Wovon sein Vater träumte: Dr. Norden Liebhaber Edition 21 – Arztroman
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Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Er sucht nach Hintergründen, nach der Ursache, warum dem Patienten nicht zu helfen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
»Sollen wir dir ein Taxi schicken oder schaffst du's noch auf deinen eigenen Beinen?«, klang Dr. Daniel Nordens Stimme fröhlich durch den Park. Wie öfter in letzter Zeit joggte er mit seinem Sohn Danny und der Assistentin Janine Merck in der Mittagspause zum Ausgleich zur Arbeit eine Runde durch die nahe gelegenen Grünanlagen. »Schonen Sie ihn doch ein bisschen«, nahm Janine den Junior atemlos in Schutz. Sie lief fast gleichauf mit ihrem Chef, als Danny aufholte und es ihm gelang, wenigstens an ihr vorbeizuziehen. »Schließlich haben wir einen ziemlich großen Trainingsvorsprung.« Auf einer besonders idyllischen Lichtung blieb Daniel schließlich stehen und wartete auf seine Trainingspartner. Ein junger Mann, den er schon öfter im Park getroffen hatte, lief schon zum dritten Mal konzentriert an ihm vorbei und schien ihn gar nicht zu bemerken. »Es macht mir gar nichts aus, nicht so gut in Form zu sein wie ihr«, keuchte Danny, als er gleich darauf ebenfalls auf der Lichtung Halt machte. »Aber gegen eine Frau zu verlieren, das ist schon eine Schande!« Er stemmte die Hände auf die Oberschenkel und beugte sich vornüber. Janine schickte ihm einen bitterbösen Blick. »Soso, gegen eine Frau zu verlieren ist also eine Schande? In welchem Jahrhundert leben wir denn?«, fragte sie herausfordernd, und ihre Augen blitzten. »Wer als Letzter in der Praxis ist, muss Kuchen bei Frau Bärwald holen!« »Ich bin dabei!«
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Wovon sein Vater träumte - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Liebhaber Edition
– 21 –
Wovon sein Vater träumte
Raphael muss eigene Wege gehen
Patricia Vandenberg
»Sollen wir dir ein Taxi schicken oder schaffst du’s noch auf deinen eigenen Beinen?«, klang Dr. Daniel Nordens Stimme fröhlich durch den Park. Wie öfter in letzter Zeit joggte er mit seinem Sohn Danny und der Assistentin Janine Merck in der Mittagspause zum Ausgleich zur Arbeit eine Runde durch die nahe gelegenen Grünanlagen.
»Schonen Sie ihn doch ein bisschen«, nahm Janine den Junior atemlos in Schutz. Sie lief fast gleichauf mit ihrem Chef, als Danny aufholte und es ihm gelang, wenigstens an ihr vorbeizuziehen. »Schließlich haben wir einen ziemlich großen Trainingsvorsprung.«
Auf einer besonders idyllischen Lichtung blieb Daniel schließlich stehen und wartete auf seine Trainingspartner. Ein junger Mann, den er schon öfter im Park getroffen hatte, lief schon zum dritten Mal konzentriert an ihm vorbei und schien ihn gar nicht zu bemerken.
»Es macht mir gar nichts aus, nicht so gut in Form zu sein wie ihr«, keuchte Danny, als er gleich darauf ebenfalls auf der Lichtung Halt machte. »Aber gegen eine Frau zu verlieren, das ist schon eine Schande!« Er stemmte die Hände auf die Oberschenkel und beugte sich vornüber.
Janine schickte ihm einen bitterbösen Blick.
»Soso, gegen eine Frau zu verlieren ist also eine Schande? In welchem Jahrhundert leben wir denn?«, fragte sie herausfordernd, und ihre Augen blitzten. »Wer als Letzter in der Praxis ist, muss Kuchen bei Frau Bärwald holen!«
»Ich bin dabei!« Während sein Vater Feuer und Flamme für diesen Vorschlag war, verdrehte Danny die Augen.
»Muss das sein?«, fragte er unlustig.
Doch Janine kannte keine Gnade.
»Auf die Plätze, fertig, los!«, zählte sie und spurtete los. Als geübte Läuferin hatte sie keine Probleme mit dem Tempo.
Doch Danny war wild entschlossen, sich keine Blöße zu geben. Er mobilisierte sämtliche Reserven und sprintete los und an seinen beiden Trainingspartnern vorbei.
»Ha, jetzt schaut ihr beiden ganz schön alt aus!«, frohlockte er atemlos, aber zufrieden.
Schon sah es so aus, als müsste Janine selbst zum Bäcker fahren, als sich das Blatt jäh wendete. Plötzlich knickte Danny ein und fasste sich mit einem Schrei an den Oberschenkel.
»Ahhhh, mein Bein!«, rief er eine Spur theatralisch. Er fiel zu Boden und umklammerte mit beiden Händen den Oberschenkel.
Sofort war sein Vater bei ihm. Janine kniete sich auf die andere Seite.
»Was ist passiert?«, erkundigte sich Dr. Norden besorgt.
»Ist der Muskel gezerrt?«, mutmaßte Janine.
