren lange vor Sonnenaufgang wieder auf den Beinen.
Erst ein blass-blauer Streifen stand am Horizont, als in den Kannen schon der Kaffee dampfte.
Layla und die Männer saßen im Halbkreis um Saltillo, als der Haziendero seinen Plan entwickelte.
»Wir brauchen die Burschen lebend«, begann er. »Ich muss nachweisen, dass sie und Gomez unter einer Decke stecken. Wenn wir alle zusammen in Sueco aufkreuzen, kommt es nur zu leicht zu einer Schießerei. Vor allem aber besteht die Gefahr, dass auch Unschuldige in Mitleidenschaft gezogen werden.
Außerdem sichert sich diese Sorte ab. Sie besitzen Kontrakte mit jedem dieser Mädchen. Die werden in Texas als Dokumente anerkannt. In El Paso schert sich bestimmt niemand darum, ob diese Fetzen nun gefälscht sind oder nicht.«
Saltillo fixierte Layla.
Die junge Frau schien bereits zu ahnen, was er von ihr erwartete. Sie nickte schon bestätigend mit dem Kopf, noch ehe Saltillo einen Ton gesagt hatte.
»Natürlich mime ich den Lockvogel für dich, Sam«, meinte sie fest. »Du brauchst schließlich Beweise dafür, wie so ein Handel zustande kommt.«
Buck Mercer lachte meckernd.
»Layla als Lockvogel für Mädchenhändler? Ist sie dafür nicht schon etwas in den Jahren?«
Layla schoss einen vernichtenden Blick auf Tortilla-Buck ab und presste die vollen Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. Ihre großen, violett schimmernden Augen versprühten Blitze.
»Na ja«, schwächte Buck ab. Es war eine seiner erklärten Stärken, ständig in jedes nur erreichbare Fettnäpfchen zu treten. Er hatte es bestimmt nicht abwertend gemeint. Ganz im Gegenteil. Layla gefiel ihm ausgezeichnet. »So war‘s nun auch wieder nicht gemeint«, fügte er hinzu und betrachtete angelegentlich seine Stiefelspitzen.
»Ich werd schon dafür sorgen«, sagte Layla überzeugt, »dass sie mir die Rolle abkaufen. Es gibt da einige Tricks. – Und wie soll‘s weitergehen, Sam?«
»Du machst es also wirklich? Du weißt, wenn ich glauben müsste, der Job würde zu gefährlich für dich, hätt‘ ich ihn nicht erst in Erwägung gezogen. Doch wir sind ja in der Nähe. – Es geht mir tatsächlich um hieb- und stichfeste Beweise. Die Mädchen, die sie da in Mexiko aufgabeln, sind meist noch Kinder. Sie verstehen unsere Sprache nicht, und sie sind eingeschüchtert. Einer Gerichtsverhandlung können sie ohnehin nicht folgen. Außerdem möchte ich die armen Dinger nicht nach El Paso schleppen. Die haben so schon genug hinter sich.«
»Ich verstehe«, sagte Layla. »Dann mach ich mich inzwischen fertig.«
Sie nahm ihre Satteltaschen und verschwand hinter einigen dichten Kreosotbüschen.
Saltillo winkte Antonio zu sich heran. Der Junge mit der Gitarre schaute den Patron erwartungsvoll an.
»Ein Auftrag für mich?«, fragte er freudig erregt.
»Si, Antonio. Du wirst Layla begleiten. Ich kann das nicht, denn du sollst dich als ihr Bruder ausgeben. Mir nehmen sie das wohl nicht ab.«
Saltillo strich sich über die indianerhaften Züge.
Layla war Kreolin. Nein – das Geschwisterpaar würde ihnen niemand abnehmen.
Layla war kaum wiederzuerkennen, als sie aus den Büschen trat.
Ihre üppigen Formen waren unter einem Poncho und einem weiten, knöchellangen Rock verborgen. Die Kleidungsstücke stammten von den dankbaren Frauen in Carrizal.
Ihre Füße steckten in geflochtenen Bastsandalen. Die Flut ihrer Haare war unter einem Kopftuch verborgen. Weil sie ihre sonst wellig fallende Mähne straff nach hinten gekämmt hatte, bekam ihr ovales Gesicht mit den großen schimmernden Augen einen fast mädchenhaften Ausdruck.
Saltillo gab sich keine Mühe, seine Überraschung zu verbergen.
