Sieben Coltschwinger Western Sammelband 7006 Oktober 2019
Von Alfred Bekker, Pete Hackett, John F. Beck und Heinz Squarra
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Über dieses E-Book
Heinz Squarra: Als Cutler mit dem Feuer spielte
Pete Hackett: Sattelwölfe
Pete Hackett: Sechsunddreißig Stunden Galgenfrist
Pete Hackett: Im Banne des Bösen
John F. Beck: Unerbittlich sind die Tapferen
Alfred Bekker: Die Bande der Revolvermänner
Pee Hackett: Die Verschollene der Grand Mesa
Ein unmittelbar bevorstehender Blizzard bringt mehrere, sehr ungleiche Menschen zwangsweise zusammen: Eine Gruppe Verbrecher, die Besatzung und Passagiere einer Postkutsche und ein Soldat, der in seiner eigenen Welt lebt. Und dann ist da noch Link Parritt, der wegen Mordes gesucht wird. Ausgerechnet er erweist sich als fester Punkt in den Wirren des Schneesturms und der gefährlichen Atmosphäre, die sich in einem verlassenen Fort entwickeln.
Alfred Bekker
Alfred Bekker wurde am 27.9.1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und wuchs in den münsterländischen Gemeinden Ladbergen und Lengerich auf. 1984 machte er Abitur, leistete danach Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims und studierte an der Universität Osnabrück für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Insgesamt 13 Jahre war er danach im Schuldienst tätig, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Schon als Student veröffentlichte Bekker zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. Er war Mitautor zugkräftiger Romanserien wie Kommissar X, Jerry Cotton, Rhen Dhark, Bad Earth und Sternenfaust und schrieb eine Reihe von Kriminalromanen. Angeregt durch seine Tätigkeit als Lehrer wandte er sich schließlich auch dem Kinder- und Jugendbuch zu, wo er Buchserien wie 'Tatort Mittelalter', 'Da Vincis Fälle', 'Elbenkinder' und 'Die wilden Orks' entwickelte. Seine Fantasy-Romane um 'Das Reich der Elben', die 'DrachenErde-Saga' und die 'Gorian'-Trilogie machten ihn einem großen Publikum bekannt. Darüber hinaus schreibt er weiterhin Krimis und gemeinsam mit seiner Frau unter dem Pseudonym Conny Walden historische Romane. Einige Gruselromane für Teenager verfasste er unter dem Namen John Devlin. Für Krimis verwendete er auch das Pseudonym Neal Chadwick. Seine Romane erschienen u.a. bei Blanvalet, BVK, Goldmann, Lyx, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.
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Sieben Coltschwinger Western Sammelband 7006 Oktober 2019 - Alfred Bekker
Sieben Coltschwinger Western Sammelband 7006 Oktober 2019
Alfred Bekker, Pete Hackett John F. Beck, Heinz Squarra
Dieser Band enthält folgende Western:
Heinz Squarra: Als Cutler mit dem Feuer spielte
Pete Hackett: Sattelwölfe
Pete Hackett: Sechsunddreißig Stunden Galgenfrist
Pete Hackett: Im Banne des Bösen
John F. Beck: Unerbittlich sind die Tapferen
Alfred Bekker: Die Bande der Revolvermänner
Pee Hackett: Die Verschollene der Grand Mesa
Ein unmittelbar bevorstehender Blizzard bringt mehrere, sehr ungleiche Menschen zwangsweise zusammen: Eine Gruppe Verbrecher, die Besatzung und Passagiere einer Postkutsche und ein Soldat, der in seiner eigenen Welt lebt. Und dann ist da noch Link Parritt, der wegen Mordes gesucht wird. Ausgerechnet er erweist sich als fester Punkt in den Wirren des Schneesturms und der gefährlichen Atmosphäre, die sich in einem verlassenen Fort entwickeln.
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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author /COVER FIRUZ ASKIN
© dieser Ausgabe 2019 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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Als Cutler mit dem Feuer spielte
Ein Western von Heinz Squarra
IMPRESSUM
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker
© Roman by Author / Cover 2019: N.C. Wyeth
© dieser Ausgabe 2019 by Alfred Bekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
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Die Warrior-Bande treibt schon seit geraumer Zeit im Südwesten der USA ihr Unwesen und hat zahlreiche Raubüberfälle begangen. Noch immer ist es den Sheriffs und Texas Rangers nicht gelungen, diese Verbrecher zu stellen. Höchste Zeit also, dass sich ein Mann dieser Sache annimmt, der besondere Vollmachten hat – sein Name ist John Cutler, und im Auftrag der Alamo-Organisation muss er auch diesmal wieder sein Leben riskieren. Dabei hat er es nicht nur mit der Warior-Bande zu tun, sondern auch mit einem besonders hartnäckigen Kopfgeldjäger namens Victor McCleef, dem es ganz und gar nicht passt, dass Cutler die Banditen jagt ...
»Da ist die Kutsche«, sagte Douglas Warrior, ein mittelgroßer, schrankbreiter Kerl in einem schwarzen Lederanzug. »Gleich gibt es Zaster für uns.«
Gretty und Tracy, seine Kumpane, grinsten und repetierten die Gewehre.
Das Peitschenknallen schallte weit durch die Mondnacht und hallte von den vulkanischen Felsen hinter den Kakteen wider. Nur schemenhaft waren die Pferde vor der Postkutsche und der Fahrer auf dem Bock zu erkennen. Dann plötzlich stürzten die beiden vorderen Tiere in einen Graben, der sich quer über die Straße zog und den ein paar Äste notdürftig verdeckten. Die beiden hinteren Pferde liefen auf, die Deichsel brach, das Gefährt rollte auf die Tiere. Der Fahrer schrie etwas und wurde durch die Luft geschleudert. Ein Mann schrie. Ein anderer fluchte grimmig.
Alle vier Pferde kamen wieder auf die Beine, sprengten die Sielen an der geborstenen Deichsel und stoben davon.
Nur noch etwa hundert Yards entfernt standen die drei Banditen und schauten grinsend zu.
»Na also, hat doch wieder geklappt.« Gretty lachte glucksend.
Sie schlugen die Gewehre an den Hüften an und gingen ohne sonderliche Eile auf die Kutsche zu. Sie stand knapp hinter dem Graben, aus dem schimpfend der Kutscher kletterte.
»Wollen Sie endlich erklären, was das soll?«, fragte eine keifende Frauenstimme. »Will sich vielleicht jemand einen Jux mit uns erlauben, Fahrer?«
»Es ist kein Jux, sondern ein Überfall!«, rief Warrior schneidend. »Steigt mit erhobenen Händen aus. Na los, ein bisschen fix!«
Der Kutscher fuhr herum, sah undeutlich die Banditen und griff zum Colt.
Die drei Halunken sahen nur die Bewegung und schossen wie auf Kommando gleichzeitig. Ein einziges lautes Donnern hallte der Kutsche entgegen. Der Kutscher brach getroffen zusammen.
Die Banditen blieben stehen.
»Noch jemand lebensmüde?«, fragte Warrior schleppend. »Immer heraus mit der Sprache, wenn euch das Fell juckt. Patronen haben wir noch genug!«
Da öffnete sich der Schlag. Eine dicke Frau mit einem riesigen Hut auf dem Kopf kletterte heraus und hob die Hände. »Bitte, Gentleman, nicht schießen. Wenn die beiden da drin lebensmüde sind, ist das gewiss nicht meine Sache! Sind Sie der berüchtigte Doug Warrior, Mister?«
Die beiden Männer stiegen ebenfalls aus und hoben die Hände. Es handelte sich um Reisende, die steife Melonen und dunkle, zerknautschte Anzüge trugen.
Warrior und seine beiden Kumpane gingen weiter auf die Passagiere zu.
»Sind Sie es nun, oder sind Sie es nicht?«
Warrior grinste die dicke Frau an. Sie war mindestens fünfzig, trug ein weites, fast schon unförmiges Kleid und rund ein Dutzend lange Perlenketten um den Hals. Bänder, Reifen und Ringe zierten ihre Arme und Finger.
»Ihr führt in den Städten Schmuck vor, was?« Warrior grinste. »Tand. Damit wird viel Geld verdient, habe ich gehört.«
Die Männer sahen so bleich aus, dass es sich trotz der Dunkelheit erkennen ließ.
