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Allmende 109 – Zeitschrift für Literatur: Angriff auf Europa
Allmende 109 – Zeitschrift für Literatur: Angriff auf Europa
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Ebook193 pages1 hour

Allmende 109 – Zeitschrift für Literatur: Angriff auf Europa

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Was verändert sich angesichts der erschreckenden Ereignisse in der Ukraine gerade in Deutschland, in Europa, in der Welt? Welche Auswirkungen hat dies auf die Literatur und Kultur? In einem Zeitalter, von dem naiv angenommen wurde, dass Territorialkonflikte und die allgegenwärtige Bedrohung eines dritten Weltkrieges in der Vergangenheit liegen, katapultiert uns ein derartiger Krieg angesichts der zum Zwecke des Klimaschutzes getroffenen und zu treffenden Maßnahmen um Jahre zurück. Welche Rolle spielt die Vergangenheit dabei? Und wie kann Literatur etwas zum Verständnis dieser Zeit beitragen?
Die Beiträger*innen der aktuellen allmende-Ausgabe reflektieren über das brandaktuelle Thema „Angriff auf unsere Lebenswerte“. Welche Rolle spielt Literatur im aktuellen politischen und gesellschaftlichen Diskurs?
Mit Beiträgen von Nora Bossong, Yevgeniy Breyger, Lena Gorelik, Joshua Groß, Volha Hapeyeva, Björn Kern, Sibylle Lewitscharoff, Olga Martynova, Tom Müller, Adolf Muschg, Julya Rabinowich, Sascha Marianna Salzmann, Simon Strauß, Vladimir Vertlib, Jan Wagner, Feridun Zaimoğlu u. a.
Fotografien: Florian Bachmeier
LanguageDeutsch
Release dateSep 30, 2022
ISBN9783963117176
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    Book preview

    Allmende 109 – Zeitschrift für Literatur - Literarische Gesellschaft Karlsruhe

    „Die Tage des Krieges zählen, schreiend, wortlos. Lesend, kopfschüttelnd, weinend. Schreibend, verunsichert, als könnten Worte was." Lena Gorelik

    24. Februar 2022. Es ist der Beginn des Vernichtungskrieges gegen die Ukraine, eine „Spezialoperation" des russischen Aggressors, auf Befehl des Diktators Wladimir Putin. Wir leben im Krieg in Europa, im 21. Jahrhundert. Unfassbar. Und wir zählen die Tage nicht mehr, nicht die Monate. Es ist Krieg in Europa und wie soll er, wie kann er enden? Von Zeitenwende wird gesprochen, vom Ende einer Epoche. Nichts ist mehr selbstverständlich, alles fragil, wie die Zeit ohne militärische Auseinandersetzung im Europa außerhalb der Ukraine. Doch ohne Frieden und Selbstbestimmung dort gibt es kein Ende der Krise. Denn der Angriff auf die Ukraine zielt zunächst auf die Auslöschung der ukrainischen Identität, auf Tradition und Sprache, ist aber als Beginn gedacht, die europäische Sicherheitsarchitektur, die demokratischen und humanen Grundlagen unserer Lebensordnung zu eliminieren.

    Dem ist zu widerstehen. Die seit der Aufklärung gewachsenen, europäischen Werte und Strukturen haben wir zu verteidigen. Wieder einmal hängt die Zukunft Europas am „seidenen Faden, wie Nora Bossong, Tom Müller und Simon Strauss ausführen. Es kommen harte Zeiten, die das Gewohnte in Frage stellen – den Wohlstand, die soziale Sicherheit, die mobile Freiheit und auch die kulturelle Infrastruktur. Mit Blick auf die Energieversorgung lässt sich erahnen, welche Diskussionen demnächst folgen. Bereits jetzt werden die global spürbaren Folgen der Klimaveränderung nicht mehr als Priorität gesehen, weder politisch noch gesellschaftlich. „Natürlich, schreibt Björn Kern, „das heutige Leid des Ukrainekrieges und das künftige Leid der Klimakriege lassen sich nicht vergleichen. Heutige Opfer benötigen heutige Hilfe".

