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Rock Weekend: Autobiografischer Roman
Rock Weekend: Autobiografischer Roman
Rock Weekend: Autobiografischer Roman
Ebook624 pages5 hours

Rock Weekend: Autobiografischer Roman

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About this ebook

Einfach mal wieder raus aus dem Alltagseinerlei zwischen Familie, Beruf und Freizeitstress.
Alte Freunde treffen, Erinnerungen austauschen, deine Lieblingsmusik hören.
Am besten gleich ein ganzes Wochenende.
Der Traum vom Rock Weekend entwickelt sich zu einer bewegenden musikalischen Zeitreise durch die 80er, 90er und Millenniumjahre bis 2021.

Der Autor Achim Schäffer verbindet in seinem Erstlingswerk Erinnerungen an verschiedene Lebensstationen - Geschichten, Gedanken, Gefühle, Träumereien - mit Liedern, die ihm etwas bedeuten.
LanguageDeutsch
Publishertredition
Release dateJun 7, 2021
ISBN9783347305021
Rock Weekend: Autobiografischer Roman

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    Book preview

    Rock Weekend - Achim Schäffer

    Rock Weekend

    Ich flüchte in alte, lang erlebte Welten.

    In ganz private Träume, die Erlebtes mit Ersehntem verbinden.

    Reflektion.

    Gesichter, Personen zum Greifen nahe – und doch weiß ich nicht, wo sie jetzt sind, wie sie aussehen. Manchmal weiß ich nicht mal mehr ihren Namen.

    Und dann die Räume: Dunkelheit. Dezentes grelles Glitzerlicht. Gedanken drehen sich

    im Kreis, ganz langsam im Stehblues zweier verliebter Teenager, für die es in dem Moment kein Morgen gibt, geben darf, weil sie wissen, dass all das morgen vielleicht schon wieder vorbei ist.

    Gitarren,

    Bass,

    viel Lärm.

    Disco.

    Kneipe.

    Außer zum Knutschen blieb ich immer drin.

    Bis heute!

    Warum?

    Wegen der Musik!

    Wenn mir die Musik gefällt, schmeckt mir das Bier besser.

    Wenn mir die Musik gefällt, werde ich nicht müde. Wenn mir die Musik gefällt, möchte ich zappeln, hüpfen.

    Tanzen.

    Rockmusik ist meine Alltagsmedizin.

    Meine einzige Droge.

    Nebenwirkungen: Lange Nächte, Ausgelassenheit, erhöhter Alkoholkonsum.

    Früher.

    Vor allem früher.

    Unbeschwertheit.

    Freiheit.

    Jugend.

    Mit der großen Musikkarriere ist es leider nichts geworden. Wie denn auch?

    Keine Stimme, kein Instrument, zu wenig Personality. Wobei: Wenn es mir richtig gefällt, erlebe ich eine regelrechte Persönlichkeitsmetamorphose. Dann schüttle ich die Schwere des Alltags regelrecht aus mir raus. Die Droge wirkt noch intensiver. Ich rocke die gesamte Westfalenhalle. Oder noch besser:

    Die Loreley.

    Den Mannheimer Maimarkt.

    Rock am Ring.

    Gedanklich zumindest.

    Meine Playlisten sind die besten im Genre ‚Altemative Rockmusik‘ oder zu den Achtzigern.

    DJ wäre noch so ein Traum. Immer noch. Aber wer bucht schon, beispielsweise zu seinem 50. Geburtstag, einen alternativ angehauchten Rock-DJ.

    Das wird wohl alles nichts mehr.

    Deshalb tröste ich mich mit einem anderen Traum:

    Ich nehme mir ein paar gesellige Leute mit, die meine musikalische Leidenschaft teilen und dann gehen wir ein Wochenende gemeinsam weg. Zum Beispiel nach Spanien, gerne auch auf Texel. Wir haben eine tolle Party-Location, die jeden Abend proppenvoll ist. Wir feiern – und ich werde von Stunde zu Stunde, von Song zu Song lockerer. Ich mache die Musik.

    Meine Musik!

    Schwierig, weil ich mich für so vieles begeistern kann! Also tauche ich tief ein, in meine musikalischen Welten, in Erinnerungen, Geschichten, Fantasien. Ich schweife ab, ich recherchiere, erfahre sogar so einiges Neues, spaziere gedanklich durch die alten Zeiten.

    Chronologisch: freitags meine 80er, samstags die 90er, sonntags meine Millennium-Songs.

    Ein Soundtrack meines Lebens,

    ein ganzes Wochenende lang!