»Weiter zur Seite!« Warrior winkte mit dem Gewehr nach links.
Die Männer und die Frau gehorchten.
»Ist er nun Warrior?«, flüsterte der eine Mann.
»Durchsucht den Kasten!«, wandte Warrior sich an Gretty.
Der schwarzbärtige Halunke stieg in das Gefährt. Tracy nahm sich indessen den Kasten unter dem Bock vor und warf alles nach unten, was ihm brauchbar erschien.
Der eine Mann ließ die Hände sinken.
Warriors Gewehr zuckte herum.
Rasch hob der Mann wieder die Hände.
»Ihr beiden legt euch in den Dreck!«, befahl Warrior. »Gesicht nach unten. Na los, etwas schneller, ihr lahmen Vögel!«
Die Reisenden warfen sich hastig zu Boden. Die Frau schüttelte den Kopf.
»Ihr seht jetzt komisch aus. Mr. Warrior, ich finde unsere Begegnung ungemein spannend!«
»So, findest du?« Warrior ging auf die fette Frau zu und stieß ihr die Mündung des Gewehres in den Leib.
Gretty stieg aus. Tracy sprang vom Bock herunter.
Die Frau verlor auf einmal auch die Farbe aus dem Gesicht. »Sie sind doch ein Gentleman, oder?«
Die Banditen grinsten. Warrior riss die Mündung jäh nach oben und zerfetzte mit dem Korn die Ketten und das schwarze Kleid. Perlen flogen bis zu den beiden Männern hinüber, die sich deswegen jedoch nicht rührten. Das halbe Kleid war aufgerissen.
Die Frau schrie erschrocken auf, trat zurück und prallte gegen die Kutsche. Auf einmal schien sie die Begegnung mit den gefürchteten und steckbrieflich gesuchten Banditen gar nicht mehr so zu faszinieren.
»Hast du schon mal eine fette Frau nackt gesehen?«, fragte Gretty, während er grinsend in seinem schwarzen Bartgestrüpp herumkratzte.
»Noch nie«, erwiderte Tracy.
»Wollen wir sie bitten, sich mal für uns auszuziehen?« Gretty schaute Warrior an.
»Und vielleicht einen kleinen Tanz aufzuführen?« Tracy lachte bei dem Gedanken.
»Macht, was ihr lustig seid.« Warrior ging zu den vom Bock und aus der Kutsche geworfenen Gegenständen und sortierte sie. Er interessierte sich nur für Geld, sonst für nichts. Wertgegenstände in solches zu verwandeln, erschien ihm mühselig und gefährlich obendrein.
»Aber vergesst nicht, sie alle drei zu durchsuchen«, sagte er zu seinen Komplizen. »Meistens verstecken Sie das Geld bei sich selbst!«
»Los, Mama, zeig uns, wie fein du aussiehst. Und wirf deinen Kram herüber, damit wir ihn anfassen können!«
Die beiden Banditen traten nach Grettys Worten zurück, senkten die Gewehre und feuerten der dicken Frau vor die Füße.
Sie schrie auf und hüpfte, was so komisch aussah, dass es die Banditen animierte, noch mehrmals zu schießen. Und weil sie Angst hatte, wirklich noch getroffen zu werden wie der Kutscher, entledigte sie sich des zerrissenen Kleides und der Unterwäsche - in einem Tempo, das sie selbst verblüffte.
»Reicht es euch endlich?« Warrior missfielen die makabren Späße seiner Kumpane. Nicht etwa, weil ihm die Frau leid tat. Er hielt solches Verhalten schlicht für überflüssig. »Los, Tracy, sieh nach, ob was in ihren Taschen steckt. Gretty, nimm dir die beiden Kerle vor!«
Tracy und Gretty befolgten die Befehle. Gretty pfiff durch die Zähne, als er nach der Durchsuchung der Männer das Geld zählte.
»Wieviel?«
»Fast sechshundert«, sagte Gretty noch immer staunend. »Die sind ja reicher als die Post selbst!«
»Und du, Tracy?«
»Sie scheint ein armes Luder zu sein.« Tracy grinste die Frau an, die zitternd am Wagen Stand, ein Hemdchen aufgerafft hatte und sich damit zu bedecken versuchte. »Sie hat nur zehn Dollar.«
»Insgesamt immerhin über tausend«, stellte Warrior fest. »In Ordnung, dampfen wir ab!«
*
Der ältere der beiden Männer hob den Kopf. Bis auf das Rascheln von Stoff war es still geworden.
Die Frau stand am Wagen, zog gerade ihr Kleid an und versuchte danach mit einigen Nadeln die Risse so gut wie möglich zu vertuschen.
Da erschallte Hufschlag. Pferde wieherten.
Der Mann kniete, lauschte den Geräuschen nach und tippte den anderen an, der noch ausgestreckt im Sand lag, die Nase auf dem Boden. »Sie reiten fort.«
Seufzend erhob sich der andere.
»Ihr seid zwei Figuren!«, schimpfte die Frau. »Anstatt mich zu beschützen, küsst ihr den Dreck!«
»Wir sind nicht lebensmüde«, erwiderte der eine Mann barsch und stand nun ebenfalls auf. »Sie haben uns alles Kapital abgenommen. «
»Darüber reden wir mit der Postgesellschaft.« Der ältere Mann trat zu der reglosen Gestalt, beugte sich hinunter und drehte sie herum.
Steif fiel der Tote auf den Rücken.
Der Mann richtete sich auf und schaute in die mondhelle Nacht hinaus, in der es aussah, als läge Silber über Texas. »Wohin mögen die Gäule gelaufen sein?«
»Bis zur nächsten Stadt können es nur noch ein paar Meilen sein«, entgegnete der andere. »Ich denke, die schaffen wir bis zum Morgengrauen.«
»Und der Tote?«, fragte die Frau. »Und die Kutsche? Was wird damit?«
»Darum wird sich der Postagent kümmern. Aber wenn ihr nicht wollt, dann wartet hier.«
»Ich gehe mit«, entschied der zweite Mann.
»Natürlich«, schimpfte die Frau, »mich würdet ihr auch allein in der Wildnis sitzen lassen! Bei Nacht und Nebel. Ihr seid zwei Typen.«
Der ältere Mann hob das Gewehr des Kutschers auf, das neben dem Toten lag. Sie gingen zur Straße. Die Frau folgte ihnen und schrie: »Nun rennt wenigstens nicht so!«
Sie warteten und ließen sie zwischen sich gehen.
»Die Halunken sind nach Süden«, sagte der ältere Mann. »Seit neuestem soll es auch da hinunter eine Telegrafenverbindung geben. Hat die Wells Fargo eingerichtet, die bald von Pecos zur Grenze Postkutschen fahren lassen möchte.«
»Na und?«, fragte die Frau.
»Könnte gut sein, dass eine telegrafische Nachricht schneller in einer Stadt vor dem Rio Grande ist als die Halunken selbst. Ich wünsche das denen jedenfalls.«
»Woher willst du denn wissen, dass sie Richtung Rio Grande reiten, Owen?«, staunte die Frau.
»Du hast in El Paso den Namen Doug Warrior gehört, aber sonst nichts, was?«
»Ich habe gehört, dass er ein berüchtigter Bandit und achthundert Dollar wert ist. Tot oder lebend.«
»Und dass er seit Wochen hier unten im Süden sein Unwesen treibt und am Rio Grande in der Brasada vermutet wird«, setzte der andere Mann hinzu.
»Aber sie haben ihn bisher ohne Erfolg gesucht. Selbst Texas Rangers sollen ihn nicht gefunden haben.«
»Kein Wunder«, sagte Owen, der ältere Mann. »Er braucht ja nur über den Fluss nach Mexiko zu reiten, dann dürfen ihm die Beamten nicht mehr folgen. Und daran halten die sich strikt!«
»Wo war er eigentlich früher?« Die Frau blickte auf den Älteren.
