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Silverman 1: Europa brennt
Silverman 1: Europa brennt
Silverman 1: Europa brennt
Ebook494 pages7 hours

Silverman 1: Europa brennt

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About this ebook

Silverman 1 - Europa brennt
Spirituell - spannend - abwechslungsreich - am Nerv getroffen
Der Sohn des deutschen Geheimagenten Reto Horn wird entführt. Um ihn zu suchen werden die Visionäre aus London engagiert, sie sollen das Versteckt aufspüren. Der junge Mann wird als Roboter in verschiedenen Städten gesehen. Die Terroristen wollen damit die Anschläge auf wichtige Zentralen Europas auf den jungen Mann schieben. Henry Stone und Roy Wood, die Visionäre, finden durch ihre Magie die Orte, wo Anschläge stattfinden sollen. Der erste Anschlag gilt als Test einer Staumauer in den Bergen. In ihrer Vision sehen die beiden Männer wie der Vatikan angegriffen werden soll. Später soll Paris, London, die nordfriesischen Inseln Ziele der Terroristen sein. Auf einer der Inseln wird in naher Zukunft eine Zusammenkunft von europäischen Wirtschaftsspezialisten und Politikern stattfinden. Der letzte Angriff soll Berlin gelten. Die Visionäre sehen auch die Zentrale der Terroristen in Italien. Den Kopf des terroristischen Netzwerks kennen die Visionäre noch nicht.
Fortsetzung: Silverman 2 - Der Kopf
Mit Henry Stone und Roy Wood versuche ich zu beschreiben, welche neuen Fähigkeiten auf den Menschen zukommen. In weiß nicht in wie vielen Jahren der Mensch soweit sein kann um keine Technik mehr zu gebrauchen. Alle Fähigkeiten sind im Menschen enthalten.
LanguageDeutsch
Publishertredition
Release dateJan 5, 2016
ISBN9783732372492
Silverman 1: Europa brennt

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    Book preview

    Silverman 1 - Alexa Olivier

    Prolog

    Italien im Hinterland

    Langsam senkt sich die Sonne hinter der Hügelkette, das ganze Tal erstrahlt in Rotorange. Von der Häusergruppe im Talboden sind bald nur die Umrisse zu erkennen. Steif stehen zwei Männer vor einem der größeren Häuser und starren darauf. Der größere, breitschultrige, kräftige Mann mit nur wenigen Haaren auf dem Kopf, ist Steve. Er ist ein Deutscher Geheimdienstagent. Der andere ist etwas kleiner, mit einem schlanken, drahtigen Körper. Sein Name ist Reto Horn, er trägt die Verantwortung für die Verhaftungen der Terroristen durch die Polizei in Rom. „Ich will ganz sicher sein, dass die Polizei nichts übersehen hat. Für meine Begriffe kamen die viel zu schnell mit den acht gefesselten Terroristen heraus. Bereits damals wollte ich nochmals hinein gehen, um alles zu durchsuchen. Er dreht sich zu seinem Partner Steve um und herrscht diesen an: „Aber du, du musstest sofort weg, wahrscheinlich zu einer deiner Verabredungen. Steve zuckt nur mit den Schultern: „Dann geh doch hinein und durchsuche das Haus. Vielleicht findest du etwas, falls die Polizei nicht bereits alles mitgenommen hat. Ich verschwinde jetzt. Du hast deinen Wagen dort vorne stehen lassen!" Steve wendet sich ohne Gruß ab und fährt mit seinem Auto fort. Reto atmet einige Male kräftig durch und bewegt sich auf die kurze Treppe zum Eingang zu.

    Den Mann, welcher hinter einem Nachbarhaus steht und die beiden Agenten beobachtet, haben sie nicht gesehen. Zwar haben sie bei ihrer Ankunft in alle Richtungen umgesehen, offenbar nicht genau genug.

    Das spezielle Telefon des Kontaktmannes in Europa klingelt. Der Europäer mit Schlapphut, langem Mantel, Sonnenbrille und mit einem Tuch verdeckte, untere Gesichtshälfte nimmt das Gerät langsam aus seiner Tasche. Als er im mittleren Osten die Männer traf, wusste er nicht, dass man ihn zum Werkzeug in Europa machen wollte. In einer schwachen Stunde hat er das Geld angenommen und jetzt muss er die Befehle aus dem Osten annehmen.

    Der Kopf: „Halte ein Auge auf den Agenten, welcher sich über Jahre in unserem Land aufgehalten hat. Du kennst ihn. Hole ihn zu dir, halte ihn fest, damit dieser uns nicht verraten kann! Bestätige mir diesen Auftrag."

    „Verstanden. Ich weiß wo er ist."

    In Italien vor dem Haus der gefassten Terroristen

    Reto, der Agent des deutschen Geheimdienstes, geht die wenige Stufen hoch zum Eingang des Hauses und öffnet vorsichtig die Türe ins größte der Häuser. Er tritt in den Vorraum im Erdgeschoss, von wo einige Türen in andere Räume führen. In jeden der Räume sieht er kurz hinein. Alle sind wirklich leer geräumt und sogar sauber gereinigt. Er überlegt: ‚Ich muss in Rimini und Rom bei der Polizei noch einmal nachfragen was sie gefunden haben. Angelo, mein italienischer Partner hat mir versichert, dass er nichts aus dem Haus genommen hat.’ Er sinniert vor sich hin, geht zur Treppe ins Obergeschoss. Die erste Türe ist leicht angelehnt, er gibt ihr einen leichten Stoß, erschreckt sich, bleibt stehen und starrt auf den Haufen schmutzige Kleider in der hinteren Ecke. Diese liegen auf einer Matte am Boden. ‚Diese gehören mit Sicherheit einem Landstreicher. Der wird nachts zurückkommen.’ Kaum gedacht explodiert etwas hinter ihm. Die Druckwelle reißt Reto von den Beinen, er wird die Treppe hinunter geschleudert. Mit seinen Armen kann er den Kopf schützen, ab da weiß er nichts mehr. Sein Partner Steve ist bereits auf der Fahrt in Richtung Rimini. Er hat keine Lust Lebensretter zu spielen. In Berlin meldet er später, dass Reto im Terroristenhaus bei Rimini in den Flammen umgekommen ist. Feuerwehrleute tragen eine verkohlte Leiche aus dem Haus. Die Botschaft vom Tod des Agenten Reto Horn verbreitet sich schnell in den Büros des Geheimdienstes und die Regierung wird benachrichtigt.