    Playlist auf Spotify:

    https://open.spotify.com/play-list/7i44foWW5f9fni2SNUz5iP?si=NTyUF-VkAQ5eop68PyrUFlg

    Playlist auf Apple-Music:

    https://music.apple.com/de/playlist/rock-wee-kend/pl.u-8aAVj4aCNxBG8j

    Alle Links, Infos und Extras auf

    www.rockweekend.net

    Freitag

    1. Meat Loaf: Modern Girl

    2. Spider Murphy Gang: Skandal im Sperrbezirk

    3. Ultravox: Hymn

    4. Billy Joel: Uptown Girl

    5. Nena: Fragezeichen (Live, 2018)

    6. Klaus Lage: 1000 und eine Nacht

    7. Alphaville: Forever Young

    8. Queen: Radio Gaga (Live Aid)

    9. Chris de Burgh: High on Emotion

    10. Saga: Wind Him Up (Live-1981)

    11. Bon Jovi: Runaway

    12. Scorpions: Hey You

    13. Depeche Mode: People Are People

    14. Cindy Lauper: Girls Just Want to Have Fun

    15. Corey Hart: Sunglasses at Night

    16. Duran Duran: Wild Boys

    17. Tears for Fears: Shout

    18. The McCoys: Hang on Sloopy

    19. Billy Idol: Mony, Mony

    20. Bryan Adams: Heaven

    21. Marillion: Pseudo Silk Kimono / Kayleigh / Lavender

    22. Def Leppard: Too Late for Love

    23. Dio: Holy Diver

    24. Ozzy Ozbourne: Suicide Solution

    25. Black Sabbath: Heaven and Hell

    26. JB 8707: Children of the Shame

    27. Ufo: Love to Love

    28. Falco: Jeanny

    29. Madness: One Step Beyond

    30. Bots: Sieben Tage Lang

    31. Heavy

    32. U2: Sunday Bloody Sunday (Live-1983)

    33. Loverboy: Turn Me Loose

    34. Rush: Red Sector A

    35. Peter Gabriel: Games Without Frontiers

    36. Manfred Mann’s Earth Band: For You

    37. Barclay James Harvest: Child of the Universe

    38. Jim Steinman: Rock’n Roll Dreams

    39. Die Toten Hosen: Wort zum Sonntag (Live 1987)

    40. Ramones: Rock ‘n Roll Highschool

    41. Sisters of Mercy: This Corrosion

    42. Fischer-Z: Room Service

    43. The Police: Roxanne

    44. The Clash: Guns of Brixton

    45. Magnum: On a Storyteller’s Night

    46. Kim Wilde: Kids in America

    47. Romeo Void: Never Say Never

    48. Helloween: Future World

    49. Queensryche: I Don’t Believe in Love

    50. Guns ‘n Roses: Patience

    51. Foreigner: Waiting For a Girl

    52. Simon and Garfunkel: The Sound of Silence

    53. Udo Lindenberg: Cello

    54. Bruce Springsteen: The River (Live – 1986)

    55. Karla de Vito: Cool World

    56. The Cure: Boys Don’t Cry

    57. R.E.M.: It’s the End of the World As We Know It

    58. Dead Kennedys: Pull My Strings (Live 1986)

    59. New Model Army: Vagabonds

    1. Meat Loaf: Modern Girl

    Ein Donnerstagabend im Herbst 1984:

    Wir hören wie immer die HR3-Hitparade.

    Ein bunter Mix; Pop, Rock, New Wave.

    Und dann kommt Modern Girl!

    Langsames Intro,

    choraler Refrain,

    Rockgitarre

    und der wiederkehrende Aufruf:

    Gimme the future with a modern girl!

    Super Song!

    Mein ständiges Leitmotiv für die nächsten Jahre!

    Eine Beziehung zu einem coolen Mädchen, feste Freundin, große Liebe, Zukunft!

    (Enttäuschungen, Dramen, Unsicherheit)

    Neben spannenden Maxiversionen brachte die Internationale Hitparade auf HR3 fast wöchentlich neue Namen ins Programm und sollte noch eine ganze Weile, eigentlich bis zum Ende meiner persönlichen ‚Pop-Epoche‘ einen wichtigen Beitrag zu meiner musikalischen Grundbildung leisten.

    Bad Attitude, das MEAT LOAF – Album mit Modern Girl war eine der ersten LPs auf meiner Schneider-Kompaktanlage, die ich zu Weihnachten 1984 geschenkt bekam. Darauf sind die JIM STEINMAN - Songs Nowhere Fast und Surf’s up so wenig bombastisch wie möglich interpretiert, was gut zum Album passt, aber eigentlich für MEAT LOAF (und JIM STEINMAN) absolut untypisch ist. Es klang auf jeden Fall fantastisch, insbesondere nochmal am Ende mit der sich steigernden Hymne Sailor to a Siren. Durch die Stereo-Anlage erlangte ich plötzlich ein ganz neues Hörgefühl.

    „Endlich richtig Musik hören!"

    Es sollte nicht lange dauern, ehe ich die ersten Macken dieses Luxus-Ghettoblasters kennen lernen sollte…

    MEAT LOAF war Mitte der 80er Jahre völlig weg vom Fenster. Sein folgendes Album Blind before I stop floppte total, obwohl auch aus dieser Zusammenarbeit mit FRANK FARIAN einige klasse Songs, wie das sehr persönliche Rock’n Roll Mercenaries oder der Titelsong resultierten.

    In einem Interview mit Spiegel Online anlässlich seines 2016er-Abschiedsalbum Braver Than We Are meinte MEAT LOAF dazu, dass ihn das Album auch heute noch begeistert. Ganz guter Erfolg in Europa, allerdings eben unterirdisch in den U.S.A.

