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Schoßgeschosse: Kriminalroman
Schoßgeschosse: Kriminalroman
Schoßgeschosse: Kriminalroman
Ebook104 pages1 hour

Schoßgeschosse: Kriminalroman

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About this ebook

Eine aufällig blasse Leiche treibt in einem ägyptischen Hotelpool. Was steckt dahinter? Ein Sexualmord? Islamistischer Terror? Kommissar Motz wird aus Wiesbaden an den Tatort geschickt. Und dabei mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert. Ein Krimi voller Abgründe. Bestechend durch unverwechselbaren Wortwitz.
LanguageDeutsch
Publishertredition
Release dateDec 4, 2015
ISBN9783732368419
Schoßgeschosse: Kriminalroman

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    Book preview

    Schoßgeschosse - Peter Theisen

    I

    Das Krähen einer Kröte. Können Frösche in Leichen laichen? Kopfkratzen. Der deutsche Kommissar Klaus Motz am Rande des Beckens und des Wahnsinns. Der Körper der Blonden leblos im nassen Element. Der Friede sei mit Dir! Und mit Deinem Geiste? Nein! Auch mit Dir der Friede, ägyptischer Kriminalkollege. Was ist passiert? Die Frage aller Fragen. Alhamdu lillahi. Nur ein weißer Slip, angerissen, abgerissen. Aufgerissen? Gast im Sharming Plaza seit zehn Tagen. Unauffällig. Alleinreizende aus München. Auffallend bleich nach anderthalb Wochen Bestrahlung durch die Sinaisonne.

    Name: Eka Schneider

    Alter: 33

    Beruf: Versicherungskauffrau

    Lebensstand. Nein: Lebenslage: geschieden

    Geburtsort: Narva, Estland

    Wasserfarbe: Türkis. Schwimmkörper schwammig. Holt sie raus! Alhamdu lillahi.

    Tee trinken. Schai schlürfen.

    Motz müde: Zu wem hatte sie Beziehungen?

    Kommissar Mahmoud (Klang: Mach Mut): Das Hotel hat 666 Zimmer, zur Zeit 444 Gäste. Deutsche, Russen, Engländer. 222 Angestellte. Jeder kommt in Frage.

    Motz mutlos: Wo anfangen?

    Im Frauenzimmer. Weiße Wände. Wohlige Wärme. Wenig Wimperntusche. Weiße Wäsche.

    Mahmoud: Das ist interessant. Nur weiße BHs und Slips. Weiß Gott. Jede Ägypterin hätte auch rote, schwarze und bunte Höschen. Ist das normal in Deutschland?

    Motz ohne Worte. Aber Fetzen in seinem Kopf:

    Sharm El Sheikh 1999: Urlaub mit Ursula. Unterfränkin ungarischer Herkunft. Große Liebe? Jedenfalls triefende Triebe. Rote Rosen und lila Lilien. Abtauchen im Roten Meer.

    Motz: Hat sie getaucht?

    Mahmoud: Nein, nur geschnorchelt. Fast jeden Tag am Hotelstrand.

    Yala!

    Weiter Weg von Block neun zum Meer. Motz schwitzt. Am Himmel die gleichen Fetzen wie in seinem Kopf. Waberndes Weiß vor blassem Blau. Die Gebäude im Mudejar -Stil. Jedenfalls arabisch. Die Bögen über den Eingängen treppenförmig. Plätze zum Plaudern mit Springbrunnen ohne Wasser. Viel Schatten, wenig Licht. 99 Stufen von der Hotellobby bis zur Event-Plaza ganz unten. Das Rote Meer vor violetten Bergen. Motz schnauft durch. 99 war noch Platz. Jetzt ist jeder Kubikmeter verbaut. Törichter Tourismus. Verfickter Fremdenverkehr. Überflüssige Urlauber, denkt Motz mit Seitenblick auf die betrunkenen Briten, dösigen Deutschen und roten Russen.

    Mahmoud: hier ist alles inklusive. Auch der Alkohol.

    Motz: Was kostet so ein Urlaub?

    Mahmoud: Zwei Wochen 450 Euro. Mit Flug.

    Schwerter auf Flugscharen, denkt Motz. Solche Preise ziehen üble Urlauber an. Nur Sonne und Suff. Keine Neugier aufs Land. Wie anders war Ursula. Ackerte Arabisch jeden Morgen. Bettete sich mit ihm im Beduinenzelt. Zerbrach sich den Cerberus über sanften Tourismus. Besänftigte ihn im Dunkel der wüsten Nacht.

    Weit weg.

    Der Hotelmanager tritt hinzu. Glatze. Gier im Gesicht.

    Yusuf: Wir unterstützen Sie selbstverständlich bei Ihren Investigationen. Ich darf Sie meinerseits bitten, unauffällig zu agieren. Sie wissen: die erste und zweite Revolution haben viele Gäste abgeschreckt. Gerade stabilisieren sich die Buchungen. Unruhe ist Gift fürs Geschäft.

    Klar, der gierige Geier denkt nur ans Geld.

