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Revolverhelden in der Stadt: Glorreiche Western Sammelband 7 Romane
Revolverhelden in der Stadt: Glorreiche Western Sammelband 7 Romane
Revolverhelden in der Stadt: Glorreiche Western Sammelband 7 Romane
eBook539 Seiten7 Stunden

Revolverhelden in der Stadt: Glorreiche Western Sammelband 7 Romane

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Über dieses E-Book

Dieser Band enthält folgende Romane:

Carringo und der unsichtbare Tod (Heinz Squarra)

...und einsam heult der Wolf (Glenn Stirling)

Eine Stadt voll Abschaum (Thomas West)

McQuade und der Apachenjäger (Pete Hackett)

Marshal Logan und die Hassvollen (Pete Hackett)

McQuade und die Revolver-Lady (Pete Hackett)

McQuade - gejagt von der Armee (Pete Hackett)

Die Menschen sterben wie die Fliegen, und niemand kann einen Grund dafür finden. Sicher, es gibt eine Pockenerkrankung, aber der Tod holt auch andere, die nicht damit infiziert sind, egal ob Verbrecher, Jäger oder einfache Bürger. Carringo ist noch keinem Kampf ausgewichen - aber gegen diesen Mörder ist sein Colt machtlos.
SpracheDeutsch
HerausgeberAlfredbooks
Erscheinungsdatum4. Aug. 2021
ISBN9783745217254
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    Buchvorschau

    Revolverhelden in der Stadt - Pete Hackett

    Revolverhelden in der Stadt: Glorreiche Western Sammelband 7 Romane

    Thomas West, Heinz Squarra, Glenn Stirling, Pete Hackett

    Dieser Band enthält folgende Romane:

    Carringo und der unsichtbare Tod (Heinz Squarra)

    ...und einsam heult der Wolf (Glenn Stirling)

    Eine Stadt voll Abschaum (Thomas West)

    McQuade und der Apachenjäger (Pete Hackett)

    Marshal Logan und die Hassvollen (Pete Hackett)

    McQuade und die Revolver-Lady (Pete Hackett)

    McQuade - gejagt von der Armee (Pete Hackett)

    Die Menschen sterben wie die Fliegen, und niemand kann einen Grund dafür finden. Sicher, es gibt eine Pockenerkrankung, aber der Tod holt auch andere, die nicht damit infiziert sind, egal ob Verbrecher, Jäger oder einfache Bürger. Carringo ist noch keinem Kampf ausgewichen – aber gegen diesen Mörder ist sein Colt machtlos.

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author / COVER FIRUZ ASKIN

    © dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

    Folge auf Twitter:

    https://twitter.com/BekkerAlfred

    Erfahre Neuigkeiten hier:

    https://alfred-bekker-autor.business.site/

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    https://cassiopeia.press

    Alles rund um Belletristik!

    Carringo und der unsichtbare Tod

    Western von Heinz Squarra

    Der Umfang dieses Buchs entspricht 112 Taschenbuchseiten.

    Die Menschen sterben wie die Fliegen, und niemand kann einen Grund dafür finden. Sicher, es gibt eine Pockenerkrankung, aber der Tod holt auch andere, die nicht damit infiziert sind, egal ob Verbrecher, Jäger oder einfache Bürger. Carringo ist noch keinem Kampf ausgewichen – aber gegen diesen Mörder ist sein Colt machtlos.

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    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author / COVER FIRUZ ASKIN

    © dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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    Alles rund um Belletristik!

    1

    Geduckt im Dickicht stehend schaute Chaco dem seltsamen Gefährt nach. Das scharfe Knallen der Peitsche übertönte den Hufschlag der Zugpferde und das gelegentliche Klirren und Poltern der Räder auf dem Felsgestein der Lavaplatte.

    Weiter vermochte Chaco im Moment nicht vorzudringen. Zu frei lag das Gelände vor ihm. Die beiden Kopfgeldjäger auf dem Bock mussten ihn bemerken, sobald einer hinter den Wagen schaute.

    Das unbeholfene Gefährt verfügte über einen geschlossenen Kastenaufbau mit Dach, jedoch waren statt hoher Bordwände stabile Eisengitter eingebaut. Auf der Rückseite befand sich eine Tür mit einem kräftigen Kastenschloss.

    Chaco erkannte noch undeutlich die eingesperrten Halunken, die von den beiden skrupellosen Kopfgeldjägern eingefangen worden waren und jetzt nach Norden transportiert wurden. In der ersten größeren Stadt würden die beiden Kerle versuchen, das Kopfgeld für ihre menschliche Beute zu kassieren.

    Obwohl Chaco solche Geschäfte hasste, waren sie nicht gesetzeswidrig und rechtfertigten auch keine Verfolgung. Aber in dem Wagen saß auch der Mörder Red Hansom, den Carringo und er ein paar Tage zuvor gemeinsam mit einem US Marshal in einer Indianeragentur im Südwesten festgenommen hatten. Marshal Tom Rider hatte den Verbrecher dem nächsten Gericht überstellen wollen. Das war ihm nicht gelungen. Die beiden Kopfgeldjäger hatten den Marshal angeschossen, um ihn den Mörder wieder abzujagen, von dem sie wussten, dass er den US Behörden fünfzehnhundert Bucks wert war, was ein Exemplar in ihrem Steckbriefbündel auch bestätigt hatte.

    Der Gedanke an den schwerverletzten Marshal brachte Chaco so in Rage, dass sich sein narbiges Gesicht verzog und er drauf und dran war, das Dickicht doch früher als ratsam zu verlassen und offen anzugreifen.

    Aber er hielt sich zurück, wartete weiter und erkannte dann, dass der Gefangenenwagen das Ende des Lavastreifens erreichte. Als er in den gelben Sand hinausfuhr, verschwand er in den Staubwolken.

    Chaco schob den Colt in das Holster und warf den verstaubten Poncho über. Er kehrte zu dem braunen Morgan-Hengst zurück, schwang sich in den Sattel und ritt aus der Deckung.

    Im Westen und Osten lagen Hügel und Kakteengürtel davor, stellenweise wies das Land jedoch auch den typischen Präriecharakter auf. Glühende Hitze stand über der geborstenen Lavaplatte.