    Und nur das zählt!

    Stimmprobleme, Streit mit der Plattenfirma, Streit mit JIM STEINMAN, Streit mit dem Management. Es lief nicht rund für MEAT LOAF. Live blieb er im wahrsten Sinne des Wortes ein Schwergewicht. Beim Konzert im Rosengarten in Mannheim 1988 spielte es das halbe Bad for Good–Album von JIM STEINMAN, welches er eigentlich Jahre vorher schon hätte einsingen sollen. Lange vor dem grandiosen Bat out of Hell II – Album zeichnete sich also schon Großes ab.

    ‚Der Dicke‘ fiel auf dem Tiefpunkt seiner Karriere – und natürlich fiel er weich!

    Ich pilgerte allein zum steilen Felsen am Rhein – Verbündete für den Trip zum ‚Motorradfestival‘ mit MEAT LOAF und MAGNUM fanden sich nicht.

    Nach einem grandiosen Auftritt räumte er die Bühne frei für einen Motorradpfarrer, der irgendwelche Rocker verheiraten (oder scheiden?) sollte. Die Menge grölte, die Loreley entfachte ihren eigenen Zauber. Dieses Konzert sollte nicht, durfte nicht so enden. Und tatsächlich, MEAT kam wieder. Standesgemäß auf einem Motorrad setzte er nochmals im Mittelteil von Bat out of hell ein und läutete so das tatsächliche Ende seines genialen Auftritts ein. Er schien selbst überwältigt von der tobenden Kulisse. Ich glaube dieser Abend legte einen Grundstein für das großartige Comeback in den 90ern. Die Geschichte von Bat out of Hell war noch nicht zu Ende erzählt…

    Im Laufe der Jahre ergab es sich immer wieder mal, das geniale Paradise by the Dashboardlight theatralisch nachzuspielen / zu tanzen. Es brauchte nur das passende Mädchen. Eine richtig gute Version dazu sah ich im November 2018 auf dem Bat ouf of Hell– Musical in Oberhausen. Wie stark MEAT LOAF gesanglich war, zeigt sich hier auch darin, dass die professionellen Darsteller reihenweise Probleme mit dem Gesang hatten. ‚Paradise‘ klappte, inklusive Auto, das von der Bühne rollt.

    ELLEN FOLEY, die Sängerin des Originals, brachte übrigens in den 80ern ein paar Solo-Alben mit richtig guten Pop-Rocknummern heraus, allen voran ihr Schmachtfetzen We Belong to the Night. Die Punk-Anleihen, die bei ihr teilweise durchklingen, sind nicht zufällig. Sie hatte eine Affäre mit dem THE CLASH - Gitarristen MICK JONES, es gab eine vereinzelte musikalische Zusammenarbeit, beispielsweise Hitsville U.K., und man mutmaßt, dass der Text von Should I stay or should I go auf diese Affäre zurückgeht.

    So spannte sich meine popmusikalische Mindmap immer größer und engmaschiger. Platten wurden getauscht Tapes aufgenommen, Zeitschriften gelesen, Radio gehört, Geschichte geschrieben…

    Dazu Sendungen wie Formel 1, Live aus dem Schlachthof, später MTV.

    Willkommen in meinen 80ern!

    2. Spider Murphy Gang: Skandal im Sperrbezirk

    Skandal!

    Einen kleinen Skandal lieferte ich, indem ich in der E-Jugend von Waghäusel nach Kirrlach wechselte. In Waghäusel war ich ein kleiner Star. Ich erinnere mich an ein Hallenturnier in Oberhausen. Gleiche Trikots, also spielten wir in Unterhemden. Man kannte damals noch keine Leibchen für Kinder. Meines war gelb. „Deck ihn! „Du musst den Gelben decken! Der gegnerische Trainer gönnte mir eine Sonderbewachung. Ich traf trotzdem und noch Jahre später kam meine Opa, der damals auf der Tribüne saß, mit der Geschichte, als der Trainer so Angst vor meinen fantastischen Fähigkeiten hatte.

    Jetzt also Kirrlach! Einerseits ein absoluter Neustart, aber es ging auch dahin, wo meine Eltern herkamen, meine Großeltern wohnten, wo ich als Baby gewohnt hatte. 2 Kilometer östlich, ein Riesenschritt.

    Sportlich auf jeden Fall. Die Mannschaft war besser, wir spielten oben mit. Damals noch auf Großfeld, pro Spiel nur feste Wechsel. Wie es um die Kondition der meisten Kinder heute aussieht, lässt sich daran ganz gut ablesen. Heute auf Kleinfeld zahlreiche fliegende Wechsel (was per se nicht schlecht sein muss), kaum einer / eine ist fähig, voll durch zu powern. Vor allem schnelle Drehungen und Richtungswechsel fallen schwer. Da helfen auch all die Hütchen und Stangen und Ringe und Hürden und Leitern an den durchgetakteten, standardisierten Trainingsabenden nicht weiter. 1980 trainierten wir keine Koordination, wir hatten sie. Koordination ist heute ein wichtiges Trainingsziel – zahlreiche Kinder kriegen die Beine trotzdem nicht sortiert. Und das sind die guten Sportler – die schlechten sitzen zu Hause am Bildschirm.