    Kaum sollte es eine Rechtfertigung für diesen Vernichtungskrieg geben, und doch gibt es solche Versuche – ebenso wie den Rat an die Ukrainer zu kapitulieren, denn zu gewinnen sei der Krieg für das überfallene, widerständige Volk ja nicht. Unsere Intention ist es nicht, mit den Positionen der „offenen Briefe" in Diskussion zu treten, sondern die Literatur selbst sprechen zu lassen – durch neue Texte, die sich unmittelbar auf den Krieg in der Ukraine beziehen. Der Rezensionsteil stellt ukrainische Literatur aus den letzten Jahren und aktuelle Texte vor.

    Wir bedanken uns bei allen BeiträgerInnen für die Bereitschaft, Texte zur Verfügung zu stellen. Es sind schmerzhafte Momente, die sich manifestieren und die literarisch spürbar sind. Wir danken Florian Bachmeier für die Unterstützung. Wüsste man es nicht, würde man seine Fotografien nicht als aktuelle Momentaufnahmen und Dokumente eines Krieges in Europa ansehen. Doch sie sind es. Was bleibt, ist die Hoffnung, dass wir dem Angriff auf die Ukraine und auf unsere Lebensweise in Europa gemeinsam widerstehen.

    Hansgeorg Schmidt-Bergmann

    Matthias Walz

    allmende Nr. 109

    August 2022 · 42. Jahr

    Redaktion

    Hansgeorg Schmidt-Bergmann

    Mattthias Walz

    Herausgegeben von Hansgeorg Schmidt-Bergmann im Auftrag der Literarischen Gesellschaft, Karlsruhe

    Literarische Gesellschaft

    PrinzMaxPalais · Karlstr. 10

    76133 Karlsruhe

    Telefon: +49 (0) 721 133-4087

    info@literaturmuseum.de

    www.literaturmuseum.de

    Verlag

    mdv Mitteldeutscher Verlag GmbH

    Am Steintor 23

    06112 Halle (Saale)

    Telefon: +49 (0) 345 233 22-0

    Telefax: +49 (0) 345 233 22-66

    info@mitteldeutscherverlag.de

    www.mitteldeutscherverlag.de

    Gesamtherstellung

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    Bezug & Abo

    mdv Mitteldeutscher Verlag GmbH

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    Eine Kündigung ist innerhalb eines Vierteljahres nach Lieferung des letzten Heftes möglich.

    Preise

    Einzelbezug 12,00 €/12,40 € (A)/16,80 sFr

    Abobezug 10,00 €/10,80 € (A)/14,70 sFr

    epub 9,49 € / 9,80 € (A) / 13,30 sFr

    allmende erscheint 2 × jährlich

    Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes bedarf der Zustimmung des Verlages.

    Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernehmen wir keine Gewähr.

