Dr. Norden hat Probleme: Dr. Norden Bestseller – Neue Edition 43 – Arztroman
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Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
Obgleich Jennifer Jarvis einen höchst erfreulichen Anblick bot, konnte sich Dr. Daniel Norden für diese Patientin nicht erwärmen. Sie war auch im Leben zu sehr Schauspielerin, zu sehr auf Effekthascherei bedacht. Jennifer Jarvis war schön, auffallend schön sogar, dabei aber kapriziös und extravagant, und ihre grünen Augen verrieten Berechnung. »Was hat sich nun ergeben?« fragte sie ungeduldig. »Heraus mit der Sprache. Ich habe morgen Probeaufnahmen, und da will ich fit sein.« »Nun, ich würde Ihnen vorschlagen, einen Gynäkologen aufzusuchen, Frau Jarvis. Das Ausbleiben der Regel hat seinen Grund. Sie sind im dritten Monat schwanger.« »Nein«, schrie sie auf, »das gibt es doch gar nicht! Ich habe immer die Pille genommen!« »Die wohl auch nicht für hundertprozentige Sicherheit garantiert. Aber Sie können es sich gern von Dr. Leitner bestätigen lassen, wenn Sie ihn aufsuchen wollen.« Sie sah plötzlich nicht mehr so schön aus, sondern eher wie eine gereizte Katze. Aber dann hellte sich ihr Gesicht schnell wieder auf. »Nun, man muß wohl das Bestmögliche aus solcher Situation machen, und das ist wohl eine Heirat«
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Dr. Norden hat Probleme - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller – Neue Edition
– 43 –
Dr. Norden hat Probleme
Patricia Vandenberg
Obgleich Jennifer Jarvis einen höchst erfreulichen Anblick bot, konnte sich Dr. Daniel Norden für diese Patientin nicht erwärmen. Sie war auch im Leben zu sehr Schauspielerin, zu sehr auf Effekthascherei bedacht.
Jennifer Jarvis war schön, auffallend schön sogar, dabei aber kapriziös und extravagant, und ihre grünen Augen verrieten Berechnung.
»Was hat sich nun ergeben?« fragte sie ungeduldig. »Heraus mit der Sprache. Ich habe morgen Probeaufnahmen, und da will ich fit sein.«
»Nun, ich würde Ihnen vorschlagen, einen Gynäkologen aufzusuchen, Frau Jarvis. Das Ausbleiben der Regel hat seinen Grund. Sie sind im dritten Monat schwanger.«
»Nein«, schrie sie auf, »das gibt es doch gar nicht! Ich habe immer die Pille genommen!«
»Die wohl auch nicht für hundertprozentige Sicherheit garantiert. Aber Sie können es sich gern von Dr. Leitner bestätigen lassen, wenn Sie ihn aufsuchen wollen.«
Sie sah plötzlich nicht mehr so schön aus, sondern eher wie eine gereizte Katze. Aber dann hellte sich ihr Gesicht schnell wieder auf. »Nun, man muß wohl das Bestmögliche aus solcher Situation machen, und das ist wohl eine Heirat«, sagte sie frivol.
»Keine schlechte Idee«, bemerkte er, sich zu einem Lächeln zwingend und unwillkürlich jetzt schon den Mann bedauernd, den sie im Auge hatte.
Nun, was immer er dachte, seit vier Monaten gab es in Jennifers Leben tatsächlich nur einen Favoriten, und der Gedanke daran, ihn mit dem Kind zu einer Heirat bewegen zu können, fand sie gar nicht übel. Jörg Fabry hatte schließlich einem sehr bekannten Namen Konzessionen zu machen.
Sie begab sich also sofort zu Dr. Leitner und brachte den guten Schorsch, der mit dieser Art Frauen gar nichts anzufangen wußte, ganz hübsch ins Schwitzen, denn für Jennifer war Mann nur Mann, ob er Arzt war oder sonstwas. Sie mußte sich ihre Anziehungskraft immer wieder bestätigen lassen. Auf Dr. Norden hatte diese keine Wirkung gezeigt, und das wurmte sie. Auf Dr. Leitner wirkte sie zwar auch nicht, aber er hatte nicht die kühle Gelassenheit seines Freundes Daniel Norden.
»Können Sie mir schriftlich bestätigen, wann der Schreihals kommen würde?« fragte sie arrogant.