»Zuerst in Nebraska, dann in Dakota und eine Zeit in Oklahoma. Er soll überall nur einige Monate sein Unwesen getrieben haben und dann sehr schnell verschwunden sein.«
»Dann wird er sicher bald in Arizona aufkreuzen«, vermutete die Frau. »Habt ihr ihn richtig angesehen? Er hat rotes Borstenhaar und funkelnde Augen. Wie ein Wolf! Ungeheuer interessant. «
»Komisch.« Owen blieb stehen.
Die Frau verharrte ebenfalls und wandte sich um.
»Die haben dir ganz schön mitgespielt, Linda. Aber trotzdem findest du noch Gefallen an ihnen. Soll ich dir was sagen? Du hast dich gern vor denen ausgezogen. Du warst höchstens in Sorge, dich könnte eine verirrte Kugel treffen.«
»Wir wollen weitergehen und die Nachricht durchgeben lassen!«, verlangte der andere. »Vielleicht schnappt man sie diesmal tatsächlich, bevor sie in der Brasada verschwinden!«
»Vorausgesetzt, sie reiten wirklich in eine Stadt, über die der Draht verläuft«, schränkte die Frau ein.
»Die fette Beute begießen solche Halunken sicher.« Owen lief weiter. »Davon bin ich überzeugt.«
»Hat man in El Paso nicht auch erzählt, dass sie oft alle Männer getötet haben, auf die sie bei ihren Raubzügen stießen?«, fragte die Frau. »Mir ist es, als hätte ich so was läuten hören.«
»Man hat erzählt, dass sie jeden Widerstand brechen«, erklärte Owen. »Deshalb haben wir uns doch nicht gewehrt. Aber der Verlust unseres Kapitals ist auch verdammt hart. Und wenn die Post wirklich Ersatz leistet, können darüber Wochen vergehen.«
*
Kurz nach Sonnenaufgang erreichten die drei Banditen den ausgetrockneten Wildhorse Creek und sahen vor den Hügeln der Tierra Vieja Mountains das Nest Lobo.
»Hier waren wir noch nie, was, Doug?« Gretty blickte aus zusammengekniffenen Augen auf die Häuser, die östlich von ihnen lagen.
»Nein«, erwiderte der Bandenführer.
»Dann wollen wir uns mal im Saloon einen genehmigen und hoffen, dass ein paar vernünftige Mädchen da sind.«
Sie hatten einen Bogen geschlagen, um in den Ausläufern der Big Bend ihre Spuren zu verwischen. Dennoch schaute Warrior erst noch einmal zurück.
»Wir sind fünfzehn Meilen geritten«, murmelte Tracy. »Du denkst doch nicht, es käme uns jemand nach?«
»Wir haben keinen Grund, leichtfertig zu werden.«
»Mach keinen Ärger!«, schimpfte Gretty. »Zu unserer Hütte in der Brasada kommen wir noch früh genug. Ich habe keine Lust, mich mit dem vielen Zaster in der Tasche gleich wieder zu verkriechen.«
»Ich auch nicht«, stimmte Tracy zu. »Nur ein paar Stunden, Doug! Bis Mittag.«
»Es wäre aber vernünftiger, wenn wir morgen nach El Cuervo in Mexiko reiten, als heute hier in ein Nest.«
»Nach El Cuervo reiten wir doch trotzdem.« Tracy grinste. »Was soll sonst mit dem vielen Zaster werden?«
»Also gut. Aber nicht länger als zwei Stunden!« Douglas Warrior gab seinem Pferd die Sporen und folgte dem ausgetrockneten Creekbett weiter nach Osten.
Die Häuser bestanden aus weißem Adobelehm. Vulkanfelsen, und hohe Saguarokakteen standen in dem Sandland rund um das Nest. Eine Straße führte schnurgerade nach Norden hinauf. Dass neben ihr ein paar nicht sehr hohe Pfähle mit einem Draht darauf verliefen, übersahen die Banditen möglicherweise deswegen, weil sie von der tiefstehenden Sonne geblendet wurden.
Nach einer halben Stunde erreichten sie die kleine Stadt und hielten vor dem Saloon.
»He, Barn, Gäste!«, rief ein Mädchen, das aus dem Obergeschoss des schmalen Hauses herabschaute.
»Hallo!« Tracy winkte nach oben. »Bist du allein, oder gibt es noch ein paar von deiner Sorte?«
»Für euch sind wir genug.« Das Mädchen hatte rotblonde Haare und grüne Augen.
Warrior schaute sich um. Schräg gegenüber entdeckte er eine bulligen Mann, der einen großen Hut auf dem quadratischen Schädel trug, ausgebeulte Hosen, ein kariertes Hemd und daran einen Stern, der beachtlich groß erschien.
Am Mittelfenster im Obergeschoss tauchten zwei weitere Mädchen auf. Sie hatten braunes Haar und ebensolche Augen. Das Gesicht der einen war rund und einfältig im Ausdruck, das der anderen lang wie das eines Pferdes.
»Na, was sagt ihr nun?«, fragte die Rotblonde.
»In Ordnung«, erwiderte Tracy.
Von drinnen wurde eine Klappe über der Tür geöffnet. Danach entfernte der dicke Keeper eine lange Kette, die mehrmals um die Mittelpfosten der Schwingflügel geschlungen diese über Nacht zusammenhielt. Der Mann sah mürrisch aus. An dem frühen Geschäft schien ihm absolut nichts zu liegen. Er war etwas über fünf Fuß groß und vermochte seine derben Schnürschuhe über den Bauch hinweg sicherlich nicht zu sehen. In seinem Gesicht standen Wasseraugen über Tränensäcken, und ein schwabbeliges Doppelkinn hing darunter.
Tracy und Gretty stiegen ab.
Warrior schaute sichernd die Straße hinauf.
Ein paar Männer tauchten vor ihren Häusern auf, streckten sich und gähnten.
»Die kriechen alle erst aus den Nestern«, sagte Gretty. »Was hast du denn, Doug?«
»Ich weiß auch nicht. Werde das Gefühl nicht los, dass etwas in der Luft liegt.«
»Na was ist nun mit euch?«, rief das rothaarige Mädchen drinnen. »Wir sind schon da!«
»Komm, mach keinen Ärger, Doug!«, drängte Tracy. »In Ordnung, wir fassen uns kurz. In zwei Stunden sind wir wieder unterwegs!«
Widerwillig saß Warrior ab und folgte seinen Komplizen, die den Fußweg betraten und sich hintereinander durch die Schwingtür schoben.
»Ich bin Dag«, verkündete drinnen das Mädchen. »Und das sind Marion und Memel. Wir haben noch ein Mädchen hier. Sheila. Aber sie schläft noch.«
An der Schwingtür schaute Warrior sich noch einmal um.
Der Hilfssheriff stand immer noch vor seinem Office und schaute herüber.
Rückwärts schob Warrior sich hinein und drehte sich um.
Der dicke Keeper rückte hinter dem Tresen mit Gläsern ein bisschen sinnlos herum und fluchte verdrossen in sich hinein.
Warrior warf fünf Dollar auf den Tresen. Sie sprangen noch einmal in die Höhe, klimperten laut und rollten umeinander.
Das Gesicht des Keepers hellte sich auf, als wäre er plötzlich ins Sonnenlicht geraten.
»Und noch fünf für die Mädchen.« Warrior wiederholte das Spiel.
»Wir sind aber drei«, sagte Dag. »Wie sollen wir zu dritt fünf Dollar teilen? Los, leg noch einen drauf!«
Warrior ließ sich nicht lumpen. Der elfte Dollar rollte klimpernd über den Tresen.
Barn schenkte ein.
»Essen würden wir auch was. Solche Steaks, wenn es geht!« Tracy legte beide Hände aneinander, um die Größe anzudeuten, an die er dachte.
Das Gesicht des Keepers verschob sich wieder. »Ist noch kein Feuer im Herd«, maulte er.
»Dann machst du welches.« Warrior warf noch drei Dollar auf den Tresen. »Lass die Flaschen stehen, wir bedienen uns inzwischen selbst.«
Barn vereinnahmte das herumliegende Geld, aber bevor er es verschwinden lassen konnte, griff ihm Dag in die Hand.
»Sechs gehören uns. Könnte dir so passen, die auch mit zu kassieren.«
Barn fluchte und steckte das andere Geld in die Hosentasche. Schwerfällig walzte er zur Küchentür.
