Sommer, Sonne – Ferienspass!: Sophienlust - Die nächste Generation 72 – Familienroman
By Carina Lind
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Denise hat inzwischen aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle geformt, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt.
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.
In aller Herrgottsfrühe verließ Claudia Volkert ihr Haus am Stadtrand von Maibach, um Zeitungen auszutragen, so wie an jedem Wochentag. Als sie zu ihrem Auto ging, zog sie ihre Kapuze tief ins Gesicht, es hatte nämlich angefangen zu regnen. So was Dummes, dachte Claudia, ausgerechnet jetzt öffnet der Himmel seine Schleusen! Gleichzeitig versuchte sie, sich mit dem Gedanken zu trösten, dass die Natur dringend Wasser brauchte. Immerhin war es in den letzten Tagen sehr heiß und trocken gewesen. Claudias Laune war nicht die beste, als sie die Innenstadt von Maibach erreichte. Doch nicht allein der Regen war daran schuld. Auch das Telefongespräch, das sie gestern mit ihrem Mann geführt hatte, ging Claudia nicht aus dem Kopf. Patrick arbeitete als Maschinist für eine Firma in Pforzheim, seit einigen Tagen war er unterwegs auf Montage. Claudia telefonierte jeden Tag mit ihrem Mann, doch gestern hatte seine Stimme ganz anders geklungen als sonst. Sie hatte sofort gemerkt, dass ihn irgendetwas bedrückte. Doch er hatte am Telefon nicht mit der Sprache herausrücken wollen. Morgen kommt Patrick nach Hause zurück, dachte Claudia, als sie den Zeitungsverlag erreichte, dann setze ich ihm die Pistole auf die Brust! Dann muss er mir sagen, was los ist, egal ob er will oder nicht. Eiligst verließ Claudia ihren Wagen und ging in das Gebäude, wo im Foyer die Zeitungsstapel bereitlagen. Mehrmals musste sie zwischen dem Verlagsgebäude und ihrem Auto hin- und herlaufen, bis endlich alles verstaut war. Anschließend fuhr sie weiter Richtung Hauptstraße, dort fing ihre Tour an. Als Claudia wie gewohnt vor dem Maibacher Gymnasium parkte, hatte der Regen immerhin ein wenig nachgelassen. Trotzdem war ihre Arbeit alles andere als angenehm, zumal es jetzt, um vier Uhr morgens, noch stockdunkel war. Während sie von einem Briefkasten zum anderen eilte, hatte sie ihre Gedanken an Patrick mittlerweile beiseitegeschoben.
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Sophienlust - Die nächste Generation
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Sommer, Sonne – Ferienspass! - Carina Lind
Sophienlust - Die nächste Generation
– 72 –
Sommer, Sonne – Ferienspass!
Ein aufregendes Projekt in Sophienlust
Carina Lind
In aller Herrgottsfrühe verließ Claudia Volkert ihr Haus am Stadtrand von Maibach, um Zeitungen auszutragen, so wie an jedem Wochentag. Als sie zu ihrem Auto ging, zog sie ihre Kapuze tief ins Gesicht, es hatte nämlich angefangen zu regnen.
So was Dummes, dachte Claudia, ausgerechnet jetzt öffnet der Himmel seine Schleusen! Gleichzeitig versuchte sie, sich mit dem Gedanken zu trösten, dass die Natur dringend Wasser brauchte. Immerhin war es in den letzten Tagen sehr heiß und trocken gewesen.
Claudias Laune war nicht die beste, als sie die Innenstadt von Maibach erreichte. Doch nicht allein der Regen war daran schuld. Auch das Telefongespräch, das sie gestern mit ihrem Mann geführt hatte, ging Claudia nicht aus dem Kopf. Patrick arbeitete als Maschinist für eine Firma in Pforzheim, seit einigen Tagen war er unterwegs auf Montage. Claudia telefonierte jeden Tag mit ihrem Mann, doch gestern hatte seine Stimme ganz anders geklungen als sonst. Sie hatte sofort gemerkt, dass ihn irgendetwas bedrückte. Doch er hatte am Telefon nicht mit der Sprache herausrücken wollen.