    Hin und wieder konnte Chaco den Wagen schemenhaft in den braunen Schwaden voraus erkennen. Er brauchte unwegsames, schwer übersichtliches Gelände, wenn er die beiden Kopfgeldjäger angreifen wollte, denn er hatte nicht die Absicht, das Schicksal des von den Halunken niedergestreckten US Marshals zu teilen.

    Erst nach einer Stunde erlaubte das erreichte Hügelland im Norden ein Aufrücken. Scrubbüsche. Occotillos, Yuccas und dichte Ansammlungen von Saguaro-Kakteen flankierten die Radrinnen, denen der Gefangenenwagen folgte.

    Chaco verließ den Karrenweg und schloss dichter auf. Durch das Gestrüpp sah er den Wagen nicht, jedoch hörte er die Pferde, das Knarren der Räder und das quietschende Eisen der Wagenpritsche.

    Er zog das Gewehr aus dem Scabbard und repetierte es.

    Clay und Hank Darion, die beiden Kopfgeldjäger, saßen nur scheinbar arglos auf dem Bock des schweren Wagens. Clay, der ältere Bruder, fünfunddreißig Jahre alt, sechs Fuß groß und breitschultrig, führte die Zügel und hielt die Peitsche in der Hand. Er hatte langes, zottiges Schwarzhaar, kleine, stechende Augen und einen sichelförmigen Schnauzbart. Brutalität und Skrupellosigkeit standen ihm ins finstere Gesicht geschrieben.

    Sein Bruder. Hank, dreiunddreißig, sah kaum besser aus. Er war fast genauso groß wie Clay, seine Augen glitzerten ähnlich kalt. Nur der Schnauzbart fehlte in seinem Gesicht. Dafür war ihm einmal die Nase gebrochen worden und schief wieder zusammengewachsen.

    Beide trugen abgewetzte, derbe Hosen, karierte Hemden und verstaubte Cordjacken. Breite Patronengurte spannten sich um ihre Hüften mit je einem schweren Colt 45 rechts und links in tief geschnallten Holstern.

    Der Jüngere hielt einen handgroßen Spiegel so vor sich, dass er über das Wagendach hinweg den Karren weg und die Staubschwaden hinter dem Gefährt beobachten konnte.

    „Ist er noch da?", fragte Clay Darion.

    „Nein. Er muss links vom Weg stecken."

    Clay grinste und blickte zu den beiden gesattelten Pferden rechts neben dem Wagen. Meistens ritten sie neben dem Eisenkarren her, um beweglicher zu sein und Heckenschützen ein schlechtes Ziel zu bieten. Aber seit sie vor einiger Zeit festgestellt hatten, dass ein Reiter sie verfolgte, hatten sie diese Taktik geändert und waren auf den Bock geklettert, um gesehen zu werden und so harmlos wie möglich zu wirken.

    Das Dickicht am Rande des Karrenweges verdichtete sich von Minute zu Minute.

    „In Ordnung, dann kaufen wir uns den Kerl jetzt." Clay hielt seinem Bruder Zügel und Peitsche hin.

    Hank steckte den Spiegel ein, nahm die Peitsche und legte die Zügel zwischen den Fingern zurecht.

    Clay sprang vom Bock aus in den Sattel seines Pferdes und löste den lang geführten Zügel vom Eisengitter.

    „Wir haben Durst!, rief einer der eingesperrten Halunken. „Wann haltet ihr endlich mal?

    „Halts Maul, sonst setzt es was!" Clay Darion lenkte den Hengst nach rechts ins Dickicht und tauchte unter.

    Hank knallte mit der Peitsche, fuhr von den Radrinnen ins Sagegestrüpp, hielt an und stieg sofort ab, bevor der Verfolger entdecken konnte, dass nur noch ein Mann auf dem Bock thronte.

    Hank Darion wählte von den beiden Gewehren an seinem Sattel die Winchester aus und repetierte sie. Die Eingesperrten würdigte er keines Blickes.

    2

    Chacos Morgan-Hengst verharrte im Schutz einer Gruppe verstaubter Saguaros, die aussahen, als schrumpften sie in der Trockenheit zusammen. Er sah den Wagen nicht und hörte auch die Fahrgeräusche nicht mehr. Sie schienen eine Rast eingelegt zu haben.

    Er glitt lautlos aus dem Sattel und ließ den Zügel in den heißen Sand fallen. Das Gewehr an der Hüfte, bewegte er sich bis zur letzten Kaktee auf der Nordseite des kleinen Feldes.

    Auch von diesem Platz aus sah er das schwere Gefährt mit dem ungewöhnlichen Aufbau nicht. Er hörte jedoch ein Pferd schnauben und konnte seinen Standort dadurch ungefähr bestimmen.

    Er schlich weiter. Leise knirschte der Sand und rasselten die Sporen an seinen Stiefeln. Er bewegte sich im Bogen, um von vorn zu kommen und so nicht von den Gefangenen gesehen und vielleicht verraten zu werden.

    Als er die Pferde rechts von sich sah, stand das Gespann nur noch dreißig Yards entfernt. Aber da er sich schräg von vorn näherte, erkannte er vom Wagen nicht viel und sah keinen der Brüder. In der Annahme, sie befänden sich hinten an der Eisentür und versorgten vielleicht ihre strapazierten Gefangenen, wagte sich Chaco näher heran. Sein Ellenbogen presste den Gewehrkolben gegen die Hüfte, der Zeigefinger lag um den Abzug.

    Rechts raschelte das Dickicht. Ein Stein flog aus dem Geäst. Chaco duckte sich und entging um Haaresbreite dem Wurfgeschoss. Zugleich zuckte er herum und feuerte ins Gestrüpp. Ein paar Äste wurden in die Höhe geschleudert. Schwarzpulverrauch hüllte Chaco ein.

    Die Pferde wieherten und drängten mit dem Gefährt rückwärts. Die Eingesperrten brüllten durcheinander. Ketten rasselten zwischen den Füßen der Gefangenen, angeschmiedet von den Brüdern Darion, um Fluchtversuche zu verhindern.

    Chaco begriff sofort, dass sie ihn erwartet und eine Falle aufgebaut hatten. Er wirbelte herum und lief ins Dickicht. Gerade rechtzeitig, denn schon entlud sich mit einem furchtbaren Donnern eine Parker-Flinte, und eine Ladung Rehposten zerfetzte das Gestrüpp. Scharf wiehernd schoben die Zugpferde den schweren Wagen rückwärts ins Dickicht.