    Sicherung der Familie Horn

    In Berlin

    In Berlin entscheiden die Direktoren des Geheimdienstes zusammen mit der Regierung, die Familie von Reto Horn muss ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen werden. Die Beerdigung findet in drei Tagen in aller Stille im engsten Familien- und Freundeskreis statt.

    Seine Frau Marlene Horn bekommt den neuen Namen Marianne Caminada. Der Sohn Marc erhält den Namen Gian Caminada. Die Tochter Inge sucht sich den Namen Diana aus. Die Familie wird in ein Berghaus im schweizerischen Bündnerland gebracht. Der Geheim-dienst hat schon öfter Familien in jenem Haus untergebracht. Marianne wird weiterhin als Agentin arbeiten. Das Dachgeschoss ist mit einer Anlage mit Antenne ausgestattet. Gian kann sein Studium in Zürich beenden. Er wird vom Jungagenten Claudio Frey begleitet. Diana bleibt meist im Berghaus. Sie wird später nach Berlin in die Schulung geholt. Sie wird in den Sprachen des mittleren Osten ausgebildet. Sie bleibt im Gebäude-komplex des Geheimdienstes. Für Marianne wird der Agent Nick Keller zugeteilt. Er muss sich darum kümmern damit die Dorfbewohner sie mit Lebensmittel und allem notwendigen versorgen. Erst nachdem Gian das Studium in Zürich abgeschlossen hat, einige Zeit in verschiedenen Firmen arbeitete und zuletzt in die Med-tec in Deutschland eine Festanstellung als Entwicklungs-Ingenieur bekommt, wird darüber verhandelt, um Marianne aus dem Berghaus nach Berlin zu holen.

    Im Exil in den Alpen

    Nach anfänglichen Schwierigkeiten hat sich Marianne im Berghaus eingelebt. Die Gedanken und Sehnsucht an ihr früheres Leben muss sie immer wieder verdrängen. Jeden Tag wird sie von einer der Frauen oder einem der Männer zu einem Informationsaustausch besucht. Mit der Zeit hält sie für die vier Dorfbetreuer ein kleines Kaffeekränzchen ab. Sogar das Jassen wurde ihr beigebracht. Der Agent Nick besucht immer wieder Gian in Zürich, fährt nach seiner Kontrolle weiter in Bergdorf zu Marianne. Mit Berlin hat er regelmäßig Kontakt. Gian und Claudio kommen jedes zweite Wochenende ins Berghaus, dann wird gefeiert. Die meiste Zeit verbringt Diana in Berlin in der Sprachschule, wo sie ebenfalls von einem Jungagenten begleitet wird. In Berlin kann sie sich nicht frei bewegen; keinen Ausgang mit ihren Freundinnen, keinen Besuch bei ihren Großeltern. Sie muss immer in den Gebäuden des Geheimdienstes bleiben. Die Zeit, welche die Tochter im Berghaus verbringen muss, ist für ihre Mutter aufreibend. Jedes Mal streiten die beiden Frauen. Diana wird immer schwieriger, sie kann sich einfach nicht an das andere Leben gewöhnen. „Marc kann sich in Zürich frei bewegen, zusammen mit Claudio. Warum kann nicht auch ich nach Zürich? Nach drei Jahren macht John Paul den Vorschlag, die Wohngemeinschaft im Berghaus wieder aufzulösen. Aber Marianne ist unsicher: „Seit einiger Zeit rasen immer wieder drei Motorradfahrer das Tal herauf. Wohin sie fahren ist uns unbekannt. Nick hat bisher nichts herausgefunden. Ich fühle mich sicherer hier, da das Berghaus mit Alarmanlagen abgesichert ist. Sobald einer an die Türe kommt oder um das Haus schleicht, heulen Sirenen auf. Die Dorfbewohner sind sofort hier. Der Direktor findet es als ein gutes Argument. „Sobald Gian den Abschluss gemacht hat, wird er eine Arbeit suchen. Ob er dann immer noch bei dir in der Nähe ist, wissen wir noch nicht. Dann wird er nicht mehr so oft zu dir ins Berghaus kommen. Dafür ist Diana bald mit ihrer Ausbildung fertig. Sie kann im Berghaus arbeiten. Marianne ist alarmiert: „Dann habe ich meine Tochter jeden Tag bei mir. Danke schön. Damit ist die schlechte Laune bei allen bereits programmiert. John Paul tröstet sie: „Dein Chef ist auch ihr Vorgesetzter. Er wird mit ihr reden. Sobald sie wieder zu schimpfen beginnt, meldest du dich. Lass dich nicht auf ein Gespräch mit ihr ein. Euer Chef regelt das."