Armes Kind, dachte der gute Schorsch schon jetzt, aber er nickte wortlos.
»Ende Dezember, Anfang Januar«, erwiderte er. »Da Sie mir keine genauen Angaben machen können, ist der Tag noch nicht genau zu bestimmen.«
»Na, hoffentlich wird es kein Silvesterscherz«, sagte Jennifer. Immerhin beruhigte es Dr. Leitner, daß sie nicht sofort an eine Schwangerschaftsunterbrechung dachte.
Allerdings hatte Jennifer auch eine solche schon in Betracht gezogen. Sie wollte nur abwarten, wie die morgigen Probeaufnahmen ausfielen. Wenn sie wieder keine Hauptrolle bekommen würde, hielt sie es für besser, den reichen Jörg Fabry zu heiraten und sich mit dem Kind erstmal ein beruhigendes Geldpolster zu verschaffen.
Einer Heirat schien Jörg zwar nicht besonders geneigt zu sein, aber wegen seines gestrengen Vaters fürchtete er schon einen Skandal. Mit Sebastian Fabry, dem Großindustriellen, war nämlich nicht gut Kirschen essen, das wußte Jennifer bereits aus Erfahrung, da er ihr bereits schon einmal deutlich zu verstehen gegeben hatte, daß er den Umgang seines Sohnes nicht billige.
*
Genau zu dieser Zeit saß Jörg seinem Vater gegenüber. Ein blendend aussehender Mann von dreißig Jahren, salopp, aber nach letztem Schick gekleidet.
»Du bist blaß, Jörg. Du schläfst zu wenig«, stellte Sebastian Fabry, ein wuchtiger Mann von imponierender Erscheinung, fest.
»Ich habe Kopfschmerzen, Papa«, sagte Jörg.
»Ich hätte auch welche, wenn ich mich mit solchem kaltschnäuzigen Weib herumtreiben würde«, knurrte der Ältere. »Es wird Zeit, daß du sie abschiebst, Jörg. Ich habe immer Verständnis für deine Affären gehabt. Man soll seine Jugend genießen. Ich habe meine auch genossen. Aber jetzt bist du dreißig, und es wird höchste Zeit, daß du dich auch mal um den Betrieb kümmerst. Ich werde morgen sechzig.«
»Ich weiß, Papa, du siehst aus wie fünfzig«, sagte Jörg.
»Laß die Schmeichelei! Ich bin sechzig und fühle mich auch so. Und da ich nur einen Sohn habe, möchte ich, daß du heiratest. Ich will Enkelkinder haben. Aber laß dir nicht einfallen, solche Partybiene zu heiraten wie die Jarvis eine ist. Die hat doch nur Stroh im Kopf und gibt groß an. Sie hat genug bei dir abgesahnt. Du brauchst dich gar nicht herauszureden, ich kenne deinen Kontostand.«
»Für dich zählt wohl kein Bankgeheimnis«, begehrte Jörg auf.
»Zufällig gehört mir diese Bank auch, mein lieber Junge. Also, der langen Rede kurzer Sinn, such dir eine anständige Frau. Sie kann arm sein, sie sollte ansehnlich sein und ein Herz haben. Ich möchte, daß meine Enkel eine gute Mutter bekommen.«
»Ich bin nicht wild darauf zu heiraten, Papa«, sagte Jörg müde. »Zu deiner Beruhigung kann ich dir sagen, daß ich auch Jennifer Jarvis nicht heiraten werde. Ich werde es arrangieren, daß sie eine Filmrolle bekommt, und dann schiebe ich sie ab.«
Was immer man Jörg Fabry nachsagen konnte, an Offenheit ließ er es nie fehlen, und deshalb war Sebastian Fabry auch immer schnell mit ihm versöhnt.
»In Ordnung«, sagte er. »Ich beteilige mich an der Finanzierung, wenn sie eine Rolle bekommt, obgleich ich sie nur im Leben für eine gute Schauspielerin halte. Diese leeren Gesichter haben doch keinen Ausdruck. Als Halbweltdame in einer Nebenrolle hätte sie vielleicht noch Chancen, aber du kannst dafür sorgen, daß sie dann eine gute Gage bekommt. Und du fährst erstmal für ein paar Wochen in die Staaten.«
»Das wollte ich sowieso, Papa, und möglichst schon übermorgen.«
»Okay«, sagte Sebastian Fabry. »Ich wußte doch, daß du vernünftig sein kannst.«
Aber Jörg hatte ganz andere Gründe, eine Reise anzutreten, und die sollte nicht in die Staaten gehen.