    Hufschlag tönte dort auf. wo Chaco eben noch gewesen war. Ein Reiter geriet in sein Blickfeld, die noch rauchende Schrotflinte hob sich, und der zweite Lauf wurde abgefeuert.

    Ein Hechtsprung rettete Chaco noch einmal. Er rollte auf den Rücken und drückte ab. Zwar traf er den schwarzbärtigen Kerl mit den zottigen Haaren nicht, aber die Kugel ging so knapp am Kopf des Pferdes vorbei, dass es erschrocken wiehernd in die Höhe stieg und die Hufe wirbeln ließ. Klirrend schlugen die Eisen gegeneinander. Funken sprühten.

    Chaco sprang auf.

    „Verdammt, reiß dich zusammen!", brüllte Clay Darion sein Pferd an und knallte ihm den Doppellauf der mörderischen Schrotflinte brutal gegen den Hals.

    Chaco hastete durch das Gewirr von Buschwerk, Cottonwoods und Kakteen. Sein Angriff war ein Schlag ins Wasser gewesen. Im Moment konnte er nur versuchen, den Morgan-Hengst zu erreichen und erst einmal das Weite zu suchen.

    Darion war ihm schon wieder auf den Fersen. Das Pferd galoppierte durch die Büsche. Ein Rascheln und Prasseln untermalte den Hufschlag. Chaco schaute zurück, sah den Schwarzbart, stolperte dabei, überschlug sich und warf sich instinktiv nach rechts. Die Hufe polterten an ihm vorbei. Sand wurde ihm ins Gesicht geworfen. Er sprang auf und schlug seinerseits das Gewehr an, bevor der Reiter das Tier herumreißen konnte.

    Doch in diesem Augenblick traf ihn ein wuchtiger, harter Schlag von hinten gegen den Hals. Schmerzen durchzuckten Chaco wie Nadelstiche. Er taumelte und sah Sterne. Seine Finger vermochten das Gewehr nicht mehr zu halten. Er verlor es, stolperte darüber und prallte gegen das Pferd, das Clay Darion inzwischen gewendet hatte.

    Der hünenhafte Kopfgeldjäger sprang aus dem Sattel, packte Chaco an der Schulter und drehte ihn zu sich herum.

    Noch arbeitete der Verstand Chacos präzise genug, um alles aufzunehmen. Er sah, wie Clay Darion ausholte, und wollte ausweichen oder die Hand heben, um den Hieb abzublocken, der ihn treffen sollte. Aber der Arm und die Beine gehorchten ihm nicht und schienen gelähmt zu sein. Da war die Faust schon, wurde größer, verdeckte, was es noch zu sehen gab, und traf ihn. In seinem Kopf schien etwas zu explodieren. So steif, wie er eben noch gestanden hatte, fiel er ins Gestrüpp. Er merkte es nicht mehr.

    3

    Er schien zu schweben und sah vor seinem geistigen Auge wirre Bilder in einem Wust aus Wolken oder Nebel. Langsam erhielten die Bilder Konturen. Kaltes Wasser traf Chacos Gesicht. Noch bevor er die Augen öffnete, erinnerte er sich an den Zusammenprall mit den beiden Kopfgeldjägern und den heimtückischen Schlag, der ihn von hinten getroffen hatte, vermutlich mit einem Gewehrlauf ausgeführt.

    „Hallo!, sagte eine höhnische, tiefe Stimme. „Lebst du noch, oder bist du tot?

    Chaco dachte an den verletzten US Marshal, der das Opfer der Darions geworden war und von dem sie sicher glaubten, ihn tot auf der alten Farm zurückgelassen zu haben. Er musste vorsichtig sein und durfte sich mit nichts verraten, wenn er eine Überlebenschance haben wollte.

    Da traf ihn wieder Wasser, lief über sein Gesicht, in die Ohren, ins Haar und den Hals hinunter. Der Schmutz sammelte sich in den tiefen Falten auf den Wangen und am Kinn.

    „Der hat aber einen gesegneten Schlaf!" Hank trat dem wehrlosen Opfer in die Seite.

    Der neue Schmerz ließ Chaco zusammenzucken und die Augen öffnen. Groß wie grinsende Riesen standen sie über ihm. Hank richtete das Gewehr auf ihn.

    „Na also, lebst ja doch noch. Halbblut, was?"

    Chaco gab keine Antwort, was Hank Darion animierte, ihm gleich noch einmal brutal in die Seite zu treten.

    Chaco fluchte, um nicht laut schreien zu müssen. Er wollte aufspringen, aber Hank stieß ihm die Gewehrmündung gegen die Brust.

    „Immer schön friedlich bleiben und kuschen, Indianer, sonst setzt es was, kapiert?"

    Chacos eben noch gespannte Haltung lockerte sich.

    „Halbblut?", fragte Clay noch einmal.

    „Der Teufel soll euch holen!" Chaco warf sich nach rechts um seine Achse und sprang auf. Er hatte gehofft, schnell zu sein und vielleicht doch noch fliehen zu können. Aber seine Beine und die Hüfte schmerzten derart, dass er sich geradezu im Schneckentempo bewegte. Hank Darion schlug wieder mit dem Gewehr zu, bevor Chaco den Kopf richtig oben hatte.

    Chaco taumelte zusammengekrümmt gegen Clay und empfing dessen Knie ins Gesicht. Das schleuderte ihn in den Sand zurück.

    „Ziemlich dickfelliger Bursche, murmelte Hank. „Aber wir kriegen dich kirre, Indianer. Mein Wort darauf!

    Clay griff unter seine verstaubte Jacke, zog ein dickes Bündel Steckbriefe mit Federskizzen, teilweise auch mit Fotos darauf, hervor und sah sie einzeln durch, indem er Chacos Gesicht immer wieder mit Bild oder Zeichnung verglich. Mehrmals schüttelte er den Kopf. Schließlich schob er das Bündel in die Innentasche zurück.

    „Vielleicht ein Kumpan unserer Gäste, sagte Hank grinsend, „der sich als selbstloser Helfer versuchen wollte.

    „Jedenfalls wohl keiner, für den wir was kassieren könnten! Clay Darion war anzusehen, wie sehr es ihm missfiel, keinen dicken Fisch gefangen zu haben, der sich beim nächsten Marshal in Bargeld verwandeln ließ. „Na, auf jeden Fall nehmen wir ihn mit, damit er uns nicht wieder nachschleicht.