    Während den nächsten 3 Jahren

    Die Tage sind lang in der einsamen Bergwelt. Immer wieder geht Marianne durch alle Räume, das Zimmer von Gian ist nur jedes zweite Wochenende besetzt. Sobald er sein Studium als Maschineningenieur abgeschlossen hat, wird er gar nicht mehr kommen. Sein Bewacher, Claudio geht Schritt für Schritt neben oder hinter ihm her. Auch er kommt jeweils am Wochenende ins Berghaus. Zusammen haben sie immer viel Spaß, trotzdem, Gian muss immer viele Hausaufgaben machen. Bald wird er nie mehr zu ihr ins Berghaus kommen. Sie vermisst ihn jetzt schon. Immer wieder erscheinen Bilder vor ihren Augen, wie ihr Mann Reto ins Haus der Terroristen geht und darin verbrannt wurde. Hitze durchflutet ihren ganzen Körper, sie kann es immer noch nicht glauben, dass ihre große Liebe nicht mehr zurückkommt. Immer wieder legt sie sich aufs Bett um zu weinen. Sie lebt nur noch für ihre Kinder. Nachts steigt sie in den Raum unter dem Dach. Dort stehen ihr Funkgerät, ihr Computer und alle Unterlagen für ihre Arbeiten für den Geheimdienst. Auch sie war und ist für diese Abteilung tätig. Nachts, wenn kein Vollmond ist, kann sie die Antenne ausfahren. Dann nimmt sie zu allen ihren Kontaktpersonen die Verbindung auf, um zu erfahren, was in der Welt geschieht. Immer wieder fragt sie nach, ob jemand ihren Mann Reto gesehen hat. „Marianne, du musst dich damit abfinden, dein Mann ist tot! Jedes Mal steigt ein Schluchzen auf. Sie will es einfach nicht glauben. Von Zeit zu Zeit kommt Nick Keller, der Agent, welcher für sie und ihre Kinder zuständig ist. Dann bleibt er ein paar Tage. Er bringt Unterlagen und holt welche für seinen Chef ab. Marianne ist immer sehr gierig darauf, neue Informationen zu bekommen. Vielleicht erfährt sie doch noch, dass ihr Mann lebt. Einmal in einem intensiven Gespräch mit Nick hört sie auch seinen Zweifel, es könnte doch sein, dass die verkohlte Leiche welche aus dem Haus geholt wurde, nicht Reto war. „Es könnte sein, wie mich die italienische Polizei erst vor ein paar Tagen informierte, dass es ein Obdachloser war. Der Polizist, welcher vor dem Haus wachte, glaubt einen Mann gesehen zu haben. Er ist sich nicht sicher, aber der ist ins Haus gegangen, als es brannte. Aber ob dieser wieder heraus gekommen ist, weiß er nicht. Er hat die Feuerwehr angerufen dabei hat er nicht mehr aufs Haus geachtet. Hoffnung und Glück erfüllt die Seele von Marianne, sie kann wieder freier atmen.

    Jeden Tag wird Marianne von Dorfbewohnern im Berghaus besucht, um Lebensmittel zu bringen und andere Produkte, welche notwendig fürs Leben im Exil sind. Ein paar Frauen und Männer kümmern sich um die Agentin im Berghaus. Von der Funkanlage hat niemand etwas gesehen. Ab und zu kommen ein paar Frauen um einen Kaffeeklatsch zu halten. Sie bringen dann immer selbstgebackene Kuchen mit. Diese Stunden genießt Marianne sehr. In den letzten Wochen fahren immer wieder drei Motorradfahrer am Haus vorbei. Diese machen Marianne nervös, die Männer halten sich bereit, um einzugreifen, sollten diese anhalten und zum Berghaus gehen. Allerdings wissen diese drei Männer in der Lederbekleidung mit den Flammen auf ihren Rücken nicht, dass das Berghaus komplett abgesichert ist. Marianne muss immer wissen, wann jemand zu Besuch kommt, damit sie für einen Augenblick die Alarmanlage abstellen kann.

    Die Monate und die Jahre gehen dahin. Marianne geht in Begleitung mit den Frauen und Männern des Dorfes spazieren, um etwas anderes zu sehen als nur die Stube, die Küche und die Schlafzimmer. Jeden Tag hat sie mit ihrem Chef via Funkt Kontakt. Er verspricht ihr, dass er sich darum kümmert, sie so schnell wie möglich wieder nach Berlin zu holen. Immer wenn ihre Tochter Diana im Berghaus ist, wird die Spannung zwischen den beiden Frauen kritischer. Diana grollt, sie will wie andere jungen Frauen, sich frei bewegen. Sie will sich mit anderen treffen um in Lokale zum Tanzen zu gehen. Die schlechte Laune von Diana macht es für Marianne noch schwieriger mit ihrer Tochter eine angenehme gemeinsame Zeit zu verbringen.

    Die Zeit ist gekommen, wovor sie sich immer gefürchtet hat, Gian hat sein Studium beendet und arbeitet seit ein paar Monaten in verschiedenen Firmen um sein Wissen in die Praxis umzuwandeln. Vor ein paar Wochen hat er sich als Entwicklungsingenieur in Deutschland in einer Fabrik für medizinische Apparate beworben. Bald wird er nach Deutschland umziehen. Er kommt nicht mehr ins Berghaus, denn er ist davon überzeugt, in der Zentrale werden sie seine Mutter bald wieder zurück nach Berlin holen. „Dann werden wir uns wieder öfter sehen. Sie zweifelt an der Sicherheit für sie und ihre Kinder. „Ich bin nicht davon überzeugt, dass man nicht mehr nach uns sucht. Immer wieder tauchen diese Motorradfahrer auf. Die Polizei hat nicht herausgefunden, was diese in diesem einsamen Dorf wollen. Hier kommen nur Wanderer, welche in die Berge wollen.

    1.  Die Warnung

    Villa Bianchi

    „Dad, ich werde in zwei Tagen den Mann heiraten. Auch wenn du ihn verachtest, ich liebe ihn und er vermittelt mir Vertrauen in mich und unsere Zukunft. – Gian ist für dich und deine Freunde ein unbeschriebenes Blatt. Ihr kennt seine Eltern und Vergangenheit nicht. Viele Stunden haben wir tiefgründige Gespräche geführt. Gian ist sehr einfühlsam, er hat meine Ängste verstanden und mich so geliebt, wie ich bin auch mit meinen Narben im Gesicht. Ich habe ihn kennen gelernt, ich weiß wer er ist." Angela, eine unscheinbare Frau, Ende zwanzig hat es endlich geschafft, von einem Mann geliebt, umworben und bald geheiratet zu werden. Sie fühlt sich endlich glücklich wie noch nie in ihrem Leben. Sie erlebt, was wirkliche Freundschaft bedeutet. Alle ihre Bekannten und ihre Familie belächeln sie, Angela ist ein hässliches Entlein. Ihr Dad, Franco, ist der Geschäftsführer der Med-tec die medizinische Geräte herstellt, wo auch Gian als Entwicklungs-Ingenieur arbeitet. Angela arbeitet in der Firma ihres Vaters, wo sie dem Sonderling Gian begegnet ist und sich in ihn verliebte.

