DIE WÜRTTEMBERGER SCHWARZWALDBAHN: Hermann Hesse Bahn
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About this ebook
*19.3.1823 -† 9.2.1902
war von 1868 bis 1879 Pfarrer in Althengstett.
Dr. Georg Emil Carl Schüz
*12.8.1828 Calw †6.4.1877 Calw
Arzt und Botaniker in Calw
schrieben zusammen den ersten Bahn Reiseführer über die Württemberger Schwarzwaldbahn von Zuffenhausen bis Nagold. Beschrieben werden die an der Bahnlinie liegenden Orte mit ihrer Geschichte.
Die hier vorliegende Ausgabe wurde ergänzt mit Bildern und weiteren Texten zum 150. Jubiläum der 1872 gebauten Bahn.
Der wieder eröffnete Abschnitt Weil der Stadt - Calw trägt den Namen Hermann Hesse Bahn.
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DIE WÜRTTEMBERGER SCHWARZWALDBAHN - Dr. Georg Emil Carl Schüz
Station Zuffenhausen
Der sehr gefällige Bahnhof steht zwischen der Hauptbahn und der Schwarzwaldbahn und bildet eine sogenannte Inselstation. Er wurde bei Anlegung der Schwarzwaldbahn neu gebaut. Der frühere Bahnhof Zuffenhausen steht weiter gegen Ludwigsburg und wird jetzt als Bediensteten Wohnung benützt. Die Schwarzwaldbahn führt auf der westlichen Seite des Bahnhofs (von Stuttgart her links) vorüber, macht dann gleich einen weiten Bogen und mündet in das nach Korntal führende Seitental ein. Zur Linken sehen wir auf waldiger Anhöhe die Schlotwiese. Hier stand früher ein Jagdschlösschen und eine Försterwohnung. Ersteres wurde 1818 abgebrochen Aus der Försterwohnung wurde eine Kleinkinder Rettungsanstalt der Gemeinde Korntal von 1828 bis 1846. Als diese nach Korntal verlegt wurde, kauften die Fabrikanten Schüle und Schrade die Gebäude und Güter und errichteten eine Baumwollesamt- und Manchester-Fabrik.
Ferner haben wir zur Linken die Schwieberdinger Straße und fahren bald unter derselben durch. Zwischen Wald auf der linken und Feld auf der rechten Seite steigt die Bahn bis zur Station Korntal. Kurz vor dieser durchschneiden wir die bekannte Allee, welche von der Solitude herab schnurgerade nach Ludwigsburg führt und von Herzog Karl angelegt wurde. Diese Allee wurde als Basis zur Landesvermessung gewählt und 1820 unter Professor Bohnenberger mit größter Genauigkeit gemessen. Der Mittelpunkt des Schlosses Solitude ist der Anfang der ganzen Vermessung des Landes.
Station Komtal,
zwischen Korntal und Weil dem Dorf. Korntal, evangelisches Pfarrdorf mit 1245 Einwohnern, war früher ein ritterschaftlicher Hof, seit 1819 eine Gemeinde, gegründet von Bürgermeister Hoffmann in Leonberg mit eigener Kirchenordnung, Disziplin, Liturgie und Gebräuchen.
Die Gemeinde ist von der Aufsicht des K. Konsistoriums befreit, ihre religiöse Verfassung steht aber unter der Oberaufsicht des K. Ministeriums des Kirchen- und Schulwesens. Als im Jahre 1816 viele evangelische Familien teils wegen des neuen Kirchenbuches und neuen Gesangbuches, teils getrieben von der Teuerungsnot nach Südrußland auswanderten, erließ die K. Regierung am 24. Februar 1817 ein Ausschreiben an die obrigkeitlichen Stellen im Lande, worin diese angewiesen wurden, die Auswanderer vor der Gefahr zu warnen, in welche sie sich durch unüberlegte Auswanderung bringen.