    „Hast du verstanden, Indianer? Los, hoch, mein Junge!"

    Chaco befolgte den Befehl, um weiteren Misshandlungen zu entgehen.

    Clay trat zur Seite. Hank Darion schob sich hinter das neue Opfer und stieß ihm die Gewehrmündung in den Rücken.

    Chaco schleppte sich durch das Gestrüpp und erreichte den Gefangenenwagen mit seinen sechs Insassen, die am Gitter standen.

    Nur Red Hansom lag auf dem Boden und stöhnte leise vor sich hin.

    „Zurück an die Wand!" Clay richtete die Schrotflinte auf die Gefangenen.

    Sie gehorchten sofort, da sie genau wussten, dass von den Darions nie leere Worte ausgestoßen wurden. Diese nerven- und skrupellosen Kerle würden einen Gefangenen auch totschlagen, wenn ihnen der Sinn danach stand – wie sie den US Marshal kaltblütig niedergeschossen hatten, weil der sich geweigert hatte, seinen Gefangenen an die Kopfgeldjäger auszuliefern, damit diese das Kopfgeld kassieren konnten.

    Hank schloss die schwere Tür auf und zog den Flügel nach außen.

    Clay grinste dreckig. „Darf ich bitten, Indianer? Bei uns hast du Logis und Kost frei!"

    Der Hohn trieb Chaco das Blut in den Kopf. Dennoch stieg er widerstandslos ein. Hinter ihm schloss sich die Tür, der Schlüssel klirrte über das ungeschmierte Eisen im Kastenschloss und wurde abgezogen.

    Chaco lehnte sich gegen die Tür. Rechts und links von ihm reihten sich die finsteren Gestalten mit den Ketten zwischen den Beinen auf. Entweder hatten die beiden Jäger vergessen, ihn gleichermaßen an ihre Nähe zu bannen, oder sie wagten es nicht, weil sie keinen Steckbrief mit seiner Beschreibung hatten.

    Clay entfernte sich, um die Pferde zu holen. Sein Bruder stieg auf den Bock, legte sich die Zügel zurecht und nahm die Peitsche zur Hand.

    Hansoms Gesicht glühte. Schweiß perlte von der Stirn bis zum Hals, auch das schmutzige, zerrissene Hemd klebte nass am Körper.

    „Was hat er denn?", fragte Chaco.

    „Schüttelfrost und Fieber. Al Culbert, ein junger Wegelagerer, der schon eine erhebliche Zeit seines kurzen Lebens hinter Gefängnismauern zugebracht hatte, kratzte sich auf der Wange. „Entweder kriegte er das ganz plötzlich, oder wir haben es nicht gemerkt.

    Chaco dachte an den verletzten US Marshal. Als Carringo und er mit dem Marshal nach Saquarra unterwegs waren, erkrankte Rider zusätzlich und sah genauso aus wie jetzt dieser Doppelmörder. Und etwas früher waren sie auf einen Trupp Apachen gestoßen, die eine ähnlich kranke Frau dabeigehabt hatten.

    „Merkwürdige Sache", murmelte Harry Douglas, ein mehrmals vorbestrafter Falschspieler. Der große, hagere Kerl mit dem dünnen Oberlippenbart schien früher einmal eine elegante Erscheinung gewesen zu sein, aber diese deckten inzwischen Dreck, Bartstoppeln und hohle Wangen zu, seit er nach dem Mord an einem Mitspieler durch die Wildnis geflohen und von den Kopfgeldjägern geschnappt worden war.

    Lass Buster, ein Eisenbahnräuber, Larry Buck, der sich mit seinen Brüdern und Kumpanen auf das Ausnehmen von Banken und Postkutschen spezialisiert hatte und zu dem auch Sonny gehörte, vervollständigten die seltsame Fracht im Gitterwagen. Von der Buck-Bande befanden sich allerdings noch drei Mitglieder in Freiheit. Die waren den Darions durch die Lappen gegangen.

    „Na endlich!, rief Hank seinem Bruder entgegen, als der die Pferde aus dem Dickicht führte. „Ich dachte schon, du wolltest dich da drüben verewigen!

    Chaco starrte noch auf den liegenden Doppelmörder, der ihn anschaute, jedoch offensichtlich nicht wiedererkannte. Für Chaco bedeutete dies, dass er schwerer erkrankt sein musste, als das äußerlich zu erkennen war.

    Hank Darion knallte mit der Peitsche. Das schwere Gefährt setzte sich in Bewegung und rollte durch das Dickicht weiter nach Nordwesten. Die eingesperrten Männer setzten sich auf den rüttelnden Boden.

    Neben dem Gefangenenwagen tauchte Clay Darion im Sattel sitzend auf.

    „Hansom ist krank!", rief Culbert, der mittelgroße, dürre Straßenräuber mit den aschblonden Haaren.

    „Halt‘s Maul!", herrschte Darion ihn an und ritt schneller.

    Chaco setzte sich wie die anderen. Da hatte er sich was eingebrockt, als er heimlich dem Wagen gefolgt war und sich obendrein eingebildet hatte, diesen verschlagenen Prämienjägern wäre das nicht aufgefallen. Jetzt saß er in der Tinte. Und wenn sie irgendwie herausfanden, dass er mehr von ihnen wusste, als sie annahmen, würden sie ihn unter Umständen kaltblütig über den Haufen schießen – wie den Marshal, von dem sie zu glauben schienen, dass er tot war.

    Chacos Hand tastete über den Poncho und fand das leere Holster darunter. Natürlich hatten sie ihm die Waffe abgenommen. Das Messer fand er ebenfalls nicht mehr.

    „Was hast du ausgefressen?" Grinsend schob sich Culbert näher an Chaco heran.

    „Ich? Wieso?"

    „Du musst eine Kopfprämie wert sein, sonst hätten dich die Darions nicht geschnappt. Wie viel? Welcher Distrikt?"

    „Du bist ja verrückt."

    Hansom stöhnte, streckte mit gespreizten Fingern die Hände über sich aus und schien etwas abwehren zu wollen, was ihm seine Phantasie als gefährlich vorgaukelte. In der nächsten Minute schüttelte ihn die Krankheit wie welk gewordenes Laub im Herbstwind und ließ seine Zähne zusammenschlagen.

    „Das sieht verdammt nach einer schweren Krankheit aus, murmelte Culbert. „Hoffentlich ist sie nicht ansteckend und haut uns alle nach und nach um!