    Stadtwohnung von Gian und Angela

    „Mama, warum rufst du mich an?" Gian ist soeben in seine Wohnung gekommen, um den Feierabend mit Angela zu geniessen. „Ich habe Angst! Gian, komm wieder zu uns, wir werden beschützt. Du bist in Gefahr, die werden auch dich töten."

    „Nach unserer Hochzeit kommen wir. Angela weiss nicht wohin die Hochzeitsreise geht."

    „Ich fühle es, wie bei deinem Vater. Die sind hinter dir her. Die suchen dich. Nach der Hochzeit könnte es zu spät sein."

    „Ich weiss, seit einiger Zeit schleichen drei Typen herum. Ich gebe auf mich Acht, du brauchst dir keine Sorgen zu machen Mama."

    „Gehe zur Polizei und verlange Schutz."

    „Nein, wenn die etwas erfahren, habe ich erst recht keine Ruhe mehr."

    „Ich freue mich dich wieder zu sehen. Vor allem freue ich mich, deine Angela endlich einmal kennen zu lernen. Und ….. Gian, versprich mir, dass du auf dich Acht gibst." Gian schiebt sein Handy in die Mappe zurück. Ein paar Tage noch dauert es bis zur Hochzeit. Lange überlegt er, wie er sich vor der Gefahr der Lederboys schützen kann. An seinem Laptop tippt er den Brief für Angela hinein, damit sie die Wahrheit erfährt, sollte mit ihm ein Unglück geschehen.

    Der Brief

    Meine liebe Angela, Hallo Claudio

    Gratuliere Claudio, du hast diesen Brief doch noch entdeckt. Ich wollte nicht, dass er von den Lederboys gefunden wird. Liebe Angela, wenn du diesen Brief gelesen hast, weißt du, warum ich nicht mehr bei dir sein kann. Nur du darfst diesen Brief lesen. Claudio du kennst die ganze Geschichte. Verbrennt diesen Brief, sobald ihr ihn gelesen habt. Auf dem Laptop wird man ihn nicht finden, da ich die Festplatte vernichten werde. Mein richtiger Name ist Markus Horn, genannt Mark. Meine Mutter und meine Schwester Diana leben in den Bergen. Diese Adresse schreibe ich auf ein separates Blatt. Claudio du weißt wie du eine unsichtbare Schrift lesbar machen kannst. Angela und Claudio, auch dieses Blatt müsst ihr vernichten und den Namen meiner Mutter und die Adresse streng vertraulich behandeln. Ich verlasse mich auf euch.

    Mein Vater war für den Geheimdienst tätig. Er leitete eine kleine Gruppe mit Agenten, welche ein Terroristen Netz zerschlagen haben. In den Medien wurde darüber berichtet. Leider konnten nicht alle Saboteure gefasst werden, insbesondere einen welcher als Kopf der Bande galt. Er ist immer noch auf freiem Fuß und davon überzeugt, dass er mit einem neuen Team, strategisch wichtige Orte in Europa vernichten muss. Bis zum heutigen Tag ist nichts geschehen, aber irgendwann werden wichtige Regierungsgebäude von Bomben vernichtet. Mein Vater verfolgte den Anführer, bis man meinen Vater angeblich tot aufgefunden hatte.

    Meine Mutter, meine Schwester und mich hat man in ein Zeugenschutzprogramm aufgenommen. Wir mussten unser Haus in Deutschland verlassen. Wir wurden in die Schweiz gebracht, weil die Führungsleute im Geheimdienst daran glaubten, dort sicherer zu sein. Meine Papiere, insbesondere die Diplome als Ingenieur (Ich habe den Abschluss an der ETH in Zürich gemacht) wurden auf den neuen Namen geändert. Meine Mutter lebt im hintersten Dorf, an einem abgelegenen Ort eines Tals. Dort können uns die Agenten des Geheimdienstes besser schützen. Nach meinem Studium in der Stadt habe ich Arbeit im Tal gefunden. Ich durfte nur in Begleitung von Leuten des europäischen Geheimdienstes dahin fahren. Du Claudio, warst ebenfalls einer dieser Begleiter, auch während meines Studiums. Gemeinsam mit dir hatte ich wenigstens glückliche Stunden, in denen ich vergessen konnte dass unsere Familie nicht mehr beisammen ist. Die Einkäufe für meine Familie besorgte ich manchmal oder Leute aus dem Bergdorf. Irgendwann fand ich in einer Zeitung das Arbeitsangebot in eurer Firma Med-tec. Da ich dieses Leben nicht mehr aushielt, bewarb ich mich in der Firma deines Vaters. Meine Mutter und der Chef des Geheimdienstes gaben mir die Einwilligung, den sicheren Ort zu verlassen. Claudio musste mich nach Deutschland begleiten. Für den Unterhalt meiner Mutter und Schwester sorgte der Geheimdienst. Den Rest kennt ihr.

    Finden die Lederboys mich, dann weiss ich nicht was mit mir geschieht. Versucht nicht, mich zu finden, denn sonst kommt auch ihr in die Gefahr. Die Agenten sind ausgebildet, um mich zu suchen und den Kopf des Terroristen Netzes zu finden.

    Ich wünsche dir liebe Angela viel Kraft, ein neues Leben anzufangen. Meine Liebe zu dir war und ist immer echt. Du Claudio, mein Freund, bitte unterstütze Angela und hilf ihr auf einen glücklichen Lebensweg zu kommen.

