Du musst mir verzeihen!: Der junge Norden 22 – Arztroman
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Alexander kennt nur ein Ziel: Er will Arzt werden und in die riesigen Fußstapfen seines berühmten Onkels, des Chefarztes Dr. Daniel Norden, treten. Er will beweisen, welche Talente in ihm schlummern. Dr. Norden ist gern bereit, Alexanders Mentor zu sein, ihm zu helfen, ihn zu fördern.
Alexander Norden ist ein charismatischer, unglaublich attraktiver junger Mann. Die Frauenherzen erobert er, manchmal auch unfreiwillig, im Sturm. Seine spannende Studentenzeit wird jede Leserin, jeden Leser begeistern!
Du musst mir verzeihen! »Hallo! Sie da! Sie beide! Helfen Sie uns doch! Sie sind doch Ärzte, oder?« Beim fast schrillen Klang der panikerfüllten Männerstimme fuhr Alex herum, doch Chris, der junge Krankenpfleger, packte Alex am Arm und wedelte mit der anderen Hand vor seinen Augen hin und her. »Das betrifft uns nicht, Alex. Wir sind keine Ärzte, schon vergessen? Ich für meinen Teil werde nie Arzt sein, und bei dir wird es noch ein halbes Jahrzehnt dauern, bis es so weit ist.« Alex befreite sich aus Chris' Griff und schob den Freund unsanft zur Seite. »Hier braucht jemand dringend Hilfe. Hörst du das denn nicht?« »Doch. Aber erstens bin ich nur Pfleger, und du bist nur Praktikant. Und zweitens sind wir in unserer wohlverdienten Kaffeepause und schnappen frische Luft, um uns zu erholen. Und drittens …« Alex drückte dem verblüfften Chris seinen Kaffeebecher in die Hand und stürzte mit Riesenschritten auf den immer noch um Hilfe rufenden Mann zu, der, ein Kind auf dem Arm, keuchend und mit hochrotem Kopf am Eingang der Behnisch-Klinik vorbei in Richtung Notaufnahme lief. »Endlich! Endlich hören Sie mich!«
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Der junge Norden
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Du musst mir verzeihen! - Carolin Grahl
Der junge Norden
– 22 –
Du musst mir verzeihen!
Wenn ich doch die Zeit zurückdrehen könnte
Carolin Grahl
Du musst mir verzeihen!
Wenn ich doch die Zeit zurückdrehen könnte
Roman von Carolin Grahl
»Hallo! Sie da! Sie beide! Helfen Sie uns doch! Sie sind doch Ärzte, oder?«
Beim fast schrillen Klang der panikerfüllten Männerstimme fuhr Alex herum, doch Chris, der junge Krankenpfleger, packte Alex am Arm und wedelte mit der anderen Hand vor seinen Augen hin und her. »Das betrifft uns nicht, Alex. Wir sind keine Ärzte, schon vergessen? Ich für meinen Teil werde nie Arzt sein, und bei dir wird es noch ein halbes Jahrzehnt dauern, bis es so weit ist.«
Alex befreite sich aus Chris‘ Griff und schob den Freund unsanft zur Seite. »Hier braucht jemand dringend Hilfe. Hörst du das denn nicht?« »Doch. Aber erstens bin ich nur Pfleger, und du bist nur Praktikant. Und zweitens sind wir in unserer wohlverdienten Kaffeepause und schnappen frische Luft, um uns zu erholen. Und drittens …«
Alex drückte dem verblüfften Chris seinen Kaffeebecher in die Hand und stürzte mit Riesenschritten auf den immer noch um Hilfe rufenden Mann zu, der, ein Kind auf dem Arm, keuchend und mit hochrotem Kopf am Eingang der Behnisch-Klinik vorbei in Richtung Notaufnahme lief.
»Endlich! Endlich hören Sie mich!«, sagte der Mann erleichtert, als Alex neben ihm war. »Wir brauchen dringend Hilfe! Ich dachte schon, Sie wären taub! Meine kleine Tochter, mein Baby, mein Mädchen … Sie ist verletzt … Sie …«
Alex warf einen raschen Blick auf das Kind, das der Mann an sich presste.