Und Buck Mercer grunzte zustimmend, kratzte sich wieder den Bart. Es gab ein schabendes Geräusch, aber seine Meinung in Worte fassen wollte er nicht mehr. Layla konnte eine höllisch spitze Zunge haben, das wusste er.
Kurz darauf war das »Geschwisterpaar« nach Sueco unterwegs. Zu Fuß.
Antonio hatte seine Gitarre geschultert.
Layla nahm seinen Arm.
Die Sonne war noch nicht aufgegangen.
7
Der Creek sprudelte unter einer flachen Felsplatte zurück ans Licht des Tages. Hier war sein Wasser klar, und doch war der Rio Durro derzeit nur ein kümmerliches Rinnsal, das gerade den Trinkwasserbedarf der Bewohner von Sueco deckte und vielleicht noch für den Gemüsegarten reichte. Die Bewässerungsgräben, die wie mit dem Federkiel eines Riesen gezogen die Talebene in unregelmäßige Gevierte aufteilten, verfielen und versandeten. Aus ihnen gespeiste Ententeiche und Tümpel trockneten aus. Die Wasser- und Schöpfräder drehten sich nicht.
Aus der Ferne machte Sueco den Eindruck einer Geisterstadt. Das Krähen eines frühen Hahns strafte ihn freilich Lügen. Aus einigen Feuerstellen quoll Rauch in den blassen Morgenhimmel. Die meisten Häuser hatten keine Kamine. Die »Küchen« waren Ecken in den Hinterhöfen, wo es noch Hühner und einige magere Ziegen gab.
»Wir sind da«, sagte Antonio unnötigerweise.
Er fühlte das Kribbeln in seinen Fingerspitzen, wie immer, wenn der Patron ihn mit einer Aufgabe betraute, die über die Rinderarbeit hinausging.
Er tastete nach dem Fünfschüsser, dessen Walnussgriff aus einer grünen Schärpe ragte, die er sich statt eines Gürtels um den Leib geschlungen hatte.
Layla Sheen bemerkte die Geste.
»Du wirst nicht zur Waffe greifen«, bestimmte sie. »Saltillo hat es dir ausdrücklich verboten, gleich, was auch geschehen mag.«
»Ich fühle mich nackt ohne Waffe«, behauptete Antonio, weil er diesen Spruch wahrscheinlich irgendwo mal aufgeschnappt hatte.
»Du fühlst dich nackt ohne die Gitarre«, konterte Layla schmunzelnd, denn Antonio pflegte einen regelrechten Kult mit seinem Instrument. Trotz des tagelangen Ritts durch die Geröllwüste glänzte das Holz des Körpers spiegelblank, und Layla wäre jede Wette eingegangen, dass auch die Saiten exakt gestimmt waren.
Das Paar kam an den ersten Häusern vorbei. Sie waren verlassen. Bei manchen waren die Maisgrasdächer bereits durchgebrochen, die Zäune und Einfriedungen verfallen.
»Trostlos«, erkannte selbst Antonio, und Layla Sheen nickte dazu.
Die Dorfstraße weitete sich zu einer Plaza, die diesen Namen eigentlich nicht verdiente, denn im Gegensatz zu den Zentren des Gemeinschaftslebens anderswo entbehrte dieser Platz jeglichen Schmucks.
Der Glockenturm erhob sich am Westrand, daran schlossen sich die einzigen zweigeschossigen Häuser Suecos an: Die Bodega und ein Gebäude, das im Parterre einen Laden beherbergte. Töpferwaren waren davor aufgebaut. Einige davon waren zerbrochen.
Die ersten langen Schatten fielen. Die Morgensonne lugte über den Horizont, stieg rasch höher und sandte auch schon Hitze aus.
Beim Glockenturm verhielten Layla und Antonio.
Sie ließen sich auf einer altersschwachen Bank nieder, auf der früher wohl die Alten des Dorfs ihr Abendschwätzchen gehalten hatten. Von den übrigen Bänken existierten nur mehr die Steinsockel, die die Konstruktion getragen hatten.
Layla Sheen lehnte sich an die schmale Schulter Antonios und gab sich so, als benötige sie dringend eine Rast.
»Und jetzt?«, flüsterte Antonio. Er war heiser vor Aufregung.