    Jähes Erschrecken packte die Kerle und ließ sie so weit wie möglich von dem Kranken abrücken.

    Clay Darion ließ sein Pferd zurückfallen und erschien wieder neben dem Wagen. Inzwischen saß auch sein Bruder Hank nicht mehr auf dem Bock, sondern im Sattel seines Pferdes und zeigte sich auf der anderen Seite.

    „He, Hansom ist krank, sagte Sonny. Der hellblonde, hinterhältige Halunke richtete sich auf. „Vielleicht eine ansteckende Krankheit. Holt ihn hier raus, sonst sieht es schlecht aus mit der Prämie für uns. Oder glaubt ihr, es sei möglich, eine halb verweste Leiche tagelang durch die Wüste zu karren?

    Clay Darion warf einen Blick auf den Kranken, zeigte aber keine Neigung, etwas zu unternehmen.

    „Der muss heraus!, stimmte auch Culbert zu. „Steckt uns sonst alle an, zur Hölle!

    „Wenn ihr jetzt nicht das Maul haltet, kriegt ihr es gestopft!" Hank Darion schlug mit der Peitsche gegen die Gitterstäbe.

    Die eingesperrten Banditen zogen die Köpfe ein.

    Chaco bemerkte Clay Darions lauernden Blick. Der Kopfgeldjäger wollte herausfinden, ob er, Chaco, mit einem der Gefangenen besonderen Kontakt hatte und damit den Verdacht bestätigte, dass er versucht hatte, einen der Gefangenen zu befreien.

    „Nein! Nein!, brüllte Hansom heiser und streckte abwehrend die Hände nach oben. „Lasst mich! Ich will noch leben!

    Hank Darion grinste boshaft. „Du wirst auch noch leben. Hansom. Aber nur zwei oder drei Tage über die Stunde hinaus, in der wir für dich abkassieren. Dann hängen sie dich auf!"

    Die Darions ritten schneller.

    „Diese Schweine, murmelte Sonny mit hassverzerrtem Gesicht. „Diese verdammten Schweine!

    Ohnmächtige Wut beherrschte die Banditen, wie Chaco jeder einzelnen Gaunervisage deutlich ansah. Sie fühlten sich ausgeliefert und machtlos. Die an ihre Beine geschmiedeten Ketten würden sie erst wieder loswerden, wenn sich schwere Eisentore hinter ihnen geschlossen hatten.

    „Warum trägt er keine Kette?", fragte Sonny an Larry Buck gewandt.

    Mit seinen zwanzig Jahren war Larry der jüngste der Buck-Brüder, aber auch der jüngste in diesem Eisenkasten. Dennoch war er einer der verschlagensten. Denn nicht nur mit Bank- und Postkutschenüberfällen versuchten sie, zu Reichtum zu gelangen, nein, sie betätigten sich auch im illegalen Indianerhandel und mit Schmuggel. Buck war ein sechs Fuß großer, magerer Bursche mit einem Milchgesicht, aus dem eisige Augen auf Chaco blickten.

    „Sie haben keinen Steckbrief, der auf mich passt", erwiderte Chaco.

    Hansoms Stöhnen lenkte die Kerle ab. Ihr Interesse an dem neuen Mitgefangenen steigerte sich nicht, vielleicht, weil jeder mit den eigenen Ängsten zu sehr beschäftigt war.

    4

    Die kleine Stadt Saquarra lag unter der sengenden Sonne. Aufregung erfüllte die Hauptstraße. Jeder wusste dem anderen eine Neuigkeit zuzuflüstern, und einer musterte misstrauisch den anderen, ob er nicht auch bereits bei ihm die verräterischen Flecken auf den Wangen entdeckte, den typischen Schweißausbruch und die Unfähigkeit, ein heftiges Zittern zu vermeiden.

    Ich trug dieses Bild mit mir in die Wildnis hinaus und wurde davon so sehr beschäftigt, dass ich kaum auf den Weg achtete. Vielleicht wäre ich so schnell auch nicht weggeritten, hätte ich Chaco nicht versprochen, ihm so rasch wie nur möglich auf der Spur der Kopfgeldjäger zu folgen.

    Doc Hillarys Eröffnung, dass es sich um die Pocken handelte, hatte mich genauso überraschend getroffen wie die Menschen in dem kleinen Nest. Unerklärlich blieb bisher, wo sich der verletzte Marshal angesteckt hatte. Er war von Chaco und mir weit draußen im Hügelland auf einer längst aufgegebenen Farm gefunden worden. Dort hatte er nur mit seinem Gefangenen Hansom und den Darion-Brüdern Kontakt gehabt.

    Als ich die Stelle wiederfand, an der Chaco eine andere Richtung eingeschlagen hatte, versuchte ich, mich auf die Fährte zu konzentrieren. Die Spuren ließen sich noch deutlich erkennen. Ich lenkte Fox herum und schlug die neue Richtung nach Nordwesten ein.

    5

    Jack Buck, sein Bruder Duff und ihr Kumpan Garry Zalmon hockten bei ihren Pferden in einer kleinen Ansammlung Krüppelkiefern, rund drei Meilen von Saquarra entfernt, das sie fluchtartig verlassen hatten, um den Kopfgeldjägern zu entgehen.

    „Wenn wir nur wüssten, was aus Larry und Sonny geworden ist", murmelte Jack Buck.

    „Wir müssten zurück in das Nest und Erkundigungen einziehen."

    „Jetzt, am hellen Tage! Duff tippte sich an die Stirn. „Du hast sie wohl nicht mehr alle, Garry?

    Jack richtete sich langsam auf. „Ein Reiter!"

    Wie von Taranteln gestochen fuhren die beiden anderen Halunken hoch und sahen gerade noch den Hut eines Reiters im Gestrüpp nicht weit östlich untertauchen.

    „Mann, der muss in dem Nest gewesen sein! Duff stieß sich den Hut in den Nacken. „Der weiß sicher was über Larry und Sonny. Na los, auf was warten wir noch?

    Sie schnallten die Sattelgurte fest und saßen auf.

    Als sie den Reiter wieder auftauchen sahen, zogen sie die Gewehre aus den Scabbards und luden sie durch.

    „Schießt ihn nicht tot!", mahnte Jack.

    „Teufel, wir wissen selbst, dass eine Leiche nichts mehr erzählen kann", erklärte Zalmon, gab seinem Pferd die Sporen und galoppierte aus dem Schutz der Krüppelkiefern.