    ISSN 0720-3098

    Einzelbezug: ISBN 978-3-96311-715-2

    Abobezug: ISBN 978-3-96311-716-9

    epub: ISBN 978-3-96311-717-6

    U1 „Bei Debalzewe, 2015, Frontlinie": © Florian Bachmeier

    1 Hansgeorg Schmidt-Bergmann: © SWR / Monika Meier

    1 Matthias Walz: © H. Felix Gross

    5 „Myroniwskyj, 2015": © Florian Bachmeier

    8 Lena Gorelik: © Charlotte Troll

    10 „Mariupol, 2014": © Florian Bachmeier

    11 „Awdijiwka, 2016": © Florian Bachmeier

    12 Andrej Kurkow: © Fotowerk Aichner

    14 © Florian Bachmeier

    15 Olga Martynova: © Daniel Jurjew

    17 © Florian Bachmeier

    19 Vladimir Vertlib: © Aleksandra Pawloff

    21 © Florian Bachmeier

    25 „Donezk, 2016": © Florian Bachmeier

    29 „Donezk, 2016": © Florian Bachmeier

    30 Joshua Groß: © Charlotte Krusche

    32 „Bachtschyssaraj, 2014": © Florian Bachmeier

    33 „Trjochisbenka, 2019": © Florian Bachmeier

    34 Julya Rabinowich: © Michael Mazohl

    36 „Mariupol, 2014": © Florian Bachmeier

    39 „Prypjat, 2015": © Florian Bachmeier

    40 Yevgeniy Breyger: © Ralf Werner

    43 „Lwiw, 2013": © Florian Bachmeier

    44 Kathrin Röggla: © Jessica Schäfer

    45 Martin Walser: © ONUK

    47 „Niaśviž, Radzivił / Нясьвіж, Радзівіл (1876) von Napoleon Orda

    50 Volha Hapeyeva: © Nina Tetri

    52 © Florian Bachmeier

    54 Jan Wagner: © Nadine Kunath

    59 „Kertsch, 2015": © Florian Bachmeier

    61 Björn Kern: © Suskia

    62 © Florian Bachmeier

    63 © Florian Bachmeier

    64 Sibylle Lewitscharoff: © Jürgen Bauer

    67 „Myroniwskyj, 2016": © Florian Bachmeier

    68 Nora Bossong: © MLO

    68 Tom Müller: © henk

    68 Simon Strauß: © Martin Walz

    83 „Anhöhe von Sawur-Mohyla, 2016": © Florian Bachmeier

    84 Claudia Dathe: © privat

    87 © Florian Bachmeier

    87 © Florian Bachmeier

    88 Teresa Präauer: © Thomas Langdon

    88 Dinçer Güçyeter: © Yavuz Arslan

    89 Eva Menasse: © MLO

    89 Martina Clavadetscher: © Ingo Höhn

    89 Jenny Erpenbeck: © Katharina Behling

    90 Tina Stroheker: © Horst Alexy

    91 Kirsten Boie: © Indra Ohlemutz, RGB

    91 Birgit Vanderbeke: © Julian Vanderbeke

    91 Monika Rinck: © Gene Glover

    92 Ulrike Edschmid: © Lukas Hemleb, SV

    Die Fotografien stammen von Florian Bachmeier, die betitelten sind publiziert in: In Limbo, herausgegeben von Thomas Gust, Ana Druga, Berlin: Verlag Buchkunst Berlin 2021.

    Dank für die großzügige

    Unterstützung durch

    Prof. Dr. Matthias Siegmann,

    Rechtsanwalt am Bundesgerichtshof

    „ANGRIFF AUF EUROPA"

    LENA GORELIK

    Ausschnitte aus dem Tagebuch zum Krieg gegen die Ukraine – der Beginn

    24.02.2022

    Durch meine sowjetische Kindheit ziehen sich Bilder von Panzern, die Straßen hinauf rollen, und mein heutiges Ich versucht, den Ursprung dieser Bilder zu ergründen: Ist es der 9. Mai, der „Tag des Sieges, an dem ich an der Hand meines Vaters, in feinste Kleidchen gepresst, mit Flagge in der Hand zur Parade marschierte, um die Panzer rollen und die Soldaten im Gleichschritt marschieren zu sehen; sind es Bilder vom 9. Mai, die ich aus dem Fernsehen kenne? Sind das Bilder aus dem Afghanistan-Krieg, zu denen ich immer sofort diese russischen Worte höre, „наши мальчики, in meiner Erinnerung sprach man immerzu von „unseren Jungen, die in Afghanistan getötet wurden oder versehrt zurück kamen? Sind das die für den Kalten Krieg bereit gestellten Panzer, die Erinnerung daran, dass niemand die großartige sowjetische Armee besiegen kann? Oder sind es Bilder aus dem „Großen Vaterländischen Krieg, wie der Zweite Weltkrieg in der Sowjetunion und in Russland genannt wird, dessen Gedenken sich durch die Familien und den Alltag zog: In jedem Haushalt Bilder jener, die im Krieg getötet wurden, die Ehre, die wir als Kinder schon den Veteranen gelehrt wurden zu erweisen, die Lieder, die mir mein Vater zum Einschlafen sang, die von Müttern und Frauen handelten, die um ihre Söhne und Geliebten an der Front bangten? In meiner Erinnerung lag im Schmerz und

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