»Jetzt warten wir ab«, gab Layla leise zurück. »Wir tun genau das, was mit Saltillo vereinbart ist.«
»Und du glaubst, diese Kerle fallen darauf rein?«
»Sam war gestern Nacht hier. Er konnte einige Gesprächsfetzen auffangen. Sie haben noch nicht so viele Mädchen, wie sie brauchen. Das ist doch unsere Chance. Sträub dich nur soweit gegen einen Handel, dass dieses Pack keinen Verdacht schöpft. Doch wenn du darauf hoffen solltest, hier fällt eine Heldenrolle für dich ab, dann vergiss es! Du wirst schließlich noch als Zeuge gebraucht – und zwar als lebendiger. Wie schnell die Brüder mit dem Schießeisen zur Hand sind, weißt du ja.«
Antonio nickte nur. Wenn ihn der Ton dieser Empfehlungen getroffen hatte, dann zeigte er es nicht. Doch er schluckte trotzdem schwer daran. War das nicht eine einzigartige Gelegenheit, dem Patron wieder zu zeigen, dass er seinen Mann stand?
Der junge Vaquero hatte während des schweigsam verlaufenen Fußmarsches nach Sueco durchaus seine eigenen Vorstellungen über den Verlauf des zu erwartenden Zusammentreffens mit den gefährlichen Mädchenhändlern entwickelt. Ganz so, wie Layla sich das vorstellte, wollte er gewiss nicht reagieren.
Layla Sheen behielt inzwischen den Eingang der Bodega im Auge, denn davor standen vier Pferde angeleint. Auf dem Zaumzeug glänzte noch der Tau. Die Sättel waren einfach gegen die Wand gestapelt – drei hochbordige mexikanische und ein flacher texanischer.
Die Kreolin überlegte noch, wie lange sie hier wohl noch sitzen würden, bevor irgend jemand von ihnen Notiz nahm, als sich auch schon der Perlenvorhang zum Eingang der Bodega teilte.
Ein Mann mit verfilztem Haar und halb asiatischen Gesichtszügen trat ins Freie, schleppte sich hinüber zum Wasserbottich, neben dem auch die Pferde standen. Er tauchte den Kopf ein, kam prustend wieder hoch.
Sein Oberkörper war nackt und athletisch, war braun und glänzte ölig. Er strich die schulterlangen Haare nach hinten und linste in die Runde.
Auf der Bank mit Layla und Antonio blieb sein Blick haften.
So, wie die Sonne jetzt stand, blendete sie ihn. Er beschirmte mit einer Hand die Augen. Seine andere Hand fuhr hinunter an die rechte Gurtseite, doch sie tastete vergebens.
Sarto Singal hatte seine Waffe im Haus gelassen.
Doch er hatte gesehen, was er in diesem Kaff nicht mehr erwartet hatte: ein hübsches junges Mädchen, das in die »Kollektion« in seinem Kastenwagen passte. Den Jüngling, der offensichtlich zu dem Mädchen gehörte, stufte er als ungefährlich ein.
»Doch noch ein Geschäft«, brummte er und stapfte los. Wassertropfen hingen in seinen buschigen Augenbrauen. Mit steifen Schritten überquerte er die Plaza, stoppte kurz vor der Bank und nahm breitbeinig Aufstellung.
Genau wie Saltillo das beabsichtigt hatte, hielt Sarto Singal die beiden für ein nach Süden ziehendes Geschwisterpaar.
»Ihr seid eben erst angekommen?«, fragte er jovial. »Willkommen in Sueco. Ihr schaut aus, als hättet ihr einen harten Marsch hinter euch. Kleine Erholung gefällig? Vielleicht ein Frühstück? Fühlt euch ganz als meine Gäste.«
Antonio schlüpfte fürs Erste in seine Rolle.
»Sind Sie der Alcalde hier?«, fragte er schüchtern. »Wir – das heißt, meine Schwester und ich – kommen aus Carrizal. Wir sind unterwegs, uns im Süden Arbeit zu suchen. Wir sind die ganze Nacht durchmarschiert. Gibt es Arbeit in Sueco?«
Die Frage hatte durchaus hoffnungsfroh geklungen. Antonio war nicht der schlechteste Schauspieler.
Sarto Singal stieg voll darauf ein. Er hatte noch keinen Verdacht geschöpft.
»Aus Carrizal kommt ihr? Kenn ich, dieses Städtchen. Den Leuten dort geht‘s wohl ebenso dreckig wie uns in Sueco. Diese verdammte Dürre. Sie macht uns allen zu schaffen.«
»Gibt‘s Arbeit hier?«, bohrte Antonio weisungsgemäß weiter. »Wir sind schon sehr lange unterwegs.«
Der Bandit schien überhaupt nicht zugehört zu haben. Er fixierte Layla Sheen.