Warrior betrachtete die Mädchen. Es handelte sich durchweg um magere Geschöpfe, die etwa im gleichen Alter sein mussten; so um sechsundzwanzig. Sie trugen bodenlange, schwarze Kleider, an die man silbern schillernde Perlen genäht hatte und deren Ausschnitte bis zu den breiten Lackgürteln reichten.
Dag strahlte Warrior an und kam an seine Seite. »Bist ein bisschen schüchtern, wie?«
»Wer sagt dir denn das?«
»Hab ich im Gefühl. Wie heißt du?«
»Douglas.« '
»Und deine Freunde?«
»Jim und John.« Warrior zeigte zuerst auf Gretty, dann auf Tracy.
»Unsere Namen hast du ja gehört. Also lasst uns darauf anstoßen, Kinder!« Dag verteilte die Gläser, die Warrior füllte. Sie stießen alle miteinander an und tranken.
»Wer hätte gestern abend geglaubt, dass der neue Tag so feucht anfängt, Kinder!« Memel, das Mädchen mit dem langen Pferdegesicht, strahlte Gretty an, umarmte und küsste ihn, griff nach einer Flasche und goss den scharfen Whisky wie das pure Wasser in sich hinein.
Gretty lachte polternd und schlug mit der Faust auf den Tresen. »Los, Kinder, zeigt uns was!«
Marion lief in den dunkleren Hintergrund und stellte das Orchestrion an. Tracy lachte schallend, summte die Melodie mehr laut als richtig mit und begann vor dem Tresen zu tanzen. Die Mädchen drehten sich mit schwingenden Kleidern um ihn herum.
Gretty sprang auf einen Tisch und zeigte, dass er es noch besser konnte. Nur Warrior stand noch am Tresen und fluchte leise vor sich hin, weil er wieder nachgegeben hatte.
Er kannte sie doch, wusste, dass sie grundsätzlich über die Stränge schlugen. Sie mussten sich deswegen auch nicht erst besaufen, sondern stiegen immer gleich voll ein, wenn sie nur die Füße in einen Saloon gesetzt hatten.
»He, Doug, mach mit!« Tracy kletterte auf den nächsten Tisch, hob Marion zu sich hinauf und drehte sich mit ihr zu den dröhnenden Orchestrionklängen.
»Jim, mach Platz, ich komme!« Memel raffte ihren Rock hoch und sprang juchzend auf einen Stuhl und dann auf den Tisch.
Gretty hielt sie fest und sprang, als sie Halt gefunden hatte, mit ihr wild über den Tisch.
»Das wird aber teurer, wenn ihr alles ramponiert!«
Warrior blickte über die Schulter. Der Keeper stand wieder hinter dem Tresen.
»Mach keinen Ärger, Barn«, sagte Dag. »Das sind Cowboys, die mal auf den Putz hauen wollen. Stimmt doch, Douglas?«
»Stimmt genau. Wir haben eine Herde für einen mexikanischen Haziendero nach Waco gebracht und sind auf dem Rückweg.«
»Nur drei Mann?« Der Keeper zog die Brauen hoch.
»Es waren doch nur fünfzig Rinder.« Warrior schenkte sich und dem Mädchen wieder ein.
Gretty trat in diesem Moment neben den Tisch und stürzte ab. Er landete zuerst auf einem Stuhl, der berstend in die Brüche ging, dann lag er auf den Dielen. Staub stieg sichtbar hinter dem Tisch empor.
»Das gibt verdammt viel Kleinholz«, schimpfte der Keeper.
Da öffnete sich die Schwingtür. Der bullige Hilfssheriff tauchte auf, die rechte Hand über dem Revolverkolben und den großen Hut tief in die Stirn gezogen.
Warrior warf eine ganze Handvoll Münzen auf den Tresen. »Wir bezahlen jeden Schaden!«
Gretty, Tracy und die Mädchen blieben stehen. Im Hintergrund hämmerte noch immer das Orchestrion.
»Alles klar, Barn?«, fragte der Sheriff barsch.
Der Wirt zog das Geld auf dem Tresen zusammen.
»Der Sheriff muss in alles seine Nase stecken«, sagte Dag. »Ziehen Sie Leine, Winter, Sie sind überflüssig!«
Die Hand des Gesetzeshüters entfernte sich vom Coltkolben.
»Wir kommen schon zurecht«, erklärte der Keeper finster.
Sheriff Winter blickte noch einmal von einem der drei Banditen zum anderen, als wollte er sich deren Gesichter einprägen. Dann wandte er sich ab und verschwand.
Warrior wandte sich um. »Wir sollten verschwinden.«
»Du fängst aber komisch Krach an!« Dag hängte sich an seinen Arm und gab ihm ein volles Glas in die Hand. »Bist doch gerade erst zur Tür herein!«
Gretty, Tracy und die beiden Mädchen begannen wieder auf den Tischen zu tanzen.
Der Keeper ging brummend in die Küche.
Dag küsste Warrior. »Wenn ihr gegessen habt, gehen wir auf mein Zimmer, einverstanden?«
Der Bandenführer blickte zur Tür.
Das Gefühl der Unsicherheit überfiel ihn immer mehr.
Gretty stürzte abermals vom Tisch, kam aber diesmal mit den Beinen auf. Er zog sein Mädchen herunter und begann es unter dem Gelächter der anderen auszuziehen.
An der Galeriebrüstung im Obergeschoss tauchte das vierte Mädchen auf und schaute herunter. Es war groß und schlank, hatte hellblonde, lange Locken und große, graue Augen. Im Gegensatz zu den drei anderen trug es ein rotes Kleid mit kurzen Ärmeln, das nur bis zu den Knien reichte.
»Das ist Sheila«, sagte Dag laut.
Sie blickten alle hinauf.
»Ihr seid ziemlich laut!«
»Na und?« Marion stieg wieder auf den Tisch und begann allein weiter zu tanzen und sich des Restes ihrer Unterwäsche zu entledigen, wozu Gretty noch nicht gekommen war.
Warrior trieb die Unruhe an die Schwingtür.
Marion tanzte und sang, das Orchestrion dröhnte und die beiden Banditen begannen rhythmisch zu klatschen.
»Douglas, was ist denn los mit dir?«, rief Dag am Tresen.
Warrior sah den Hilfssheriff auf der anderen Straßenseite und eine Gruppe weiterer Männer mit Gewehren in den Händen. Und in der nächsten Sekunde fiel ihm auch der Pfahl vor der Poststation und der daran befestigte Telegrafendraht auf.
Eiskalt lief es dem Banditen über den Rücken.
Hinter ihm lachten die anderen.
»Douglas, komm doch her!«, bettelte Dag. »Los, wir kippen noch einen hinter die Binde.«
»Jim, John!«, brüllte Warrior.
Die Banditen stutzten.
»Seht euch das an!«
Da stürzten sie zu ihm und sahen die Menschen auf der anderen Straßenseite, sahen ihre Gewehre und die Blicke, die dem Saloon galten.
»Der Sheriff kam nur herein, um uns genau anzusehen«, sagte Warrior. »Wir haben etwas nicht beachtet. Es gibt hier einen Telegrafen. Als wir ankamen, wussten sie vielleicht schon, was ziemlich weit im Norden passiert ist.«
»Verdammt«, zischte Gretty.
»Was tuschelt ihr denn?«, fragte Marion, die vom Tisch stieg und ihre Kleidungsstücke zusammensuchte.
»Hauen wir ab«, schlug Warrior vor. »Jetzt können wir sie vielleicht noch übertölpeln. Wenn sie erst die Kneipe umstellt haben, geht es bestimmt nicht mehr.«
Der Keeper tauchte in der Küchentür auf und fragte: »Wollt ihr die Steaks kurzgebraten oder anders?«
Keiner der Kerle antwortete. Die Mädchen standen bleich am Tresen und wussten nicht, was sie sagen sollten. Sie ahnten, dass etwas in der Luft hing.
»Beim Sheriff versammeln sich die Männer der Stadt mit ihren Gewehren«, sagte Sheila im Oberstock. »Ich wette, das gilt euren Gästen.«
»Vorwärts!« Warrior zog den Colt und verließ den Saloon.