    Vom Opa bekam ich eine Mark für jedes Tor, was sich anfangs für mich echt lohnte. Ich denke, dass in der E/D-Jugend alles in allem teilweise über 40 Tore im Jahr zusammenkamen. Mein Opa nahm auch schnell Abstand von den angedachten 5.-DM pro Tor.

    Im Laufe der Jahre wurde diese Einnahmequelle aber schnell ziemlich unzuverlässig.

    Trainingsmäßig hatte ich zuvor die alte Schule im positiven Sinn kennengelernt.

    „Passen - Stoppen – Schießen!"

    Immer wieder. Zumindest beim Passen und Stoppen hat das ständige Einüben auch was gebracht. Das Training in Kirrlach verlief anders, abwechslungsreicher, anspruchsvoller.

    Wir hatten einen jungen engagierten, motivierten, lebensfrohen Trainer und als ich in die D-Jugend kam, weiß ich, dass ich richtig traurig war, nicht weiter unter ihm spielen zu können. Ich meine, es war im Jahr danach, als er beim Fußballspielen in der Halle zusammenbrach. Tot!

    Das war damals hart, aber ich hatte genügend Abstand, um das wegzustecken, zu verarbeiten. Niemals hätte ich geahnt, gedacht, dass so ein Einschlag mal in meinem engsten Umfeld passieren sollte.

    Skandal!

    Skandalös verlief auch die WM 1982 in Spanien. Für die Suchmaschine:

    Schlucksee – das famose Trainingslager vor der WM. Der Name war scheinbar Programm.

    Schande von Gijon– der Nichtangriffspakt im letzten Gruppenspiel gegen Österreich.

    Battiston – der ‚Zusammenstoß‘ des Franzosen mit dem deutschen Torwart Toni Schuhmacher im ansonsten grandiosen WM-Halbfinale.

    Skandal!

    Über Jahrzehnte lief bei uns zu Hause morgens beim Frühstück der Radiosender SDR1, zumindest, solange es den Sender gab.

    Dies bedeutete in meiner Kindheit jeden Morgen so eine halbe Stunde teils übelster Schlager. Damit wurde ich groß und mit mir viele Alters – und Leidensgenossen. Der Kaba schmeckte morgens nicht unbedingt besser, wenn im Hintergrund der Fischer von St. Juan gehuldigt wurde, deren Boot wahrscheinlich immer noch nicht angekommen ist oder jemand den Eugen grüßte (Howard Carpendale - Hello Again).

    Aber ich hab’s ja überlebt.

    Irgendwann wechselte man wohl den Musikredakteur, vielleicht wurde ich auch einfach hellhöriger, affiner. Auf SDR 1 habe ich zum ersten Mal den MEAT LOAF -Song ‚Read em and Weep‘ gehört, in der Schnulzenversion von BARRY MANILOW. Ich meine sogar, dass weitere JIM STEINMAN -Nummern, die ich erst wesentlich später so richtig für mich entdeckte, damals auf dem Schlagersender gespielt wurden. Total Eclipse of the Heart, Making Love out of Nothing at All.

    Ganz sicher dudelte Words von F.R. DAVID auf SDR 1 rauf und runter, 1982 ein Nummer 1-Hit in Deutschland.

    Skandal!

    Auch Neue-Deutsche-Welle-Hits konnte man zuweilen auf SDR1 hören. Im Sog der Welle erschien 1981 Skandal von der SPIDER MURPHY GANG.

    Was ein Lied, was ein Text! Für einen Zwölfjährigen war das damals so mit das Verbotenste, was man sich vorstellen konnte.

    Die Münchner Nuttenszene und eine anrüchige Telefonnumer!

    Einige bayrische Sender spielten Skandal im Sperrbezirk nicht, ich meine, SDR1 wohl! Auf jeden Fall leiteten Lieder wie dieses eine Zeitenwende für mich ein.

    Gitarrenmusik!

    Andere Texte!

    Protest!

    Skandal!

    Eine Partyhymne, die mich mein ganzes Leben begleiten sollte! Laut Wikipedia stand Skandal im Sperrbezirk am 7.12.1981 auf Platz 1 der deutschen Charts.

    3. Ultravox: Hymn

    Radiohit!

    Die frühen Achtziger, das hieß bei mir vor allem Fußball und Lesen. Fußball: Jede freie Minute, in den Ferien gerne schon morgens ab 9 auf der ‚Schulwies‘. In der Fußballpause dann lesen – alles, was mir zwischen die Finger kam. Viel Karl May. Beim Spielen im Wald konnte ich mich kriechend anschleichen, wie Old Shatterhand bei seiner Befreiungsaktion für Winnetou. Ein Held!

    Am Wochenende zuschauen bei den Spielen der 1. Mannschaft. Wir waren mit einer Gruppe Jungs ein richtiger Fanclub, wobei besonders bei Lokalderbys auch eine besondere Atmosphäre herrschte. Wenn Kirrlach gegen Oberhausen oder gegen Wiesental spielte, kamen weit über 1000 Besucher. Ein richtiges Happening! Ich weiß noch, wie wir bei einem Derby ein Laken bemalt hatten: ‚Oberhausen Go Home!‘

    Des Englischen nicht soo mächtig, wurde ich von einigen Erwachsenen angesprochen:

    „Was heißt’n des, Oberhausen 60 h-o-m-e"?