»Deine Schwester?«, fragte er gedehnt. »Wahrscheinlich musst du gar nicht mehr weiterziehen. Ich hab ‘nen besseren Vorschlag für dich.«
Antonio behielt seinen unschuldig fragenden Gesichtsausdruck bei.
»Sie hätten Arbeit für mich, Señor?«
»Ich hätte Arbeit für deine Schwester, Compadre.«
Antonio blieb naiv.
»Für meine Schwester? Aber wir wollen uns nicht trennen, Señor. Wir sind Waisen. Wir wollen zusammenbleiben. Wenn Sie einen Job für sie haben, dann kann sie ihn nur nehmen, wenn ich in ihrer Nähe bin. Ich bin für Layla verantwortlich, Señor, das verstehen Sie doch sicher?«
»Aber gewiss doch«, antwortete Sarto Singal. »Am besten, wir unterhalten uns in aller Ruhe darüber. Meine Einladung zum Frühstück gilt. Wollt ihr mir nicht folgen?«
Der Bandit wartete, bis Layla und Antonio sich erhoben. Dann drehte er sich um und ging voraus zur Bodega hinüber. Die beiden folgten ihm.
Antonio zerrte im Rücken Sarto Singals an seinem Revolver, doch ein strafender Blick Laylas traf ihn, und da nahm er die Finger wieder von der Waffe.
Trotzdem behielt er die Möglichkeit im Auge, dass er den Vorausgehenden vielleicht noch in die Schulter und damit kampfunfähig schießen konnte. Der Mann mit dem exotischen Gesichtszuschnitt würde das überleben und somit als Zeuge zur Verfügung bleiben.
Die Chance war vertan, als sie die Bodega betraten.
Drei weitere Männer erwarteten sie. Einer von ihnen pfiff anerkennend durch die Zähne, als er Layla sah.
»Du bist doch noch fündig geworden, Sarto? Wo war sie versteckt?«
»Halts Maul, Lopez. Die beiden kommen aus Carrizal und suchen ‘nen Job. Das Frühstück ist fertig? Ich hab sie eingeladen.«
»Ich muss noch ein paar Eier in die Pfanne hauen. Mit Besuch hab ich nicht rechnen können.«
»Dann verschwinde, Lopez.« Und an Layla und Antonio gewandt: »Nehmt doch Platz. Es wird ein paar Minuten dauern. Bis dahin können wir uns schon einig sein. Wie alt ist deine Schwester, Amigo?«
»Ein Jahr älter als ich«, antwortete Antonio. »Neunzehn.«
Sarto Singal zog Layla mit seinen Blicken aus.
»Hm. Gut entwickelt. Du hast eine sehr hübsche Schwester, weißt du das, Compadre?«
Antonio nickte eifrig.
»Die schönste, Señor. Wie war das mit dem Job?«
Die drei setzten sich. Sarto Singal griff nach einem Hemd, das über einer Stuhllehne hing und schlüpfte hinein.
»Wir sind unterwegs nach Texas«, erklärte Sarto Singal leutselig. »Deine Schwester kann dort in einem Saloon arbeiten und jede Menge Geld verdienen. Dich könnte ich vielleicht im dazugehörigen Hotel unterbringen. Du sprichst englisch?«
»Un poco, Señor.«
»Es wird schon gehen. Du kannst lesen?«
»Nicht sehr gut, Señor.«
»Macht nichts.«
»Meinen Namen kann ich schreiben, Señor.«
»Blendend. Dann machen wir doch gleich den Vertrag. Du wirst es nicht bereuen, Amigo.« Sarto Singal griff neben sich auf den letzten freien Stuhl, auf dem eine abgewetzte Ledertasche lag. Er zog ein Formular heraus und legte es auf den Tisch.
»Das ist ein Arbeitskontrakt, Junge, der deiner Schwester einen Wochenlohn von zwei Goldpesos garantiert.«
Antonio machte pflichtschuldig große Augen.
»Zwei Goldpesos, Señor? Ist das nicht eine Menge Geld?«
»Sicher ist es das, Junge. Und jetzt unterschreib hier. Es ist schon alles vorbereitet.«
Sarto Singal wies mit dem Finger auf die Stelle, wo Antonio unterzeichnen sollte. Doch der Junge zögerte.