»Ich werde über Zürich fliegen und Tante Adele noch einen kurzen Besuch abstatten«, sagte er.
»Ich hatte erwartet, daß Adi wenigstens zu meinem Geburtstag kommen würde«, brummte der Ältere. »Lukas ist schon über ein Jahr tot, und sie kriecht immer noch nicht aus ihrem Bau.«
»Sie haßt jeglichen Trubel, das solltest du wissen. Aber vielleicht wartet sie auch darauf, daß du zuerst zu ihr kommst.«
Darauf sagte Sebastian nichts. Der Tod seines jüngeren Bruders war für ihn ein harter Schlag gewesen, und seither dachte er auch viel mehr an sein eigenes Lebensalter.
»Du kannst ihr ja schöne Grüße von mir bestellen. Sobald es mir möglich ist, suche ich sie mal auf. Für mich wäre auch alles leichter, wenn mein Sohn mehr Interesse für das Unternehmen zeigen würde.«
»Du hast wirklich einen besseren Sohn verdient, Papa«, sagte Jörg.
»Rede nicht solchen Unsinn. Ich war genau wie du. Ich habe es nicht vergessen. Aber dann ist mir bewußt geworden, daß ich ein Mann bin, der eine Verantwortung zu tragen hat. Du wirst mir den morgigen Tag hoffentlich nicht damit verderben, daß du diese Person mitbringst.«
»Das brauchst du nicht zu fürchten«, erwiderte Jörg.
Sein Vater sandte ihm einen nachdenklichen Blick nach, als er ging. Was war mit Jörg los? Was bewegte ihn, daß seine Miene so verschlossen war?
Es war gut, daß er es nicht wußte, sonst wäre ihm sein Geburtstag völlig gleichgültig gewesen.
*
Obgleich Jörg gar nicht an Jennifer denken wollte, wußte er, daß er sie nicht vor den Kopf stoßen durfte. Sie brachte es fertig, am morgigen Tag einen Skandal zu provozieren. Er mußte ihr ganz diplomatisch klar machen, daß er morgen keine Zeit für sie haben würde
Er dachte wieder über den bohrenden Schmerz in seinem Kopf nach, der ihn seit dem Auffahrunfall plagte. Ein Schmerz, der immer wieder kam und ging.
Er war nicht schuld gewesen an diesem Unfall, und es war weiter auch nichts passiert. An einer Kreuzung hatte er bremsen müssen, und ein anderer Wagen war auf seinen gedonnert. Gewiß hätte es bös ausgehen können, wenn vor ihm noch ein anderer Wagen gewesen wäre und sein eigener weniger robust. Es wäre wohl doch besser gewesen, gleich zum Arzt zu gehen. Aber Jörg Fabry hatte für Ärzte nichts übrig. Er war nicht nur ein Playboy, wie man sagte, sondern auch ein Sportsmann – und solche zeigten keine Schwäche.
Ihm mangelte es auch keineswegs an Intelligenz, aber sein Vater war eine so starke Persönlichkeit, daß er überzeugt war, nie sein Format zu erreichen und immer in seinem Schatten zu verbleiben
Es behagte ihm nicht. Er hatte seinen eigenen Weg suchen wollen, aber er hatte ihn nicht gefunden. Immer wieder hatte er zu spüren bekommen, daß man den Sohn des großen Fabry nur als dessen Ableger betrachtete, daß man ihm nicht zutraute, daß er aus dem Strudel, in den er in jungen Jahren als Student gerissen worden war, tatsächlich herauswollte. Und irgendwie, Jörg täuschte sich nicht darüber hinweg, mangelte es ihm auch an Energie. Vielleicht auch deshalb, weil sein Vater immer Nachsicht geübt hatte.
Als Jörg jetzt zu Jennifers Wohnung fuhr, die eigentlich seine Zweitwohnung in der Stadt war, spürte er wieder den stechenden Schmerz, der ihm fast die Besinnung raubte.
Ich dürfte gar nicht mehr Auto fahren, dachte er, aber dann biß er die Zähne aufeinander und riß sich zusammen.
Jennifer war gerade erst