Dies gab dem Bürgermeister Hoffmann den Anlass, der kaiserlichen Regierung vorzustellen es könnte ein großer und vermöglicher Teil der Auswanderer, welche sich nicht zur Annahme des neuen Kirchenbuches entschließen konnten, von ihren Vorsätzen abgehalten werden, wenn ihnen die Anlegung eigener Gemeinden im Königreich gestattet würde, wie solche der Brüdergemeinde in Königsfeld vor wenigen Jahren, zurzeit als solches noch zu Württemberg gehörte, zugestanden wurde. Zugleich erklärte sich Hoffmann bereit, wenn man auf diesen Vorschlag eingehe, näher den Plan solcher Gemeindegründung und die Namen derer, welche sich dadurch zurückhalten ließen, anzugeben. Hoffmann erhielt bald darauf die Weisung, seinen Plan näher zu entwickeln. Es dauerte aber noch 18 Monate, bis nach mehrfachen Verhandlungen am 1. Oktober 1818 die definitive Genehmigung zur Anlegung von Gemeinden erfolgte. Nun handelte es sich um den geeigneten Ort zur Anlegung der ersten Gemeinde. Mehrere Versuche schlugen fehl.
Da wurde das Rittergut Korntal von dem Grafen von Görlitz zum Kaufe angeboten mit der Erklärung: Es kostet mich großen Kampf, eine Besitzung hinzugeben, an welche mich die wertesten Erinnerungen des Lebens knüpfen. Aber Ihre Zwecke sind gut, darum hoffe ich auch, es wird der Segen darauf ruhen. So wurde denn 1819 das Rittergut dem Grafen von Görlitz und dem Freiherrn von Münchingen um 115.000 Gulden abgekauft. Anfangs waren es 68 Familien. Am 9. Juli 1819 wurde der Grundstein zum jetzigen Betsaal gelegt, welcher in der Mitte des etwa 150 Gebäude zählenden Dorfes steht. Der Einweihung am 7. November 1819 wohnten gegen 8000 Menschen bei. Im Jahre 1869 fand die 50jährige Feier der Gründung der Gemeinde statt. In der Gemeinde bestehen eine Knabenanstalt unter Inspektor Pfleiderer mit einer humanistischen und realistischen Abteilung, eine Töchteranstalt unter der Leitung des Geistlichen (Pfr. Staudt), zwei Kinderrettungs-Anstalten für größere und kleinere Kinder und ein Witwenhaus.
Gleich nach der Station Korntal sehen wir links den Ort, Weil dem Dorf. Zugleich öffnet sich die Aussicht auf die Solitude und auf die Hügelkette der Solitude, welche sich bis zum Engelberg bei Leonberg hinzieht und der Keuper Formation angehört. Herzog Karl erbaute das Lustschloss Solitude 1763-67 im Rokokostil. Eine mit Schiefer gedeckte Kuppel erhebt sich über dem Mittelbau, welchem sich zwei Flügel anschließen. Hier legte Herzog Karl 1770 den Grund zu der berühmten Karls-Akademie, aus welcher so mancher bedeutende Mann wie z.B. Friedrich Schiller hervor ging. 1776 verlegte er sie nach Stuttgart. Am Fuße der Hügelkette liegt der Berkheimer Hof und das ansehnliche Pfarrdorf Gerlingen. Die Wasser, welche die Hügelkette entsendet, sammeln sich zum Lauterbach, welcher zwischen Korntal und Ditzingen von der Bahn überschritten wird und weiterhin in die Glems mündet.
Station Ditzingen
Evangelisches Pfarrdorf mit 1360 Einwohnern, ein sehr alter Ort, kommt schon im Jahre 769 vor. Vor der Reformation war der Ort kirchlich in zwei Teile geteilt. Der größere, auf dem rechten Ufer der Glems gelegene Teil, gehörte zum Bistum Konstanz, der kleinere Teil auf dem linken Ufer zum Bistum Speyer. Die Glems bildete also die Grenze zwischen beiden Bistümern.
Jeder Teil hatte seine eigene Kirche, welche beide noch stehen und noch die Konstanzer und Speyrer Kirche heißen. Beide sind gotisch und stammen aus dem 15. Jahrhundert. Die Konstanzer Kirche, von der Bahn aus die nähere, mit schönem Chor, wird als Pfarrkirche gebraucht. Im Chor stehen sehr alte sehenswerte Schnitzarbeiten aus hartem Holz. Auch Glasmalereien und einige schöne Grabsteine sind beachtenswert. Der schlanke viereckige Turm hat ein sehr spitziges Zeltdach, 1871 neu mit Schiefer bedeckt. Die Speyrer Kirche liegt auf dem Gottesacker am nördlichen Ende des Dorfs, ist kleiner als die