Das alles ging ihm viel zu schnell. Er hatte sich überhaupt nicht beweisen können. Doch im Augenblick musste er wohl gute Miene zum bösen Spiel machen.
Er nahm den Graphitstift, den Sarto Singal ihm reichte, und krakelte seinen Namen unter das Schriftstück.
Aber vorher las er es noch durch, denn Antonio konnte durchaus lesen.
Er wusste, dass er da einen Verkaufsvertrag blanko unterschrieb. Einen Vertrag über einen Menschenhandel …
War damit der Beweis erbracht, den Saltillo brauchte? Durfte er jetzt endlich diesen Burschen zeigen, was für ein Kerl er war?
Sarto Singal nahm das Dokument an sich, faltete es wieder sorgfältig zusammen, und steckte es in die Tasche zurück.
Vorher hatte er freundlich geschaut, aber jetzt gefror seine Miene zu Eis. Ein maskenhaft starres Lächeln veränderte seine Züge. Er ähnelte nun einem zähnefletschenden Wolf.
»Damit ist wohl alles erledigt, Compadre«, sagte er. »Würdest du jetzt so freundlich sein und mir deinen Revolver geben? Du wirst ihn nicht mehr brauchen.«
Antonio zögerte. Alle Felle waren ihm davon geschwommen. Der Bursche hatte ihm nicht den Hauch einer Chance gelassen.
Aus war es mit dem Traum, Saltillo durch eine besonders tapfere Handlungsweise zu imponieren.
Und dieses Wissen des Versagt-habens produzierte einen Kurzschluss in Antonios Denken.
Er griff nach seinem Revolver, der in der grünen Schärpe hing, aber nach Singals Geschmack tat er das viel zu schnell.
Antonio hatte die Hand noch nicht am Kolben, als der Bandit auch schon die geballte Rechte auf die Reise schickte.
Sie explodierte genau am Kinnwinkel Antonios, und der Vaquero fiel rücklings vom Stuhl.
In einem letzten Reflex drehte er sich noch in die Bauchlage. Seine Gitarre durfte schließlich keinen Schaden nehmen.
8
Saltillo schaute auf.
Von Westen zog eine Staubwolke genau auf ihr Camp zu.
Und gerade jetzt konnte er eine Störung absolut nicht gebrauchen.
Er war eben dabei, seine Männer aufzuteilen, damit sie den zu erwartenden Mädchenhändlern einen prächtigen Hinterhalt bereiteten.
Saltillo hatte sich alles genau überlegt.
Es war nur ein einzelner Reiter, der sich dem Tümpel näherte. Je geringer die Distanz wurde, um so bekannter kam ihm dieser Mann vor. Die Haltung passte haarscharf auf einen neugewonnenen Freund – Colonel Esteban Moreno, dem Saltillo aus einer empfindlichen Patsche geholfen hatte.
Moreno hatte als Offizier einer Gruppe von Rurales die schwer lösbare Aufgabe gehabt, einem mordbrennenden Rebellen Santamara und seiner Mannschaft das schmutzige Handwerk zu legen.
Saltillo hatte entscheidend dazu beigetragen, dass dem jungen, sympathischen Offizier das auch gelang. Esteban Moreno stand tief in seiner Schuld. Saltillo hatte die Kastanien aus dem Feuer geholt, der Colonel den Lorbeer dafür eingeheimst.
»Ihr könnt euch zeigen«, beruhigte Saltillo seine Gefährten. »Das ist der Colonel. Der Teufel mag wissen, was ihn hierher führt.«
»Wir könnten den Mann zum Beispiel fragen«, schlug Buck Mercer vor.
Saltillos Vaqueros tauchten aus ihren Deckungen auf.
Colonel Esteban Moreno sah sich plötzlich umringt. Er riss sein Pferd auf die Hinterhand. Die Hufe schlugen, die Kandare drückte hart in den Gaumen des Tiers.
Aber da trat Saltillo schon heran und fiel dem Pferd in die Zügel.
»Holla, Señor Moreno. Ich habe nicht erwartet, Sie so schnell wiederzutreffen. Ich dachte, Sie hätten Ihre Männer in die Garnison zurückgeführt.«
»Saltillo!«, rief Colonel Esteban Moreno überschwänglich. Er freute sich wirklich über dieses Wiedersehen.
Sein Pferd stand still, und der Colonel saß