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Extra Wildwest Großband 6 glorreiche Western Januar 2019
Extra Wildwest Großband 6 glorreiche Western Januar 2019
Extra Wildwest Großband 6 glorreiche Western Januar 2019
eBook765 Seiten10 Stunden

Extra Wildwest Großband 6 glorreiche Western Januar 2019

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Über dieses E-Book

Dieses Buch enthält folgende Western:

W.W.Shols: Desert-Town - Keiner kam zurück

Larry Lash: Verfolgt und gehetzt

W.W.Shols: Jacky und der Überfall

W.W.Shols: Lizzy

John F. Beck: Du musst kämpfen, Jesse Murdock!

Alfred Bekker: Entscheidung in Nogales

Durch das verschneite Land ziehen Söldnertruppen, Banditenhorden und Indianer. Sie rauben, brandschatzen und morden, alles unter dem Deckmantel des Krieges.

Zwei Männer versuchen, zur Armee von Washington durchzubrechen. Sie werden verfolgt und gehetzt. Fast unüberwindliche Hindernisse stellen sich ihnen in den Weg. Erschöpft, am Ende ihrer Kraft, schleppen sie sich voran. Sie müssen zum Wisconsin River, sonst sind sie rettungslos verloren.
SpracheDeutsch
HerausgeberAlfredbooks
Erscheinungsdatum29. Jan. 2019
ISBN9783745207729
Extra Wildwest Großband 6 glorreiche Western Januar 2019
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Autor

Alfred Bekker

Alfred Bekker wurde am 27.9.1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und wuchs in den münsterländischen Gemeinden Ladbergen und Lengerich auf. 1984 machte er Abitur, leistete danach Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims und studierte an der Universität Osnabrück für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Insgesamt 13 Jahre war er danach im Schuldienst tätig, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Schon als Student veröffentlichte Bekker zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. Er war Mitautor zugkräftiger Romanserien wie Kommissar X, Jerry Cotton, Rhen Dhark, Bad Earth und Sternenfaust und schrieb eine Reihe von Kriminalromanen. Angeregt durch seine Tätigkeit als Lehrer wandte er sich schließlich auch dem Kinder- und Jugendbuch zu, wo er Buchserien wie 'Tatort Mittelalter', 'Da Vincis Fälle', 'Elbenkinder' und 'Die wilden Orks' entwickelte. Seine Fantasy-Romane um 'Das Reich der Elben', die 'DrachenErde-Saga' und die 'Gorian'-Trilogie machten ihn einem großen Publikum bekannt. Darüber hinaus schreibt er weiterhin Krimis und gemeinsam mit seiner Frau unter dem Pseudonym Conny Walden historische Romane. Einige Gruselromane für Teenager verfasste er unter dem Namen John Devlin. Für Krimis verwendete er auch das Pseudonym Neal Chadwick. Seine Romane erschienen u.a. bei Blanvalet, BVK, Goldmann, Lyx, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.

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    Buchvorschau

    Extra Wildwest Großband 6 glorreiche Western Januar 2019 - Alfred Bekker

    Alfred Bekker, John F. Beck, W.W.Shols, Larry Lash

    Extra Wildwest Großband 6 glorreiche Western Januar 2019

    UUID: 8fed4534-2364-11e9-a83b-17532927e555

    Dieses eBook wurde mit StreetLib Write (http://write.streetlib.com) erstellt.

    Inhaltsverzeichnis

    Extra Wildwest Großband 6 glorreiche Western Januar 2019

    Copyright

    Desert Town – Keiner kam zurück

    Verfolgt und gehetzt

    Jacky und der Überfall

    Lizzy

    ​Du musst kämpfen, Jesse Murdock!

    ENTSCHEIDUNG IN NOGALES

    Extra Wildwest Großband 6 glorreiche Western Januar 2019

    Alfred Bekker, John F. Beck, W.W.Shols, Larry Lash

    Dieses Buch enthält folgende Western:

    W.W.Shols: Desert-Town - Keiner kam zurück

    Larry Lash: Verfolgt und gehetzt

    W.W.Shols: Jacky und der Überfall

    W.W.Shols: Lizzy

    John F. Beck: Du musst kämpfen, Jesse Murdock!

    Alfred Bekker: Entscheidung in Nogales

    Durch das verschneite Land ziehen Söldnertruppen, Banditenhorden und Indianer. Sie rauben, brandschatzen und morden, alles unter dem Deckmantel des Krieges.

    Zwei Männer versuchen, zur Armee von Washington durchzubrechen. Sie werden verfolgt und gehetzt. Fast unüberwindliche Hindernisse stellen sich ihnen in den Weg. Erschöpft, am Ende ihrer Kraft, schleppen sie sich voran. Sie müssen zum Wisconsin River, sonst sind sie rettungslos verloren.

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

    © by Author

    © Cover: Tony Masero

    © dieser Ausgabe 2019 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

    Desert Town – Keiner kam zurück

    Western von W. W. Shols

    Der Umfang dieses Buchs entspricht 148 Taschenbuchseiten.

    Monate sind seit jenem Tag vergangen, an dem Johnny Canavan in die Gila Deserts zog, um Gold zu suchen. In Desert Town, der verlassenen, halbverfallenen Diggerstadt inmitten der Sandwüste, sollte ein Schatz vergraben sein. Das behauptete jedenfalls Ras Avis, der geheimnisvolle Fremde. Well, der junge Johnny Canavan glaubte ihm und ritt mit ihm fort. Keiner der beiden kam zurück. Hat die Wüste sie verschlungen – sind sie irgendwo verdurstet? Jim Canavan reitet in die Wüste, um seinen Bruder zu suchen. Er findet halb verwehte Grabhügel – aber seinen Bruder nicht. Wird die Wüste ihr Geheimnis jemals preisgeben?

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

    © by Author

    © Cover: Tony Masero

    © dieser Ausgabe 2019 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

    1

    Jim stapft vor seinem Maulesel her wie einer der ziellosen Wüstenwanderer. Vor zwei Monaten noch war sein Gesicht von der Weichheit der Jugend gezeichnet. Jetzt ist es hager und eckig und, wo sich die Haut nicht schält, bronzen getönt.

    Sein Unterkiefer ist hart und entschlossen vorgereckt, sein Mund ist streng. Nur der noch nicht geschwundene Glanz der dunklen Augen ist es, der das Gesicht nicht grausam und unbarmherzig erscheinen lässt. Jim Canavan ist längst nicht mehr der unerfahrene, ein wenig mutlose junge Mann, der vor zwei Monaten in die Einöde kam, um seinen verschollenen Bruder. Johnny zu suchen. Die Wüste hat ihn verwandelt – innerlich und äußerlich. Hier haben Wochen die Wirkung von Jahren gehabt.

    Hitze, Durst, Hunger, Einsamkeit, Not, Furcht, Wildheit und Schmerz – er kennt sie alle. Er hat sie alle gespürt – die heiße Sonne mit ihrem flammenden Feuer, die aufgerissenen Lippen und die raue, trockene Zunge; den Schmerz in der Magenhöhle, die unerträgliche Stille im leeren Raum, die Trostlosigkeit, die Todesverachtung, das müde Wandern und lange Klettern, das Suchen, Suchen, Suchen nach Wasser und nach Spuren; die schlaflosen Nächte, und jenen seltsamen Widerspruch in der brennenden Wüste: die Kälte der Nacht, den eisigen Wind und den Tau, der alles durchdringt.

    Oft, wenn ihn die Verzweiflung übermannt, ist er stehengeblieben und hat sich die Kehle wund geschrien: „Johnny, Bruder, lass mich nicht länger suchen! Johnny, komm zu mir, ich flehe dich an! Das Suchen macht mich wahnsinnig, es frisst mich auf. Lass mich nicht in dieser Wüste krepieren, Johnny – Bruder!"

    In alle Richtungen hat er es gebrüllt. Als das nicht half, hat er die Sonne angeschrien. Doch auch sie hat nicht geholfen.

    Sie hat ihre sengenden Strahlen in sein Gesicht geschleudert, bis er mit einem gurgelnden Laut in den Sand stürzte. So blieb er oft liegen, bis die frostige Wüstennacht ihn aufrüttelte.

    Und weiter ging die Suche.

    Vergeblich hat die Wüste an dem jungen Mann mit den breiten Schultern und den kräftigen Armen und Beinen herumgebissen. Sie konnte ihn nicht fressen. Je mehr die Not an ihm nagte, desto unbändiger wurde sein Wille, ihr zu trotzen.

    „Ich muss dich finden, Johnny, und ich werde dich finden. Wenn du wieder aus der Wüste heraus wärst, hättest du mir wenigstens eine Nachricht geschickt. Du musst also noch hier sein. Mein Gott, hat dich die Jagd nach dem Reichtum so verblendet, dass du mich und unsere Ranch vergessen konntest? Oder bist du …"

    Jim sprach nie aus, was er weiter dachte. Aber einmal stieß er zwischen Kakteen auf ein kärgliches Holzkreuz, das in lockerer Erde steckte. Er sank nieder und wartete mit einer schwindelnden Leere im Gehirn die wenigen Stunden bis zur Nacht ab. Endlich, unter dem grausam glotzenden Auge des Mondes, schaufelte er mit bloßen Händen den Sand weg. Wie ein Irrsinniger buddelte er, denn das Grab war tief, damit die Coyoten es nicht räubern konnten.