    In Liebe Gian noch besser Marc

    2.  Der Junggesellen Abschied

    Festsaal im Hotel Hofburg

    Auch wenn Gian kaum Freunde in seiner neuen Heimat hat, kommen viele Männer zur Feier des Junggesellen-Abschied. Im Städtchen hat sich herumgesprochen, dass im Hotel der zukünftige Schwiegersohn des Unternehmers Franco Bianchi, Geschäftsführer der Med-tec, seinen Abschied als Junggeselle feiert. Nicht eingeladene Gäste gesellen sich zur lärmenden Gesellschaft hinzu, um sich beim reichhaltigen Buffet zu bedienen. Der Champagner, Wein und Bier fließen durch die gierigen Kehlen. Der Lärmpegel steigt immer höher, je mehr Alkohol getrunken wird. Jeder der Gäste will gehört werden. Mit einem Schlag wird es still. Ein Wind saust durch die lachende und lärmende Menge. Gian schaut sich im Saal umher, bis sein Blick bei der Tür hängen bleibt. Durch diese treten drei Männer in Ledermontur mit Flammenzeichen auf den Rücken herein. Gian’s Herz setzte für einen kurzen Augenblick aus. Ein Schrecken durchfährt seinen ganzen Körper; die Vergangenheit hat ihn eingeholt. Er geht auf die drei Männer in Lederbekleidung mit einer Flamme auf dem Rücken zu. Gerade setzt er zu seiner Rede an, aber bereits das erste Wort bleibt ihm im Hals stecken. Ein Schlag in seinen Magen schockt ihn, der Atem bleibt aus, ihm wird schwindelig, die schwarze Nacht bricht über ihn herein. Einer der Lederboys sucht nach dem Wohnungsschlüssel. Wo diese ist haben sie vor einigen Wochen festgestellt. Für die kräftigen Schurken ist es ein Leichtes den bewusstlosen Gian in den bereitstehenden Kastenwagen zu schleppen. Das Tor In die Tiefgarage öffnet sich, obwohl der Schlüssel dazu nicht in Gians Taschen war. Rein in den Lift zur obersten Etage und hinein in die Wohnung. Sie legen ihn auf das Sofa im Wohnzimmer. Einer der Männer geht die Treppe der Maisonette Wohnung hoch in die Schlafräume. Er sieht die gepackten Koffer, welche für die Traumreise in die Flitterwochen bereit stehen. ‚Gut, so muss ich mich nicht mit der Suche nach Kleidern machen.’ Er hebt mit behandschuhten Händen den einen Deckel, alles Frauenkleider, trotzdem wühlt er herum. Vielleicht gibt es irgendetwas, was für die Lederboys von Bedeutung ist. Im Badezimmer holt er Rasierapparat, Zahnbürste und Zahncreme, Duschgel und anderes was scheinbar für Gian wichtig ist. Ob er irgendwelche Medikamente braucht?

    In der Stadtwohnung von Gian

    Im Wohnzimmer und der Küche suchen die zwei anderen nach wichtigen Unterlagen. Jede Schublade, jede Türe werden geöffnet und durchwühlt. Den Laptop mit Kabeln und Zubehör verstauen sie in die bereitstehende Mappe. In aller Ruhe werden sie diesen durchforsten. Selbst gelöschte Dateien sind für ihren Spezialisten kein Problem. Was sie nicht wissen, Gian hat vorgesorgt, diese Gauner werden gar nichts finden. „Los beeilt euch, wir müssen verschwinden!" Der Gruppenchef treibt seine Kollegen an. Nicht einmal der Beobachter Sputnik kann feststellen, wer diese Männer in Lederbekleidung sind. Die Helme blieben auf ihren Köpfen, obwohl sie alle in Schweiß gebadet sind. Ihre Motorräder liegen im Kastenwagen, für Gian gibt es einen Platz, wo man ihn hinlegt. Einer der Männer setzt sich neben ihn hin, die anderen steigen vorne ein, sie fahren los ins vorbereitete Versteck.

    3.  Die Hochzeit

    Wohnung von Claudio in Hochdorf

    Die Sonnenstrahlen zwingen sich durch den Vorhang ins Zimmer wo Claudio immer noch schläft. Der Traum löst sich langsam auf, die Kämpfe werden weniger, die dunkeln Gestalten verschmelzen sich mit dem Hintergrund. Die Klammerung um seinen Körper lockert sich. Das Erwachen ist eine Qual, im Kopf des jungen Mannes brummt es. Das Gesicht seines Freundes Gian erscheint vor seinen Augen: ‘Claudio hilf mir … Hilfe …Hilfe.’ diese Worte werden immer leiser, das Gesicht löst sich langsam auf. Die Augen von Claudio starren zur Decke. Claudio ist ein mittelgroßer, schlanker Mann, sein dichtes, dunkles Haar erinnert an einen südländischen Jüngling. Seit er für Gian verantwortlich ist, haben sich die beiden jungen Männer angefreundet. Die Erinnerungen kommen ganz langsam an die Oberfläche. ‘Die Hochzeit!‘ Er erinnert sich nur ganz schwach an drei Männer beim Eingang zum Saal. ‚Was wollten die drei Männer von Gian? Ich muss ihn anrufen.’ Claudio sucht nach seinem Handy und wählt seine Nummer. Seit gestern Abend hat er von Gian nichts mehr gehört und ihn schon gar nicht mehr gesehen. Lange lässt er läuten, aber Gian antwortet nicht. Seine letzte Möglichkeit ist, ihn in seiner Wohnung zu suchen. Oder ist er im Hotel wo die Feier gestern stattfand oder eventuell ist er in der Villa. Claudio ist Brautführer und verantwortlich, dass der Bräutigam rechtzeitig zur Hochzeit erscheint. ‘Meine Güte, wenn ich in der Villa melden muss, dass ich Gian nirgends finde. Franco und Angela reißen mir den Kopf ab.’ Ein Anruf in der Villa wird beweisen, dass Gian dort ist. Nach langem läuten meldet sich der Hausherr. „Ist Gian hier? fragt Claudio „Nein, warum, sollte er? Wir erwarten ihn am Nachmittag in der Kirche sagt Franco genervt. „Er ist verschwunden! – Das heißt, ich finde ihn nirgends erklärt Claudio. „Waaaas? Wenn der nicht an seiner Hochzeit erscheint kann er was erleben! Die Wut im Brautvater steigt auf das Maximum. Dieser stellt auf den Lautsprecher, um zu verhindern dass er das Telefon an die Wand schmettert. Claudio erinnert sich wieder an die drei Männer in den Lederkombis mit den Flammen auf ihren Rücken. „Ich … ich habe ihm telefoniert. Er antwortet nicht. Ich werde heute Morgen zu ihm in die Wohnung gehen um nachzusehen ob er immer noch schläft. Zuletzt habe ich ihn gestern am späten Abend gesehen. Drei Männer kamen und er ging mit ihnen hinaus. Ich dachte …. Angela hat mitgehört, Claudio wird von ihr unterbrochen. „Drei Männer sagst du? Papa, letzte Woche saßen wir im Straßencafé und da setzten sich drei Männer an den Tisch neben uns. Diese betrachteten mich, als, wie, ach ich weiß nicht. Es war sehr unangenehm. Gian bezahlte sofort und wir gingen. Die Blicke der Drei spüre ich noch immer auf meinem Rücken. Claudio fahr zu seiner Wohnung um nachzusehen ob er dort ist. Er wird bestimmt wieder kommen. Wir warten vor der Kirche. Angela gibt die Hoffnung nicht auf. Die kirchliche Trauung ist der krönende Abschluss zu ihrem Bund der Ehe, welcher im Stadthaus geschlossen wurde.