    Den Buck-Brüdern blieb nichts weiter übrig, als dem Kumpan zu folgen.

    6

    Der trommelnde Hufschlag ließ mich nach Westen blicken. Vor dem kleinen Gehölz erschienen drei Reiter. Gewehre entluden sich. Ein Pfeifen flog über mich weg. Fox schnaubte unruhig.

    „Offenbar Strauchdiebe, die ein paar Dollar bei uns vermuten", murmelte ich, schlug das Gewehr an und schoss zurück.

    Die Banditen ritten auseinander, wahrscheinlich, um mir das Zielen zu erschweren. Zugleich verstärkte sich ihr Feuer. Dabei gerieten sie mir rasch so nahe, dass ich die Gesichter genau erkennen konnte – fremde Gesichter, die ich noch nie vorher gesehen hatte.

    Eine Kugel pfiff haarscharf links an mir vorbei und fetzte das Gestrüpp hinter meinem Rücken auseinander.

    Ich zielte auf den Halunken in der Mitte und schoss. In das Krachen des Gewehres mischte sich ein gellendes, gequältes Wiehern. Das gerade durch Strauchwerk jagende Pferd fing die dem Schurken zugedachte Kugel auf und stürzte. Staub quoll auf. Der erschrocken brüllende Halunke wurde durch die Luft geschleudert, schlug einen Salto und landete im nächsten Busch.

    Ich lenkte Fox dem Wegelagerer auf meiner linken Seite entgegen, repetierte das Gewehr und schoss wieder.

    Der Bursche ließ sich rechtzeitig auf den Pferdehals fallen und entging dem Geschoss. Damit beraubte er sich jedoch momentan auch der Möglichkeit, seinen Braunen zu lenken. Das Tier prallte mit Fox hart zusammen und strauchelte. Der Kerl wurde abgeworfen. Mein Hengst trug mich in den Staub, der wie eine Wolke vor dem kleinen Kiefergehölz stand.

    Jack Buck, der letzte, der noch im Sattel saß, feuerte in die Staubwolke, konnte sich allein jedoch nicht zur Verfolgung entschließen.

    Garry Zalmon rappelte sich zuerst auf, wirbelte herum und jagte ungezielte Kugeln in das Kiefergehölz.

    „Hör auf, Idiot!, rief Jack Buck. „Los, hol den Gaul zurück!

    Zalmon rannte hinter seinem geflohenen Pferd her, vorerst allerdings ohne die Chance, es auch einholen zu können.

    Duff richtete sich fluchend auf und humpelte um den Kadaver herum. „Was war denn das für ein Feuerfresser? Er zog das im Buschwerk hängende Gewehr aus dem Geäst. „Hätten wir doch wenigstens auf seinen verdammten Kopf gezielt. Dann würde mein Gaul noch leben. Und ein paar Dollar stecken bestimmt auch in seinen Taschen.

    Jack schaute Garry Zalmon nach und schimpfte verdrossen vor sich hin.

    „Was fange ich jetzt ohne Gaul an?", lamentierte Duff.

    „Hör doch mal mit dem Geschwätz auf, zum Satan! Ich sehe selbst, dass er tot ist."

    „Damit kann ich vielleicht was anfangen", sagte Duff Buck wütend.

    Jack lenkte sein Pferd nach Osten und trieb es an, weil es ihm schien, als würde Garry Zalmon das geflohene Tier zu Fuß an diesem Tag nicht mehr einfangen.

    Duff Buck setzte sich auf den Kadaver und stierte trübe vor sich hin, beobachtete aber hin und wieder das Kiefergehölz, um nicht noch eine böse Überraschung zu erleben.

    7

    Erst ein ganzes Stück nordwestlich des kleinen Kiefernforstes zügelte ich Fox und schaute noch einmal zurück. Eigentlich hätte ich mich mit diesem Pack näher befassen müssen. Und je mehr ich über den dreisten Überfall nachdachte, desto mehr juckte es in meinen Fingerspitzen, den Hengst in die Gegenrichtung zu lenken. Aber der Gedanke, dass ich mich selbst lange aufhalten, vermutlich sogar in eine neue gefährliche Lage bringen könnte, ließ mich rasch von der Idee Abstand nehmen. Ich musste, so schnell es ging, Chaco folgen.

    So schnalzte ich mit der Zunge und setzte den Weg fort. Einige hundert Yards westlich des Kiefergehölzes ritt ich nach Norden. Schaute ich zurück, sah ich noch den Forst, jedoch nichts von den Banditen, die irgendwo in dem Gestrüpp stecken mussten.

    Erst eine halbe Stunde später entdeckte ich an niedergewalzten Scrubbüschen die Spur wieder. Sie hatte weiter südlich einen Bogen beschrieben und führte jetzt geradewegs nach Norden.

    8

    „Gib die Flasche her, Sonny! Chaco streckte verlangend die Hand aus. „Los, mach schon. Er braucht das letzte Wasser dringender als du!

    Der hellblonde Halunke presste sich gegen das Gitter des Wagens und legte beide Arme um die in sprödes Leder gefasste Flasche, die er nicht herausgeben wollte.

    „Zier dich nicht so", wandte Culbert ein.

    Der Kranke phantasierte und schlug mit beiden Händen um sich, als müsse er Feinde abwehren. Heftig warf er sich dabei auf dem Wagenboden nach rechts und links und stieß unartikulierte Laute aus.

    Larry Buck entriss dem Kumpan die Flasche und warf sie Chaco zu. Chaco entkorkte sie und wollte Hansom das brackige Wasser einflössen. Aber weil der kranke Mann den Kopf hin und her warf, lief mehr über seine Wangen und den Hals als in den Mund.

    „Da siehst du, was das einbringt!, rief Sonny. „Pure Verschwendung. Der Kerl merkt doch nicht mehr, ob ihn Durst quält oder nicht. Der ist längst weit weg aus diesem Käfig!

    „Gib die Flasche wieder her, wenn er nicht saufen kann, sagte Larry Buck. „Los, gib sie her, Mann!

    „Sie ist leer." Chaco warf dem Banditen die Flasche zu.

    „Bist du verrückt?" Sonny rückte zur Seite, um aus Larry Bucks Nähe zu gelangen.

    „Was hast du denn?"