    Bald spürte er den knochigen Leib des Begrabenen. Er grub dort weiter, wo sich der Kopf befinden musste.

    Endlich löste er das Tuch vom Gesicht des Toten und stieß einen heiseren, gurgelnden Schrei aus. Der Anblick des Toten, der mit lidlosen, eingesunkenen Augen blicklos auf ihn starrte, raubte ihm alle Nerven. Am ganzen Leib schlotternd, taumelte er von der düsteren Stätte weg. Irgendwo sank er wimmernd nieder und wühlte sich in den Sand hinein.

    Doch die eisige Kälte trieb ihn zu seinem Maulesel zurück, der die Decken auf dem Rücken trug. Bald hatte er sich wieder beruhigt, und er näherte sich erneut dem Wüstengrab. Ohne hinzusehen, zog er das Tuch über das Totengesicht zurück. Dann untersuchte er mit hämmerndem Herzen die Kleidung des Leichnams.

    In einer Tasche fand er einen Zettel, auf dem zu lesen stand:

    Eine Schlange biss Tom Wood in die Hände.

    Am Abend war es mit ihm zu Ende.

    Wir ziehen ohne ihn fort.

    Jack Mullin und Fred Hill

    Nein, hier lag nicht sein Bruder Johnny. Es war einer der Unglücklichen, die in ihrer Gier nach dem Wüstengold auf der Strecke geblieben waren. Seine Partner hatten ihn begraben und ihm den Zettel mit einem für diese Zeit typischen Spruch in die Tasche gesteckt.

    Jim Canavan seufzte erlöst auf und schüttete das Grab wieder zu. Danach war er so erschöpft, dass er mit letzter Kraft die Decke vom Eselsrücken zerrte, sich darin einhüllte und gleich neben dem Grab zu Boden sackte.

    „Du bist nicht tot, Bruder", flüsterte er noch, ehe er in das schwarze Meer eines traumlosen Schlafes hinuntersank.

    Aber dieses schreckliche Erlebnis quält Jim Canavan jeden Tag aufs Neue. Wann wird er vor dem nächsten Holzkreuz stehen? Wird ihn die zehrende Ungewissheit wieder ein Grab öffnen lassen? Und wird es eines Tages sein Bruder Johnny sein, der ihn im Tode so schrecklich angrinst?

    2

    Vor neun Monaten …

    Johnny kommt ins Ranchhaus gelaufen und schreit: „Dad, Jim, wir brauchen die Ranch nicht aufzugeben! Was die Rinderpest bisher angerichtet hat, werden wir wieder wettmachen. Ich werde euch den Reichtum ins Haus bringen, ich, Johnny Canavan! Ihr habt doch von dieser geheimnisvollen Stadt in der Wüste gehört – Desert Town. Ich habe einen Fremden gefunden, der gewichtige Anhaltspunkte hat, wie man dorthin gelangt. Es gibt sie wirklich, diese Wüstenstadt. Der Fremde hat es mir erklärt. Er hat nur auf einen ehrlichen Partner gewartet, der ihn dahin begleitet, und ich gefalle ihm. Dad, Jim, wir kommen wieder auf den hohen Sattel. Ich werde mit Ras, das ist der Fremde, diesen Goldschatz der Desperados finden!"

    Der alte Canavan wiegt den Kopf.

    „Du bist und bleibst ein vertrauensseliger Narr, Johnny. Ich gebe zu, an dem Gerücht über dieses Desert Town muss ein Körnchen Wahrheit haften, aber das ist kein Grund, dass du sinnlos in dein Verderben rennst. Es sind schon erfahrene Wüstenratten auf der Strecke geblieben, ohne dieses seltsame Nest erreicht zu haben. Einmal fanden sie einen, dem wahrscheinlich die Furcht den Verstand geklaut hatte. Er stammelte immerzu den Namen dieser verteufelten Town und riss dabei die Augen auf, als sei ihm der leibhaftige Satan auf den Fersen."

    „Die meisten dieser Wüstenratten sind alt und saftlos, Dad, widerspricht Johnny mit strahlendem Lächeln. „Ich bin jung und frisch. Ras ist es auch. Wir werden es schaffen!

    Johnny hat oft verrückte Ideen, und nie lässt er sich davon abbringen.

    „Bleib sauber, Sohn!, und „Halt die Ohren steif, Bruder!, sind die einzigen Ratschläge, die Jim und der alte Canavan dem hitzköpfigen Johnny mit auf den Weg geben können.

    „In drei, spätestens vier Monaten melde ich mich – in jedem Fall, verspricht der Junge. „Bis dahin haltet aus. Verkauft sie ja nicht, die Ranch! Ich werde den Schatz finden, ich hab ’ne Nase für sowas!

    „Wenn du in sechs Monaten nicht zurück bist, hole ich dich", droht Jim in gespieltem Grimm, damit ihm die Kehle nicht zu eng wird.

    Johnny ist wild und feurig, aber ein grundanständiger Kerl und treuer Partner. Und wenn es auf dieser Welt etwas gibt, in das Jim noch mehr vernarrt ist als in das edle Gestüt auf der väterlichen Ranch, so ist es sein kleiner Bruder. Wirklich, es ist ihm ein vergnüglicher Lebenszweck geworden, den Jüngeren bei jeder erdenklichen Möglichkeit zu umhegen und ihm einige Tricks beizubringen, die ein Mann in diesem Land für sein späteres Leben brauchen kann.

    Überschwängliche Freude befiel Jim jedes Mal, wenn er sah, wie rasch Johnny begriff, wenn ihn der Jüngere – zum Beispiel bei Revolverkunstgriffen – übertraf.

    Wenn es in der Town zum Krach kam, war Johnny dabei. Wenn irgendwo ein Haufen Flaschen geköpft wurde, konnte auch Johnny ein leeres Glas nicht leiden. Und immer, wenn der kleine Brausekopf allein nicht nach Hause fand – sei es, weil er zu schlimm angeschlagen war oder die nötige Bettschwere hatte – schleppte Jim ihn zurück. Und er tat es jedes Mal mit einem so zärtlichen Ausdruck im Gesicht, als wenn ein leidenschaftlicher Tierfreund sein putziges Bärenkind, das ihm ausgerissen war, wieder nach Hause scheuchte.

    „Wenn du mich diesmal holen willst, musst du weit reiten, Bruder, lacht Johnny. „Wir sind hier in Nevada, und die Sonora-Wüste liegt in Arizona, hart an der mexikanischen Grenze.

    „Ich werde notfalls durch sämtliche Wüsten wandern, wenn du uns vergisst, knurrt Jim. „Hau ab und zeig dem Wüstenteufel, dass ein Nevada-Reiter sich nicht fressen lässt! Der Kleine schluchzt. „Danke Jim!" Sie umarmen sich auf jene raue und wilde Art – wie immer, wenn Johnny wieder einmal der Sattel juckt.

    Der alte Canavan steht schwankend da, als sein jüngster Sohn davonreitet, und er muss sich auf die Verandabrüstung stützen. Er blinzelt, seine Lippen zucken, als er der Staubwolke nachschaut, die Johnnys Pferd aufwirbelt.

    „Mit Abschied und Heimkehr ist das so eine Sache, Jim, sagt er mit dumpfer Stimme. „Ein alter Vater sieht seinen Sohn fortreiten und wiederkehren, und er denkt sich nichts dabei – nur Hoffnung verspürt er, und dann Freude. Aber einmal sieht er den Sohn wegreiten, und plötzlich spürt er da drinnen eine verdammte Leere, und er weiß, dass er den Sohn nie wiedersehen wird. Der Alte senkt das graue Haupt und schlurft ins Haus zurück.

    „Fang nicht an zu spinnen, Dad!, ruft Jim böse, „Wir werden ihn wiedersehen.

    Den Alten wundert es nicht. Seine Hoffnung starb schon in dem Augenblick, als Johnny aus dem Hof ritt. Doch Jim drücken Ungeduld und Sorge von Tag zu Tag mehr.

    Und die Rinderpest hat beinahe den gesamten Viehbestand vernichtet. Es kommt der Tag, an dem sie auch die ältesten Zuchtbullen erschießen müssen. Und es kommt die Stunde, in der der alte Canavan einem Herzschlag erliegt. Es ist die Stunde, in der Jim Canavan erkennt, dass es in seinem Leben nur noch eine Erfüllung geben kann:

    Johnny zu finden und ihm beizustehen bis ans Ende seiner Tage!