    Motz motzig: ich verstehe Ihr Anliegen. Aber hier geht es um ein Menschenleben. Das hat Vorrang.

    Yusuf: Es ist sehr bedauerlich. Aber Unfälle kommen vor. Ich habe den Rücktransport bereits organisiert.

    Wie bitte? Nur über meine Leiche. Erst einmal wird obduziert.

    Ist das wirklich nötig? Die Dame ist sicher etwas angetrunken nachts in den Pool gesprungen. Da hat sie einen Schlag bekommen.

    Und wie erklären Sie sich, dass sie nur einen Slip trug. Und am Pool keine Kleider von ihr lagen?

    Sie hat sich in ihrem Zimmer ausgezogen, ist dann zum Pool, um halbnackt zu baden. Die europäischen Gäste machen manchmal so verrückte Dinge. Besonders, wenn Alkohol im Spiel ist. Sie verstehen?

    Wieder wabern weiße Wölkchen durch Motz’ Sinne. Mit Ursula nachts am Strand. Der Himmel ein Zelt voller Funkeln. Das Einssein ihrer und der Himmelskörper. Eine Sinfonie harmonischer Hormone. Schwerelose Schwingungen schwitzender schwärmerischer schwelender Schwell….

    Schwierig, aber Motz reißt sich zusammen.

    Schwallen Sie nicht rum. Zum Kollegen Mahmoud: Haben Sie gute Spezialisten? Sonst verständige ich sofort das BKA. Alhamdu lillahi

    Beruhigen Sie sich, Kollege Motz. Unsere Experten sind aus Kairo unterwegs. Ausgezeichnet ausgebildet - von Deutschen übrigens.

    Der Hotelmanager schaut auf einmal lustig listig drein: Herr Kommissar. Am besten Sie beziehen ein Zimmer in unserem Haus und benehmen sich wie ein ganz normaler Tourist. Dann sind Ihre Recherchen sicher ergiebiger bei den Gästen.

    Motz muss dem Nager mit den zwei vorstehenden Schneidezähnen innerlich Recht geben.

    Ein Angestellter bringt ihn zu Block neun, Zimmer 9156. Von seinem Balkon aus hat er einen Blick auf den ruhig daliegenden Pool, in dem ein Angestellter am frühen Morgen die Leiche entdeckt hat. Motz zündet sich eine Zigarette an. Die Kröten fangen wieder an zu krähen.

    II

    Motz schläft unruhig. Seine wirren Träume wahrheitsgemäß wiederzugeben ist unmöglich. Doch in etwa ist es so:

    Krötenwanderung auf Kieseln. Hunderte, nein Tausende Tiere. Krähend wie Raben. Sie springen klebrig Meter um Meter heran. Manche reiten auf dem Rücken der Artgenossen. Genossen! Artig voran! Ruft die vorderste, besonders dicke, besonders klebrige, besonders hässliche Kröte. Voran Genossen, krähen die anderen im Verbund. Jetzt nähern sie sich schon dem imposanten Hoteltor. Stillgestanden ruft die Chefkröte. Die Masse verstummt. Kein Laut ist zu hören. Totenstille. Links rum, kräht Kröte eins. Quietschend wechselt der Amphibienberg seine Richtung. Macht die roten Rosen und die lila Lilien nieder, wälzt sich unaufhaltsam Richtung Block neun. Wasser! Wasser! Quillt es aus tausend Kehlen. Sie stimmen das Laichlied an: Die Kröte kommt, die Kröte kommt. Und sie hat Tausend Eier im Bauch. Und sie hahat Tausend Eier im Bauch. Die Kröte kommt, sie kommt mit Brut - das tut sehr gut. Nur Mut, nur Mut. Da hüpfen sie auch schon in den nachts bläulich schimmernden Pool. Einige entdecken die Frau im weißen Baumwollhöschen. Neugierig beschnuppern sie den Körper. Lecken in den Ohren den Schmalz aus der Frau. Ein immer größerer Berg macht sich über sie her. Sie nagen an den Füßen, schmatzen an den Fingern, schlüpfen unter den Slip. Saugen an den Lippen. Heute laichen wir in einer Leiche, ruft die Anführerin. Sie führen Millionen Eier in den schwebenden Körper ein. Das Banging dauert, jede Kröte kommt dran. Schnüffelnd, schmatzend, schmollend. Motz sieht jedes Detail. Immer wieder wölbt sich das weiße Baumwollhöschen, die Höhle darunter ist der bevorzugte Laichplatz der klebrigen faustgroßen Viecher. Sie haben einen guten Riecher. Als sie sich endlich von dem Befruchtungsort abwenden, bläht der sich furchtbar auf. Wie ein Ballon. Das Gesicht Ekas wandelt sich in eine furchtbare Fratze. Die Augäpfel treten aus den Höhlen. Die Nasenflügel weiten sich zu pferdlichen Nüstern, die Backen zu riesigen Kiemen. Die zuvor kleinen stämmigen Brüste blähen sich zu gigantischen Kugeln, die jeden Schönheitschirurgen blass vor Neid werden ließen. Der weiße Bauch ähnelt immer

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