Ein Baby war die Kleine längst nicht mehr. Alex schätzte das blonde Mädchen auf zehn bis zwölf Jahre. Sie trug eine an den Knien zerrissene Jeans und Turnschuhe und streckte ihren rechten Arm, der einen notdürftig mit einem blutdurchtränkten Taschentuch umwickelten offenen Bruch aufwies, unnatürlich abgewinkelt von ihrem Körper ab.
»Ein Unfall?«, fragte Alex.
Der Mann nickte. »Elena und ich, wir sind auf unseren Skateboards gefahren. Elena wollte mir zeigen, dass sie hochspringen, sich dabei drehen und wieder auf ihrem Skateboard landen kann. Die halbe Drehung hat auch sehr gut geklappt, aber als sie es mit einer vollen Drehung versucht hat …«
»Ich kann die volle Drehung. Ich bin sie schon mindestens hundert Mal gesprungen, Helmut«, kam es übellaunig von dem Mädchen. »Es hat nur nicht geklappt, weil du mich mit deinem hysterischen Entsetzensschrei abgelenkt hast.« Alex prallte unwillkürlich zurück. Elenas Gesicht war weiß wie eine frisch getünchte Wand und schmerzverzerrt, aber ihre Stimme hatte erstaunlich fest und hart geklungen. Und dass sie ihren Vater in einem derart bissigen Tonfall und mit seinem Vornamen ansprach …
»Ich bin leider kein Arzt«, sagte Alex, zu Elenas Vater gewandt. Er wies mit dem Kinn auf Chris, der inzwischen ebenfalls herangekommen war. »Chris ist Pfleger hier an der Behnisch-Klinik. Und ich bin Medizinstudent im zweiten Semester und absolviere zurzeit mein Praktikum. Wir können Ihnen also rein medizinisch gesehen nicht weiterhelfen. Aber wir begleiten Sie und Ihre Tochter in die Notaufnahme der Klinik und regeln die organisatorischen Dinge. In der Notaufnahme werden sich umgehend kompetente Ärzte um Ihre Tochter kümmern.« »Danke«, erwiderte der Mann. »Vielen Dank.«
Willig und sichtlich erleichtert folgte er Alex und Chris in die Notaufnahme.
Er ließ sich, seine Tochter immer noch auf dem Arm, auf einem der Stühle im Wartebereich nieder, während Alex mit Notärzten und Krankenschwestern sprach.
Als alles erledigt war, setzte er sich neben Vater und Tochter. »Ihre Tochter wird umgehend versorgt. Sie müssen selbstverständlich nicht warten, bis Sie an der Reihe sind, sondern werden, sobald einer der Notärzte frei ist, sofort in Schockraum eins oder zwei geholt.«
Der Mann nickte und stammelte leise ein paar Dankesworte. Er wirkte völlig erschöpft und am Ende seiner Kräfte.
»Lass mich endlich los, Helmut«, maulte in diesem Moment Elena. »Ich kann sehr gut alleine sitzen. Ein gebrochener Arm ist nicht lebensgefährlich. Du musst mich nicht festhalten.«
Auch diesmal brachte Helmut, obwohl er unter Elenas harschen Worten zusammenzuckte, nur ein Nicken zustande.
Er erhob sich und setzte seine Tochter, vorsichtig, als wäre sie ein kostbares und zerbrechliches Porzellanpüppchen, auf seinen eigenen Stuhl, da alle anderen besetzt waren. »Sie müssen nicht stehen. Sie können meinen Stuhl haben«, sagte Alex sofort und machte seinen Platz frei. »Sie haben einen Stuhl im Moment nötiger als ich.«
Der Mann lächelte dankbar und setzte sich wieder. »Ich … ich heiße übrigens Helmut Zahn«, stellte er sich vor, während Elena sich auf ihrem Stuhl so drehte, dass sie ihm den Rücken zukehrte. »Und Elena … meine Tochter …«
»Ich bin nicht deine Tochter«, fuhr Elena ihm in die Parade, ohne sich ihm zuzuwenden.
»Aber du …«, schnappte Helmut, wurde jedoch sofort ein weiteres Mal unterbrochen.