    3

    Sie latschen durch die Felsen und Kakteenwildnis, als zögen sie meterlange Eisenketten an den Beinen hinter sich her. Dass sie im Zickzack laufen, wissen sie nicht einmal.

    Drei Männer.

    Clay Ellis, Lin Bush und Bob Gentry.

    Sie gingen wegen des Goldes in die Wüste. Aber bis jetzt fanden sie nichts als Katzendreck.

    Irgendwo in dieser Wüste werden sie den großen Coup machen. Ihr Glaube daran ist stark. So stark wie der Wille, in dieser Einöde zu überleben.

    Doch Wasser ist im Moment wichtiger als Gold. Denn wer alle Reichtümer dieser Welt besitzt, aber nicht das Wenige, was er zum Leben unbedingt braucht, ist ärmer als der räudigste Hund.

    „Ihr scheckigen Hundesöhne!, kreischt der hagere, dunkelhäutige Bob Gentry und zerrt an den Zügeln seines Maulesels, um das Gleichgewicht zu bewahren. „Wer von euch hat behauptet, dass es hier herum Wasser gibt? Los, der soll sich melden, oder ich haue euch die hohlen Schädel aneinander, bis ihr’s herausgackert!

    „Halt die Fresse, Bob!, knurrt der kurze, stummelnasige Lin Bush gereizt. „Ist doch verdammt egal, auf wessen Mist es gewachsen ist. Du hast selbst am lautesten gebrüllt und mir beigepflichtet, dass wir an der richtigen Spur schnüffeln!

    „Wa – was?, heult Gentry auf. „Komm her, damit ich dir die Gurgel zudrücken kann!

    Er lässt die Zügel fallen, hebt die Hände krallenartig vors Gesicht und wartet, bis Lin Bush herangekommen ist.

    „Ihr Idioten, bringt euch nur gegenseitig um, dann sauf’ ich das Loch allein leer!", krächzt Clay Ellis, der mit seinen vierzig Jahren der älteste von den dreien ist. Seine blassen Augen liegen tief in den Höhlen und blicken leer geradeaus.

    Bob Gentry stutzt, lässt die Hände sinken und glotzt Ellis an.

    „By Gosh, von welchem Loch redest du da, Clay?"

    Ellis würdigt ihn keines Blickes. Mit krummem Rücken, aber steif hochgehaltenem Kopf latscht er an den anderen vorbei. Seine Augen bekommen einen fast irren Glanz, als er mit hohler Stimme vor sich hin spricht: „Schlagt euch tot, schlagt euch ruhig tot, ihr Narren. Ich sauf’s allein leer, das Loch. Wasser – Wasser, ich sehe es vor mir – klares, kaltes Wasser. Ahhh, schlagt euch doch tot, hihi!"

    Bobs Augen quellen vor.

    „Hörst du wohl auf, dauernd von Wasser zu quasseln!, keucht er würgend. „Aufhören, Clay! Aufhören, sage ich!

    Mit einem gurgelnden Laut wirft er die Arme hoch, stolpert wild hinter Ellis her, um sich auf ihn zu stürzen.

    „Du Narr!, kräht Lin Bush. „Merkst du nicht, dass die Sonne sein Hirn gefressen hat?

    Mit hässlichem Gekicher stellt er Bob ein Bein, dass dieser der Länge nach hinschlägt und mit dem Gesicht in den brennenden Sand prallt.

    „Mistkerl!, röchelt Gentry und wälzt sich herum. „Warte, wenn ich hoch komme!

    Er rappelt sich auf die Knie. Da drückt ihm Lin grunzend die rissige Stiefelsohle gegen das Gesicht, dass er japsend auf dem Rücken landet.

    „Dämlicher Kerl!, schnaubt Lin. „Bleib bloß liegen, bis du die Nerven wieder oben hast. Sonst ziehe ich dich durch den Sand, dass dich die Geier für’n paniertes Steak halten müssen!

    Bob Gentry rollt sich weg und torkelt diesmal in sicherer Entfernung hoch.

    „Ich ramme dir dein faules Gebiss durch den Hals, dass es aus deinen stinkigen Zehen wieder rauskommt!", faucht er und streicht sich wild über das speckige Haar.

    „He, Bob, wo ist bloß Clay geblieben? Der ist nicht mehr zu sehen."

    Clay Ellis ist wirklich aus ihrer Sicht verschwunden – in ein Feld von Kakteen hinein, das einem Mann und seinem Esel nur schmale Gassen bietet.

    „Willst mich ablenken, was? Komm ran, du Hasenfuß, damit ich dir die alberne Nase aus dem Gesicht wischen kann. Regt mich schon lange auf, das Ding."

    „Mensch, Gentry, hinter dir!" Lin reißt die Augen auf, stiert an dem anderen vorbei und legt eine Hand scheinbar entsetzt vor den Mund.

    Gentry wirbelt herum, verwirrt.

    Da stürzt Lin vorwärts. Sein wilder Tritt erwischt Bob in der Kniekehle. Gleichzeitig knallt er dem anderen die Faust an die Schläfe.

    Doch die mörderische Hitze hat Lin aller Schwungkraft beraubt. Der Tritt bringt Gentry zwar zu Fall, doch der Faustschlag entlockt ihm nur einen heiseren Schrei, der mehr von Wut bestimmt ist.

    Verzweifelt und entsetzt will Lin erneut zutreten. Doch Bobs Hände schnellen vor. Er bekommt Bushs Stiefel zu fassen, hält ihn fest, so dass Lin hilflos auf einem krummen Bein herumhopst. Endlich beginnt Bob genussvoll, den Stiefel zu drehen.

    „Mein Bein, verdammt, mein Bein, wimmert Bush. „Du renkst mir das Bein aus, Bob! Lass ab, du Narr! Oooaaah …

    „Du wirst mich nicht mehr anfallen, hinterlistiger Coyote!", zischt Gentry. Ruckend zieht er an Lins Stiefel und reißt den wild schwankenden Partner zu Boden.

    Winselnd rollt sich Bush durch den Staub, kommt vor die Hufe seines Maulesels, der erschrocken zur Seite springt.

    Bob rafft sich auf und umklammert mit einem bitteren Fluch seine schmerzende Kniekehle.

    „Das wirst du mir büßen, Lin Bush!, keucht er. „Komm hoch, damit ich dir den Stummel von Nase einquetschen kann, du freche Laus!

    Lin wälzt sich noch heftiger über den Boden – wie ein bockiges Kind.

    „Lass mich in Ruhe, Bob! Zum Geier, wir müssen Clay nach. Clay!!!, brüllt er dann ins Kakteenfeld hinein. „Clay, warte, wir kommen zu dir!

    Gentry prustet und lacht höhnisch.

    „Was soll der Quatsch, Lin? Meinst du, ich lass mich von dir breitschlagen? Ich bin noch nicht fertig mit dir. Hoh, noch lange nicht, du hinterhältiger, stinkiger Schakal! Los, hoch, du trübe Leuchte!"

    „Partner!", würgt Bush hervor.

    „Sag noch mal Partner zu mir, und ich kleb dich in den Sand, wie du da liegst! Bei allen Klapperschlangen, ich …"

    „Da, Bob, da – hast du gehört? Clay … er, er hat gerufen. Er hat uns gerufen, Bob, wir müssen zu ihm. Sicher hat er Wasser gefunden. Wasser, Bob, Wasser …"

    „Höllenhund! Gentrys greller Schrei klirrt wie splitterndes Glas. „Darauf soll ich hereinfallen? Narr, hirnloser! Dann schluckt er heftig. „Wa – Wasser hast du gesagt? Ahhh, du Verfluchter! Welche Hölle hat dich ausgespuckt, weil du ihr zu schäbig warst? Mich so schändlich an das Schönste, was es auf dieser Dreckswelt gibt, zu erinnern! Wasser! Jetzt, wo… warte, du Aas!"

    Lin Bush blickt in ausgehöhlte, irr starrende Augen und erkennt, dass er zu weit gegangen ist.

    Jäh fährt seine Rechte zur Hüfte, bleibt jedoch am Revolver liegen. Natürlich wird er auf den Partner nicht schießen, nur um sich vor Prügeln zu bewahren.

    Sie alle sind gereizt, das ist es! Das endlose Suchen, die glühende Sonne, die Wassernot …

    „Warte, Partner!, schreit Lin. „Lass gut sein. Wir müssen uns zusammenreißen, oder wir verrecken wirklich in dieser dreimal verdammten Wüste!

    Doch Bob kommt näher, langsam, aber stetig.

    „Zieh doch, du Feigling!, sagt er heiser, fast flüsternd. „Zieh nur, dann kann ich dir dein verlaustes Fell zu Fetzen schießen, du Jammerlappen!

    „Ich tu alles, was du willst, Bob!, heult der Stummelnasige. „Nur sei vernünftig – und, bei allen Hörnern und Klapperschlangen, ich will’s auch sein!

    Gentry verharrt im Schritt und beäugt ihn wie ein seltenes Tier.

