Der fliegende Holländer: Prinz Rupi erzählt Wagners Oper
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Seefahrer aller Herren Länder verbreiten die schauerliche Mär vom Segelschiff, das aus der unergründlichen Tiefsee auftaucht. Wer den »Fliegenden Holländer« sieht, ist dem Untergang geweiht.
Dem geisterhaften Schiffsführer des Phantomschiffes selbst bleibt jedoch ein Silberstreif am Horizont: Alle sieben Jahre darf er von Bord, um eine Frau aufzuspüren, die ihm ewige Treue schwört. Nur mit dieser einen könnte er endlich den lang ersehnten Frieden für sich und seine Mannschaft finden ...
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Der fliegende Holländer - Prinz Rupi (Ruprecht Frieling)
Prinz Rupi
Der fliegende
Holländer
Prinz Rupi
erzählt Wagners Oper
E-Book, erschienen 2022
ISBN: 978-3-95949-576-9
2. durchgesehene Auflage
Copyright © 2022 ANTHEUM Verlag,
Eutiner Straße 24,
18109 Rostock
www.main-verlag.de
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order@main-verlag.de
Text © Prinz Rupi
Umschlaggestaltung: © Marta Jakubowska, ANTHEUM Verlag, unter Verwendung eines Motivs von Hugo L. Braune
Illustration: © Hugo L. Braune
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©ANTHEUM Verlag
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www.main-verlag.de
Der ANTHEUM Verlag ist ein Imprint des Förderkreises Literatur e.V.
E-Book Distribution: XinXii
www.xinxii.com
logo_xinxiiInhalt
Wagners Holländer – das Szenarium
Geisterschiffe tauchen auf
Familie Wagner gerät in Seenot
Wagner verfasst den »Holländer«
Der »Holländer« als Beziehungsdrama
DER FLIEGENDE HOLLÄNDER
Darsteller
ERSTER AUFZUG
Eine sturmgepeitschte Sinfonie (OUVERTÜRE)
Die rettende Bucht (ERSTER AUFTRITT)
Ein dunkler Geselle (ZWEITER AUFTRITT)
Eine erstklassige Partie (DRITTER AUFTRITT)
ZWEITER AUFZUG
Sentas Vision (ERSTER AUFTRITT)
Der glücklose Verehrer (ZWEITER AUFTRITT)
Ein schicksalhafter Schwur (DRITTER AUFTRITT)
DRITTER AUFZUG
Steuermann, lass die Wacht (ERSTER AUFTRITT)
Sentas Liebestod (ZWEITER AUFTRITT)
WAGNERS QUELLEN
Heinrich Heine: Aus den Memoiren des Herren von Schnabelewopski
Wilhelm Hauff: Die Geschichte vom Gespensterschiff
Frederick Marryats Schauerroman »Das Geisterschiff«
Richard Wagner zum »Holländer«
Das Libretto
ERSTER AUFZUG
ZWEITER AUFZUG
DRITTER AUFZUG
Glossar
Der Autor
Ein Dankeschön an meine Leser
Richard Wagner (22. Mai 1813 – 13. Februar 1883)
Durch Sturm und bösen Wind verschlagen,
irr auf den Wassern ich umher;
wie lange weiß ich kaum zu sagen,
schon zähl ich nicht die Jahre mehr.
Unmöglich dünkt mich’s, dass ich nenne,
die Länder alle, die ich fand. –
Das Eine nur, nach dem ich brenne,
ich finde es nicht – mein Heimatland!
Holländer, 1. Akt
Wagners Holländer – das Szenarium
Stürme tosen, Winde peitschen, Wellen brechen. Gleich im Vorspiel von Richard Wagners Oper »Der Fliegende Holländer« brechen Naturgewalten über den Zuschauer herein. Als nehme er die Erfindung der Filmmusik vorweg, fasst der Komponist die dramatischen Ereignisse seiner schaurigen Story in rund zehn Minuten zusammen. Der Inhalt in Kurzform.
