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Ich geh nach Hause!: 111 Tipps zum Umgang mit Menschen mit Demenz
Ich geh nach Hause!: 111 Tipps zum Umgang mit Menschen mit Demenz
Ich geh nach Hause!: 111 Tipps zum Umgang mit Menschen mit Demenz
Ebook124 pages1 hour

Ich geh nach Hause!: 111 Tipps zum Umgang mit Menschen mit Demenz

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About this ebook

Handlicher Ratgeber mit vielen Praxistipps zum richtigen Umgang mit Menschen mit Demenz für Pflege- und Betreuungskräfte in der Altenpflege sowie für pflegende Angehörige zu Hause +++ Pflege- und Betreuungskräfte wie auch pflegende Angehörige sind oft im Stress und müssen sich vielen Herausforderungen stellen. Dieser kleine Praxishelfer für die Altenpflege gibt Ihnen kompetenten Rat zum Umgang mit Menschen mit Demenz. Dabei beschränkt er sich ganz bewusst aufs Wesentliche – kurz, knapp, klar verständlich und mit maximalem Praxisnutzen für Ihren Betreuungs- und Pflegealltag. Typische Fallbeispiele und Situationen, in denen Sie sich bestimmt sofort wiederfinden, sowie humorvolle Cartoons bilden den Einstieg in jedes Kapitel. In den kurzweiligen, kompakten Kolumnen finden Sie dann Antworten zu allen Fragen und viele konkrete Tipps zum schnellen Nachlesen und Umsetzen. Der richtige Umgang bei herausforderndem Verhalten und mit Senioren, die die Pflege und Betreuung verweigern ("Ich bin nicht schwerhörig und nicht doof!"); die richtige Kommunikation bei Meinungsverschiedenheiten mit Kollegen und Angehörigen; Tipps für die Beschäftigung und das Wecken von Erinnerungen bei Senioren mit Demenz; bis hin zu den sensiblen Themen Sterben und Tod: Das kompakte (Basis-)Wissen für die Altenpflege begleitet Sie zuverlässig durch alle Situationen und rüstet Sie für alle erdenklichen Szenarien. Das handliche Taschenbuch ist ein echter "Rat-Geber" – für einen wertschätzenden Umgang mit Menschen mit Demenz, der Ihre Kräfte schont und allen ganz viel gibt.
LanguageDeutsch
Release dateMar 1, 2019
ISBN9783834642448
Ich geh nach Hause!: 111 Tipps zum Umgang mit Menschen mit Demenz

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    Ich geh nach Hause! - Uli Zeller

    Bevor ich mich mit anderen Menschen auseinandersetze, scheint es mir wichtig zu sein, zuerst meine eigene Rolle zu klären. Wer bin ich? Wo befinde ich mich im System? Was sind eigentlich meine Erwartungen? Wie gehe ich damit um, wenn ich scheitere?

    Bewohner verweigert Aktivierung

    „Das Wetter ist schön und ideal für einen Spaziergang. Kommen Sie auch mit, Herr Schäfer?, frage ich. „Nein, danke, antwortet Herr Schäfer. In Ordnung. Dann eben nicht. Dann nutze ich das schöne Wetter eben aus und spaziere mit denen, die gern an die frische Luft möchten …

    Kurz vor Feierabend sitze ich für die Dokumentation am Computer. Ich klicke das Profil von Herrn Schäfer an und tippe ein: „Bewohner verweigert Aktivierung".

    Einige Tage später lese ich die Dokumentation über Frau Bauer. Meine Kollegin Janine hat Bingo angeboten und Frau Bauer hatte kein Interesse an dem Angebot. Deshalb hat Janine geschrieben: „Bewohnerin lehnt Aktivierung ab".

    Hm, denke ich, „ablehnen klingt schöner als „verweigern. Ich surfe im Internet und suche nach der Bedeutung von „verweigern. Auf der Internetseite von Duden werde ich fündig: „Verweigern bedeutet „sich verschließen oder „sich unzugänglich für etwas zeigen. Naja, überlege ich, Herr Schäfer war schon zugänglich. Nur, er hatte halt gerade keine Lust auf einen Spaziergang … Nun gebe ich „ablehnen auf der Duden-Seite ein. Da steht: „nicht annehmen. Mit anderen Worten: Wenn ich bei Herrn Schäfer dokumentiere, dass er eine Aktivierung verweigert, tue ich so, als ob er sich mir unterordnen müsse. Meine Kollegin Janine dagegen hat geschrieben: „Frau Bauer lehnt ab." Hoppla – da schwingt ja ein ganz anderes Bild vom Menschen mit:

    Der Senior darf auch Nein sagen.