    „Das willst du? Mit einer Hand glättet er sein Haar. „Dann entschuldige dich großartig, Lin, aber schnell!

    „Sicher, Bob, murmelt er düster, deutet dann eine Verbeugung an. „Tut mir ziemlich Leid, dass ich so grob zu dir war, Partner, und …

    ,,… dass du mich wie ’n feiger, hinterlistiger und stinkiger Coyote angefallen hast. Los, sag’s schon!"

    Lin schluckt. „Und dass ich dich wie ’n feiger, hinterlistiger und …, er scheint an einem dicken Kloß zu würgen, „und stinkiger Coyote angefallen habe!

    Endlich hat er es heraus, wendet sich rasch um und greift hastig zu den Zügeln seines Esels. „Zum Teufel, Bob, möcht auf der Stelle aus den Stiefeln kippen, wenn mir vorhin nicht tatsächlich ’n merkwürdiger Schrei ins Ohr geflogen war. Wir müssen Clay nach. Komm, Bob, um Himmels willen!"

    Gentry hat sich nicht vom Fleck gerührt. Er kneift die Lider zu einem Spalt zusammen und zieht die Oberlippe zwischen die Zähne. Anscheinend hat ihn Bushs Abbitte noch nicht befriedigt.

    „Stopp, Lin!", sagt er plötzlich knirschend.

    „Yeah, Bob?"

    „Denkst du Narr, ich lass dich so einfach davonkommen? Leck mir die Stiefel, Lin!

    „Wa – was?, japst Bush. „Du Hund, ich … Er wirft die Zügel weg und stürzt sich, alle Vorsicht verachtend und nur vom wilden Zorn beherrscht, mit einem schrillen Schrei auf Gentry.

    Mitten im Sprung erstarrt er. Auch Bob, der den anderen mit schwingenden Fäusten erwartete, hält in der Bewegung inne.

    Ein Schrei, heiser und kreischend wie der eines Geiers, schallt aus dem Kakteendickicht. Aber weder Bush noch Gentry zweifeln daran, dass es ein menschlicher Schrei ist – der ihres Partners Clay Ellis.

    Die dunklen Gefühle zwischen ihnen sind plötzlich wie weggewischt. Beide greifen hastig nach den Zügeln, und dann hetzen sie stolpernd in die Kakteengasse hinein.

    4

    Der Fremde steht teilnahmslos vor seinem Maulesel und wartet scheinbar gleichgültig, bis der andere auch den letzten Tropfen aus der Flasche gesogen hat.

    „Clay!!!, brüllt Gentry. „Stopp ab, Mann! Du Halunke, lass uns den Rest!

    Ellis kichert verrückt und schiebt die Flasche noch weiter in den Mund. Lin und Bob stürzen auf ihn zu. Lin packt die Flasche und reißt sie dem Partner brutal vom Mund weg, während Bob mit beiden Amen Clays Leib umschlingt und ihn zu Boden zerrt.

    „Warte, Lin!, keucht er. „Trinke ja nicht, Mann!

    Doch Lin hat den Flaschenhals bereits zwischen den Lippen. Er kippt den Kopf nach hinten – und verdreht die Augen, reißt sie so weit auf, dass sie ihm aus dem Kopf zu fallen drohen. Mit einem unartikulierten Schrei schleudert er das Gefäß in den Sand.

    „Leer!, heult er. „Leer, leer, leer! Das Schwein hat alles ausgesoffen!

    Bob, der selbst aus dem Gleichgewicht geriet, als er Clay zu Boden riss, krabbelt auf Händen und Knien der Flasche zu. Mit glühenden Augen reißt er sie an die Lippen. Er wälzt sich auf den Rücken und saugt so intensiv an der Flaschenöffnung herum, als könne er dem heißen Metall Feuchtigkeit entziehen. Dabei lallt er wie ein Kind.

    Clay Ellis indessen wiehert wie ein Esel, haut sich in blödem Vergnügen auf die Schenkel und hopst auf einem Bein herum.

    „Der ist verrückt, kreischt er. „Der ist vollkommen verrückt!

    „Halt’s Maul!", brüllt Lin.

    Er läuft Clay einfach über den Haufen, geht dann auf Bob zu und tritt ihm die Flasche, sauber gezielt, vom Munde weg. „Leer, habe ich gesagt! Sie ist leer, du Hammel!"

    Wie ein Tier rappelt sich Bob auf Hände und Knie. Seine stierenden Augen sind rot geädert. Zäher Speichel läuft ihm am Mundwinkel herab.

    „Du willst nicht teilen, Clay!, krächzt er mit der Stimme eines alten Raben. „Und auch du, Lin! Du sagst, sie war leer, die Flasche. Aber du Lump, du hast noch ’n paar Tropfen …

    „Narr!", unterbricht ihn Lin Bush fauchend. Er tritt in den Sand, dass Bob eine Staubwolke entgegenwirbelt.

    Hustend kommt Gentry hoch. Auch Clay Ellis hat sich inzwischen aufgerafft.

    „Alle seid ihr Narren!" Der Fremde sagt es mit knirschender Stimme.

    Sie drehen sich und mustern erst jetzt den breitschultrigen, jungen Mann, dessen Jeans, Scout-Boots und Flanellhemd genauso abgerissen sind wie ihre Kleider.

    Sie schlurfen zu ihm hin, und Bob presst heiser heraus: „Mann, wer bist du ?"

    Der Fremde zuckt die Achseln.

    „Jim Canavan. Aber das wird euch nicht weiterhelfen."

    „Du hast uns alle Narren genannt, Canavan, sagt Lin Bush beinahe flüsternd. „Was steckt dahinter? Rede!

    Ein spöttisches Lächeln huscht um den schmallippigen Mund des anderen, und er deutet vage zu den Kakteen ringsum.

    „Wasser genug, um ein Jahr lang nicht zu verdursten", brummt er.

    Clay kichert und schlägt sich mit einer Hand klatschend gegen die Wange.

    „Der ist noch verrückter als wir, Jungens, hihi. Lasst ihn doch in Ruhe, der ist – ooohhhaaa!" Bob hat ihm den Ellenbogen in die Rippen gejagt.

    Dann legt Gentry den Kopf schief, streckt Jim den Zeigefinger entgegen und droht „Sei vorsichtig, Canavan. Wir sind nicht in der Verfassung, um uns alberne Witze anzuhören!"

    Wieder zuckt Jim mit den Schultern, wendet sich ab und ergreift die Zügel.

    „Moment mal, he!, ruft ihn Bob zurück. „So affig siehst du doch gar nicht aus. Er schlurft näher. „Was steckt wirklich dahinter?"

    „Wasser", murmelt Jim knapp und bleibt abwartend stehen.

    Gentry reißt sich den Filz vom Schädel und rauft sich wild das Haar.

    „Ah, Jim Canavan!, krächzt er. „Vielleicht sind wir wirklich schon so dusselig, dass wir Wasser für Sand und Springbrunnen für Kakteen ansehen. Well, wie wär’s, wenn du uns mal mit der Nase drauf stößt, Brother?

    Wieder das müde Schulterzucken.

    Jim zieht sein Jagdmesser aus der Scheide, geht umher und schneidet verschiedene Kakteen auf.

    „Ihr könnt noch nicht lange in der Wüste sein", sagt Jim im Ton einer leichten Verachtung.

    Er ist jetzt auf einen kleinen Goldkugelkaktus gestoßen, der ihm genießbar erscheint. Er schneidet ein faustgroßes Stück des Fleisches ab und reicht es Bob, der verständnislos zwinkert.

    „Saftiges Fleisch, erklärt Jim. „Kau es aus.

    Ohne eine Miene des Misstrauens haut Bob die Zähne in das Kakteenfleisch. Schnell hat Jim zwei weitere Stücke herausgeschnitten, die er Lin und Clay reicht. Und dann sieht er geduldig zu, wie die drei Goldsucher mit heiligem Eifer das saftige Fleisch kauen.

    „Reibt euch mit den Rückständen die Haut ein", rät er schließlich.

    Prompt, ohne ein Wort zu verlieren, befolgen sie seinen Rat und reißen sich die Hemden herunter.

    Endlich stehen sie – wieder ziemlich belebt – vor Jim und äugen ihn ein wenig verlegen an.

    „Mann, das war nicht schlecht!, grunzt Bob Gentry. „Jetzt sag bloß, du hast noch mehr solcher Tricks auf Lager?

    „Früher oder später wäret ihr von selbst darauf gekommen, Kakteen anzuzapfen, erwidert Jim gleichmütig. „Und ihr hättet auch das Übrige gelernt. Ihr seid noch zu wenig hier herumgekommen. Keinen Monat, schätze ich.

    „Da schätzt du richtig, Brother, schnauft Lin. „Bist also ’ne richtige Wüstenratte, Canavan. Viel rumgekommen – und viel gefunden?

    Plötzlich blicken sie gierig auf Jims Packtier.