Morgen kommt Patrick nach Hause zurück, dachte Claudia, als sie den Zeitungsverlag erreichte, dann setze ich ihm die Pistole auf die Brust! Dann muss er mir sagen, was los ist, egal ob er will oder nicht. Eiligst verließ Claudia ihren Wagen und ging in das Gebäude, wo im Foyer die Zeitungsstapel bereitlagen. Mehrmals musste sie zwischen dem Verlagsgebäude und ihrem Auto hin- und herlaufen, bis endlich alles verstaut war. Anschließend fuhr sie weiter Richtung Hauptstraße, dort fing ihre Tour an.
Als Claudia wie gewohnt vor dem Maibacher Gymnasium parkte, hatte der Regen immerhin ein wenig nachgelassen. Trotzdem war ihre Arbeit alles andere als angenehm, zumal es jetzt, um vier Uhr morgens, noch stockdunkel war. Während sie von einem Briefkasten zum anderen eilte, hatte sie ihre Gedanken an Patrick mittlerweile beiseitegeschoben. Es nutzte ja eh nichts, jetzt weiter über sein merkwürdiges Verhalten nachzugrübeln. Dafür tauchte plötzlich eine ganz andere Frage auf, und die beschäftigte Claudia bereits seit mehreren Tagen:
»Warum mache ich das hier eigentlich?«, murmelte sie. »Es ist doch vollkommen zwecklos!« Das gesamte Geld, das sie mit ihrem Job als Zustellerin verdiente, ging nämlich für den Sprit drauf, den Patrick für seine Fahrten nach Pforzheim brauchte. Eigentlich ist es eine komplette Milchmädchenrechnung, überlegte Claudia. Vor allem im Winter war ihre Arbeit eine Tortur. Eis, Schnee, oft sogar klirrende Kälte! Nachmittags ging es dann weiter mit ihrem Zweitjob als Kellnerin. Da war sie dann wieder stundenlang auf den Beinen. Nein, dachte Claudia, ich muss ja völlig verrückt sein! So kann es wirklich nicht weitergehen!
Um sechs Uhr war Claudias Tour endlich beendet, sie konnte zu ihrem Wagen zurückkehren. Die Fahrt zurück zu ihrem Häuschen konnte sie dann allerdings sehr genießen. Sie liebte den Geruch, den ihr neuer Skoda verströmte. Und auch das Autoradio war wirklich vom Allerfeinsten. Außerdem freute sich Claudia auf das Frühstück, welches immer ein besonderes Highlight in ihrem arbeitsreichen Tag darstellte.
Da Patrick heute nicht zu Hause da war, würde sie den Küchentisch nur für sich und ihre Tochter decken. Claudia blickte auf die Uhr. Sie musste sie pünktlich wecken, damit Malina nach dem Frühstück rechtzeitig in die Schule kam.
»Aufstehen, mein geliebtes Murmeltier«, sagte Claudia zu ihrer Tochter, als sie an Malinas Bett trat. Noch völlig schlaftrunken rieb sich das Mädchen die Augen. »Gerade habe ich was ganz Tolles geträumt«, brummelte die Kleine. »Aber jetzt ist wieder alles weg.«
»Morgen fangen die Ferien an«, sagte Claudia und gab ihrer Tochter einen Kuss. »Dann kannst du ein wenig länger schlafen. Oder du stehst ganz, ganz früh auf und begleitest mich auf meiner Zeitungstour. Vielleicht willst du mir helfen?«
»Och nö. Kinderarbeit ist verboten«, maulte Malina und schälte sich aus der Bettdecke.
»Was du nicht alles weißt!«, lachte Claudia. »Jetzt aber husch, husch ins Bad mit dir!«
Claudia ging in die Küche, um die Kaffeemaschine einzuschalten. Dann kochte sie noch einen Kakao für Malina. Natürlich aus frischer Milch und echtem Kakaopulver, kein billiges Fertiggetränk, sondern so, wie ihre kleine Prinzessin es am liebsten mochte. Zum Schluss fehlte nur noch die Sahne, die unbedingt zum Kakao gehörte, also holte Claudia den Handmixer aus dem Küchenschrank.
»Mama, darf ich mit ins Feriencamp?«, fragte Malina, kaum dass sie in die Küche gekommen war.