    Vor dem Weggehen, wirft Claudio eine Tablette ins Wasserglas. Der Sturm in seinem Kopf soll endlich aufhören. Also ist in der Villa kein Gian, im Hotel, wo er ihn zuletzt gesehen hat, ist er auch nicht. In der Kaffeebar, wo sie sich oft treffen, ist er auch nicht. Die Suche nach seinem Freund ist erfolglos.

    In der Kirche in Hochdorf

    Während Claudio nach dem Bräutigam sucht, werden die hinteren Bänke der Kirche von schaulustigen Stadtbewohnerinnen und Arbeiterinnen der Fabrik gefüllt. Die Frauen haben in den Schränken nach ihren schönsten Kleidern gesucht. Auch wenn sie nicht zu den geladenen Gästen gehören, die Heirat der Tochter ihres Patrons wollen sie sich nicht entgehen lassen. Die jungen Frauen sitzen in der hintersten Bankreihe des Kirchenschiffes und kichern, kritisieren und erfreuen sich an den eintretenden Gästen. Iris stupft ihre Kollegin: „Guck, die vier Stadtschönheiten kommen auch."

    „Die werden doch nicht zu den eingeladenen Gästen gehören."

    „Vielleicht doch, du weißt ja, man erzählt sich, dass Franco, unser Patron, sich ab und zu mit diesen Damen amüsiert. – Du weißt was ich meine. Eine alte Frau dreht sich auf der vorderen Sitzbank um und schaut die quasselnden jungen Frauen vorwurfsvoll und böse an. Einige Männer von der Stadtregierung, in Smoking mit ihren Frauen, gehen leise durch das Kirchenschiff zu den vorderen Reihen. Nach und nach füllen sich die vorderen Bänke mit den wichtigen Herren der Wirtschaft und Regierung. Ihre Frauen haben ihre schönsten Garderoben hervorgeholt. In diesem kleinen Städtchen kommt es nicht allzu oft vor, dass gezeigt werden kann, was man hat. Vorsichtig schreiten diese Damen durch den Gang der Kirche, immer darauf bedacht, nicht auf ihre langen Röcke zu treten. Ihre Halsketten, Ringe und Broschen glänzen um die Wette. Für eine Bande von Dieben wäre das die Gelegenheit gewesen, die Damen auszurauben. „Jetzt kommt die Lady im türkisfarbenen Kleid. Die hat es zur Brautführerin gebracht. Iris will von ihrer Kollegin wissen: „Kennst du die?"

    „Soviel ich weiss, geht Angela meist mit ihr in den Ausgang. Im letzten Jahr waren sie zusammen in den Ferien. Weiss ihre Freundin Jasmin zu berichten. „Ah, deshalb. Man hat sich immer gewundert, warum sie keinen Freund hat. Iris ist eine Gruppenleiterin in der Produktion. Jetzt gucken die meisten anwesenden Gäste zum Eingangsportal. Eine Schönheit im Aprikosen farbenen langen Kleid schreitet daher. „Der Firmendrachen kommt daher. Die Sekretärin und persönliche Assistentin von Franco kontrolliert beim Vorbeigehen durch den Gang, wer anwesend ist. „Wahrscheinlich führt die eine Absenzen Liste um später diejenigen, welche nicht gekommen sind, zu bestrafen. Die Kolleginnen nicken mit ihren Köpfen. Sie wissen, dass sich auch Francos Frau, die Brautmutter von ihr distanziert. Sie sitzt seit längerer Zeit in der zweitvordersten Reihe. Die hellblauen Spitzen auf dem dunkelblauen Kleid sind gut sichtbar. Die Dame im bordeauxroten einfachen geschneiderten Taftkleid spricht mit der Brautmutter. „Wahrscheinliche ist das die Tante von Angela. – Die Schwester von ihrer Mutter. Jetzt erscheint der stattliche, gross gewachsene Herr in Militäruniform. Seine Haltung ist so steif, als ob ihn ein Stock im Rücken gerade hält. An seinem Arm hat sich eine kleinere, alte Frau mit verwelkter Haut angehängt und versucht mit ihm Schritt zu halten. „Dieser Narzisst muss ja immer zuletzt kommen, damit man ihn ja nicht übersieht.

    „Für seine Frau hätte er endlich einmal ein neues Kleid kaufen können. Die Blumen darauf sind auch schon so welk wie ihre Haut."