    „Wie viel Unzen Gold hast du deinem Esel schon aufgebunden?", fragt der krummbeinige Clay lauernd.

    „Bin nicht wegen des Goldes in die Wüste gegangen", sagt Jim unwillig.

    „Nicht wegen des Goldes, ha!, lacht Bob rau. „Willst du uns erzählen, dass du als Naturfreund durch diese Gegend trippelst? Zur Hölle, wer die Wüste sucht, sucht Gold – wie wir!

    Plötzlich setzt der ältere Clay ein schlaues Lächeln auf.

    „Wartet mal, Brüder! Vielleicht hat ihn wirklich nicht die Goldgier hergetrieben. Vielleicht ist er ein Jäger der Einsamkeit, ein Freund dieser düsteren Unendlichkeit, und er kam in die Wüste, um zu vergessen. Ich kannte mal einen …"

    „Vielleicht werde ich eines Tages hierbleiben, um zu vergessen, unterbricht ihn Jim hart. „Im Augenblick wandere ich auf einer unsichtbaren Fährte. Ich suche meinen Bruder – Johnny. Vor acht oder neun Monaten wollte er in die Desert. Seine letzte Nachricht kam aus Ajo, einer Town vor der Wüste. Seitdem ist er verschollen. Und ich …

    „Hihi, Jim Canavan, kichert Clay Ellis. „Da kannst du noch lange wandern. Aber nicht zu lange, hihi. Dann wird nur der verfluchte Sand wandern, ewig wandern, deine Knochen werden darin bleichen – wie die deines Bruders. Vor neun Monaten!

    Jim springt vor und packt den mageren Mann an der Hemdbrust. Doch Bob tritt hin und legt Jim die Hand auf die Schulter.

    „Lass nur, Canavan. Das gottlose Maul gehört zu Clay wie der Gestank zum Büffel. Du kannst noch so oft darüber fahren, es lässt nicht ab. Hm, die Wüste ist weit. Weißt du genau, wohin dein Bruder gegangen ist?"

    Jim blickt unsicher durch das Kakteenfeld.

    „Irgendwo durch die Sonora-Desert. Er wollte …"

    „Ha!, lacht Lin Bush krächzend auf. „Ich bezweifle, ob wir hier überhaupt Sand von Sonora unter den Sohlen haben, nicht mal den, den der Wind trieb.

    „Ich mach dir einen Vorschlag, Jim Canavan, ergreift Bob Gentry wieder das Wort. „Du ziehst mit uns weiter. Mir scheint, dass du nicht nur ’ne Nase für Wasser und so hast, sondern auch … Well, eine Hand wäscht die andere. Während wir dir helfen, die unsichtbare Fährte deines Bruders herauszuschnüffeln, steckst du hier und da deinen Riecher in das Gestein. Wir sind so lange hinter Katzendreck hergelaufen, dass es uns verdammt egal sein kann, in welcher Richtung wir jetzt weitersuchen. Du führst uns, aber nicht nur in deinem Interesse. Ist das ein Wort?

    Während Jim die drei Goldsucher unbewegt mustert, denkt er scharf nach. Ist es vorteilhaft für ihn, sich den Fremden anzuschließen?

    „All right, brummt Jim. „Sehe keinen Grund, euch den Schwanz meines Esels zu zeigen. Ich kann jederzeit wieder allein trailen, wenn ich euch dick habe. Damit ihr klarseht: Ich will mitten hinein in die Sonora-Wüste. Es kann ein Weg in die Hölle bedeuten. Denn um Johnny zu finden oder … oder den Beweis seines Todes, werde ich auch die verrückteste Möglichkeit nicht auslassen, den Versuch, nach Desert Town zu gelangen. Genau das war das Ziel meines Bruders.

    Weit fliegen ihre Münder auf. Clay kichert verkrampft. Lin muss husten, und Bob starrt Canavan mit rollenden Augen an.

    „Hölle, Pest und Verdammnis, stößt er heiser heraus. „Desert Town! ’s gab ’ne Zeit, da dachten auch wir daran, dieses Nest zu suchen. Aber das ist verrückt, vollkommen verrückt. Es soll nur ein Weg dahin führen, dem man folgen muss, wenn man sich nicht hilflos verirren will. Sie nennen ihn den Teufelsweg. Aber einfacher als diesen Trail zu finden wäre es, den Deckel zur Hölle zu suchen. Zum Geier, die ganze Story um Desert Town ist ’ne höllische Spinnerei. Irgend so ’n Narr hat was in die Welt gesetzt, und gleich gibt es einige hundert, die noch größere Narren sind. Möchte verdammt nicht dazu gehören. Ich will Gold, yeah, aber nicht erst in der Hölle.

    Plötzlich stutzt er, streicht sich mit dem Zeigefinger über die Unterlippe.

    „Aber du mit deinem Riecher. Du, sag bloß …"

    Jim schüttelt den Kopf.

    „Will euch nichts vormachen. Ich weiß nur, dass in Desert Town ein vergrabener Schatz irgendwelcher Desperados liegen soll, der schon eine Masse in den Tod getrieben hat. Hab keine Ahnung, wo genau dieses Nest liegt. Ich weiß nicht einmal das mit dem Teufelsweg. Johnny erzählte mir aber was von einem seltsamen Fremden namens Ras, der genaue Anhaltspunkte hätte …"

    „Ahhh, macht Lin. „Dann ging dein Bruder also nicht allein in die Unendlichkeit, wie?

    „Du merkst auch alles, kichert Clay. „He, zum Teufel, seit ihr an diesem Desert Town herumschwatzt, lässt mich irgendwas in meinem Schädel nicht mehr los. Schätze, ich hätte glatt Lust, es zu probieren.

    „Wa – was?", stottert Lin verstört.

    „Dieser Schatz, du Narr!", kräht Ellis und kreischt dann vergnügt auf.

    „Ruhe, du Idiot!, schnaubt Bob, schiebt den Stetson zurück und kratzt sich nervös am Ansatz des speckigen Haares. „Die Sache fängt an, interessant zu werden, Canavan, gibt er dann knurrend zu. „Du suchst also außerdem diesen seltsamen Ras, wie?"

    Unentschlossen spitzt Jim die Lippen.

    „Möglich, sagt er dann. „Ich weiß nicht, wie ich diesen Ras einschätzen soll. Mein Bruder hat mir so gut wie nichts über ihn erzählt.

    „Hatte dein Bruder vielleicht ’n paar Risse im Hirn? Ich meine …"

    „Er war durchaus gescheit. Er war sogar ziemlich pfiffig, und in den meisten Fällen hatte er immer den richtigen Riecher für irgendein Glücksspiel, auch wenn er manchmal dabei auf die Nase fiel. Er ist nämlich verdammt hitzköpfig."

    Bob Gentry streicht sich das Kinn.

    „Er wäre also niemals diesem Fremden nachgelaufen, wenn er nicht ’ne echte Chance gewittert hätte. Interessant, Jim Canavan, mächtig interessant. Schätze, wir werden die Ohren ziemlich steif halten, was, Jungens?"

    Einen Moment starren sich Lin und Clay wortlos an. Dann fallen sie sich brüllend um den Hals. Ein Hoffnungsstrahl versetzt sie in einen wahren Freudentaumel.

    Jim lacht bitter auf.

    Bob reicht ihm die Feldflasche zurück, und dann greifen sie zu ihren Zügeln und latschen gemeinsam weiter durch das Kakteenfeld.

    Die drei Goldsucher kamen von Westen, und ihr zielloser Weg führte sie ostwärts. Jim kam von Norden und wollte südwärts. Hier stießen die vier Wanderer zusammen. Und nun führt Jim die Goldsucher in seiner Richtung weiter.

    Die Sonne brennt heiß.

    Vor ihnen liegt die Sonora-Wüste, fern. Noch sechzig Meilen …

    5

    In den ersten Stunden ihrer gemeinsamen Wanderung reden sie kaum ein Wort. Jim denkt an seinen Bruder und hin und wieder auch an Ras, den seltsamen Fremden, der Gefallen an Johnny fand und ihn zum Partner nahm.

    Bob, Lin und Clay hängen einem einzigen, sie verbindenden Gedanken nach: Die Legende von Desert Town haftet plötzlich wie ein glühender Nagel wieder in ihrem Gehirn.

    Desert Town …

    Yeah, wie kam es überhaupt zu dem Gerücht um diese Wüstenstadt?

    Fing es an, als die berüchtigten Outlaws Bruce Cabbo, Lucky Duck und Gil Moore in Coolidge, Arizona, von dem berühmten Commodore Owens gestellt und ins Jail gebracht wurden?

    Vor fünf Jahren …

    Bruce, Lucky und Gil sind von einer fingerdicken Staubschicht bedeckt, als sie in Coolidge eintreffen – zu Fuß. Sie führen drei Maulesel, schwer beladen hinter sich her. Einen seltsamen Anblick bieten sie.