Gretty und Tracy stürzten hinter ihm her, hatten ebenfalls die Revolver gezogen und eröffneten mit dem Bandenführer gemeinsam das Feuer auf die Leute vor dem Office. Sie schossen ungezielt und schnell in den Pulk hinein und entfesselten Panik unter den überraschten Männern.
»Deckung!«, rief der Hilfssheriff, sprang selbst ins Haus zurück und hob das Gewehr.
Ein Verletzter stieß einen gellenden Schrei aus. Mehrere Männer ließen sich fallen. Ein paar liefen Hals über Kopf davon.
Eine Fensterscheibe zerklirrte. Scherben flogen durch das Office. Die Pferde vor dem Saloon wieherten und versuchten sich loszureißen.
Da standen die Banditen schon zwischen ihnen, banden sie los, jagten die letzten Kugeln aus den Colts und warfen sich in die Sättel.
»Holt sie von den Gäulen!« Hilfssheriff Winter trat wieder aus dem Office und wollte das Gewehr heben.
Aber ein paar sich erhebende Männer behinderten ihn, weil sie vor ihm standen. Er fluchte, schob sie zur Seite und hob das Gewehr erneut an.
Die drei Banditen galoppierten die Straße hinunter.
Winters Kugel pfiff ihnen nach, lag aber eine Handbreit zu hoch, so dass sie Warrior über den Kopf heulte. Auch die anderen Männer schossen in die nun aufwirbelnde Staubwand hinein.
Nach einigen Sekunden krachten alle in der kleinen Stadt vorhandenen Gewehre.
Doch da befanden sich die Banditen bereits am Ende von Lobo und waren in der Staubwand nicht mehr zu sehen.
»Sie waren es.« Sheriff Winter ließ sein Gewehr leise fluchend sinken.
»Wir hätten zuerst einmal die Pferde kassieren müssen!«, schimpfte der Schmied, ein herkulischer Mann mit einer nagelneuen Winchester 73 in den Händen.
»Blödsinn, dann hätten die den Braten gleich gerochen!« Winter lud sein Gewehr nach.
»Haben sie so auch.«
Barn und seine bleichen Mädchen wagten sich aus dem Saloon.
»Die hatten Steaks bestellt«, sagte der Keeper konfus. »Und so schlimm war es doch gar nicht. Cowboys sind ein bisschen laut und direkt. Das weiß doch jeder.«
Der Postagent kicherte. »Heute steht Barn mal wieder mit zwei Füßen auf dem Draht!«
»Wenn er ein Geschäft wittert, schaltet bei ihm alles andere ab«, entgegriete der Schmied. »Das ist doch immer so.«
Hilfssheriff Winter zog den Postagenten beiseite. »Das musst du durchgeben. Genügt aber, wenn du tickst, dass die Bande hier gesehen wurde.«
Der Postagent grinste. »Damit wir nicht so armselig dabei außehen, was, Sheriff? In Ordnung, ich mache es kurz.«
Hilfssheriff Winter überquerte die Straße und erklärte Keeper Barn und seinen bleichen Mädchen, was er wusste.
»Wollen wir die Halunken denn nicht verfolgen?«, fragte jemand auf der anderen Straßenseite.
Winter ging zurück. »Wir können es versuchen. Aber viel Hoffnung habe ich nicht, dass wir die Spuren lange sehen.«
Der Schmied schüttelte den Kopf. »Die tauchen in der Brasada unter. Dort könnten wir suchen, bis wir schwarz werden. Das haben doch andere vor uns mehr als genug erfahren.«
»Vielleicht gehen sie sogar über den Rio Grande«, vermutete der Hilfssheriff. »Dorthin dürften wir uns mit einem Aufgebot ohnehin nicht wagen.«
*
Der Reiter näherte sich von Norden dem kleinen Nest vor den Hügeln, von dem aus der Weg bis in die Brasada am Rio Grande noch ganze zehn Meilen betrug.
Alles an dem Mann sah schwarz aus; die Jacke, die Röhrenhose, der Hut, die Stiefel, sein Haar und seine glimmenden Augen. Selbst der Rappe hatte ein besonders tiefschwarzes Fell.
»Victor McCleef«, murmelte Sheila, das Saloonmädchen mit den langen Blondhaaren und den großen blauen Augen. Sie stand zwischen den anderen Mädchen und einigen Männern, zu denen auch der Sheriff gehörte, vor dem Saloon.
»Was is das für ein Typ?«, forschte Winter.
»Ein Kopfgeldjäger.«
»Sieht man doch«, brummte der Schmied. »Das ist die Reaktion auf die Durchgabe, dass Warrior hier war. Achthundert Bucks haben sie auf seinen Kopf ausgesetzt!«
»Den Kopf hab ich geküsst!« Dag lachte. »Ist das nicht komisch?«
Missbilligende Blicke trafen das Mädchen und ließen es rückwärts in den Saloon gehen.
»Die ist dumm wie ein Karren voll Stroh«, maulte der Postagent.
Indessen ritt der schwarze Mann schon zwischen die Häuser, erreichte den Saloon und zügelte den Rappen. Er hatte ein hageres, hartes Gesicht und kalte Augen. Als er die doppelreihige Jacke wegen der Gluthitze öffnete, waren eine mexikanische Weste mit schöner Silberstickerei und eine goldene, dünne Uhrkette darüber zu erkennen.
Hilfssheriff Winter trat vor die anderen Leute.
»Ich bin wegen Warrior hier, Sheriff. McCleef ist mein Name. Erzählen Sie mir, was Sie von ihm wissen.« Der Kopfgeldjäger stieg ab und betrat den Fußweg. »Bei einem Whisky, versteht sich!«
Barn lief vorneweg und ließ seine Mädchen die Schwingflügel aufhalten. Er polierte den Tresen, stellte eine Batterie Gläser bereit, entkorkte eine Flasche guten Whisky aus Ohio und wartete.
McCleef blieb ihm gegenüber stehen. »Für alle, die einen guten Schluck schätzen!«
»Den schätzt hier jeder, Mister McCleef.«
»Dann für alle.«
»Auch für uns?«, fragte Dag.
»Ich sagte doch, für alle.« McCleef blickte auf Sheila. »Kann es sein, dass wir uns kennen?«
»Ja, Victor.« Sheila trat an seine Seite und schaute ihn so kalt und taxierend an wie er sie.
»Woher?«
»Irgendwoher. Es ist nicht wichtig.«
»Vielleicht doch. Los, heraus damit!«
»Nein, es ist unwichtig. Es war nur flüchtig, dass wir uns kannten. Bedeutungslos.« Sie drehte sich um, verließ den Kreis um den Kopfgeldjäger und stieg die Treppe hinauf.
Der Keeper schenkte Whisky ein, und rechts und links des Kopfgeldjägers griffen die Händen nach den Gläsern.
»Also dann!« McCleef trank sein Glas auf einen Zug leer und schaute wieder irritiert die Treppe hinauf. »Ist sie schon lange hier?«
»Erst seit ein paar Wochen«, erwiderte Dag. »Kam von Kansas herunter, soviel ich weiß.«
»Irgendwoher muss ich sie kennen«, murmelte der Mann. Dann jedoch verdrängte er den Gedanken, zog den Hilfssheriff neben sich und sagte: »Schießen Sie los, Mister.«
»Es gibt nicht viel zu erzählen. Wir bekamen am frühen Morgen die Nachricht vom Überfall auf eine Postkutsche im Norden und nur eine knappe Stunde später den Besuch von drei Reitern, die hier im Saloon anfingen, die Puppen tanzen zu lassen. Da las ich mir den Steckbrief von Warrior noch mal genau durch, ging hinüber und schaute mir die Kerle an. Kein Zweifel, die waren es. Aber bevor wir zugreifen konnten, müssen die den Braten gerochen haben. Sie stürzten heraus, schossen, was das Zeug hielt und flüchteten.«
»So war es«, stimmte der Postagent zu. »Wir kamen nicht mal dazu, unsere Gewehre zu holen.«
»Interessiert mich auch nicht. Habt ihr versucht, sie zu verfolgen?«
»Das hat keinen Sinn«, knurrte der Hilfssheriff. »Haben vor uns Texas Rangers und der County Sheriff mit zwanzig Mann alles probiert. Erfolglos.«
McCleef grinste geringschätzig. »Ich werde Ihnen den Halunken bringen, für den es die Bucks gibt. Kümmern Sie sich darum, dass ich die achthundert Dollar mitnehmen kann, wenn ich die Gegend verlasse. Keeper, noch eine Runde.«
Der Wirt schenkte sofort erneut ein.