    „Von diesem Geizkragen kannst du nichts erwarten. Sogar zu seiner Beförderung vor ein paar Jahren, ist sie in diesem Kleid gekommen. Alle Hochzeitsgäste sitzen jetzt in den Bänken der Kirche und warten. Der Duft der Blumenpracht steigt in ihre Nasen und lässt ihre Sinne zur Freude schweben. Auf der Seite der Braut sind weiße und rosarote Rosen und andere Blumen in großen Vasen auf dem Altar, dem Boden und den Wänden entlang aufgestellt. Auf der Seite des Bräutigams sind es weiße und blaue glockenartige Blumen. Die Glocken verkünden über die kleine Stadt das Glück des Brautpaares, endlich vereint zu werden. Die Gäste warten auf den Moment bis die Türe geöffnet wird und die Braut, von ihrem Vater Franco hineingeführt wird. Die Zeit des Wartens wird immer länger, die Freude ändert sich langsam zur Unruhe. Alle konzentrieren sich auf die Türe, welche sich bald öffnen sollte und die Braut mit ihrem Vater durch den Mittelgang der Kirche zum Traualtar geführt wird. Das Warten auf die Braut wird zur Anspannung. Niesen, hüsteln, das Umherrutschen auf den Bänken wird von verschiedenen Seiten hörbar. Die Stille verdichtet die Luft, keine Orgelmusik die zur Feier spielen sollte. Flüsternde Worte dringen durch die Menge. Sofia in der zweitvordersten Bankreihe berührt den Arm ihrer Schwester, die Brautmutter: „Welches ist Gian, der zukünftige Mann von Angela? Trotz dem Flüstern wurde sie von den Gästen in ihrer Nähe gehört und viele Augenpaare suchen auf der vordersten linken Reihe nach dem Bräutigam. Die Brautmutter wendet ihren Kopf: „Ich sehe ihn nicht. Blitzschnell wird ihr bewusst, dass etwas nicht in Ordnung ist. Sie sucht den Blick des Freundes von Gian. Claudio zuckt mit den Schultern. Die Brautmutter wird traurig und unruhig, denn ihre Tochter hat sich so sehr auf ihre Hochzeit gefreut. Der Brautführer geht zur Tür an der Seite der Kirche und verschwindet unbeachtet von den anwesenden Gästen. Schnellen Schrittes geht er der Kirchenmauer entlang zum Haupteingang, wo die Braut mit ihrem Vater auf das Zeichen zum Eintreten warten. Beide freuen sich auf das Erscheinen von Claudio und machen sich auf den Weg zum Tor der Kirche. Dieser gibt ein Zeichen zum Anhalten. „Gian ist nicht gekommen.

    „Was? Ist er nicht in der Kirche? Der Brautvater ist sehr ärgerlich und unruhig über diese Mitteilung. Schnell gibt er Anweisungen: „Angela, der Chauffeur fährt dich und deine Mutter nach Hause. Wir kümmern uns um die Suche nach Gian. Franco versucht seine Tochter zu beruhigen. Claudio eilt in die Kirche zurück, um die Brautmutter zu bitten, mit Angela nach Hause zu fahren. Die Brautmutter, Antoinette und ihre Schwester Sofia erheben sich unsicher von der Kirchenbank und eilen zur Tür, um nachzusehen warum ihr Mann sie bittet nach Hause zu fahren. Die Hochzeit hat nicht einmal begonnen. Claudio informiert den Pfarrer, dieser gibt ein Zeichen, die Glocken anzuhalten. Der Pfarrer hat die unangenehme Aufgabe den Anwesenden mitzuteilen, dass die Hochzeit abgesagt wird. Die Gäste schupsen sich gegenseitig zur Tür, um zu sehen, warum die Hochzeit nicht stattfindet. Alle sind sich bewusst, die Hochzeit ist geplatzt. Die elegant gekleideten Männer und die Frauen in ihren exklusiven Garderoben gehen schnell auf die wartende Limousine zu. Viele Fragen an den Brautvater und die Braut werden vom Wind verweht. Die Gäste schwatzen wirr durcheinander und fragen sich, warum die Glocken nicht mehr läuten. Was ist nun mit dem rauschenden Fest auf welches sich alle freuten? Inzwischen mischen sich auch Bewohner, welche sich bei der Kirche aufhalten, unter die Hochzeitgäste. Auch Angestellte der Fabrik warten vor der Kirche, um der Tochter ihres Patrons die Ehre zu erweisen. Die Frühjahrssonne wärmt die Seelen auf. Ein leichter Wind spielt mit den Haaren der Wartenden. Die Türe der Limousine wird geöffnet und Franco hilft seiner Tochter in den Fond des geräumigen Wagens. Die Braut bemerkte nicht, wie ihr geschieht. Noch ist ihr nicht bewusst, was das alles zu bedeuten hat. Sie fühlt sich matt, taub und sie sieht nichts. Ihr Körper fühlt sich steif und matt an. Der Schock kommt wie ein Schlag über Angela. Sie fragt sich, wo ihr zukünftiger Mann ist. Der stolze Unternehmer bittet seine Frau, Antoinette und ihre Schwester Sofia auch in die Limousine einzusteigen, um mit der Braut nach Hause zu fahren. Der Chauffeur setzt sich hinter das Steuer und fährt ganz langsam los; durch die Menschenmenge um auf der Hauptstraße endlich den Wagen zu beschleunigen. Blitzlichter begleiten das Fahrzeug bis es am Ende der Straße verschwindet. Franco wendet sich an seinen Bruder. „Komm Vinzent, wir gehen jetzt zur Polizei. Ich will wissen, was mit Gian geschehen ist. – Und vor allem will ich mehr über ihn und seine Vergangenheit erfahren. Alles kommt mir sehr suspekt vor." Der Brautvater nimmt seinen jüngeren Bruder am Arm, führt ihn von der Menge weg zu seinem Auto.