    Janine räumt ihm das Recht ein, so viel wie möglich selbst zu entscheiden.

    Selbst wenn er sich gegen ihre Angebote entscheidet: Er darf das.

    Niemand muss an Janines Angeboten teilnehmen.

    „Verweigern oder „ablehnen – was ein Wort alles verdeutlicht. Seit diesem Tag habe ich in diesem Zusammenhang übrigens nie wieder das Wort „verweigern" benutzt. Danke, Janine!

    Tipp 1: Akzeptieren Sie das Nein des Seniors.

    Nicht der Senior ist dafür da, dass sich die Betreuungskräfte gut fühlen. Im Gegenteil, die Betreuungskräfte sind für das Wohlbefinden der Senioren verantwortlich.

    Tipp 2: Nehmen Sie es nicht persönlich, wenn ein Senior ein Angebot ablehnt.

    Wahrscheinlich hat er gar nichts gegen Sie als Betreuungskraft. Vielleicht überfordert ihn die Situation, er mag diese Form der Aktivierung nicht oder er hat einfach keine Lust.

    Was mache ich, wenn ich scheitere?

    Ich blättere in einem Buch und suche Aktivierungsideen. Ah, eine tolle Idee: Wir könnten eine Vogelfutter-Station bauen! Ziemlich einfach und ziemlich genial:

    Kokosfett erhitzen,

    heißes Fett in eine alte Tasse füllen,

    Vogelfutter in das Fett mengen,

    einen Schaschlik-Spieß als Sitzgelegenheit für die Vögel in die Tasse stecken,

    abkühlen lassen,

    die Tasse mit einem Band am Henkel verbinden und an einen Baum hängen,

    Vögel beobachten und sich daran erfreuen.*

    Ich überlege: Was muss ich beachten? Was kann bei diesem Angebot alles schieflaufen? Die Bewohner können sich mit Fett verbrennen. Wenn ich nicht aufpasse, könnte jemand versehentlich Vogelfutter essen. Vielleicht sind einige Bewohner der Aufgabe nicht gewachsen und ich übersehe sie in der Betreuung. Es könnte auch sein, dass niemand teilnehmen will. Oder dass ich den Arbeitsplatz danach nicht sauber genug hinterlasse und sich meine Kolleginnen Sieglinde und Monika über mich ärgern müssen.

    Aber: Es ist normal, dass Dinge schieflaufen, und Scheitern gehört zum Leben – frei nach dem Motto „Gescheit, gescheiter – gescheitert". Doch wie gehe ich damit um, wenn etwas schiefläuft?

    Tipp 3: Machen Sie sich bewusst, dass immer etwas schieflaufen kann.

    Auch wenn Sie eine Betreuungsrunde sorgfältig und bedacht vorbereitet haben, kann etwas schiefgehen. Nehmen Sie sich selbst den Druck und gestehen sich Fehler zu. Mit Menschen zu arbeiten, bedeutet eben auch, dass unplanmäßige Situationen entstehen können. In diesen Situationen sind Kreativität und Improvisationstalent gefragt: Kein Senior möchte mitbasteln? Dann haben Sie zumindest schon mal das Thema „Vögel" gewählt. Assoziieren Sie, welche Aktivierungen Sie zu diesem Thema spontan anbieten können, z. B. Vogelarten von A-Z sammeln oder Vögel beobachten und bestimmen.

    Tipp 4: Denken Sie nach der Durchführung des Angebotes darüber nach, was nicht so optimal lief und was Sie nächstes Mal anders machen können.

    Denn: Nur wer scheitert, wird gescheiter.

    Außerdem hilft mir mein eigenes Scheitern, barmherziger mit anderen Menschen zu sein. Ich mache Fehler und andere Menschen haben Verständnis dafür. Genauso kann ich anderen zugestehen, Fehler zu machen, denn sie sind ebenso wenig perfekt wie ich.

    * Diese und weitere Bastelideen finden Sie in: „Das große Bastelbuch für Senioren. 52 jahreszeitliche Ideen für die Betreuung" vom Verlag an der Ruhr.

    Bevor ich mich aufreg, ist’s mir lieber egal

    Wie soll ich nur Zeit für alle finden? Manchmal bin ich traurig darüber, dass ich nicht allen Menschen im Altenheim gerecht werden kann. Die Zeit reicht nicht aus, um mit allen Bewohnern etwas zu unternehmen. Ich kann auch nicht alles anbieten, was wünschenswert wäre, weil ich mit meinen Talenten und Begabungen begrenzt

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