»Ich war deine Tochter. Aber ich bin es nicht mehr. Ich habe keinen Vater mehr. Ich habe nur noch eine Mama.«
Helmut seufzte.
Der Auftritt war ihm sichtlich peinlich, zumal mehrere der ebenfalls Wartenden ihm und Elena neugierige, zum Teil aber auch unverhohlen missbilligende Blicke zuwarfen. Selbst Chris, der nach einem kurzen Geschäker mit einer Krankenschwester wieder herzugetreten war und Elenas Äußerung mitgehört hatte, schaffte es nur unzureichend, sein Missfallen zu verbergen.
Man konnte Helmut deutlich ansehen, wie froh er war, als ein Arzt auftauchte, um Elena in einen der Schockräume zu bringen.
Er machte sich sofort bereit, seine Tochter zu begleiten.
»Was willst du denn mit mir im Schockraum? Du kannst ruhig hier im Wartebereich bleiben, Helmut, bis mein Arm untersucht und verarztet ist«, erklärte Elena indessen kühl und abweisend. »Ich bin schließlich kein Kleinkind mehr und brauche niemanden, der Händchen hält.«
»Aber mein Schatz, ich bin doch dein Vater. Es ist meine Pflicht, mich um dich zu kümmern. Ich muss doch …«
»Du musst gar nichts«, schnitt Elena ihm das Wort ab. Und fügte, als sie den fragenden, leicht unwilligen Blick des Arztes bemerkte, ein wenig freundlicher hinzu: »Mach dir keine Sorgen, Helmut. Mein Arm ist bestimmt nicht so schlimm verletzt, wie es aussieht.«
»Das hoffe ich. Soll ich nicht doch mitkommen und …«
»Nein. Ich habe nein gesagt«, kam klar und deutlich die Antwort, noch ehe Helmut seinen Satz vollenden konnte.
Der behandelnde Arzt, der allmählich ungeduldig wurde, zuckte die Schultern. »Ich spreche später mit Ihnen«, versicherte er Elenas Vater und nahm Elena mit sich.
Chris zog Alex, als dieser noch ein paar freundliche und ermutigende Worte an Helmut Zahn richtete, sanft, aber bestimmt mit sich fort. »Wir haben Kaffeepause, Alex«, mahnte er, als sie wieder im Freien waren. »Und Pausen sind bekanntlich zum Ausspannen und zum Krafttanken da. Jedenfalls nicht, um die Welt zu retten. Damit machen wir dann später weiter. Außerdem ist dir bestimmt selber schon aufgefallen, dass dem armen Vater unsere Anwesenheit allmählich peinlich ist. Was bei dem Benehmen seiner frechen Göre ja auch niemanden Wunder nimmt.«
»Wahrscheinlich sind dieser Helmut Zahn und Elenas Mutter geschieden«, vermutete Alex. »Scheidungskinder sind in den meisten Fällen traumatisiert. Kinder lieben beide Elternteile und können deshalb nicht verstehen, warum sie sich trennen.«
»Schön erklärt«, gab Chris zurück. »Aber was du ›traumatisiert‹ nennst, nenne ich ganz einfach frech und unverschämt. Mein Vater hätte sich ein derartiges Benehmen von mir nie und nimmer bieten lassen. Egal, ob ich nun traumatisiert gewesen wäre oder nicht.«
»Auch ich kann mir, ehrlich gesagt, nicht vorstellen, dass mein Vater mir als Junge derart heftige Töne hätte durchgehen lassen. Aber ich halte es durchaus für möglich, dass dieser Helmut Zahn Nachsicht übt und schweigt, weil er sich schuldig fühlt. Womöglich war ein Fehltritt seinerseits der Auslöser für die Scheidung.«
Chris verdrehte die Augen. »Deine lebhafte Fantasie in allen Ehren, Alex. Aber es könnte auch gut sein, dass Elena ihrer Mutter nachschlägt, deren Lieblosigkeit und Herzenskälte Helmut Zahn in die Arme einer anderen Frau getrieben hat.«
Alex musste lachen. »Deine Fantasie ist auch nicht von schlechten Eltern, Chris«, bemerkte er.
Chris zuckte die Schultern.