    4.  Wo ist Gian?

    Vor der Kirche

    Die prachtvoll duftenden weißen, rosa und blauen Blumen aus der für die Hochzeit geschmückten Kirche werden an die Gäste, welche auf das Brautpaar warten, verteilt. Im Hotel wird die Absage des Hochzeitfestes mit Bestürzung entgegen genommen. Der Brautvater muss die Kosten der versäumten Hochzeit übernehmen was beim Geschäftsführer der Med-tec noch mehr Wut gegen Gian auslöst. Der Brautführer Claudio sitzt an seinem Computer in seiner Wohnung im Städtchen Hochburg. Er muss an alles denken, damit alle geplanten und bestellten Festlichkeiten der Hochzeit aufgelöst werden.

    In der Stadtwohnung von Gian

    Der letzte unangenehme Schritt ist, die Wohnung von Gian in Ordnung zu bringen und alles, was die Polizei nichts angeht, wegzubringen. Das muss sehr schnell erledigt werden.

    Gian hat ihm noch vor ein paar Wochen die Anweisung gegeben, welche Claudio nicht ganz verstanden hat. ‚Nimm den Schlüssel meiner Wohnung zu dir, falls mit mir etwas geschieht. Hier ist ein Brief für Angela und gib ihr diesen persönlich. Niemand darf etwas von diesem Brief wissen.’ Diese Worte klingen jetzt Claudio ganz klar in seinem Ohr. Damals staunte er über diese Vorsichtsmaßnahmen welche Gian getroffen hat. Gian musste etwas geahnt haben, aber warum? Vorsichtig, etwas nervös steckt Claudio den von Gian erhaltenen Schlüssel ins Türschloss zu seiner Wohnung. In dieser modernen, eher spartanisch eingerichteten Wohnung auf zwei Etagen war Claudio in den letzten Wochen sehr oft zu Besuch. Sein Freund war sehr ordentlich, nie lagen Kleider, Bücher, Zeitungen oder Teller mit Essensresten umher. Er ist gespannt, was ihn dieses Mal erwartet. Durch einen kurzen Korridor mit je einer Tür auf der linken und auf der rechten Seite geht er langsam in das geräumige Wohnzimmer. Eine weiße Ledergarnitur füllt die rechte Seite des Raumes. Der auf das modernste ausgerichtete Fernseher war der Stolz von Gian. Gegenüber der Wohnungstür steht der Schreibtisch mit der Glasplatte. Wer sich in den roten, bequemen Bürostuhl setzt, blickt über die Terrasse auf das Städtchen mit den grünen Hügelzügen im Hintergrund. Er öffnet die unterste Schublade des Schreibtisches und fasst mit sicherem Griff hinein, um den Brief für Angela heraus zu holen. Nur wenig Papier und Büromaterial liegt in dieser Schublade. In allen Schubladen sieht Claudio nach, ob etwas nicht mehr darin ist, was sein sollte. Auf der Glasplatte steht eine Lampe auf einem rechteckigen Klotz. Auch diesen hebt er an, ein Brief liegt nicht darunter. Auffällig ist, dass keine persönlichen Papiere, die Ordner mit Bank-unterlagen, Versicherungs-Policen, Korrespondenz nicht mehr vorhanden sind. So genau hatte sich Claudio bei seinen Besuchen in Gian’s Wohnung nie umgesehen; er kann nicht feststellen, was fehlt. Falls die drei Lederkombis in dieser Wohnung waren, musste Gian den Brief woanders versteckt haben. Der Versuch, das Handy mit einem Anruf zu suchen ist fehlgeschlagen, kein Läuten ist zu hören. Das Telefon steht nicht mehr auf seinem Platz. Von diesem hört Claudio keinen Ton. Jetzt fällt ihm auf, dass auch der Computer fehlt. Der Brief könnte einen Hinweis auf das Verschwinden von Gian geben, demnach muss er diesen finden. In den Polstersesseln gibt es keine Möglichkeit etwas zu verstauen. Auf der rechten Seite des Raumes steht der lange Esstisch aus Glas mit den sechs Stühlen. Wie oft hatte ihn Gian bekocht; er kannte ein paar spezielle Rezepte aus seiner Heimat. Beim Essplatz findet er kein Versteck für einen Brief. Die Lautsprecher der Musikanlage, diese stehen nicht mehr am Boden. Claudio sieht nach, ob die Musikanlage im Kasten neben der Küchentür steht. Aber dieser wurde ausgeräumt. Claudio setzt die Suche in der Küche fort, wo es bestimmt viele Verstecke für einen Brief gibt. Der Abfalleimer ist leer, die Geschirrspülmaschine ist ebenfalls leer und im Kühlschrank nichts, nicht einmal eine angefangene Mineralwasserflasche. Das Gefrierfach ist abgetaut. ‚Die haben sich viel Zeit gelassen, um die Wohnung leer zu räumen. Um alles wegzubringen brauchte es ein großes Auto. Ob jemandem im Haus ein Auto aufgefallen ist?’ Er öffnet alle Türen zu den Kästen und alle Schubladen. Das Geschirr, die Gläser und das Besteck mit den Kochutensilien wurden zurück gelassen. Claudio nimmt den Stapel mit den Tellern aus dem Kasten und stellt diesen auf den Rüsttisch. ‚Vielleicht hatte er die Möglichkeit eine Notiz unter einem Teller verschwinden zu lassen.’ Leider ist auch zwischen den Tellern nichts. Er sieht sich noch mal ganz genau in der Küche um, ob er nicht noch eine Ecke sieht, um etwas zu verstecken. Zwischen den Kochbüchern hat er noch nicht nachgesehen; auch da ist nichts. ‚Wenn jetzt Gian mir zusehen könnte, würde er verschmitzt lachen.’ Alles ist an seinem Platz, die Küche ist blitzblank sauber. Ein neuer Mieter könnte hier einziehen und sein persönliches Leben führen. Die Lederkombis haben einen Schlussstrich unter dem Leben von Gian gezogen. Traurig steigt Claudio die Wendeltreppe neben dem Durchgang hoch. Er steht im aufgeräumten Schlafzimmer. Schnell und mit einer Wut gepackt reißt er den Überwurf

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