    1982 gewannen wir mit der D-Jugend so ziemlich alles, was man so gewinnen kann. Und das Ganze trotz eines Trainers, der mit uns ein verkapptes Leichtathletiktraining durchzog. In der Intensität und im Inhalt heutzutage undenkbar. Aber wir machten auch viele kurze Sprints und schnelle Bewegungen, nicht das typische Rundenlaufen.

    Ich weiß noch, wie mich der Coach bei einem Testspiel draußen ließ. Unfassbar! Ich – der Leistungsträger, der Spielführer, der Star! Ich war sauer, enttäuscht, verwirrt.

    Es sollte für mich die beste Runde meines recht kurzen Fußballlebens werden…

    Viele Tore, schöne Tore, entscheidende Tore – das 2: 1 in der Verlängerung des Kreispokalfinales gegen unseren Dauerrivalen aus Östringen: Langer Abschlag, der auf dem trockenen, harten Rasen im Kraichgau ein paar Mal hoch aufsetzte. Achim Schäffer, vor dem Verteidiger hinter dem Ball herrennend, der Ball springt über den herausstürmenden Torwart, an der Strafraumlinie mache ich einen Schritt und spitzle den Ball ins lange Eck. Ganz langsam rollt der Ball in Richtung Tor. Innenpfosten. Drin!

    Unvergessen!

    So schlecht kann der Trainer dann doch nicht gewesen sein, denn wir sahen sehr selten ‚Alt‘ aus.

    Im Jahr 1982 trank ich nach dem Gewinn der D-Jugend-Kreismeisterschaft zum ersten Mal Alkohol, einen Schluck Sekt. Ab der C-Jugend gab es nach den erfolgreichen Heimspielen in der Landesliga immer ‚Stein Korea‘ – und wir gewannen zumindest im ersten Jahr oft.

    Auch für die Kreisauswahl wurde ich häufiger nominiert. Der Trainer, Jupp Derwall (zumindest hielt er sich dafür), war so ein kleiner Provinzprinz. Das Training war nach heutigen Maßstäben grottenschlecht. Völlig spielferne Übungsformen, viel Ausdauer.

    Bei einem Sichtungsturnier in der Sportschule Schöneck ließ er mich mal während eines ganzen Spiels warmlaufen, rein kam ich nicht. Zum großen Wurf hätte es eh nicht gereicht, ich war einfach auch zu schmächtig. Aber was Training und Menschenführung betrifft, hat sich in den letzten 40 Jahren glücklicherweise (nicht nur) im Fußball einiges getan.

    Neben Fußball hatte ich noch eine zweite Lieblingssportart: Ringen Mein Vater nahm mich oft zu den Abendkämpfen mit.

    1982 bei der spektakulären Meisterschaft des AV Reilingens waren wir bei allen Heimkämpfen in Kirrlach dabei. Unvergessen das Finale gegen Witten in der übervollen Rheintalhalle.

    Wie viele Zuschauer? 3000, 4000 – keine Ahnung. Wir standen auf einem Tisch im Gang über der ausziehbaren Tribüne und fieberten mit, feuerten an.

    „Blau passiv! „Schultersieg!

    Das war so ein Vater-Sohn-Ding. Wir liebten beide den Sport, die Spannung, die Atmosphäre auf den vollen Tribünen und ich genoss es, als Ältester das Privileg zu bekommen, mal mehr mit Papa zu unternehmen.

    Father and Son.

    Ich weiß noch, dass ich einmal mit meinem Vater unter der Woche abends zu den Fußball-Stadtmeisterschaften in die Rheintalhalle wollte. Er nahm mich mit, war aber wenig begeistert. Später wurde ich müde, hatte genug gesehen.

    „Können wir gehen?"

    „Nein, jetzt musst du mal noch warten!"

    Schließlich lief ich die 4 Kilometer nach Hause. Allein. Zum ersten Mal, später sollte das eine durchaus vertraute Strecke werden.

    Ich konnte meinen Vater nicht verstehen: Wenn ich doch müde bin, die Spiele fast gelaufen sind, warum können wir nicht einfach gehen. Damals war dies ein Schritt meiner Abnabelung. Heute, selbst Vater, denke ich anders darüber. Auch Erwachsene haben Recht auf Freizeit und Freiheit, sogar Väter. Aber gerade zwischen Vater und Sohn ist da die Kommunikation nicht immer einfach. Und die Leerstellen des Ungesagten werden recht unterschiedlich und individuell aufgefüllt.

    Und dann lief irgendwann Hymn im Radio. Den Sänger und Songwriter MIDGE URE lernte ich später noch als Solokünstler kennen. Erst jetzt – dank Wikipedia-wurde mir klar, dass URE auch der Kopf hinter VISAGE war, dass er ‚Fade to Grey‘ mit produzierte, dass er Live-AID mit BOB GELDORF zusammen initiierte, dass er an der Komposition und Produktion von Do they know it’s Christmas Time beteiligt war, wie groß sein Einfluss auf Synthie-Pop und New Wave Anfang der Achtziger in Großbritannien war.