»Es kommt schon wieder ein Reiter!«, rief vor der Tür ein Mann. »Noch ein Fremder!«
»Manchmal sind sie wie die Schmeißfliegen, wenn sie Geld riechen«, stieß McCleef scharf hervor. »Aber in der Regel zerstören sie nur die Spuren und handeln sich Kugeln in die dummen Köpfe ein. Also, trinken wir den noch.«
Die Männer griffen zu. McCleef goss sich den Whisky in den Mund und warf das Glas ins Spülbecken. Er verließ den sich öffnenden Kreis und trat aus dem Saloon.
*
Der zweite Fremde, ein sehr großer, breitschultriger Reiter, hatte die Stadt bereits erreicht. Er trug Levishosen, ein sandfarbenes Hemd mit großen Taschen und Schulterklappen darauf und einen flachen Hut von exakt der gleichen Farbe. Sein braunes Pferd war groß und stämmig.
McCleef trat an die Kante des Bretterfußwegs und schlug die doppelreihige Jacke zurück. Sein schwarzer Patronengurt mit der tiefgeschnallten Halfter und dem schweren Colt 45 darin wurde sichtbar.
Der andere Reiter parierte den Braunen und lenkte ihn quer zur Fahrbahn. Sie maßen sich mit einem scharfen, schnellen Blick und wussten beide, was sie voneinander zu halten hatten.
»Ich bin Victor McCleef«, sagte der Kopfgeldjäger schleppend. »Und ich war zuerst hier.«
»Mein Name ist John Cutler.« Der große Reiter saß ab. Auch er trug einen breiten Patronengurt, allerdings von hellbrauner Farbe, und wie McCleef einen Peakemaker in der Halfter.
»Wenn du was essen und trinken willst, dann geh hinein, Cutler. Aber dehne es nicht zu lange aus!«
Cutler lächelte dünn. »Ich bin hinter Warrior her.«
»Ich weiß.«
»Du auch, McCleef, was?« Es klang wie eine Feststellung. »Mir ist das gleichgültig.«
»Aber mir nicht. Und ich war zuerst hier. Warrior gehört mir!«
»Wenn du ihn fangen kannst, gehört er dir, richtig, McCleef. Aber ich reite deswegen nicht wieder weg.«
Ein Raunen ging durch die Menge, die sich hinter McCleef gesammelt hatte. Die Männer traten nach den Seiten, um aus einem möglichen Schussfeld zu gelanden.
»Bist noch neu in dem Job, was?« McCleef gab sich noch verächtlicher als vorher. »Kennst den Kodex nicht?«
»Ich habe davon gehört, kann aber nicht umkehren.«
Hohn blitzte in den Augen des Kopfgeldjägers. »Jetzt redest du, als hätte ich es mit einem Sheriff, einem Staatenmarshal oder einem Texas Ranger zu tun, Cutler.«
»Sind Sie ein neuer Texas Ranger?«, rief der Sheriff.
»Nein.«
»Oder schickt Sie der County Sheriff?«
»Nein.« Cutler ging auf den Fußweg zu und stieg die beiden Stufen hinauf.
McCleef war einen Schritt zurückgetreten und verharrte so mit leicht gespreizten Beinen, die Schwingtür genau hinter sich. Er schüttelte den Kopf. »Bist du dickfällig, Amigo!« Dann schlug er schnell zu.
Cutler wurde dennoch nicht überrascht. Er stieß den Unterarm nach oben und lenkte die Faust über seinen Kopf hinweg. Unter den Ellenbogen hindurch schlug er mit der Rechten zu und traf das Kinn des Kopfgeldjägers.
McCleef taumelte. Cutler setzte nach und trieb den schwarzen Mann mit dem nächsten Hieb in die Kneipe hinein. Die aufschwingenden Türflügel schmetterten gegen die Wände.
»Haut mir nicht alles kurz und klein!«, jammerte der Keeper. »Himmel, das ließ sich doch zuerst so gut an!«
Cutler setzte dem Kopfgeldjäger nach. Aber McCleef wich nach links aus, schnappte einen Stuhl an der Lehne, wirbelte ihn hoch und herum. Cutler konnte so schnell nicht weit genug zurückspringen. Er wurde von den Stuhlbeinen getroffen und taumelte. Als er am Tresen Halt fand, hatte McCleef den Revolver an der Hüfte angeschlagen und spannte gerade den Hammer.
Totenstille herrschte im Saloon. Die Männer der Stadt blickten zu den Fenstern herein und drückten sich die Nasen platt. Die Mädchen pressten die Rücken gegen die Wand. Der Keeper ging hinter dem Tresen in Deckung. Sheila stand auf der Treppe in halber Höhe und blickte interessiert herunter.
»Wenn du jetzt schießt, ist es Mord, McCleef«, sagte das hellblonde Mädchen mit den langen Locken. »Und ich werde als Zeugin gegen dich aussagen. Er hatte keine Chance, auch seine Waffe zu ziehen!«
»Warrior gehört mir!«, stieß McCleef hervor. »Ich war als erster hier, Cutler! «
»Tut mir leid, ich kann wirklich nicht wegreiten.«
»Warum nicht? Wer schickt dich?«
»Tut mir leid, das kann ich nicht sagen.«
»Du bluffst nur!« Der Colt in der Hand des Kopfgeldjägers zuckte.
»Ich warne dich, Victor!«, mahnte die Frau auf der Treppe.
Sie irritierte ihn mehr, als er wahrhaben wollte und er musste aus den Augenwinkeln immer wieder auf sie schauen. Dabei ließ er Cutler zu sehr aus den Augen, und sein Colt kam aus der Richtung.
Cutler trat gegen den Stuhl, der auf dem Boden lag. Das Möbel flog in die Höhe und dem Kopfgeldjäger entgegen, und traf mit einer Kante die Hand mit der Waffe. Mit einem Satz war Cutler hinterher und setzte McCleef die Faust gegen die Stirn.
Der Kerl flog über den nächsten Stuhl hinweg und landete auf dem Rücken. Cutlers Stiefel traf sein Handgelenk. Seine Finger öffneten sich. Der Revolver polterte auf die Dielen. Cutler zog ihn hoch und beförderte ihn durch die Tür. Ein Kinnhaken hob McCleef förmlich in die Luft. Mit rudernden Armen trat er ins Leere und stürzte auf die Straße. Staub quoll empor.
Die Männer entfernten sich weiter.
Cutler bekam von Sheila den Revolver des Kopfgeldjägers gebracht, entlud ihn und warf ihn hinter dem Mann her. Er fiel McCleef auf die mexikanische Weste, aus deren aufgesetzter Tasche eine goldene Uhr mit Sprungdeckel gerutscht war und an der goldenen Kette pendelte.
»Verschwinde, McCleef!«
Der Kopfgeldjäger rappelte sich auf, schob den Colt in die Halfter und die wertvolle Uhr in die Tasche. Deutlicher als vorher waren die scharfen Linien in seinem Gesicht zu erkennen und ließen sein Alter besser bestimmen. Cutler schützte ihn auf vierzig. McCleef gehörte damit zu den alten Männern in seinem gefährlichen Beruf und schien es ziemlich nötig zu haben, dass er den hohen Einsatz noch wagte.
McCleef band seinen Rappen los, saß auf und ritt, ohne noch etwas zu sagen, die Straße nach Süden hinunter.
»Der gibt nicht auf«, murmelte Sheila.
»Ich weiß.«
»Warum lässt du ihn dann wegreiten?«
»Weil ich nicht die Macht besitze, ihn an etwas zu hindern, was er sich nun mal in den Kopf gesetzt hat.« Cutler drehte sich um und ging in den Saloon zurück.
Sheila folgte ihm. Der Keeper war wieder aufgetaucht und betrachtete missmutig den Schaden. Die drei Mädchen wagten sich zum Tresen herüber.