    „Larry, bist du blind? Hansom hat ‘ne ansteckende Krankheit! Das sieht ein Blinder in tiefer Nacht!"

    Larry Buck ließ die Flasche aus der Hand fallen und versetzte ihr einen Tritt, der sie bis zu Chaco zurückbeförderte. Er blickte entsetzt seine Hände an, weil er fürchtete, jetzt selbst von der Krankheit gepackt und wie Hansom auf die Bretter geschleudert zu werden.

    Auch die anderen Kerle schoben sich am Gitter zur hinteren Ecke, um möglichst weit weg von dem Schwerkranken zu sein.

    Chaco fühlte sich selbst nicht wohl in seiner Haut. Trotz des Wissens, es mit einem eiskalten Killer zu tun zu haben, mochte er Hansom nicht einfach wie ein Stück Vieh verrecken lassen. Mit einem Lappen tupfte er ihm den Schweiß von der Stirn.

    Clay Darion tauchte rechts des Wagens auf und lenkte sein Pferd dicht an das Gitter.

    „Ihr müsst anhalten!, rief Chaco. „Tut irgend etwas für ihn, wenn ihr die Kopfprämie nicht in den Rauch schreiben wollt!

    „Wir wollen hier raus!, schrie Sonny. „Die Luft ist verpestet!

    „Öffnen!" Culbert kämpfte sich auf die Füße und rüttelte wie ein Verrückter an den Eisenstäben.

    Hank tauchte links auf und schlug brutal mit der Peitsche nach den Händen des Halunken. Culbert brüllte im Schmerz, rüttelte aber weiter an den Stäben, bis das Gefährt endlich stoppte.

    „Kocht Kaffee für Hansom. sonst stirbt er euch unter den Fingern", riet Chaco.

    „Ist er dein Freund?"

    „Quatsch."

    „Was interessiert er dich dann?"

    „Er ist dem Ende nahe. Chaco richtete sich auf. „Steckt denn gar kein menschlicher Funke in euch? Er blickte von Clay Darion auf dessen Bruder.

    Die Kopfgeldjäger grinsten mitleidslos. Clay sagte, indem er sich mit dem Ellenbogen lässig aufs Sattelhorn stützte: „Das ist ein Mörder, Amigo. Der wird baumeln. Kein Mensch trauert um den."

    „Aber ihr wollt ihn doch verkaufen. Denkt ihr denn, ihr könnt einen verwesten Leichnam bis Tucson oder Tombstone mitnehmen?"

    Die Darion-Brüder blickten sich durch den Wagen hindurch an und schienen für Sekunden von Nachdenklichkeit geplagt zu werden.

    „Dummes Zeug! Hank winkte schließlich ab und begann ironisch zu grinsen. „Unkraut verdirbt nicht so schnell. Er lenkte sein Pferd vor den Wagen. Die Peitsche knallte. Das Gespann zog an. Langsam bewegte sich der schwere Gefangenenwagen weiter durch die Wildnis.

    Clay ritt noch ein Stück neben dem Gitter, dann ließ er sein Pferd schneller gehen.

    Chaco schob sich kniend zurück, weil Hansom schon wieder um sich zu schlagen und zu treten begann.

    „Rück mir ja nicht zu nahe auf den Pelz!, giftete Sonny. „In dir steckt der Dreck vielleicht schon drin!

    Hansom begann zu toben.

    Chaco richtete sich auf, trat zurück und streifte Sonny.

    „Verdammt, stehst du auf den Ohren?" Der im Grunde seines Herzens feige Halunke stieß Chaco in seiner Angst zur anderen Seite.

    Aber dort quetschte sich Culbert ans Gitter, erfüllt von der gleichen panischen Angst, und stieß Chaco seinerseits wieder zurück.

    „Jetzt reicht‘s aber!" Chaco packte sie beide, zerrte sie vor sich und hieb ihre Köpfe gegeneinander.

    Vor seinen Füßen brachen die Banditen zusammen. Die Füße des Kranken trafen sie.

    Clay Darion tauchte wieder neben dem Wagen auf und richtete den Revolver auf Chaco. „Wenn du einen umbringst, bezahle ich dich mit Blei dafür. Mein Wort darauf!"

    Hansom wollte aufstehen, schaffte es sogar bis in die Hocke, taumelte dann jedoch gegen die vordere Wand und stürzte auf die Bohlen zurück.

    Darion steckte den Colt weg und ritt nach vorn.

    Culbert und Sonny rappelten sich auf. Da sie nacheinander auf die Knie kamen, war es für Chaco einfach, sie in ihre Ecken zu stoßen.

    „Hilfe", hauchte Hansom. Sein Kopf hob sich von den Bohlen. In die glasigen Augen trat ein starrer, fürchterlicher Ausdruck.

    „Hilf mir, Marshal!, stieß der Mörder ächzend hervor und streckte Chaco verlangend die Hände entgegen. „Hilf mir doch. Ich – ich ertrinke! Siehst du es nicht!

    Hansom verdrehte die Augen und fiel steif auf den Rücken zurück.

    Sprachlos starrten die Banditen den Leidensgenossen an, der flach atmend seinen Anfall noch einmal überlebte, schwächer als beim letzten Mal und sichtlich näher dem körperlichen Ende.

    „Der muss weg hier!, stieß Sonny in seiner Angst hervor. „Der ist doch schon mehr tot als lebendig!

    Culbert trommelte mit den Fäusten gegen das Gitter.

    „Der steckt uns alle an!", brüllte Sonny.

    Auch die anderen Halunken schlugen gegen die Stäbe, bis Hank Darion sein Reitpferd neben das Gefährt lenkte und mit der Peitsche brutal zuschlug. Culbert wurde ins Gesicht getroffen, schrie auf und fiel um. Hank Darion lachte höhnisch, holte schon wieder aus und versetzte dem Falschspieler den nächsten Hieb.

    Daraufhin gaben die anderen Ruhe.

    „Na also", sagte Hank Darion zufrieden, rollte die Peitsche auf und ritt schneller.

    „Diese brutalen Schweine", murmelte Sonny und sank in der hinteren Ecke zusammen.

    „Du bist ein Marshal?, fragte Lass Buster, der Eisenbahnräuber, mit zusammengekniffenen Augen, die scharf auf Chaco blickten. „Gibt es denn so was? Ich hab noch nie einen Halbindianer gesehen, der Marshal war.

    „Ich bin auch keiner, beruhige dich."