    MIDGE URE war in den 70ern als Rockmusiker erfolgreich, hatte mit SLIK bereits 1975 einen Nummer 1-Hit in Großbritannien und spielte auch kurzzeitig bei THIN LIZZY. Er liebäugelte mit dem Punk und wäre fast bei den SEX PISTOLS gelandet. Wenn man genau hinhört, fällt dies bei den ULTRAVOX-Songs auch auf, zumal die Band vor dem Einstieg von URE auch viel punkorientierter war – man höre nur mal Young Savage! Aber über allem klingen die Synthesizer. Punk, Rock, Wave–Pop: 1982/83 wusste ich da noch wenig von. Hymn war das eingängige Lied aus dem Radio, der Hit, neben Vienna und Dancing with tears in my eyes ein Höhepunkt auf dem Album The Collection.

    Hymn ist pubertär.

    Abgrenzung.

    Abnabelung.

    Der Anfang von etwas Großem, Fremden, Unheimlichen – von sieben wilden Teenagerjahren!

    4. Billy Joel: Uptown Girl

    Meine Kindheitswelt in Waghäusel war klein und übersichtlich. So alle 2-3 Jahre bekam unsere Familie weiteren Zuwachs, ehe wir ab 1977 komplett waren. Vier Geschwister, drei Jungen, ein Mädchen. Ab 1978 leisteten wir uns einen jährlichen Sommerurlaub in Ungarn.

    Ungarn.

    Die Heimat meiner Großeltern.

    Die Vorfahren sind vermutlich um 1785 nach Ungarn ausgewandert.

    Donauschwaben.

    Die zwischen Donau und Neckar, auf der Schwäbischen Alb liegenden Dörfer litten damals unter Verheerungen der andauernden Kriegszüge. Auch das Anerbrecht (Ahnenerbe) – welches ein Kind als Alleinerben vorsieht – trug dazu bei, dass für viele Dorfbewohner die Auswanderung als einziger Ausweg übrigblieb. Die verlockenden Angebote des Ansiedlungspatents: Völlige Glaubensfreiheit, Haus, Feld und die dazugehörenden Wirtschaftsgeräte wie Zuchttiere.

    Für Handwerker 50 Gulden zur Einrichtung ihrer Werkstatt und vor allem die 10-jährige Steuer- und Abgabenfreiheit stimmten die letzten Zweifelnden positiv.

    Und so siedelten sie sich im Dorf Kirwa (Mariahalom), ca. 40 Kilometer nordöstlich vor Budapest an und arbeiteten. Sie betrieben überwiegend Landwirtschaft und bildeten kleine deutsche Enklaven im Österreich-Ungarischen Reich.

    Arm, aber nicht unglücklich.

    Altdeutsche Traditionen und Gewohnheiten überlebten wie die Sprache, wie die Menschen.

    Im 2. Weltkrieg kämpfte mein Opa für Ungarn in Russland. Sicherlich wichtig! Das kostete ihn ein kugelgroßes Loch im Zeh, aber noch schmerzhafter: Der Krieg kostete ihn seine Heimat.

    Wer deutsche Wurzeln hatte, sollte den neuen politischen Warschauer Pakt verlassen.

    Vertreibung.

    Flucht.

    Also musste die Familie Schäffer im April 1946 mit ihren bald drei kleinen Kindern – mein Vater ist 1947 geboren – von vorne beginnen.

    In Deutschland.

    In einem Land, einer Umgebung, unter Menschen, denen 12 Jahre lang einindoktriniert worden war, dass alles Fremde schlecht ist. Unarisch.

    Ungarisch.

    In einem kaputten Land, in dem jeder genug mit sich selbst zu tun hatte.

    Gegen wie viele Widerstände sie wohl ankämpften. Als letztes Glied in der Kette. Die ‚ungarischen Zigeuner‘ mit ihrem komischen bayrischen Dialekt.

    Flüchtlinge. Vertriebene.

    Nirgends erwünscht.

    Gleichzeitig ist das Maß an Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe, die ihnen widerfuhren, unfassbar. Sie hatten nichts und mussten sich alles erarbeiten.

    Das Sparkonto, das Haus, die Urlaube.

    Neue Existenz.

    Mein Opa war der Held meiner Kindheit. Er spielte Fußball mit uns, obwohl er es nicht konnte,

    planschte im Balaton mit uns, obwohl er wasserscheu war. Er sprach alle Sprachen, vor allem die der Menschlichkeit.

    Er brachte mir das Mühlespielen so bei, dass ich den Gegner einsperre, ohne viele Mühlen zu bauen. Ich verlor so oft gegen ihn, Jahre, bis ich es begriffen hatte. Dann gewann immer ich.

    An Neujahr früh morgens ging er mit uns zu Häusern in der Nachbarschaft und legt laute Böller vor das Haus oder in den Briefkasten. Welch ein Krach! Er freute sich, wie ein kleines Kind.