    Jeder, der sie kommen sieht, erkennt, wie abgezehrt sie sind, und dass sie am Ende ihrer Kräfte stehen müssen. Trotzdem blickt aus ihren Augen nicht die Verzweiflung, sondern ein glänzendes, triumphierendes Licht.

    Niemand zweifelt, dass sie aus der großen Wüste, der Sonora-Desert, gekommen sind. Und der Glanz in den Augen der drei Männer kann nur bedeuten, dass sie etwas gefunden haben – Wüstengold!

    Ihre Gesichter sind von monatealten Bärten umrahmt. Cabbo, Duck und Moore sind sicher, niemand wird sie erkennen.

    Aber da ist Gil Moore, der in Erinnerung an seine Militärzeit die weiße Feder am Hut trägt. Und diese Feder ist Commodore Perry Owens kein Geheimnis. Er weiß auch, dass Cabbo, Duck und Moore ein unzertrennliches Kleeblatt bilden, und dass sie vor einigen Monaten in Wickenburg eine Bank und irgendwo auf einer Road Postkutschen überfallen haben.

    Sheriff Owens ist für sein blitzschnelles Eingreifen bekannt. Ehe sich die Desperados versehen, blicken sie in die drohende Mündung von Owens Shotgun.

    Bruce Cabbo, Lucky Duck und Gil Moore kommen in die staatliche Strafanstalt in Yuma. Zum Glück hatten sie bei ihren Überfällen niemanden getötet, zumindest konnte man ihnen keinen Mord nachweisen. Das Urteil lautete auf fünfzehn Jahre Gefängnis.

    Als man das Gepäck der Outlaws untersuchte, fand man Goldstaub im Wert von mehreren tausend Dollar. Großmütig erklärten die Banditen, dass man das Gold unter die Armen verteilen möge. Aber diese gute Tat hatte auf das Urteil der Geschworenen keinen Einfluss.

    Trotz allem scheinen die Desperados ihrer Zukunft ziemlich beruhigt entgegenzusehen; wenigstens von Bruce Cabbo und Lucky Duck kann man das behaupten.

    Gil Moore, der sie mit seiner „Gefühlsduselei ins Unglück gestürzt hat, tobt bisweilen in seinem „Loch und brüllt, dass ihn fünfzehn Jahre Yuma umbringen würden. Diese logische Verheißung rührt zunächst niemanden. Bis Gil Moore, den man vorübergehend in Einzelhaft gesperrt hat, mit einer märchenhaften Story einen Wächter zu bestechen sucht.

    Der Mann würde gern einen Batzen Dollars oder das Gold kassieren, das Gil ihm verspricht. Aber Moores Story erscheint ihm zu unwahrscheinlich und der Reichtum in zu weiter Ferne. Also beschließt der Wächter, die interessante Geschichte der Gefängnisleitung mitzuteilen.

    Doch als Gil Moore vor die Obrigkeit geführt wird, bleibt sein Mund verschlossen.

    Der Vorsteher, der die Aufklärung weiterer Verbrechen wittert, greift zu einer List. Er verspricht Moore Straffreiheit, wenn er ihm reinen Wein einschenkt. Und wirklich sprudelt es plötzlich über Gils Lippen.

    Was nützen ihm Berge von Gold, sagt er sich, wenn er in einem Höllenloch sitzt und sich nur in Gedanken daran erfreuen kann? Und bestimmt wird er verrecken wie ein erbärmlicher Köter, wenn er nicht schnellstens unter die Sonne kommt.

    Bruce und Lucky? Der Teufel soll sie holen! Wie können diese Höllenhunde in so einem dreckigen Loch noch grinsen? Das ist auch ein Grund, weshalb er an den Rand des Wahnsinns kam, losbrüllte, so dass sie ihn in Einzelhaft steckten. Ah, er könnte ihnen die Kehlen zudrücken, den beiden Halunken! Und was haben die beiden nur so oft zu tuscheln gehabt? Immer dann, wenn sie glaubten, dass er eingeschlafen sei. Haben die einen Fluchtplan?

    Grinsen und tuscheln! Und nie ein Wort zu ihm! Die Schweinehunde! Das muss es sein! Sie bereiten einen Ausbruch vor. Und ihn wollen sie zurücklassen, ihn, den sie nie wirklich für voll genommen haben.

    Sie wollen ihn im Drecksloch steckenlassen, wie sie die anderen in der Wüste abgeschüttelt haben – mit ’ner Kugel oder mit Schlägen. Da ist Ras, der seinen Esel verloren hatte und darum nur Ballast für sie war. Sie ließen ihn halb verdurstet zwischen den Kakteen liegen, mit zwei Löchern im Fell. Sicher ist er schon abgenagt bis auf die Knochen von den verfluchten Geiern. Und Milt und Cal … ah, nicht mehr daran denken!

    Aber jetzt ist er dran. Und er will nicht krepieren, nein! Aber Bruce und Lucky können von ihm aus dran glauben. Er will raus hier, unter die Sonne, in die Berge – in die Wüste, die er so oft verfluchte, die ihm aber jetzt als das Schönste auf der ganzen Welt vorkommt. Raus – um jeden Preis!

    Gil Moore klammert sich an das Wort des Vorstehers wie ein Ertrinkender an einen Haifischrachen. Hastig und nur zu genau erzählt er die Story eines grauenhaften Ereignisses mitten in der Wüste.

    Als er fertig ist, schüttelt der Vorsteher den Kopf. Er hält die ganze Geschichte für einen simplen Trick, mit dem sich der Desperado freikaufen will. Selbst wenn sie stimmte, könnte es Jahre dauern, um Licht in die Sache zu bringen. Allerdings hält er die Story für interessant genug, um sie einem Zeitungsmann mitzuteilen.

    Wenige Tage später steht im „Arizona Herald" zu lesen:

    Sind Bruce Cabbo und Lucky Duck Massenmörder? – Das berüchtigte Banditen-Kleeblatt, das am 18. Juli zu einer fünfzehnjährigen Freiheitsstrafe verurteilt wurde und dessen zahlreiche Verbrechen wohl nie bis ins Letzte geklärt werden können, gibt neue Rätsel auf. Gil Moore, der die Gefängnisluft weit weniger verträgt als seine abgebrühten Kumpane, machte über die Herkunft des Goldstaubs eine überraschende Aussage. Die Gefängnisleitung hält Moores Geschichte für ein Gebilde seiner verschrobenen Phantasie, mit dem er sich die Freiheit erschleichen will. Wir aber enthalten uns des Urteils und wollen unseren Lesern sachlich berichten:

    Nach Gil Moores Worten stieß das Kleeblatt im vorigen Jahr 86 während ihrer Flucht durch die Wüste mit fünf weiteren Desperados mitten in der Einöde auf eine regelrechte Kleinstadt mit annähernd einem halben Hundert Einwohnern. An Wasser fehlte es diesen Leuten nicht. Wo jedoch die geheimnisvolle Quelle entsprang, wusste Moore nicht zu sagen. Er nennt die Stadt Desert Town und behauptet, dass in ihrer Umgebung die reichsten Mineralschätze von Arizona zu finden seien. Der Stadtvater sei ein uralter, irischer Einwanderer, der im Jahre " diesen goldhaltigen Ort entdeckte. Nach und nach habe der Oldtimer alle seine Freunde und Bekannten nach Desert Town geholt, so dass man die gesamten Einwohner als eine einzige große Familie ansprechen konnte.

    Bruce Cabbo, Lucky Duck und die übrigen Outlaws hatten dann, so berichtet Moore weiter, den gemeinen Einfall gehabt, sämtliche Einwohner aus dem Weg zu räumen und sich ihres Goldstaubes zu bemächtigen, den die Bewohner in mühevoller Kleinarbeit aus dem nahen Gebirge herausholten.

    Angeblich brachten die Banditen ein solches Entsetzen über die braven Wüstenbewohner, dass viele in heilloser Angst ihr Haus im Stich ließen und ohne Gold, mit ihrer wenigen Habe, in die Unendlichkeit hinaus flohen.

    Cabbo und Duck benutzten mit Vorliebe die finsteren Nächte, um die Einwohner meuchlings zu ermorden. Einmal sollen sie halbwüchsige Kinder entführt haben, um die Männer und Frauen in die Wüste herauszulocken, wo sie sie aus dem Hinterhalt niedermetzelten. Weitere grausige Bluttaten deutete Gil Moore nur an. Angeblich sträube sich sein weiches Gemüt dagegen, diese Ereignisse genau wiederzugeben. Von sich selbst behauptet Moore, dass er an all den schrecklichen Untaten nicht teilnahm, da er kein Blut sehen könne.

    Schließlich, so geht Moores Aussage weiter, sahen die Wüstenbewohner ein, dass sie den schießwütigen Banditen, die sich tagsüber im unwegsamen Gebirge versteckt hielten, auf die Dauer nicht gewachsen waren. Sie entschlossen sich zu einem verzweifelten Durchbruch nach Süden zur mexikanischen Grenze. In einem Dünental wurden sie jedoch von den Outlaws überraschend angegriffen und zersprengt.