Auf einem geheimnisvollen Skipper aus Amsterdam lastet ein fürchterlicher Fluch. Der Seemann wollte das sturmumbrauste Kap der Guten Hoffnung umsegeln, das tausenden Seeleuten den Tod bescherte. Händeringend verfluchte er die unberechenbare See und bot dem Teufel seine Seele, wenn der ihm bei der Umschiffung helfe. Der Höllenfürst ließ sich nicht lange bitten und nahm das Angebot an – der Seemann konnte das Kap umschiffen.
Seitdem durchpflügt der Kapitän auf einem unsinkbaren Geisterschiff die tobenden Meere. Den Schwur hat er längst bereut. Verzweifelt will er dem leichtfertigen Eid entkommen und in blutigen Gefechten mit anderen Schiffen untergehen. Sein sehnlichster Wunsch ist Erlösung durch Tod. Doch der unselige Seebär ist chancenlos, seinen Kahn auf Grund zu setzen.
Bei Wind und Wetter fliegt der todbringende Dreimaster mit geblähten Segeln über die Schaumkronen hinweg und kündigt neues Unheil an. Seefahrer aller Herren Länder verbreiten die schauerliche Mär vom Segelschiff, das aus der unergründlichen Tiefsee auftaucht. Wer den »Fliegenden Holländer« sieht, ist dem Untergang geweiht. Das Phantom wird zur Legende.
Dem geisterhaften Schiffsführer des Phantomschiffes selbst bleibt ein Silberstreif am Horizont: Alle sieben Jahre darf er von Bord, um eine Frau aufzuspüren, die ihm ewige Treue schwört. Nur mit dieser einen könnte er endlich den lang ersehnten Frieden für sich und seine Mannschaft finden …
Exakt hier setzt Richard Wagners romantische Oper ein, die auf einem realen geschichtlichen Hintergrund basiert.
Geisterschiffe tauchen auf
»Der Holländer! Dort – das ist das Geisterschiff! Wir sind verloren!« Diesen Schreckensruf stieß mancher Steuermann aus, der in stürmischer See versuchte, sein Schiff auf Kurs zu halten. Durch Mundpropaganda entwickelte sich im Laufe der Geschichte der Seefahrt die furchterregende Mär vom »Fliegenden Holländer«.
Anfang des 15. Jahrhunderts erforschte der portugiesische Entdecker Heinrich der Seefahrer (1394 – 1460) einen Seeweg von Europa um die Südspitze Afrikas nach Indien. Sein Ziel gründete auf wirtschaftlichen Überlegungen: Er wollte den arabischen, persischen, türkischen und venezianischen Zwischenhandel ausschalten, der Gewürze wie etwa Pfeffer in der Alten Welt extrem verteuerte.
Die dabei gewonnenen Kenntnisse in Navigation, Kartografie, Schiffsbau bildeten die Grundlage für sämtliche weiteren Entdeckungsfahrten. Portugiesische Piloten und Schiffsführer verpflichteten sich nämlich, alle auf ihren Reisen gesammelten Erfahrungen und Erkenntnisse in geheimen Logbüchern, den »Roteiros«, festzuhalten.
Kapitän Barolomeu Diaz stieß 1488 bis zur Südspitze des schwarzen Kontinents vor, um sie zu erkunden. Er war der erste Europäer, der die unheilvolle Landzunge umsegelte. Diaz nannte die über 20 Kilometer ins Meer ragende Felsenzunge »Cabo das Tormentas«, das »Kap der Stürme«. Wenig später bürgerte sich die Bezeichnung »Cabo da Boa Esperança« ein – das »Kap der Guten Hoffnung«.
Als Entdecker des Seewegs um das Kap der Guten Hoffnung gilt sein Landsmann Vasco da Gama (1469 – 1524). Er schaffte es, bis nach Indien zu segeln und damit diesen gewaltigen Wirtschaftsmarkt für Europa auf dem Seeweg zu eröffnen.