Hilfssheriff Winter und die Leute der Stadt betraten nach und nach den Saloon.
»Wer sind Sie denn nun?«, fragte der Hilfssheriff barsch.
»John Cutler. Sagte ich doch schon.«
»Und wer schickt Sie?«
Cutler dachte an seine Auftraggeber, die genau genommen in der Regierung saßen. Aber sie legten größten Wert auf Diskretion, weil sie in die Kompetenzen der Bundesstaaten und -territorien hinsichtlich deren Polizeihoheit gar nicht eingreifen durften.
Dennoch taten sie es über einige geheime Organisationen, die man dort einsetzte, wo die Instanzen der einzelnen Bundesstaaten ganz offensichtlich versagten. So wie hier, wo der County Sheriff und die Texas Rangers vergebens Jagd auf eine beinahe lächerlich kleine Bande machten, die ihnen regelmäßig durch die Finger schlüpfte, und die schon in anderen Bundesstaaten ihr Unwesen trieb.
»Sie müssen verdammt lange überlegen«, sagte der Sheriff grollend. »Sind am Ende doch nur ein Kopfgeldjäger.«
»Denken Sie, was Sie wollen, Sheriff.« Cutler drehte sich um, weil er die Debatte ohne Erklärung beenden musste.
Winter blickte auf die anderen Männer um sich herum. Sie zuckten mit den Schultern.
Der Stallmann drängte sich neben Cutler. »Bleiben Sie heute hier, oder ziehen Sie auch gleich wieder ab?«
»Wann waren die Banditen hier?«
»Vor fünf Tagen, Mister.«
Cutler schaute hinaus. Die Schatten der gegenüberliegenden Häuser reichten bereits weit auf die Straße hinaus.
»Es wird bald dunkel«, sagte Sheila und berührte seinen Arm. »Viel Zeit kannst du bis morgen früh nicht verpassen.«
»Die Brasada erreichen Sie sowieso nicht, Mister«, drängte der Stallmann. »Und ich nehme den Gaul mit zu mir hinüber und füttere ihn ordentlich. Kostet Sie nur einen halben Dollar.«
Cutler drückte dem Mann das geforderte Geld in die Hand. Dann schaute er den Keeper an. »Also was Gutes zu essen, einen Whisky und ein Zimmer.«
»Aus dem holst du nichts heraus, Sheriff«, brummte der Schmied.
*
Cutler wandte sich ab und suchte einen Tisch im Hintergrund neben dem Orchestrion auf, halbwegs schon von der nach oben führenden Treppe verdeckt.
Sheila kam ihm nach. »Ist es dir recht, wenn ich mich zu dir setze? Du kannst natürlich auch allein bleiben oder dir eins der anderen Mädchen aussuchen.«
Cutler rückte den Stuhl an der Seite etwas weg.
Sheila setzte sich.
»Wie war das, als die Banditen hier aufkreuzten?«, fragte Cutler.
Sheila erzählte, was sie wusste. Zuletzt sagte sie: »Meine drei Gefährtinnen sind um die herumgesprungen wie verrückt. Die haben das Geld in den Taschen der Kerle förmlich gerochen.«
»Und was riechst du bei mir?« Er lächelte sie an.
»Ärger mit McCleef«, erwiderte sie offen.
Cutler lehnte sich zurück.
Die Männer vom Tresen blickten zu ihm, verließen aber einer nach dem anderen schon den Saloon.
»Ärger mit McCleef«, wiederholte Cutler gedehnt. »Was gefällt dir denn daran?«
»Ich hasse ihn. Das heißt, ich habe ihn früher gehasst und wurde plötzlich daran erinnert, als er hier auftauchte.«
Cutler wartete. Der Keeper brachte den Whisky und für Sheila unaufgefordert einen roten Likör in einem langen, dafür sicher nicht bestimmten Glas. Er zog sich wieder zurück und sagte zu den Leuten am Tresen: »Wer nichts mehr verzehrt, soll sich hier nicht die Beine in den Bauch stehen!«
Da zogen auch die letzten ab, und mit ihnen Hilfssheriff Winter.
»Prost!« Sheila stieß mit Cutler an und trank.
Er beobachtete sie auch während er das große Glas anhob. Sie war auffallend hübsch. Eigentlich seltsam hübsch für diese Stadt, die mitten in der Wildnis wie am Ende der Welt lag. Sie schien obendrein auch noch intelligent zu sein, was man nicht von allen Saloonmädchen behaupten konnte.
»Was hast du?« Sie drehte das Glas immer noch in der Hand.
»Auf dein Wohl, Sheila!« Cutler trank das Glas zur Hälfte leer und stellte es ab.
Das Mädchen nippte nur an dem Likör.
»Ist er sehr stark?«
»Nein. Aber so süß, dass man andauernd befürchten muss, die Lippen würden zusammenkleben.« Sheila stellte das Glas ab. »Es war vor sechs Jahren in Julesburg. Dort lernte ich McCleef kennen. Er schien damals ziemlich abgebrannt zu sein. Ich spielte an einem von mir gemieteten Tisch. Damals war ich zweiundzwanzig und dachte, in ein oder zwei Jahren würde ich genügend Geld beisammen haben, um was ganz anderes anzufangen.«
Für einen Moment lächelte das Mädchen bei dem Gedanken, einmal weit oben gewesen zu sein. Dann verfinsterte sich ihr Gesicht jäh.
Cutler schaute sie an und schwieg ab wartend.
»Dann kam McCleef, setzte sich zu mir und wollte pokern. Innerhalb von drei Stunden nahm er mir alles ab. Ich war. schon blank, als ich bemerkte, wie er eine Karte aus dem Ärmel zog. Daraufhin schlug ich Alarm. Der Marshal tauchte auch sofort auf. McCleef wurde durchsucht und hatte keine versteckten Karten mehr bei sich. Sie waren ihm schon ausgegangen. Ich hatte es zu spät bemerkt.«
Cutler lehnte sich zurück. »Und weiter?«
»Ich konnte nichts gegen ihn werden. Niemand außer mir sah, wie er die letzte Karte hervorzauberte. Er nahm mein Geld und verschwand. Ich wurde für die angeblich falsche Behauptung erst einmal zwei Tage eingelocht. Danach musste ich mir Geld verdienen. Für Bahnfahrten und so. Ich kam mit zwei Wochen Verspätung nach Bear River City und erfuhr, dass McCleef dort an einen Spieler geraten sein sollte, der noch raffinierter war als er selbst. Mein Geld hatte den Besitzer indessen wieder gewechselt. Und der Mann, der es nun besaß, wusste bereits, dass mir kein Saloonwirt noch einmal einen Tisch vermieten würde. Er wusste aber bestimmt auch, dass McCleef ein Falschspieler war. Nur, darüber sprach er nicht.«
»Vielleicht handelte es sich bei diesem Mann um einen noch besseren Falschspieler.«
»Kann durchaus sein.« Sheila drehte das lange Glas auf dem Tisch spielerisch zwischen den Händen.
»Und dann?«
»Ich gab es auf und begnügte mich damit, McCleef dafür zu hassen und in die Hölle zu wünschen. Und irgendwann vergaß ich ihn. Bis er auftauchte. Aber er konnte sich an diese kurze Episode längst nicht mehr erinnern.«
»Tut mir leid, dass du den so greifbar erschienenen Absprung damals nicht geschafft hast, Sheila.«
Das Mädchen winkte ab. »Ich habe mich an den Job gewöhnt und finde ihn so schlecht auch wieder nicht. Leute, die den ganzen Tag herumrackern, sind übler dran. Und jetzt möchte ich von McCleef nicht mehr reden.«
*
Als sich die Tür öffnete, fiel diffuses Licht von der Galerie in das einfache, schmale Zimmer.
Cutler hatte wie automatisch nach dem Stuhl neben dem Bett gegriffen und den dort liegenden Colt erfasst. Er ließ ihn jedoch sofort wieder los, als er das Mädchen mit den blonden Locken erkannte.
»Ich bin es, Sheila. Schläfst du schon?«
Sie schien nicht sehen zu können, dass er sich bewegte.
»Nein.«
Sheila trat über die Schwelle und schob die Tür zu. Nun vermochte er ihr Gesicht nur noch als schemenhaft hellen Fleck zu sehen.