»Feriencamp?«, fragte Claudia. »Was meinst du damit?«
»Pünktchen hat mir gestern erzählt, dass sie und die Kinder von Sophienlust in ein Feriencamp fahren und …«
»Pünktchen? Was ist denn das für ein Name?«, unterbrach Claudia ihre Tochter.
»Eigentlich heißt sie Angelina. Aber alle nennen sie ›Pünktchen‹, weil sie so viele Sommersprossen hat. Pünktchen hat gesagt, dass noch ein Platz im Feriencamp frei ist. Und weil wir nicht in Urlaub fahren, du und Papa und ich, ich meinte einen richtigen Urlaub, nach Mallorca oder so, da dachte ich mir, dass ich mitfahren kann. So ein Feriencamp ist immerhin besser als nichts.«
»Soso, das dachtest du dir«, lachte Claudia und stellte die Sahne auf den Tisch. Dann setzte sie sich zu ihrer Tochter und bestrich sich ein Butterbrot. »Was ist das überhaupt für ein Camp? Und wer fährt alles mit?«
»Alle Kinder von Sophienlust«, verkündete Malina. »Pünktchen natürlich, Vicky und Angelika. Fabian, Martin und Simon. Die gehen auch auf unser Gymnasium. Und dann noch zwei, die ich nicht kenne, weil sie noch in die Grundschule gehen. Kim und Heidi heißen sie. Es sind also acht, und mit mir dann neun.« Malina hatte alle an ihren Fingern abgezählt. »Die wohnen alle in Sophienlust. Das ist ein Kinderheim, ganz in der Nähe.«
»Ja, ich weiß, dass Sophienlust ein Kinderheim ist. – Aber will man dich überhaupt mitnehmen?«
»Natürlich muss man den Chef von Sophienlust fragen«, plapperte Malina munter weiter. »Pünktchen hat gesagt, dass er total nett ist. Da kann man ihn bestimmt leicht beschwatzen. Er heißt übrigens Nick, jedenfalls nennen ihn alle so. Aber eigentlich heißt er Dominik von Schoener-Welle oder so ähnlich. Den genauen Namen habe ich wieder vergessen, aber den findest du sicher ganz leicht heraus, Mama, wenn du in Sophienlust anrufst.«
»Hach!«, lachte Claudia. »Das hast du dir ja schön ausgedacht!«
»Ach, Mama, bitte!«, verlegte sich Malina jetzt aufs Schmeicheln. »Bitte lass mich doch mitfahren! In dem Camp soll es richtig klasse sein. Da gibt es nämlich einen Badesee und rudern kann man auch. Wir können Volleyball spielen und eine Schnitzeljagd machen. Abends sitzen wir dann am Lagerfeuer und erzählen uns Gespenstergeschichten. Dabei werden dann auch noch Würstchen gegrillt.«
»Dieser Nick, oder wie immer er heißt, fährt der auch mit?«
»Ja«, nickte Malina eifrig. »Er und Schwester Regine. Die arbeitet nämlich in Sophienlust. Eigentlich wollte noch eine Frau mitkommen, die auch in Sophienlust arbeitet. Sie heißt ›Tante Ma‹. Aber sie kann nicht, weil sie nicht auf einer Luftmatratze schlafen kann. Dann bekommt sie Rückenschmerzen, sie ist nämlich schon ein bisschen älter. Weil Tante Ma nicht mitkommt, ist Harald Franke eingesprungen. Er ist der Busfahrer von Sophienlust, er bringt Pünktchen und die anderen Kinder immer morgens zum Gymnasium. Und dann kommt auch noch die Hausmeisterin von meiner Schule mit.«
»Frau Conradi?«, wunderte sich Claudia. »Wieso das denn?«
Malina blickte ihre Mama mit einem breiten Grinsen an. »Unsere Hausmeisterin und der Busfahrer haben sich ineinander verknallt. Jetzt sind sie ein Liebespaar, jedenfalls seit einigen Wochen. Harald und Silke, ist das nicht süß, Mama?«
»Aha, vier Erwachsene und acht Kinder.«
»Neun, Mama! Mit mir sind es neun!«
»Okay, eventuell neun. – Wann soll es denn losgehen?«
»Morgen. Morgen früh um neun. Das passt doch prima, Mama! Dann kannst du mich gleich