»Bestimmt ein Muskelfaserriss«, stöhnte Danny. Als Daniel das Bein betastete, stöhnte er noch lauter auf. »Aua, verdammt! Du tust mir weh!«, beschwerte er sich lautstark über die seines Erachtens rüden Untersuchungsmethoden seines Vaters. »Ein Wunder, dass du überhaupt noch Patienten hast … wenn du mit allen so grob umgehst …«
Für diesen Kommentar hatte Daniel nur ein müdes Lächeln übrig.
»Jetzt stell dich mal nicht so an! Das ist ein ganz normaler Krampf«, gab er gleich darauf Entwarnung.
»Kommt in den besten Familien vor.« Auch Janine konnte sich einen spöttischen Kommentar nicht verkneifen, stand auf und lief weiter.
Auch Daniel erhob sich, half seinem Sohn auf und spurtete dann los.
Doch dem jungen Arzt war die Lust an sportlicher Aktivität fürs Erste vergangen.
»Ihr seid doch bloß neidisch, weil ich euch überholt hab«, schimpfte er den beiden schlecht gelaunt nach und machte sich humpelnd auf den Weg zurück in die Praxis, um am Nachmittag seine verlorene Wette einzulösen und ein paar leckere Süßigkeiten in der Bäckerei zu besorgen, in der seine Freundin Tatjana neben ihrem Studium arbeitete.
*
Normalerweise aß Dr. Nordens langjährige Assistentin Annemarie Wendel mit ihrer Freundin und Kollegin Janine selbstgekochte Köstlichkeiten zu Mittag. An den Tagen, an denen Janine zum Joggen ging, nutzte Wendy die Zeit jedoch, um private Dinge zu erledigen. Diesmal war sie beim Friseur gewesen und eben im Begriff, in die Praxis zurückzukehren, als ihr ein Wagen am Straßenrand auffiel. Als sie daran vorbei ging, schlug ihr Herz augenblicklich schneller.
»Wendy, halt!«, rief ihr eine bekannte, männlich-tiefe Stimme zu. »Bitte warte einen Augenblick!«
Sie stutzte einen Moment, dann drehte sie sich um und kehrte zögernd zurück.
»Hanno, das ist ja eine Überraschung!«, begrüßte sie ihren Jugendfreund, den sie vor einigen Wochen zufällig in der Praxis wiedergetroffen hatte.
Sofort waren alle Gedanken und Gefühle wieder da, die sie seit ihrem überstürzten Aufbruch von seinem Heidelberger Gutshof hartnäckig verdrängt hatte.
»Ich hoffe, eine schöne!«, erwiderte er, als er auf sie zukam.
Hannos Frau Helena war vor einigen Jahren gestorben. Seither lebte der Architekt und Immobilienmakler allein mit seiner Schwägerin auf dem Gutshof in Heidelberg. Ein Geschäft hatte ihn neulich nach München geführt, und mit einer harmlosen Beinverletzung war er in der Praxis Dr. Norden aufgetaucht. Wendy und Hanno hatten sich jede Menge zu erzählen gehabt, und die Gefühle von damals flammten wieder auf. Wendy ließ sich überreden, ein Wochenende auf dem Anwesen ihrer Jugendliebe zu verbringen. Allein Philomenas Anwesenheit und ihrer beständigen Nörgelei war es zu verdanken gewesen, dass sie vorzeitig die Flucht ergriffen hatte. Energisch schob sie diese unguten Erinnerungen beiseite und lächelte ihn freundlich an.
»Was machst du denn hier?«
Verlegen stand Hanno vor ihr und musterte sie mit fast zärtlichem Blick.
»Du hast mir gefehlt«, gestand er schließlich rau und streckte die Hand aus, um ihr eine Strähne des frisch frisierten Haares aus dem Gesicht zu streichen. »Du bist sehr schön. Hast du eine neue Frisur?«
Wendy war gerührt von dieser liebevollen Geste. Dabei hatte sie sich doch vorgenommen, hart zu bleiben.
»Ich komme gerade vom Friseur«, sagte sie leise und wusste vor Verlegenheit nicht, wo sie hinsehen sollte. »Was sagt deine Schwägerin dazu, dass du hier bist?«, stellte sie die naheliegende Frage.
»Lass doch mal Philo aus dem Spiel«, bat Hanno ein wenig ungeduldig.
»Das kann ich leider nicht, und das weißt du genau. Sie ist der Grund, warum ich den Kontakt abgebrochen habe. Sie und deine Frau Helena.«
Hanno seufzte.
»Es tut mir leid, wie das alles gelaufen ist.« Er ging zurück zum Wagen und zauberte einen riesigen Blumenstrauß hervor, der auf dem Rücksitz gelegen hatte. »Ich habe lange über deine Worte nachgedacht und mich dazu entschlossen, mein Leben zu ändern. Gemeinsam mit dir will ich die Fenster aufreißen und frischen Wind hereinlassen«, wiederholte er die Worte, die Wendy ihm zum Abschied gesagt hatte. »Willst du mir dabei helfen?«, fragte er heiser.
Ungläubig starrte Wendy auf die Blumen. Nie zuvor in ihrem Leben hatte sie einen herrlicheren Strauß bekommen. Hannos Worte taten ein Übriges, ihr Herz höher schlagen zu lassen.
»Bist du dir denn sicher, dass Philomena das zulässt?«, äußerte sie dennoch ihre Zweifel. Schwager und Schwägerin schienen über die