    Wenn er ausdrücken wollte, dass etwas nicht so schlimm ist, nicht so dramatisch, egal, sagte er „Jowoan". Ich habe da keine Übersetzung für, aber erwische mich mit zunehmendem Alter immer öfter dabei, dass ich beschwichtige und mich bemühe, ruhig zu bleiben. Es gibt Schlimmeres, kommt mal wieder runter, worüber reden wir hier eigentlich.

    „Jowoan"

    Die Reise in den Ungarn-Urlaub. Vier Kinder hinten drin.

    „Mir ist heiß!"

    „Es stinkt schon wieder!"

    „Thorsten wird schon wieder ganz blass!"

    „Ich hab Durst!"

    „Sind wir gleich da?"

    „Wie lang noch?"

    Kein Smartphone.

    Kein DVD-Player.

    Keine Klimaanlage.

    Urlaub!

    Die Grenze.

    Der eiserne Vorhang.

    Stundenlanges Warten bei Sopron.

    Das Ende der Welt.

    Oft reisten meine Großeltern und meine Tante zur selben Zeit wie wir.

    Die Fähre in Tihany, eine Halbinsel am Balaton. Überfahrt nach Zamardi.

    Zum Campingplatz.

    Zwei Geschwister drinnen im Wohnwagen bei den Eltern, wir beiden Großen draußen in der ‚Hundehütte‘. Den ganzen Tag in der riesigen Badewanne Balaton.

    Mittagessen für 2.- DM. Panierte Schnitzel, Hähnchenschenkel, Pilzköpfe. Trinken bekamen wir in der Mittagskantine nie. Zu teuer, das konnten wir ja später am Wohnwagen nachholen.

    Beim Eisverkäufer: Jeden Tag eine Sorte: Mal Schoko, mal Vanille, manchmal Kokos (‚Bäh‘).

    Wir bestellten die Zeitung nach, so dass mit einigen Tagen Verspätung die BNN in Ungarn ankam.

    Welch ein Luxus!

    Selbst im Urlaub fast auf dem neuesten Stand sein, wenn man eine Woche später das Ergebnis vom ersten Testspiel vom FC Kirrlach in der Zeitung lesen konnte.

    Exklusiv!

    Ansonsten: Kein TV, kein Handy, kein Internet.

    Herrlich!

    Die Welt am Campingplatz in Zamardi war klein und übersichtlich Auf der Rückfahrt – vollgeladen mit billigem Krim-Sekt, Kristallgläsern und sonstigen Souvenirs - begleitete mein Opa die Grenzsoldaten mit in den Wohnwagen. Die bekamen dann kleine Geschenke. Seife war beliebt, vielleicht West-Zigaretten, wenn es ganz dicke kam ein paar D-Mark. Und schon ging die Abenteuerreise weiter Richtung Heimat.

    1983 dudelte im Radio ein Lied rauf und runter:

    BILLY JOEL – Uptown Girl.

    Ein echter Ohrwurm.

    Lieblingslied.

    Mir war nicht bewusst, wie weit Billy Joels Mädchen in seiner ganz eigenen Welt von meiner eigenen kleinen, bescheidenen Welt entfernt war.

    Egal, ich hatte das Lied, den Ohrwurm. Ich mochte aber auch die weiteren Nummern vom Innocent Man – Album, zum Beispiel Tell her About it.

    Später: We didn’t start a fire.

    Es dauerte, bis ich The Piano Man entdeckte. So richtig erst in den 90ern, musikalisch in einer anderen persönlichen Epoche. Der Piano Man ist erwachsen, da war ich noch ein Stück von weg!

    So ist Uptown Girl für alle Zeit mit 1983 verbunden. Mit dem sich langsam, aber immer deutlicher ankündigenden Ende meiner Kindheit im kleinen, beschaulichen Waghäusel.

    5. Nena: Fragezeichen (Live, 2018)

    Eine weitere Hitparade, der ich als Kind regelmäßig folgte, war die ZDF-Hitparade mit DIETER-THOMAS-HECK. Die Flut an Schnulzen, Schlagern und sonstigen musikalischen Abgründen entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem mich erschlagenden Tsunami – seit meiner späten Kindheit bin ich (mit wenigen Ausnahmen) ein bekennender Schlagerhasser.

    Auch DIETER-THOMAS-HECK musste sich in seiner Sendung plötzlich mit der Neuen Deutschen Welle auseinandersetzen. Auf YouTube findet man dazu lustige Auftritte, beispielsweise von UKW oder Trio, die einen recht ratlosen Moderator und ein ziemlich überfordertes Publikum hervorriefen.

    Das Publikum:

    Ein Einheitsbrei spießiger Nachkriegsbürger, die selig-lächelnd brav im Takt klatschen. Kecke, dezent geschminkte, junge Damen, die sich sogar trauen, während eines Auftritts ihren verehrten Helden einen stramm gebundenen eintönigen Blumenstrauß zu überreichen. Keiner hinterfragt, wie diese es schaffen, dennoch beim Singen jeden Ton zu treffen…

    Die ZDF-Hitparade hatte eine klare Rollenverteilung: Hier die anhimmelnden jungen Damen, dort die brustbehaarten, hemdsärmeligen, schnauzbärtigen Männer.