    Wer nicht von einer Kugel getroffen wurde, lief, um sein nacktes Leben zu retten, blindlings in die Wüste hinaus. Nach Moores Überzeugung sind alle, die aus dem Massaker übrigblieben, irgendwo in der Einöde durch Durst oder Hunger umgekommen. Denn angeblich warteten die Banditen in der verlassenen Wüstenstadt zwei Wochen lang, ob einer der Versprengten zurückfände.

    Die Wüstenbewohner hatten nur einen kargen Teil ihres Goldvorrats beim Ausbruch mitgenommen. Die Banditen fanden es auf den Rücken der Maultiere, von denen die meisten während des Massakers verendet waren. Sie brachten das Gold nach Desert Town zurück, wo sie es dem Hauptteil zufügten. Moore spricht in übertriebener Gefühlsäußerung von einem wahren Königsschatz. Die Desperados vergruben ihn an einer bestimmten Stelle in der Town. Nur einen geringen Goldanteil luden sie auf die wenigen Maulesel, die ihnen geblieben waren. Dann zogen sie durch die Wüste zurück. Später wollten sie mit großer Ausrüstung zurückkehren, um den ganzen Schatz mitzunehmen.

    Sie merkten sich den Rückweg genau und prägten sich vor allem unveränderliche Landmarken ein.

    Einmal gerieten sie in einen Sandsturm, und die Hälfte der Packtiere ging ihnen samt dem darauf geladenen Gold verloren.

    Nun entspann sich unter den Desperados ein erbittertes Zerwürfnis. Diejenigen, die ohne Maultier und Gold waren, versuchten die anderen auf schändliche Art zu beseitigen. Denn sie wussten, dass sie nur Ballast für die anderen waren, und dass jene vorhatten, sie abzuwerfen – wie eben Ballast.

    Über die Beseitigung im Einzelnen ließ sich Moore nicht aus. Er gab an, dass die Gruppe, als sie fast den Rand der Wüste erreicht hatte, bis auf vier Mann zusammengeschrumpft war. Die Gruppe bestand aus dem Kleeblatt und einem Mann namens Ras Avis. Dieser war der Überlebende der fünf Banditen, denen sich das Kleeblatt während ihrer Flucht angeschlossen hatte.

    Angeblich wollten Bruce Cabbo und Lucky Duck jedoch reinen Tisch. Sie wollten wieder unter sich sein, ohne Mitwisser, nur das Kleeblatt. Am Rande der Wüste streckte Bruce Cabbo den letzten der fünf Mitläufer mit zwei Schüssen nieder. Irgendwo zwischen einigen Kakteen ließen sie ihn liegen, wie alle Banditen ihre Opfer liegenlassen. Nach dem Eindruck, den Gil Moore während seiner Aussage hinterlassen hat, muss davon ausgegangen werden, dass er zu Übertreibungen neigt. Wenn aber nur die Hälfte von Moores Darlegung glaubwürdig ist, so hat sich irgendwo in der Sonora-Desert ein Massaker abgespielt, das dem berüchtigten Blutbad von Chivington gleichkommt.

    Die Gefängnisleitung ist der Auffassung, dass man die Sache nicht ernsthaft überprüfen könne, ohne die Gefahr, sich lächerlich zu machen. Gil Moores Aufschneidereien sind weit bekannt.

    Moore verschweigt hartnäckig den genauen Weg nach Desert Town. Er wäre jedoch einverstanden, unter Aufsicht der Obrigkeit eine Expedition in die Wüste zu führen. Das ist jedoch völlig undenkbar. Und die Gefängnisleitung unterlässt es aus erwähnten Gründen, den Obersten Gerichtshof deswegen anzugehen. Die Vernehmung von Bruce Cabbo und Lucky Duck führte zu dem Erfolg, dass die beiden Outlaws über die „witzige Idee" ihres Kumpels Moore in ein homerisches Gelächter ausbrachen.

    Sollte irgendwo in der Arizona-Desert tatsächlich die besagte Desert Town existieren, so liegt es wohl in der Hand von Privatmännern, die Wüste zu durchwandern und das Geheimnis zu lüften. Gentlemen, hätten Sie nicht Lust?

    Yeah, so steht es geschrieben im „Arizona Herald" vom 27. August 1887. Aber war dieser Zeitungsbericht wirklich der erste Anlass, dass Scharen von Prospektoren und Abenteurern in die Wüste zogen, um den blutigen Schatz der Desperados zu suchen?

    Begann das Gerücht erst zu zirkulieren, setzte der wirkliche Rush erst dann ein, als die nämliche Zeitung Wochen später folgende Notiz brachte:

    Gil Moore, der nach seiner Einzelhaft wieder in den Kerker seiner Kameraden gebracht worden war, fand gestern ein tragisches Ende. Wie wir erfuhren, hatte sich ein Auge des Banditen Bruce Cabbo entzündet, und er erhielt von Doc Shanley eine Flasche Augentropfen. Ausdrücklich bat der Doc den Outlaw, mit der Medizin vorsichtig zu sein, da die Flüssigkeit tödliches Gift sei. Während der Nacht trank Gil Moore den ganzen Inhalt der Flasche und war in wenigen Stunden tot.

    Armer Kerl! Das haben auch Cabbo und Duck gesagt, als sie am Morgen den Wächter riefen.

    Ein Fall von Selbstmord? Die Gefängnisleitung ist anderer Meinung. Die Trauer der Kumpanen Cabbo und Duck wirkt unecht und gespielt. Die ärztliche Untersuchung des Toten legte Kratzspuren und Würgemale an den Tag. Und auch das weitere Verhalten von Cabbo und Duck legt die Vermutung nahe, dass Moore die tödliche Medizin unter Zwang einverleibt wurde. Aber die Beweise reichen nicht, um die beiden Banditen dieses scheußlichen Verbrechens zu überführen.

    Unter diesem Umstand erscheint Gil Moores seltsame Aussage in einem neuen Licht. Fürchteten Bruce Cabbo und Lucky Duck, dass ihr Kumpan als letzten, verzweifelten Ausweg die geheime Wegbeschreibung zu Desert Town hätte preisgeben können?

    Nicht zu bezweifeln ist, dass diese Nachricht die Bevölkerung bis über die Grenzen hinaus aufrüttelte. War sie die Ursache, dass viele Glücksritter in die Desert wanderten und auf verschiedene Art ums Leben kamen?

    Oder setzte sich die Flut von Abenteurern erst richtig in Bewegung, als einige Prospektoren am Rande der Wüste auf ein menschliches Gespenst aus Haut und Knochen stießen, einen Mann, den die Wüste bis auf einen winzigen Rest aufgefressen hatte? Dieser Mann, dessen Alter man unmöglich schätzen konnte und dessen Augen vom Andrang des grellen Lichts erblindet waren, stammelte unentwegt vor sich hin. Immer waren es die gleichen Worte – wenige Worte: „Banditen – Mörder – Desert Town – meine Familie, die anderen – tot, alle tot – Gold, viel Gold – Berge – diese Banditen – da – da!"

    Dabei bebte er am ganzen Leib und streckte seine Knochenfinger instinktiv zur tiefen Wüste hin, während das Weiße in seinen blinden Augen unheimlich zuckte und schimmerte, als sei ihm der leibhaftige Satan auf der Spur.

    Die Prospektoren hielten dem menschlichen Gespenst einer nach dem anderen ihre Feldflaschen hin. Und der arme Kerl trank zu viel Wasser, so dass er einen Herzschlag bekam.

    Niemand weiß genau, wann der große Ansturm auf die Wüstenstadt einsetzte. Manche Wüstenratten behaupten sogar, dass die Story von einer geheimnisvollen Town in der Einöde uralt sei und Gil Moore sie irgendwo aufgeschnappt und etwas Passendes hinzugedichtet habe.

    Tatsache ist, dass all jene Bruchstücke von Berichten die Legende um Desert Town schufen. Tatsache ist, dass Bruce Cabbo und Lucky Duck, seit sie im Staatsgefängnis vom großen Rush auf Desert Town erfuhren, längst nicht mehr so kaltschnäuzig, sondern merklich unruhig geworden sind, so als ob sie wirklich vor der Entdeckung ihres Wüstenschatzes bangten. Tatsache ist, dass noch nie die Kunde laut wurde von jemandem, der im Vollbesitz seiner Geisteskräfte behauptete, die Town auch nur annähernd erreicht zu haben.

    Viele zogen in die Wüste, viele fanden zurück – verzweifelt und erschlagen. Aber ungezählte suchten ihr Glück in der Desert und kehrten nie wieder. Ihre Namen sind blutleere Wörter in der grauen Einsamkeit.