    „Aber Hansom sagte es doch."

    „Der dachte, er habe einen anderen vor sich."

    „Ach so. Buster blickte auf den phantasierenden Mörder. „So schlimm steht das schon mit ihm, dass er nicht mehr weiß, wen er sieht. Verdammt, wenn man so weit auf dem Hund ist, sollte man eigentlich abkratzen.

    „Er stirbt in den nächsten Stunden. wandte Larry Buck ein. „Die fünfzehnhundert Bucks für ihn können die Darions vergessen.

    9

    Der mittelgroße, gedrungene Josuah Bender stand an einem der kleinen Fenster im Haupthaus seiner Indianeragentur am Südwestrand der Quijotoa Mountains und schaute hinaus. Im Dickicht vor den Bergen lagerten einige Apachen. Seit die erste Squaw an einer noch rätselhaften Krankheit gestorben war, hockten sie dort und hofften, die wenigen Medikamente, die er, Bender, hatte, würden helfen. Aber ganz im Gegenteil – die Krankheit begann um sich zu greifen.

    Ein Windhauch ging über die Gebäude der Agentur hinweg und bewegte träge die US Fahne am hohen Mast.

    Josuah Bender nahm das kaum wahr. Während er noch den Apachen zuschaute, die Holz für ein Feuer zusammentrugen, weilten seine Gedanken bei Jane, seiner Frau, deren wirre Reden er durch die offene Tür aus der Kammer herüberschallen hörte. Der Fünfundfünfzigjährige kratzte sich im grauen Kinnbart und zermarterte sich gleichzeitig den Kopf, was er noch tun könne.

    Seine Frau zeigte die gleichen Erscheinungen wie die kranken Indianer. Dabei schienen sie alle zusammen noch vor wenigen Tagen kerngesund gewesen zu sein.

    Josuah Bender schüttelte den Kopf, weil er das nicht verstand. Solange er denken konnte, waren sowohl seine Frau als auch die Indianer strotzend gesund gewesen. Als Erklärung bot sich an, dass sie mit irgend etwas Kontakt gehabt hatten, was dann die Ansteckung verursacht hatte. Als wäre gar nicht der eine vom anderen, sondern alle von etwas Fremdem infiziert worden.

    Die Frau war still geworden.

    Draußen trugen die Indianer immer noch Holz zusammen. Sie hatten also vor, auch die nächste Nacht am Rande des Gestrüpps vor den Bergen zu verbringen, was anzeigte, dass sie immer noch auf seine Medizin hofften. Tatsächlich hatten sowohl die fiebersenkenden Mittel als auch die Kräuterpackungen und der Tee, den er gekocht hatte, nichts gegen das Fortschreiten der Krankheit ausgerichtet.

    Er hörte das wirre Phantasieren seiner Frau immer noch nicht wieder.

    Bei den Apachen kramte der Medizinmann ein langes, mit Zeichen bemaltes Gewand, Bambusumhang, Büffelzahnkette und Federbusch aus einem Ledersack.

    Bitter verzog Josuah Bender das Gesicht. Wenn sie zu den alten Ritualen zurückkehrten, konnte das nur bedeuten, dass auch ihnen die Wirkungslosigkeit der verabreichten Mittel klar geworden war und neue Hilfe von den Götzen und Geistern kommen sollte.

    Allmählich beunruhigte den Indianeragenten die Stille im Haus. Er schaute über die Schulter und erkannte die einen Spalt offenstehende Kammertür.

    „Jane?", fragte er.

    Das Wort schien nachzuhallen.

    Josuah Bender wandte sich um. Unter seinen derben Stiefeln knarrten die Dielenbretter laut und ächzend, wie er es niemals zuvor wahrgenommen hatte. Er zog die Tür weiter auf und sah die Frau. Da eine Decke am Fenster hing, um die größte Hitze fernzuhalten, ließen sich nur Umrisse erkennen. Sie schien eingeschlafen zu sein.

    „Vielleicht ist doch noch Hoffnung." Bender kehrte ans Fenster zurück.

    Die Apachen zündeten das Feuer an, obwohl es noch heller Tag und sehr heiß war. Ihr Medizinmann setzte sich mit gekreuzten Beinen auf eine alte Decke, legte die Hände auf die Knie und starrte in die Flammen. Dünner Rauch wehte über seinen Federbusch. Hinter ihm hockten die übrigen Indianer. Zwei Kranke lagen gegenüber.

    Das Ritual begann erst und würde bestimmt die halbe Nacht durch an halten. Im Moment bedeutete es für die armen Leute neue Hoffnung. Hilfe würden sie dadurch nicht erhalten. Aber da Josuah Bender wusste, dass ihnen der alte Götzenglaube nicht ausgeredet werden konnte, würde er nichts unternehmen und die Kranken auch nicht weiterhin mit seinen Mitteln traktieren. Nicht in dieser Stunde und der nächsten Nacht, sonst lasteten sie es noch ihm an, dass keine Besserung eingetreten war, weil er die Zeremonie gestört hatte.

    Die Stille im Haus lenkte ihn abermals ab. Wieder schaute er über die Schulter, wandte sich um und ging zur Kammertür.

    Die Frau lag still im Bett.

    Bei den Indianern ertönten dumpfes Trommeln und tiefsinniger Gesang, der die Götzen beschwor.

    Bender trat über die Schwelle, näherte sich der stillliegenden Frau und berührte ihre gefalteten Hände. Sie fühlten sich kalt an. Und seltsam starr schauten die Augen zur Decke.

    Eisiges Erschrecken durchzuckte den Indianeragenten. Mit zwei weiteren Schritten erreichte Bender das Fenster und riss die Decke herunter. Grelles Sonnenlicht fiel ins Zimmer und traf die Gestalt im Bett. Und als Josuah Bender wieder neben ihr stand, sah er, dass sie Schrecken, Schmerz und Leid hinter sich zurückgelassen hatte. Glasig blickten die Augen ins Nichts.

    Josuah Bender schien es, als begänne sich alles im Kreise zu drehen, als wanke der Boden und die Hütte stürze ein. Obwohl er auf ein solches Ende des Dramas gefasst sein musste, traf es ihn wie ein Schlag.

    Er wankte aus der Kammer, durchquerte den Stationsraum, stieß die Tür auf und lief durch den knirschenden Sand auf die Indianer zu.

    Der Medizinmann hatte sich erhoben und führte im Rauch des

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