»Wie spät ist es denn?«
»Bald Mitternacht.«
»Dann muss ich mindestens eine Stunde geschlafen haben.«
Sheila trat an den Bettgiebel. »Ich habe dir ja gesagt, dass es noch eine Weile dauern würde. Barn räumt seine Kneipe und die Küche nie allein auf. Das müssen wir machen. Meistens wird es viel später. Die letzten Gäste sind heute unanständig früh nach Hause gegangen. Interessiert es dich, was die letzten am Tresen noch sprachen? «
»Nein, Sheila.«
Sie trat neben das Bett und setzte sich auf die Kante. »Es sollte dich aber interessieren. Sie redeten von dir.«
Sheila wartete anscheinend auf eine Reaktion von ihm. Er erwiderte jedoch nichts.
»Es interessiert dich wirklich nicht, was?«
Er lächelte, obwohl sie das kaum sehen konnte. »Nein, Sheila, wirklich nicht.«
»Sie stellten Mutmaßungen darüber an, ob du nun in irgendeinem höheren Auftrag unterwegs sein könntest, oder letzten Endes auch nur ein Kopfgeldjäger.«
»Dachte ich mir schon.«
»Der eine sagte, manchmal kämen Texas Ranger wohin, um was aufzuklären oder Banditen zu fangen und würden sich als Cowboys ausgeben. Er hätte das schon erlebt.«
»Ich bin kein Texas Ranger.«
»Ein anderer sagte, es würde in den Staaten eine private Polizei für spezielle Aufgaben geben, die Detektive ausschickt. Pinkerton war der Name, wenn ich mich richtig erinnere.«
»Falls du mir nicht zu sehr auf den Geist gehen willst, hörst du davon auf, Sheila.«
Das Mädchen lachte leise, erhob sich und summte eine Melodie. Die Seide von Sheilas Kleid raschelte, als sie sich auszog. Ihr heller Körper ließ sich besser erkennen als das dunkle Kleid. Cutler meinte ihren Hals, die Schultern, die vollen Brüste und die schmalen Hüften zu sehen. Und doch blieb alles schemenhaft wie im Nebel.
»Rückst du ein bisschen zur Seite?«
»Hab ich schon getan, als ich ins Bett ging.«
Sheila setzte sich wieder auf die Bettkante. Cutler sah das Funkeln ihrer großen Augen, griff nach ihren Oberarmen und zog sie zu sich herunter, um sie küssen zu können.
Ihre Finger fuhren durch sein Haar und ihre schlanken Beine schlangen sich um seine.
»Hier unten ist es ziemlich ruhig, wenn nicht gerade ein paar Banditen die Gegend unsicher machen, Cutler. Ich meine, hierher kommen nur selten Fremde, die Abwechslung mitbringen. Und wenn welche kommen, sind es in der Regel finstere Typen, die über die Grenze verschwinden wollen. Einer wie du verirrt sich vielleicht in zwei Jahren nur einmal in so ein Nest wie Lobo.«
Er wusste, was sie damit andeuten wollte und bemerkte ihre zunehmende Erregung, die rasch auf ihn übergriff. Ihre Küsse brannten auf seinen Lippen, den Wangen und dem Hals. Sheila ließ sich langsam von ihm gleiten und führte seine Hand vom Gesicht über die Brüste zu den Schenkeln und flüsterte: »Komm, Cutler!«
*
Heiß brannte die Sonne auf das ausgedörrte Land. Die Luft flimmerte, dass es schien, als stünde Wasser zwischen den Hügeln und die Kakteen würden darauf schwimmen.
Cutler hatte den Spuren McCleefs ein Stück folgen können, sie dann jedoch auf dem harten Boden verloren. Dazu mochte der Kopfgeldjäger seinerseits beigetragen haben, indem er über steiniges Gebiet geritten und manchmal den Gräben gefolgt war, die nur nach heftigen Regenfällen Wasser führten.
Das Gelände wurde mehr und mehr zu einem unübersichtlichen Übergang in die Brasada, von der Cutler sich nur noch drei oder vier Meilen entfernt befinden konnte. Auch die Hügel flachten sich schon merklich ab.
Cutler hielt seine siebenschüssige Spencer in den Händen, zügelte den Braunen von Zeit zu Zeit, schaute sich um und lauschte.
Manchmal floh eine Antilope bei seiner Annäherung. Einmal sah er ein verwildertes Rind für ein paar Augenblicke im Gestrüpp. Menschen kamen ihm jedoch nicht zu Gesicht.
So drang er immer weiter nach Süden vor und erreichte gegen Mittag den ersten subtropischen Buschgürtel des Rio Grande-Landes. Lianen schlangen sich um die bemoosten Stämme und rankten sich an ihnen bis in die Kronen empor.
Ein Karrenweg, vorher kaum zu erkennen, schob sich in das grüne Dickicht und wies einen Weg, der durch diese muffig und schwefelhaltig riechende Hölle führte.
Cutler folgte ihm in dem Bewusstsein, dass viele Männer vor ihm auf der Suche nach Douglas Warrior diesen Weg geritten sein mussten. Erfolglos.
Ein paar waren nicht mehr zurückgekehrt. Er konnte der nächste sein, wenn er Pech hatte.
Fratzen schienen in den Dornenbüschen, im Salbei und hinter den Biberschwanzkakteen zu grinsen.
Das Schmatzen eines Sumpfes in der Nähe ließ den Braunen nervös werden. Cutler parierte das Tier. Als er einen Hufabdruck an einer weichen Wegstelle erkannte, zügelte er das Pferd. Er sprang ab, beugte sich hinunter und erkannte, dass es eine nicht sehr alte Spur sein musste. Vielleicht die von McCleefs Rappen oder einem Banditenpferd. Beides war möglich.
Cutler richtete sich auf und schaute auf das Gewirr von Bäumen und Büschen, Kakteen, Lianen, Moos und Gras, auf bunte Blumenpracht und feucht schimmernde Erde.
Hier war eindeutig im Vorteil, wer auf seinen Gegner wartete, niemals der, der ihn suchte. Die vielen wilden Tiere, die hier reichlich Beute und Lebensraum fanden, verrieten jeden Eindringling, der ihren Lebensrhythmus störte. Ein Versteckter musste nur aufpassen, wenn die Geräusche zunahmen und das Wild in die dichteren Büsche floh.
Diese Erkenntnis erklärte ihm zwar die Fehlschläge anderer Verfolger von Warriors lächerlich kleiner Bande, nicht jedoch, wie er sich anders als diese verhalten könnte.
Unerwartet öffnete sich das Dickicht vor ihm. Eine einzelne, vom Blitz bis zur Wurzel gespaltete Blutbuche stand auf Grasboden, den die Buschmauer umgab.
Da Cutler die Banditen nicht unmittelbar am Karrenweg wähnte, ritt er weiter. Aber kaum war er fünf Yards auf der Lichtung, wurde hinter ihm ein Gewehr repetiert.
Er zügelte das Pferd.
»Lass das Gewehr fallen!«, meldete sich Victor McCleef. »Na los, ein bisschen schneller, wenn ich bitten darf!«
Cutlers Hand öffnete sich. Neben dem Braunen schlug die Spencer ins Gras.
»Absteigen!«
Cutler gehorchte wieder, weil er McCleef zutraute, dass er ihn auch abknallte. Er war ein Falschspieler. Sheila hatte sein Wesen am Beispiel genau erklärt. Er würde auch Widerstand brutal aus dem Weg räumen, wenn er keine andere Möglichkeit sah.
Das Gras war ziemlich trocken und raschelte als der Mann sich näherte. Die Gewehrmündung berührte Cutlers Rücken. »Habe ich dir nicht gesagt, dass Warrior mir gehört?«
Cutler sah keine Möglichkeit, die Lage zu verändern. Jede seiner Reaktion musste mehr Zeit verschlingen als McCleef benötigte, um den Finger zu krümmen. Und es ging dem Falschspieler und Kopfgeld]äger ja inzwischen nicht mehr nur um Warrior und das Kopfgeld, sondern bestimmt auch um Rache für die Niederlage tags zuvor in Lobo.
Da verschwand der Druck im Rücken.
»Daran