    6

    Eines Nachts lagern sie in einem Canyon. Der Tag ist unerhört heiß gewesen, und die Felsen strahlen noch lange nach Sonnenuntergang die aufgespeicherte Hitze aus. Von einer dunklen Klippe herab singt ein Wüstenvogel sein melancholisches Lied. In der Ferne klagt ein einsamer Coyote. Die Sterne schimmern weiß, bis ein riesiger Mond aufgeht und ihren Schein verblassen lässt.

    Sie lösen das Gepäck von den Rücken ihrer Mulis und breiten es auf dem harten, steinigen Boden aus.

    „Wie viel Pemmikan habt ihr noch?", fragt Jim. Pemmikan ist die Wurst der Indianer und Mountain-Men. Sie besteht aus getrocknetem Fleisch und Talg und gehört zu den berühmtesten Lebensmitteln des Westens.

    Sie knüpfen die Fetzen aus Ölleinen auf.

    „Meins reicht noch für zwei Tage, bestenfalls", ruft Bob Gentry.

    Lin Bush flucht, dass er mit seinen Fleischresten kaum seinen hohlen Zahn füllen könne.

    Clay kichert. Er scheint die ganze Wüstenwanderung wie eine einzige lustige Traumreise zu erleben.

    „Kannst meines haben, kräht er, „wenn du mir dein Wasser dafür gibst.

    „Du kannst mich mal, zischt Lin und bindet seinen Esel an ein Mesquitegestrüpp. „Der Kerl scheint nur vom Wasser zu leben, lugt er knurrend hinzu. „Kein Wunder, dass er aussieht wie ’ne klapprige Ziege."

    Clay kichert wieder und meckert dann wirklich wie ein Ziegenbock.

    „Zur Hölle!, braust Bob auf. „Kannst du dich nicht einmal wie ’n vernünftiger Mensch benehmen?

    Diesmal wiehert Ellis wie ein Esel, und sie lassen ihn in Ruhe.

    „Seit Tagen haben wir kein Wild gesehen, murmelt Jim. „Wir müssen endlich unsere Vorräte auffrischen.

    „Du weißt ’nen Trick, um nicht zu verdursten, also hast du auch ’ne Idee, wie man den Hungertod aufschiebt, brummt Bob. „Oder irre ich mich da, Partner?

    Jim zuckt die Achseln.

    „Ich würde es nicht darauf ankommen lassen."

    Er ordnet sein Gepäck und trägt es zu einem mächtigen Felsen hinüber. Eins der Bündel behandelt er besonders sorgfältig, fast so, als wären Eier darin. Er breitet eine Decke darüber, als wolle er es verbergen.

    Bob und Lin bemerken es.

    „Hast du was Besonderes in dem Paket da?, will Gentry wissen. „Brauchst doch vor uns keine Geheimnisse haben, oder?

    Canavan wischt sich schnaufend mit dem Handrücken über die Nase, starrt geradeaus und schweigt.

    „Dann eben nicht", knurrt Bob. Er knüpft das Tuch aus Ölleinen wieder zu und streckt sich. Sekundenlang reibt er sich das spitze Kinn. Dann zieht er seine Winchester aus den Halteschlingen und blickt zum Rand des Canyons hoch.

    „War mir eben, als hätte ich dort oben ’n paar Steine rollen hören. Vielleicht krieg ich ein Kaninchen vor den Lauf. Kommst du mit, Lin?"

    Bush streckt sich eifrig.

    „Klar, Bob!" Er schnappt seinen Henry-Stutzen und läuft Gentry nach.

    Rings um sie ist die silber-schwarze Wüste – ein Chaos von Felsen und Sand.

    Lange stehen sie schweigend da. Ein kühler Wind treibt den Sand durch den trockenen Sage und verjagt den letzten Rest der Hitze.

    „Da!, zischt Lin plötzlich. „Der Schatten dort hinten. Sieht aus wie ’n Bighorn-Schaf!

    Bob schüttelt die Hand ab, die Bush erregt auf seinen Arm legte.

    „Bist du verrückt, Lin?, keucht er. ,,’n Bighorn-Schaf? Hier in der Gegend? Ich seh ’ne Menge Schatten, du Narr, aber keinen, der aussieht wie so ’n Tier.

    Lin prustet verzweifelt, hält Bob den Zeigefinger vor die Nase und schiebt ihn langsam deutend in die Richtung, wo er den Schatten des Bighorn-Schafs zu sehen glaubt.

    „Flachkopf!, knirscht er zornig. „Lass dir bei nächster Gelegenheit ’ne Brille verpassen!

    Er spuckt aus, packt die Winchester und stapft weiter. Lin Bush folgt ihm kleinlaut.

    Lin zieht ungemütlich den Kopf zwischen die Schultern. Doch plötzlich gewahrt er hinter sich einen huschenden Schatten. Er wirbelt herum, reißt den Gewehrkolben an die Wange, und ein schmetternder Schuss zerreißt die unheimliche Stille.

    Bob, der Lin den Rücken zudrehte und arglos umherspähte, reißt es fast aus den Stiefeln. Er springt in die Höhe, während ihm die Winchester vor Schreck aus den Händen segelt.

    „Bist du übergeschnappt?, heult er. „Du schießt wohl auf Gespenster?

    „Den hab ich erwischt, flüstert er. „Der hat mein Blei im Fell. Komm, sieh’s dir an, Bob!

    Gentry schnappt die Winchester vom Boden hoch und stolpert fluchend hinter ihm her.

    „Hier muss er sein", sagt Lin, immer noch flüsternd.

    Bob lacht scheppernd.

    „Denkst du, ich lass mich von dir veräppeln? Gleich kommst du und sagst, du hättest nen Büffel gesehen. Ich gehe zurück und hau mich hin. Such du nur weiter, du Idiot. Aber steck deine Hände nicht zu tief in die Risse hinein. Das sind nämlich beliebte Schlupfwinkel für Gila-Monsters."

    Mit einem Schrei zieht Bush die Hände zurück und rappelt sich auf.

    „Du kannst mich doch nicht allein hier oben lassen, Bob! Warte, Partner! Ich versichere dir, ich hab ’n Kaninchen erwischt, vielleicht sogar nen Jackrabbit. Ich …"

    Vor Wut heftig schnaubend, hastet er Bob nach, der einfach weitergegangen ist.

    „Ich werde es dir beweisen, Bob Gentry, geifert er. „Morgen werd ich’s dir vor die Stiefel legen, das Kaninchen. Ah, du verdammter Zweifler, du …

    Er überlädt ihn mit den teuflischsten Verwünschungen, bis sie das Lager erreichen.

    Lins Schuss hallte weit hörbar über die Mesa und die Canyons. Er wurde auch von den beiden Männern nicht überhört, die nun zwei Meilen entfernt in einer kahlen Wüstenmulde ihr Nachtlager aufgeschlagen haben.

    Sie hocken um ein kleines Feuer, das von verdorrten Mesquites genährt wird. Ein paar Yards hinter ihnen scharren ihre angepflockten Pferde den körnigen Sand.

    Die ausgezeichneten Tiere konnten die Männer sich aussuchen, nachdem sie den Aufseher der Pferdewechselstation bei Ajo überwältigten. Die abgewetzte, westliche Kleidung dagegen mussten sie bedenkenlos hinnehmen. Sie gehört zwei reisenden Cowboys, die sie während ihrer Flucht überfielen und bis auf die Unterhosen auszogen. Jetzt tragen die beiden Cowboys die Gefängniskluft von Bruce Cabbo und Lucky Duck, denn es ist kaum anzunehmen, dass sie in Unterhosen durch die Wildnis marschieren.

    Als der Knall von Lins Schuss über sie hinweg hallt, springt Lucky auf.

    „Mensch, Bruce, das war nicht weit von hier. Das kam von da hinten, von der Mesa!"

    Bruce Cabbo späht in die Richtung, in die Luckys ausgestreckter Zeigefinger deutet, und nickt. Sein Grinsen wird durch die zuckenden Flammen des Feuers teuflisch gefärbt.

    „Das hat uns der gute Satan geschickt, murmelt er. „Es ist genau das, was wir noch brauchen, klar?

    „Bin ja nicht blöd! Lucky äfft Cabbos Grinsen nach. „Du meinst, in dieser Gegend können’s nur lausige Diggers sein, die hier herumstreunen. Du meinst, der Schuss fiel daher, weil einer auf nächtliche Jagd ausgegangen ist, was nur ’nem dämlichen Digger einfallen kann. Du meinst, dass so ’ne Wühlmaus immer ’n Muli bei sich hat, und ’n Muli ist es, was uns noch fehlt. Stimmt’s?

    „Bist ’n kluges Köpfchen, brummt Cabbo. „Wir werden also morgen in aller Frühe nach Spuren suchen. Das ist der einfachste Weg, um den Burschen aufzustöbern. Wir kriegen ihn, so oder so. Diese Wüstenratten schaffen am Tag keine zehn Meilen bei ihrem Trödeln.

    „Vielleicht sind’s mehrere", meint Lucky und blickt erregt in die Schussrichtung.

    „Um so besser. Dann können wir vielleicht das ganz Gold nach Mexico

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