    Die Macher.

    Die Machos.

    Ich bin sehr dankbar und glücklich darüber, dass ich so friedlich, frei und sorglos aufgewachsen bin, dass ich Teil dieses spießigen Miefs war. Irgendwo zwischen dem wöchentlichen Samstagsbad, dem jährlichen Dinner For One und der ZDF-Hitparade am Montagabend entwickelte sich für mein Leben ein zuverlässiger, fester Kompass, dessen klare Orientierung den Alltag so übersichtlich und klar erscheinen ließ.

    ZDF-Hitparade Nr.173 vom25.02.1984

    Das Playback ist zu leise: Aufgrund technischer Probleme konnte NENA während ihres Auftritts ihr Playback nicht gut hören. Was sie dann gesangstechnisch von sich gab, war so lala. Warum diese ‚Panne‘ ausgerechnet bei NENA passierte, sei dahingestellt. Im Internet kursieren dazu die wildesten Theorien. Für mich selbst läutete dies einerseits das endgültige Ende der Hitparadenzeit, des Schlager Ertragens, meiner Kindheit ein.

    Aber auch NENA habe ich danach lange Zeit eher wenig bis gar nicht gehört.

    Die Neue Deutsche Welle war für mich die Brücke zwischen Kindheit und Jugend, NENA ein erstes Idol. Nur geträumt, Leuchtturm,

    Irgendwie, Irgendwo, Irgendwann, natürlich 99 Luftballons. Mit ihren Auftritten und Interviews gelang es ihr aber nicht, unbedingt mehr Sympathien zu gewinnen, um nicht zu sagen, dass es manchmal sehr nervig war. Vielleicht musste es aber so sein, um sich als Frau in der extrem Männer dominierten Musikwelt durchzusetzen. Mit langen Abständen hatte ich immer wieder so kurze ‚NENA-Phasen‘. Die neuen ‚Millenniumversionen‘, zu unserer Hochzeit 2005 oder eigentlich auch wieder 2019 mit dem Live-Album, worauf sehr viele 80er-Songs eingespielt sind.

    Fragezeichen wirkt in dieser neuen Fassung ohne Saxofon viel kraftvoller und rockiger.

    Nach und nach legte ich den Ballast meiner Kindheit ab und ging meinen eigenen Weg, der in den folgenden Jahren ab und an auch mal in einer Sackgasse endete.

    Einiges habe ich hinter mir gelassen, anderes neu entdeckt, aber die Grundpfeiler meiner Kindheit, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, na ja, eine gewisse Ordnung, konnte ich mir immer bewahren.

    Ansonsten sah ich 1984 die Mädchen meiner Klasse in bunten, weiten T-Shirts, Stirnbändern, lockigen Haaren und langen Socken. Und ich sah das große Fragezeichen vor meiner ganz persönlichen ‚Future World‘.

    Die Reise hatte gerade so richtig begonnen.

    6. Klaus Lage: 1000 und eine Nacht

    Wenn aus Freundschaft plötzlich mehr wird!

    KLAUS LAGE ist weder Rocker noch Schlagersänger, weder Model noch Sternchen. Einfach KLAUS LAGE.

    In meinem Musik-Universum konnte er sich so einen festen Platz erobern. Ehrlich, offen, kritisch. Noch heute kann ich jede Zeile von 1000 und eine Nacht mitsingen. Im wahren Leben glaube ich da allerdings wenig von. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass eine langjährige gute Freundin noch lange keine feste Partnerin sein muss. Aus Vertrautheit wird plötzlich Unsicherheit, aus Ausgelassenheit Schweigen. Mädchen hatten früher (wie heute) bessere Antennen dafür.

    Moral: Junge, suche dir eine feste Freundin, die du vorher nicht kanntest! (haha)

    Der Titelsong des dazugehörigen Albums, Schweissperlen, hat die Botschaft, dass von einer/einem EX, von einem geliebten, vermissten Menschen, immer etwas zurückbleibt, das man für sich selbst bewahren kann und wenn es nur der Geruch von Schweißperlen ist. Tatsächlich finde ich es angenehm, positiv, wenn man sich ganz persönliche Erinnerungen bewahren kann, ein gutes Gefühl.

    In seinem ersten Hit Mit meinen Augen beschreibt Lage die Liebe zu einer Frau, deren Vorzüge er für sich entdeckt hat, die ihn umhaut.

    Als Jugendlicher war und ist es schwer, jemanden nur mit den eigenen Augen zu sehen. Ich weiß, dass Freundschaften, Beziehungen zu Mädchen, die ich mochte und die mich mochten, nicht zustande kamen aus Sorge, was die anderen dann wohl sagen. „Was, mit der? „Wie die aussieht! „Die Dicke???"

    Ganz viel hat sich in den letzten 30 Jahren nicht geändert, aber ich meine, dass unsere Gesellschaft schon offener und gleichzeitig sensibler geworden ist. In den Achtzigern hieß Mobbing noch nicht Mobbing, dafür war es intensiver. Heute gibt es aber Social Media… Als Opfer war ich selbstbewusst

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