Mit einer bis an die Zähne bewaffneten Flotte verließ da Gama am 8. Juli 1497 Lissabon und umsegelte von der afrikanischen Westküste aus das Kap. Trotz kriegerischer Auseinandersetzungen, die ihm konkurrierende heimische Kaufleute bescherten, erreichte er am 20. Mai 1498 die Malabarküste. Er belud seine Schiffe mit edlen Gewürzen, durchwirkten Stoffen, Möbeln und Silberschmuck. 1499 kehrte er in die Heimat zurück, worauf ihm zahllose Ehren zuteilwurden. Als Antwort auf die Ernennung von Christopher Kolumbus zum »Admiral des ozeanischen Meeres« durch Spaniens König beförderte ihn Portugals König zum »Admiral des indischen Meeres«.
Weitere Seereisen waffenstarrender portugiesischer Segelschiffe folgten. Sie stießen auf erbitterte Gegenwehr arabischer und asiatischer Händler, die ihre Handelsprivilegien verteidigten. Mit stärkeren Kanonen versenkten die Kolonisatoren die Angreifer gnadenlos. Zur Festigung ihrer Machtstellung errichteten die Entdecker des Seeweges außerdem Festungen in der Neuen Welt.
Seefahrer fürchteten das Kap der Guten Hoffnung aus triftigen Gründen: Die stürmische See galt selbst erfahrenen Skippern als unberechenbar. Hier trifft der aus antarktischen Gewässern gespeiste kalte Benguelastrom auf den aus dem südwestlichen Indischen Ozean kommenden warmen Agulhasstrom. Gefährliche Winde, unterschiedliche Strömungen, extreme Wirbel, markante Klippen, jähe Temperaturwechsel und plötzliche Nebelbänke machten die Passage im Südatlantik zu einer Angstfahrt für jeden Seemann.
Viele Handelsfahrer des 16. und 17. Jahrhunderts scheiterten bei der Umrundung des Kaps – Tausende starben bei Schiffsuntergängen. Aber auch das Risiko kriegerischer Konflikte mit konkurrierenden Nationen bestand und konnte ein vorschnelles Ende bedeuten. Schließlich gingen zahlreiche arabische und indische Piraten in dem Gebiet auf Kaperfahrt. Sie kamen mit wendigen Booten aus uneinsehbaren Buchten und enterten die schwerfälligen Koggen.
Die Portugiesen erklärten das Umschiffen des Kaps zum Privileg und bekämpften jedes Schiff, das eine andere Flagge zeigte. Nun wuchs aber mit England eine weitere Seefahrernation heran. Sir Francis Drake brach 1577 mit einer waffenstarrenden Armada Richtung Südafrika auf und kehrte drei Jahre später reich beladen wieder heim.
Die britische East India Company entwickelte sich bald darauf zu einer potenten Handelsmacht. Die nächsten 50 Jahre übten Engländer gemeinsam mit den Niederländern, ein ebenso erfahrenes Volk der Seefahrer, das Handelsmonopol aus.
Auf See kämpfte jeder gegen jeden. Holländer kaperten Engländer, Portugiesen, Spanier und umgekehrt. Auf dem Meer galt das Recht des Stärkeren.
Die Niederländer waren im Kampf mit dem nassen Element geübt, Schiffe aus Amsterdam waren gefürchtet. Dies beflügelte die Sage vom Geisterschiff aus Amsterdam, das am südafrikanischen Kap auf Beute lauerte.
Immer häufiger durchdrang ein Schreckensruf das Tosen der See, wenn ein Schiff mit holländischer Flagge gesichtet wurde. »Der Holländer! Dort – das ist das Geisterschiff! Wir sind verloren!« Die Matrosen sahen bereits ihr Seemannsgrab auf dem Grund des Ozeans.
Im Seemannsgarn bedeutete das Auftauchen des unheimlichen Seglers ein sicheres Zeichen für den Untergang des eigenen Schiffes. Extreme Wetter am Kap der Guten Hoffnung, unberechenbare Strömungen,